Meine Länder

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Donnerstag, 25. Juni 2020

Der Jäger mit dem Gewehr

..., der mir heute entgegenkam, lief einfach - mit offen getragener Waffe - über die deutsch-schweizerische Grenze, als ob die Einfuhr von Waffen in die Schweiz bzw. in die EU das Normalste der Welt wäre ... Ich gehe mal davon aus, dass Jäger im Grenzgebiet das dürfen, aber irgendwie komisch sah das für mich doch aus.

Das war aber - abgesehen von meinem blöden Knie, das mir gegen Ende der Wanderung richtig Ärger machte - das einzige Vorkommnis, an dem ich nicht die allerhellste Freude hatte, denn heute machte ich mal wieder - nicht gähnen da hinten, hab ich gesagt - eine Grenzsteintour. Und nein, ich habe noch nicht alle Grenzsteine zwischen Deutschland und der Schweiz besucht, ganz und gar nicht - aber ein schönes Ziel wäre es doch, es gibt ja über 1.000, denke ich ...

Ich kutschierte meine Mutter nach Stühlingen, danach über die Grenze in Richtung Neuhausen am Rheinfall, von dort wieder über die Grenze nach Jestetten und weiter nach Balm, einem Ortsteil von Lottstetten. Dort zeigte ich ihr, wo sie - sie hatte sich heute entschieden, nicht zurück nach Bonndorf zu fahren, sondern mich am Zielort zu erwarten, eine Bluse muss noch umgenäht werden, und das konnte sie auch im Auto - auf mich warten könne, nämlich an dem wunderbaren Uferabschnitt, an dem ich vor ein paar Wochen erstmals den Rhein wandertechnisch erobert hatte.

Von dort fuhren wir weiter nach Nack und in den Ort hinein. Leider durfte ich - Straße für Motorfahrzeuge gesperrt - nicht so weit fahren wie geplant, aber dadurch wurde die Wanderung halt ein bisschen länger.

Ich lief quasi mitten durch den Golfplatz dort hindurch (diese Golfer sind ein freundliches Völkchen, stellte ich fest), und am Ende des Golfplatzes war der erste Grenzstein, Nr. 124 (Baden-Zürich). Ich lief ein bisschen am Waldrand vorbei und dann über einen Pfad, dokumentierte natürlich jeden Grenzstein, den ich fand, bis ich schließlich am ersten Höhepunkt der heutigen Wanderung anlangte, am Grenzstein Nr. 129 (Baden-Zürich)/35 (Baden-Schaffhausen).

Der Grenzstein 129/35 bildet das Drei-Regionen-Eck zwischen der Bundesrepublik Deutschland, dem Kanton Zürich und dem Kanton Schaffhausen, und natürlich legte ich auch hier meinen Griffel auf den Treffpunkt der Grenzlinien, sodass ich mit meinem Zeigefinger gleichzeitig in Deutschland, in Zürich und in Schaffhausen war ... Cool ...

Mein Ziel war der Grenzstein Nr. 1 (Baden-Schaffhausen), und so lief ich an den herunterzählenden Grenzsteinen vorbei. Es ging durch den Wald, über Feld, einmal hätte ich mitten durchs Feld gemusst, da bin ich dann doch lieber außen herum gegangen (sonst schießt noch ein Schweizer Bauer auf mich, das kann ja auch keiner wollen), ich lief ein Stückchen an der Zollstraße Rüdlingen-Nack entlang, bog dann wieder ins Feld ab, kämpfte mich teilweise durch den Wald und spätestens ab Grenzstein 11 einen ziemlich steilen Abhang herunter (das tat meinem Knie sicher gut ...), bis ich schließlich hinter Grenzstein 9 endlich auf einen halbwegs ebenen Waldweg geriet.

Ach Mann, es ist einfach schön, wenn man auf so einer Wanderung wahrscheinlich -zig Mal eine Staatsgrenze überquert und es keinen Menschen (außer mir natürlich) interessiert ...

Am Grenzstein 3 sieht man noch eine alte Schildeinfassung, an der bis 2008, dem Jahr des Beitritts der Schweiz zum Schengener Abkommen, ein Grenzübertrittshinweis stand, danach kam ich sehr bald zum Grenzstein 1 ziemlich nah am Rhein. Das war der zweite Höhepunkt des heutigen Tages ...

Und der dritte folgt sogleich, denn wenige Meter hinter der Grenze geht es rechts runter an den Rhein. Dort hängt eine große Glocke, und man die läutet (und noch zusätzlich den roten Knopf drückt, moderne Technik und so ...), dann kommt - im Sommer - eine Rheinfähre angefahren (nur zwischen 9 Uhr und 19 Uhr mit Mittagspause von 12 Uhr bis 12.45 Uhr), die einen für maximal 3,50 Franken (ca. 3,20 Euro) über den Rhein schifft. Heute war es schon deutlich nach 19 Uhr, aber das muss ich unbedingt nochmal ausprobieren ...

Von hier ging es durch den Wald, an einer größeren Liegewiese am Rhein vorbei, eine Waldtreppe hoch, dann am Waldrand bis zur Kläranlage von Lottstetten und schließlich durch Balm durch bis zum Ortsbrunnen, an dem meine Mutter mich dann einsammelte.

Zurück musste wiederum ich fahren, und wir fuhren durch Nohl (wo ich vor ein paar Wochen Endstation gemacht hatte und von wo ich - irgendwann demnächst - mal in Richtung Schaffhausen und Büsingen durchstarten will), dort über die Grenze (wenn da kein Grenzstein am Wald stünde, würde das kein Mensch merken, okay, merkt also kein Mensch außer mir ...) und schließlich die altbekannte Strecke über Schleitheim und Weizen zurück.

Wieder ein schöner Tag, wieder ein Tag in der Schweiz, ich habe heute mehrfach den Überblick verloren, in welchem Land ich mich gerade befinde, das war soooooo schön ...

Grenzstein 129/35 - am Drei-Regionen-Eck Deutschland/Zürich/Schaffhausen

Mein Griffel in Deutschland, Zürich und Schaffhausen

In der Fluchtlinie des einen Grenzsteins sieht man den nächsten

Bild aus der Schweiz nach Deutschland

Grenzstein Nr. 3 mit altem Schildrahmen

Grenzstein Nr. 1 am Rhein

Einreisestelle Rheinfähre Ellikon-Nack (rechts die Glocke)

Der Rhein bei Nack

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