Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 27. Februar 2022

Jede Kneipe bekäme ein Bußgeld

 ..., wenn sie so die Impfnachweise prüfen würde wie die Herrschaften bei der Bundespolizei heute bei der Einreise nach Deutschland ...

Als ich in Hamburg ankam, lief ich direkt auf die elektronische Einreisekontrolle zu, aber die war geschlossen, sodass sich alles bei der Einreise staute. So weit, so schlecht, aber wenn die Bundespolizei die Impfnachweise kontrollieren will, sei es so (die Stuttgarter Bundespolizeidirektion bekam es zwar auch mit eingeschaltetem EasyPASS hin, die Impfnachweise zu kontrollieren, aber vielleicht sind die Bundespolizisten im Ländle mehr so Cleverles ...).

Das Problem war jetzt nur, dass die Bundespolizei die Impfnachweise durch Scrollen auf dem Handy kontrollierte. Erstens soll man denen die Daten eigentlich ja gar nicht so zur Verfügung stellen (sagt jedenfalls die CovPass-App), zweitens kann man die auch fälschen und drittens musste so die Beamtin auf meinem (und zig anderen) Handys herumfingern. Schmierinfektionen sind zwar bei Corona nicht so ein Problem, aber trotzdem ist das nicht nötig ...

Auch als ihr in gewohnt ruhiger Art mitteilte, dass ich das jetzt nicht so toll fände, kam die Dame nicht auf die Idee, den Impfpass richtig zu überprüfen, sodass ich dann mit halbherzig geprüftem Impfpass davonzog, niemand etwas gewonnen hatte und ich die böse E-Mail an die Bundespolizeidirektion Hamburg noch in der S-Bahn schrieb und versendete.

(Und, ja, es ist wunderbar, dass man einer Behörde so einen inhaltlich ziemlich bitterbösen Text schreiben kann, ohne Angst haben zu müssen, vom FSB oder sonst einem Inlandsgeheimdienst abgeholt zu werden. Wie gut haben wir es in Deutschland!)

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Der Morgen hatte wunderbar angefangen, ich war halbwegs ausgeschlafen (war ja auch früh genug im Bett gewesen), duschte und machte mich fertig. Als ich das Hotelele verließ (ich hatte auch hier die Vermieterin nicht gesehen, was auch an meiner Unhöflichkeit lag, nicht auf sie zu warten, weil ich früh essen gehen wollte gestern Abend), war es schon fast hell, ich fuhr in zwanzig Minuten zum Flughafen, fuhr weiter, um noch einmal an meinen Anfangsstrand von ... war das erst gestern?! Ja, von gestern zu fahren. Dort genoss ich noch einmal den Blick aufs Meer (und auf die aufgehende Sonne), ehe ich das Auto am menschenleeren Flugplatz abstellte und ins Terminal lief, um meinen Schlüssel in die Keybox zu werfen.

Das Flughafencafé hatte geschlossen, also ging ich schon durch die Sicherheitskontrolle, gab mein letztes Manx Geld aus (und zahlte den Rest mit Kreditkarte) und boardete dann als einer der Letzten meine Turboprop-Maschine der schottischen Fluggesellschaften Loganair. Ich hatte sogar einen Fensterplatz, es gab Tee und einen Schokoriegel (umsonst, ist man ja gar nicht mehr gewohnt!), wunderbar, mit denen fliege ich wieder ...

In Manchester gingen alle zum Ausgang, ich aber nicht, ich irrte erst ein wenig herum, weil die Beschilderung nicht ganz optimal war, aber dann verstand ich, was die von mir wollten, und kam tatsächlich dorthin, wo ich hinwollte, in den Abflugbereich (und zwar ohne Sicherheitskontrolle). Ich hatte mich nämlich entschieden, am Flughafen zu bleiben (wenn ich denn nicht erneut durch eine Sicherheitskontrolle müsste), weil ich sonst mit Stunde Fahrt in die Stadt, Stunde zurück und Stunde in der Sicherheitskontrolle nicht viel in Manchester hätte tun können, jedenfalls nicht in Ruhe ...

Ich war ja schon einmal in Manchester, auch in der Flughafen-Lounge, gewesen und meinte mich zu erinnern, dass es in der Lounge nichts Richtiges zu essen gäbe, also aß ich im Normalo-Bereich (ich Snob ...) ein leckeres, aber teures English Breakfast. Danach ging ich in die Lounge - und die hatten English Breakfast. Idiot, ich ...

Ich bilde mir aber ein, dass - natürlich versuchte ich das Essen dort auch noch einmal, man muss ja ausprobieren (ja, ich habe zweimal gefrühstückt, man muss ja was für seine Figur tun ...) - das bezahlte Essen aber besser gewesen wäre, sodass ich mich nur noch mit - leckeren - Desserts und Cola und Spezi gütlich hielt. (Ich bilde mir auch ein, dass man "sich gütlich halten" sagen kann, auch wenn der Duden nicht unbedingt einer Meinung mit mir ist.)

Um 13 Uhr wurden wir aus der Lounge geschmissen wegen Schließung für den Tag (!), daher lief ich in den Gatebereich, in dem ich angekommen war, denn dort war es schön leer (ansonsten war in Manchester die Hölle los). Ich surfte noch ein wenig im Internet herum (in diesen Tagen gibt es ja selbst für mich noch einmal erhöhten Informationsbedarf, leider) und begab mich dann gemütlich zum Gate.

Im Flieger saß ich im Kleinkinder-Sandwich vor und hinter mir, ich ließ Musik in Dauerschleife laufen, und nach kurzem Flug kamen wir in Hamburg an. Beim Aussteigen stockte plötzlich die Schlange (wahrscheinlich haben die Flughafenmitarbeiter so früh nicht mit uns gerechnet und bekamen die Gate-Tür nicht auf - übrigens gelten Ankünfte aus dem Vereinigten Königreich immer noch als "sauber" und müssen nicht durch eine erneute Sicherheitskontrolle, sehr sinnvoll so, könnte man für die USA, Kanada und Israel auch mal einführen ...), aber nach endlicher Zeit konnten wir zulaufen, danach kam das Desaster mit der Bundespolizei, ich erwischte die zuvor anvisierte S-Bahn und sitze nun im anvisierten Zug, aber ich hätte ohne Daddelei der Bundespolizei zumindest die Chance gehabt, einen Zug früher zu fahren.

Nun denn, vor Wut trinke ich Bitburger im Bordbistro und freue mich aufs Bett.

Das war eine wunderbare, wunderbare Reise, die Seehunde waren der absolute Hammer, das war ganz, ganz großartig. Aber auch die Queenies und die wunderbare, abwechslungsreiche Landschaft der Isle of Man fand ich ganz, ganz toll. Natürlich ist ein Tag viiiiiiiiel zu wenig, gerade, weil man so viel Essen probieren müsste, aber dieser Tag gestern war sicherlich einer schönsten in meinem an schönen Tagen glücklicherweise nicht armen Leben. Das war pralles Leben, das war intensiv, das war fantastisch. Solche Tage sind der Grund, wieso ich reise, solche Tage sind der Grund, wieso Freunde und Bekannte sagen, ich sei einerseits verrückt, mache aber andererseits alles richtig. Auch der Isle of Man drohe ich hiermit förmlich meine Wiederkehr in verschärfter Form, sprich mit Muttern, an. Nehmt dies!

Sonnenaufgang in Douglas

... und in der Nähe des Flughafens

Mein Turboprop-Flieger (vorne)

Mein Klepper in voller Pracht

Samstag, 26. Februar 2022

Die Seehunde erschreckt

 ... habe ich heute am Kieselstrand von Ayres im äußersten Norden der Isle of Man, aber das war sowas von nicht meine Absicht: Ich latschte da - vorsichtig, um nicht umzuknicken - über den mit großen Kieselsteinen bestückten (und ziemlich steil abfallenden) Strand, als ich aus dem Augenwinkel Bewegungen wahrnahm. Ich erschreckte mich und sah dann, dass die Seehunde großteils ihrerseits erschrocken ins Meer flüchteten. Das wollte ich nicht, Mädels und Jungs, sorry, aber ich heute euch wirklich nicht gesehen!

Nach dem Schreck kamen die Glücksgefühle, denn so nah (vielleicht 20, 30 Meter, danach zog ich mich ein bisschen zurück) war ich Seehunden mindestens in freier Wildbahn noch nie gekommen. Die Herrschaften gewöhnten sich recht schnell an meinen roten Anorak, ich war glücklich und zufrieden, denn ich hatte nun wirklich nicht einmal im Stillen damit gerechnet, dass ich Seehunde sehen würde (und schon gar nicht aus der Nähe) ... Sooooooooooo schön!

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Das Aufstehen heute Morgen war schwierig, zumal meine Mutter - die die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte, weil sie nicht ihre vermeintliche Pflicht, mich zu wecken, verschlafen wollte; sorry, Ma! - mich schon vor meinem Wecker anrief. Nun, so war ich um 4.08 Uhr wach, döste noch bis um 4.35 Uhr, aber stand dann auf und duschte.

Ich verließ das Haus (ich habe keinen einzigen Menschen dort gesehen) und lief tatsächlich zum Flughafen. Das war recht gut beschildert, und es wirkte auch alles recht leer, doch dann kam ich ins Terminal 1. Die Schlange war lang, sehr lang, und immer wieder wurden Flüge aufgerufen, deren Passagiere sich offiziell vordrängeln durften. Mein Flug ging um 7 Uhr, die Flüge bis 6.40 Uhr wurden ausgerufen ...

Die Security-Schlangen-Zuweisungstante meinte, dass ich wohl öfter ab Manchester fliege, weil sie mich erkennen würde ... Entweder war das eine raffinierte Form der Sicherheitsüberprüfung, oder ich habe einen Doppelgänger. Auweia ...

Wir kamen vorfristig los und vorfristig an, die Manxwomen (in dem Fall) prüfen tatsächlich diese Einreiseanmeldung, aber die hatte ich ja selbstverständlich, und so war ich schnell eingereist und viel zu früh an der Autoverleihung.

Trotzdem bekam ich das Auto schon, mein Auto war das erste in der Reihe, und schon bald ich unterwegs auf der Isle of Man ...

Ich verfuhr mich gleich einmal auf dem Weg zum Schloss in Castletown, aber das war gut so, denn so kam ich an einem wunderbaren Strand vorbei - und genoss es, nach dem Aussteigen so richtig durchgepustet zu werden ... Juchhe!

Danach fuhr ich weiter nach Castletown, parkte dort (das Parken hier ist völlig entspannt, man findet überall einen kostenlosen Parkplatz) und schaute mich ein wenig im Städtchen um. Das Schloss selbst ist winterbedingt leider geschlossen, aber von außen ist das sehr hübsch ... In einem Laden kaufte ich vier Flaschen Getränke ein (weil ich gestern viel zu wenig - Nichtalkoholisches - getrunken habe), und ein Irn-Bru (so ein britischer Gummibärensaft) wurde gleich mal runtergekippt ...

Anschließend lief ich zurück zum Auto und fuhr in Richtung Südspitze der Insel. Über enge Sträßchen ging es bergab und bergauf, am Ende stand ein anderes Auto da (der Hund der Besitzers begrüßte mich überschwänglich ...), und ich hatte einen fantastischen Ausblick auf das Inselchen Calf of Man. Traumhaft schön, aber seeeeehr windig ...

Von dort ging es - nicht im Schweinsgalopp, aber ich wollte durchaus etwas sehen von der Insel - in Richtung Peel. Dabei kam ich schon das erste Mal durch die höher gelegenen Teile der Insel (mit Nebel!) - ich muss wirklich sagen, ich bin fasziniert von der landschaftlichen Bandbreite dieser kleinen Insel, die nur ein Fünftel so groß wie das Saarland (ein Fünftel!) ist, da ist von - natürlich - Meer und Küste über die Heide bis hin zum Schwarzwald alles dabei, sehr, sehr schön ...

In Peel parkte ich am Pier und ging erstmal zum Fischkiosk, um ein Kipper Bap zu essen. Joa, da bekommt man so ein fluffiges Teigteil (man könnte fast auch "Brötchen" sagen), und da drin ist - warmer - Hering. Der erste Bissen war ein absoluter Hochgenuss, das war wirklich sehr lecker.

Die Burg war auch hier geschlossen, aber ich lief eine Anhöhe gegenüber hoch, von der aus ich einen guten Blick auf die Burg (und das Meer) hatte, danach lief ich ein bisschen durch das Städtchen (auch hübsch) und kam am Ende wieder zum Strand. Dort sah ich, dass der Fischstand inzwischen offen hatte, und erinnerte mich, dass es zu dem im "Spiegel" mal vor Jahren einen Artikel gegeben hatte ...

Also aß ich hier Queenies, Jakobsmuscheln aus der Irischen See, 20 oder 30 Stück, für 7 Pfund - absolut fantastisch!

Nun ging es - wieder über teilweise richtig kleine Sträßchen und am Ende über eine Schlaglochpiste - zum Ayres National Nature Reserve, einer Heidelandschaft am Meer, die schön ist, aber jetzt nicht sooooo beeindruckend.

Sehr beeindruckend war hingegen - wenige Kilometer weiter - der schon eingangs erwähnte Point of Ayres mit Leuchtturm und - vor allem - Seehunden. Das war schon richtig, richtig cool - allerdings war danach auch so'n bisschen die Luft für mich raus, weil die Seehunde nicht mehr getoppt werden konnten ...

Nichtsdestotrotz ging es über Ramsay hoch in Richtung Snaefell, den höchsten (einzigen?) Berg der Isle of Man, dort parkte ich - nachdem ich Sonntagsfahrer mehrfach schnellere Manxwomen und -men vorbeigelassen hatte - am "Bungalow", guckte mir den Aufstieg hoch zum Snaefell an, sagte dreimal leise "mimimi" - und ließ die ganze Sache sein: Es war kalt, es war windig, es war steil, der Weg war bestimmt nass, außerdem war das Wetter wechselhaft, achso, und mimimi, das muss als Begründung reichen.

Nun wollte ich zum Dhoon Glen, eine Klamm hinunter zum Meer, aber der Weg war hier auch steil (und danach gesperrt), sodass ich nach dem ersten Stück nach unten abbrach und wieder hochlief - das, was ich da sah, war wirklich hübsch, es werden immer mehr Gründe, noch einmal auf die Isle of Man zu kommen, vor allem, wenn die Bahn hoch auf den Snaefell dann mal fährt.

Ich musste so langsam mal tanken, hatte aber noch viel Zeit, also fuhr ich über Ramsay (der Strand dort ist so solala) noch einmal eine andere Strecke hoch zum Bungalow (ich kann mit Fug und Recht sagen, dass ich heute kreuz und quer über die Isle of Man gedüst bin). Schon auf dem Weg hoch fing die Tankanzeige an zu blinken (!!), aber ich fuhr eisern weiter bin hinein nach Douglas. Hier wurde es mir dann aber zu heiß und ich suchte eine Tankstelle, tankte (natürlich viel zu viel) und fuhr dann zu meinem Hotel.

Drei Einparkversuche scheiterten an meiner Unfähigkeit, seitwärts einzuparken (zu meiner Ehrenrettung sei versuchsweise gesagt, dass das links nochmal ein bisschen ungewohnter ist, aber wer den Blog intensiv gelesen hat, weiß, dass ich nun wirklich kein guter Einparker bin ...), am Schluss stellte ich das Auto an die Hauptstraße, wo noch genug Parkplätze frei waren und lief das kleine Stück zum Hotel.

Das Hotel ist in Ordnung, nichts Besonderes, aber es ist alles da, was man braucht, das ist völlig okay so ...

Gleich geht es in die Stadt, dann esse ich zu Abend und gehe bestimmt auch noch in ein Pub (wenn sich nicht beides verbinden lässt), aber danach geht es vielleicht auch einigermaßen zeitig (einigermaßen!) ins Bett - ich habe jetzt in diesen Tagen nicht so viel und nicht so gut geschlafen, und morgen muss ich auch halbwegs früh raus (mein Flieger geht um 9.30 Uhr), aber schlafen kann ich auch noch in Hannover ...

Nach der Ankunft in Manchester habe ich ein bisschen Zeit dort, werde mir vielleicht eine Frühstückskneipe suchen und dann um kurz nach 15 Uhr in Manchester wieder abfliegen. Um kurz vor 18 Uhr deutscher Zeit bin ich in Hamburg und sollte dann so gegen 21 Uhr in Hannover sein - das passt ...

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Der Weg in die Stadt war machbar, doch das angesteuerte Fischrestaurant fand ich irgendwie nicht. Praktischerweise war ganz in der Nähe ein Fischcafé, das sogar noch besser bewertet war. Ich bekam einen Platz am Tresen, die Bierauswahl war grausam, daher trank ich Manx Gin & Tonic, doch bei der Essensauswahl konnte ich mich nicht entscheiden zwischen nochmal Queenies (Jakobsmuscheln), Crab Cake und Fish & Chips.

Nein, lieber Leser, entgegen deiner Erwartung bestellte ich nicht alle drei, sondern beließ es bei den Queenies mit Speck (fantastisch) und dem Crab Cake (auch lecker). Nach dem Dessert verließ ich das Café und suchte noch ein Pub auf. Die hatten - entgegen ihres Online-Auftrittes - nur Guinness-Stout da. Eines trank, dann kam der Mann mit dem Hammer, der sagte, ich möge jetzt doch ins Bett ...

Okay, okay, hier bin ich nun im Bett und gehe gleich schlafen ...

Leuchtturm in Ayres

Blick auf den Snaefell

Blick in Peel aufs Meer

Peel

Der Autor und das Meer heute Morgen

In Peel

Lecker Queenies (Jakobsmuscheln)

... aus dem Stand

Blick auf Calf of Man

Ayres National Nature Reserve

Peel Castle

Seehunde in Ayres

Castle in Castletown

Freitag, 25. Februar 2022

Anorak und Rucksack

 ... sind die neues Hassobjekte meiner Mutter, weil das angeblich so typisch deutsch sei, und da ich - seitdem sie mir einen Rucksack gekauft hat - mit selbigem und im Winter bevorzugt auch mit Anorak unterwegs bin, kriege ich das bei jeder passenden Gelegenheit vorgehalten. Ich erspare dem werten Leser jetzt den untauglichen Versuch, das mal wieder in der Sprache Catos wiederzugeben, aber es würde jedenfalls mit ceterum censeo anfangen ... Höhö.

Den Rucksack ließ ich heute Morgen im Hotel zurück (absichtlich), aber den Anorak hatte ich an, und das war gut so. In Hamburg gab es zwar gelegentlich für wenige Minuten Sonnenschein, aber ansonsten war das Hamburger Schietwetter. Nun denn ...

Ich brachte noch eine betriebliche Veranstaltung hinter mich, danach benötigte aber dringend ein Frühstück und war heute früh der Erste, der um Punkt 10 Uhr bei Burger King aufschlug. Selten waren ein Whopper und Pommes (und vor allem Cola!) so wohltuend, auch wenn ich das King Menu auf einem zugigen Platz zu mir nehmen musste ...

Überhaupt war es halt eben recht zugig heute - beim Fotografieren wurden mir die Hände so dermaßen kalt, das erinnerte fast an Spitzbergen - und das will was heißen!

Ich spazierte nach dem Vertilgen des Burgers hinunter zur Brücke 10 (ein Fischbrötchen konnte ich noch nicht vertragen) und von dort zur Brücke 3 - von dort nahm ich die Fähre nach Finkenwerder und wollte von dort durch den (neuen) Elbtunnel zurück nach Altona fahren. Ich hatte den Bus gerade verpasst, die Fähre dann aber auch, also stand ich zwanzig Minuten in der Gegend herum, bis der nächste Bus kam.

Es ging wieder durch den Elbtunnel (immer wieder schön), und in Altona stieg ich in einen anderen Bus um, der mich in der Nähe der Elbphilharmonie ausspuckte. Unterwegs hatte ich mir für zwei Euro eine Eintrittskarte für die Plaza gekauft, und die lohnten sich allein schon wegen der spektakulären Rolltreppe - die flacht nämlich unterwegs ab, sodass die anfangs so steile Treppe am Ende waagerecht verläuft.

Am Ende der beiden Rolltreppen muss man allerdings noch ein paar normale Treppen überwinden, dann steht man auf der Ebene zwischen Backstein- und modernem Bau und kann einmal um die Elphi herumlaufen. Die Blicke auf Hamburg und den Hafen sind sehr, sehr schick - aber es ist halt auch sehr, sehr windig, und auch wenn ich normalerweise wegen des Wetters kein mimimi veranstalte - heute musste es sein ...

Ich fuhr mit der Fähre zurück zu den Landungsbrücken und wollte wieder durch den Alten Elbtunnel. Am Personenaufzug war ein bisschen Andrang, sodass ich den Rat auf den Schildern befolgte und zum Lastenaufzug ging, mit dem früher Kraftfahrzeuge und heute noch Fahrräder hoch- und runtergefahren werden.

Und, was soll ich sagen? Diese alten Lastenaufzüge sind sooooooooooo schön, das macht richtig Spaß, mit denen zu fahren, viel mehr als in den neumodischen Personenaufzügen. Unbedingt machen!

Ich lief von Nord nach Süd, fuhr im Lastenaufzug hoch, guckte von der Südseite auf St. Pauli und Elphi, hatte die Fähre - die fährt über die Mittagszeit nicht - wieder verpasst, fuhr also wieder mit dem Lastenaufzug runter, lief von Süd nach Nord, fuhr mit dem Lastenaufzug hoch und war wieder an den Landungsbrücken angekommen.

Jetzt wollte ich es doch noch einmal bei der Brücke 10 mit Fischbrötchen versuchen, und weil man auf einem Bein nicht stehen kann, wurden es halt zwei: ein Krabbenbrötchen, teuer wie immer, aber toll wie immer, und ein Matjesbrötchen, bezahlbar wie immer, aber auch toll wie immer. Dazu wurde - ich habe heute viel zu wenig getrunken - eine Cola verzehrt.

Ich hatte noch ein bisschen Zeit, also fuhr ich noch einmal von den Landungsbrücken zur Ernst-August-Schleuse und zurück - und dann war es Zeit, ins Hotel zu fahren, mein Zeug zu holen und mich zum Flughafen zu begeben.

Dort schreibe ich nun diese Zeilen und werde heute Abend nach Ankunft im Hotel vielleicht noch ein wenig ergänzen, in einer guten Stunde geht mein Flieger, ich muss noch einen Steckdosenadapter kaufen und aus dem Schengenraum ausreisen (erstmals tue ich das in Hamburg, mein bisher einziger Abflug von hier führte zurück nach Budapest), aber dann geht es los.

Mein Flug dauert eine Stunde und 45 Minuten, ich gewinne aufgrund der Zeitverschiebung eine Stunde und bin also planmäßig um 19.10 Uhr britischer Zeit in Manchester.

Achso, eben in der Sicherheitskontrolle hatte ich noch einen Bundesliga-Schiedsrichter vor mir, dessen Gepäck vom Kontrolleur händisch überprüft wurde. Da er dabei den sicherlich akkurat gepackten Koffer des Schiris ein wenig durchwühlte, bekam er beinahe die gelbe Karte ... Man schaue morgen auf das Trikot von Frank Ittrich; wenn das ungebügelt erscheint, weiß der Leser dieses Blogs exklusiv, woran das liegt ...

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Der Flug war gut und ereignislos, ich guckte Serien. Am Flughafenbahnhof machte ich mich zum Brot, weil ich mit meiner Kreditkarte zahlen wollte, aber das geht nur bei der Straßenbahn (zu der ich eigentlich wollte), nicht jedoch beim Zug (zu dem ich versehentlich gelatscht war ...). Oh Mann! Am Ende fand ich die Straßenbahn, stieg ein und fuhr ins Zentrum meines Vorortes hier und marschierte anschließend acht Minuten zum Hotel, das anonym, aber völlig in Ordnung ist - alles gut.

Ich hielt mich nicht lange auf, sondern lief wieder zur Straßenbahn, fuhr weiter und kam in der Nähe des avisierten Pubs heraus. Das Pub fand ich nach einem Fußweg auch.

Erst machte ich mich wieder zum Brot, weil da ein Geldautomat im Pub stand, was ich Zeichen annahm, dass man nur bar zahlen konnte. Zum Glück funktionierte das mit keiner Karte, und ich war schon wieder fast am Abziehen, als ich sah, dass ich auch mit Kreditkarte zahlen konnte.

Also bestellte ich ein Guinness, bezahlte und begab mich in den - lauten - zweiten Kundenraum. Ich wollte mir gerade die Speisekarte holen, als man mir sagte, dass die Küche schon zu sei. Oh Mann, ich hatte mich so auf das English Breakfast gefreut ...

Nun denn, statt English Breakfast wurde es insgesamt drei Guinness, dann stolperte ich aus dem Bahn heraus in Richtung Straßenbahn, die kam auch recht bald, und den Weg ins Hotel fand ich auch. Jetzt ist es 23 Uhr hier, um 4.30 Uhr geht der Wecker, hey, Urlaub, hey!

Achso: Maske trägt hier kaum keiner in der Straßenbahn, also habe ich es dann auch sein lassen. Wird schon schiefgehen ... Höhö.

Elphi-AufzugBli
Blick von der Elphi I

Blick von der Elphi I

Lastenaufzug Elbtunnel

Blick auf die Elphi

 

Beim Hermann in der Kastanienallee

... bin ich heute feierlich versackt, aber das war halt auch eine richtig schön-versiffte St. Paulianer Kneipe mit Astra und Guinness, das war richtig schön.

Ich entschied mich heute spontan, schon gleich nach Hamburg zu fahren, buchte ein Hotel in St. Pauli (schick, aber schwülstig), aß Labskaus mit Blick auf den Hafen (schön), marschierte durch den Alten Elbtunnel, stieg in den Bus zur Fähre an der Argentinienbrücke, ließ mich zurück zu den Landungsbrücken schippern, fuhr mit der U-Bahn nach St. Pauli, lief über die Reeperbahn, war enttäuscht von der "Großen Freiheit" und vom Ergebnis des BVB, aber der Hermann und seine Truppe waren ganz cool, und morgen geht es nach Hamburg und dann nach Manchester.

Ich, fertig? Jupp!

Und der Spiegel an der Decke im Hotel ist auch cool ...

Hotel

Labskaus

Alter Elbtunnel

Tunnelmitte

Da fuhren mal Autos in den Fahrstuhl


Dienstag, 22. Februar 2022

Unterwegs nach Land 209

Nun, jetzt habe ich nachvollzogen, was ich - wenn ich konsequent gewesen wäre - schon vor acht Jahren hätte machen müssen, nämlich die "Unabhängigkeit" der "Volksrepubliken" Donezk und Lugansk, die nach überwiegender Meinung der Völkerrechtler in der Ostukraine liegen, zu akzeptieren.

Denn schon 2014 hatte Südossetien diese beiden Staaten diplomatisch anerkannt, und da Südossetien von Russland diplomatisch anerkannt wird, hätte diese Kette dazu führen müssen, dass ich diese beiden Staaten auch in meine Liste aufnehme. Vielleicht war es der Wunsch, Europa "fertig" zu haben (da mir nach dem Besuch in Abchasien 2017 nur noch Südossetien fehlte), vielleicht war es die (Fehl-)Einschätzung, dass sich diese beiden Regime nicht stabilisieren, wahrscheinlich war es die Tatsache, dass die englischsprachige Wikipedia die beiden Staaten - anders als etwa Somaliland oder Kosovo oder auch Südossetien selbst - nicht auf ihrer Liste der souveränen Staaten führte, jedenfalls blieb ich bis heute bei dieser Verweigerungshaltung.

Seit der gestrigen Anerkennung durch Russland ist auch in der Wikipedia einiges in Bewegung gekommen, und auch wenn ich mir immer vorbehalten habe (größenwahnsinnig, wie ich bin), meine eigenen Entscheidungen zu treffen, hat die Entscheidung eines anderen Wikipedia-Nutzers, Donetsk und Luhansk in der englischen Schreibweise dort einzutragen, dazu beigetragen, dass ich jetzt statt nach Land 207 eben nach Land 209 strebe. (Dass die Anzahlen in besagtem Artikel danach von einem gewissen "EBB" aktualisiert wurden, ist reiner Zufall - der Typ hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Autoren dieses Blog zu tun - jetzt gucken alle im Zug so komisch, weil ich einen Hustenanfall gekriegt habe ...)

Ich habe die Erläuterungsseite "Wieso zähle ich [x] Länder?" in der Leiste rechts im Blog natürlich auch entsprechend schon aktualisiert, auch die Karte ist angepasst mit zwei - jetzt grauen - Punkten auf der ukrainisch-russischen Grenze, und jetzt gucken wir mal, wie lange ich diese 209 Länder zähle ...

In absehbarer Zeit habe ich - das kommt jetzt vielleicht ein bisschen überraschend - nicht vor, diese neuen Länder zu besuchen, aber irgendwann werde ich vielleicht eine Tour durch Donezk, Lugansk und Südossetien zu machen - meine Abchasienreise 2017 hat meinen Appetit auf russische Satellitenstaaten und deren lokale KGBs ja definitiv gesteigert ...

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Jetzt bin ich erst einmal auf dem Weg nach Berlin. Ich war ja schon lange nicht mehr in der Hauptstadt, und der erste Versuch gestern fiel sturmschädenbedingt ins Wasser, sodass ich erfolglos vom Hannoveraner Hauptbahnhof wieder nach Hause fuhr und früh ins Bett ging.

Heute ist der Plan, eine Currywurst zu verspeisen, wieder vom Hauptbahnhof am Kanzleramt vorbeizuwandern (erstmals unter dem neuen Hausherrn!), danach den Bundestag zu passieren und am Brandenburger Tor den Spaziergang zu beenden. Mal schauen, ob ich irgendwo noch ein Bierchen trinke ...

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Am Freitag habe ich mir jetzt Urlaub genommen, damit ich schon morgens in Richtung Hamburg fahren kann. Ich werde sicherlich wieder ein Fischbrötchen mampfen (oder zwei), ein bisschen Fähre fahren und danach ganz gemütlich zum Flughafen fahren. Die Norddeutsche, mit der ich bald auf die Färöer fliege, lacht immer, wenn ich versuche, ernsten Gesichts zu behaupten, dass ich Hamburg immer noch nicht mag, aber Hamburg ist immer noch ... hm, naja, halt nicht meine Lieblingsstadt. Und wird's auch nicht, ganz sicher! Aber Fischbrötchen und Fährefahren ist halt schon schön ...

Samstag, 19. Februar 2022

Ceterum censeo bracas esse emendas

Glücklicherweise kennen die Uli, der Klaus, der Winfried und der Erwin, also meine Lateinlehrer, meine Adresse in Hannover nicht, sonst kämen sie mit Fackeln und Mistgabeln angelaufen, um mich zu verprügeln für diese unerträgliche Verballhornung von Catos berühmten "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam" ... Nun ist es aber so, dass meine Mutter nicht bei jeder Gelegenheit ihrem Sohn mitgibt, dass Karthago zerstört werden möge, sondern, dass dieser noch Jeans kaufen müssen, also bracas esse emendas.

In der Regel sagt die Frau Mutter das (mindestens) dann, wenn der Sohn mal wieder eine Reise buchen will, und also war es heute wieder einmal so weit, denn der Sohn hatte vergleichsweise günstige Flüge fürs nächste Wochenende gefunden.

Nun geht es also am Freitag Abend von Hamburg mit Ryanair nach Manchester. Dort habe ich mir ein Hotel in Flughafennähe gesucht, weil nur die Nacht Aufenthalt in Manchester haben werde. Ich habe mir ein Pub in den Außenbezirken von Manchester ausgeguckt, in das ich mit der Straßenbahn für einen Spottpreis fahren kann - da wird es womöglich zu später Stunde ein English Breakfast geben, das ich mit einem Guinness herunterspüle. Danach geht es mit der Straßenbahn wieder heim und am Samstag Morgen wahrscheinlich zu Fuß (!) zwanzig Minuten zum Flughafen.

Da fliege ich dann von Manchester weiter nach Ronaldsway, dem Örtchen, auf dessen Gemarkung der Flughafen der Isle of Man liegt. Dort habe ich schon ein Auto gemietet, mit dem ich über das Inselchen düsen werde (natürlich auf der linken Straßenseite), um mir die Burg in Peel oder das Naturschutzgebiet am Point of Ayre im äußersten Norden anzuschauen. Vielleicht besteige ich auch den Snaefell, den höchsten Berg der Isle of Man (es ist ein bisschen früh im Jahr, sodass die Straßenbahn dort noch nicht hochfährt, sondern erst ab Ende März, aber man kann wohl an der Straße parken und dann einen Kilometer da hochwandern), von dessen Gipfel man - bei gutem Wetter, also sehe ich eher schwarz ... - einen Blick auf Irland, Schottland, England und Wales haben soll.

Übernachten werde ich in Douglas, der Inselhauptstadt, in einem schnuckeligen Hotelele, und etwas zu essen werde ich (mittags und) abends sicherlich auch kriegen, da habe ich mir schon ein Fischlokal ausgeguckt, aber Queenies, lokale Jakobsmuscheln, bekommt in fast jeder Kneipe auf der Isle of Man, und diesen geräucherten Fisch namens Kipper ebenfalls, da werde ich schon auf meine Kosten kommen ...

Am Sonntag Morgen geht es einigermaßen früh zurück nach Manchester und dann am Nachmittag zurück nach Hamburg (vielleicht reicht die Zeit für einen kleinen Bummel in Manchester), sodass ich am Sonntag Abend frisch durchgepustet in Hannover ankommen sollte.

Natürlich ist das mal wieder eine totale Verrücktheit, zumal es am Wochenende darauf ja schon nach Porto und am Wochenende darauf in die Dominikanische Republik geht, aber hey, jetzt muss man das ausnutzen, dass man so langsam wieder reisen kann ...

Apropos "reisen können": Für die Isle of Man benötigt man, um da halbwegs ungeschoren einreisen zu können, eine "Vaccination exemption", also eine Bestätigung, dass man geimpft ist und damit von den Quarantänebestimmungen ausgenommen ist; diese bekam ich heute 13 Minuten nach Hochladen meines (EU-!)Covid-Zertifikats, das scheint also noch akzeptiert zu werden (offiziell werden bis zu drei Arbeitstage für die Erteilung der Bestätigung veranschlagt ...).

Die Isle of Man gehört zwar zum Common Travel Area, also zu dem Gebiet, innerhalb dessen man großteils ohne Grenzkontrollen durch die Gegend fahren und fliegen kann, ist aber kein Bestandteil des Vereinigten Königreichs. (Zum Common Travel Area gehören neben dem Vereinigten Königreich und der Isle of Man auch die Republik Irland und die Kanalinseln.) Vielmehr hat die Isle of Man - ganz vergleichbar den Vogteien Guernsey und Jersey im Ärmelkanal - einen staatsrechtlich ganz eigentümlichen Status, indem sie innenpolitisch praktisch völlig eigenständig ist, außen- und verteidigungspolitisch aber vom Vereinigten Königreich vertreten wird.

Daher gibt es auf der Isle of Man auch eigene Corona-Einreisebestimmungen, und dementsprechend muss ich - neben der vaccination exemption - auf dieser Reise drei Einreiseanmeldungen ausfüllen, nämlich in England bei der Ankunft aus Hamburg, auf der Isle of Man bei der Ankunft aus England und dann noch einmal in England bei der Ankunft von der Isle of Man (weil ich keine zehn Tage nur im Common Travel Area war) - in Deutschland hingegen muss ich, ab morgen, praktischerweise keine Einreiseanmeldung mehr ausfüllen, weil das Vereinigte Königreich (und die Isle of Man) in Deutschland nicht mehr als Risikogebiete zählen.

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Fünf Reisen in den nächsten zwei Monaten, das ist ordentlich, aber auf Haiti werde ich wahrscheinlich verzichten. Grundsätzlich würde der geneigte Leser ja denken (und zwar völlig zu Recht!), dass eine Haiti-Schnapsidee nach der Man-Schnapsidee nur folgerichtig wäre, ich habe mir aber die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes noch einmal angeschaut, und die schreiben relativ eindringlich von möglichen "brutalen" Entführungen ...

Die Corona-"Reisewarnungen" habe ich ja nicht immer so ernstgenommen (und die Quittung dafür bekommen), und auch den Reisewarnungen für Abchasien und so war ich dadurch begegnet, dass ich besonders gut auf meinen Pass aufgepasst habe, aber so ganz grundsätzlich haben die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes ja durchaus einen Zweck. Wenn es also um security geht (d.h. um Schutz vor vorsätzlich von Menschen erzeugten Gefahren, und nicht um safety, also um Schutz vor Naturereignissen oder nicht vorsätzlich erzeugten Gefahren), habe ich immer versucht, mich an die Reisewarnungen zu halten und daher blase ich Haiti ab, auch wenn es mich wahnsinnig gereizt hätte ... Aber wie immer gilt, dass aufgeschoben nicht aufgehoben ist, und ich komme hoffentlich mal nach Haiti.

Donnerstag, 17. Februar 2022

Mit Mühe durchgegangen

 ... ist die Kreditkartenzahlung für unsere Reise in die Dominikanische Republik über den 75. Geburtstag meiner Mutter, aber heute Nacht klappte es - nach zwei Tagen Warten. Juchhe! Land Nr. 144, ich komme (wenn coronamäßig nichts dazwischen kommt, toi, toi, toi)!!

Weder meine Mutter noch ich verreisen oft als Pauschalurlauber, aber in die Dominikanische Republik zur reinen Erholung kommt man wahrscheinlich als Pauschaltourist tatsächlich am besten, und so konnte man einem lokalen Bonndorfer Reisebüro ein bisschen den Rücken stärken, indem wir über dieses buchten.

Das Problem war, dass die Kreditkarte meiner Mutter quasi abgelehnt wurde, weil sie noch nicht so neumodischen Schnickschnack hat wie eine Handy-App, auf der sie (größere) Abbuchungen freigeben kann, und damit die Buchung nicht verfällt, habe ich jetzt mit meiner Kreditkarte gezahlt. Das klappte aber auch nicht alles sofort, weil der Reiseveranstalter anscheinend erst nachts einen Zahlungslauf macht, aber sei es, wie es sei: DomRep ist gebucht ...

So fliegen wir am 12. März ab Frankfurt und machen am Vorabend noch Zwischenstation in Wiesbaden, denn das Sherry macht ja auch im April zu, ehe wir dann morgens zum Flughafen fahren. Um 11 Uhr geht der Flieger, um 16.15 Uhr Ortszeit sind wir nach zehn Stunden Flug in Punta Cana und haben es dann nicht so wahnsinnig weit zu unserem Hotel nordwestlich des Flughafens.

Wir werden den ganz normalen DomRep-Wahnsinn mit All Inclusive am Strand machen, und das ist nach einem durchaus anstrengendem Winter auch völlig in Ordnung so.

Ich wäre nicht ich, wenn ich nicht schon mal geschaut hätte, ob man einen Tagesausflug nach Haiti oder so machen kann, aber das ist alles recht zeitaufwändig und würde natürlich das Ziel des Urlaubs - die Erholung - ziemlich konterkarieren. Ganz ausschließen werde ich eine spontane Schnapsidee natürlich nicht, aber es reicht nicht, um Haiti orange zu machen ...

Am 20. März geht es dann - erst am Sonntag, weil wir den 19. März noch komplett im Urlaub haben wollten - zurück nach Frankfurt, wo wir am Morgen des 21. März ankommen. Das wird - toi, toi, toi - mein erster Aufenthalt außerhalb Europas seit dem 1. Januar 2020 und mein insgesamt elfter in Nordamerika - während der Zeit in der Dominikanischen Republik werde ich den 100. Tag in Nordamerika verbringen: So lange war ich dort also eigentlich auch noch nicht ...

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Am 6. April geht es mit einer weiteren Bonndorfer Wirtin und einer Freundin von ihr nach Dublin. Wir fliegen morgens in Zürich ab und werden uns ein Mietauto nehmen, denn am Abend werden wir in Bushmills in Nordirland übernachten. Am nächsten Morgen geht es zum wenige Kilometer entfernten Giant's Causeway, und es wie es danach weitergeht, muss ich in den nächsten Tagen erst einmal noch planen.

Wir bleiben aber wahrscheinlich eher im nördlichen Teil der irischen Insel und wollen am liebsten einen Abend in Galway und einen in Dublin machen, da bin ich selbst gespannt, wie der Reiseplan am Ende aussieht. Das wird auch schön, und sicherlich reich an Whiskey und Guinness.

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Über Christi Himmelfahrt und Pfingsten habe ich mir Urlaub eingetragen, und so werde ich mal sehen, wo ich in der Woche vom 21. bis 29. Mai bzw. vom 4. bis 12. Juni so in der Gegend herumstolpere. Ich werde noch nicht so bald buchen, weil ich hoffe, dass noch einige Länder wieder öffnen (bzw. ohne PCR-Test öffnen), und dann könnte es vielleicht nach Malawi oder nach Tadschikistan oder in die Mongolei gehen, aber das gucken wir dann mal ...

Die ersten Monate des Jahres 2022 sind - trotz des Wegfalls von Lissabon - recht reiseintensiv, und so langsam komme ich wieder auf den Geschmack ...

Montag, 14. Februar 2022

Von der Fähre gefallen, aber nicht nass geworden

... ist Uli, aber ich bin nicht sicher, ob das Nicht-Nasswerden eine gute Nachricht war, denn leider stürzte sie beim Verlassen der Fähre in Karaköy und schlug sich ziemlich heftig die Lippe auf. Ich hatte gerade geschaut, dass sie in dem Gedränge gut von Bord gekommen war, und mich wieder umgedreht, als etliche Menschen entsetzt hinter mich schauten - da drehte ich mich dann auch wieder um und beobachtete, wie viele hilfsbereite Passagiere ihr beim Aufstehen halfen. Auch das Fährpersonal tat sein Mögliches, selbst wenn der Notfallkoffer nicht so ganz taufrisch aussah und die Leutchen auch mit bloßen Fingern an den Mullbinden herumhantierten, aber die Menge Jod, die sie da drauf träufelten, zerlegte jeden Infektionsherd in drei Kilometern Umkreis. Wir liefen die nächste Apotheke an, bekamen dort die Adresse des Österreichischen Krankenhauses und marschierten dorthin.

Der Arzt dort zog sich wenigstens Handschuhe an, säuberte die Wunde weiter und kam am Ende zum Schluss, dass Nähen nicht notwendig sei. Eine Krankenschwester wurde noch zu Rate gezogen, die - das sah sehr nach Augenhöhe aus, wie die beiden da miteinander sprachen - mit dem Arzt diskutierte, aber am Ende blieb es dabei, dass Uli die Wunde erst einmal heilen lässt und dann weitersieht.

Die Behandlung kostete umgerechnet 22 Euro, und die verschriebene Salbe 1,50 Euro (!), für solche Kleinbeträge muss man die Auslandskrankenversicherung dann glücklicherweise nicht wirklich behelligen. Alles in allem sah das am Ende wohl schlimmer aus als es jetzt mit zwei Tagen Abstand erscheint, aber das Adrenalin fuhr mir schon in die Blutbahn, da will ich gar nicht wissen, wie es bei Uli aussah ...

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Der Samstag hatte wunderbar angefangen, jedenfalls für mich, während Uli kaum geschlafen hatte, weil irgendwo im Hotel anscheinend jemand so laut geschnarcht hatte. Wenn ich den Bösewicht in die Hände kriege, na warte!

Das Frühstück im Hotel war völlig in Ordnung, nicht übertrieben fantastomanisch, aber wir wurden gut satt. Wir verließen das Hotel und fuhren - latürnich! - erstmal mit der Fähre nach Europa (wir kamen an einer Apotheke vorbei, in der wir dann auf dem Heimweg Ohropax holten ...). Dort stiegen wir in die Straßenbahn ein und fuhren hoch nach Sultanahmet.

Der erste Stopp war die Hagia Sophia, und ich werde jetzt nicht zum 138. Mal von der Hagia Sophia schwärmen: Das muss man sich einfach selbst anschauen, das ist so schön, so beeindruckend, und ganz besonders das Farbenspiel von der Morgensonne im Innern der Hagia Sophia war sehr, sehr schön ...

Ich bedauere immer noch, dass man nicht mehr auf die Empore kommt, denn die Mosaike da oben sind natürlich etwas ganz Besonderes, aber dafür zahlt man halt keinen Eintritt in dieses Gebäude, das inzwischen wieder Moschee ist.

Aus der Hagia Sophie ging es in Richtung Blaue Moschee, in der die Schlange sehr viel länger war, aber das lag daran, dass der Eingang ziemlich verengt war: Die Blaue Moschee wird renoviert, und es gibt nur einen schmalen Eingang, und mit Schuheausziehen (und später -anziehen) geht das alles nicht so schnell voran. Nach endlicher Zeit aber kamen wir auch rein, und ich war einerseits etwas traurig, andererseits ein bisschen glücklich. Häh? Was redet der wieder?

Ich hatte ja im September mit meinem Ü70-Rudel den Zeitplan vermasselt, sodass wir nicht die Blaue Moschee hineinkamen. Jetzt sah ich, dass wir in der Blauen Moschee - selbst wenn wir reingekommen wären - nicht die ganze Pracht gesehen hätten, weil die Kuppel restauriert wurde und wird. Durch das Gerüst fehlt das luftige Gefühl, das ich in der Blauen Moschee so großartig finde, praktisch komplett, und von der Kuppel sieht man halt nicht wirklich viel, sodass die Damen im September selbst dann nicht viel mehr gesehen hätten, wenn sie einen kompetenteren Reiseführer gehabt hätten ...

Dementsprechend schnell waren wir wieder aus der Blauen Moschee herausspaziert. Es war 11 Uhr, und jeder Istanbul-mit-Rudel-Leser wird sich erinnern, was um 11 Uhr zu passieren hat: Frühschoppen! Dieses Ritual befolgten Uli und ich natürlich, und zwar stilecht bei Omar. Der Chef erkannte mich ebenfalls wieder und fragte, wo die anderen Damen seien; auch diesmal wollte er uns zu seinem Kumpel zum Gewürzekaufen schicken, auch diesmal tranken wir nur unser Bierchen ...

Wir liefen die eine Station nach Çemberlitaş und von dort in den Großen Basar hinein. Wir hielten uns eher links, denn ich wollte natürlich auch Uli den Blick vom Hof der Süleymaniye-Moschee zeigen. Das waren Ecken im Großen Basar, an denen ich auch noch nie war, die Händler waren wieder ein bisschen zurückhaltender, aber so richtig in Kauflaune waren wir nicht ...

Wir spazierten also weiter zur Süleymaniye-Moschee, genossen den Blick von dort oben auf Goldenes Horn und Bosporus, und liefen die steilen Treppen hinunter in Richtung Gewürzbasar.

Den Stand von meinem Schwäbisch Gmünder Spezi fand ich leider nicht mehr (auch weil der Istanbuler Schwabe definitiv nicht da war), aber wir landeten schlussendlich in einem Stand, der entweder der richtige war oder diesem zum Verwechseln ähnlich sah ... Dort machten wir einen mittelprächtigen Großeinkauf und hatten eine große und schwere Tasche dabei, die wir erst einmal ins Hotel bringen wollten.

Unterwegs verlief ich mich kurzfristig, nordete mich aber zügig wieder ein und führte Uli zum gestern schon geplanten Imbiss auf der Galatabrücke. Dort erwarben wir für je zwei Euro einen leckeren Fischdöner, den wir mit Blick auf Goldenes Horn und Bosporus verspeisten, denn die Fähre nach Kadiköy hatten wir - natürlich - schon wieder verpasst.

Die nächste Fähre aber war unsere, wir brachten die Gewürze und sonstigen Einkäufe ins Hotel, machten uns aber zügig wieder auf in Richtung Fährhafen, wobei wir auf der Dachterrasse dort einen Tee (oder Kaffee) trinken wollten. Dieses Etablissement ist gefühlt das einzige in Istanbul, in dem man diesen komischen HES-Code benötigt, und den hatte ich - schlau, wie ich bin - ausgedruckt im Hotelzimmer, wo er gut lag ...

Nun denn, sei's drum, wir entschieden uns, einen Tee in Europa zu trinken, und fuhren wieder Fähre ...

Beim Aussteigen in Karaköy passierte dann das Malheur, und zwei Stunden später verließen wir die Apotheke und liefen wieder hinunter nach Karaköy, nur um mit der Tünel-Bahn hoch auf die Istiklal zu fahren. Wir fielen in die Bar ein, in der ich mit meinen (Ex-)Kollegen vor zwei Jahren am Ankunftsabend versackt war, und auch wenn der Wirt ein bisschen unmotiviert erschien, sorgten wir dafür, dass ausreichend desinfizierender Alkohol beim Weg in Ulis Mund an der Wunde vorbeikam. Alkohol in Gin-Form, übrigens ...

Nachdem das erledigt war und es jetzt dann auch dunkel wurde, fuhren wir mit dem Tünel wieder nach Karaköy, stiegen in die Straßenbahn, fuhren noch einmal nach Sultanahmet, um uns Hagia Sophia und Blaue Moschee noch einmal im Dunkeln anzuschauen (auch sehr, sehr schön!), aber plötzlich war es dann auch schon wieder 20.30 Uhr, sodass wir schauten, dass wir wieder zum Hamsi kommen ...

Wir hatten beide Hunger auf Fleisch, was mich nicht davon abhielt, zur Vorspeise noch ein bisschen Fisch zu essen, aber als Hauptspeise gab es dann Hähnchenspieß für Uli und Mixed Grill für mich. Selbst das Lamm war in Ordnung, und wir waren satt. Der dazugehörige Raki (Bier wollten wir nicht mehr trinken) wurde auch verzehrt, aber wir kamen ohne weitere Unfälle gut im Hotel an ...

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Der Wecker gestern klingelte zur Unzeit, nämlich um 6 Uhr (also 4 Uhr deutscher Zeit, grässlich), wir kamen nicht ganz pünktlich weg, ich fand den Bus zum Flughafen nicht auf Anhieb, und am Flughafen war eine lange, ziemlich unkoordiniert erscheinende Schlange zur - ich werde nicht müde, das zu betonen - unsäglich dummen Einlasssicherheitskontrolle. Wäre ich ein böser Mensch, würde ich mir prompt diese Schlange aussuchen, um Schabernack zu treiben, aber auf mich hört ja keiner ...

Ein bisschen mulmig wurde mir, weil die Schlange sich inkonsistent fortbewegte und wir nur noch zwei Stunden bis zum Abflug hatten, aber irgendwann ging es dann doch schneller, wir kamen ins Gebäude, konnten einigermaßen zügig ausreisen, die (richtige) Sicherheitskontrolle ging dann schnell, sodass wir noch mit massig Zeit zum - völlig überfüllten - Bereich unseres Gates kamen.

Wir kamen im Bereich eines Imbisses zum Sitzen, ich kaufte mir ein Frühstück, damit wir das Recht erwarben, dort zu sitzen, aber diese Menschenmassen ist man einfach nicht mehr gewohnt. Und besonders lustig sind die Durchsagen, man möge - in diesem Gewusel! - 1,5 Meter Sicherheitsabstand halten ... "Wie denn?", fragt man sich, "wie denn?" 

Wir boardeten, und da ich Ulis Tasche auf meinem Koffer hatte, bekam ich nicht etwa eine Motzerei zu hören, dass ich zwei Handgepäckstücke hätte, sondern vielmehr das Angebot, die Sachen im Frachtraum zu verstauen. Da ich aber meinen Rechner auch im Koffer hatte und jetzt nicht umräumen wollte, lehnte ich das Angebot ab, was auch ohne Umstände akzeptiert wurde, und der Bus zum Flugzeug nahm uns mit ...

Wir kamen halbwegs pünktlich weg und waren eine Viertelstunde vorfristig in Stuttgart, an der Passkontrolle wurden wir auf Impfpass und Einreiseanmeldung kontrolliert (gut so!), und dann ging es ohne unnötige Verzögerung nach Bonndorf und in den Kranz.

Joa, da saßen wir dann eine Weile, hörten auf dem Heimweg noch Sirenengesänge aus dem Schnitzer, denen wir uns - anders als Odysseus - nicht widersetzen konnten, und breiten den Mantel des Schweigens über den (wunderbaren) Nachmittag.

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Sehr schön war es, trotz Unfall, aber zu kurz. Istanbul geht immer, gar keine Frage und egal, wie lang, aber wir hatten am Ende nur den Freitag Abend und einen vollen Tag, das war gerade genug, um ein paar der Hauptsehenswürdigkeiten anzukratzen. Ein, zwei Tage mehr sollten es schon sein, aber Flug und Hotel waren so bezahlbar, dass man das einfach jetzt so machen musste ...

Oh Istanbul, du schöne Stadt, du schöne Stadt am Meer,
ich mag dich so, manch einer sagt, ich liebte dich so sehr.
Oh Istanbul, du schöne Stadt, mein Herz, das wurd' so schwer,
weil ich schon wieder fahren musst', ich komm bald wieder her ...

Blick vom Hof der Süleymaniye

Erste Brücke bei Nacht

Hagia Sophia

Auf der Fähre

Hagia Sophia

Galataturm

Hagia Sophia bei Nacht

Freitag, 11. Februar 2022

Oh Istanbul

 ..., du schöne Stadt, du schöne Stadt am Meer ... Wie, hab ich schon zu oft gesungen? Hm, okay, na dann ...

Ich mag dich so, manch einer sagt, ich liebte dich so sehr ... Jaha, ist ja gut ...

Uli und ich fuhren heute Morgen um 8.30 Uhr in Richtung Stuttgart - ich hatte gestern noch einen Platz im Parkhaus gebucht, denn das war am Ende günstiger als die bisher geplante Variante mit Zubringer- und Abholfahrt durch unsere Mütter. Wir fuhren gemütlich und kamen um kurz nach 10 Uhr am Flughafen an. Die Einfahrt ins Parkhaus ging mit Vorzeigen des QR-Codes einigermaßen gut.

Wir stellten uns auf einen Parkplatz, fuhren mit dem Aufzug hinunter auf die Straßenebene, liefen ins Terminal und waren quasi sofort schon an unserer Sicherheitskontrolle. Ich brauchte ein bisschen, um meinen Boarding-QR-Code nochmal abzurufen, aber dann klappte auch das, die Sicherheitskontrolle wurde überstanden, und in der nächstbesten Bar wurde ein Frühschoppen-Bier (es war ja schon 10.30 Uhr, also fast 11 Uhr) verspeist (außerhalb war die Grenzkontrolle noch gar nicht eingerichtet ...).

Wir boardeten ein bisschen verspätet, und das Bodenpersonal von Pegasus sorgte noch zusätzlich für Verspätung: Weil wir online eingecheckt hatten, wurden wir zurückgewiesen, weil wir unseren Impfstatus noch nachweisen mussten. So weit, so doof. Noch doofer wurde es aber dadurch, dass die Impfstatuskontrolle dadurch erfolgte, dass wir gefragt wurden, ob wir geimpft seien (und ob wir diesen türkischen HES-Code hätten). Das bejahten wir (wahrheitsgemäß), aber keine alte Sau prüfte das ...

So etwas, liebe Freunde, ist großer Mist: Wenn ihr schon meint, die Impfpässe prüfen zu müssen, okay, aber dann prüft die bitte auch. So ist das alles richtig bekloppter Aktionismus, den kein Mensch braucht.

Entsprechend boardeten wir den Flieger als Letzte, die Stewardess half uns, unser Handgepäck zu verstauen, und der Flug nach Istanbul war so entspannt wie es sein soll ...

Die Einreise ging auch schnell (kein Grenzer wollte Impfpass oder HES-Code sehen), dann ging es zum Bus. Der fuhr uns - wohl weil voll - vor der Nase weg, aber der nächste Bus folgte ein paar Minuten später.

Eine gute Stunde fuhren wir - selbst mit dem "Express"-Bus -, aber wir kamen schließlich wohlbehalten in Kadiköy an. Das Hotel wurde aufgesucht, das Zimmer okkupiert, dann waren wir aber schon wieder weg, weil wir noch einmal Fähre fahren wollten.

Das klappte - nun, da wir beide jeweils eine Istanbulcard haben ... - ganz vorzüglich, und wir fuhren nach Karaköy und weiter nach Eminönü. Wir hatten unsere Rückfahre - latürnich - gerade verpasst, also liefen wir noch einmal kurz auf die Brücke übers Goldene Horn.

Der Ober, bei der mein Ü70-Rudel und ich im September gegessen hatten, erkannte mich - trotz Maske - sofort wieder, und wir sagten ihm, dass wir - "perhaps", also "vielleicht", mit in die Luft gestrecktem Finger! - morgen mal bei ihm vorbeischauen würden ...

Danach ging es wieder auf die Fähre und von dort schnurstracks in Richtung Hamsi.

Siehe da: Hamsi hatte wieder auf, juchhe! Der Chef war nicht da, aber trotzdem war es gerammelt voll, sodass wir nur drinnen einen Platz bekamen, aber hey, was soll's? Es wurden Mezze verspeist, als ob es kein Morgen bzw. keine Hauptspeise gäbe, gefüllte Weinblätter, Oktopus, keine Fischlein und Oliven mit Anchovis, dazu wurde Efes konsumiert, danach bestellten wir noch einen Seebarsch und eine Seebrasse, die ebenfalls vertilgt wurden, und den Abschluss machte die kleinste Flasche Raki.

Oh Mann, der Tee aufs Haus riss auch nichts heraus, wir wanderten in Richtung Hotel, und sind nun in sämtlichen Betten.

Ein wunderbarer erster Abend in Istanbul, morgen gucken wir mal, was wir machen - Blaue Moschee, Hagia Sophia, großer Basar, Hof der Süleymaniye-Moschee, Gewürzbasar, wir werden uns schon durch Istanbul durchschlagen.

Alles toll wie immer, auch wenn es auf der Fähre durchaus ein bisschen kühl war ...

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Anfang April geht es mit zwei Damen in Richtung Irland und Nordirland, da werde ich noch ausführlicher berichten, jetzt bin ich erstmal müde und muss ins Bett ...

Abfahrt in Eminönü

Unterwegs, das dürften die Karpaten gewesen sein ...

Sonntag, 6. Februar 2022

Vielleicht drei Schritte in Frankreich

 ... war ich gestern auf der Rheinbrücke Neuenburg-Chalampé, nachdem ich schon ungefähr 17 Kilometer in den Knochen hatte ... Die ehrenwörtliche Erklärung, die ich für die Einreise nach Frankreich brauche, hatte ich natürlich dabei - hust -, aber kontrolliert hat das eh keiner ...

Eine (lange) Etappe fehlte noch, um den Südwestschwarzwald zu umrunden, und diese Etappe wollte ich gestern auf mich nehmen.

Also fuhr ich mit dem Bus nach Neustadt, von dort mit der S-Bahn nach Freiburg und schließlich mit einem Regionalzug nach Kleinkems, wo ich am 18. Dezember - auf meiner letzten getrackten Tour - in den Zug gestiegen war. Diesmal konnte ich den Berg hinuntergehen und kam bald zum Rhein. Kurze Zeit später, zwischen Rheinkilometer 184 und 185 (natürlich wurden alle Rheinkilometer fotografisch dokumentiert), kam ich an den westlichsten Punkt meiner Wanderungen, denn bei 7° 30' 47" ö. L. war ich um gerade einmal 20 Gradsekunden, also wenige hundert Meter, weiter westlich als am 18. Dezember ...

Es ging auf einer wunderbar bewanderbaren, wenn auch trotz des fast ununterbrochenen Ausblicks auf den Rhein jetzt nicht so wahnsinnig spannenden Strecke in Richtung Norden - der erste Rheinkilometer war die Nr. 184 gewesen.

Nach dem Rheinkilometer 185 kam ich an einem Autobahnrastplatz vorbei, und die Tür vom Rastplatz zum Wanderweg war geöffnet, denn auf dem Rastplatz ist ein auch und gerade für Wanderer interessanter Myriameterstein. "Myriameter" ist die altertümliche Bezeichnung für 10.000 Meter, und dieser Stein bezeichnete 20 Kilometer Entfernung, also zwei Myriameter, von Basel. Man beachte, dass hier wohl 20 Kilometer zum Stadtzentrum von Basel gemeint waren, denn von der Grenze (und dem heutigen Rheinkilometer 170) war ich hier erst etwas über 15 Kilometer entfernt. So richtig gut durchschaubar ist diese Rheinkilometrierung wirklich nicht, zumal es da allerlei Sonderkonstellationen gibt.

Sei es, wie es sei, ich lief weiter, kam kurz darauf an einer Seilkrananlage zur Flussmessung entlang und blieb auf dem Rheinauenweg. Ich lief an einer Autobahnraststätte vorbei, die auf dem Wanderweg Werbung machte, dass man durchaus auch als Wanderer dort einkehren könne, denn da war ein Zugangsweg offen (das hatte ich so auch noch nie gesehen) und erreichte nach einigen Kilometern den "modernen" Myriameterstein (naja, eher das Myriameterschild) mit der 190 darauf: Ich war also 190 Rheinkilometer von der alten Rheinbrücke in Konstanz entfernt.

Kurz nach diesem Schild musste ich einen kleinen Umweg laufen, weil dort jetzt neuerdings ein Rheinhochwasserrückhaltebecken angelegt wurde, und um dieses musste ich herum latschen. Kurz hinter Rheinkilometer 194 unterquerte ich die Autobahnbrücke, und ich hatte aufgrund eines Eintrages in der Wikipedia ein bisschen die Hoffnung gehabt, dass es da doch eine Möglichkeit gebe, auch als Fußgänger die Brücke zu überqueren - allein, ich fand sie nicht ...

Also blieb ich auf deutscher Seite, machte dann nach 15 Kilometer oder so auf einem Baumstamm für ein paar Minuten Pause, kam fast nicht wieder in die Gänge (vielleicht war es doch keine optimale Idee, nach sechs Wochen mit keiner ernstzunehmenden Wanderung auf einen Schlag 18 Kilometer anzuvisieren, aber "vernünftig" konnte ich ja noch nie ...) und schleppte mich zur Rheinbrücke, über die ich am 20. August 2020 (!) erstmals französisches Gebiet erreicht hatte ...

Ich musste unter der Brücke durchlaufen und dann über einen Trampelpfad zur Straße hoch, lief bis ungefähr einen Meter hinter die (vorbildlich angezeigte) deutsch-französische Grenze, machte dort Fotos (unter den leicht spöttischen Blicken einer sehr freundlichen Französin, die ihr Fahrrad über die für Autos zur Zeit gesperrte Brücke schob) und lief wieder zurück zum deutschen Brückenkopf.

Hier war nun die Streckenführung meiner Wanderapp sehr abstrus, denn sie führte mich - weil angeblich der Fußgängerweg an der neu trassierten Bundesstraße noch nicht fertig war - noch ein Stück am Rhein entlang. Nun denn, auf, auf, marsch, marsch, ich kam bis zum Grenzstein 199 - und dann war Schicht im Schacht. Die Landesgartenschau findet 2022 in Neuenburg statt, und dementsprechend ist das zukünftige Landesgartenschaugelände noch abgesperrt - das hätte man dem Wanderer aber auch mal mitteilen können! Also lief ich zurück und wagte es doch entlang der Bundesstraße - und, oh Wunder, der kombinierte Fußgänger-Fahrrad-Weg war fertig!

Wenige Meter vor dem Bahnhof stieg meine Trackingapp dann mangels Akku aus, aber ich schaffte es in den früheren Zug nach Müllheim, wartete dort auf den Zug nach Freiburg, stieg in den Zug in Richtung Villingen um, geriet noch in eine 3G-Kontrolle (zum Glück hatte ich mein Wanderhandy mit dem Strom im Zug wieder ein wenig aufladen können, aber notfalls hätte ich auf dem Diensthandy auch noch den 3G-Ausweis gehabt), fuhr bis Unadingen (weil ich sonst in Neustadt ewig auf den Bus hätte warten müssen), stieg dort aus und in den Gegenzug um, stieg dann in Neustadt in den Bus ein und kam pünktlich zu Hause an.

Heute Morgen hatte ich ein bisschen Muskelkater, und ich fürchte, das wird morgen nicht besser werden, aber jetzt habe ich wenigstens das Zwischenziel der Südwestschwarzwaldumrundung erreicht. Zudem knackte ich gestern die 1.500-Kilometer-Marke für den Schwarzwald (dort sind es nach der 18,85-km-Wanderung gestern jetzt 1.517,32 Kilometer, während es insgesamt 1.591,42 Kilometer sind, wenn man die Wanderungen in Richtung Brocken, in Dänemark, in den Alpen, in den Vogesen und sonstwo noch dazurechnet).

Die Nordstrecke dieser Umrundung hatte mich im Sommer 2020 am Schluchsee vorbeigeführt, dazu kam die Strecke Feldberg-Bärental, über den Feldberg und den Notschrei ging es in Richtung Wiedener Eck und Belchen, über den Haldenhof und dann über die Rheinebene nach Müllheim und Neuenburg. In der anderen Richtung folgte ich der Steina von der Quelle bis zur Mündung in die Wutach, der Wutach bis zur Mündung in den Rhein und dann - meist auf deutscher Seite, aber wenn es die Quarantänevorschriften erlaubten, gerne auch auf schweizerischer Seite - durch beide Laufenburg, nach Bad Säckingen und Rheinfelden, ab der Wehrbrücke Augst/Wyhlen auf Gebiet der Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt nach Basel, dort ums Rheinknie nach Huningue und Weil am Rhein und von dort Ende letzten und Anfang dieses Jahres zur Rheinbrücke in Neuenburg.

Insgesamt habe ich - in Fließrichtung - den Rhein ab Ruggell in Liechtenstein gesehen, bis zum Bodensee ging es, am Bodensee ging es entlang, dann praktisch den gesamten Hochrhein entlang (an zwei, drei Stellen habe ich ernsthafter abgekürzt, die hole ich vielleicht noch nach) und jetzt am Oberrhein auch von Basel (was so Rheinkilometer 166 oder so sein müsste) bis zum Kilometer 199. Mal sehen, ob ich noch ein Stück weiter nach Norden laufe oder mir ein neues Langstreckenziel suche, aber das entscheide ich mehr oder weniger spontan.

Mal sehen, ob ich die 2.000 Kilometer dieses Jahr vollmache.

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Nach dem corona(nachwehen)bedingten Reinfall mit der Portugalreise wollten Jessi, Christian und ich das nicht lange auf uns sitzen lassen, also schlichen wir die ganzen letzten Tage schon um Porto herum (die beiden fliegen Ende März noch auf die Azoren ...) und haben jetzt endlich gebucht: Am 4. März geht es von Frankfurt-Hahn nach Porto, wir haben ein Hotel in der Nähe der Innenstadt gebucht und kommen dort drei Nächte unter, bis es am 7. März wieder zurück zum Hahn geht. Meine Ma wurde überzeugt bzw. genötigt, auch mitzukommen, und so fliegen wir zu viert - das wird gut!

Wir haben uns für den 5. März ein Auto gemietet, denn wir fahren zur Fußgängerbrücke "516 Arouca". Das ist die längste Fußgängerbrücke der Welt oder jedenfalls in Europa, und wir gucken mal, wie wir uns da in 175 Höhe über der Schlucht des Paiva schlagen. Über das Ding wollte ich laufen, seit ich letztes Frühjahr einen Bericht über die Eröffnung sah, jetzt klappt es (hoffentlicht) schon recht zeitnah. 12 Euro Eintritt (bzw. 10 Euro für meine Ma als Seniorin) sind natürlich schon ein happiger Obulus für eine Brücke, aber andererseits musste man die halt auch erstmal bauen ...

Wir werden sicherlich den einen oder anderen Portwein in Porto süffeln, und die Francesinha in Porto geht auf mich - das wird sicher ganz lustig werden ...

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So, Fotos von gestern gibt es auch noch:


Ein Meter in Frankreich
Autobahnbrücke

19. (moderner) Myriameter

Altertümlicher Myriameterstein II (20 km von Basel)

Blick auf den Rhein