Glücklicherweise kennen die Uli, der Klaus, der Winfried und der Erwin, also meine Lateinlehrer, meine Adresse in Hannover nicht, sonst kämen sie mit Fackeln und Mistgabeln angelaufen, um mich zu verprügeln für diese unerträgliche Verballhornung von Catos berühmten "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam" ... Nun ist es aber so, dass meine Mutter nicht bei jeder Gelegenheit ihrem Sohn mitgibt, dass Karthago zerstört werden möge, sondern, dass dieser noch Jeans kaufen müssen, also bracas esse emendas.
In der Regel sagt die Frau Mutter das (mindestens) dann, wenn der Sohn mal wieder eine Reise buchen will, und also war es heute wieder einmal so weit, denn der Sohn hatte vergleichsweise günstige Flüge fürs nächste Wochenende gefunden.
Nun geht es also am Freitag Abend von Hamburg mit Ryanair nach Manchester. Dort habe ich mir ein Hotel in Flughafennähe gesucht, weil nur die Nacht Aufenthalt in Manchester haben werde. Ich habe mir ein Pub in den Außenbezirken von Manchester ausgeguckt, in das ich mit der Straßenbahn für einen Spottpreis fahren kann - da wird es womöglich zu später Stunde ein English Breakfast geben, das ich mit einem Guinness herunterspüle. Danach geht es mit der Straßenbahn wieder heim und am Samstag Morgen wahrscheinlich zu Fuß (!) zwanzig Minuten zum Flughafen.
Da fliege ich dann von Manchester weiter nach Ronaldsway, dem Örtchen, auf dessen Gemarkung der Flughafen der Isle of Man liegt. Dort habe ich schon ein Auto gemietet, mit dem ich über das Inselchen düsen werde (natürlich auf der linken Straßenseite), um mir die Burg in Peel oder das Naturschutzgebiet am Point of Ayre im äußersten Norden anzuschauen. Vielleicht besteige ich auch den Snaefell, den höchsten Berg der Isle of Man (es ist ein bisschen früh im Jahr, sodass die Straßenbahn dort noch nicht hochfährt, sondern erst ab Ende März, aber man kann wohl an der Straße parken und dann einen Kilometer da hochwandern), von dessen Gipfel man - bei gutem Wetter, also sehe ich eher schwarz ... - einen Blick auf Irland, Schottland, England und Wales haben soll.
Übernachten werde ich in Douglas, der Inselhauptstadt, in einem schnuckeligen Hotelele, und etwas zu essen werde ich (mittags und) abends sicherlich auch kriegen, da habe ich mir schon ein Fischlokal ausgeguckt, aber Queenies, lokale Jakobsmuscheln, bekommt in fast jeder Kneipe auf der Isle of Man, und diesen geräucherten Fisch namens Kipper ebenfalls, da werde ich schon auf meine Kosten kommen ...
Am Sonntag Morgen geht es einigermaßen früh zurück nach Manchester und dann am Nachmittag zurück nach Hamburg (vielleicht reicht die Zeit für einen kleinen Bummel in Manchester), sodass ich am Sonntag Abend frisch durchgepustet in Hannover ankommen sollte.
Natürlich ist das mal wieder eine totale Verrücktheit, zumal es am Wochenende darauf ja schon nach Porto und am Wochenende darauf in die Dominikanische Republik geht, aber hey, jetzt muss man das ausnutzen, dass man so langsam wieder reisen kann ...
Apropos "reisen können": Für die Isle of Man benötigt man, um da halbwegs ungeschoren einreisen zu können, eine "Vaccination exemption", also eine Bestätigung, dass man geimpft ist und damit von den Quarantänebestimmungen ausgenommen ist; diese bekam ich heute 13 Minuten nach Hochladen meines (EU-!)Covid-Zertifikats, das scheint also noch akzeptiert zu werden (offiziell werden bis zu drei Arbeitstage für die Erteilung der Bestätigung veranschlagt ...).
Die Isle of Man gehört zwar zum Common Travel Area, also zu dem Gebiet, innerhalb dessen man großteils ohne Grenzkontrollen durch die Gegend fahren und fliegen kann, ist aber kein Bestandteil des Vereinigten Königreichs. (Zum Common Travel Area gehören neben dem Vereinigten Königreich und der Isle of Man auch die Republik Irland und die Kanalinseln.) Vielmehr hat die Isle of Man - ganz vergleichbar den Vogteien Guernsey und Jersey im Ärmelkanal - einen staatsrechtlich ganz eigentümlichen Status, indem sie innenpolitisch praktisch völlig eigenständig ist, außen- und verteidigungspolitisch aber vom Vereinigten Königreich vertreten wird.
Daher gibt es auf der Isle of Man auch eigene Corona-Einreisebestimmungen, und dementsprechend muss ich - neben der vaccination exemption - auf dieser Reise drei Einreiseanmeldungen ausfüllen, nämlich in England bei der Ankunft aus Hamburg, auf der Isle of Man bei der Ankunft aus England und dann noch einmal in England bei der Ankunft von der Isle of Man (weil ich keine zehn Tage nur im Common Travel Area war) - in Deutschland hingegen muss ich, ab morgen, praktischerweise keine Einreiseanmeldung mehr ausfüllen, weil das Vereinigte Königreich (und die Isle of Man) in Deutschland nicht mehr als Risikogebiete zählen.
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Fünf Reisen in den nächsten zwei Monaten, das ist ordentlich, aber auf Haiti werde ich wahrscheinlich verzichten. Grundsätzlich würde der geneigte Leser ja denken (und zwar völlig zu Recht!), dass eine Haiti-Schnapsidee nach der Man-Schnapsidee nur folgerichtig wäre, ich habe mir aber die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes noch einmal angeschaut, und die schreiben relativ eindringlich von möglichen "brutalen" Entführungen ...
Die Corona-"Reisewarnungen" habe ich ja nicht immer so ernstgenommen (und die Quittung dafür bekommen), und auch den Reisewarnungen für Abchasien und so war ich dadurch begegnet, dass ich besonders gut auf meinen Pass aufgepasst habe, aber so ganz grundsätzlich haben die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes ja durchaus einen Zweck. Wenn es also um security geht (d.h. um Schutz vor vorsätzlich von Menschen erzeugten Gefahren, und nicht um safety, also um Schutz vor Naturereignissen oder nicht vorsätzlich erzeugten Gefahren), habe ich immer versucht, mich an die Reisewarnungen zu halten und daher blase ich Haiti ab, auch wenn es mich wahnsinnig gereizt hätte ... Aber wie immer gilt, dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist, und ich komme hoffentlich mal nach Haiti.
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