Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 26. März 2017

Zuneigungsbekundungen

Wenn meine Ma mir nicht am Strand in die Faust läuft, dann zeigt sie mir manchmal ihre mütterliche Zuneigung, indem sie mir ihrerseits ihre Faust an die Nase drückt - als wir gestern im Flieger von Abidjan nach Addis Abeba saßen, meinte ich zu meiner Ma, sie müsse aufpassen, nicht, dass die Afrikaner um uns herum diese Geste als freundschaftlich auffassen - da könnte zu Missverständnissen führen ...

Nach der kurzen Fahrt zum Flughafen verabschiedeten wir uns von unserem Verwalter, die bekamen noch einen Strafzettel, obwohl wir die erlaubten maximal fünf Minuten gestanden hatten, und wir liefen in den Flughafen hinein. Dort wurden unsere Pässe und die Flugbestätigung dreimal kontrolliert, bevor wir überhaupt einchecken durften.

Die Chinesen vor uns kämpften mit dem Check-in-Personal um das Handgepäck, und ein Chinese wollte sich der Debatte durch Flucht in die Abflughalle entziehen, wurde aber unsanft zurückgepfiffen - da musste ich dann doch grinsen ...

Der (Ausreise-!)Zoll wollte von uns nix, die Ausreiseschlange war gähnend leer, die Grenzerin stempelte mir auf andere Stempel drauf (Saftladen), dann waren wir im sehr modernen, durchaus hübschen und außergewöhnlich gepflegten Abflugbereich. Liebe Ivorer, wenn ihr jetzt die Strände noch so hübsch wie euren Flughafen macht, kommen noch mehr Touristen ...

Das Boarding war okay, nur dass ihr nochmal einen komplett oberflächlichen und damit völlig sinnlosen Bordgepäckcheck macht, liebe Ethiopian Airlines, das ist einfach vollständig unnötig und ärgerlich - Aktionismus ist nie gut, und wenn er so durchsichtig ist wie hier, sorgt er nicht für das Gefühl von mehr Sicherheit, sondern nur für das Gefühl von Ärger.

Und wenn ich schonmal dabei bin: Welcher Vollidiot ist eigentlich auf die Idee gekommen, im Flugzeug ein derart nervtötendes Klaviergeklimper als "Entspannungsmusik" einzuführen - ich verstehe jeden, der im Flugzeug aggressiv wird, wenn diese Musik läuft, es ist katastrophal ...

Ich schaute wieder Filme und Serien, das Essen war okay und nach einem für einen Sechs-Stunden-Trip gefühlt kurzen Flug landeten wir genau pünktlich in Addis.

In der gewünschten Kneipe durften wir uns nicht drinnen hinsetzen, weil wir eigentlich nichts essen wollten, was mich angesäuert abziehen ließ, aber als meine Ma kam, setzten wir uns dann doch draußen an die Hochtische - Saftladen! Nunja, beim zweiten Bier überkam uns dann doch ein Hüngerchen, sodass wir neben dem dritten Bier noch eine Pizza bestellten, die im Übrigen in Italien nicht zu sofortigem Entzug aller Bürgerrechte geführt hätte ...

Dann war es Zeit zum Passieren der Sicherheitskontrolle, und weil es neben unserem Ethiopian-Flug nach Frankfurt noch einen früheren von der Lufthansa gab, für den es jetzt knapp wurde, und der Flughafen-Mensch unspezifisch nach "Frankfurt" fragte, gingen wir durch die Business-Class-Kontrolle mit ... Auch gut ...

Wir kamen neben einem ziemlich arroganten Typ zum Sitzen, der mit Sohn und Tochter unterwegs war, aber der schlief zum Glück die meiste Zeit, während ich - man glaubt es kaum - Filme und Serien schaute und ein wenig Musik hörte.

In Frankfurt stand Bundespolizei schon am Gate, was aber den Typen vor mir nicht davon abhielt, völlig überrascht zu sein, dass er seinen Pass zeigen sollte (ein Deutscher natürlich!) und den erstmal rauskramen musste - Vollhorst!

Einreise ging ziemlich fix, die Gepäckausgabe nicht, aber das ist unerheblich, wenn das Gepäck kommt, was es tat - ab zum Regionalbahnhof. Die Damen vor mir brauchten eeeeeeeeeeeewig, um ihre Fahrkarten zu kaufen, aber am Automaten daneben, in dessen Schlange meine Ma stand, ging's schneller, sodass wir gerade noch auf den Zug kamen.

In der S-Bahn saß ein schnarchender Heimkehrer aus Frankfurt, der in Wiesbaden gleich wieder in den Gegenzug stieg, weil er wohl seinen Halt verpasst hatte. Ich stieg in die falsche Richtung in den Bus, weil ich wider Erwarten zum Park-and-Ride-Parkplatz nicht in Richtung meiner Wohnung fahren musste (der Schlafmangel war's!), holte das Auto, parkte selbiges und ging dann zum Frühstücken mit meiner Ma.

Um 10.15 Uhr lag ich im Bett und habe bis 17.30 Uhr gepennt - jetzt geht's mir wieder gut.

Fazit vielleicht in den nächsten Tagen ...

Einige Fotos:

Furchtlos

Hotel

Leckere Nuss

Abschiedsfrühstück

Freitag, 24. März 2017

Zum letzten Mal

... für dieses Halbjahr war ich heute wahrscheinlich mit den Füßen im Atlantik, zum letzten Mal haben wir "Flag" getrunken, ein hiesiges Bier, das wir hier öfter verdrückt haben.

Der Anfang hier war ein bissel schwierig, aber wir haben uns hier sehr an den Strand, an die (etwas hohen) Wellen, an den Müll am Strand, an unsere Madame und unseren Verwalter, an die Kellnerinnen gewöhnt - doch, hier hat es uns gefallen ...

Nach dem Frühstück mit Brot und Marmelade, Mango, Ananas und Spiegelei legten wir uns wie gehabt wieder schön an den Strand, lasen ein wenig, machten kurze Abstecher an den Strand und versuchsweise ins Wasser (die Wellen waren mir heute zu hoch, da brachte nix, zumal ich noch den Schleudergang von neulich in den Beinen hatte - und die Wellen heute waren noch höher), danach einen längeren Abstecher zum Frühschoppen an einen der Tische mit Blick auf Strand und Meer, kamen noch ins Gespräch mit einem ivorisch-deutschen Paar, das nach gut zwanzig Jahren standesamtlicher Ehe nun auch in seinem Heimatland stammesrechtlich ordnungsgemäß geheiratet hat (sie war das erste Mal hier) und das heute Abend abgereist ist, ehe wir noch ein bisschen ruhten und zum Schluss eine etwas zu sehr durchgebratene Seezunge aßen - lecker war's trotzdem ...

Morgen um 6 Uhr geht der Wecker, um 7 Uhr gibt's Frühstück, um 8 Uhr geht es zum Flughafen - wir haben fast alles Geld, was wir noch in bar hatten, eben in die Hotelrechnung investiert (und den Rest mit Karte bezahlt), sodass wir dann auch befreit von Westafrika-Francs die Heimreise antreten können.

Morgen Abend gibt es vielleicht keinen Blogeintrag, dafür aber mit großer Wahrscheinlichkeit nach unserer Rückkehr nach Deutschland am frühen Sonntagmorgen.

Seeeehr erholsam war es und schön noch dazu, auch wenn der gebürtige Ivorer am heftigsten den Müll am Strand und das gelegentliche Desinteresse der Menschen hier an "Ordentlichkeit" kritisierte ...

Over and out aus Westafrika, hier gibt's noch viele Länder zu entdecken ... Ich komme wieder.

(Fotos wollten heute nicht, aber vielleicht am Sonntag ...)

Donnerstag, 23. März 2017

Le noir est le nouveau blanc

Schwarz ist das neue Weiß: Den muss ich noch bringen. Während der Fahrt nach Grand-Bassam (vorgestern) sah ich ein Plakat, das an den Anschlag vor einem Jahr erinnert (unser Verwalter meinte, das wäre gar kein Terroranschlag gewesen, sondern nur "eine Sache unter Marokkanern"; dass da eine Deutsche und ein paar andere westliche Ausländer ums Leben kamen, sei's drum ...) - darauf stand: "Tous en blanc", was ich mit "Alle in schwarz" übersetzte, bis mich der Verwalter unsanft darauf hinwies, dass "blanc" ja nun wirklich "weiß" und nicht "schwarz" heißt. Joa, soviel zu "das Geschriebene verstehe ich ja schon ganz gut", was ich Großmaul einen Satz vorher losgelassen hatte ...

Heute Morgen hat es ganz schön geplästert, wie meine Mutter sagt: Es regnete nicht nur Hunde und Katzen, sondern ein paar Krokodile und Kühe waren auch dabei, nach der Lautstärke zu urteilen, wie der Regen auf unser Dach hämmerte - gedonnert hat es dann auch noch, sodass wir Pläne schmiedeten, wie wir einen Regentag verbringen - notfalls mit Strandspaziergang nur in Badeklamotten (normalerweise trage ich dazu T-Shirt und Hut) ...

Eine Stunde später frühstückten wir, als ich schon wieder anfing, mir Sorgen um Sonnenbrand zu machen, weil ich noch nicht eingecremt war ...

Auch heute wieder hieß es Am-Strand-Liegen, Lesen (der "New Yorker" ist eine echt interessante Zeitschrift), gelegentlich Schwimmen (heute habe ich richtig Muskelkater in den Beinen vom ganzen Gegen-den-Rücklauf-der-Wellen-Stemmen), wobei ich heute nochmal so richtig in den Schleudergang kam und mir eine Abschürfung am Knie zuzog (Ooooooooooh, ich Armer, Armer! Danke.). Tschakka ...

Zu essen gab es heute wieder Kédjénou, diesen Eintopf, diesmal mit Kaninchen, sehr, sehr lecker, aber zu trinken auch einmal zwischendrin eine Cola - das tat sehr gut ...

Kurz vor Sonnenuntergang machten wir nochmal einen kleinen Strandspaziergang, ich schaffte es, den fußballspielenden Jungs den Ball so wieder zurückzuschießen, dass sie auch weiterspielen konnten, aber in die Wellen wollte ich heute nicht mehr - ich war vollgefressen und erschöpft vom ganzen Salzwassersaufen ... Soooooo toll ...

Morgen ist hier letzter Tag (boah, ging das schnell), da wird nochmal ein ganz geruhsamer Strandtag eingelegt, ehe es am Samstag dann schon um 8 Uhr zum Flughafen geht. Der Flieger verlässt Abidjan um 10.45 Uhr und kommt in Addis Abeba um 20 Uhr Ortszeit an (drei Stunden Zeitverschiebung). Um 23.59 Uhr fliegen wir weiter und sind am Sonntag Morgen um 5 Uhr oder so in Frankfurt. Am Sonntagabend liegen wir entweder schon in der Heia oder es gibt Schnitzel mit Pommes irgendwo in Wiesbaden ...

Mittwoch, 22. März 2017

In die Faust gelaufen

Irgendein weiser Fußballer stellte nach seinem Platzverweis einmal die Frage: "Wieso muss der auch dorthin laufen, wo ich hingrätsche?!" So ähnlich war das heute mit meiner Ma: Ich wollte mir gerade das T-Shirt ausziehen, um mich in die Fluten zu trauen (und wer weiß, wie ich mir Oberbekleidung an- bzw. ausziehe, weiß, dass es kreuzgefährlich ist, mir in die Quere zu kommen), da stand der Kopf meiner Ma plötzlich im Weg. Nun kann man sich denken, dass mir dieser Streifschuss (mehr war es nicht) große innere Genugtuung bereitete, aber absichtlich war das wirklich nicht. Sorry, Ma ...

Ansonsten war das heute wieder einer dieser ivorischen Strandtage mit Lesen, Im-Sand-Liegen, lecker Essen, bisschen was trinken und in den Wellen herumplanschen.

Gestern und heute waren an "unserem" Strand ein paar Fischer mit ihrer Galeere vorbeigekommen, aber gestern konnten wir das Schauspiel nicht zu Ende gucken ... Die rudern also mit ihrem Bötchen am Strand entlang, werfen ein Seil aus, mit dem einer der Fischer an den Strand schwimmt, während die anderen ein Netz auswerfen und senkrecht zum Strand aufs Meer hinausfahren. Dort beschreiben sie einen Halbkreis, ehe sie an ihrer Startposition wieder ankommen und wieder einer mit Seil ins Wasser springt und an den Strand schwimmt. Somit haben sie die armen Fische eingekreist und müssen jetzt nur noch das Netz aus dem Wasser ziehen.

Meine Ma stand da dabei, und als sie noch jemanden zum Ziehen brauchten, wollte sie einen Fisch abstauben - nix gibt's ... Schade!

Trotzdem hab es heute den Fisch des Tages zu essen für meine Ma, während ich ein weiteres Kaninchen verspeiste. Unser Verwalter hatte neulich den Scherz gemacht, dass, wenn kein Kaninchen da sei, eben die Hauskatze verspeist würde - das erzählten wir - natürlich ebenfalls scherzhaft - der Madame, die aber damit keineswegs glücklich war ... Ich bin trotzdem sicher, dass es auch heute wieder Meister Lampe war, den ich da verspeiste (jaja, ich weiß, ein Kaninchen ist keine Hase).

Ansonsten wagte ich mich heute noch ein bisschen weiter in die Fluten vor, wurde aber kaum durch die Mangel gedreht - ach, das war heute einfach ein schöner Urlaubstag.

Abidjan? War das was? Jaja, wir wollten heute eigentlich nach Abidjan, aber das haben wir abgesagt, nachdem unser Verwalter nicht so richtig euphorisch auf die Stadt zu sprechen war. Vielleicht fahre ich morgen spontan noch mit ihm rein, mal gucken - der Typ ist da sowieso tiefenentspannt, das passt schon. Aber Urlaub hier am Strand ist auch was Tolles ...

Es ist zwanzig vor acht, und wir sind schon fast bettfertig - schee ... Gute Nacht!

Sic transit gloria mundi

Bevor jetzt meine Lateinlehrer wieder auf die Barrikaden gehen: Das soll "So vergeht der Ruhm der Welt" heißen ... Wollte ich immer schon mal schreiben, auch schon vor ein paar Tagen in den Sand und dann Fotos machen, wie das weggewaschen wird von den Wellen, hab's dann aber doch wegen relativer Sinnlosigkeit gelassen - so viele Buchstaben hätte ich nie auf einmal hinbekommen, ohne dass sie zwischenzeitlich schon weg gewesen wären ...

Das ist aber auch deswegen die heutige Überschrift des Blogeintrags, weil wir gestern in Grand-Bassam, der alten Kolonialhauptstadt waren. Nach dem wie üblich sehr leckeren Frühstück (gestern gab's wieder Mango) warteten wir auf unseren Verwalter, der im Stau stand. Er kam dann um 10.30 Uhr (nachdem er telefonisch um Entschuldigung gebeten hatte), und los ging es zur viertelstündigen Fahrt nach Grand-Bassam, vorbei an allen Variationen von Behausung zwischen Wellblechhütte einerseits und bewachter Wohnanlage andererseits. Unzählige "Restaurants" am Strand waren zu begutachten, von deren Besuch unserer Verwalter (sicherlich auch nicht ganz uneigennützig) abriet, weil man dort nicht unbedingt die Kühlkette sicherstellen könnte - kein Strom ...

Wir kamen am Place de la Paix in Grand-Bassam an und parkten irgendwo auf der Straße, um in den Markt zu gehen. Wow, sehr beeindruckend, ein Gewusel mit Menschenmassen, Obst en masse, getrocknetem Fisch, Rinderfüßen (nicht nur einer oder zwei, Dutzende!) und allem, was der Mensch so braucht (oder auch nicht) - einige Händler schliefen auf ihren Tischen, zwischen den Tischen war vielleicht ein Meter Platz zum Durchgehen, Polizei war auch ein bisschen da (unser Verwalter: "Damit sie auch ein bisschen was hinzuverdienen, wenn man die Zwiebeln zu hoch gestapelt hat ..."), aber insgesamt fühlte ich mich da durchaus sicher. Als wir dann wieder draußen waren, war ich allerdings auch nicht unglücklich, denn klaustrophobisch ist eine Untertreibung für die Platzverhältnisse in diesem eigenen kleinen Stadtviertel.

Weiter ging es an einem Leuchtturm vorbei durch eine verkehrsberuhigte Zone (da lagen Steinblöcke auf der Straße) zu einem Denkmal für die Könige des hier ansässigen Volksstammes. Vor dem Denkmal durften wir nicht parken, fünf Meter weiter unter den Blicken der Aufseher dann irgendwie schon, aber Fotos wollte ich von dem Teil dann auch nicht machen - man weiß ja nicht, was die Aufseher sich dann einfallen lassen ...

Unser Verwalter fuhr weiter ins quartier française, der alten Haupstadt, und hier sah man den Ruhm vergangener französischer Kolonialtage (zum "Ruhm" später noch ein bisschen mehr). Die Kolonialgebäude waren jetzt aber in aller Regel nur noch Kulisse für die lokale Botanik, die sich die Gebäude mit Macht wieder zurückholt - die Altstadt von Grand-Bassam ist zwar Weltkulturerbe, aber dass man sich so richtig um dieses Erbe kümmern würde (außer, indem einige Menschen sich dort mit einem Wellblechdach über dem Kopf einquartieren), konnten wir nicht feststellen.

Wir machten einen kleinen Rundgang und fuhren dann zum alten Gouverneurspalast, der heute als ethnografisches Museum dient. Das kleine, aber feine Museumle war seine 1,50 € Eintritt durchaus wert, zumal der Führer unserem Verwalter und dieser uns als Übersetzer viele interessante Einzelheiten über die traditionelle Kleidung und die Bauweise ihrer jeweiligen Hütten erläutern konnte. Die Franzosen bekamen - nach meinem Eindruck durchaus mit Recht - ihr Fett weg, denn wenn man sich als dicker Franzose von vier Schwarzen in einer Sänfte tragen lässt, ein fünfter Schwarzer als Einpeitscher (hier allerdings wörtlich gemeint) dabeisteht und davon Fotos existieren, ist man selbst schuld ...

Wir fuhren an einem großen Friedhof vorbei, bewunderten die kreative Konstruktion eines Funkmastes (der wie eine Palme ausgesehen hätte, wenn nicht ein Sturm neulich einige der Blätter abgerissen hätte), tranken eine Kleinigkeit (naja, eine 65-Zentiliter-Flasche "Bock", die unser Verwalter nicht zu Unrecht als Plörre bezeichnete ...) und fuhren mit einem kurzen Zwischenstopp beim Geldautomaten, im Supermarkt (ich brauchte dringend Rasierer) und im "Baumarkt" (die Toilettenbrille hat einen Riss - ich bin unschuldig! - und der Duschschlauch war auch undicht - ebenso unschuldig, wenn ich auch den letzten Rest an Halt zwischen Duschkopf und Schlauch zerstört hatte) zurück nach Azuretti in unser Hotelele.

Madame Geschäftsführerin war hocherfreut, dass wir nicht auswärts aßen, sondern die Küche im Hotel frequentierten, dass das Essen hier ist wirklich ganz hervorragend.

Meine Ma und ich hatten uns für den Ausflug lange Hosen und geschlossene Schuhe angezogen, die wir nun schnellstens wieder gegen Strandklamotten eintauschten - es ist keineswegs völlig unerträglich heiß, aber man schwitzt halt doch in dem Zeug, speziell innerorts, wo keine frische Brise vom Meer für Kühlung sorgt.

Wir tranken unser Vor-dem-Essen-Bierchen, nachdem wir bestellt hatten und ich ein wenig Pech hatte, weil meine Fischgerichte alle nicht vorhanden waren (die Madame wollte uns dann für heute oder die nächsten Tage Spaghetti Bolognese anbieten, damit wir des Essens hier nicht überdrüssig werden, aber bei dem Kaninchen und dem Allocó dauert das noch ein Weilchen), aber Ende gab es Fleischspieße für unseren Verwalter und meine Ma, während ich mit einem sehr guten Avocado-Salat mit Meeresfrüchten vorliebnahm.

Der Himmel war heute bedeckt und das Meer ein bisschen ruhiger (was am Morgen sogar die Fischer dazu bewegt hatte, mit ihrem galeerenartigen Fischerboot ein Netz auszulegen), sodass ich nach dem Essen und einer gewissen Verdauungsfrist nochmal den Gang in die Fluten wagte. Und siehe da, das Meer war wirklich recht ruhig (meine Ma war ob der Tatsache, dass heute Morgen zwei Fischer über Bord gesprungen und lebend am Ufer angekommen waren, beruhigter, dass die Aufzuchtausgaben für den Sohnemann nicht vollends umsonst waren, wenn er schwimmen geht), sodass ich nach einigen Schritten hüfthoch im Wasser stand und unter ein paar Wellen durchtauchte. Einmal wollte ich über eine Welle drüberspringen, merkte aber schon in der Luft, dass das eine doofe Idee kam, denn als meine Füße wieder das Wasser berührten, wurde ich von der Brandung gefällt wie eine Eiche. Yiiiieeha!

Nur moderat sandig ging ich wieder zurück in die Hotelanlage, nachdem mich eine dann doch größere Welle ein kleines bisschen (nicht zu vergleichen mit Brasilien!) mit einem Wäschestück im Schleudergang verwechselt hatte (so große Wäschestücke gibt's nicht, du Welle, du!).

Unsere Geschäftsführerin, die nur Französisch spricht, setzte sind dann zu uns, und unser Verwalter musste übersetzen. In den ersten ein, zwei Tagen nach unserer Ankunft war Madame ein wenig zurückhaltender uns gegenüber, aber gestern wurde sie richtig zutraulich. Sie erzählte, dass sie in Mali geboren worden sei, aber als Kind dann zurück nach Frankreich musste (das passt zeitlich mit der Unabhängigkeit Malis zusammen), danach jedoch 2002 wieder nach Mali reiste und seitdem doch ihren Lebensmittelpunkt gehabt hatte. Beim zweiten Schnaps bekam ich einen (milden) Anschiss, dass das Schwimmen im Meer très dangereux, sehr gefährlich, sei - jaja, gute Frau, ich schwimme ja nicht kilometerweit raus, und ein bisschen Sand im Gesicht hat noch keinem geschadet (wenn so Wellengang wie in den Vortagen ist, werde ich mir das Schwimmengehenwollen aber auch von mir aus sparen, nur gestern ging's wirklich) und meine Ma und ich gemeinschaftlich den (milden) Anschiss, dass wir zuviel Trinkgeld geben würden - das hatten wir auch noch nicht erlebt ... Aber Madame und unser Verwalter erläuterten, dass unsere Annahme, dass alle Trinkgelder in einen Topf gehen würden, falscher nicht sein könnte, denn das Bedienungspersonal nimmt das Trinkgeld an sich und sackt es ein - fertsch - das Küchenpersonal schaut in die Röhre.

Wir werden jetzt ihrer Bitte folgen und Madame am Ende des Urlaubs einen größeren Trinkgeldbetrag übergeben, den sie dann unter dem Küchenpersonal verteilt. Auch recht, auch wenn es für uns sehr ungewohnt sein dürfte, den Rechnungsbetrag mehr oder weniger genau zu bezahlen, und unsere Oberkellnerin wird auch ein bisschen komisch gucken und Madame (und uns) womöglich ein bisschen verfluchen ... Sei's drum ...

Es ging relativ spät ins Bett, nachdem der Verwalter abgehauen war und wir uns mit Händen und Füßen verständigten (leider ist unser Französisch wirklich ganz grässlich, das merkt man erst so richtig, wenn man nicht notfalls auf Englisch ausweichen kann - wobei ich ja, wie schon öfter erwähnt, gerade in Frankreich diese Erfahrung schon lange nicht mehr, ehrlich gesagt überhaupt noch nie, gemacht habe. Lustig war es trotzdem auf alle Fälle.

Joa, und der (Ananas-)Schnaps und der Cocktail, und was es nicht alles war, sorgte dann dafür, dass ich das Blogschreiben auf heute Morgen verschoben habe.

Der Blogeintrag vorgestern Abend war der 500. Post in der Geschichte dieses Blogs. Seit der Eröffnung des Blogs mit der Istanbul-Aserbaidschan-Reise im Juli 2009 waren das also etwa 65 Blogeinträge pro Jahr. Eine meiner anderen Privatstatistiken sagt, dass ich in dieser Zeit über 450.000 Kilometer in der Weltgeschichte herumgeflogen bin, das sind mehr als elf Weltumrundungen. Georgien war mein 54. Land, die Elfenbeinküste ist das 115. - in den knapp acht Jahren waren das also 62 neue Länder, mehr als in den fast 27 Jahren meines Lebens zuvor.

Schön war's in aller Regel, interessant immer - auf die nächsten 500 Einträge!

Grand-Bassam

Grand-Basssm

Montag, 20. März 2017

Badespaß à l'ivoirienne

..., also auf ivorische Weise, haben wir heute gehabt.

Zunächst aber einmal waren meine Ma und ich heute sehr früh wach, so früh, wie ich sonst nie wach bin: gegen 6.30 Uhr. Um 7 Uhr verließen wir das Zimmer und machten einen Strandspaziergang, in dessen Verlauf ich mehrfach den Verlauf unternahm, irgendwie in die Fluten zu kommen.

Während also meine Mutter am Strand im Kopf summierte, was die Aufzucht dieses Prachtexemplars von Sohn, der sich hier gerade sehenden Auges umbringen wollte, gekostet hatte, stemmte ich mich gegen den Sog, wenn das Wasser einer Welle wieder zurück ins Meer wollte. Machte Spaß, aber viel weiter traute ich mich dann doch nicht rein.

Nach dem vierten oder fünften Versuch gab es für jetzt auf, wir gingen frühstücken - heute gab's leider keine Mango, aber immer noch die extrem leckere Ananas und die sehr gute Papaya wie gestern. Danach lagen wir am Strand unter Palmen, lasen, unterhielten uns ... Um 12 Uhr ging ich mal einen weiteren Versuch starten, kam aber auch nicht so arg viel weiter, spielte ein bisschen Baumeister, indem ich mit den Füßen Rinnen und Staudämme in den Sand zog, nur um zu sehen, wie diese Sekunden später vom Wasser zerstört wurden. Weg, einfach weg - dramatisch ...

Auf diese frustrierende Erfahrung hin gab es erstmal Frühschoppen, der - wie gestern - übergangslos ins Mittagessen überging. Diesmal aß meine Mutter wieder Kaninchen und Allocó, während ich heute wieder Kédjénou aß, aber diesmal vom Huhn, und dazu Yam-Pommes. Yammy, um mal billige Wortspiel-Punkte zu machen.

Wie immer in den letzten drei Tagen war das sehr, sehr lecker und wurde mit dem ein oder anderen Flaguette (ein kleines Fläschchen der Biermarke "Flag") noch verfeinert.

Danach war nochmal eine Runde Stranderholung angesagt. Nach dem Fertiglesen meiner Zeitschrift ging ich nochmal runter an den Strand und erinnerte mich daran, wie die Ivorer am Samstag hier "gebadet" hatten. Ganz einfach, man setzt sich in den Sand und lässt sich von der ankommenden Brandung ein bisschen in der Gegend herumschubsen. Danach ist man zwar sandig bis weit in die Badehose hinein, aber Spaß macht es sehr großen - auch meine Ma fand das sehr lustig und fragte anschließend, ob wir das morgen wieder machen ... (Während sie nicht hinguckte, war ich auch mal ein bisschen weiter im Wasser, aber sehr viel weiter als zehn Meter hinein traue auch ich mich nicht, und ich bin durchaus kein ganz schlechter Schwimmer und werde nicht von jeder Zehn-Zentimeter-Welle umgeworfen - naja, ich muss die Wellen erstmal kennenlernen, jeden Tag ein bisschen weiter ...)

Wir duschten uns gründlich ab, sprangen noch in den badewannetemperierten Pool und setzten uns dann zum Sundowner wieder an den Strand. Zwei Haus-Cocktails später zahlten wir uns sind nun doch wieder relativ früh in unserer Bude.

Morgen geht es nach Grand-Bassam, mal sehen, was wir dort so zu sehen bekommen ...

Heute war das einfach mal nur Urlaub - so, so toll ...

Sonntag, 19. März 2017

Angefreundet

... haben wir uns heute auf alle Fälle mit unserer Anlage, aber auch mit dem Verwalter, der uns gestern mitabgeholt hatte und einem schweizerisch-ivorischen Ehepaar, das plötzlich auch bei uns mit am Tisch saß.

Nachdem ich um halb vier meiner Mutter zum Geburtstag gratuliert hatte, schlief ich weiter und wachte irgendwann um acht Uhr auf. Keine Mutter in Sicht, nirgends. Nach einem Strandspaziergang kam sie aber dann wieder ins Zimmer, ehe wir zum Frühstück aufbrachen. Es gab viel Brot, Marmelade und viele leckere Ananas (ja, mir schmecken sogar die Ananas hier), Orangen, Papayas und - ganz besonders und extrem hervorragend - superleckere Mangos. Morgen wieder haben ich will ...

Wir machten einen - kurzen - Strandspaziergang, wagten uns aber wegen der doch hübsch hohen Wellen doch noch nicht ins Meer, machten nochmal einen kurzen Abstecher in unser Restaurant und legten uns dann an den Strand. Nach zwei Stunden bekamen wir ein Hüngerchen und nahmen am Tisch Platz.

Wir bestellten zur Feier des Tages Langusten mit Allocó (die leckeren Bananen von gestern) für meine Ma und Kédjénou vom Fisch (eine Art Eintopf) mit Attiéké (fermentierter Manjok), ein typisch ivorisches Essen. Beides war ziemlich lecker, auch wenn die meiner Ma die Arbeit schon erledigt und die Viecher zum Teil geknackt hatten, was meine Ma nicht ganz so toll fand - das Knacken ist doch ihre liebste Arbeit, Mann!

Irgendwie blieb der Verwalter bei uns hängen, und er erzählte uns seine Abenteuer als Mitarbeiter von Cap Anamur hier in der Elfenbeinküste und anderswo. Er bot uns seinen Honiglikör an, aber eigentlich hatten wir schon geplant, noch ein bisschen am Strand zu liegen. Wir wollten gerade aufbrechen, da kam ein Schweizer mit seiner ivorischen Frau an und erzählte uns aus allererster Hand (der Verwalter ist nur temporär hier) vom Leben in diesem Land - und sparte nicht mit Kritik an der Regierung und den Franzosen. Das Ganze gipfelte in der Aussage, dass die Ivorer heute mehr kolonialisiert seien als vor der Unabhängigkeit - naja, das kann ich wirklich nicht beurteilen ...

Sehr lustig war aber, dass der Typ meinen Heimatort, die Weltstadt Bonndorf im Schwarzwald, kannte, weil er vor Jahren mit seiner religiösen Vereinigung zum Laubhüttenfest in Bonndorf weilte. Schon lustig, wenn man an der Elfenbeinküste einen Schweizer trifft, der vom Schwarzwaldhotel, von der Germania und vom Café di Lisi erzählt (so, jetzt habe ich aber genug Werbung gemacht ...).

Jedenfalls schenkte der Verwalter uns dann doch seinen Honiglikör aus und holte dann noch seinen Mangolikör aus dem Geheimfach. Sehr, sehr lecker und aufs Haus - dabei hatten wir ja nicht von Mutters Geburtstag erzählt ...

Mit dem Am-Strand-Liegen wurde es dann doch nichts mehr und jetzt sind wir um 19 Uhr im Zimmer und meine Ma liegt an ihrem Geburtstag schon im Bett. Gerade war hier Stromausfall (eine Minute, also erträglich), aber ich gehe auch gleich in die Heia. Seeluft macht müde, sagt man so schön, und ein bisschen am Schnaps wird es auch liegen ...

Am Dienstag geht es nach Grand-Bassam, die erste Kolonialhauptstadt, am Mittwoch dann mit Frank nach Abidjan - das Hotel empfiehlt die Mitnahme eines Reiseführers, gut, dann machen wir das so ...

Aber jetzt geht's erstmal ins Bett.

Fotos:
Leerer Flieger nach Accra

Zugang zum Strand

Lecker Frühstück (Manga, Papaya, Ananas ...)

Meer ist Meer, nanaaaananana

Spuren im Sand (die Dinosaurier-Abdrücke sind von mir)

Samstag, 18. März 2017

Bisschen früher

... als gedacht kam ich heute in mein 114. Land ...

Aber erstmal Spannungsbogen:

Wir kamen gestern einigermaßen pünktlich los und hatten einen ziemlich leeren Flieger, sodass sowohl meine Ma als auch ich uns jeweils in eine Dreierreihe legen und dort ein bisschen pennen konnten. Am Ende habe ich nur zwei Stunden (maximal) mit dem Kopf auf der harten Sitzlehne (trotz zweier Kopfkissen dazwischen) geschlafen, aber immerhin sind das zwei Stunden mehr als üblich.

Ethiopian Airlines hat leider keine deutschsprachigen Filme im Angebot, sodass ich von "Arrival" nur die Hälfte verstand (komischerweise verstehe ich englischsprachige Serien deutlich besser als englischsprachige Filme, das ist mir irgendwie unklar ...), aber wenigstens guckte ich nur einen Film auf dem Flug nach Addis.

In Addis angekommen, musste ich mich sehr zusammenreißen, nicht in die bestialisch stinkende Flughafentoilette zu ... mich zu übergeben, und das lag nicht an übermäßigem Konsum alholischer Getränke, sondern wirklich an dem üblen Geruch. Wir setzten uns - morgens um halb sieben - in die Bar, gerieten mit drei anderen Deutschen an den Tisch, der eine (auf dem Weg nach Mombasa) bestellte ein Bier (morgens um halb sieben), meine Mutter war vernünftiger ...

Wir waren als Erste mit dem Boarden dran, verabschiedeten uns also von den anderen und begaben uns zum Gate. Liebe Äthiopier, ihr habt an diesem bekloppten Terminal 2 in Addis Abeba genau drei Sicherheitskontrollen - da muss es doch möglich sein, an jeder Sicherheitskontrolle einen Mann und - zum Henker - eine Frau zur Nachkontrolle zu positionieren, falls es bei jemandem piept.

Die Titanhüfte meiner Mutter (oder sonstwas an ihr) piepte, und weil sie an unserer Sicherheitskontrolle halt meine Frau hatten, wurde meine Mutter wieder weggeschickt und musste in die andere Sicherheitskontrolle. Das Schuheausziehen kann man ja den Amis nachmachen, wenn man unbedingt will (auch wenn's beknackt ist), aber sowas ist einfach nur, Entschuldigung, komplett bescheuert.

Als es ans Boarden in Addis Abeba für unseren Flug nach Accra in Ghana ging, hatte ich mich schon wieder ein bisschen beruhigt. Die Ruhe wurde durch - abermals - sehr viel Platz in den hinteren Sitzreihen belohnt, sodass meine Mutter und ich jedenfalls in Business-Class-Besetzung (A und C mit freiem Platz B) sitzen konnten.

Diesmal wurde es eine lustige Komödie ("Spy") während des Fluges, aber das Spannendste an diesem ganzen Tag kam jetzt erst ...

In Accra wurden wir vom Bus zur Anreise bugsiert, mussten durch die Ebola-Kontrolle (haha) und unsere Impfpässe vorzeigen und wollten dann hoch in den Transitbereich, weil wir ja noch die Bordkarten für den verbleibenden Emirates-Flug von Accra nach Abidjan holen mussten - die konnte man uns beim Check-in in Frankfurt noch nicht ausstellen.

Die Rechnung hatten wir allerdings ohne das außerordentlich kompetente Bodenpersonal in Accra gemacht. Die sagten uns nämlich, wir müssten unser Gepäck holen und in Accra wieder einchecken, weil Emirates beim Check-in die Leute persönlich sehen wollte.

Erstens, liebe Leute, war das nicht Inhalt unserer Vertragsbeziehung zu dem Reiseveranstalter und insbesondere nicht zu den Fluggesellschaften, denn unsere Flüge wurden als eine Buchung verwaltet, und ja, unser Gepäck wurde - jedenfalls laut Angabe auf unserem Gepäckschein - bis nach Abidjan durchgecheckt. Das sah die außerordentlich kompetente (ich weiß, ich wiederhole mich und hätte mich gerade ironischerweise bei "kompetent" fast vertippt ...) allerdings nicht ein. Das zweite, deutlich größere Problem war, dass wir für Ghana ein Visum bräuchten, und zwar auch für den Transit.

Es wurde Bodenpersonal von Ethiopian Airlines angerufen und die machten (jetzt aber nicht mehr ironisch) das Beste aus der verfahrenen Situation. Die Dame sagte mir, es reiche, wenn nur ich mit ihr rausgehe, das Gepäck hole und dann mit dem Pass meiner Mutter (und meinem eigenen) zum Emirates-Check-in gehen und unser Gepäck einchecke (soviel zu dem "Emirates will die Leute persönlich beim Check-in sehen" der ersten - jetzt wieder ironisch - hochkompetenten Sicherheitsfachtante ... Argh!).

Das Problem mit dem fehlenden Transitvisum sollte dadurch gelöst werden, dass ich 50 Dollar in meinen Pass lege und sie mit den Grenzern spricht. Das wäre ja einfach gewesen, wenn natürlich auch offensichtlich Korruption, wenn ich denn 50 Dollar in bar gehabt hätte. Jetzt hatte ich nur ein paar Zwanzig-Euro-Scheine dabei ... Ich ließ es also erstmal darauf ankommen, legte 40 Euro in meinen Pass und gab ihn meiner (jetzt wieder unironisch) sehr handlungsstarken Ethiopian-Airlines-Tante (wer mit der Ironie nicht mehr hinterherkommt: Flughafen-Bodenpersonal doof, Fluggesellschaft-Bodenpersonal gut) ...

Die sprach mit dem Grenzer, füllte meinen Einreisezettel aus, der Grenzer brachte den Zettel und meinen Pass einer zweiten Grenzerin, und der erste Grenzer wollte, weil er das alles für mich erledigte ("I sort it out for you"), noch fünf Euro extra haben. Joa, die hätte er sogar gekriegt, wenn ich denn fünf Euro in Scheinen gehabt hätte, hatte ich aber nicht (siehe oben). Während ich also jetzt vier Euro in Münzen (einschließlich zweier Fünfzig-Cent-Münzen) herauskramte, mischte sich ein dritter Grenzer ein (weil mein erster keine Münzen haben wollte) und fragte, ob ich das Geld nicht haben will. Doppel-Argh - wollt ihr mich denn alle verarschen?

44 Euro war ich jetzt also für einen Stempel im Pass los, ohne dass dieser Pass jemals ein ghanaisches Transitvisum gesehen hätte, aber immerhin noch ein paar Dollar weniger als die ursprünglich genannten 50 Dollar. Derweil harrte meine Mutter im Transitbereich der Dinge, die da kommen sollten ...

Die Damen (inzwischen waren es zwei von Ethiopian geworden) begleiteten mich zum Gepäckband - und unser Gepäck kam ... natürlich nicht! Ein weiterer Ethiopian-Airlines-Mitarbeiter wurde hinzugezogen, und finalmente wurde eruiert, dass unser Gepäck - oh Wunder der Technik - doch durchgecheckt würde ... Ich hatte jetzt die Wahl zwischen Wutausbruch und Glückseligkeit - wieso Glückseligkeit, um Gottes Willen?

Nun, durch diese Bestechungsaktion oder - nennen wir es besser so - unorthodoxe Beschaffung eines Transitvisums hatte ich jetzt einen tollen ghanaischen Stempel im Pass, der mich zu einem 48-stündigen Transit in diesem wunderbaren Land (ob das jetzt ironisch gemeint ist oder nicht, überlasse ich dem geneigten Leser) berechtigte ... Damit war ich "ordnungsgemäß" (höhö) eingereist und dementsprechend wird Ghana jetzt nicht als mein Land Nr. 113+1, sondern als vollwertiges Land Nr. 114 gezählt - dafür haben sich die 44 Euro fast gelohnt, denn so billig komme ich nicht mehr nach Ghana ...

Ich entschied mich also für grenzdebiles Grinsen, als ich hinter der Ethiopian-Tante vom Gepäckband zum Zoll (der ließ mich in Ruhe), aus dem Flughafengebäude (Ankunft) heraus, die Rampe hoch, ins Flughafengebäude (Abflug) hinein, dort durch die erste Sicherheitskontrolle und durch die Dokumentenkontrolle (ich hatte natürlich beide Pässe, beide Impfpässe und beide Visa für die Elfenbeinküste dabei) zum Check-in watschelte.

Die Emirates-Check-in-Dame begrüßte mich mit "Wie geht's?", was ich grinsend mit "gut" beantwortete ... Während mir die Bordkarten für meine Mutter und mich ausgestellt wurden ("Report for boarding now"), diskutierten da hinten nochmal geschätzt fünf Leute, ob unser Gepäck jetzt durchgecheckt würde oder nicht. Mir wurde versichert, dass das Gepäck wirklich durchgecheckt würde, was natürlich gut war - andererseits hatte die Bodenpersonal-Fachtante (also die ironisch kompetente ...) in dem ganzen Chaos unsere Gepäck-Tags an sich genommen und wahrscheinlich inzwischen längst entsorgt ... Argh.

Die eine der beiden Ethiopian-Damen ging nun mit dem Pass und der Bordkarte meiner Mutter, aber nicht mit ihrem Visum (dazu später mehr ...) zurück in den Transitbereich zu meiner Mutter, während ich der anderen Ethiopian-Dame in den Abflugbereich folgte. Natürlich musste eine Ausreisekarte ausgefüllt werden, halleluja.

Ich war davon ausgegangen, dass die mich nach dieser Aktion, die man mit sehr viel gutem Willen als "Graubereich" auslegen könnte, wieder an den gleichen Grenzern vorbei in den Transitbereich schleusen würde - "don't assume anything" (nimm nichts an), hat mich mein erster Chef gelehrt.

Nö, ich ging durch die ganz normale Ausreisekontrolle, der Grenzer fragte auch "Wie geht's", suchte das Transitvisum, fand keines und fragte dann, wann ich eingereist sei ("an hour ago", vor einer Stunde) und ob ich "nur den Stempel als Transitvisum" hätte, was ich bejahte. Das war in Ordnung (!!!) und ich wurde - selbstverständlich mit biometrischem Foto mit Carl-Zeiss-Kamera - ordnungsgemäß wieder aus Ghana ausgestempelt. Die Sicherheitskontrolle bestand aus nicht funktionierenden Röntgengeräten und nicht funktionierender Sicherheitsschleuse mit anschließender Leibes- und Gepäckvisitation (wie oft habe ich eigentlich schon "argh" geschrieben, heute?), sodass ich nach deren Überstehen nun endlich im Abflugbereich war.

Meanwhile in the transit area (unterdessen im Transitbereich): Die eine Ethiopian-Tante war zu meiner Mutter in den Transitbereich zurückgegangen und begleitete sie zur Transitsicherheitskontrolle, verabschiedete sich dann aber mit den Worten, dass ihr Sohn (also ich ...) schon oben am Gate auf sie warte. Meine Mutter überstand die Sicherheitskontrolle und wollte zum Gate, als sie von einem Emirates-Mitarbeiter auf ihr Visum angesprochen wurde, das die Ethiopian-Tante natürlich nicht mitgenommen hatte, als wir uns nach dem Check-in getrennt hatten. Da meine Mutter gesagt bekommen hatte, dass ich schon im Transitbereich wartete (in Wahrheit stand ich da gerade auch erst in der Sicherheitskontrolle), sagte sie das auch dem Mitarbeiter. Nun, er wollte - verständlicherweise (nicht ironisch!) - das Visum meiner Mutter sehen, nur war ich halt nicht aufzufinden, was für das Nervenkostüm meiner Mutter nicht unbedingt optimal war ... (Bild-Zeitung morgen: "Deutscher wegen besonders plumper Bestechung in Ghana verhaftet - Bild am Sonntag schämt sich")

Als ich dann grinsend - ob der durchaus bestehenden Hoffnung, dass jetzt alles gut wird - an die Gatekontrolle kam, sah ich meine Mutter dort sitzen, und als sie mich sah, konnte man die zentnerschwere Sorge von ihren Schultern herunterpurzeln hören!

Wir überstanden also die Visakontrolle und setzten uns ans Gate. Naja, der Bustransfer zum Flieger lief gut, Emirates hat schon ein cooles Entertainment-System, und nach einer kurzweiligen Dreiviertelstunde Flug landeten wir auch schon in Abidjan.

Wir durften in das E-Visa-Büro, wurden einigermaßen schnell abgefertigt (mit Fingerabdrücken und biometrischem Bild, was aufs Visum gedruckt wird, was nach, ähm, 16 Stunden oder so unterwegs schlimmer als jedes Verbrecherfoto (wie passend!) aussieht, äußere Klammer zu:), standen dann noch an der eigentlichen Einreise ein paar Minuten und kamen dann zum Gepäckband. Oh Wunder der modernen Welt, unser Gepäck war da. Es gab jetzt noch zwei Komplikationen: Die Ivorer prüfen, dass man nicht fremde Gepäckstücke mitnimmt, indem man das Gepäck-Tag vorzeigen muss - das hatte ja aber die ironisch kompetente Tante in Accra entsorgt, sodass wir die Kontrolleure mit Müh' und Not überzeugen konnten, den Gepäckanhänger mit den Namen in unseren Pässen zu vergleichen - wir durften passieren. Achso, und am Zoll muss man alles nochmal durchleuchten lassen, und als ich zum Ausgang wollte, haute ich mir mein Schienbein an dem Eisengestell an - aua, aber ich werde es überleben ...

Wir wurden vom Fahrer und dem (deutschen) Verwalter unseres Hotels abgeholt, fuhren eine halbe Stunde oder so aus Abidjan raus und kamen dann bei unserem Hotel an.

Meine Ma ist leider nicht so richtig begeistert, was ich verstehen kann, was ich auch vorher schon ahnte, aber irgendwie gibt es an der Elfenbeinküste kaum bezahlbare und gleichzeitig mit "gut" bewertete Hotels. Das Zimmer und die Anlage sind ziemlich einfach, aber der Strand ist - auf der Breite der Anlage - vom gröbsten Müll geräumt (der Müll liegt dann halt jenseits der fiktiven Grundstücksgrenze ...) und ansonsten ziemlich schick, nur der Atlantik ist halt ein bisschen wild hier. Aber ein bisschen planschen werden wir hoffentlich können die nächsten Tage.

Die Bewertungen haben auch insofern recht, dass man auf das Essen hier lange warten muss (ca. eine Stunde). Aber die Wartezeit überbrückten wir mit mehr oder weniger kalten Hopfenkaltschalen - und das Warten lohnte sich, denn das Kaninchen, die Tintenfische und auch das Allokó (in Ei gebratene und mit Chili bestreute Kochbananen) waren ganz hervorragend, und das zu einem bei der Aussicht und der Qualität ganz akzeptablen Preis.

Jetzt gehe ich noch gleich duschen und dann geht's ins wohlverdiente Bett (meine Mutter merkte gerade, dass das Moskitonetz nicht über das gesamte Bett geht, naja, sei's drum ...).

Zwei neue Länder an einem Tag, das habe ich schon lange nicht mehr geschafft, und wenn es so unerwartet ist wie heute, dann ist das noch schöner. Allerdings hätte ich gerade von Ghana nicht unbedingt erwartet, dass man so - naja - unorthodox an ein Visum kommt, aber sonst hätten wir halt ein echtes Problem gehabt. Ethiopian und Emirates kriegen noch einen Brief, dass sie uns die "Visumgebühr" bestimmt gerne ersetzen, wenn sie schon so einen Mist anbieten, ohne einen darauf hinzuweisen, aber am Ende kann ich die 44 Euro noch verkraften für ein zusätzliches neues Land.

So, die nächsten Tage werden Strand und Sonne und hoffentlich Schwimmen - das wird schon ...

Freitag, 17. März 2017

Die langsamste Schlange der Welt

... gab es hier eben am Baggage-Drop-off-Schalter von Ethiopian Airlines am Frankfurter Flughafen. Liebe Ethiopian-Airlines-Kollegen, es ist nicht hilfreich, die Leute zum Online-Check-in zu bewegen, wenn die Schlange am Drop-off langsamer ist als die Schlange der Leute, die nicht online eingecheckt habt. Ehrlich gesagt, das ist sogar ziemlich bescheuert ...

Naja, sei's drum, wir haben jetzt eingecheckt (wir müssen uns in Accra am Transfer-Schalter noch die Bordkarte für das letzte Teilstück von Accra nach Abidjan besorgen, aber das Gepäck geht bis Abidjan durch, ist auch besser so, sonst würden wir ohne ghanaisches Visum ziemlich doof aus der Wäsche gucken ...), haben die Sicherheitskontrolle überstanden und sind - beim Grenzer, weil die Schlange so kurz war - ausgereist ...

Ein lecker Bierchen steht für teuer Geld vor uns, gegessen wird im Flieger. Gleich muss ich noch die Kontaktlinsen rausnehmen, dann steht dem Flugvergnügen nach Addis Abeba nichts mehr im Wege.

In Addis haben wir zwei Stunden Zeit zum Umsteigen, in Accra dann auch nochmal, sodass wir am Nachmittag des morgigen Samstags in Abidjan ankommen sollten. Der Check-in-Held hat nicht mal geprüft, ob wir ein Visum für Abidjan haben, naja, die werden wohl auf die Vernunft der Reisenden vertrauen.

Mal sehen, wie schnell die formale Visumerteilung funktioniert, aber ich hoffe, dass wir morgen Abend noch in das angeblich 28 Grad warme Wasser steigen können.

Schön wird's ... Hoffe ich.

Freitag, 10. März 2017

Fast

... hätte ich gestern Abend großen Mist gebaut.

Als stolzer Inhaber von zwei deutschen Reisepässen muss ich mich entscheiden, welchen Pass ich für welche Reise verwende. Nun, ich habe Gründe, für die Sudan-Reise im April meinen Zweitpass zu verwenden. Ein solcher Grund könnte beispielsweise sein, dass in diesem Pass kein Stempel eines Landes enthalten ist, mit dem die sudanesische Regierung nicht ganz so freundschaftlich verbunden ist (der Name eines solchen Landes fängt mit "Is" an und hört mit "rael" auf) - das heißt nicht, dass das der Grund war (falls jemand von der sudanesischen Botschaft mitliest ...).

Dementsprechend habe ich für das Visum für die Elfenbeinküste meinen alten, zerfledderten, 48-seitigen Erstpass aus Jenaer Zeiten angemeldet.

Joa, und gestern Abend saß ich in meinem Wohnzimmer, sprich: im Sherry, und plötzlich fiel mir ein, dass ich diesen Erstpass (anstelle des dafür vorgesehenen Zweitpasses) in dem Briefumschlag an die sudanesische Botschaft mit mir herumtrug. Wenn ich gestern nicht so spät wie üblich aus dem Büro gekommen wäre, wäre just dieser Pass schon auf den Weg nach Berlin zur Botschaft (zum Glück macht die Post um 18 Uhr zu).

Dann wären nicht nur 40 Euro für das sudanesische Visum (verweigert) und in der Folge womöglich die Kosten für die Flugumbuchung weg gewesen, sondern auch die 73 Euro für das ivorische Visum, weil ich ja den Pass nicht mehr in Händen gehabt hätte, für den das Visum gilt.

Nun, heute Morgen habe ich den Visumantrag nochmal ausfüllt, nochmal das Stempelkissen für die Fingerabdrücke (lustig ...) bemüht, nochmal das Passbild druffgeklebt und dann mit dem richtigen Pass zur Post geschafft. Die beiden Einschreiben (an die Botschaft und dann später zu mir zurück) kosten zusammen auch nur 7,90 Euro, das hätte ich teurer erwartet.

So, und nun harre ich der Dinge, die da kommen. Die Bewertungen der sudanesischen Botschaft sind nicht so prickelnd, aber ich lasse ihnen ja die 15 bis 20 Arbeitstage, die sie angeblich brauchen, sodass ich hoffe, dass mein Pass spätestens Anfang April wieder bei mir ist, denn am 12. April geht es ja dann los nach Kairo.

In einer Woche um diese Zeit bin ich mit großer Sicherheit schon in allergrößter Urlaubsvorfreude, dann in einer Woche geht es abends um 21.35 Uhr los über Addis Abeba und Accra, bis wir am Samstag um 14.25 Uhr Ortszeit in Abidjan landen. Ich wiederhole mich, aber ich freue mich so sehr auf Sonne und Strand ...

Donnerstag, 2. März 2017

LH 3602

... ist die Nummer meines heutigen "Fluges" vom Frankfurter Flughafen (FRA) nach Köln Hauptbahnhof (Flughafen-Code QKL), denn heute fahre ich für ein Seminar nach Düsseldorf und muss in Köln umsteigen. Einen "Flug" komplett ohne Sicherheitskontrolle hatte ich auch selten ...

Ich habe im Überschwang der Gefühle bezüglich der Reise an die Elfenbeinküste schon wieder Fake News produziert, denn das Zertifikat, das ich unmittelbar nach der Bezahlung der 73 Euro für die Visa bekommen hatte, war nur eine Zahlungsbestätigung - das zweite Zertifikat, das, mit wir nun wirklich am Flughafen einchecken können mit der mehr oder weniger festen Zusage, dass wir das Visum dann in Abidjan am Flughafen bekommen, kam dann am Dienstag Abend per E-Mail. Das sieht auch schick aus ...

In Abidjan am Flughafen müssen wir dann zusätzlich zu Pass, Passkopie (für deren Akten), Hotel- und Rückflugbestätigung einen Nachweis über die Gelbfieberimpfung führen - das ist kein Problem (wenn wir nicht unsere Impfpässe vergessen ...), denn wir haben die Gelbfieberimpfung ja schon 2010 machen lassen, ehe es nach Südafrika ging.

Offiziell muss man auch noch - ich zitiere aus der englischen (!) Webseite - "[l]’original de la copie intégrale ou l'extrait d'acte de naissance", also nach meinem Verständnis der französischen Sprache (ich sage nur "charcuterie", höhö) eine Geburtsurkunde, mitbringen - naja, da muss meine Ma mal unser Stammbuch durchsuchen, wobei ich - ehrlich gesagt - nicht glaube, dass die Visumerteilung daran scheitern wird.

In 15 Tagen geht es los, und ich freue mich so sehr auf ein paar Tage einfach nur am Strand ...