So, grammatikalisch war das jetzt sowas von falsch, aber man wird gleich erfahren, was gemeint ist.
Wir haben heute einigermaßen ausgeschlafen und dann einen Anruf der Hausbesitzer erhalten; der Mann spricht gutes Englisch, die Frau sogar sehr gutes Deutsch. Sie sind, wenn ich sie richtig verstanden habe, gerade im Urlaub ...
Danach fuhren wir, nachdem ich das Auto unter "Mithilfe" eines älteren Dorfeinwohners ausgeparkt hatte (ohne ihm den Fuß abzufahren, weil er sich mir ständig in den Weg stellte ...), in Richtung Nikosia. Dort wurden wir fast von einem Parkplatzwächter abgezockt, der pro Stunde 3 Euro haben wollte, obwohl an der Einfahrt groß und breit "3 € all day" dran stand. Zum Glück war ein kurzes Stück weiter (und noch näher an der Hauptstraße der Altstadt) ein Parkhaus, in dem wir gut parken konnten.
Wir gingen ein paar Schritte und waren in der Ledra-Straße, die bis vor drei Jahren eine Sackgasse war, weil sie direkt an der Green Line, also an der Waffenstillstandslinie zwischen den Zypern-Griechen und den Zypern-Türken, liegt. Erst einmal gingen wir aber von der Grenze weg und schauten uns ein wenig im griechisch-zyprischen Teil der Altstadt um, ehe wir den Grenzübertritt in die "Türkische Republik Nordzypern" wagten, einen Staat, den außer der Türkei kein anderer Staat der Erde anerkennt ... Weil er aber eben von der Türkei, einem UN-Mitgliedstaat, anerkannt wird, zählt er bei mir als Land, genauer, als mein 74. Land.
Der Grenzübertritt war sehr entspannt, im Niemandsland war ein Lager der Occupy-Leute, der türkisch-zyprische Grenzer sprach ein wenig Deutsch und stempelte auf Nachfrage den Stempel in den Pass (anstatt auf ein Blatt-Visum).
Es war faszinierend, wie sich innerhalb von hundert Metern die Zustände änderten. Klar, die Leute sprachen Türkisch, aber auch die Atmosphäre war anders, naja, halt, irgendwie, hm, türkischer ... Wir gingen ein wenig im türkischen Teil der Altstadt umher, besuchten den Atatürk-Platz. Insgesamt genossen wir es aber, mehr oder weniger ziellos in der Altstadt umherzuschlendern. Hier eine Moschee, die mal eine Kirche war, dort ein Handwerksbetrieb, hier eine Kneipe, dort ein Geschäft, das gefälschte Handtaschen feilbot.
Nach einem guten Essen in einem kleinen Lokanta (die Besitzerin war ein wenig enttäuscht, weil wir mit zuvor gewechselten türkischen Lira bezahlten und nicht in Euro, mit denen sie einen hübschen Wechselgewinn gemacht hätte) wanderten wir noch ein wenig umher, ehe wir wieder in den griechisch-zyprischen Teil gingen. Auch hier alles entspannt.
In Süd-Nikosia fiel uns wieder die Masse an asiatischen Frauen auf. Wo kamen die alle her? Wozu waren die in der Stadt? Der südliche Teil der Altstadt war (Weihnachten!) jedenfalls deutlich leerer und ungeschäftiger als der nördliche Teil, wohlfühlen konnte man sich aber in beiden.
Wir verlängerten unsere dreiviertelstündige Fahrt durch einen Besuch am Governor's Beach, einer schönen Steinküste, und fuhren über einen Fischerort namens Zygi in der Nähe unseres Dörfchens zurück in dieses. Den Abend verbrachten wir wieder in unserer 30-Männer-eine-Mutter-Kneipe bei unserem Häuschen.
Alles gut. Morgen geht es in den Osten der Insel, Richtung Agia Napa, und danach vielleicht nach Famagusta oder auf die Karpaz-Halbinsel. Wir werden sehen, wo wir morgen Abend gewesen sein werden.
Fotos: Agia Sophia von Nord-Nikosia, Steinküste am Governor's Beach in Südzypern
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