Das weiß ich auch nach zwei Tage nach der Kletteraktion zum Gipfelkreuz der Zugspitze noch nicht so richtig. Ich hab zwar keinen mit Flipflops dort herumturnen sehen, aber nur eine Minderheit hatte einen Helm auf, und Leute mit Sicherung habe ich gar keine gesehen ...
Jetzt sind da regelmäßig Menschen zum Gipfelkreuz unterwegs (viele, sehr viele Menschen), und es passieren offensichtlich nicht jeden Tag tödliche Unfälle, sodass diejenigen, die da hingehen, offensichtlich weit überwiegend in der Lage sind, mit Vorsicht und den zur Verfügung gestellten Hilfsmitteln (Leitern, Tritte, Stahlseil) erfolgreich zum Gipfelkreuz und zurück zu kommen. Und ja, ich halte mich für ziemlich trittsicher, auch wenn ich das bisher eher in der Wutachschlucht als im Hochalpinen unter Beweis gestellt habe, aber ich habe mich am Stahlseil deutlich wohler gefühlt, zumal es da auch die eine oder andere ausgesetzte Stelle gibt ...
Sei es, wie es sei, am Ende war natürlich auch ein bisschen Prestigedenken und viel sportlicher Ehrgeiz dabei, auch noch die letzten Meter zum höchsten Punkt Deutschlands zu überwinden, daher habe ich das gemacht - und es hat sich natürlich gelohnt. Wir hatten traumhaftes Wetter und daher sehr, sehr gute Sicht, und auch ohne all dies war das ein erhebendes Gefühl, da zu stehen. Die letzten Meter dorthin, wo der Andrang ganz besonders groß war, waren aber nichts für schwache Nerven, und zwei junge Menschen (ältere Teenager) wurden von ihrem Vater auch zurückgepfiffen, wenige Meter vor dem Gipfel.
Meine Ma hatte, das darf ich hier erzählen, Angst um mich wie selten in ihrem Leben. Ein bisschen nachvollziehen kann ich das, denn als ich gerade an dem Törchen stand, an dem man das Touristen-Schnulliland verlässt und in den Berg klettert, hörte ich sie meinen Namen über mir rufen ... Ich guckte hoch, sie sagte aber nichts mehr, weil sie hoffte, dass ich von selbst von der Schnapsidee Abstand nehmen würde. Tat ich nicht, aber wenn ich gewusst hätte, wie sehr sie sich sorgte, hätte ich ihr das vielleicht (wahrscheinlich?) nicht zugemutet. Nun weiß ich aber auch, dass meine Mutter sich immer Sorgen macht, und dachte mir nicht viel Schlimmes dabei, als ich zunächst ein paar Meter herunterkraxelte, um dann auf die Leiter hoch zur Zwischenstation zu steigen.
Klettertechnisch ist das, glaube ich, keine Weltbestleistung, aber mit vielen Menschen, die da hoch und runter wollen, wird es ganz einfach physisch eng. Irgendwann hatte ich mal alle runtergelassen, die runterwollen, und stieg selbst hoch. Auf der Zwischenebene ist einigermaßen (einigermaßen!) Platz, aber von dort geht es - zwar mit Stahlseil zum Festhalten, aber doch über mit richtigem Klettern - die letzten fünfzehn Meter zum Gipfel. Und weil man diese letzten Meter nicht einsehen kann, staut es sich da ein wenig; kombiniert mit dem jetzt relativ tief gespannten Seil erschien es mir klüger, mich auf meinen Hosenboden zu setzen und über die letzte Erhebung drüberzurutschen - danach kann man dann die letzten drei Meter zum Gipfelkreuz ohne Probleme laufen.
Ein freundlicher, junger Inder, mit dem ich schon auf den letzten Metern gewartet hatte, machte noch Fotos von mir am Gipfelkreuz (juchhe!), dann kletterte ich wieder runter - das ging schnell, weil mir jeder Platz machte und ich mir den Platz auch nahm (das war nicht nur böser Egoismus, sondern wenn ich weg bin, so dachte ich mir, ist oben mehr Platz ...).
Ich kam zurück zu Muttern, und selbige schloss den schon verloren geglaubten Sohn in die Arme. Schlecht war ihr gestern Abend immer noch, nicht nur, wenn sie daran dachte ...
So, jetzt habe ich schon knapp 600 Worte verwendet und sollte vielleicht doch noch ein bisschen chronologisch anfangen ...
An der Kürze des Schlusses des letzten Blogeintrages kann man ablesen, dass ich Samstag Abend seelisch und moralisch nicht mehr in der Lage war, nach dem Fußballspiel noch irgendetwas Sinnvolles zu elektronischem Papier zu bringen.
Das lag natürlich (erstens) an der Gewalttour, die ich mir angetan hatte - ich hatte traumhaftes Wetter (und hab mir mangels vernünftigem Einschmieren auch einen schönen Sonnenbrand auf den Armen geholt ...).
Einerseits bin ich keineswegs untergewichtiger Mensch immer wieder froh (und am Ende stolz), auch noch 400 Höhenmeter mit 25 % Steigung zu schaffen, andererseits sollte ich - wenn ich mir sowas antue - wirklich zumindest genug Wasser und ein paar Energieriegel mitnehmen, denn so fertig war ich nicht einmal gewesen, als ich aus Achdorf kam und der Schnitzer-Wirt meinte, dass er nicht glaube, dass ich je wieder wandern würde ...
Nachdem ich mich dann wieder einigermaßen mit Spezi und Wasser und Salamibroten gestärkt und die Schuhe gewechselt hatte (ich war natürlich auch verschwitzt wie ein Biber), erzählte meine Ma mir, dass sie noch einen Kaffee abgestaubt und es sich insgesamt auf dem Parkplatz da sehr gemütlich gemacht hatte. Insgesamt war ich dann gegen 12.30 Uhr schon wieder zurück, sodass wir kurz darauf durchstarteten.
An der Lech entlang ging es nach Reutte und von dort in Richtung Schwangau. Leider folgte ich nicht dem Navi, das einen Schleichweg intus hatte, sondern folgte der Beschilderung nach Füssen, sodass wir auf die Fernpassstraße kamen - und dort im Stau standen.
Dobrindts Schergen, auch genannt Bundespolizei, machten wieder Europa kaputt, aber als wir zehn Minuten im Stau gestanden und ich mich aufgeregt hatte, wurde der Verkehr wieder flüssig. Da hat das Überstundenkonto der eingesetzten Polizisten offenbar tiefrot angezeigt, sodass sie abzogen - vor uns und unter uns in den Autos saßen ganz viele illegale Migranten, die hörbar erleichtert aufgeatmet haben ...
Wir bogen kurz vor Füssen ab und fuhren in Richtung Neuschwanstein. So richtig Lust auf Schlossbesichtigung, zu der man auch noch ein Stückchen hätte laufen müssen, hatte keiner von uns, also hielten wir nur einmal am Straßenrand und machten aus der Entfernung ein paar Fotos.
Jetzt wollten wir in Richtung Unterkunft - ich hatte zwar unsere Ankunft für 16 Uhr angekündigt, und wir waren erst um 15 Uhr auf dem Parkplatz, aber vor uns checkte schon jemand ein, sodass wir auch einchecken konnten. Wir brachten kurz Gepäck rein, aber wir hatten jetzt Hunger und Bierdurst, also machten wir uns auf zum angeblich in der Nähe befindlichen Biergarten.
Jo, da standen drei Tisch unter einem Baum neben der Eishalle (in der es himmlisch kühl war, als wir uns auf der Suche nach dem Eingang zur Gaststätte in selbige verliefen), aber die Kneipe selbst war zu. Hmpf. Der Kroate gegenüber hatte auch zu, also liefen wir in Richtung Innenstadt, denn wir wollten ins Bayrish Pub.
Das sah nicht so ganz einladend aus, vor allem im Vergleich zum Biergarten der Gaststätte direkt daneben. Das war ein Italo-Allgäuer mit kroatischem Personal, und mit unserem Ober freundeten wir uns ebenso schnell an wie mit dem Hellen bzw. Dunklen und den italienischen Vorspeisen. Ein hvala reichte, schon bekamen wir den ersten Schnaps aufs Haus.
Ich hatte Appetit auf ein Stück Fleisch und aß einen Allgäuer Zwiebelrostbraten mit Käsespätzle, meine Ma hatte mehr Lust auf Allgäuer Apfelkiachla ... Beides war sehr lecker!
Das Wetter war morgens und mittags Bombe gewesen, aber jetzt zog der Himmel zu und es fing an zu tröpfeln. Wir wollten uns in die Gaststube verziehen, aber da war jetzt ganz schön Andrang - unser Ober sah uns aber, beorderte uns zu einem Tisch - und brachte nochmal einen Schnaps ... Oh Mann!
Ein Pärchen aus Lörrach setzte sich zu uns, mit denen wir auch ab und zu ins Gespräch kamen, der Alte Opa (Bierlikör mit Sahne) wurde unvorsichtigerweise auch verzehrt, und so ..., äh, gestärkt wollten wir dann aufbrechen. Allein, es regnete in Strömen.
Uns war alles wurscht, wir wackelten durch Füssen, lachten und kicherten, in der Bude warfen wir die nassen Klamotten auf einen Haufen, und ich ging erstmal duschen - herrlich!
Danach guckten wir Fußball, also, nein, ich guckte Fußball, während meine Ma auf der Couch im Fernsehraum schlief, war aber alles egal, wir waren die einzigen Gäste im Fernsehraum, irgendwann ging meine Ma dann auch offiziell ins Bett. Ich war beim letzten Elfmeter drauf und dran, das Haus zusammenzubrüllen vor Freude, konnte mich aber gerade noch zusammenreißen - und ging dann auch bald ins Bett ...
Trotz des atemberaubenden Spiels pennte ich sofort ein, kein Wunder bei dem anstrengenden Tag, den auch ich hinter mir hatte.
Am nächsten Morgen ging der Wecker auch früh runter, denn ich wollte zeitig am Parkplatz sein, und die Website der Zugspitze empfahl eine Anreise vor 10 Uhr. Die erste Zahnradbahn fuhr um 8.45 Uhr, und so brachen wir um kurz nach 7 Uhr auf.
Wir waren schnell wieder in Österreich, fuhren über Reutte und Ehrwald in Richtung Deutschland - am Straßenrand standen wieder Dobrindts Schergen, aber deren Überstunden fingen entweder erst an oder waren schon um, sodass wir ohne Kontrolle durchfahren konnten.
Am Eibsee war noch gar nicht so wahnsinnig viel los, sodass wir ohne Probleme einen Parkplatz bekamen. Wir liefen ein paar Meter hoch zur Zahnradstation, ließen unseren Parkschein rabattieren (mit Bergfahrt kostet das Parken nur neun Euro, ohne Bergfahrt 19 ...) und gingen schon eine knappe halbe Stunde vor Abfahrt der Zahnradbahn durch das Drehkreuz.
Die Zahnradbahn ist eine Eisenbahn in Deutschland und kam dementsprechend verspätet, aber mit nicht allzu großer Verspätung ging es dann auf die etwa dreiviertelstündige Fahrt hinauf zum Zugspitzplatt. An der Zwischenstation am Riffelriß stiegen sogar Leute aus (wir hatten problemlos einen Platz bekommen, obwohl die Bahn recht voll war, als sie ankam, aber ein paar Leute stiegen auch aus), und danach fuhren wir zwanzig Minuten durch den knapp viereinhalb Kilometer Zugspitztunnel.
Dieser überwindet 1.000 Höhenmeter und ist sehr gewunden; an einer Stelle ist der Tunnel keine 20 Meter von Österreich entfernt. Am Ende landet man auf dem vom Eibsee abgewandten Seite der Zugspitze; vom Gletscher war jetzt - im Sommer - nicht so arg viel zu sehen, wir bewunderten die Kletterer, die sich von dort zu Fuß steil hinauf zur Zugspitze machten (die Spinner!), und fuhren recht bald ganz gemütlich mit der Gletscherbahn die paar Minuten hinauf zur Zugspitze.
Darauf folgte die Gipfelkreuzaktion, und nach einem kurzen Ausflug nach Österreich (kein Grenzstein auffindbar ...) nahmen wir noch ein bayerisches Frühstück mit Leberkässemmel und (alkoholfreiem!) Weißbier sowie, für den Zuckerhaushalt, damit meine Ma sich wieder erholen möge, Cola zu uns, bevor wir uns wieder zur Seilbahn begaben.
Diesmal ging es über die ziemlich neue Seilbahn Zugspitze steil den Berg hinunter direkt zum Eibsee. Die Seilbahn hält mehrere Weltrekorde, unter anderem sind es mehr als drei Kilometer zwischen der Bergstation und der Stütze, die selbst mit 127 Metern Höhe den Weltrekord hält. Und die Ausblicke auf den Eibsee und das Alpenpanorama sind natürlich auch in der Seilbahn - ebenso wie oben an der Bergstation - ganz fantastisch, gerade wenn man so herausragendes Wetter hat wie wir.
Das Auto war heiß, aber wir kriegten es gekühlt, und über Imst und den Arlbergtunnel (mit Durchfahren über die Spur ohne Stopp wegen Kennzeichenerkennung) ging es ganz kurz nach Liechtenstein; an der Ruggeller Feuerwehr hielt ich kurz an, stellte das linke Bein raus und wir fuhren zu.
Um kurz vor 17 Uhr kamen wir in Bonndorf an und feierten die gute Wiederkehr von der Reise (und vom Gipfelkreuz!) in der nahegelegenen Gastronomie.
Schön war's! Richtig, richtig schön. (Und ob ich nochmal aufs Gipfelkreuz steige, entscheide ich dann spontan ...)
Bilder wurden auch gemacht und hier in wild durchmischter Reihenfolge gezeigt:
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| Blick zurück im Zorn auf die Zugspitze |
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| Stütze der Seilbahn Zugspitze |
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| Glasboden in der Kabine |
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| In Österreich waren wir mehrfach |
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| ... trotz Dobrindts Schergen |
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| Blick auf Eibsee und Alpenpanorama |
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| Gipfelkreuz |
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| Blick von der Zugspitze |
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| Gletscherbahn |
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| Zugspitzbahn |
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| Nochmal Eibsee und Alpenpanorama |
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| Glasboden an der Bergstation |
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| Blick von der Zugspitze |
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| Blick hoch zum Gipfelkreuz |
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| Ja, der Eibsee ist halt hübsch! |
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| Alpenpanorama |
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| Am Zugspitzplatt |
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| Panorama am Zugspitzplatt |
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| Station Eibsee der Zugspitzbahn |
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| Neuschwanstein aus der Ferne |
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| ... und mit Zoom |
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| Grenzstein 147 (im Uhrzeigersinn ab 12: Tirol, Vorarlberg, Bayern) |
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| Panorama auf dem Rückweg vom Grenzstein 147 |
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| Auf deutscher Seite und ... |
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| ... auf österreichischer |
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| Panorama am Grenzstein 147 |
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| Alte Zollhütte |
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| Der Aufstieg war hart, aber schön |




























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