Meine Länder

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Sonntag, 8. Juli 2018

It's coming home

Bitte auch die Fotos von Moskau aus dem Post vor einigen Minuten beachten!

Nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft habe ich zunächst die Schweiz unterstützt, die meine neu gefundene Zuneigung leider nicht zurückgegeben hat und ausgeschieden ist. Meine dritte Wahl ist nun England, und diese Wahl bereitet mir größte Freude, jedenfalls im Moment noch ... Football's coming home, sang man 1996 zur EM, als England im Halbfinale gegen Deutschland rausflog, und weil Deutschland diesmal nicht mehr dabei ist, muss England ja ins Finale kommen. Let's go ...

Wie? Budapest? Ich soll war zu Budapest schreiben? Na gut ...

Die erste Woche hier war gut, sehr spannend, durchaus herausfordernd, und ich freue mich auf die nächsten zehneinhalb Wochen ...

Am Montag war ich ja erstmal halbtot ins Bett gefallen, und der Schlafmangel der Nacht von Sonntag auf Montag machte sich die ganze Woche hindurch bemerkbar, sodass ich gestern erstmal ausschlafen wollte und musste ...

Am Dienstag erkundete ich erst einmal die Gegend hier um meine Unterkunft herum. Ich war zwar noch nicht in der Ladislaus-Kirche (Szent László) hier um die Ecke, aber an der komme ich jeden Fall vorbei, sodass sie ein guter Orientierungspunkt ist, in der Nähe sind - aber das hatte ich schon bemerkt - ein Spar- und ein Lidl-Supermarkt, sodass ich nicht in Gefahr stehe, zu verhungern oder zu verdursten. Am Dienstag Abend war ich dann in einer hochgelobten Gaststätte einige hundert Meter von der Wohnung entfernt und aß dort eine Gulaschsuppe (Gulyáslevés, wenn ich die Akzente nicht alle treffe, sorry ...) und danach ein Steak nach Art des Hauses, was auch lecker war, aber mich nicht vom Hocker gehauen hat ...

Am Mittwoch nach der Arbeit wagte ich mich das erste Mal in die Innenstadt und lief an der wunderschönen Donau-Promenade aus dem XIII. Bezirk in Richtung Süden. Beim Parlament fielen mir erstmal der Unterkiefer runter (ja, schon der Reichstag ist ziemlich groß, aber das da ... unfassbar), in das Gebäude will ich unbedingt mal rein!

Ich aß zu Abend in der Innenstadt, der Chef wies mir zwar einen Platz zu, danach wurde ich aber vergessen und war gerade dabei aufzustehen, als der Chef mich dann doch wiederentdeckte und mir schnell die Speisekarte hinlegte - hast du nochmal Glück gehabt, Kollege.

Der Ober war sehr freundlich, und als ich "A számlát, kérek szépen" aufsagte ("die Rechnung bitte", fing er an zu grinsen und Ungarisch zu sprechen - so gut spreche ich das doch jetzt auch wieder nicht, Mann!). Zur Belohnung für meine Mühen bekam ich einen Schnaps und wackelte dann in Richtung der Bushaltestelle der Nr. 105, die aus dem Stadtzentrum direkt zu meiner László-Kirche hier fährt, was sehr praktisch ist. Ich wollte - ich hatte noch keine Monatsfahrkarte gekauft - beim Fahrer zahlen, aber winkte mich durch, und so fuhr ich mehr oder weniger schwarz, aber jedenfalls mit Genehmigung des Fahrers (ob mir das im Falle einer Kontrolle so viel gebracht hätte, sei mal dahingestellt, aber so war es halt ...).

Am Donnerstag machte ich mir, glaube ich, ich es weiß es nicht mehr so genau, abends einen schönen Feierabendtag in meiner Bude, weil ich am Freitag früh raus wollte, um dann - des Fußballs wegen - früh Schluss zu machen ...

Das klappte dann auch, aber weil ich so unentschlossen war, wo ich das erste Spiel gucken wollte, landete ich - nach dem Kauf einer Monatskarte und kurzer U-Bahn-Fahrt - am Szabadság-Platz in der Stadtmitte, wo die Budapester ein Fan-Fest aufgebaut haben. Ich trank zwei Bier und verspeiste dann ein dermaßen knoblauchiges Lángos, dass ich nach dem Uruguay-Frankreich-Spiel aufbrach und mir das zweite Viertelfinale zu Hause anguckte.

Gestern schlief ich dann erst einmal aus, fuhr dann in die Stadt, stieg am Heldenplatz aus, guckte mir die ganzen Helden an, ging durch den Városliget-Park zur Vajdahunyad-Burg und zum Széchenyi-Bad (hatte keine Schwimmsachen dabei, werde mir das aber bestimmt mal von innen angucken ...), fuhr mit der Metro weiter in die Stadt, guckte an der Synagoge vorbei, fuhr bis zur Buda-Seite der Elisabethbrücke und lief zurück über die Donau und fiel dann in einer "typisch ungarischen" Gaststätte zum späten Mittagessen und Fußballgucken ein.

Nach dem ersten Bier hatte ich mir so viel Mut angetrunken, dass ich mit den Bedienungen fast nur noch auf Ungarisch kommunizierte, und sie waren so klug, ihre Rückfragen mit Zeichensprache zu unterlegen, sodass ich im Zweifel nur noch "igen" ("ja") sagen musste. Insgesamt kann man den Ungarn eine große Freude machen, wenn man ihre Sprache versucht zu sprechen (selbst wenn man dabei die Sprache vergewaltigt), auch wenn die Ungarn fast alle so gut Englisch oder gar Deutsch sprechen, dass ich manchmal das Gefühl habe, es wäre für alle Beteiligten einfacher, wenn wir einfach (weiter) Englisch sprechen als dass sie mir bei meinen Verkünstelungen zuhören müssen ... Trotzdem lächeln sie noch ein bisschen mehr, wenn ich "még egy, kérek szépen" ("ich hätte gern noch eins") sage als wenn ich das in einer Fremdsprache machen würde (ich bilde mir ein, dass das Freude ist und sie mich nicht auslachen ...), nun ja, wir werden sehen, wo das noch hinführt ...

Vor lauter Ungarisch-Üben waren es dann am Ende vier Bier (és egy colát - und eine Cola) geworden, sodass es die klügere Entscheidung war, den Heimweg anzutreten, was mittels der 105 auch ganz funktionierte. England gewann, und der Tag war noch besser.

Heute Morgen war ich dann ein bisschen früher wach, zog mich an und fuhr zum Frühstück in die Innenstadt. Ich hatte Hunger und bestellte daher ein normales, kleines Frühstück und dazu ein Omelett mit Wurst und Zwiebeln. Das Omelett kam und auch das Rührei vom kleinen Frühstück, aber Butter, Marmelade und Orangensaft fehlten ... Vielleicht wollte er es mir das süße Zeug erst bringen, wenn ich den herzhaften Teil des Frühstücks verzehrt hatte, aber er räumte das Brot mit dem benutzten Geschirr ab ... Hm, hatte ich da ein "oder" überlesen? Ich holte mir nochmal die Karte und beorderte den Ober her. Erst wollte er mir erzählen, dass die Frühstückszeit schon vorbei war (das war sie, aber wenn ich noch nicht mein ganzes Frühstück hatte, ist das nicht mehr Problem), aber als ich ihn darauf hinwies (nunmehr auf Englisch), dass Butter, Marmelade und Orangensaft noch fehlten, brachte er sie.

Das war sehr komisch, die ganze Aktion, ich weiß nicht, ob er mich übers Ohr hauen wollte, auf meine schlanke Linie achtete oder einfach nur wirklich strunzen...vergesslich war - in die Kneipe gehe ich nicht mehr zum Frühstücken, auch wenn es sonst alles ganz okay war ...

Danach fuhr ich mit der Metro unter der Donau durch und mit dem Bus (nachdem ich ihn endlich gefunden hatte, da drüben am Kálmán-Széll-Platz fahren gefühlt achtzehn Linien an zehn verschiedenen Orten ab, Straßenbahn, Bus, Metro, alles, was vier oder mehr Räder hat, ist dort zu finden ...) hoch zur Burg.

Holla, die Waldfee! Nach der Einfahrt durchs Wiener Tor fährt man da durch eine kleine eigenständige Stadt, und ich stieg an der Matthiaskirche aus. Dort ist auch die Fischerbastei, von der man einen fantastischen Blick auf die Pest-Seite und insbesondere auf das Parlament hat (ja, dass Flüsslein davor namens "Donau" sieht man auch ganz gut ...).

Ich spazierte noch ein bisschen durch die Burg und fuhr dann aber auch schon heim, weil ich einfach noch ein bisschen was vom Wochenende auf meiner Couch haben wollte (und weil so viele Leute ja meinen Blog erwarten ...). Natürlich werde ich die ganzen Sehenswürdigkeiten, die ich jetzt gerade so angekratzt habe (und auch einige, die ich noch gar nicht angekratzt habe), in den nächsten Wochen noch genauer erkunden - in dieser Woche ging es, auf der Arbeit wie sightseeingtechnisch, erst einmal darum, anzukommen, und ich bin gut angekommen. In den nächsten Wochen werde ich mir auch Budapest Schritt für Schritt erobern, und wenn ich dafür die Nacht von Freitag auf Samstag oder von Samstag auf Sonntag beim Nachtbaden im Rudas-Bad durchmachen muss ...

Fotos wollen sie sehen, die Leser? Naja, dann sollen sie Fotos kriegen:



Parlament

Stefanskathedrale

Heldenplatz

Synagoge

Blick von der Elisabethbrücke auf die Burg

Matthiaskirche
Blick aufs Parlament von der Fischerbastei

Kettenbrücke

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