Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Samstag, 28. Juli 2018

"Wenn er quadratisch ist, lauf weg"

Rat gab mir Christina heute Abend per WhatsApp, und ich hätte ihn befolgt, wenn mein Pálinka, mein Schnaps, heute Abend quadratisch (oder vielmehr würfelförmig) geformt gewesen wäre. Allerdings war sein Aggregatzustand zum Glück flüssig und dementsprechend (schwerkraftbedingt) nicht quadratisch, sodass ich mir deswegen keine Sorgen machen musste. Ganz unbegründet war die Sorge nicht, denn das ansonsten durchaus nicht unschmackhafte Hühnchenfleisch von meinem "Hühnchenpaprikasch" war in einen hübschen Würfel gepresst gewesen - jeder McDonald's-Verkäufer wäre stolz gewesen. Ne, essbar war es sicher, aber genauso sicher war es nicht das Beste, was ich je gegessen habe in meinem Leben. Aber die Deko in dem Lokal war hübsch ...

Ohje, ich bin ja schon wieder ein bisschen in Rückstand geraten, aber eigentlich gibt es nur von Sonntag, Mittwoch, Donnerstag, gestern und heute zu erzählen ... Na denn.

Mein Flug aus Zürich war ziemlich verspätet, sodass ich noch in meiner Lounge rumhing. Ich glaube, ich war nach meiner Anmeldung in die falsche Lounge gestolpert, für die Mega-VIPs, denn die Dame wollte mich erst aufhalten, besann sich dann aber und meinte: "Nei, isch guat ..." Joa, und dann saß ich da fast allein, guckte immer wieder auf die Anzeige, weil ich an sich wusste, dass der Flieger noch in München festhing, aber ich bin da trotz einer gewissen Flugerfahrung immer noch ein wenig kribbelig.

Als dann eine neue Boardingzeit dranstand, ging ich gemächlich zum Gate, musste immer noch warten, und als wir dann einstiegen, war ich nicht derjenige mit der knappsten Umsteigeverbindung. Der Flug war ein bisschen ruckelig, was am Regen lag, durch den wir flogen, und als in München ankam, hatte ich theoretisch nur wenige Minuten Zeit bis zum Boarding. Ich musste zum Satelliten rausfahren, und auf dem Weg von der Satellitenstation trabten zwei Ungarn an mir vorbei, nur um beim Boarding übel ausgebremst zu werden - das hatte noch nicht angefangen und dauerte noch ein Weilchen.

Wir kamen mit ungefähr einer Dreiviertelstunde Verspätung weg, holten ein paar Minuten auf, fuhren schnell zum Gate, mein Koffer war das erste Gepäckstück auf dem Band (klar, wurde wohl zuletzt eingeladen, weil wir Verspätung hatten ...), und ich erwischte den Bus 200, den ich mit meiner Monatskarte nutzen konnte. Unterwegs musste ich irgendwo in der Pampa in den Nachtbus umsteigen, aber der fuhr mich direkt zum Béke tér, also quasi bis vor meine Haustür.

Nachts um halb zwei stiefelte ich an der Rezeption vorbei und war am nächsten Morgen - wie angekündigt - nicht um 8.30 Uhr im Büro.

Der Montag und der Dienstag waren dann solche Tage hier in Ungarn, an denen ich relativ spät aufstand, ins Büro ging, zu Mittag aß, relativ spät aus dem Büro heimfuhr, zu Hause zu Abend aß (lecker Brötchen mit Aufschnitt) und dann ins Bett ging.

Für den Mittwoch hatte ich mir aber die Erkundung eines weiteren Thermalbades vorgenommen (mein Bruder kann sein Glück gar nicht fassen, dass ich endlich kapiert habe, was er mir seit Jahren, ach, was sag ich, Jahrzehnten - mindestens! - predigt, nämlich dass Thermalbäder was Tolles sind) - ich wollte ins Király-Bad.

Nun saßen da vor mir ein paar Jungs auf dem Bänkchen und warteten und irgendwie ging nix voran, sodass ich meinen Kopf vorreckte, ob im Kartenhäuschen jemand saß. Der Typ, der davor stand und offiziell aussah, sprach mich an - auf Ungarisch natürlich - und ich gab ihm zu verstehen, dass ich keine Ahnung, was er sagt. Anschließend erläuterte er mir in - wirklich - perfektem Englisch, dass es Probleme mit der Elektrik gebe und das Bad nur begrenzt verfügbar sei und entsprechend bald schließen würde ... Er empfahl mir, das nahegelegene Lukács-Bad aufzusuchen, was ich dann auch tat.

Erstmal musste ich den Eingang suchen, denn das Lukács-Bad liegt in einem großen Gebäude, das von einem mittelprächtigen Park umgeben ist. Um 18 Uhr kaufte ich mir dann eine Karte mit Sauna-Benutzung und betrat den Komplex. Joa, das Lukács-Bad mit seinen drei Thermalbecken, einer (hübschen) Dampfsauna, einem Tauchbecken und einer Sauna-Landschaft mit vier Saunen ist sicherlich ganz hübsch, aber ganz so toll wie Rudas fand ich es irgendwie nicht.

Wenigstens bekam ich mit meiner Sauna-Karte ein Tuch für die Sauna, das ich mir um den Körper wickeln musste - normalerweise geht man hier ja in der Badehose in die - an die Thermalbäder angrenzenden - Saunen und ignoriert dabei alle Hinweise, dass man ein Badetuch benutzen soll. In der Sauna-Landschaft da macht man das aber klassisch ohne Badehose, dafür mit diesem wirklich großen Laken um die Hüften, das wirklich alles bedeckt (wenn man es denn richtig bindet ...). Nachdem ich erst in der 80-Grad-Sauna und dann in der 102-Grad-Sauna war, ging ich ins kalte Tauchbecken - danach war mir ein bisschens schwindelig, was möglicherweise daran gelegen haben mag, dass ich den Tag über nicht ausreichend getrunken hatte. Das holte ich schnellstens nach, ging nach einer Erholungsphase nochmal kurz zum Ausschwitzen in die heiße Sauna, und verbrachte die verbleibenden zwei Stunden dann im Thermalbad.

Irgendwie ist das alles ein bisschen beengt dort, was an den in die Wände eingelassenen Durchgängen liegt, sodass man die ganze Größe des Areals sowieso nicht sieht, aber die Dampfsauna im Lukács kann wirklich was, die ist nämlich schön groß und trotzdem heiß - das hat mir gefallen.

Nach dem Verlassen des Bades ging ich - auf der Budaer Seite - an der Donau entlang und hatte einen absolut fantastischen Ausblick auf das beleuchtete Parlament - ein echter Traum! Allein für diesen Anblick lohnt sich Budapest. Da ich aber unten an den Anlegeplätzen vorbeilief, musste ich aufpassen, nicht über die Schiffstaue zu fallen, und kam zu allem Überfluss nicht so einfach nach oben auf die Promenade, um die Straßenbahn zu nehmen - ich hatte mal wieder die Entfernung von der Margaretenbrücke, in dessen Nähe das Lukács-Bad liegt, zur Kettenbrücke unterschätzt, und über diese wollte ich, weil ich am Dunacorso essen wollte.

Als dann eine Öffnung in der Promenadenmauer kam, nahm ich diese, fuhr noch zwei Stationen Straßenbahn und überquerte dann zu Fuß die Kettenbrücke. Ich fiel um 22 Uhr in eine schöne Kneipe ein, bekam sogar noch etwas zu essen (die Küche schloss um 22.30 Uhr) und bezahlte ein bisschen mehr (wirklich nur ein bisschen) für den Blick auf die Burg, aber dieser Blick war das "bisschen mehr" auch absolut wert. Freunde, wenn ihr nur zwei Stunden in Budapest habt, kommt nachts, stellt euch auf eine der Brücken (am besten auf die Margaretenbrücke) und guckt euch die beleuchtete Burg und das beleuchtete Parlament an - ein Traum, ein echter Traum.

Am Donnerstag bekam ich meine Arbeitszeit gerade so voll, ehe es zum Picknick mit den Kollegen gehen sollte. Irgendwie verpasste ich den Absprung zum Einkaufengehen und fuhr dann allein auf die Margareteninsel, weil ich ungefähr wusste, wo wir uns treffen wollten. Ich lief da nördlich des Wasserturms herum und fand niemanden. Da irrte ein anderer Mensch herum, aber ich war nicht sicher, ob das ein Kollege ist, sodass ich weiterherumirrte, ehe der Kollege (es war wirklich einer), ein anderer Kollege und ich uns zufällig gleichzeitig trafen. Wir unterhielten uns ein bisschen, wo die anderen blieben, als eine großen Gruppe winkend auf uns zukam - gefunden!

Das Wetter war anfangs gut, wir bestellten Pizza und lachten eine ganze Menge, ehe es auf einmal anfing zu regnen. Wir stellten uns unter eine Baumgruppe (es war kein Gewitter, jedenfalls dort nicht!), und als der Regen nachgelassen hatte, liefen wir in Richtung einer Kneipe. Dort ließen wir uns nieder und tranken noch zwei Bier (ich Intelligenzbeste hatte für das Picknick Flaschenbier mitgebracht, hatte aber vergessen, dass ich meinen Wiesbadener Schlüsselbund mit Flaschenöffner nicht dabei hatte - nachdem eine Kollegin beim Versuch, meine Flasche zu öffnen, eine Wasserflasche demoliert hatte, bekam es ein zweiter Kollege mit seinem Kellerschlüssel hin - so bringt man die Kollegen auch zum Lachen ...).

Sagen wir so, die Organisatorin fragte mich am nächsten Morgen, ob ich sicher nach Hause gekommen sei (ja!), aber sie fragte mich das erst um kurz nach halb zehn, denn früher konnte ich wirklich nicht im Büro sein ...

Gestern Abend wollte ich die Woche gemütlich in der Stadt ausklingen lassen und fuhr in die Stadt, weil ich wieder am Dunacorso essen wollte. Da es noch ein bisschen früh war, fuhr ich hoch auf den Burgberg, hatte dann aber doch nicht so richtig Muße (man sieht, ich plane die Stadtbesuche bis ins kleinste Detail ...), fuhr wieder runter und kam am Dunacorso an, als gerade ein übler Regenschauer runterging.

In meiner Kneipe vom Mittwoch wollten sie mich nicht haben (obwohl drinnen alles frei war und die Leute, die draußen saßen, gut vom Regen geschützt waren), in der nächsten Kneipe verpasste ich den letzten freien Tisch, in der Kneipe danach sprach die Platzanweiserin mit einer Dame, während ich wartete, doch als sie fertig mit dem Gespräch war, stellte sie sich mit dem Rücken zu mir, was ich auch nicht so toll fand - also zog ich auch weiter ... Am Ende landete ich in einer hübschen ungarischen Kneipe an einem Tisch draußen (es hatte inzwischen wieder abgetrocknet), aß das bestellte Letscho als Vorspeise, bekam ein nicht bestelltes Steak mit Letscho als Hauptspeise, aß aber selbiges (Letscho war lecker, das Steak nicht so sehr) und zur Nachspeise einen Palacsinta Gundel, der sehr lecker war. Am Ende zahlte ich 16 Euro mit einem (zu warmen) Bier - joa ... Es bleibt dabei, eine Kneipe, in der von vorne bis hinten alles toll ist, habe ich noch nicht entdeckt ...

Heute Morgen schlief ich in aller Ruhe aus, machte mich dann gegen Mittag auf den Weg in die Stadt, erstand an der Metrostation Arany János utca wieder mein Pörkölt im Pfannkuchen und fuhr dann einen Megaumweg mit der U-Bahn, um zum Gellértbad zu kommen, ohne nochmal an die Oberfläche zu müssen.

Das Gellértbad kostet etwa 18 Euro Eintritt, aber die lohnen sich absolut. Schon wenn man reinkommt, sieht man richtig schöne Jugendstilarchitektur, ehe man zu über Katakomben zu den Umkleidekabinen geleitet wird. (Man kann in allen Bädern, in denen ich hier bisher war, zwischen "Kabine" und "Schließfach" unterscheiden. Am Anfang habe ich die Kabine genommen, in der ich mein Zeug einfach hängen lassen konnte, aber inzwischen nehme ich - anfangs aufgrund von Missverständnissen unfreiwillig, inzwischen öfter gewollt - meist nur ein Schließfach. Umziehen kann ich mich auch da in einer Kabine, nur habe ich diese Kabine halt nicht für die Dauer meines Badebesuches für mich alleine, sondern muss sie nach dem Umziehen wieder freigeben und mein Zeug im Schließfach verstauen. Der Preisunterschied ist nicht groß - das sind 400 Forint, etwas mehr als ein Euro -, aber auch der Komfortverlust ist nicht groß, am Ende ist es Jacke wie Hose, was man macht, jedenfalls für den nur gelegentlichen Badgänger, wie ich es immer noch bin.)

Das Gellértbad ist alles andere als übersichtlich, und als ich den Pfeilen zu den Thermalbädern folgte, kam ich erstmal in den Saal, in dem das Schwimmbad (Badekappenpflicht) und ein Thermalbecken sind. Eigentlich wollte ich mich erstmal umgucken und ging also in Richtung der Außenpools. Den Großteil der Gebäude machen die Umkleidekabinen aus, sodass man da ständig durch Gänge mit Kabinen stiefelt, irgendwo rechts abbiegen muss (oder links ...) und dann plötzlich vor einer Tür steht, die man mal öffnen kann und mal nicht. Jedenfalls fand ich den Ausgang zu den Außenpools und guckte mich dort mal um. Neben einer großen Sonnenterrasse gibt es ein Wellenbecken (immer wenn ich da war, gab es aber keine Wellen, vielleicht ist das nur stündlich oder so, müsste man mal eruieren), einen Außenthermalpool und eine Außensauna. Der Außenthermalpool (auch "Abenteuerpool" genannt, oho ...) war bei den beiden Malen, als ich daran vorbeilief, völlig überfüllt, und auch die dort Badenden waren ein bisschen befüllt, und zwar mit Bier (ich habe sogar einen Typen mit einer Sektflasche und einem Plastik-Sektglas auf den Pool zusteuern sehen ...). Da ich zudem nicht eingeschmiert war (das wäre in den Thermalbädern nicht so toll, denke ich), ging ich also wieder rein und folgte der Beschilderung zu den Thermalbädern.

Wieder lief ich zwischen Kabinen und Massageabteilen hindurch, ehe ich in den Saal mit dem 36-Grad- und dem 40-Grad-Becken stolperte. Nachdem ich wieder gerade stand, bekam ich den Mund nicht mehr zu: sehr, sehr toll. (Ich habe wieder nicht mein Handy mit reingenommen, sodass ich keine Fotos vom Badebereich zeigen kann, aber eine Google-Suche bringt jede Menge passende Bilder zutage ...) Fast der gesamte Raum ist getäfelt mit Mosaiksteinchen oder Blumen aus gebranntem und bemaltem Ton (kann auch ein völlig anderes Material sein, jedenfalls sieht es toll aus), etliche Skulpturen stehen um die Becken herum - es ist ganz herausragend schön und, vor allem, im Vergleich zu den anderen Bädern, in denen ich jetzt war, vielleicht mit Ausnahme des Rudas-Bades, ziemlich leer - jedenfalls findet man in allen Becken ziemlich gut einen Platz.

Ich stieg erst in den 36-Grad-Pool, dann in den 40-Grad-Pool, danach kühlte ich mich im ein paar Schritte entfernten 18-Grad-Pool ab, guckte mir mal das Dampfbad an (man sieht kaum etwas ...) und wollte, glaube ich, nochmal zum Außenpool gehen und da gucken. Dabei fiel mir auf, dass der Pfeil zu "Thermalbädern" auch in die andere Richtung zeigte als die, aus der ich gekommen war. Ich folgte dem Pfeil und entdeckte nochmal einen Saal mit zwei großen Thermalbecken, diesmal 35 und 38 Grad heißem Wasser. Dieser Saal war jetzt eher grünlich gehalten (der erste war eher bläulich), und auch diesen Saal erkundete ich natürlich. Irgendwie konnte ich mit der Dampfsauna, die es auch hier gab, nicht so viel anfangen (die war nicht so richtig heiß), sondern ich nur wirklich in den Außenbereich ging.

Ich badete kurz im Wellenbad (ohne Wellen), aber so ein einfaches Schwimmbad ist mir ja hier inzwischen langweilig geworden, sodass ich schnell wieder in meinen blauen Schwimmsaal flüchtete.

Ich machte immer meine Runde (lange im 36-Grad-Becken, ein paar Minuten im 40-Grad-Becken, dann zum Abkühlen ins 18-Grad-Becken, danach alles von vorne), guckte mir die Leutchen an, die da kamen und gingen, schmunzelte immer wieder über die Gesichter, wenn es die Leute das erste Mal ins 40-Grad-Becken stiegen, schmunzelte über die Gesichter, wenn sie das erste Mal ins 18-Grad-Becken stiegen, ärgerte mich - wie ein richtiger Budapester - über die jungen Amerikaner, die meinten, dieses altehrwürdige Thermalbad wäre ein Ort zum Planschen oder zum Den-Bruder-ins-Wasser-Werfen, summte "Sound of Silence" vor mich hin, verbrannte mir beim zweiten Besuch der Dampfsauna ein bisschen die Füße am heißen Dampf - und plötzlich war es 18 Uhr und ich vier Stunden im Bad gewesen. Entsprechend sahen meine Hände aus ...

Das war richtig schön, und das Gellértbad gefällt mir neben dem Rudasbad bisher am besten, da werde ich auch nicht zum letzten Mal gewesen sein.

Ich aß dann in der eingangs beschriebenen Kneipe zu Abend und fuhr dann mit dem Bus wieder in meine Bude. Das war ein schöner Samstag, jetzt freue ich mich aufs Bett.

Ein paar Fotos:

Parlament - wow ...
Mein Abendessenblick auf die Burg

Auf der Margareteninsel

Stefansbasilika

Eingangsbereich des Gellértbades

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen