Der Flieger war - jedenfalls hinten, wo wir saßen - einigermaßen leer, sodass ich mich nach dem Start auf eine Dreierreihe langlegen und sogar zwei, zweieinhalb Stündchen schlafen konnte (oder jedenfalls etwas Ähnliches tun). Während es Christian gestern Abend noch aus eigener Kraft zum Gate geschafft hatte, war heute Morgen der Ofen aus, sodass wir einen Rollstuhl organisierten und mit diesem die Einreise und Zollkontrolle überstanden.
Das WLAN am Flughafen hier funktioniert nicht so richtig, sodass ich für 3,23 Euro eine SIM-Karte samt Datenpaket für den Tag besorgte und unserem Guide schrieb. Eigentlich hatte ich gedacht, dass der uns erst um 8.30 Uhr abholen würde, aber der stand schon um 6 Uhr da und hatte mich auch schon beobachtet, aber war sich nicht sicher genug, dass ich ich bin, um mich anzusprechen ...
Jedenfalls fanden wir uns, zum Auto ging es dann ein paar Treppen hoch, das ging einigermaßen, aber ansonsten blieb Christian den Tag im oder am Auto.
Daniel fuhr erst einmal mit uns in die Stadt, weil zum einen das Licht noch nicht ganz so toll war und zum anderen die Sehenswürdigkeiten noch nicht geöffnet waren. An einem Hotel mit wunderschönem Blick auf die Bucht frühstückten wir und unterhielten uns weiter angeregt mit Daniel:
In Papua-Neuguinea, das ca. 12 Millionen Einwohner hat, werden 850 Sprachen gesprochen. Das Land ist fast ausschließlich christlich, was die Papua-Neuguineer aber nicht davon abhält, auch noch ihren Stammesgöttern zu huldigen und auch eine Zweit- oder Drittfrau zu haben. Insgesamt haben die Stämme eine sehr hohe Bedeutung ("Der Stamm ist die Familie"); heiratet eine Frau, so wird an deren Eltern ein Brautpreis bezahlt und die Frau wird Mitglied des Stamms des Ehemannes. Bei einer Scheidung behält derjenige die Kinder, der nicht "abgehauen" ist; ggf. ist der Brautpreis zurückzuzahlen.
Daniel stammt aus Mount Hagen, aus dem Hochland (der "Mount Hagen" ist nach einem deutschen Kolonialisten benannt, den der nördliche Teil von Papua-Neuguinea war bis 1919 deutsche Kolonie) und will uns dort bei unserem nächsten Besuch hinkriegen, damit wir dort richtig die Kultur Papua-Neuguineas kennenlernen.
Wir sprachen über Korruption (erst, seit die Chinesen da sind, sagte er), über Bougainville (die werden unabhängig, meint er, wenn sie dafür bereit sind), über Rugby League (beliebteste Sport hier), die deutsche Kolonialgeschichte (gar nicht so furchtbar), das Rentensystem in Deutschland und die Frage, inwieweit Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft, weil wir darauf über die Frage, wie viele Kinder eine Frau hier im Durchschnitt habe (vier bis fünf) kamen, und, und, und ... Bestimmt fällt mir noch jede Menge ein, wenn ich mal Muße für ein Fazit habe.
Jedenfalls fuhren wir dann so langsam über einige Aussichtspunkte (bei einem direkt vor der nordischen Botschaft wurden wir vom Wachmann - sehr freundlich - gebeten, nur Fotos von der Bucht und nicht etwa von der Botschaft zu machen, jaha ...) zum Fischmarkt. Dort gibt es keine Kühlung, aber der Fisch (sehr lecker aussehender Oktopus darunter und viele, teilweise sehr bunte Fische, besonders der Echte Steinfisch hat es uns in seiner Hässlichkeit angetan - ist aber, wenn man ihm in freier Wildbahn begegnet, sehr toxisch!) ist so frisch, dass das anscheinend nicht notwendig ist.
Weiter ging es am APEC-Gebäude, in dem Ende der 2010er-Jahre ein Gipfeltreffen stattgefunden an, und an einem mehr oder weniger ansehnlichen Strand vorbei. Von einem weiteren Aussichtspunkt schauten wir auf den (kleinen und trotz allem eher ländlich wirkenden) Innenstadtkern und auf das Pfahlbautendorf Hanuabada. In dieses Dorf - vorbei an der US-Botschaft - ging es im Folgenden.
Port Moresby gilt nicht als so völlig sicher, aber wir fühlten uns mit Daniel auch in diesem armen und schon vermüllten Stadtviertel, das aber nicht wie ein Slum oder so wirkt, völlig sicher.
Nun ging es aber in die Außenbezirke, zunächst zum Adventure Park PNG. Dort waren wir die einzigen Gäste, die die Orchideen und ganz besonders die verschiedenen Paradiesvögel (den Nationalvogel des Landes) bewunderten - ein bisschen verstochen wurden Jessi und ich dort auch, aber wir hoffen, dass wir auch das überstehen.
Den Abschluss der Tour bildeten das Nationalmuseum, das vollgestopft ist mit verschiedenen Masken und Skulpturen aus den verschiedenen Landesteilen sowie mit einer interessanten Ausstellung über die Geschichte Papua-Neuguineas im Zweiten Weltkrieg, und der Besuch im Nationalparlament.
Daniel bog ein auf die Vorfahrt, der Wächter guckte mal kurz ins Auto, die beiden kannten sich offenbar, und so fuhren wir über die offizielle Auffahrt zum Nationalparlament von Papua-Neuguinea. Außen darf man Fotos machen, und die machten wir eifrig - und dann, sagte Daniel, sollten wir einfach anklopfen, dann könnten wir auch ins Gebäude rein.
Gesagt, getan, das Anklopfen brachte nix, aber die Türe war offen, und da saß ein junger Mann, der uns ein bisschen herumführte. Unten war eine Fotogalerie der Präsidenten des Parlaments und der Premierminister, das Highlight war aber, dass wir den Plenarsaal besichtigen konnten - das war schick ... Fotos durfte ich da wirklich nicht machen, aber das war okay für mich ...
Jetzt war aber es für uns auch genug, Daniel brachte uns zum Flughafen zurück, wir konnten schon durch die Sicherheitskontrolle und warten nach den Getränken nun am Gate auf das Boarding und den Weiterflug nach Australien. Und wenn wir da heute ankommen, sind wir, glaube ich, alle glücklich ...
Aus Australien kommt vielleicht heute Abend auch noch ein Update in inzwischen eingeübter Manier ...
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Parlament |
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Nationalmuseum I |
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Nationalmuseum II |
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Kein Paradiesvogel |
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Das schon, glaube ich |
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... und noch zwei (Männchen und Weibchen, meine ich) |
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Bei den Orchideen |
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Jo, hübsch ja, amazing ist wahrscheinlich Geschmackssache |
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Blick auf Stadt und Hügel (überall sind Hügel) |
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Stelzendorf in der Nähe des Fischmarktes |
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Wir saßen dann gemütlich (naja, Christian mehr oder weniger gemütlich ...) in der Bar da am Flughafen, bis Madame Rollstuhl kam und meinte, sie brauche mal kurz den Rollstuhl. In Helsinki hatten wir uns noch über die riesige Anzahl von Rollstühlen gewundert, in Port Moresby gab es halt jetzt nicht so viele ... Madame brachte den Rollstuhl aber nach getaner Arbeit wieder.
Irgendwann wurden wir des Sitzens auf den Hochstühlen müde und gingen ans Gate, zogen um, als zwei Australier von der Gaststätte aus das halbe Gate mitunterhielten, irgendwann wurde Christian von Madame abgeholt und barrierefrei zumindest aufs Rollfeld geschoben, Jessi und mir wurden noch - Nachkontrolle Australien, was für ein Witz! - die Wasserflaschen abgenommen (vor allem, weil wir sie offen sichtbar hatten, weil die Kontrolle ansonsten händisch und oberflächlich durchgeführt wurde), dann gingen wir an Bord, wo Christian schon saß.
Der nicht ganz eineinhalbstündige Flug ging schnell vorüber, ich guckte noch eine Episode meiner Folge. Am Gate wurden wir abgeholt, der arme Mann schob Christian die Gangway hoch (da wir mit einer Fokker flogen, musste der Finger weit heruntergefahren werden und war dementsprechend steil), bis er meinte, dass ich nun schieben könne (das tat mir echt leid, dass ich ihn da hab einfach machen lassen, aber die Dame in Port Moresby betrachtete es fast als Ehrensache, selbst zu schieben ...).
Wir waren spät an der Einreise, dementsprechend ging das schnell, der Zoll ließ uns auch - sogar ohne Röntgen - fahren bzw. laufen und schon waren wir in Australien eingereist. Juchhe!
Nicht juchhe war, dass unsere Autovermietung am internationalen Terminal schon zu war und wir einen halben Kilometer mit Rollstuhl und Gepäcktrolley zum nationalen Terminal musste. Dort saß im ersten Moment auch keiner, nach fünf Minuten erschien Monsieur aber, gab sich nach einer weiteren Minute als Deutscher zu erkennen, und so wurde noch auf Deutsch geredet und die Autoanmietung vollendet.
Wir haben einen SUV mit Automatik, Christian und ich sind als Fahrer eingetragen, Christian war nun, öhm, unabkömmlich, also steuerte ich das Auto über die dunklen Straßen von Queensland (Australien/Ozeanien ist nach Europa, Nordamerika, Afrika und Asien der fünf Kontinent, auf dem ich Auto gefahren bin, tatsächlich bin ich in Südamerika noch nie gefahren ...) zu unserer Bude.
Ich holte unsere Schlüssel aus dem Nachtsafe, wir fuhren noch einkaufen, verpassten den Alkoholladen um wenige Minuten, kauften dann in der Strandkneipe Alkohol "to go" ein und brachten unsere Sachen in unsere Unterkunft.
Ich mache gleich noch einen kleinen Strandspaziergang, gehe dann noch duschen (es gibt trotz gegenteiliger Bilder in meiner Buchungsseite keinen abnehmbaren Duschkopf, Saftladen!) und dann schauen wir, dass wir morgen Christian mal zu einem Arzt bringen - sitzen kann er ja gut, den Rest des Tages wollen wir dann mal das Umland von Cairns im nördlichen Queensland erkunden, und am Mittwoch geht es zum Schnorcheln, mit oder ohne ihn, das entscheiden wir nach Tagesform.
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