... war der Tag für den deskriptiven Statistiker, auch wenn das Wetter zwar in Ordnung, aber auch nicht strahlender Sonnenschein war ...
Was ist denn jetzt wieder los? Nun, ich habe heute mein viertes Land erwandert, nämlich Österreich, dabei meine 100. vom Schwarzwald aus erwanderte Gemeinde berührt und zudem noch die 800-km-Marken sowohl für den Schwarzwald als auch für die gesamten Wanderungen der letzten sechseinhalb Monate überschritten. Was will man mehr?
Ich fuhr mit dem Auto meiner Mutter (wegen Vignette und so) in Richtung Schaffhausen, dort auf die Autobahn in Richtung Zürich und dann in Richtung St. Gallen, ehe ich wieder ein kleines Stück in Richtung Kreuzlingen fuhr und dann mein Auto in Horn (Thurgau) am Bahnhof abstellte ... Diese Parkapp ist echt praktisch, gerade weil ich da kein schweizerisches Geld brauche, zudem ist es auch noch günstiger als mit Bargeld, heute habe ich für mehr als viereinhalb Stunden Parkieren 2,83 Franken bezahlt - da kann man wirklich nichts sagen ...
Ich lief los, aus Horn hinaus, mitten durch den Schießstand (da lagen heute Rindviecher zwischen mir und den Scheiben), überquerte die Goldach und war im gleichnamigen Ort im Kanton St. Gallen gelandet. Ich lief an der Seestraße entlang und kam bald nach Rorschach, das einen wunderbaren Seepark hat, mit Skulpturen und schönem Blick auf den Bodensee - wenn es gutes Wetter hat (heute war es recht bewölkt), dann ist der Blick bestimmt traumhaft!
Ich kam am Strandbad Rorschach vorbei und traute meinen Augen nicht: Ich war in Neuseeland gelandet! Dass ich da dieses Jahr doch noch hinkomme, hätte ich auch nicht gedacht ... Leider war das aber nur eine Straße in der Gemeinde Rorschacherberg (diese Gemeinde hat, obwohl sie "-berg" heißt, auch Anteil am Bodensee ...) und nicht das Land down under und dann rechts - schade, aber da komme ich schon noch hin, nächstes oder übernächstes Jahr ...
Ich lief weiter, an ansehnlichen Bodenseevillen vorbei und kam durch Staad, einen Ortsteil der Gemeinde Thal. In dieser Gemeinde liegt auch der Flugplatz St. Gallen-Altenrhein, und an dem lief ich auf der Hauptstrasse entlang. Leider endete ziemlich bald der Gehweg, sodass ich teils auf dem Fahrradstreifen, teils auf dem Grünstreifen daneben unterwegs war - meine Streckenplanungsapp kann ich dafür nicht verantwortlich machen, die wusste, dass ich da nicht laufen sollte, aber ich hatte sie unerbittlich gezwungen, meinen Weg dort zu planen, sodass ich also nun durchs (gemähte) Gras watschelte.
Am Ende der Start- und Landebahn lief ich ein bisschen in Richtung von deren Verlängerung und schlug abermals einen Haken nach rechts, um in Richtung Alter Rhein zu kommen. Als ich dort nach einem guten Kilometer ankam, war ich ein bisschen überwältigt, denn ich war jetzt in etlichen Etappen von Bonndorf bis hierher, an die österreichische Grenze, gelaufen. Wer mir das gesagt hätte, als ich im Mai über Eggingen in Richtung Jestetter Zipfel wanderte, wäre von mir eingewiesen worden!
Ich lief am Alten Rhein (der heißt so, weil um 1900 der Rhein begradigt bzw. durchgestochen wurde, sodass der eigentliche Rhein heute ein Stück weiter östlich verläuft; der Alte Rhein blieb aber die Staatsgrenze und ist heute ein mittelgroßes Flüsschen) entlang, bis ich an die Holzbrücke Rheineck/Gaißau kam - das ist die nördlichste Brücke über den Alten Rhein.
Ich überquerte die - wunderschöne, ziemlich moderne - Brücke - und war in Österreich gelandet. Ich konnte nicht so richtig laut jubeln oder meinen Ententanz vollführen (obwohl mir sehr danach war!), weil da überall Leute in den Gaststätten saßen (und ich wollte den österreichischen Vorurteile über die bekloppten Piefkes keinen Vorschub leisten) ...
Ich lief durch Gaißau und bog dann hinter dem Örtchen in Richtung der Rheinauen ab - hier merkte ich jetzt endgültig, dass ich in Österreich bin, denn die Radfahrerin, die mich freundlich (wirklich!) vom Weg geklingelt hatte, grüßte mit "Hi! Servus!". Nix mehr mit "Grüezi", das ich mir formschön einschließlich Gekrächze angeeignet hatte. Ich stellte fest, dass die Jüngeren eher "Hi", die Älteren eher "Servus" sagen, und wenn die Jüngeren nicht wissen, ob sie mich zu den Jüngeren oder Älteren zählen sollen, sagen sie "Hi! Servus!" - das sagten sie oft ...
Kaum hatte ich das ausbaldowert, versuchte ich mich selbst daran, grüßte die Nächstbesten freudig mit "Hi! Servus!" und erntete ein "Hoi" - das waren Schweizer ...
Schon auf Gebiet von Höchst, meiner zweiten österreichischen Gemeinde, lief ich auf den Rheinauweg - das war so ziemlich der erste matschigere Weg auf der ganzen Strecke, aber einer der schönsten, weil ich jetzt plötzlich im Wald war, und das praktisch am Bodensee! Ich lief - etliche Mütter mit ihren Kleinkindern waren unterwegs ("Hi! Servus!") - über den schönen Weg, erhaschte noch gelegentlich einen Blick vom Alten Rhein und verlief mich dann ein bisschen auf den Pferdewaldweg mit entsprechenden großen Hinterlassenschaften. Die umschiffte ich aber, kam trotzdem einigermaßen da raus, wo ich wollte und lief parallel zum Alten Rhein, vorbei an Fußballplätzen, in Richtung Zollamt.
Kurz vor dem Ziel aß ich noch ein paar Brote, weil ich mir erdacht hatte, dass ich den 15.37-Uhr-Zug eh verpasse und daher Zeit habe, weil der nächste Zug erst um 16.13 Uhr führe. Ich saß und aß mein Brot noch in Österreich, lief dann über die Grenze, zum Bahnhof - und stand vor der Schranke, denn der 15.37-Uhr-Zug fuhr gerade los ... Öhm ...
Nun, ich umrundete einmal das Bahnhofsgebäude, weil ich vor lauter Absperrungen den direkten Weg nicht sah, kaufte mir eine Fahrkarte für die Fahrt zurück nach Horn mit Umsteigen in Rorschach, nahm dann die S-Bahn um 15.52 Uhr, hatte dadurch in Rorschach mehr Zeit zum Umsteigen, setzte mich in den wartenden Zug und war gegen 16.30 Uhr in Horn ...
Zurück ging es wieder über die Autobahn und dann schnellstens unter die Dusche ...
Insgesamt waren das jetzt die folgenden Etappen: Bonndorf-Roggenbacher Schlösser (5. April), Roggenbacher Schlösser-Eggingen (26. April), Eggingen-Vogelhof (14. Mai), Vogelhof-Grenze Dettighofen/Jestetten (17. Mai), Grenze Dettighofen/Jestetten-Nohl (21. Mai), Nohl-Gailingen (9. August), Gailingen-Stein am Rhein (13. August), Stein am Rhein-Mannenbach (6. September), Mannenbach-Kreuzlingen (11. September), Kreuzlingen-Uttwil (1. Oktober), Uttwil-Horn (11. Oktober) und Horn-St. Margrethen (heute) - zwölf Etappen also über sechseinhalb Monate - da werde ich ja wohl noch nach Liechtenstein kommen, denn das sind nur noch knapp 28 Kilometer ...
Erstmal aber Fotos:
Die Goldach, Grenze zwischen Horn und dem Kanton St. Gallen |
Seepark in Rorschach |
Schweizer Grenzstein am Alten Rhein |
Der Alte Rhein |
Brücke über den Alten Rhein zwischen Rheineck und Gaißau |
Rheinauweg in Höchst |
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