Meine Länder

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Montag, 31. Dezember 2018

Der Staatsanwalt meines Vertrauens

... ging vorgestern mit uns noch einmal den Überfall aus Tunis durch, weil ich von ihm wissen wollte, ob das denn ein gemeiner Raub oder doch nur ein gemeiner Diebstahl war (jedenfalls wenn man deutsches Recht zugrundelegen würde). Auch wenn ich den Blog hier nicht in ein strafrechtliches Proseminar umwandeln will, so darf ich doch seine Erläuterung preisgeben (hoffe ich ...): Da der Typ meiner Mutter nicht nur die Kette vom Hals, sondern auch ihren Körper mitriss (ehe die Kette nachgab und kaputtging), wandte er Gewalt auf sie an, was das Ganze zu einem Raub machte. Wäre die Kette also sofort gerissen, ohne meine Mutter körperlich zu beeinträchtigen, wäre es demzufolge nur ein Diebstahl gewesen.

Soviel zur Klarstellung, nicht dass ein Dieb (so er denn einer gewesen wäre) sich als Räuber verunglimpft fühlt und mich womöglich für den erlittenen seelischen Schaden in Anspruch nehmen möchte. Verklag mich doch!

Der eigentliche Grund für den Besuch bei meiner Studienkollegin und dem Staatsanwalt (ihrem Mann ...) war aber natürlich die Inaugenscheinnahme ihres gemeinsamen Sohnes. Ham se gut gemacht, die beiden ...

Danach fuhren wir vom Sauerland an den Niederrhein und trafen dort eine alte Bekannte meiner Mutter. Obwohl wir gestern eigentlich nur eine Entfernung von wenigen Kilometern zu überwinden hatten, um an den Übernachtungsort gestern Abend zu kommen (hier trafen wir die Tochter von alten Freunden meiner Mutter sowie ihre Familie), machten wir einen veritablen Ausflug daraus.

Zunächst waren wir in Venlo zum Einkaufen, was die Niederlande zum 28. besuchten Land dieses Jahr machte. Danach fuhren wir kurz nach Belgien (da war ich dieses Jahr auch noch nicht gewesen), damit es dann 29 besuchte Länder dieses Jahr werden. Bescheuert? Wer? Ich?! Na warte!

Das Ziel des Ausfluges war aber Aachen (in Deutschland war ich dieses Jahr schon ...): Wir fuhren in ein Parkhaus direkt in der Innenstadt, liefen ein paar Schritte und guckten uns dann den Domplatz an. Natürlich gingen wir auch rein und machten ein paar Fotos (theoretisch muss für einen Euro eine Fotografiererlaubnis erwerben, nur fand ich niemanden, der sie vergab, also machte ich Fotos und spendete danach zwei Euro für die Erhaltung des Doms). Dieser alte Kaiserdom ist schon wirklich sehr beeindruckend, gerade weil an ihm über die Jahrhunderte immer wieder herum- und angebaut wurde. Doch, den Dom darf man sich durchaus mal selbst angucken, der ist toll.

Wir fuhren wieder zurück an den Niederrhein, hatten dort einen wunderbaren Abend und fuhren heute Morgen dann ganz entspannt zurück nach Wiesbaden.

Jetzt wird noch ein wenig geruht, und dann geht es heute Abend zum Silvesterfeiern ins - hört, hört - Sherry & Port.

2018 war toll, 2019 wird's hoffentlich auch - wir sehen uns im nächsten Jahr ...

Mittwoch, 26. Dezember 2018

Endgültig ausgedient

... hat mein Erstpass seit heute. Das liegt weniger daran, dass er so richtig total voll wäre (er hat halt nur keine freie Seite mehr ...), sondern daran, dass sich die Passkarte, also die Plastikkarte, auf der meine persönlichen Daten stehen, schon zur Hälfte abgelöst hat. Das ist eindeutig ein Fabrikationsfehler, eigentlich müsste ich mich bei der Bundesdruckerei beschweren und einen kostenfreien Ersatz für die nächsten zehn Jahre anfordern. Wie? Überbeanspruchung? Nix da, für sowas muss ein Pass ausgelegt sein!

Nun denn - ich werde den Pass damit nicht mehr verwenden können, denn wenn ich plötzlich die Passkarte in der einen Hand und den Rest des Passes in der anderen Hand habe, könnte mancher Grenzer auf die Idee kommen, dass das nicht ganz koscher ist. Naja, in meinem Zweitpass sind ja noch zwei Seiten Platz, das muss für Mauritius und so noch reichen ...

Heute Morgen ging mein Wecker um 6 Uhr runter, meine Ma hüpfte ins Bad, ich röhrte noch ein wenig wie so ein angeschossener Waldbewohner, ehe ich mich auch ins Bad schleppte. Das Frühstück wurde vereinnahmt, und nach ein bisschen Suchen fanden wir ein Taxi zum Flughafen.

Wir stellen fest, dass wir auf dem Hinweg beschissen worden waren, denn anstatt 40 Dinar zahlten wir jetzt ohne großes Verhandeln nur noch 15 Dinar, aber die paar Euro ertragen wir tapfer. Wir waren viel zu früh am Flughafen, mussten noch das Restgeld ausgeben, konnten dann aber relativ früh einchecken. Naja, wir hätten früh einchecken können, wenn der Check-in-Typ nicht jeden Buchstaben einzeln auf die Bordkarte gedruckt hätte. Boah, so ein Anfänger ...

Die Ausreise und Sicherheitskontrolle ging gut, wir kamen in den fast leeren Abflugbereich, der sich aber natürlich füllte und kamen ziemlich pünktlich weg - entsprechend pünktlich waren wir in Rom.

Wir fuhren vom Satelliten mit der Flughafenbahn zur Sicherheitskontrolle und kamen genau an dem Eisstand raus, an dem wir auf dem Hinflug fantastisches Eis gegessen hatten. Es wurden pro Person drei Kugeln verdrückt, und weil's so lecker war, nahmen wir nochmal zwei Kugeln - so leckeres Eis habe ich selten gegessen.

Wir reisten in den Schengenraum ein (auch wenn man Pass da schon schlappmachte), mussten nochmal das Gate wechseln, kamen aber fast eine halbe Stunde zu früh in Frankfurt an und saßen acht Minuten nach unserer planmäßigen Ankunft schon in der S-Bahn.

Dieser Reisetag endete ausnahmsweise nicht im Sherry, sondern im 60/40, weil wir Appetit auf Pizza hatten. Lecker war auch die.

Jetzt sind wir gerade nach Hause gekommen und setzen die tunesische Tradition des frühen Zu-Bett-Gehens fort.

Eins noch zum "Schnitzer" von Tunis: Da kamen immer Männer mit großen Einkaufstaschen rein und boten Ware feil. Wir konnten aber nicht so genau erkennen, was sie anboten, bis wir gestern mit unseren drei Tunesiern zusammensaßen: Es handelt sich dabei mal um Ful (das sind Saubohnen) oder um scharf eingelegtes Gemüse (unser Tipp ist, dass das Fenchel ist), auch lecker, und das Ganze kostet nicht wirklich viel Geld.

So, Tunesien, was sagen wir zu dir? Wir haben sehr viel gesehen, ziemlich gut gegessen, sind sehr, sehr viel gelaufen - doch, das hat uns beiden eigentlich ganz gut gefallen. Wieso nur "eigentlich"? Nun, die Antwort lasse ich jetzt mal unausgesprochen. Das erste Mal seit mehr als 21 Jahren war ich in Tunesien, so lange war die Lücke zwischen zwei Besuchen in einem - noch existierenden - Land noch nie (auch wenn San Marino nicht mehr lange braucht, Ende 2019 dürfte es da so weit sein.)

Morgen und übermorgen muss ich arbeiten, aber am Samstag geht es erst ins Sauerland und dann ins Rheinland, und wenn wir im Rheinland sind, ist ein Abstecher nach Venlo nicht weit. Die Niederlande werden am 30. Dezember mein 28. Land, das ich dieses Jahr besuche - auch das ist ein neuer Rekord, wenn ich richtig gezählt habe. Silvester wird dann aber in Wiesbaden gefeiert, und dann erhole ich mich an Neujahr in Wiesbaden, während meine Ma dann heimfährt.

Fotos gibt's heute keine, und einen guten Rutsch wünsche ich auch noch nicht. Nehmt dies!

Dienstag, 25. Dezember 2018

Im "Schnitzer" von Tunis

... haben wir auch heute den Abend ausklingen lassen (ja, ich weiß, es ist erst kurz nach acht, wir gehen hier zeitig ins Bett ...). Und beinahe hätte ich geschrieben, dass wir "fast unter die Räuber gefallen" wären - aber der Satz blieb mir, zumindest die nächsten Wochen wirst das so bleiben, doch ein bisschen im Halse stecken ... Jedenfalls kamen wir da eben rein, es war kein Platz mehr frei, aber eine Gruppe von drei Tunesiern quatschte uns auf Deutsch, Französisch, Hände und Füße, Englisch und Arabisch (in ungefähr dieser Reihenfolge) an, und der Typ, der in Mainz geboren wurde, sorgte dann dafür, dass unser Ober noch zwei Stühle organisierte und wir am Schluss zu fünft an dem kleinen Tisch saßen, ein bisschen scharfen Fenchel und Saubohnen als Snack verspeisten und nach dem Genuss der verabredeten Anzahl Biere das Etablissement schließlich verließen.

Ja, ich weiß, ich bin ein Freund der nichtlinearen Erzählweise, aber manchmal ist es doch gar nicht so schlecht, wenn man am Anfang beginnt.

Das Frühstück heute Morgen war notwendig, und also gab es lecker Ei und Wurst und Frikadelle und Brot und Kuchen und Süßkram, dazu Tee und Erdbeersaft (der steht hier immer so rum) und Wasser - doch, das war lecker, und danach waren wir gesättigt.

Wir liefen wieder in Richtung der Place de Barcelone, erstanden doch eine Straßenbahnfahrkarte zur Station "Bardo", erwischten zufälligerweise (ich prüfte das erst nach, als wir schon ein paar Minuten in der Bahn standen, sie aber noch nicht abgefahren war - meine Ma hätte schön doof aus der Wäsche geguckt, wenn die Bahn abgefahren wäre, während ich noch draußen stand und zu eruieren versuchte, ob das denn jetzt tatsächlich die Nr. 4 sei ...) die richtige Bahn und fuhren einmal um die Medina herum und dann nach Westen.

Den Eingang zum Bardo-Museum fanden wir, nachdem wir mehrfach todesmutig die Straßen überquert hatten. Da steht zwar Polizei herum, auch mit großen Knarren, aber die Absperrungen und Sicherheitsvorkehrungen sind - trotz des Anschlages 2015, der 22 Unschuldige das Leben gekostet hatte - nicht so, dass ich glauben würde, dass man da als böser Mensch keine Chance hätte, wieder Unheil anzurichten ... Nun denn.

Wir zahlten unsere 11 Dinar (3,30 Euro!) Eintritt, und das Bardo war unsere Auster.

Laut Reiseführer ist das Bardo-Museum das nach dem Ägyptischen Museum in Kairo bedeutendste Museum auf dem afrikanischen Kontinent, und die Mosaiksammlung ist in der Tat unfassbar beeindruckend. Allein für die Fußbodenmosaike, auf denen man da ganz normal herumlatscht, würden manche europäischen Museen ganze Sonderausstellungen einrichten, es ist unglaublich ...

Aber auch die teilweise noch außergewöhnlich gut erhaltenen Skulpturen von vor zweieinhalbtausend Jahren sind atemberaubend, doch, das Bardo sollte man sich mal in aller Ruhe ansehen. (Ein paar Fotos kommen ja auch gleich ...)

Das Ganze geht also von der punischen über die römische und die islamische Phase, jeweils mit hochinteressanten Exponaten (und vernünftiger englischer Beschilderung!), aber nach zwei (der drei) Stockwerke taten uns die Gräten so weh, dass wir uns erstmal das Café im Untergeschoss als unser vorübergehendes Domizil nahmen.

Nach Wiederherstellung der notwendigen Kräften gingen wir - auch hier kommt der Gewöhnungseffekt leider wieder ins Spiel - nunmehr nur noch oberflächlich zur Kenntnis nehmend an weiteren Mosaiken und Skulpturen vorbei, ehe wir dem Bardo "Auf Wiedersehen" sagten. Sehr, sehr schön, zumal das auch mal eine Residenz des Beys (des Monarchen von Tunesien) war und dementsprechend auch die Architektur teilweise sehr hübsch ist - teilweise ist die Architektur aber auch arg funktional-karg, das ist selbst mir schon zu viel gewesen. Und ein paar Räume sind einfach, ähm, leer - ich hoffe, da sind sie gerade am Restaurieren der Exponate, um diese Räume bald wieder füllen zu können.

Wir fuhren in einer überfüllten Straßenbahn zurück (und hatten erstmal suchen müssen, wo wir Fahrkarten herkriegen ...), landeten wieder am Place de Barcelone und gingen zurück zu unserem Hotel, indem wir die Gasse hinter der französischen Botschaft nutzten.

Zwei Gaststätten in der Medina wiesen uns ab ("the kitchen is closed already", "die Küche ist schon zu", und das um 16 Uhr ...), sodass wir uns an die Tische einer kleinen Küche am Rande des Hauptweges der Medina setzten. Der Ober dort sprach sogar ganz gut Englisch, setzte uns aber vor die Wahl "Fish or chicken", also Fisch oder Hühnchen, nix mit Tajine oder anderen Gerichten, nur die beiden Sachen gab es noch.

Wir entschieden uns beide für gegrillten Fisch, waren begeistert, spülten ihn und die scharfe Soße, ide es hier öfter dazugibt, mit stillem Wasser (bäh) runter, überlegten, ob wir in unserer Kneipe vom ersten Abend noch Brik essen (das sind frittierte Teigtaschen, oft mit Tunfisch-Füllung), ließen es dann sein, kauften noch eine hübsche Krawatte für mich (wir mutmaßten, dass wir zuviel Geld hätten ...) und fielen also wieder in unsere Stammkneipe ein.

Nach dem Konsum von Hefekaltschalten ging es zurück ins Hotel, und meine Ma werde ich gleich zum Bloglesen wieder wecken müssen.

Morgen geht es - leider - schon wieder zurück nach Rom und weiter nach Frankfurt, aber wir haben vor, morgen mal lecker Pizza zu essen, wird schon werden ...

Fotos von heute aus dem Bardo-Museum:

Punischer Raum

Teil des Palastes - unten ein Altar für einen römischen Kaiser

Ein unfassbar gut erhaltenes Mosaik

Ein Raum voller Mosaike (einer von vielen)

Taufbecken

Montag, 24. Dezember 2018

Medina/Karthago II

Heute wurden wir nicht beraubt. Juchhe ...

Nein, im Ernst, das war ein schöner Tag heute, auch wenn meine Ma immer noch nicht topfit ist, aber das wird schon ...

Wir waren gar nicht sooo früh wach, und meine Ma erschien ziemlich okay, was ich unter anderem daran ablas, dass sie sich sehr aufs Frühstück freute. Dementsprechend nahmen wir die erste Mahlzeit des Tages zu uns, gingen nochmal ins Zimmer, und brachen dann in die Medina von Tunis auf.

Die Medina ist die "Altstadt" von Tunis, und recht voll, mit Menschen und mit Geschäften, und mehr als einmal geschah es, dass die Tunesier uns auf Deutsch ansprachen, als sie herausgefunden hatten, dass wir Deutsche sind.

Wir latschten durch die engen, bunten, wunderbaren Gassen hoch zur Moschee, deren Namen ich nicht weiß, latschten einmal im Carrée, vorbei an Regierungsgebäuden, Fressgassen, Goldhändlern, wie auch immer, ließen uns dann für einen (bzw. zwei) Tee auf der Dachterrasse eines Hauses mit Blick auf die Medina nieder (sehr schön!), ehe ich meine Mutter ins Hotel brachte, weil das Kopfsteinpflaster dann doch irgendwie nicht so ganz optimal für sie war.

Eine Stunde verbrachte ich damit, im Internet zu surfen, während sie las und schlief, und irgendwann brach ich noch einmal nach Karthago auf.

Ich lief wieder über die Avenue Habib Bourguiba zur Station Tunis Marine, fuhr mit der S-Bahn nach Carthage-Hannibal, stieg dort aus, marschierte ein paar Schritte zu den Antonius-Pius-Thermen (unterwegs hatte ich einen tollen Blick aufs Mittelmeer), betrat die Thermen (kaum ein Mensch da, und die Sicherheitskontrolle mussten explizit geschäftig tun), lief durch einen schönen, kühlen Park (es ist nicht wirklich heiß hier, aber ziemlich warm, jedenfalls in der Sonne) und genoss dann den Blick über die Ruinen der Therme sowie aufs Mittelmeer.

Ich machte Fotos, einige auch in Richtung des Präsidentenpalastes, obwohl das offiziell, nun, haram, also verboten ist, interessiert aber offenbar keinen, und genoss die Zeit in den Ruinen einer der größten Thermen der römischen Welt.

Danach verließ ich die Badewelt (haha ...), spazierte über kaum befahrene Straßen (und wenn, dann waren Fahrschulautos unterwegs ...) in Richtung des punischen Hafens und des Trophet. Das Gelände des Trophet ist ein bisschen langweilig, nicht nur die Aufseherin pennte und musste aufwachen, um meine Tageskarte abzuzeichen, auch sonst ist das Ganze kaum beschildert, aber es handelt sich wohl um eine Reihe von Kindergräbern ... Joa ... Passt schon.

Ich ging zurück zur S-Bahn-Haltestelle, erwischte gerade noch so den Zug (nachdem der Fahrkartenverkäufer mich auch betuppen wollte ...), landete wieder in Tunis Marine und nach einem mittleren Fußmarsch am Hotel.

Meiner Ma ging es inzwischen besser, sie hatte sogar Hunger, also brachen wir auf. Leider war die angestrebte Gaststätte zu, aber in der Nähe waren drei andere, und nach anfänglichem Hin und Her einigten wir uns aufs L'orient.

Wir aßen Brik (gebackene Teigtaschen mit - hier - Tunfisch-Füllung) als Vorspeise und danach frischen Fisch mit weniger frischen Meeresfrüchten zur Hauptspeise. Es war lecker, aber haute uns nicht vom Hocker, aber am Ende konnte unser Weihnachtsmenü für 28 Euro durchaus akzeptiert werden. Ich trank einen tunesischen Schnaps, und den Abend verbummelten wir in unserer (seit gestern) Stammkneipe ...

Jetzt ist es doch kurz vor 22 Uhr, sodass es jetzt eine angemessene Zeit ist, um ins Bett zu gehen.

Morgen geht's vielleicht ins Bardo-Museum, mal gucken ...

Vor den Fotos drei Anmerkungen:

Gestern waren es 17 Kilometer, die wir unterwegs waren, obwohl es meiner Ma nicht gutging.

Zudem war sie in unserer Kneipe die einzige Frau, während heute Abend noch eine zweite Frau mit in die Kneipe kam. Biertrinken und Frauen ist hier trotz allem noch nicht so ...

Insgesamt aber ist die Bandbreite zwischen vollverschleierten Frauen (sehr selten) und jungen Frauen in Minirock und Overknee-Stiefeln (selten, aber nicht sooo selten) hier in Tunis ziemlich groß, das ist schon spannend zu sehen ...

Blick vom Hotelbalkon auf die Port de France

In der Medina

In der Medina

Über den Dächern der Medina

Thermen und Mittelmeer

Thermen (hinten der Präsidentenpalast)

Trophet

Katholische Kathedrale

Griechische Kirche

Sonntag, 23. Dezember 2018

Wenigstens kreativ

... war der Dieb gewesen, der - vermeintlich betrunken - in Nicaragua in Uli hereingefallen war und ihr dabei die Brille und das halbe Brillenetui geklaut hatte. Der Drecksack heute in der S-Bahn wandte dagegen rohe Gewalt an, um meiner Mutter die Kette vom Hals zu reißen und dann gerade noch so aus dem Waggon zu hüpfen, ehe der Zug weiterfuhr ...

Meiner Mutter ging und geht es - bis aus den aus meiner Sicht nachvollziehbaren Schock - gut.

Nun wäre es unfair, wegen eines Räubers ganz Tunesien zu verurteilen (das wäre ja so, als ob man wegen ein paar Bekloppten in Chemnitz ganz Deutschland für rassistisch halten würde), aber natürlich wird - das muss man leider so sagen - diese Gewalttat für mich in Zukunft im Zusammenhang mit diesem Land stehen, und das ist sehr schade, gerade weil den allermeisten Tunesiern im Zug die Situation (natürlich) sichtlich peinlich war und die allermeisten Tunesier, denen wir begegnen, so freundlich oder unfreundlich, aber jedenfalls strafrechtlich unauffällig sind wie die allermeisten Deutschen (naja, ehrlich gesagt sind die Tunesier meist freundlicher als die Deutschen ...).

(Zur Polizei sind wir nicht gegangen - was bringt das schon außer ein paar Stunden Zeitaufwand für nichts und wieder nichts ...?)

Wir sind aber fest entschlossen, uns die Tage hier nicht durch dieses sehr unschöne Erlebnis versauen zu lassen - es war ein anstrengender Tag heute, aber - wieder einmal - ein sehr interessanter.

Das Frühstück war für arabische Verhältnisse französischen Einschlages relativ üppig (das heißt natürlich nicht viel ...), ich aß lecker Merguez und andere scharfe Sachen, dazu ein hartgekochtes Ei und danach noch sicherlich schweinfreie Wurst, dazu wurde ein lecker Pfefferminztee verzehrt.

Danach liefen wir ein paar Schritte zum Place de Barcelone und wollten von dort mit der Metro zum Bahnhof Tunis Marine fahren. Ich erstand uns die Fahrkarten für pro Person zwanzig Cent oder so. Wir warteten gerade, als uns ein älterer Tunesier auf Englisch ansprach und dann, als er merkte, dass wir Deutsche sind, in sehr gutem Deutsch weiter machte.

Na prima, jetzt hatten wir den an der Backe ... Er muss mit uns nach Tunis Marine und erläuterte uns dort - ungefragt, und natürlich hätten wir das selbst hingekriegt -, wie wir eine Fahrkarte erstehen müssen. Danach hielt er den Zug für uns an, obwohl ich den Zug eigentlich gerne (mit dem Herrn drin) wegfahren lassen wollte ...

Nun denn, wir standen die ganze Zeit und erzählten, das war jetzt nicht schlecht, aber als wir in Sidi Bou Saïd ankamen (er hatte uns empfohlen, erst dorthin zu fahren und uns erst dann Karthago anzugucken ...), schüttelten wir ihn ab, ehe er noch ein Trinkgeld für seine (unerbetenen) Dienste haben wollte.

Mancher wird jetzt sagen: "Boah, ist der unhöflich." Aber erstens mag ich es nicht, wenn Leute mich anquatschen und dann nicht mehr von meiner Seite weichen, und zweitens hatte der Reiseführer vor dieser Masche gewarnt. Mag sein, dass ich da ab und zu überempfindlich bin, aber ich habe halt nunmal auch den sportlichen Ehrgeiz, mir die Reisen selbständig zu erarbeiten, und dann kann ich so jemanden nicht gebrauchen ...

Der Spaziergang durch dieses kleine, ganz in blau-weiß (meine Mutter war natürlich völlig begeistert) gehaltene Städtchen war sehr schön, aber auch nach zwanzig Minuten schon wieder beendet. Ich war heute wieder ein bisschen größenwahnsinnig und entschied, dass wir nach Karthago laufen.

Unterwegs kamen wir noch an einen schönen Häuschen vorbei, an den Ruinen der Basilika Saint-Cyprien (mit tollem Ausblick aufs Meer), am Präsidentenpalast, ehe wir nach einem, naja, dreiviertelstündigen Marsch, an der ersten Sehenswürdigkeit anlandeten.

Für zehn Sehenswürdigkeiten muss man zehn Dinar Eintritt zahlen, das sind 3 Euro, und so nahmen wir Nummer 1 - die römischen Villen - mit. Es gibt tolle Blicke aufs Mittelmeer, tolle Mosaike, teilweise geschützt in einer Art Höhle, teilweise noch an Ort und Stelle im Boden, es gibt ein hübsches Theaterchen und auch den Blick auf eine neuzeitliche Moschee ... Doch, die 30 Cent für diese Sehenswürdigkeit haben sich definitiv gelohnt.

Der Taxifahrer, der uns vorher (ungebeten) versprochen hatte, dass er auf uns warten würde, war (zum Glück) nicht da, als wir rauskamen, also liefen wir ein paar Meter zum Römischen Theater. Nun, das war zwar auch schön, aber dadurch, dass es für heutigen Aufführungen genutzt wird, eben nicht mehr so richtig antik, sodass wir uns da mehr ausruhten als die Architektur zu bewundern.

Ich jagte meine Ma - gegen den (natürlich völlig uneigennützigen und nur um das Wohl meiner Mutter bedachten) Rat des Taxifahrers - weiter zum Amphitheater. Leider liefen wir einmal in die falsche Richtung um das Teil herum, an einem Friedhof vorbei, ehe wir den Eingang fanden. Joa, ganz hübsch, aber jetzt auch nicht sooooo faszinierend.

Zurück, marschmarsch, ging es in Richtung der Basilika und des Karthago-Museums. In der Basilika schien heute ein Konzert zu sein, der Andrang war groß, und das Karthago-Museum wird renoviert, sodass man nur Zugang zum Gelände, nicht aber zum Museum hat.

Auch auf dem Gelände sieht man eine Menge, nicht zuletzt hat man einen fantastischen Ausblick aufs Mittelmeer und die Landzunge, die sich auf der anderen Seite der Bucht von Tunis auftut.

Leider gab es auf der Seite in Richtung Zugstrecke keinen Ausgang, sodass wir wieder zurück und außenherum um die Basilika gehen mussten, dann bergrunter, durch zwei Gassen, wieder eine Treppe runter und, bums, am Bahnhof standen. Wir verpassten gerade den Zug um eine Minute und mussten warten.

Ein bekiffter/besoffener/sonstwie bekloppter Typ laberte uns die ganze Zeit auf Franco-Arabisch voll, und wir sind nicht ganz sicher, ob er nicht im Team mit dem Räuber arbeitete (denn nach dem Raub war der Typ auch plötzlich weg ...), aber als der Zug kam, stiegen wir frohgemut ein ...

Nun, nach dem, ich sage jetzt mal, "Ereignis" stiegen wir einigermaßen gefasst an der Endhaltestelle aus dem Zug aus, liefen ein paar Schritte an den wirklich schönen Strand in La Marsa, entschieden uns gegen alle der Mehr-oder-weniger-eher-weniger-Strandkneipen (in der Sonne war es heute sehr warm, ich habe einen leichten Sonnenbrand davongetragen, aber im Schatten war es - offenkundig - nicht mehr so warm, hier ist schließlich auch Winter ...) und wollten zurück in die Stadt.

Wieder verpassten wir den Zug knapp, ich holte mir als Entschädigung noch ein Schawarma (einen arabischen Döner ...), zu dem es ungefragt labrige Pommes dazugab - am Ende zahlte ich 1,50 Euro, passt völlig.

Der nächste Zug kam irgendwie doch ziemlich schnell, ich aß im Zug zu Ende, und am Ende der Fahrt von Endstation zu Endstation kamen wir wieder in Tunis Marine an.

Wir liefen über die Avenue Habib Bourguiba (das war der erste Präsident Tunesiens nach der Unabhängigkeit), an einem modernen Uhrturm vorbei und wurden von einem Ober eingefangen, dem wir gestern offenbar den Eindruck vermittelt hatten, dass wir nach einem kurzem Bummel bei ihm essen würden ...

Nun denn, das bestellte Bier war alkoholfrei, dafür ziemlich teuer, und dann wollte er uns noch abzocken, denn er wollte für das Bier, das mit drei Euro für den halben Liter für tunesische Verhältnisse schon sehr teuer ist, fast fünf Euro haben. Er zeigte sogar eine Karte vor, hatte sich dann "verrechnet" und bekam die sechs Euro sowie einen bitterbösen Blick als Trinkgeld.

Wir suchten noch eine Bierkneipe, die wir gestern entdeckt hatten, stellten dann fest, dass die genau neben der Bescheißerkneipe lag (der Typ hatte uns von weitem kommen sehen und schon gewinkt, sodass wir tunnelmäßig an der schönen Kneipe vorbeiliefen), ließen uns dort nieder und bezahlten pro 0,3-l-Bier hier 80 Cent ... Das wiederum lässt sich angehen.

Wir hatten ja nicht sooooo viel gegessen, also ließen wir es einigermaßen zeitig gut sein (meine Ma war natürlich die einzige Frau in der Kneipe, aber die Kneipe hat uns, glaube ich, nicht zum letzten Mal gesehen, auch wenn sie so verräuchert ist, dass sich jede Forelle dort wohlfühlen würde ...) und liefen dann entspannt zum Hotel zurück.

Es ist jetzt kurz vor halb neun, und wir sind schon bettfertig. Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück, und ich ahne schon Schreckliches, wenn meine Ma so früh im Bett ist. Spätestens um 6 Uhr geht bestimmt das Gekruschtel los ...

So, ein sehr ereignisreicher Tag war das, trotz allem ein schöner, mal sehen, was wir morgen Abend zu berichten haben. Vielleicht fahren wir nochmal nach Karthago, weil wir zumindest eine wichtige Sehenswürdigkeit noch nicht gesehen haben, weil sie heute zu war, vielleicht gucken wir uns morgen die Medina an, vielleicht fahren wir aber auch mal mit dem Zug nach Sousse oder so. Ins Bardo-Museum gehen wir morgen nicht, denn das hat morgen zu, aber es gibt offenbar noch genug in Tunis und Umgebung zu sehen ...

Wer am Abend des 24. Dezember Besseres zu tun hat als meinen Blog zu lesen (tsts!), dem wünsche ich an dieser Stelle frohe Weihnachten, ich denke aber, dass ich morgen Abend wieder berichten werde ...

Fotos, wenn sie klappen:

Triumphbogen am Eingang zur Medina

Straßenbild in Tunis

Sidi Bou Saïd

Ruinen der Saint-Cyprien-Basilika und Blick aufs Mittelmeer

Römische Villen

Römisches Theater


Amphitheater

Basilika
Blick aufs Mittelmeer vom Museumsgelände aus

Blick aufs Meer in La Marsa

Uhrturm in Downtown Tunis

Samstag, 22. Dezember 2018

Eine Überdosis Knoblauch

... hat meine Mutter gestern - nach der festen Überzeugung von Christina - gestern im Sherry & Port abbekommen, und entsprechend (?) ging es ihr heute den ganzen Tag nicht so gut. Gute Besserung!

Das hielt uns aber natürlich nicht davon ab, heute nach Tunesien zu fliegen und hier am Abend ein wenig durch Tunis zu schlendern. Das wird schön hier, und erst recht, wenn es beiden Mitgliedern der Reisegruppe wieder ganz gutgeht ...

Wir standen heute Morgen zu nicht ganz nachtschlafender Zeit auf (so gegen 8 Uhr), fuhren gegen 9 Uhr zum Flughafen, dort war die Hölle los, aber unser Check-in (bzw. Drop-off) ging erträglich schnell, und wir wurden zum Gate C1 geschickt.

Das Gate C1 ist das einzige Schengen-Gate im Terminal 1C, und es ist ein sogenanntes Wechselgate. Das bedeutet, dass die Gates C1 und C2 zum gleichen physischen Warteraum und zum gleichen Ausgang führen, aber der Eingang von C1 ist ohne Passkontrolle zu erreichen, während man zum Gate C2 erst die Passkontrolle überwinden muss. Je nach Bedarf wird die eine oder andere Tür geschlossen, sodass man eben nach Rom (C1) oder nach, sagen wir, Teheran (C2) fliegen kann.

Wir gingen durch die Kontrolle, beobachteten danach die Sicherheitsmenschen bei ihrer Arbeit und warteten auf den etwas verspäteten Aufruf unseres Fluges nach Rom. "Siamo puntuali" ("wir sind pünktlich") halt heute bei Alitalia nicht, aber wir hatten ja genug Zeit.

Auf dem Weg nach Rom hatte ich einen tollen Ausblick auf die Alpen und den Gardasee, aber in Rom war usseliges Wetter, grau in grau, und es hatte kurz vor unserer Ankunft geregnet (wenigstens war es trocken, als wir aus dem Flieger stiegen).

Wir überstanden den Fußweg zum Terminal E und die elektronische Passkontrolle, ehe wir uns in eine Flughafengaststätte setzten. Meine Ma aß nichts, ich verdrückte eine Pizza, und das war ungelogen eine der besten Pizzen, die ich in meinem Leben gegessen habe. Der Service war einer italienischen Kneipe völlig angemessen (also unterirdisch), aber lecker war's halt schon ...

Auf dem Weg zum Gate ließen wir uns (das war Mutters einzige Mahlzeit heute) ein tolles Eis nicht entgehen, doch der Flieger nach Tunis war am Ende auch noch einmal eine gute Stunde verspätet.

Sei's drum, der Flug war kurz, ich hatte einen tollen Blick aufs Abendrot, meine Ma ratzte wieder, und gegen 18.20 Uhr kamen wir in Tunis an. Die Einreise ging einigermaßen schnell, das Gepäck kam spät, aber es kam, der Zoll wollte nix von uns, der zweite Geldautomat spuckte Geld aus, und die Fahrt mit dem Taxi zum Hotel war auch bezahlbar ...

Das Hotel ist ziemlich schick und erinnert uns mit seinen bunt bemalten Kacheln an das Hotel in Buchara (Usbekistan), das Zimmer ist auch völlig okay, wenn auch nicht übertrieben groß, aber trotz allem jagte ich meine arme Ma nochmal aus der Bude, damit wir uns den Habib-Bourguiba-Boulevard, die Prachtstraße von Tunis, auf der wir auf dem Weg zum Hotel schon unterwegs waren, mal angucken.

Die ersten Meter war tote Hose, weil da die Cafés schon alle schlossen oder geschlossen waren, aber als wir auf den eigentlichen Boulevard kamen, war das Leben in der Bude, aber hallo. Ich steuerte (mit einmaligem Verlaufen) eine Fischkneipe an, an der wir uns die Speisekarte ansahen, als uns auch schon ein Kölner Tunesier (oder tunesischer Kölner) anquatschte und uns das Restaurant ans Herz legte.

Ich aß eine leckere Makrele mit ein paar Pommes und einer großen Portion Couscous, dazu zwei Fantas, während meine Ma eine große Flasche Wasser bestellte. Am Ende zahlten wir mit gutem Trinkgeld 16 tunesische Dinar, also 4,72 Euro - für alles zusammen. Unfassbar!

Wir gingen zurück, wurden auf dem Heimweg noch von einem älteren Guide (in ebenfalls sehr gutem Deutsch) angequatscht, dass die Deutschen vermisst würden. Er gab uns seine Karte und warnte uns vor den "jungen Gaunern", die die Touristen auf der Straße anquatschen und nur beklauen würden. Jung war er nicht mehr, also konnte er keiner dieser Gauner sein, und ich will nicht einmal ausschließen, dass wir in den nächsten Tagen mal seine Dienste in Anspruch nehmen ...

Wir kamen ins Hotel, meine Ma fing jetzt pro forma an, eine Seite in ihrem Buch zu lesen, aber das Buch liegt schon auf dem Nachttisch, und sie ratzt wieder ... Sie war damit einverstanden, morgen mal auszuschlafen (was mir größte Sorge macht ...), aber so, wie ich sie kenne, heißt das, dass sie um 8 Uhr wieder - ganz leise natürlich! - im Zimmer herumkruschtelt ...

Ich denke, morgen steuern wir mal Karthago an, aber das verhandeln wir beim Frühstück.

Gute Nacht, und ein paar Fotos gibt's auch noch ...

Alpen

Abendrot

Ausblick vom Balkon

Sonntag, 16. Dezember 2018

Thorsten Schäfer-Gümbel

... ist mir gestern am Frankfurter Flughafen noch über den Weg gelaufen, und dafür, dass er Ministerpräsident von Hessen werden wollte, war der SPD-Politiker da ganz entspannt und mutterseelenallein in der Zwischenebene unterwegs ...

Im Schneetreiben begab ich mich gestern - nach dem Checkout und dem Abstellen meines Gepäcks in der Aufbewahrung - dann zur Bushaltestelle, und musste mich irgendwann entscheiden, in welches Bad ich denn gehen wollte. Nun, es wurde das Széchenyi, in dem ich dafür, dass ich nicht so toll fand, in den zwei Wochen jetzt relativ häufig, nämlich zweimal, war. Ich fuhr also wieder mit der 32 zur Amerikai út, stieg dort in die M1 um und fuhr die eine Station zum Széchenyi-Bad.

Ich nahm alle Dampfbäder und die Vulkansauna mit sowie gefühlt fast jedes Becken zwischen 18 und 40 Grad, einschließlich beider Außenbecken. Da draußen im dampfenden Wasser zu sitzen, während der Schnee auf einen fällt, das ist schon außergewöhnlich schön, auch wenn man manchmal keine zwei Meter weit sehen kann.

Nach etwas über zweieinhalb Stunden war ich ausreichend gedünstet und hatte noch genug Zeit, um mich auch von meiner zweiten Budapester Stammkneipe, dem Gettó Gulyás, zu verabschieden. Es wurde noch einmal das Kalbspaprikasch und, ähem, drei Bier, ehe ich ohne Stress, aber pünktlich mit der 105 wieder am Béke tér landete, mein Gepäck in Empfang nahm und mich dann zum Flughafen fahren ließ.

Unterwegs schlief ich fast ein, konnte dann am Flughafen aber superfix einchecken und hatte die gesamte Sicherheitskontrolle am Terminal 2A für mich allein - die ganze! Unfassbar, ich muss genau die Saure-Gurken-Zeit erwischt haben ...

Ich marschierte in die - ebenfalls leere - Lounge und begab mich dann zum Boarding. Die Maschine aus Frankfurt kam ein bisschen spät an, sodass sich alles ein bisschen verzögert. Beim Boarding sah ich auf einmal, dass ein Ex-Kollege aus dem Budapester Büro jetzt da am Flughafen arbeitet, aber er erkannte mich nicht. Der Flieger war - zumindest hinten, wo ich saß - wieder recht leer, sodass ich mal wieder eine ganze Reihe für mich hatte. Die Enteisung sorgte für eine weitere Verzögerung, sodass ich ziemlich genau eine halbe Stunde verspätet in Frankfurt ankam.

Wenigstens kam mein Gepäck schnell, aber dafür verpasste ich die S-Bahn um wenige Minuten. Trotzdem kam ich um die vorab etwa erwartete Zeit in Wiesbaden an und begab mich - ohne Zwischenstopp in der Wohnung - ins Sherry. Joa, drei Guinness später ließ ich mir ein Taxi rufen, denn ich hatte keine Lust, um halb zwei noch mit meinem schweren Koffer, meiner Badetasche (das war mein Handgepäck) und meiner Laptoptasche durch Wiesbaden zu latschen.

Joa, die zwei Wochen in Budapest waren arbeitsreich, aber wenigstens konnte ich meine Gäste am vergangenen Samstag durch die Stadt führen, und auch sonst habe ich den einen oder schönen Abend in der Stadt verbracht. Es gab ein paar Abende, die ich auf der Margaretenbrücke begonnen oder beendet habe, weil ich den Blick genießen wollte - das kann ich wirklich nur empfehlen, im Dunkeln an der Haltestelle "Margit híd" auszusteigen und zu gucken ...

Ich werde sicher mal wieder nach Budapest fahren, ob privat oder beruflich, das werden wir sehen ...

Jetzt erstmal fünf Tage arbeiten, und dann geht es am Samstag nach Tunis. Ich habe im Flugzeugheft gelesen, dass Tunis ein im Aufwind befindliches Ziel sein soll, das noch nicht so bekannt und vielbesucht sei wie Havanna oder Tanger ...  Nun denn, mal gucken.

Samstag, 15. Dezember 2018

Schnee zum Abschied

... beschert mir Budapest, denn erstmals in den zwei Wochen hier ist es so richtig am Schneien. Sch(n)ee ...

Nach diesem Monsterwortspiel kann es ja nur besser werden, und besser wird, glaube ich, weil ich unten ein paar Bilder vom letzten Wochenende einstelle, etliche davon mit freundlicher Genehmigung von Christina und Andrea.

Die Woche war anstrengend, arbeitstechnisch, aber auch feiertechnisch, denn gleich zwei Weihnachtsfeiern folgten am Mittwoch und Donnerstag aufeinander, und auch wenn ich normalerweise nichts von der Arbeit hier erzähle, kann ich zumindest mitteilen, dass ich zum Ritter geschlagen wurde ... Dazu auserkoren wurde ich von den beiden "Schwertkämpfern" in dem mittelalterlichen Restaurant der ersten Weihnachtsfeier, was zu großem Gelächter unter den Kollegen führte. Danke schön auch ...

Gestern Abend war ich - nach dem Arbeitessen im Café Vian - nochmal auf der Margaretenbrücke und genoss, bei da schon einsetzendem Schneefall, ein letztes Mal den Blick auf Donau, Zitadelle und Burg ... Wie, ich hab was vergessen? Achso, ja, das wunderschöne ungarische Parlamentsgebäude ist auch noch da (davor waren gestern allerdings wohl Demonstrationen gegen einen Gesetzentwurf, der die Anzahl der anordbaren Überstunden von 250 auf 400 jährlich erhöhen soll - da mische ich mich nicht ein ...).

Gleich gehe ich nochmal in die Stadt, sicherlich in ein Bad, denke ich, und heute Abend geht es dann um 19 Uhr zurück nach Frankfurt. Wenn alles glatt läuft, kriege ich gegen 22.30 Uhr noch ein Bier im Sherry, hoffe ich ...

Joa, dann gilt es noch eine Woche zu arbeiten, ehe der nächste Flug ansteht, nach Rom und weiter nach Tunis. Ich bin schon sehr gespannt ...

László-Kirche am Béke tér

Széchenyi-Bad

Heldenplatz

Stefansbasilika

Café New York

Nochmal Stefansbasilika

Matthiaskirche von innen, ...

... von außen ...

... und nochmal von außen.

Parlament

Sonntag, 9. Dezember 2018

Im Laufschritt

... ging es durch die Woche, aber im Laufschritt ging es gestern auch durch Budapest - gefallen hat es aber, wenn ich das richtig verstanden habe, der gesamten Reisegruppe.

Der Dienstag war okay, der Mittwoch sehr stressig, der Donnerstag ziemlich stressig, und am Freitag bin ich dann - zum Wochenausklang - schon ziemlich früh aus dem Büro raus. Ich nutzte die Zeit, um meinen Rechner in die Bude zu bringen, dort zu begutachten, ob ich die Putzfrau ausreichend geschmiert hatte, dass sie mir die Schlafcouch zum Bett umwandelt (hatte ich/sie), und anschließend zum Flughafen zu fahren. Ich ließ mir Zeit, denn der Flieger war verspätet, und ich landete zeitgleich mit der Maschine aus Frankfurt am Flughafen.

Ich wartete und wartete und wartete, als Andrea mir eine WhatsApp schrieb, sie seien schon "draußen". Wie, draußen? Vorbei an mir oder wie oder was? Nö, WizzAir checkt zwar am Terminal 2B ein, aber die Ankünfte aus Schengen-Staaten werden am 2A rausgelassen. Hätten sie auch mal anzeigen können! Wie, haben sie angezeigt und ich hab's übersehen? Pah!

Ich eilte jedenfalls von 2B zu 2A und begrüßte die beiden formell in Budapest. Es ging mit der 200E, dem M3-Ersatzbus und der 105, vorbei am Heldenplatz, zum Hotel. Dort wurde kurz das Gepäck abgeworfen, ehe es - schon so gegen halb zehn, zehn - zum Oktogon ging und dort ins Café Vian.

Der Chef vom Sommer (der damals höchstselbst bedient hatte, als Not am Mann war) und die Bedienung vom Dienstag waren wieder da, aber unser Ober war ein anderer, und der sprach sehr gut Deutsch. (Die 10% Rabatt kriegte ich wieder, der komische Deutsche scheint inzwischen da einen Steckbrief hängen zu haben ...)

Das Essen im Vian ist meistens gut, aber vorgestern haben sie sie sich selbst übertroffen. Wir entschieden uns so oft hin und her um, dass ich vergessen habe, was die beiden Damen gegessen haben (Ente?), wahrscheinlich war ich auch einfach nur so dermaßen von meinem Lamm begeistert, dass sich das ganze Blut in meinen Geschmacksknospen zusammengezogen hat, um den Genuss zu maximieren: Meine Ersatzoma muss dringend mal gegen das Vian Lamm-Wettkochen machen ("Das perfekte Lamm-Dinner" oder so ...), das wird grandios, denn das Lamm vorgestern war das erste außerhalb der Gourmet-Hauptstadt Bonndorf im Schwarzwald, von dem ich total, völlig und absolut begeistert war. Achso, falls das nicht klar geworden ist: Lecker war's.

Wir stolperten aus dem Vian raus, und weil wir noch nicht müde fahren (oder wir in Feierlaune waren), ging es schnurstracks zum Szimpla kert, der Ruinenkneipe meines Vertrauens. Die Damen waren vernünftig und tranken Nichtalkoholisches, ich trank noch ein Bier. Dann ließen wir es aber gut sein, liefen an der Synagoge vorbei die paar Meter zum Astoria, stiegen dort in den Nachtbus ein und waren so gegen 2 Uhr im Zimmer.

Gestern Morgen ging es entsprechend erst ein bisschen später los, aber der Wecker um 10 Uhr ging erst runter, als wir schon fast fertig waren. Christina und Andrea brauchten erstmal einen Kaffee, den wir in einer Bäckerei in der Lehel utca erstanden, während wir zur Straßenbahnhaltestelle liefen. Zwei Stationen folgten, und wir stiegen am Nordeingang des Stadtwäldchens aus. Ein kurzer Spaziergang zum Széchenyi-Bad folgte, dessen Eingangsbereich wir unter die Lupe nahmen. Ein paar Schritte weiter, vor der Burg, ist ein ziemlich großer Weihnachtsmarkt, über den wir schlenderten, ehe wir uns im Burghof umsahen. Vorbei an einer riesigen Eislaufbahn ging es zum Heldenplatz, wir genossen dort das überraschend ziemlich gute Wetter und fuhren dann mit der M1 zum Oktogon. Eigentlich hatten wir im Vian frühstücken wollen, aber das verwarfen wir, weil wir noch satt waren, und fuhren in Richtung der Margaretenbrücke, auf deren Mittelhaltestelle wir aussteigen.

Der Blick auf Parlament, Donau, Zitadelle und Burg ist natürlich schon schön, aber am Tag ist das nicht vergleichbar mit der Pracht, die das Ganze bei Nacht hat, sodass wir bald wieder zurückführen. Wir wollten am Arany János tér das Pörkölt in Pfannkuchenteig probieren, sodass wir eigentlich vom Nyugati-Bahnhof mit der M3 direkt dorthin hätten fahren können, aber eine Demonstration mit entsprechenden Verkehrsstau machte und einen Strich durch die Rechnung, sodass wir zurück zum Oktogon fuhren und von der Bajczy Zsilinszky út die paar Schritte auf der Rückseite der Stephansbasilika zum Arany János tér gingen. Der Pörkölt-in-Pfannkuchen-Stand ist - dauerhaft laut Google - geschlossen, also nahmen wir am Stand daneben Lángos, das auch sehr, sehr lecker war. Mittagessen war damit erfolgreich eingenommen.

Wir gingen in Richtung Stephansbasilika, über den Weihnachtsmarkt davor und kamen auch in die Basilka rein, sodass ich erstmals den Bau in voller Pracht (ohja!) bewundern konnte. Wahnsinn, diese bunten Kirchen, das ist schon schick, das muss ich sagen.

Nun hatten wir uns einen Kaffee (bzw. ich eine heiße Schokolade) verdient, und den nahmen wir standesgemäß im Café New York ein, das ein Wahnsinn (jaja, ich wiederhole mich) aus bunten und stuckverzierten Decken ist, wo man zwanzig Minuten ansteht, um einen Tisch zu kriegen und dann zehn Euro (incl. 15% Service Charge) für die heiße Schokolade bezahlt. Aber schick war's, das müssen wir sagen.

Nun ging es, ausreichend gestärkt, zurück zur U-Bahn und ich verriet den beiden nicht, wo wir hinfahren, bis wir am Batthány tér auf der Budaer Seite rauskamen und nach dem Verlassen des Metrogebäude sofort den tollen Ausblick aufs Parlament hatten. Foti, foti!

Das zweite Bad des heutigen Tages stand an, denn wir fuhren zum Gellért-Bad, guckten uns auch dort den Eingangsbereich an, verzichteten auf das Besteigen des Gellért-Berges und fuhren wieder zurück zum Clark Ádám tér. Dort erwischten wir nach endlicher einen Bus der Linie 16, der uns pünktlich zum Dämmerung zur Matthiaskirche kutschierte.

Gestern passte alles, denn wir kamen um 16.20 Uhr oben an, die Matthiaskirche machte um 17 Uhr zu, wir bekamen noch Eintrittskarten und konnten - bei einer Schlange von 0 Personen - die Matthiaskirche betreten. Noch einmal: wow! Ich war zum allerersten Mal drin, denn im Sommer waren die Schlangen immer zig Meter lang, und wir latschten ein bisschen durch die Kirche, auf die Gallerie (mit einer Sisi-Büste ...) und machten von dieser wunderschönen Kirche noch einmal viele Fotos. Im Sommer war auf den einen Rundgang der Fischerbastei ein eintrittskartenpflichtiges Drehkreuz - im Winter ist der Zutritt dort frei.

Der Blick von da oben auf die Donau, die Basilika und dieses große Gebäude auf Pester Seite (ich wollte ja nicht immer so vom Parlament schwärmen ...) ist atemberaubend, auch weil die Budapester es halt hinbekommen, diese ganzen Sehenswürdigkeit ganz großartig zu beleuchten ...

Ich entschied mich ein bisschen spät um, die 16 nicht zu unserer ursprünglichen Haltestelle zurückzufahren, sondern weiter zu fahren, aber das war die bessere Lösung, denn erstens war die 16 in die eine Richtung proppenvoll (proppenvoll!), zum anderen sparten uns wir so einmal Umsteigen, denn wir kamen am Széll Kálmán tér raus und konnten dort direkt in die 4 (oder 6) in Richtung Margaretenbrücke einsteigen.

Joa, es war ja inzwischen Nacht geworden, und also hatten wir nun den Blick im Dunkeln auf Parlament, Donau, Zitadelle und Burg - Freunde, kommt nach Budapest und guckt euch das selbst an, es ist soooooo schön ...

Jetzt taten uns aber die Füße weh, sodass wir zurück zum Oktogon fuhren, dort die 105 bestiegen (die kam aufgrund eines Verkehrschaos viel zu spät und zu allem Überfluss pickepackevoll) und zurück ins Hotel fuhren. Dort legten wir ein bisschen die Füße hoch, auf dass der zweite Teil des Tages so schön würde wie der erste ...

Die 105 zurück in die Stadt war leerer, aber die Stadt war nicht leer, und ich hatte für 20 Uhr im Gettó Gulyás einen Tisch bestellt. Eigentlich wollte ich zum Deák Ferenc tér fahren und dann an der Rumbach-Synagoge vorbeilaufen (deren Fassadeist jetzt übrigens nicht mehr verhüllt und sehr, sehr schön!), aber das wurde mir zeitlich zu eng, sodass wir an der Bajczy-Zsilinszky út ausstiegen und quer durchs Kneipenviertel (diesmal wirklich im Laufschritt) pflügten. Zwei Minuten vor der Zeit kamen wir im Gettó Gulyás an, und bekamen unseren Tisch.

Hortoabágyi palacsinta bildeten die Vorspeise (im Gettó Gulyás drehen sie das Fleisch nicht so fein durch den Wulf wie anderswo), und dann kamen die Hauptgerichte: Christina hatte das Catfish-Paprikasch (das wollte ich den ganzen Sommer immer probieren, nie gab es das ...), Andrea ein Steak, das sich als 400-g-Gerät herausstellte, und ich mein Kalbspaprikasch mit dem speckumwickelten Bandnudeltaler.

Boah, man konnte uns aus dem Gettó Gulyás rausrollen, zumal wir noch einen Palacsinta Gundel als Nachspeise teilten ... Ich hatte auch schon drei Bier im Kopf, und angesichts der angespannten Verkehrssituation fuhren wir nicht mit dem Bus die drei Stationen zum Rudas-Bad, sondern mit der U-Bahn rüber, nochmal zum Batthány tér, guckten das Parlament nochmal bei Nacht an und fuhren schließlich mit der Bäderlinie 19/41 zum Rudas-Bad.

Auch um kurz vor 23 Uhr vor eine (kleine) Schlange, aber wir bekamen unsere Karte, guckten uns - im Laufschritt - das Schwimmbad, den Wellness-Bereich und die Dachterrasse an, ehe wir - wie von mir beabsichtigt - ruhig und entspannt im ziemlich nebligen türkischen Bad ankamen ...

Christina überlebte das 36-Grad-Becken (machte es sich aber danach im 33er-Becken gemütlich), Andrea und ich waren kurz im Dampfbad, dann im kühlen 28er- und ich im kalten 14-Grad-Becken, ehe Andrea sich in den Ruheraum verzog, während ich es vorzog, mich im 33er-Becken auf den Rücken zu legen.

Ich muss eingeschlafen sein (angeblich stabilisierte Christina mich jedenfalls, wenn ich ins Rotieren kam und abzusaufen drohte ...), denn plötzlich war es fast halb zwei, Andrea stand am Beckenrand (huch, wo kommt die denn her?) und ordnete den Abmarsch an ... Hatte ich nix dagegen, gähn, aber hätte sie mich dafür aus dem Schlaf reißen müssen? Das war so richtig entspannend im 33er-Becken ...

Der Nachtbus zum Astoria wurde erwischt, dort noch Zigaretten und Tonic Water (für mich) gekauft, und dann fuhr auch schon der Nachtbus heim zum Béke tér. Ohne unnötige Verzögerung war ich im Bett.

Heute Morgen schliefen wir ziemlich aus, und es erwies sich als hilfreich, dass die beiden Damen gestern noch eingekauft hatten. Obwohl das eigentlich ein Mitternachtssnack werden sollten, wurde es jetzt halt unser Frühstück, und Nachos mit Salsa zum Frühstück ist überraschend lecker ...

Die beiden packten zusammen, wir fuhren zum Deák Ferenc tér, wieder war Verkehrschaos, und die M3 fuhr heute ausnahmsweise am Wochenende wirklich als Metro, sodass wir - ich hatte das nicht mitbekommen - oben auf den Ersatzbus warteten, bis es zeitlich ein kleines bisschen eng wurde ... Am Ende fuhren wir für drei Euro pro Person mit dem Expressbus zum Flughafen, ich lieferte die zwei bei der Sicherheitskontrolle ab (hätten sie ohne mich zwar auch gefunden, aber trotzdem ...) und fuhr dann wieder zurück ins Hotel.

Ich las ein wenig, ehe ich mich dann doch entschied, ins Széchenyi-Bad zu gehen, aus dem ich jetzt drei Stunden später wieder aufgetaucht bin (ja, auch da bin ich einmal fast eingeschlafen, Zeit fürs Bett!). Das Széchenyi war ziemlich voll, halb Italien war dort und ein Viertel von Frankreich und Spanien noch dazu, aber die Dampfbäder sind einfach schick (wenn man denn einen Sitzplatz kriegt ...), und wenn es draußen im Innenhof aus dem warmen Wasser dampft, ist das auch ein schöner Blick ...

Auf dem Heimweg gab ich dem Gyros-Mann auf der Ecke, um den ich im Sommer fast zwölf Wochen herumgeschlichen bin, endlich und erstmals eine Chance - war ganz lecker, kommt nicht ganz an meinen Stammdönermann ran, aber schlecht war's wirklich nicht ...

Mein Akku ist gleich alle (mein Stromkabel ist im Büro ...), daher mache ich jetzt Schluss, Bilder kommen morgen oder so ...

Gute Nacht! (Achso, die beiden sind gut in Wiesbaden angekommen ...)

Korrektur am 10. Dezember: "Dass" und "das" kriege ich eigentlich hin, aber gestern war ich vom Bad benebelt. Das habe ich berichtigt.

Montag, 3. Dezember 2018

Nummer acht

... ist es gestern dann doch geworden, denn ich war tatsächlich im Paskál-Bad im XIV. Bezirk.

Fangen wir aber mit dem Flug an, denn der war ein wenig schräg. Weniger schräg war, dass ich in einem Anfall von Klugheit mir einen Platz in der vorletzten Reihe reserviert hatte, sodass ich wieder einmal eine ganze Reihe für mich hatte. Deutlich schräger waren die finnischen Boxer, von denen einer ziemlich besoffen war (um 10 Uhr morgens!) und es sich nicht nehmen ließ, unmittelbar nach dem Losrollen etwas zu lallen, was verdächtig nah an "Heil Hitler" war ...

Alle Umsitzenden entschieden sich, den Typen zu ignorieren, der auch ansonsten relativ ungenießbar war, und ich hatte was zu lesen dabei, sodass der Flug schnell vorbeiging. Inzwischen kenne ich mich am Budapester Flughafen ein bisschen aus und ging durch ein Café eine Abkürzung zum etwas versteckt gelegenen Ausgang. Mein Gepäck kam leidlich schnell, und ich entschied mich, ein Taxi zum Hotel zu nehmen.

Dort konnte ich um 12.30 Uhr schon einchecken, packte ein bisschen aus, arbeitete eine Dreiviertelstunde und entschied mich dann, mich von den Flugstrapazen zu erholen ...

Das Paskál-Bad ist ein wenig ab vom Schuss, aber ich hatte mir eine passende Route rausgesucht, musste mir erst meine Fahrkarte holen und nahm dann die 32 und danach die 82 in ein Wohnviertel. Drei Minuten Fußweg folgten, die Verkäuferin an der Kasse sprach kein Englisch, verkaufte mir aber trotzdem die richtige Karte, und das Folgende ist der Eintrag in meinem Bäderführer:

Paskál, XIV. Bezirk, Pest, im Stadtteil Zugló weitab der großen Sehenswürdigkeiten, offen bis 20 Uhr: Das Paskál ist ein sehr modernes, dezidiert nicht-touristisches Bad mitten in einem Wohngebiet. Hier ist nichts mit Osmanen oder Jugendstil, das hier ist der Stil des späten 20. Jahrhunderts mit viel Glas - durchaus schick. Es gibt zwei größere Innenbecken, zwei Außenbecken und auch noch Schwimmbecken, die ich nicht gesehen habe (Badekappenpflicht). Dazu gibt es ein Aromadampfbad (hübsch), ein geothermisches Dampfbad (langweilig) und eine finnische Sauna (war nicht drin), davor aber - den Elementen ausgesetzt, weil nicht überdacht und im Winter ziemlich kühl - ein Kontrastbad mit 16 bzw. 42 Grad ... Das ist schön, aber meist ziemlich voll (jedenfalls die 42 Grad ...). Sicher kein ikonisches Bad, aber wenn man einfach ein bisschen im heißen Thermalwasser baden will und möglichst wenig Touristen sehen will, der ist hier richtig. (Egressy út / Vezer utca, Bus 77 oder 82, am besten aus der Stadt mit der M1 Richtung Heldenplatz zur Endhaltestelle Mexikói út, dann mit Straßenbahn 3 zum Egressy tér und anschließend mit der 77 bis zum Ziel)

Doch, es war ein bisschen voll, was am Sonntag Nachmittag wahrscheinlich kein großes Wunder ist, aber sehr entspannt, vor allem, weil es wirklich schön ist, im warmen Wasser zu liegen, während die Luft um einen herum knapp über 0 Grad hat. Im Aromadampfbad musste ich stehen, weil das alles ein bisschen unterdimensioniert war, aber das Kontrastbad ist echt cool, weil man da zwischen dem Eiskalt- und Sauwarm-Becken direkt hin- und hersteigen kann. Doch, das war schön, aber nach zwei Stunden hatte ich genug, weil ich müde war und zu wenig getrunken hatte. Ich zog mich an und ging in die wunderbare kalte Luft hinaus, lief ein paar Schritte zur Straßenbahn und fuhr dann - nach Bestehen - einer Fahrkartenkontrolle zum Oktogon.

Die Kellnerin im Café Vian erkannte mich trotz meiner vierteljährigen Abwesenheit sofort wieder, ich aß lecker Gulaschsuppe und danach Entenbrust, zum Dessert gab es Somlói galuska und einen Kirsch-Schokoladen-Grog. Um 20 Uhr war ich zuhause, um 21.30 Uhr ratzte jemand in meinem Zimmer ...

Apropos Zimmer: gleicher Stock, anderes Zimmer, anderer Schnitt, sodass ich aufpassen muss, nachts nicht gegen eine Wand zu laufen ... Das Bad ist ein bisschen unpraktischer, aber das wird zu überleben sein, wie immer alles gut hier.

Der Arbeitstag heute war anstrengend, auch weil ich den Fehler machen, die halbe Stunde zu Fuß zum neuen Büro zu laufen. Die Begrüßung war wieder einmal sehr herzlich, die Kollegen kennen mich noch, aber nach Feierabend fuhr ich nur noch heim und verbrachte den Abend mit Salamibrot und Sprudelwasser. Schön ist's hier ...

Sonntag, 2. Dezember 2018

Auf ins kleine Abenteuer

Wenn die elf Wochen im Sommer das große Budapest-Abenteuer waren, dann werden die nächsten zwei Wochen das kleine Budapest-Abenteuer ...

Wieder sitze ich am Frankfurter Flughafen, wieder bin ich viel zu früh dran, aber obwohl die Sicherheitskontrolle mal wieder ewig gedauert hat, weil offenbar einer von den Helden dort jede Milchkanne auf Rückstände von Milchprodukten untersucht hat, war ich dann doch relativ fix am Gate.

Nun gucke ich dem Regen zu, wie er auf meinen Flieger fällt (Wie poetisch ... Sorry, wir haben gestern im Sherry noch ein bisschen Abschied gefeiert ...),und in einer knappen Stunde wird dann geboardet.

Ich gucke mal, ob ich nach der Ankunft in meinem - altbekannten - Apartmenthotel noch ein bisschen am Rechner herumschraube oder gleich ins Bad gehe, und bevor ich ins Bad gehe, steht noch die schwere Entscheidung an, in welches Bad ich denn gehe. Ich denke, das werde ich spontan entscheiden, auch wenn das Paskál-Bad ein ganz gute Chance hat, erstmals besucht zu werden ...

Und morgen geht es dann zur Arbeit - ich muss nur daran denken, dass unser Büro umgezogen ist, sodass ich in meine geliebte 105 in die andere Richtung einsteigen muss als gewohnt, aber das kriege ich schon hin ...

Nächstes Wochenende bekomme ich Besuch aus Deutschland, und dann geht es am 15. Dezember, dem Samstag, abends schon wieder zurück. Mehr als die Hälfte des Monats Dezember werde ich im Ausland verbringen (Weihnachten ist ja Tunis angesagt), das hatte ich auch schon lange nicht mehr ...

Menjünk!