Meine Länder

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Dienstag, 25. Dezember 2018

Im "Schnitzer" von Tunis

... haben wir auch heute den Abend ausklingen lassen (ja, ich weiß, es ist erst kurz nach acht, wir gehen hier zeitig ins Bett ...). Und beinahe hätte ich geschrieben, dass wir "fast unter die Räuber gefallen" wären - aber der Satz blieb mir, zumindest die nächsten Wochen wirst das so bleiben, doch ein bisschen im Halse stecken ... Jedenfalls kamen wir da eben rein, es war kein Platz mehr frei, aber eine Gruppe von drei Tunesiern quatschte uns auf Deutsch, Französisch, Hände und Füße, Englisch und Arabisch (in ungefähr dieser Reihenfolge) an, und der Typ, der in Mainz geboren wurde, sorgte dann dafür, dass unser Ober noch zwei Stühle organisierte und wir am Schluss zu fünft an dem kleinen Tisch saßen, ein bisschen scharfen Fenchel und Saubohnen als Snack verspeisten und nach dem Genuss der verabredeten Anzahl Biere das Etablissement schließlich verließen.

Ja, ich weiß, ich bin ein Freund der nichtlinearen Erzählweise, aber manchmal ist es doch gar nicht so schlecht, wenn man am Anfang beginnt.

Das Frühstück heute Morgen war notwendig, und also gab es lecker Ei und Wurst und Frikadelle und Brot und Kuchen und Süßkram, dazu Tee und Erdbeersaft (der steht hier immer so rum) und Wasser - doch, das war lecker, und danach waren wir gesättigt.

Wir liefen wieder in Richtung der Place de Barcelone, erstanden doch eine Straßenbahnfahrkarte zur Station "Bardo", erwischten zufälligerweise (ich prüfte das erst nach, als wir schon ein paar Minuten in der Bahn standen, sie aber noch nicht abgefahren war - meine Ma hätte schön doof aus der Wäsche geguckt, wenn die Bahn abgefahren wäre, während ich noch draußen stand und zu eruieren versuchte, ob das denn jetzt tatsächlich die Nr. 4 sei ...) die richtige Bahn und fuhren einmal um die Medina herum und dann nach Westen.

Den Eingang zum Bardo-Museum fanden wir, nachdem wir mehrfach todesmutig die Straßen überquert hatten. Da steht zwar Polizei herum, auch mit großen Knarren, aber die Absperrungen und Sicherheitsvorkehrungen sind - trotz des Anschlages 2015, der 22 Unschuldige das Leben gekostet hatte - nicht so, dass ich glauben würde, dass man da als böser Mensch keine Chance hätte, wieder Unheil anzurichten ... Nun denn.

Wir zahlten unsere 11 Dinar (3,30 Euro!) Eintritt, und das Bardo war unsere Auster.

Laut Reiseführer ist das Bardo-Museum das nach dem Ägyptischen Museum in Kairo bedeutendste Museum auf dem afrikanischen Kontinent, und die Mosaiksammlung ist in der Tat unfassbar beeindruckend. Allein für die Fußbodenmosaike, auf denen man da ganz normal herumlatscht, würden manche europäischen Museen ganze Sonderausstellungen einrichten, es ist unglaublich ...

Aber auch die teilweise noch außergewöhnlich gut erhaltenen Skulpturen von vor zweieinhalbtausend Jahren sind atemberaubend, doch, das Bardo sollte man sich mal in aller Ruhe ansehen. (Ein paar Fotos kommen ja auch gleich ...)

Das Ganze geht also von der punischen über die römische und die islamische Phase, jeweils mit hochinteressanten Exponaten (und vernünftiger englischer Beschilderung!), aber nach zwei (der drei) Stockwerke taten uns die Gräten so weh, dass wir uns erstmal das Café im Untergeschoss als unser vorübergehendes Domizil nahmen.

Nach Wiederherstellung der notwendigen Kräften gingen wir - auch hier kommt der Gewöhnungseffekt leider wieder ins Spiel - nunmehr nur noch oberflächlich zur Kenntnis nehmend an weiteren Mosaiken und Skulpturen vorbei, ehe wir dem Bardo "Auf Wiedersehen" sagten. Sehr, sehr schön, zumal das auch mal eine Residenz des Beys (des Monarchen von Tunesien) war und dementsprechend auch die Architektur teilweise sehr hübsch ist - teilweise ist die Architektur aber auch arg funktional-karg, das ist selbst mir schon zu viel gewesen. Und ein paar Räume sind einfach, ähm, leer - ich hoffe, da sind sie gerade am Restaurieren der Exponate, um diese Räume bald wieder füllen zu können.

Wir fuhren in einer überfüllten Straßenbahn zurück (und hatten erstmal suchen müssen, wo wir Fahrkarten herkriegen ...), landeten wieder am Place de Barcelone und gingen zurück zu unserem Hotel, indem wir die Gasse hinter der französischen Botschaft nutzten.

Zwei Gaststätten in der Medina wiesen uns ab ("the kitchen is closed already", "die Küche ist schon zu", und das um 16 Uhr ...), sodass wir uns an die Tische einer kleinen Küche am Rande des Hauptweges der Medina setzten. Der Ober dort sprach sogar ganz gut Englisch, setzte uns aber vor die Wahl "Fish or chicken", also Fisch oder Hühnchen, nix mit Tajine oder anderen Gerichten, nur die beiden Sachen gab es noch.

Wir entschieden uns beide für gegrillten Fisch, waren begeistert, spülten ihn und die scharfe Soße, ide es hier öfter dazugibt, mit stillem Wasser (bäh) runter, überlegten, ob wir in unserer Kneipe vom ersten Abend noch Brik essen (das sind frittierte Teigtaschen, oft mit Tunfisch-Füllung), ließen es dann sein, kauften noch eine hübsche Krawatte für mich (wir mutmaßten, dass wir zuviel Geld hätten ...) und fielen also wieder in unsere Stammkneipe ein.

Nach dem Konsum von Hefekaltschalten ging es zurück ins Hotel, und meine Ma werde ich gleich zum Bloglesen wieder wecken müssen.

Morgen geht es - leider - schon wieder zurück nach Rom und weiter nach Frankfurt, aber wir haben vor, morgen mal lecker Pizza zu essen, wird schon werden ...

Fotos von heute aus dem Bardo-Museum:

Punischer Raum

Teil des Palastes - unten ein Altar für einen römischen Kaiser

Ein unfassbar gut erhaltenes Mosaik

Ein Raum voller Mosaike (einer von vielen)

Taufbecken

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