Meine Länder

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Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 29. Juli 2018

Sternenhimmel

..., Sternenhimmel, oho! Hubert Kah hieß wohl der Interpret Anfang der 1980er-Jahre, wie eine kurze Google-Suche ergab, aber der Name war mir bis vor ein paar Sekunden völlig unbekannt, das Lied hingegen nicht, denn es war Bestandteil des Medleys, das ich heute im Király-Bad vor mich hinsummte - heute war mit dabei "Enjoy the Silence" von Depeche Mode (statt "Sound of Silence" von Disturbed, das war gestern), die deutsche und die russische Nationalhymne sowie die Star-Wars-Melodie (nicht der Darth-Vader-Marsch, sondern die der Jedi ...!) ...

Wie kam ich jetzt darauf, ach so, ja, "Sternenhimmel". Wenn man da in dieses wunderschöne, schon von den Osmanen erbaute (und das sieht man!), ein bisschen heruntergekommene, man kann ruhig auch sagen, ein kleines bisschen (ein kleines bisschen!) versiffte Király-Bad kommt, ins große Becken mit 36 Grad steigt und den Kopf nach oben reckt (oder sich aber langlegt und nach oben guckt), sieht man dort 56 (selbstgezählt) mit Glas abgedeckte Öffnungen, durch die das Tageslicht auf das Becken fällt, sodass die Lampen, die es auch gibt, nur das Licht ein bisschen verstärken.

Das erweckt zusammen mit der etwas sakralen Dunkelheit, die über diesem Gebäude liegt, den Eindruck eines Sternenhimmels - sehr, sehr schön ...

Fangen wir aber den Tag erstmal dort an, wo jeder linear erzählende Schreiberling anfangen sollte - am Anfang (Habe ich jetzt genug Variationen von "Anfang" und "anfangen" in einem Satz untergebracht? Ja? Dann lasst uns anfangen ...).

Ich kam relativ früh relativ gut aus dem Bett, zumal ich mich ja nun gestern auch nicht abgeschossen hatte, und erinnerte mich, nachdem ich geduscht hatte, an den Sonntagsbrunch, der gestern am Restaurant des Hotels Gellért (in dem auch das Gellért-Bad ist) beworben worden war. Es war so gegen 10.45 Uhr, als ich fertig war, sodass ich mich gemütlich aus dem Haus begab, heute mal anstatt nach rechts zum Béke ter nach links zur Reitter Ferenc utca lief und dort in die Linie 30 einstieg. Ich fuhr zwar zunächst am Heldenplatz vorbei (also die normale Strecke der 105), dann aber gerade aus in eine Region der ungarischen Hauptstadt, in der ich noch gar nie gewesen war. Dort musste ich auch umsteigen, und zwar in die Buslinie 7, die am Keleti-Bahnhof und am Hotel Astoria vorbeifuhr (hier war ich schon gewesen) und danach über die Elisabethbrücke und vorbei am Rudas-Bad zum Szent Gellért tér, zum St.-Gellért-Platz, fuhr.

Dort stieg ich aus, denn am St.-Gellért-Platz liegt, völlig überraschend, das Hotel Gellért. Ich war ein bisschen früh dran, beobachtete einen alten Mann mit Krückstock (der war mir gestern, glaube ich, schon im Gellértbad begegnet), wie er bei Rot über die Ampel schlich (tsts ...), und ging dann ins Hotel hinein, um mir den Weg zum Restaurant beschreiben zu lassen.

Das Hotel Gellért ist schon schick, wenn auch ein bisschen plüschig geraten (als das noch modern war), aber das Restaurant war geschmackvoll und nicht zu plüschig. Ich bekam noch einen Platz und deckte mich erstmal mit lecker Vorspeisen ein, mit Garnelen und tollem Schweinebraten, mit Lachsschaum und Mozzarella, ehe ich mich - nachdem ich Champagner, Bier und Wasser geordnet hatte (das ist in dem Sonntagsbrunch alles dabei) - der Hauptspeise widmete. Es gab fantastische Kalbshaxe (wenn ich das "veal leg" richtig interpretiere), tolles Rindfleisch in einer sehr leckeren Soße und Huhn auf Kiewer Art, was ich nur für sehr, sehr schmackhaft erklären kann. Kurz gesagt, für Budapester Verhältnisse sind 24 Euro für so einen Brunch sicher nicht ganz billig, aber dafür, dass da alle Getränke mit drin sind (nur das zweite Bier hätte kalt sein sollen, das ist das Einzige, aber auch wirklich das Einzige, was ich heute am Gellért auszusetzen hatte, denn auch der Service stimmte) und auch die Nachspeisen unglaublich gut waren, warne ich das Gellért schon mal vor, dass sie mir für mindestens einen der nächsten Sonntage mal einen Platz freihalten sollen ...

Nach zwei Stunden leckerem Essen und Trinken verließ ich das Gellért, fuhr mit der Straßenbahn in die Nähe des Király-Bades und versuchte dort nach dem Reinfall am Mittwoch mein Glück.

Ich musste erst ein bisschen warten, weil die Kassiererin eine Restaurantbestellung entgegennahm, bezahlte dann - das Király ist relativ günstig, es kostet 2.500 Forint mit Schließfach, also etwa 7,50 Euro - und ging die Treppe hoch zu den Umkleiden. Auch im Király gibt es dieses sehr praktische System wie in allen Budapester Bädern, in denen ich bisher war, nämlich ein Armband, mit dem durch die Eintrittsschleuse geht, aber auch die Kabine bzw. das Schließfach auf bzw. zu macht. Nur bei den Restaurants bezahlen kann man mit den Dingern nicht, das wäre noch eine weitere Evolutionsstufe ...

Nachdem ich Badebekleidung angelegt hatte, ging ich runter, duschte und betrat dann den Thermalbereich. Ich stieg zunächst in das große 36-Grad-Becken, blieb dort ein bisschen, ging ins - ziemlich kleine - 40-Grad-Becken und danach zum Abkühlen ins 28-Grad-Becken. Von dem 28-Grad-Becken hat man einen wunderbaren Blick auf das große Becken und die Kuppel, und wenn im richtigen Moment die Tür des angrenzenden Dampfbades aufgeht und also ein wenig Dampf entweicht, wird das alles noch in ein weicheres Licht gehüllt - das ist einer meiner zwei Lieblingsplätze in den Budapester Bädern, glaube ich.

Den ersten Gang ins Dampfbad (das im Vergleich zum Rest des Bades hochmodern wirkt) brach ich ab, weil ich - Held - wieder einmal zu wenig getrunken hatte, stellte mich dann unter die kalte Dusche, ließ mir Wasser in den Mund laufen, bis ich genug hatte, und machte dann wieder meine gemütlichen Runden vom 36-Grad- ins 40-Grad- ins 28-Grad-Becken - so schön! (Wenn mir vor fünf Wochen jemand gesagt hätte, dass ich Stunden um Stunden damit verbringen würde, von einem Thermalbecken ins nächste umzuziehen, ich hätte ihn für verrückt erklärt ... Ja, Bruderherz, ich spreche von dir ...)

Der zweite Gang ins Dampfbad war besser, und ich mache mir den Spaß, nach dem Dampfbad duschen zu gehen, ehe ich ins Tauchbecken gehe. Ich bin nicht der Einzige, aber viele machen das auch nicht ... (Das führt dann dazu, dass einige Google-Bewertungen des Király-Bades nicht so gut ausfallen, weil die Leute das Bad dafür verantwortlich machen, dass andere Besucher "unhygienisch" ungeduscht ins Tauchbecken gehen. Joa, angenehm anzusehen ist es nicht, aber das ist eine Frage des Auges, denn ob da jetzt ein paar Milliliter Schweiß im Becken sind, merkt man selbst in den kleineren Becken nun wirklich nicht ... Und das Bad kann für die Besucher ja eher wenig, zumal das in den anderen Bädern auch passiert.)

Schon wieder waren drei Stunden rum und eigentlich war ich schon auf dem Weg zur richtigen Dusche, als ich mich entschied, nochmal ins - außerhalb der Kuppel gelegene - 32-Grad-Becken zu gehen. Das war auch sehr angenehm, und fast wäre ich im Becken vor Wohlfühlen eingepennt ...

Doch, auch das Király-Bad gefällt mir, es ist nicht so touristisch (jedenfalls war der Anteil von Touristen nicht gaaaaanz so hoch wie in den anderen Bädern), es ist alt, was mir hier sehr gut gefällt, es hat aber alles, was man so haben will (also ein paar Becken, ein Dampfbad und eine Sauna, auch wenn ich die Sauna heute gar nicht benutzt habe), auch wenn es nicht so groß wie das Gellért- oder gar das Széchenyi-Bad. Aber klein ist hier wirklich mal fein ...

So, nun habe ich die fünf wichtigsten Thermalbäder in Budapest alle mal besucht (es gibt noch ein paar andere, aber das sind eher Schwimmbäder, die auch noch ein Thermalbad haben, während die, in denen ich jetzt war, eher Thermalbäder waren, die eventuell noch ein Schwimmbad hatten), da wird es mal Zeit, diesem Blog hier einen Mehrwert zu geben und die Bäder nach meinen subjektiven Eindrücken zusammenzufassen. Die Reihenfolge entspricht meinen Besuchen.

Rudas, Buda, direkt südlich der Elisabethbrücke: Der alte türkische Teil mit der Kuppel und den fünf Thermalbädern ist fantastisch, das 42-Grad-Becken ist wegen des Gefühls des sofortigen Verbrühens der Hammer, für den autistisch angehauchten Mathematiker ist die Anordnung mit dem großen Becken und den vier kleinen in den Ecken des großen Raumes toll, die Saunen und Dampfbäder sind direkt daneben und mit jeweils verschiedenen Kammern, großartig. Das Schwimmbad hat Volksbad-Charakter, auch großartig, der Wellness-Bereich ist sehr modern, mit Blick auf die Donau und verschieden warmen Becken einschließlich eines weiteren 42-Grad-Beckens. Joa, und dann noch das kleine, warme Becken auf der Dachterrasse mit einem hübschen Blick auf die Elisabethbrücke und die Donau, das Rudas kann was - zumal es das einzige Bad ist, an dem man in der Nacht von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag nachtbaden kann (es ist aber auch das einzige, das unter der Woche geschlechtergetrennt ist).

Széchenyi, Pest, im Városliget-Park: riesig, einfach riesig, zehn Thermalbecken unterschiedlicher Größe und Temperatur, das Ganze in einem palastartigen Gebäude mit einem großen Innenhof, in dem nochmal drei Schwimmbäder sind (ein tatsächliches "Schwimmbad" mit Badekappenpflicht, ein "Erlebnisbad" mit Strömungskanal und Whirlpool, ein Pool mit ziemlich warmem Wasser), im Inneren noch mit mehreren Saunen und Dampfbädern, wer hier nicht sein Plätzchen findet, der ist komisch. Das größte Bad Europas ist dementsprechend auch ziemlich touristisch und voll, das muss man halt abwägen - schön ist es, mein Lieblingsbad ist es nicht, weil es mir ein bisschen zu steril ist. Und ein bisschen zu voll.

Lukács, Buda, direkt nördlich der Margaretenbrücke: in einem großen Gebäude in einem schönen Park gelegen, drei Thermalbecken, die mir ein wenig beengt vorkamen, allerdings mit einem schönen Dampfbad im Thermalbereich, die Außenbecken sind echte Schwimmbäder, der Sauna-Bereich mit vier Saunen ist auch ganz okay (vor allem nicht so voll - wobei ich, ohne es genau zu wissen, nicht glaube, dass die "Landschaft" mit den Sauna-Landschaften von neueren Bädern in Deutschland mithalten kann), die zwei Euro Aufpreis sind völlig okay, nur ist das alles mit dem Tuch um die Hüften ein kleines bisschen umständlich, gerade, wenn man dann doch ins Tauchbecken will ...  Alles in allem ist das Lukács nicht so richtig meins, auch wenn ich nicht sicher bin, ob ich alle sehenswerten Orte auch wirklich entdeckt habe ...

Gellért, Buda, gegenüber der Freiheitsbrücke: 2008 im originalen Jugendstil renoviert, ganz großartig, vor allem die Thermalabteilung - sehr verspielt, viele Skulpturen, sehr schön, recht bunt, große Becken, zwei Dampfbäder, das Gellért ist sehr verwinkelt, da muss man wissen, wo man hinwill, der Außenbereich mit dem Wellenbad (in dem ich noch keine Wellen gesehen habe), dem vollen Außen-Thermalpool, der Außen-Sauna sowie der großen Sonnenterrasse ist nicht so meins gewesen, aber das schöne Wetter hat wenigstens dafür gesorgt, dass es drinnen in den Thermalbädern trotz der Schönheit und der Bekanntheit des Gellért-Bades ziemlich leer war. Hier ist auch einer meiner Lieblingsplätze, im blauen Badesaal, kühleres Becken (nur 36 Grad), gibt es in der Mitte eine Rundbank, über der aus drei Abläufen sehr heißes Wasser ins Becken plätschert - da sitzen, das Wasser in den Nacken laufen lassen, ein einziger Traum ...

Király, Buda, direkt südlich der Margaretenbrücke: sichtbar altes, türkisches Bad, vergleichsweise klein mit "nur" drei Becken unter der phänomenalen Kuppel, eher lokale Besucherschaft, daher auch nicht sooo touristisch und nicht so voll, alles sehr gemütlich, relativ moderne Sauna und Dampfbad, toller Blick aus dem Tauchbecken auf das große Becken und die Kuppel, mein zweiter Lieblingsplatz

Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich hier mal einen mittelprächtigen Bäderführer für Budapest schreibe, aber wie das so manchmal ist, wenn es einen erstmal packt (und ich bin ja begeisterungsfähig), dann ist es mit den Bädern wie mit dem Schnorcheln - dann wird das durchzogen, aber voll ...

Und wenn ich schonmal dabei bin, gebe ich noch kurz meine Beobachtungen zu den Wassertemperaturen zum Besten.

Normalerweise finde ich 24 Grad ja schon ganz okay für so ein beheiztes Schwimmbad - hier finde ich 24 Grad ziemlich frisch. Das mag daran liegen, dass ich da meist aus einem Becken komme, dessen Grad-Zahl mit einer 3 anfängt, und da macht es dann - interessanterweise - kaum etwas aus, ob das jetzt 24 oder 18 Grad sind - das ist dann einfach kühl (16 Grad merkt man immer deutlich, im Rudas gibt es ein 16-Grad-Becken, brrr ...). Es gibt aber ein total geheimes Geheimrezept in den Becken mit den extremen Temperaturen: möglichst wenig bewegen. Egal, ob du im 18-Grad-Becken im Gellért sitzt oder im 42-Grad-Becken im Rudas, wenn man sich nicht bewegt, kommt einem das alles nicht so extrem vor, aber wehe, du streckst die Beine aus oder machst Schwimmbewegungen, dann bibbert (oder schwitzt) der ganze Körper ...

28 Grad sind dann so ein Mittelding, das ist noch nicht so richtig warm (das zweitkühlste im türkischen Teil im Rudas hat 28 Grad), aber es ist schon okay und kein totales Abkühlbecken nach dem Dampfbad oder der Sauna mehr, 32 Grad ist dann schön, da könnte man Stunden verbringen, das ist gemütlich. So richtig merkt man die Unterschiede zwischen 32, 35, 36 und vielleicht 38 Grad nicht, außer man kommt von dem einen ins andere Becken, dann merkt man das natürlich meistens schon, aber die meisten Becken haben eine Temperatur zwischen 32 und 38 Grad, entsprechend sind es die größeren Becken, und da kann man das eh nicht sooo genau steuern, da ist es dann gleich wurscht ... Es macht aber einen Unterschied, ob du aus dem 40- oder 42-Grad-Becken ins 36-Grad-Becken kommst, da ist Letzteres dann - für manche Menschen kaum glaublich - eine willkommene Abkühlung.

Immer wieder spannend finde ich, dass diese zwei oder vier Grad zwischen 36/38 Grad und 40 Grad so deutlich spürbar sind, und noch deutlicher ist es bei 40 zu 42 Grad. 36 Grad sind noch wunderbar auszuhalten, das ist schön warm, aber da verzieht keiner das Gesicht, dass es zu heiß wäre. Bei 40 Grad ist das deutlich anders, da sieht man bei vielen die Überraschung und bei etlichen schon am Gesicht, dass das heiß und ihnen vielleicht zu heiß ist. Allerdings zieht noch kaum jemand panisch den Fuß zurück, und wenn man erstmal drin ist, ist es ganz akzeptabel auszuhalten - bei 42 Grad (das gibt's nur im Rudas, soweit ich mich erinnere) ist das deutlich anders. Bei 42 Grad denken viele, sie verbrühen sich und trauen sich gar nicht rein, und auch wenn man reingeht, ist es kein Becken, in dem man gemütlich herumlungert, sondern eines, bei dem der ganze Körper einem relativ schnell ziemlich deutlich signalisiert, dass er da eigentlich gern wieder raus will - und zwar möglichst dalli ...

Ich habe so 32 bis 36 Grad am liebsten, da kann man sich schön drin liegen, sich - wenn man nicht allein unterwegs ist - unterhalten, ansonsten über Gott und die Welt nachdenken und schön der Haut dabei zugucken, wie sie schrumpelig wird ... Die Bäder gefallen mir.

Ein Bild gibt es heute, und zwar vom Hotel Gellért. Gute Nacht!


Samstag, 28. Juli 2018

"Wenn er quadratisch ist, lauf weg"

Rat gab mir Christina heute Abend per WhatsApp, und ich hätte ihn befolgt, wenn mein Pálinka, mein Schnaps, heute Abend quadratisch (oder vielmehr würfelförmig) geformt gewesen wäre. Allerdings war sein Aggregatzustand zum Glück flüssig und dementsprechend (schwerkraftbedingt) nicht quadratisch, sodass ich mir deswegen keine Sorgen machen musste. Ganz unbegründet war die Sorge nicht, denn das ansonsten durchaus nicht unschmackhafte Hühnchenfleisch von meinem "Hühnchenpaprikasch" war in einen hübschen Würfel gepresst gewesen - jeder McDonald's-Verkäufer wäre stolz gewesen. Ne, essbar war es sicher, aber genauso sicher war es nicht das Beste, was ich je gegessen habe in meinem Leben. Aber die Deko in dem Lokal war hübsch ...

Ohje, ich bin ja schon wieder ein bisschen in Rückstand geraten, aber eigentlich gibt es nur von Sonntag, Mittwoch, Donnerstag, gestern und heute zu erzählen ... Na denn.

Mein Flug aus Zürich war ziemlich verspätet, sodass ich noch in meiner Lounge rumhing. Ich glaube, ich war nach meiner Anmeldung in die falsche Lounge gestolpert, für die Mega-VIPs, denn die Dame wollte mich erst aufhalten, besann sich dann aber und meinte: "Nei, isch guat ..." Joa, und dann saß ich da fast allein, guckte immer wieder auf die Anzeige, weil ich an sich wusste, dass der Flieger noch in München festhing, aber ich bin da trotz einer gewissen Flugerfahrung immer noch ein wenig kribbelig.

Als dann eine neue Boardingzeit dranstand, ging ich gemächlich zum Gate, musste immer noch warten, und als wir dann einstiegen, war ich nicht derjenige mit der knappsten Umsteigeverbindung. Der Flug war ein bisschen ruckelig, was am Regen lag, durch den wir flogen, und als in München ankam, hatte ich theoretisch nur wenige Minuten Zeit bis zum Boarding. Ich musste zum Satelliten rausfahren, und auf dem Weg von der Satellitenstation trabten zwei Ungarn an mir vorbei, nur um beim Boarding übel ausgebremst zu werden - das hatte noch nicht angefangen und dauerte noch ein Weilchen.

Wir kamen mit ungefähr einer Dreiviertelstunde Verspätung weg, holten ein paar Minuten auf, fuhren schnell zum Gate, mein Koffer war das erste Gepäckstück auf dem Band (klar, wurde wohl zuletzt eingeladen, weil wir Verspätung hatten ...), und ich erwischte den Bus 200, den ich mit meiner Monatskarte nutzen konnte. Unterwegs musste ich irgendwo in der Pampa in den Nachtbus umsteigen, aber der fuhr mich direkt zum Béke tér, also quasi bis vor meine Haustür.

Nachts um halb zwei stiefelte ich an der Rezeption vorbei und war am nächsten Morgen - wie angekündigt - nicht um 8.30 Uhr im Büro.

Der Montag und der Dienstag waren dann solche Tage hier in Ungarn, an denen ich relativ spät aufstand, ins Büro ging, zu Mittag aß, relativ spät aus dem Büro heimfuhr, zu Hause zu Abend aß (lecker Brötchen mit Aufschnitt) und dann ins Bett ging.

Für den Mittwoch hatte ich mir aber die Erkundung eines weiteren Thermalbades vorgenommen (mein Bruder kann sein Glück gar nicht fassen, dass ich endlich kapiert habe, was er mir seit Jahren, ach, was sag ich, Jahrzehnten - mindestens! - predigt, nämlich dass Thermalbäder was Tolles sind) - ich wollte ins Király-Bad.

Nun saßen da vor mir ein paar Jungs auf dem Bänkchen und warteten und irgendwie ging nix voran, sodass ich meinen Kopf vorreckte, ob im Kartenhäuschen jemand saß. Der Typ, der davor stand und offiziell aussah, sprach mich an - auf Ungarisch natürlich - und ich gab ihm zu verstehen, dass ich keine Ahnung, was er sagt. Anschließend erläuterte er mir in - wirklich - perfektem Englisch, dass es Probleme mit der Elektrik gebe und das Bad nur begrenzt verfügbar sei und entsprechend bald schließen würde ... Er empfahl mir, das nahegelegene Lukács-Bad aufzusuchen, was ich dann auch tat.

Erstmal musste ich den Eingang suchen, denn das Lukács-Bad liegt in einem großen Gebäude, das von einem mittelprächtigen Park umgeben ist. Um 18 Uhr kaufte ich mir dann eine Karte mit Sauna-Benutzung und betrat den Komplex. Joa, das Lukács-Bad mit seinen drei Thermalbecken, einer (hübschen) Dampfsauna, einem Tauchbecken und einer Sauna-Landschaft mit vier Saunen ist sicherlich ganz hübsch, aber ganz so toll wie Rudas fand ich es irgendwie nicht.

Wenigstens bekam ich mit meiner Sauna-Karte ein Tuch für die Sauna, das ich mir um den Körper wickeln musste - normalerweise geht man hier ja in der Badehose in die - an die Thermalbäder angrenzenden - Saunen und ignoriert dabei alle Hinweise, dass man ein Badetuch benutzen soll. In der Sauna-Landschaft da macht man das aber klassisch ohne Badehose, dafür mit diesem wirklich großen Laken um die Hüften, das wirklich alles bedeckt (wenn man es denn richtig bindet ...). Nachdem ich erst in der 80-Grad-Sauna und dann in der 102-Grad-Sauna war, ging ich ins kalte Tauchbecken - danach war mir ein bisschens schwindelig, was möglicherweise daran gelegen haben mag, dass ich den Tag über nicht ausreichend getrunken hatte. Das holte ich schnellstens nach, ging nach einer Erholungsphase nochmal kurz zum Ausschwitzen in die heiße Sauna, und verbrachte die verbleibenden zwei Stunden dann im Thermalbad.

Irgendwie ist das alles ein bisschen beengt dort, was an den in die Wände eingelassenen Durchgängen liegt, sodass man die ganze Größe des Areals sowieso nicht sieht, aber die Dampfsauna im Lukács kann wirklich was, die ist nämlich schön groß und trotzdem heiß - das hat mir gefallen.

Nach dem Verlassen des Bades ging ich - auf der Budaer Seite - an der Donau entlang und hatte einen absolut fantastischen Ausblick auf das beleuchtete Parlament - ein echter Traum! Allein für diesen Anblick lohnt sich Budapest. Da ich aber unten an den Anlegeplätzen vorbeilief, musste ich aufpassen, nicht über die Schiffstaue zu fallen, und kam zu allem Überfluss nicht so einfach nach oben auf die Promenade, um die Straßenbahn zu nehmen - ich hatte mal wieder die Entfernung von der Margaretenbrücke, in dessen Nähe das Lukács-Bad liegt, zur Kettenbrücke unterschätzt, und über diese wollte ich, weil ich am Dunacorso essen wollte.

Als dann eine Öffnung in der Promenadenmauer kam, nahm ich diese, fuhr noch zwei Stationen Straßenbahn und überquerte dann zu Fuß die Kettenbrücke. Ich fiel um 22 Uhr in eine schöne Kneipe ein, bekam sogar noch etwas zu essen (die Küche schloss um 22.30 Uhr) und bezahlte ein bisschen mehr (wirklich nur ein bisschen) für den Blick auf die Burg, aber dieser Blick war das "bisschen mehr" auch absolut wert. Freunde, wenn ihr nur zwei Stunden in Budapest habt, kommt nachts, stellt euch auf eine der Brücken (am besten auf die Margaretenbrücke) und guckt euch die beleuchtete Burg und das beleuchtete Parlament an - ein Traum, ein echter Traum.

Am Donnerstag bekam ich meine Arbeitszeit gerade so voll, ehe es zum Picknick mit den Kollegen gehen sollte. Irgendwie verpasste ich den Absprung zum Einkaufengehen und fuhr dann allein auf die Margareteninsel, weil ich ungefähr wusste, wo wir uns treffen wollten. Ich lief da nördlich des Wasserturms herum und fand niemanden. Da irrte ein anderer Mensch herum, aber ich war nicht sicher, ob das ein Kollege ist, sodass ich weiterherumirrte, ehe der Kollege (es war wirklich einer), ein anderer Kollege und ich uns zufällig gleichzeitig trafen. Wir unterhielten uns ein bisschen, wo die anderen blieben, als eine großen Gruppe winkend auf uns zukam - gefunden!

Das Wetter war anfangs gut, wir bestellten Pizza und lachten eine ganze Menge, ehe es auf einmal anfing zu regnen. Wir stellten uns unter eine Baumgruppe (es war kein Gewitter, jedenfalls dort nicht!), und als der Regen nachgelassen hatte, liefen wir in Richtung einer Kneipe. Dort ließen wir uns nieder und tranken noch zwei Bier (ich Intelligenzbeste hatte für das Picknick Flaschenbier mitgebracht, hatte aber vergessen, dass ich meinen Wiesbadener Schlüsselbund mit Flaschenöffner nicht dabei hatte - nachdem eine Kollegin beim Versuch, meine Flasche zu öffnen, eine Wasserflasche demoliert hatte, bekam es ein zweiter Kollege mit seinem Kellerschlüssel hin - so bringt man die Kollegen auch zum Lachen ...).

Sagen wir so, die Organisatorin fragte mich am nächsten Morgen, ob ich sicher nach Hause gekommen sei (ja!), aber sie fragte mich das erst um kurz nach halb zehn, denn früher konnte ich wirklich nicht im Büro sein ...

Gestern Abend wollte ich die Woche gemütlich in der Stadt ausklingen lassen und fuhr in die Stadt, weil ich wieder am Dunacorso essen wollte. Da es noch ein bisschen früh war, fuhr ich hoch auf den Burgberg, hatte dann aber doch nicht so richtig Muße (man sieht, ich plane die Stadtbesuche bis ins kleinste Detail ...), fuhr wieder runter und kam am Dunacorso an, als gerade ein übler Regenschauer runterging.

In meiner Kneipe vom Mittwoch wollten sie mich nicht haben (obwohl drinnen alles frei war und die Leute, die draußen saßen, gut vom Regen geschützt waren), in der nächsten Kneipe verpasste ich den letzten freien Tisch, in der Kneipe danach sprach die Platzanweiserin mit einer Dame, während ich wartete, doch als sie fertig mit dem Gespräch war, stellte sie sich mit dem Rücken zu mir, was ich auch nicht so toll fand - also zog ich auch weiter ... Am Ende landete ich in einer hübschen ungarischen Kneipe an einem Tisch draußen (es hatte inzwischen wieder abgetrocknet), aß das bestellte Letscho als Vorspeise, bekam ein nicht bestelltes Steak mit Letscho als Hauptspeise, aß aber selbiges (Letscho war lecker, das Steak nicht so sehr) und zur Nachspeise einen Palacsinta Gundel, der sehr lecker war. Am Ende zahlte ich 16 Euro mit einem (zu warmen) Bier - joa ... Es bleibt dabei, eine Kneipe, in der von vorne bis hinten alles toll ist, habe ich noch nicht entdeckt ...

Heute Morgen schlief ich in aller Ruhe aus, machte mich dann gegen Mittag auf den Weg in die Stadt, erstand an der Metrostation Arany János utca wieder mein Pörkölt im Pfannkuchen und fuhr dann einen Megaumweg mit der U-Bahn, um zum Gellértbad zu kommen, ohne nochmal an die Oberfläche zu müssen.

Das Gellértbad kostet etwa 18 Euro Eintritt, aber die lohnen sich absolut. Schon wenn man reinkommt, sieht man richtig schöne Jugendstilarchitektur, ehe man zu über Katakomben zu den Umkleidekabinen geleitet wird. (Man kann in allen Bädern, in denen ich hier bisher war, zwischen "Kabine" und "Schließfach" unterscheiden. Am Anfang habe ich die Kabine genommen, in der ich mein Zeug einfach hängen lassen konnte, aber inzwischen nehme ich - anfangs aufgrund von Missverständnissen unfreiwillig, inzwischen öfter gewollt - meist nur ein Schließfach. Umziehen kann ich mich auch da in einer Kabine, nur habe ich diese Kabine halt nicht für die Dauer meines Badebesuches für mich alleine, sondern muss sie nach dem Umziehen wieder freigeben und mein Zeug im Schließfach verstauen. Der Preisunterschied ist nicht groß - das sind 400 Forint, etwas mehr als ein Euro -, aber auch der Komfortverlust ist nicht groß, am Ende ist es Jacke wie Hose, was man macht, jedenfalls für den nur gelegentlichen Badgänger, wie ich es immer noch bin.)

Das Gellértbad ist alles andere als übersichtlich, und als ich den Pfeilen zu den Thermalbädern folgte, kam ich erstmal in den Saal, in dem das Schwimmbad (Badekappenpflicht) und ein Thermalbecken sind. Eigentlich wollte ich mich erstmal umgucken und ging also in Richtung der Außenpools. Den Großteil der Gebäude machen die Umkleidekabinen aus, sodass man da ständig durch Gänge mit Kabinen stiefelt, irgendwo rechts abbiegen muss (oder links ...) und dann plötzlich vor einer Tür steht, die man mal öffnen kann und mal nicht. Jedenfalls fand ich den Ausgang zu den Außenpools und guckte mich dort mal um. Neben einer großen Sonnenterrasse gibt es ein Wellenbecken (immer wenn ich da war, gab es aber keine Wellen, vielleicht ist das nur stündlich oder so, müsste man mal eruieren), einen Außenthermalpool und eine Außensauna. Der Außenthermalpool (auch "Abenteuerpool" genannt, oho ...) war bei den beiden Malen, als ich daran vorbeilief, völlig überfüllt, und auch die dort Badenden waren ein bisschen befüllt, und zwar mit Bier (ich habe sogar einen Typen mit einer Sektflasche und einem Plastik-Sektglas auf den Pool zusteuern sehen ...). Da ich zudem nicht eingeschmiert war (das wäre in den Thermalbädern nicht so toll, denke ich), ging ich also wieder rein und folgte der Beschilderung zu den Thermalbädern.

Wieder lief ich zwischen Kabinen und Massageabteilen hindurch, ehe ich in den Saal mit dem 36-Grad- und dem 40-Grad-Becken stolperte. Nachdem ich wieder gerade stand, bekam ich den Mund nicht mehr zu: sehr, sehr toll. (Ich habe wieder nicht mein Handy mit reingenommen, sodass ich keine Fotos vom Badebereich zeigen kann, aber eine Google-Suche bringt jede Menge passende Bilder zutage ...) Fast der gesamte Raum ist getäfelt mit Mosaiksteinchen oder Blumen aus gebranntem und bemaltem Ton (kann auch ein völlig anderes Material sein, jedenfalls sieht es toll aus), etliche Skulpturen stehen um die Becken herum - es ist ganz herausragend schön und, vor allem, im Vergleich zu den anderen Bädern, in denen ich jetzt war, vielleicht mit Ausnahme des Rudas-Bades, ziemlich leer - jedenfalls findet man in allen Becken ziemlich gut einen Platz.

Ich stieg erst in den 36-Grad-Pool, dann in den 40-Grad-Pool, danach kühlte ich mich im ein paar Schritte entfernten 18-Grad-Pool ab, guckte mir mal das Dampfbad an (man sieht kaum etwas ...) und wollte, glaube ich, nochmal zum Außenpool gehen und da gucken. Dabei fiel mir auf, dass der Pfeil zu "Thermalbädern" auch in die andere Richtung zeigte als die, aus der ich gekommen war. Ich folgte dem Pfeil und entdeckte nochmal einen Saal mit zwei großen Thermalbecken, diesmal 35 und 38 Grad heißem Wasser. Dieser Saal war jetzt eher grünlich gehalten (der erste war eher bläulich), und auch diesen Saal erkundete ich natürlich. Irgendwie konnte ich mit der Dampfsauna, die es auch hier gab, nicht so viel anfangen (die war nicht so richtig heiß), sondern ich nur wirklich in den Außenbereich ging.

Ich badete kurz im Wellenbad (ohne Wellen), aber so ein einfaches Schwimmbad ist mir ja hier inzwischen langweilig geworden, sodass ich schnell wieder in meinen blauen Schwimmsaal flüchtete.

Ich machte immer meine Runde (lange im 36-Grad-Becken, ein paar Minuten im 40-Grad-Becken, dann zum Abkühlen ins 18-Grad-Becken, danach alles von vorne), guckte mir die Leutchen an, die da kamen und gingen, schmunzelte immer wieder über die Gesichter, wenn es die Leute das erste Mal ins 40-Grad-Becken stiegen, schmunzelte über die Gesichter, wenn sie das erste Mal ins 18-Grad-Becken stiegen, ärgerte mich - wie ein richtiger Budapester - über die jungen Amerikaner, die meinten, dieses altehrwürdige Thermalbad wäre ein Ort zum Planschen oder zum Den-Bruder-ins-Wasser-Werfen, summte "Sound of Silence" vor mich hin, verbrannte mir beim zweiten Besuch der Dampfsauna ein bisschen die Füße am heißen Dampf - und plötzlich war es 18 Uhr und ich vier Stunden im Bad gewesen. Entsprechend sahen meine Hände aus ...

Das war richtig schön, und das Gellértbad gefällt mir neben dem Rudasbad bisher am besten, da werde ich auch nicht zum letzten Mal gewesen sein.

Ich aß dann in der eingangs beschriebenen Kneipe zu Abend und fuhr dann mit dem Bus wieder in meine Bude. Das war ein schöner Samstag, jetzt freue ich mich aufs Bett.

Ein paar Fotos:

Parlament - wow ...
Mein Abendessenblick auf die Burg

Auf der Margareteninsel

Stefansbasilika

Eingangsbereich des Gellértbades

Sonntag, 22. Juli 2018

Ein bisschen hellgrün

... ist jetzt endlich wieder auf der Karte oben zu sehen, das heißt, ich habe eine neue Reise in ein neues Land gebucht.

Fangen wir aber mal gestern Mittag an, denn meine Ersatzoma hatte es sich, nachdem ich nicht nur hier, sondern auch per WhatsApp noch einmal auf das fantastische Lamm, das sie zubereitet, nicht nehmen lassen, gestern für uns zu kochen - und zwar Lamm und Kartoffelgratin. Meine Ma steuerte Ratatouille bei und am Ende hatte ich wieder zwei Kilo mehr auf den Rippen - s'Diggerle halt ... (Man mag mich jetzt für verrückt halten, und das ist hoffentlich auch der letzte Kommentar, den ich zur Zierde der Menschheit abgebe, aber ich glaube, solche Typen fühlen sich in ihrer Dreistigkeit durch den US-Präsidenten nur bestätigt. Und wenn das der einzige Grund wäre, dass der US-Präsident hoffentlich nur eine Amtszeit hat, wäre es schon genug.)

Nun habe ich ja in der letzten Septemberwoche Urlaub - und hatte immer noch keine Reise gebucht. Das kann ja nicht angehen, also suchte ich nach dem sehr leckeren Essen auf dem Tab meiner Ersatzoma nach Flügen.

Ich fand einen günstigen Flug nach Mauritius, aber der erste Reiseabschnitt wäre von Frankfurt über Dschidda (Saudi-Arabien) in die saudische Hauptstadt Riad gewesen, wo ich hätte umsteigen müssen. Nun waren beide Strecken auf der gleichen Flugnummer und ich war ziemlich sicher, dass ich erst in Riad hätte einreisen (bzw. ohne Visum in den Transit gehen) müssen, aber sicher war ich halt nicht.

Ich suchte im Internet nach einer Bestätigung in die eine oder andere Richtung, suchte und suchte, fand keine, und irgendwann brach ich die Suche ab, weil meine Mutter mir sonst das Tab aus der Hand gerissen hätte, da ich irgendwie zwei Stunden in die Suche vertieft gewesen war. Huch, soviel Zeit ist vergangen? Ich würde es natürlich niemals zugeben, aber vielleicht hatte sie doch ein bisschen recht und es war unhöflich, so lange dem Gespräch fernzubleiben, aber wenn ich eine Reise buche, dann versinke ich halt in meine eigene Welt ... Sorry!

Gestern Abend frönte ich meiner anderen Leidenschaft und guckte die ganzen Folgen von Doctor Who, die ich in Ungarn verpasst hatte, doch heute Morgen warf ich nochmal die Reisesuchmaschine an. Nach ein bisschen Herumsuchen fand ich einen Flug von Frankfurt über Saudi-Arabien nach Jakarta in Indonesien (mit jeweils nur einer Zwischenlandung in Saudi-Arabien, sodass ich da safe bin) für 416 Euro und einen Flug von Jakarta über Bali nach Dili in Osttimor für 234 Euro (was im Verhältnis zum großen Flug natürlich sauteuer ist ...), sodass ich nun für 650 Euro in 1+1 neue Länder plus Indonesien fahre.

Am 21. September, dem Freitag, fliege ich um 16.15 Uhr von Frankfurt nach Dschidda, wo ich um 22.45 Uhr ankomme. Saudi-Arabien wird aller Voraussicht nach das erste Land seit Sambia 2010, das ich erstmal nur im Transit betrete, sodass es nach der Zwischenlandung dort 133+1 Länder sein werden. Fünfeinhalb Stunden, um 4.10 Uhr am 22. September, später geht es von Dschidda nach Jakarta. In der indonesischen Hauptstadt komme ich am 22. September um 18 Uhr an. Eigentlich wollte ich sofort nach Dili weiterfliegen, aber ich denke, in Jakarta kann man sich auch die eine oder andere Sehenswürdigkeit angucken, sodass ich dort jetzt zwei volle Tage eingeplant habe. Das ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass ich nach der sicherlich wieder durchgemachten Nacht in Saudi-Arabien dann erstmal gut schlafen möchte.

Dazu habe ich mir in Jakarta ein Fünf-Sterne-Hotel ganz in der Nähe des Nationalmonuments gebucht, für das ich 153 Euro für die drei Nächte (zusammen!) bezahle. Jakarta scheint ganz bezahlbar zu sein.

Am 25. September fliege ich um 4.55 Uhr - grässlich - in Jakarta ab, komme um 7.55 Uhr in Denpasar auf Bali an, reise dort aus Indonesien aus, fliege um 9.25 Uhr weiter und komme um 12.20 Uhr (alles jeweils Ortszeit) in Dili in Osttimor, meinem 134. Land, an. (Offiziell heißt Osttimor nach dem Wunsch der dortigen Regierung in allen Sprachen "Timor-Leste", aber da ich nicht das Auswärtige Amt bin - leider, höhö - bleibe ich bei Osttimor, nichts anderes heißt "Timor-Leste" nämlich auf Portugiesisch.)

Sowohl Indonesien als auch Osttimor haben keine Visumpflicht mehr für Deutsche (die Osttimorer wirklich nicht mehr, weil die visumfrei in den Schengen-Raum reisen dürfen und entsprechend die Visumpflicht für Schengen-Bürger abschaffen mussten, und die Indonesier haben ein ganz kompliziertes System von Ausnahmen, die sich von Grenzübergang zu Grenzübergang und für verschiedene Nationalitäten unterscheiden, aber die Faustregel ist, dass Deutsche an den großen internationalen Flughäfen - wie Jakarta und Denpasar -, kein Visum benötigen).

 Ich habe ja immer die prinzipielle Ansicht vertreten, dass man die Länder, in die ich als Deutscher visumfrei reinkann, dafür belohnen muss, und das ist jetzt ein schönes Beispiel einer solchen Belohnungsreise ...

Das Ziel der ganzen Angelegenheit war ja, vor dem Winter nochmal ein bisschen Strand und Sonne zu tanken - aber gleichzeitig kann ich nicht eine Woche am Strand liegen, deshalb ist das jetzt - hoffentlich - eine ganz gute Mischung aus erst nur Stadt (Jakarta) und dann Strand mit ein bisschen Stadt (Dili): In Dili habe ich mir eine Villa am Strand gebucht, etwas außerhalb der Stadt, aber auf halbem Weg zwischen Stadtrand und Christusstatue (ja, auch in Osttimor gibt es, wie in jedem ordentlichen portugiesischsprachigen Land, eine Christusstatue, bald habe ich sie alle durch ...), sodass ich da das Frühstück am Strand genießen kann, aber auch in die Stadt fahren kann (es fahren wohl Busse), wenn es mir am Strand zu langweilig wird - dafür nehme ich dann auch in Kauf, dass es kein WLAN in dieser Strandvilla gibt ...

Joa, und am 28. September geht die Rückfliegerei dann los: 13.20 Uhr Rückflug von Dili nach Denpasar, Ankunft dort um 14.10 Uhr, Einreise nach Indonesien, Weiterflug um 16.50 Uhr, Ankunft in Jakarta um 17.50 Uhr, nochmal fast 24 Stunden in Jakarta (ich habe mir nochmal das Fünf-Sterne-Hotel mit Pool vom Hinweg gebucht), ehe ich am 29. September um 16 Uhr in den Flieger nach Riad steige.

Aufgrund der Zeitverschiebung komme ich dort schon um 20.55 Uhr an, und der Anschlussflug nach Frankfurt geht erst am nächsten Morgen um 8.45 Uhr (Ankunft 14.45 Uhr), sodass ich da fast zwölf Stunden am Flughafen herumgammeln muss, weil ich halt ohne saudisches Transitvisum nicht einreisen kann. Das war der einzige Wermutstropfen an dieser Reisebuchung, aber für 413 Euro nehme ich das sehenden Auges in Kauf. Vielleicht gucke ich in den nächsten Wochen sogar einfach mal bei der saudischen Botschaft in Budapest vorbei und frage, ob sie mir mal fix ein Transitvisum ausstellen, auch wenn ich meine Zweifel habe, dass das da so einfach ist ...

So, jedenfalls ist die Karte oben ein bisschen hellgrüner geworden, auch wenn man die hellgrüne Umrandung Saudi-Arabiens (als Transitland) und von Osttimor (der klitzekleine hellgrüne Zipfel im Süden von Indonesien) kaum erkennen kann. Am Ende der Reise wird "134+1" auf dem Länderzähler stehen, 134 "richtig" besuchte Länder plus Saudi-Arabien ohne Einreise. Oder vielleicht wird das wie in Ghana, aber das muss man sehen (und ist meines Erachtens auch eher unwahrscheinlich) ...

Gleich um 17 Uhr fahren meine Ersatzoma, meine Ma und ich erstmal nach Zürich zum Flughafen, damit ich um 20.05 Uhr dort abfliegen kann. Nach dem Flug mit einer Fokker 100 (ich bin sehr gespannt) nach München muss ich dort umsteigen und bin planmäßig um kurz vor halb zwölf in Budapest. Heute habe ich keinen Anzug an und fahre wahrscheinlich mit dem Bus in die Stadt und dann ins Hotel. Morgen schlage ich vielleicht doch nicht schon um 8.30 Uhr im Büro auf, mal sehen ...

Freitag, 20. Juli 2018

Eine Zierde der Menschheit

... ist mir heute Morgen am Flughafen in Budapest begegnet, und natürlich war es ein Deutscher. Naja, über das "Deutscher" lässt sich streiten, man lese selbst.

Die Schlange für den Check-in ist sehr lang. Ich hatte mich vor zehn bis fünfzehn Minuten angestellt und bin inzwischen einige Meter vorangekommen. Plötzlich stellt sich ein Mann neben mich, der sich ganz offensichtlich vordrängeln will.

Ich: (gucke, was der Typ will, aber der bleibt einfach in der Schlange stehen)
Ein paar Minuten später
Ich (zum Amerikaner hinter mir): "Did he" - zeige auf den Typen - "jump the queue?" ("Hat der sich vorgedrängelt?")
Amerikaner: "Yes, it seems." ("Ja, scheint so ...")
Ich (zur Zierde der Menschheit, den ich inzwischen als "Deutschen" identifiziert habe): "Sie wissen schon, dass die Schlange da hinten anfängt?"
Zierde der Menschheit: "Ja, von da komme ich."
Ich: "Wir stehen alle an und Sie drängeln sich vor."
Amerikaner (sarkastisch): "Very clever." 
Zierde der Menschheit: "Haben Sie ein Problem damit?"
Ich: "Ja."Zierde der Menschheit brummelt sich was in den Bart und bleibt stehen. Ich koche innerlich, stelle mich aber demonstrativ vor den Typen.
Minuten später, der Typ will sich weiter vordrängeln. Ich stelle mich ihm in den Weg.
Zierde der Menschheit: "Ah, das Diggerle ..."
Ich: "Jetzt werden Sie nicht frech!"
Zierde der Menschheit: "Sei ruhig, sonscht bätscht's ..."
Ich koche innerlich auf 183 Grad, bleibe aber äußerlich ruhig, schüttle den Kopf und bleibe in der Schlange vor dem Typen stehen.

Für diesen Vollpfosten habe ich nur ein Wort übrig: "Sauschwoob"

Ich bin gestern Abend dann aus dem Büro erstmal nach Hause gewackelt, weil ich ja für den Kundentermin heute meinen Rechner und so mitnehmen musste. Nachdem ich das Zeug in meiner Wohnung verstaut hatte, machte ich mich auf zur Haltestelle des Busses Nr. 30, der mich zum Ferenc-Szusza-Stadion von Újpest bringen sollte. Der Bus kam tatsächlich, und es stieg - zu relativ früher Stunde - eine überschaubare Anzahl von Újpest-Fans ein.

Nach einer knappen halben Stunde Fahrt kamen wir in der Nähe des Stadions an, der halbe Bus stieg aus. Ich marschierte hinter den Fans her und kam am Stadion an. Die Schlange zum Eingang war sehr übersichtlich, ich reichte der Dame meinen Personalausweis hin (den wollen sie sehen, wenn sie schon keine Fan-ID verlangen) und äußerte meinen Platzwunsch: "Tribün". Zu ihren Rückfragen sagte ich "Igen és ámen" (ja und amen), und schon hatte ich für acht Euro meine Haupttribünenkarte in Händen. Fußball in Budapest, juchhe!

Ich guckte mich erst am Stadion um, ging dann durch den - hochmodernen - Einlass, besichtigte kurz die völlig überdimensionierte und menschenleere Herrentoilette und bestellte dann am Kiosk auf Ungarisch: "Egy sört, kérek szépen." ("Ein Bier, bitte ...") Selbst die Rückfrage, welches Bier ich denn haben wolle, brachte mich nicht völlig aus dem Konzept, ich wollte ein Soproni-Bier ...

Das Ganze kostete mich 1,25 Euro - im Stadion, bei einem Europapokalspiel! - und ich ging auf die Tribüne.

Das Stadion war nicht so richtig voll, auch wenn der Fanblock von Újpest akzeptabel gefüllt war, ein paar Aserbaidschaner waren auch da, die Stimmung war also von Anfang an in Ordnung.

Újpest hatte das Hinspiel 1:3 verloren und musste also mindestens 2:0 gewinnen, was ich mir als keine so einfache Aufgabe vorstellte. Das Spiel auf nicht ganz schlechtem Niveau fing ganz gut an, und in der 19. Minute ging Újpest durch einen Kopfball nach einer Ecke in Führung. Drei Minuten später erhöhten sie durch einen tollen Distanzschuss auf 2:0. Mit diesem Stand, mit dem Újpest schon in der nächsten Runde gewesen wäre, ging es in der Halbzeit. In der 50. Minute machte Újpest nach Chaos in der aserbaidschanischen Hinterreihe das 3:0, ehe in der 65. Minute nach einem tollen Dribbling das 4:0 fiel. Baku war nie wirklich richtig gefährlich, sodass Újpest letztlich verdient in die nächste Runde einzog.

Um 23.30 Uhr war ich in meiner Bude, um 5.50 Uhr ging der Wecker, und ich schlief nicht gut - alles in allem eine kurze und unruhige Nacht.

Joa, der Flug war nach der Aufregung um den Sauschwoob akzeptabel (der flog übrigens woanders hin, ich sah ihn jedenfalls nicht), in Frankfurt traf ich meine ziemlich zeitgleich aus München angekommene Chefin und dann ging es zum Kunden.

Nach dem Kundentermin versackte ich mit ein paar Kollegen auf der Dachterrasse, ehe wir noch ins Sherry gingen, und jetzt sitze ich im Zug nach Freiburg, der Verspätung hat, sodass ich vor 2 Uhr kaum im Bett sein werde ... Jetzt freue ich mich aber wirklich auf zwei Tage daheim, ehe es am Sonntag Abend wieder nach Budapest geht.

Achja, ich wollte noch kurz vom Széchenyi-Bad erzählen. Da saß in dem einen Thermalbecken ein - da bin ich ziemlich sicher - alteingesessener und thermalerfahrener Ungar, der die Eskapaden der Ausländer (ist mir das Becken jetzt zu kalt oder doch zu warm?) aus seiner Ecke des Beckens mit einer Mischung aus Belustigung und Verwunderung zur Kenntnis nahm. Seine Gesichtsausdrücke zu beobachten, das allein war schon den Eintritt ins Bad wert ...

Lustig sind aber auch immer wieder die Blicke der Damen und Herren, wenn sie entweder ins 40-Grad- oder ins 20-Grad-Becken steigen und plötzlich merken, dass ihnen das zu heiß bzw. zu kalt ist. Dann ziehen sie schnell den Fuß zurück, gucken sich um, ob sie jemand beobachtet hat (neeeeeein, niemals, nie!), und schleichen von dannen.

Mittwoch, 18. Juli 2018

Helló und szia(sztok)

... heißen auf Ungarisch beide "hallo" und "tschüss". Es ist sehr gewöhnungsbedürftig, wenn die Kollegen "helló" sagen, wenn sie gehen, aber so ist das im Ungarischen. Und weil die Ungarn immer alles abkürzen ("köszönöm" heißt zum Beispiel "danke", wird aber oft zu "köszi" abgekürzt), dachte ich, "szia" sei die Abkürzung von "sziasztok", was ich beides schon gehört hatte. Nun klärte mich aber meine Ungarisch-"Lehrerin" vorgestern oder so auf, dass "sziasztok" die Einzahl von "szia" ist. Kein Wunder, dass mich die Kassiererin an der Supermarktkasse komisch anguckte, als ich sie stolz wie Oskar mit "sziasztok" grüßte. Die wird gedacht haben, ich bin besoffen und sehe doppelt ...

Am Montag ging ich mit einer Kollegin nach der Arbeit zu dem Klezmer-Konzert in den Burg im Városliget, dessen Ankündigung ich schon am ersten Wochenende auf der Werbetafel eines Musikfestivals gesehen hatte. Ich wollte schon immer mal zu einem solchen Konzert gehen, weil mich das improvisierte Klarinettenspiel eines Kollegen auf einer Sommerakademie so beeindruckt hatte, dass ich das mal länger und mit mehr Instrumenten hören wollte. Die letzte Gelegenheit hatte ich in Wiesbaden verpasst, weil ich an dem Abend nach Belgrad flog. Jetzt packte ich die Gelegenheit beim Schopfe, dachte ich ...

Der Anfang war zäh. Sehr zäh. Da sangen der Conférencier und die Sängerin irgendwelche ungarischen Filmlieder der Zwischenkriegszeit, das war mir erstens zu alt und zweitens war es halt schwer, da auf Ungarisch was zu verstehen, was aber in dem Fall wahrscheinlich hilfreich gewesen wäre. Ich fürchtete schon, meiner Kollegin den Abend versaut zu haben, als der Typ schließlich sein Sakko in die Ecke schmiss, sich eine Weste und einen Hut aufzog, und dann endlich anfing, mit der Band Klezmer zu spielen, diese aus dem osteuropäischen Judentum stammende weltliche Musikrichtung.

Die beiden Geiger (vielleicht war der eine oder die andere auch Bratschist oder sonstwas) und der Typ mit seinem Schlaginstrument (das war eine Mischung aus Xylophon und Klavier und sonstwas), das er mit atemberaubender Geschwindigkeit bearbeitete, waren fantastisch, aber auch der Saxophonist und der Klarinettist konnten was - ach Gott, alle waren für mich Musikbanausen toll ...

Das machte wirklich Spaß, sogar mein Bein wippte im Takt mit (und das will was heißen) - ich denke, das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mir Klezmer angehört habe. Aber auf die Filmmusik hätten sie echt verzichten können ...

Gestern wollte ich eigentlich zum Fußball, aber entweder behaupteten sowohl die Wikipedia als auch der Kicker Fake News oder ich war zu blöd, die Quellen richtig zu lesen, denn ich las, dass Honvéd auch erst morgen spielen würde. Nun spielt aber Újpest morgen und zwei Spiele am gleichen Tag in einer Stadt sind wohl problematisch, sodass Honvéd doch gestern spielte. Irgendwie wird das mit der Europa League, den Budapester Vereinen und mir nichts mehr, dachte ich. Da also meiner Ansicht nach kein Fußball war, ging ich in die Stadt und probierte aus, in der Nähe einer Fressgasse, die ich aus dem Bus heraus erspäht hatte, mein Abendessen einzunehmen.

Ich geriet auf die Freifläche einer altungarischen Kneipe und bestellte dort Schwarzbier, hortobágyi palacsinta, das sind mit feingemahlenem Fleisch gefüllte Palatschinken, danach gab es gekochtes Rindfleisch mit Semmelknödeln in einer leckeren Soße und zum Schluss, nachdem sie mich vergessen hatten, kam dann noch palacsinta Gundel, das sind mit einer Nuss-Rum-Rosinen-Mischung gefüllte Palatschinken unter einer Schokoladen-Rum-Soße, die in touristischen Kneipen wie dieser dann flambiert serviert wird. Alles dort war sehr lecker, und vielleicht gebe ich ihnen noch eine Chance, mich diesmal nicht zu vergessen, denn für das gute und üppige Abendessen zahlte ich am Ende knapp 25 Euro, das ist okay, würde ich sagen ...

Heute hatte ich ausnahmsweise mal die Abendplanung schon vor 18 Uhr fertiggestellt, denn ich nahm mein Badezeug schon morgens mit ins Büro. Um 17.30 Uhr brach ich dann nämlich auf und ging in mein zweites Budapester Bad, ins Széchenyi-Bad. Fotos habe ich genausowenig gemacht wie im Rudas-Bad, weil ich das immer so affig finde, mit Badehose und Handy im Schwimmbad herumzulatschen, aber wenn die Leser lang genug betteln, nehme ich die belustigten Blicke der anderen Badegäste vielleicht mal in Kauf. Alternativ kann man ja das Bad mal bei Google suchen und findet dort dann auch ganz schicke Fotos ...

Dieses Bad erinnert mich sehr an den Dresdner Zwinger, nur in ocker gestrichen und mit ovalem Innenhof. In diesem ovalen Innenhof sind ein normales Schwimmbecken (mit Schwimmkappenpflicht, weswegen da kaum ein Mensch schwimmt) und zwei Becken daneben, eines mit so 28 Grad und Erlebniseinheiten wie einem Whirlpool, diversen Duschattraktionen und einem im Kreis verlaufenden Strömungskanal, das ist schon lustig. Das andere Außenbecken ist deutlich wärmer, hat vielleicht so 35, 36 Grad, das ist im Winter dann bestimmt ganz toll, wenn es oben herum bitterkalt ist und am dem Hals schön warm.

Natürlich gibt es aber auch Thermalbecken im Gebäude, und ich meine gelesen zu haben, es wären zehn an der Zahl. Die Temperaturen liegen zwischen 20 und 40 Grad (die Tauchbecken bei den Saunen auch mal bei 18 Grad), das Ganze ist ein bisschen verwinkelt, heute war auch einiges los, aber man findet fast überall noch ein Plätzchen. Auch hier wandelte ich gerne zwischen den warmen und kalten Becken hin und her, lag einfach nur im warmen Wasser oder saß im kalten und versuchte, mich so wenig wie möglich zu rühren, ging zweimal in die Sauna (auch hier alles gemischt und in Badekleidung) und hatte am Ende drei wunderbar entspannende Stunden in diesem Bad verbracht.

Ich musste noch mein Handtuch abgeben und war dann um kurz vor 22 Uhr draußen, verpasste meine Straßenbahn und war deshalb nach 22 Uhr beim Gyrosmann um die Ecke, den ich mal ausprobieren wollte. Dieser schloss um 22 Uhr, und ich hatte Pech - nun denn, ein weiterer Abend ohne Abendessen, ich werde es überleben.

Morgen sollte eigentlich das Büro-Picknick auf der Margareteninsel sein, aber weil es morgen Abend ähnlich windig-regnerisches Wetter geben soll wie es heute gab, haben die Organisatoren das Picknick auf nächste Woche verschoben. Das heißt dann für mich aber, dass ich morgen Abend die dritte Chance nutzen will, mir diese Runde der Europa League in Budapest anzugucken - mal schauen, ob Újpest mich reinlässt ...

Ich versuche aber, nicht zu spät nach Hause zu kommen, denn am Freitag muss ich wohl schon um 6 Uhr oder so aufstehen, weil mein Flieger nach Deutschland um 9.15 Uhr geht. Ich fahre jetzt doch am Freitag Nachmittag dann gleich in den Schwarzwald, verbringe das Wochenende bei meiner Ma und fliege dann am Sonntag Abend von Zürich über München zurück nach Budapest.

Das waren die ersten drei Tage dieser Woche - schöne war's, und jetzt geht es ins Bett.

Ein Foto von der Burg im Városliget-Park, dem Konzertschauplatz vom Montag:

Sonntag, 15. Juli 2018

Nachtbaden

... ist eine wunderbare Erfindung, die ich letzte Nacht im Rudas-Bad das erste Mal genossen habe. Abgesehen davon bin ich ein ziemlicher Vollidiot, weil ich zwei Wochen gebraucht habe, um das erste Mal im Dunkeln in der Innenstadt zu landen und den Ausblick auf die Burg und die Brücken zu genießen, wenn sie beleuchtet sind - aber die Selbsteinschätzung ist ja für keinen regelmäßigen Leser dieses Blogs eine wirkliche Überraschung.

Fangen wir mal am Ende der letzten Woche an. Ich fuhr ja am Samstag oder Sonntag zum Heldenplatz, und der Busfahrer war ein ziemlicher Depp, dachte ich. Das Problem war, dass ich offenbar - und definitiv aus Versehen - anstatt des normalen Halteknopfes den Nothalteknopf gedrückt hatte. Nun stand ich hinter der Metallstrebe und sah nur den Knopf, aber nicht, was darunter (oder darauf) stand, sodass ich das nicht ahnen konnte, aber das erklärt (nicht "entschuldigt") das etwas unfreundliche Gehabe des Busfahrers ...

Die Arbeitswoche war gut, aber irgendwie machte mir die WM die Abende ein bisschen kaputt. Jedenfalls guckte ich am Dienstag und Mittwoch die Halbfinals in meiner Wohnung, weil ich hier sogar einigermaßen früh aufstehe, und wenn ich die Spiele in der Stadt geguckt hätte, wäre das mit dem frühen Aufstehen schwieriger geworden.

Am Donnerstag entschied ich mich dann spontan (und ziemlich kurzfristig), zum Spiel von Ferencváros (dem angeblich besten Budapester Verein) und Maccabi Tel Aviv in der Europa League zu fahren. Ich stieg in die Straßenbahn, und - welche Überraschung - da stiegen auch etliche Fans von Fradi (die Ungarn kürzen so ziemlich alles ab, nicht nur Vornamen und "bitte" und "danke", sondern offenbar auch den Namen des Fußballvereins) ein. Sie fingen an zu singen, und da hörte man auch was von "Tel Aviv" raus (was nicht unbedingt freundlich klang), sodass ich sicherheitshalber meine Ungarisch-Expertin per WhatsApp fragte, was "scheiß Jude" auf Ungarisch heißt, damit ich da nicht versehentlich mitsinge ...

Der eine Kollege hatte mich schon gewarnt, dass das Fan-ID-Unwesen, das bei der WM (und auch in den Niederlanden) Einzug gehalten hat, jedenfalls bei Ferencváros auch gilt - hier sogar mit Handvenenscanner. Ich hatte aber gelesen, dass man diese Fan-ID auch am Stadion bekommt. Joa, bekommt man, aber die Schlange an diesem Schalter war - nach meiner Schätzung - ungefähr 80 Meter lang, und ich war eine halbe Stunde vor Spielbeginn da - es gab es kein Durchkommen.

Als ich auch am Gästeblock kein Kartenhäuschen fand (mir wäre es ja egal gewesen, wo ich sitze), brach ich den Versuch ab und fuhr in die Stadt zum Abendessen. (Am Tag darauf kam meine Quasi-Chefin leicht aufgeregt zu mir und zeigte sich froh, dass ich noch lebe, weil ich ihr zwar erzählt hatte, dass ich zum Spiel will, aber sie erst am Abend sah, dass Fradi gegen eine israelische Mannschaft spielte - und Ferencváros ist anscheinend nicht unbedingt für seine friedlichen und philosemitischen Fans bekannt ... Nun fand ich die Stimmung nicht wirklich aggressiv, und auch, dass sie von "viel Polizei" sprach, konnte ich nicht so richtig nachvollziehen, denn für einen deutschen Fußballfan war das Polizeiaufgebot nun wirklich nicht riesig. Aber insgesamt werde ich Fradi erstmal meiden, wenn die so einen Mist mit dieser Fan-ID machen ...)

Ich war unentschieden, und landete am Ende in einem mittelprächtigen Edelschuppen (der aber wenigstens das Spiel auch zeigte - es ging 1:1 aus), in dem ich es mir gutgehen ließ. Das Essen war völlig in Ordnung, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis war nur dann so richtig akzeptabel, wenn ich mir vergegenwärtige, dass das halt in der Touristenzone einer europäischen Hauptstadt im Hochsommer ist. Das Lamm konnte jedenfalls mit dem von meiner Ersatzoma nicht mithalten (das schreibe ich, glaube ich, jedes Mal, wenn ich irgendwo Lamm esse, aber es hilft alles nichts, ist halt so ...), und der Pálinka für sieben Euro war auch okay ...

Ich schleppte mich nach Hause und kam am Freitag Morgen halt mal (kurz) nach halb neun ins Büro ...

Da fragte mich die Kollegin aus Stuttgart in der Teeküche, ob ich am Abend mit ihr das Schiff von der Árpád-Brücke bis hinunter zur Petőfi-Brücke nehmen würde. Praktischerweise ist dieses Schiff Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs in Budapest und entsprechend (zumindest werktags) in unseren Monatsfahrkarten enthalten (diese sind übrigens für 30 Euro sehr erschwinglich ...) - sehr gerne sagte ich in jedem Fall zu.

Also machten wir gegen 17.30 Uhr Schluss, gingen die paar Meter bis zur Bootslände und warteten auf die leicht verspätete Fähre. Kurz hinter der Margareteninsel ergatterten wir auf dem Oberdeck Stühle - zuvor hatten wir gestanden - und hatten gleich einen wunderbaren Blick auf die Margaretenbrücke, die wir unterquerten, und danach aufs Parlament und die Kettenbrücke. Achso, ja, rechts - an Steuerbord - sah man auch die Burg, die hätte ich fast vergessen ...

Wir legten am Parlament an und wieder ab, und der blaue Himmel und der Traumblick aufs Parlament - spätestens da wusste ich, dass ich diese Fährfahrt nicht zum letzten Mal gemacht habe. Wir kamen nach der Unterquerung der Ketten- und der Elisabethbrücke an der Petőfibrücke ab und stiegen in die historische Straßenbahn 2 ein, die parallel zur Donau auf der Pester Seite unterwegs ist und aus der Bahn - wenn man sitzen kann - einen tollen Blick auf den Burgberg hat.

Da wir nicht saßen, stiegen wir relativ bald aus, aßen am Dunacorso Kürtőskalács - auf Österreich-Deutsch heißt das "Baumstriezel", aber "Kürtőskalács" klingt doch gleich viel ungarischer -, also einen - laut Wikipedia - auf offener Feuerstelle an einem Rundholz gebackenen Kuchen aus Hefeteig. Meiner enthielt Schokolade, und das war eine klebrige Angelegenheit, aber eine sehr leckere, klebrige Angelegenheit ...

Irgendwie hatten wir jetzt Durst auf ein Getränk, das zumindest bei ihr nicht "Bier" hieß, und sie führte mich über die Andrássy út - eine der Hauptstraßen Budapests - in ein veritables Kneipenviertel mit einer Kneipe an der anderen.

Wir waren ein bisschen verfressen, sodass ich - neben drei Stark- bzw. Bockbieren - noch eine Wurst verspeiste. Auf den Pálinka verzichteten wir sogar. (Beim Aufbruch musste ich austreten, landete aber auf der Damentoilette, weil auf der Glastür zur Toilette, die zu finden schon einem Labyrinthausbruch entsprach, unter einem kleinen Querbalken "MEN" stand - dass über dem Querbalken "WO-" gestanden hatte, hatte ich wirklich und ernsthaft übersehen. Die Frau, die mich darauf aufmerksam machte, als ich nachher am Waschbecken stand, lachte herzlich über mich - ich dann, nachdem ich sie verstanden hatte (sie sprach Ungarisch), auch ... Die fehlenden Urinale waren mir zwar aufgefallen, aber auf die Idee, dass ich falsch sein könnte, war ich wirklich nicht gekommen ...)

Wir erwischten den vorletzten Bus (sonst wär's halt ein Nachtbus geworden, das wäre auch kein Drama gewesen) - ein schöner Abend war das.

Am Freitag schlief ich erstmal richtig aus, also so richtig, und brach dann kurz in die Stadt auf. Ich hatte in einer Broschüre, die eine Kollegin mir gegeben hatte, einen kleinen Stand entdeckt, der Pörkölt ...

Ach ja, also, das was wir in Westdeutschland unter "Gulasch" verstehen, heißt in Ungarn "pörkölt", und das, was die Ungarn "gulyásleves" (gesprochen: Guljaschlewesch - oder so ähnlich ...) nennen, ist bei uns die Gulaschsuppe. In Ostdeutschland (jedenfalls in der Mensa in Jena) stand regelmäßig Pörkölt auf dem Speiseplan, was ich - als ich herausgefunden hatte, dass das mein (westdeutsches) "Gulasch" ist - dann auch gerne aß ...

Also, ich hatte den kleinen Stand entdeckt, der Pörkölt im Pfannkuchen verkauft - das sieht dann erstmal so ähnlich aus wie das Lahmacun, das ich mir beim Dönermann immer kaufe, nur ist der Teig halt ein bisschen weicher und der Inhalt ist lecker Pörkölt, also Gulasch, siehe oben ... Hmmmmm, himmlisch (ich war heute Mittag gleich nochmal da ...).

Danach lief ich - uneingeschmiert und ohne Wasser, Vollidiot, siehe oben - in Richtung der Kettenbrücke, überquerte diese (gelegentlich im Schatten stehend den Blick auf Burg, Donau und Parlament genießend) und fuhr dann mit meiner 105 zurück nach Hause, um daheim das Spiel um Platz 3 zu gucken (sonst hätte ich einen Sonnenstich davongetragen, oooooooh ... Ich höre genau, wo da gekichert wird!).

Nach dem Spiel um Platz 3 machte ich mich ganz gemütlich fertig, denn ich wollte gegen 22 Uhr im Rudas-Bad zum Nachtbaden sein (muss immer aufpassen, dass ich "Nachtbaden" und nicht "Nacktbaden" schreibe, denn das gibt es im Rudas anscheinend auch, denn unter der Woche ist immer nur ein Geschlecht zugelassen und dann ist auch das Baden mit Lendenschurz oder im "birthday suit", wie ich eben gelassen habe, also im Adamskostüm, zugelassen, nur am Wochenende ist gemischtes Baden, und dann mit Badekleidung).

So gegen 20.30 Uhr war ich in der Stadt, lief von der Kettenbrücke ganz gemütlich runter zur Elisabethbrücke, genoss den fantastischen Blick auf die beleuchtete Burg und die beleuchtete Kettenbrücke, der von der Elisabethbrücke aus noch fantastischer war, und kam überpünktlich am Rudas-Bad an. Ich musste noch ein bisschen warten, weil die erst um Punkt 22 Uhr die Kassen aufmachten, denn bis 22 Uhr war noch der Tagesbetrieb dran.

Der Eintritt kostet 5.100 Forint, das sind etwa 15 Euro, und dazu lieh ich ein Handtuch für 1.000 Forint, also etwa drei Euro. Eine Badekappe brauchte ich nicht, die Badekappenpflicht haben sie irgendwie anscheinend abgeschafft, obwohl das noch überall dran steht, denn auch die Damen mit ihren langen Haaren waren ohne im Wasser.

Ich kämpfte mit dem System, weil ich erst im zweiten Anlauf verstand, dass mir automatisch eine Kabine zugewiesen wurde, in der ich meine Sachen lassen konnte, aber dann stand ich, in Badehose und Flipflops, diesmal ohne kariertes Hemd, aber mit weißem Handtuch bewaffnet, am Eingang zum Thermalbad.

Das Rudas-Bad ist eines der ältesten Bäder Budapests (es wurde noch von den Osmanen errichtet), und es ist ein tolles Gefühl, in diesen alten Mauern herumzuwandern und zu planschen. Von "silence please" hielt die Gruppe von - ich glaube - Russen eher wenig, aber das war nicht so schlimm ...

Ich machte erst eine Runde durch die fünf Thermalbecken, die 28, 30, 33, 36 und 42 Grad warmes Wasser beinhalten (bei den 42 Grad denkt man jedes Mal, man verbrüht sich heftigst, aber eigentlich ist es für ein paar Minuten ganz gut auszuhalten), ließ das Tauchbecken mit 18 Grad aus, und ließ die Sauna und das Dampfbad erstmal links liegen. Danach ging ich am Schwimmbad (das mich wahnsinnig an das Volksbad in Jena erinnerte, nur dass da wirklich noch ein Schwimmbad drin ist) vorbei zum Wellnessbereich und hoch auf die Dachterrasse.

Auf der Dachterrasse ist ein relativ kleines Becken, aber das hat eine ganz schicke Aussicht auf das beleuchtete Buda und die Elisabethbrücke (jedenfalls bis ca. ein Uhr, dann wird die Beleuchtung ausgeschaltet ...), aber das war mir zu voll. Daher ging ich wieder runter in den Wellnessbereich, erkundete das Kontrastbad (erst eine Minute im 42-Grad-Becken, das es dort auch noch einmal gibt, dann zehn Sekunden ins 16-Grad-Becken, dann wieder eine Minute ins 42-Grad-Becken), verlas mich, denn zum Abschluss verbrachte ich eine Minute im 16-Grad-Becken, obwohl auf der Hinweistafel stand, dass man eine Minute lang warm duschen soll, aber war auch egal, denn das war ganz gut auszuhalten, und verbrachte dann eine Weile im Wellnessbereich.

Am besten gefiel mir aber - natürlich - das alte Bad, das so gegen Mitternacht noch einmal voller wurde, weil eine Gruppe von Chinesen reinkam, aber ab 1 Uhr oder so (nachdem ich oben auf der Dachterrasse war) wurde es merklich leerer. Ich erkundete dann auch das Dampfbad und die Luftsauna, verbrannte mir die Füße auf dem heißen Steinboden (aber man sollte die Schlappen draußen lassen; andererseits soll man sich auch aufs Handtuch setzen, das macht nur auch keiner ...), kühlte mich im 18-Grad-Becken ab und machte mehrere Male die Runde vom 28- über das 30-, das 33- und das großen 36-Grad-Becken mit dem Abschluss im 42-Grad-Becken. Das war richtig toll und war mit großer Sicherheit nicht das letzte Mal, dass ich dort war.

Ich fuhr um kurz vor drei mit dem Nachtbus heim, war um halb vier zuhause und um vier Uhr im Bett, und heute Morgen schlief ich natürlich ein bisschen aus.

Heute schmierte ich mich ein, fuhr kurz in die Stadt, aß den Gulaschpfannkuchen und trank ein Bier am Freiheitsplatz (szabadság tér), auf dem die Budapester ein Fanfest aufgebaut haben. Aber irgendwie wollte ich nicht so richtig bleiben, fuhr schnell wieder mit dem Bus heim und guckte das Finale dann in der Wohnung.

Bis auf die Fußballergebnisse war das ein ganz großartiges Wochenende. Nächstes Wochenende bin ich in Deutschland, aber dann in zwei Wochen werde ich bestimmt wieder (mindestens) ein Bad erkunden. Wieso nicht am Freitag Abend ins Rudas und am Samstag Abend dann zur Party ins Széchenyi-Bad? Auf alle Fälle werde ich mir Badehandtücher aus Deutschland mitbringen, damit ich keine mehr ausleihen muss.

So, das war jetzt ein längerer Blogeintrag, vielleicht muss ich doch wieder dazu übergehen, öfter zu berichten als einmal wöchentlich, mal sehen ...

Fotos:

Parlament von der Fähre aus

Pörkölt im Teigmantel

Die überbelichtete Kettenbrücke

Panorama von der Kettenbrücke

Die Kettenbrücke zur blauen Stunde

Die Burg zur blauen Stunde

Burg und Donau zur tiefblauen Stunde ...

Montag, 9. Juli 2018

Flüge über Flüge

... habe ich heute gebucht oder mit der Bitte um Buchung ins Sekretariat gegeben, das wird ein reiseintensiver Sommer ...

Am Freitag nächster Woche fliege ich zu einem Kundentermin nach Frankfurt und fahre am Abend dann - wahrscheinlich mit dem Auto - in den Schwarzwald zu meiner Mutter. Am Sonntag Abend, dem 22. Juli, fliege ich dann von Zürich mit Umsteigen in München nach Budapest. Ich komme dann hier so gegen 23.30 Uhr an, das wird dann irgendwie passen.

Drei Wochen später fliege ich schon am Donnerstag, dem 16. August, nach Frankfurt, weil ich am Sommerfest des Büros in Wiesbaden teilnehmen möchte. Den Freitag mache ich dann "Home Office" im Wiesbadener Büro und am Abend - diesmal dann wohl mit dem Zug, denn das Auto wird ja noch im Schwarzwald stehen - geht es dann wieder in Richtung Süden. Zurück geht es aber nicht mit dem Flieger, sondern meine Mutter und ich machen mal wieder einen unserer berüchtigten Roadtrips und werden am 19. August im Schwarzwald starten. Wir müssen uns nicht wahnsinnig beeilen, denn am 20. August ist hier der Nationalfeiertag, aber das Feuerwerk über der Donau möchte ich am Abend dann schon gerne sehen ... Meine Mutter fährt dann wahrscheinlich eine Woche später wieder nach Hause, nachdem wir gemeinsam Budapest erkundet haben.

Und in der Woche vor dem 7. September kommen die Leutchen, mit denen ich im Juni in Israel war, nach Budapest zu Besuch. Am Freitag, dem 7., fliegen wir dann nach Istanbul und haben dort zwei Nächte - das wird ganz bestimmt auch toll, der nächste Besuch in Istanbul ist nämlich schon längst überfällig.

Joa, das sind dann also fünf Flüge (sechs, wenn man Zürich-München-Budapest als zwei Flüge zählt) in den nächsten acht Wochen, und dazwischen erkunde ich an den freien Wochenenden Budapest - das wird ganz großartig ...

Sonntag, 8. Juli 2018

It's coming home

Bitte auch die Fotos von Moskau aus dem Post vor einigen Minuten beachten!

Nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft habe ich zunächst die Schweiz unterstützt, die meine neu gefundene Zuneigung leider nicht zurückgegeben hat und ausgeschieden ist. Meine dritte Wahl ist nun England, und diese Wahl bereitet mir größte Freude, jedenfalls im Moment noch ... Football's coming home, sang man 1996 zur EM, als England im Halbfinale gegen Deutschland rausflog, und weil Deutschland diesmal nicht mehr dabei ist, muss England ja ins Finale kommen. Let's go ...

Wie? Budapest? Ich soll war zu Budapest schreiben? Na gut ...

Die erste Woche hier war gut, sehr spannend, durchaus herausfordernd, und ich freue mich auf die nächsten zehneinhalb Wochen ...

Am Montag war ich ja erstmal halbtot ins Bett gefallen, und der Schlafmangel der Nacht von Sonntag auf Montag machte sich die ganze Woche hindurch bemerkbar, sodass ich gestern erstmal ausschlafen wollte und musste ...

Am Dienstag erkundete ich erst einmal die Gegend hier um meine Unterkunft herum. Ich war zwar noch nicht in der Ladislaus-Kirche (Szent László) hier um die Ecke, aber an der komme ich jeden Fall vorbei, sodass sie ein guter Orientierungspunkt ist, in der Nähe sind - aber das hatte ich schon bemerkt - ein Spar- und ein Lidl-Supermarkt, sodass ich nicht in Gefahr stehe, zu verhungern oder zu verdursten. Am Dienstag Abend war ich dann in einer hochgelobten Gaststätte einige hundert Meter von der Wohnung entfernt und aß dort eine Gulaschsuppe (Gulyáslevés, wenn ich die Akzente nicht alle treffe, sorry ...) und danach ein Steak nach Art des Hauses, was auch lecker war, aber mich nicht vom Hocker gehauen hat ...

Am Mittwoch nach der Arbeit wagte ich mich das erste Mal in die Innenstadt und lief an der wunderschönen Donau-Promenade aus dem XIII. Bezirk in Richtung Süden. Beim Parlament fielen mir erstmal der Unterkiefer runter (ja, schon der Reichstag ist ziemlich groß, aber das da ... unfassbar), in das Gebäude will ich unbedingt mal rein!

Ich aß zu Abend in der Innenstadt, der Chef wies mir zwar einen Platz zu, danach wurde ich aber vergessen und war gerade dabei aufzustehen, als der Chef mich dann doch wiederentdeckte und mir schnell die Speisekarte hinlegte - hast du nochmal Glück gehabt, Kollege.

Der Ober war sehr freundlich, und als ich "A számlát, kérek szépen" aufsagte ("die Rechnung bitte", fing er an zu grinsen und Ungarisch zu sprechen - so gut spreche ich das doch jetzt auch wieder nicht, Mann!). Zur Belohnung für meine Mühen bekam ich einen Schnaps und wackelte dann in Richtung der Bushaltestelle der Nr. 105, die aus dem Stadtzentrum direkt zu meiner László-Kirche hier fährt, was sehr praktisch ist. Ich wollte - ich hatte noch keine Monatsfahrkarte gekauft - beim Fahrer zahlen, aber winkte mich durch, und so fuhr ich mehr oder weniger schwarz, aber jedenfalls mit Genehmigung des Fahrers (ob mir das im Falle einer Kontrolle so viel gebracht hätte, sei mal dahingestellt, aber so war es halt ...).

Am Donnerstag machte ich mir, glaube ich, ich es weiß es nicht mehr so genau, abends einen schönen Feierabendtag in meiner Bude, weil ich am Freitag früh raus wollte, um dann - des Fußballs wegen - früh Schluss zu machen ...

Das klappte dann auch, aber weil ich so unentschlossen war, wo ich das erste Spiel gucken wollte, landete ich - nach dem Kauf einer Monatskarte und kurzer U-Bahn-Fahrt - am Szabadság-Platz in der Stadtmitte, wo die Budapester ein Fan-Fest aufgebaut haben. Ich trank zwei Bier und verspeiste dann ein dermaßen knoblauchiges Lángos, dass ich nach dem Uruguay-Frankreich-Spiel aufbrach und mir das zweite Viertelfinale zu Hause anguckte.

Gestern schlief ich dann erst einmal aus, fuhr dann in die Stadt, stieg am Heldenplatz aus, guckte mir die ganzen Helden an, ging durch den Városliget-Park zur Vajdahunyad-Burg und zum Széchenyi-Bad (hatte keine Schwimmsachen dabei, werde mir das aber bestimmt mal von innen angucken ...), fuhr mit der Metro weiter in die Stadt, guckte an der Synagoge vorbei, fuhr bis zur Buda-Seite der Elisabethbrücke und lief zurück über die Donau und fiel dann in einer "typisch ungarischen" Gaststätte zum späten Mittagessen und Fußballgucken ein.

Nach dem ersten Bier hatte ich mir so viel Mut angetrunken, dass ich mit den Bedienungen fast nur noch auf Ungarisch kommunizierte, und sie waren so klug, ihre Rückfragen mit Zeichensprache zu unterlegen, sodass ich im Zweifel nur noch "igen" ("ja") sagen musste. Insgesamt kann man den Ungarn eine große Freude machen, wenn man ihre Sprache versucht zu sprechen (selbst wenn man dabei die Sprache vergewaltigt), auch wenn die Ungarn fast alle so gut Englisch oder gar Deutsch sprechen, dass ich manchmal das Gefühl habe, es wäre für alle Beteiligten einfacher, wenn wir einfach (weiter) Englisch sprechen als dass sie mir bei meinen Verkünstelungen zuhören müssen ... Trotzdem lächeln sie noch ein bisschen mehr, wenn ich "még egy, kérek szépen" ("ich hätte gern noch eins") sage als wenn ich das in einer Fremdsprache machen würde (ich bilde mir ein, dass das Freude ist und sie mich nicht auslachen ...), nun ja, wir werden sehen, wo das noch hinführt ...

Vor lauter Ungarisch-Üben waren es dann am Ende vier Bier (és egy colát - und eine Cola) geworden, sodass es die klügere Entscheidung war, den Heimweg anzutreten, was mittels der 105 auch ganz funktionierte. England gewann, und der Tag war noch besser.

Heute Morgen war ich dann ein bisschen früher wach, zog mich an und fuhr zum Frühstück in die Innenstadt. Ich hatte Hunger und bestellte daher ein normales, kleines Frühstück und dazu ein Omelett mit Wurst und Zwiebeln. Das Omelett kam und auch das Rührei vom kleinen Frühstück, aber Butter, Marmelade und Orangensaft fehlten ... Vielleicht wollte er es mir das süße Zeug erst bringen, wenn ich den herzhaften Teil des Frühstücks verzehrt hatte, aber er räumte das Brot mit dem benutzten Geschirr ab ... Hm, hatte ich da ein "oder" überlesen? Ich holte mir nochmal die Karte und beorderte den Ober her. Erst wollte er mir erzählen, dass die Frühstückszeit schon vorbei war (das war sie, aber wenn ich noch nicht mein ganzes Frühstück hatte, ist das nicht mehr Problem), aber als ich ihn darauf hinwies (nunmehr auf Englisch), dass Butter, Marmelade und Orangensaft noch fehlten, brachte er sie.

Das war sehr komisch, die ganze Aktion, ich weiß nicht, ob er mich übers Ohr hauen wollte, auf meine schlanke Linie achtete oder einfach nur wirklich strunzen...vergesslich war - in die Kneipe gehe ich nicht mehr zum Frühstücken, auch wenn es sonst alles ganz okay war ...

Danach fuhr ich mit der Metro unter der Donau durch und mit dem Bus (nachdem ich ihn endlich gefunden hatte, da drüben am Kálmán-Széll-Platz fahren gefühlt achtzehn Linien an zehn verschiedenen Orten ab, Straßenbahn, Bus, Metro, alles, was vier oder mehr Räder hat, ist dort zu finden ...) hoch zur Burg.

Holla, die Waldfee! Nach der Einfahrt durchs Wiener Tor fährt man da durch eine kleine eigenständige Stadt, und ich stieg an der Matthiaskirche aus. Dort ist auch die Fischerbastei, von der man einen fantastischen Blick auf die Pest-Seite und insbesondere auf das Parlament hat (ja, dass Flüsslein davor namens "Donau" sieht man auch ganz gut ...).

Ich spazierte noch ein bisschen durch die Burg und fuhr dann aber auch schon heim, weil ich einfach noch ein bisschen was vom Wochenende auf meiner Couch haben wollte (und weil so viele Leute ja meinen Blog erwarten ...). Natürlich werde ich die ganzen Sehenswürdigkeiten, die ich jetzt gerade so angekratzt habe (und auch einige, die ich noch gar nicht angekratzt habe), in den nächsten Wochen noch genauer erkunden - in dieser Woche ging es, auf der Arbeit wie sightseeingtechnisch, erst einmal darum, anzukommen, und ich bin gut angekommen. In den nächsten Wochen werde ich mir auch Budapest Schritt für Schritt erobern, und wenn ich dafür die Nacht von Freitag auf Samstag oder von Samstag auf Sonntag beim Nachtbaden im Rudas-Bad durchmachen muss ...

Fotos wollen sie sehen, die Leser? Naja, dann sollen sie Fotos kriegen:



Parlament

Stefanskathedrale

Heldenplatz

Synagoge

Blick von der Elisabethbrücke auf die Burg

Matthiaskirche
Blick aufs Parlament von der Fischerbastei

Kettenbrücke

Фотографии из Москвы

Bevor ich über Budapest berichte, erst noch ein paar Bilder aus Moskau:

Ostankino-Fernsehturm

Kaufhaus GUM

Kreml vor Moskwa

Erlöserkathedrale

Weißes Haus (Sitz der Regierung)

Kreml von der anderen Seite der Moskwa