Das war das Amüsante gestern Abend: Nachdem wir uns (ich stand günstig am Bahnsteig und bekam einen Sitzplatz) in den Sonderzug nach Zürich gequetscht hatten, blieb dieser in Wil "auf unbestimmte Zeit" stehen, weil es eine Türstörung gab. Ich musste mal wieder so lachen, weil sowas wahrscheinlich in der Schweiz nur passiert, wenn ich im Zug sitze - natürlich verpasste ich den Anschluss in Winterthur und kam erst eineinhalb Stunden später nach Schaffhausen. Glücklicherweise hatte meine Mutter ihr Handy dabei und konnte meine Nachrichten lesen, auch wenn meine Anrufe auf dem alten Vieh von Handy offenbar nicht so richtig ankamen - schräg ...
Fangen wir aber am Anfang an: Eigentlich wollte ich ja von Erzingen nach Schaffhausen und von dort mit nochmal zweimal Umsteigen nach St. Gallen fahren. Dann stellte ich fest, dass es eine S-Bahn gibt, die von Schaffhausen - zwar mit Umweg, aber mit schönem Umweg am Bodensee entlang - direkt nach St. Gallen Winkeln, also fast vors Stadion, fährt. Danach entschieden meine Ma und ich uns, dass sie mich gleich nach Schaffhausen bringt; so würden wir nämlich auch den Parkplatz auskundschaften können, an dem sie in der Nacht erwarten sollte.
So machten wir das, nachdem ich Feierabend gemacht hatte, und ich bekam in der S-Bahn noch einen wunderbaren Platz. Unterwegs hatte ich drei oder vier unterschiedliche Gegenüber, und ein sympathischer Schweizer stammtischte mit mir über Frauen im Allgemeinsten, ihren Fußball im Allgemeinen und die EM im Besonderen. Passte schon!
In Tägerwilen wurde die S-Bahn voller, weil da viele Deutsche (oder zumindest Deutschlandfans) einstiegen, und von denen trugen viele Männertrikots (mit vier Sternen). Irgendwas sträubt sich in mir, zu einem Frauenspiel ein Männertrikot zu tragen, sodass ich mit einem ganz normalen weißen Hemd unterwegs war. Einen Schal hatte ich dabei und einen Hut mit DFB-Logo (und vier Sternen, soviel zu meiner Konsistenz ...), aber die trug ich im warmen Zug noch nicht.
Fahrkartenkontrolleure gab es gestern in der Schweiz keine, sodass ich unbehelligt bis zum Stadion kam. Dort stiegen vier Fünftel des Zuges aus und begaben sich in Richtung des Stadions. Sehr, sehr viele Volunteers wiesen den gar nicht einmal so schwierigen Weg zum Stadion; da konnte man sich nicht verlaufen.
Am Stadion - ich war eineinhalb Stunden vor Spielbeginn dort - war noch nicht die Hölle los; die Einlasskontrolle war relativ scharf, auch wenn man (wegen der vermeintlichen Hitze) eine Trinkflasche mitbringen durfte, die befüllte ich dann auch gleich mal auf der Stadiontoilette. Ich trank trotzdem erstmal ein Bier und aß einen St. Galler Schüblig mit Bürli, eine Rinderbratwurst mit einem kleinen Brot (kein Brötchen, ein kleines Brot, sehr lecker), auch wenn der Schüblig sehr viel gebraten war, fast schwarz ...
Eine Stunde vor Spielbeginn war mein Bier leer, also trank ich noch eins, aber dann wollte ich mich aufs Spiel konzentrieren.
Die Gedenkminute für Diogo Jota und seinen Bruder ging brutal in die Hose, weil die Stadionsprecherin die viel zu früh einleitete, als nämlich die Mannschaften noch im Motivationskreis standen. Das war eine richtig blöde Situation, weil die sich noch abstimmten, während das ganze Stadion ansonsten schon still war.
Jo, das Spiel fand ich gut, ich fand die Deutschen deutlich besser als bei der WM 2023 in Brisbane, als ich sie zuletzt live gesehen hatte. Die Verletzung von Giulia Gwinn ist natürlich doof, aber wenigstens war das nicht so ein "sinnloses" Im-Rasen-Hängenbleiben, sondern die Verhinderung einer riesigen Torchance für Polen ...
Der Schock war in den Schlussminuten der ersten Halbzeit spürbar, aber in die zweite Halbzeit startete Deutschland wie die Feuerwehr, und endlich machten sie auch die Tore.
Die Stimmung im Stadion - und es waren nicht nur viele Deutsche, sondern auch etliche Polen bzw. Polen-Fans da - war gut; La Ola kam ein bisschen früh, fand ich, aber trotzdem machte ich mit ...
Nach dem Spiel wollte ich nicht gleich zur Bahn rennen (wäre klüger gewesen, aber das weiß man immer erst im Nachhinein), sondern schon noch ein bisschen mitfeiern, sodass ich die S-Bahn nach Schaffhausen dann doch knapper verpasste als gedacht.
Nun denn, der Bahnsteig in Richtung Zürich war gerammelt voll, aber zum Glück fuhren vor "meinem" Entlastungszug erst noch zwei S-Bahnen; so leerte sich der Bahnsteig, und mein Entlastungszug kam mit einer Tür fast direkt vor mir zum Stehen.
Die Deutschschweizerin neben mir (zwei der drei Frauen in meinem Viererabteil hatten ein Wegbier vor sich, wieso war ich nicht auf die Idee gekommen?!) kam mit der Estin, die im Gang stand, ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass die Estin Nationalspielerin ihres Landes ist. Kurzes Googeln mit den erlauschten Informationen führte dazu, dass ich sogar ihren Namen herausfand, und nach weiterem Googeln konnte ich ihr Gesicht mit den dazugehörigen Fotos abgleichen - passte! Wie? Ich bin ein Stalker? I wo!
In Winterthur musste ich wegen des verpassten Zuges halt eine gute Stunde warten, kaufte mir für teuer Geld noch eine Fanta und setzte mich dann, als der Zug kam, in selbigen. Zwei Bekiffte kicherten den ganzen Zug zusammen, beim Aussteigen um 2 Uhr wankte mir ein Sturzbesoffener fast noch in den Weg, bevor er auf den Bahnsteig spuckte (ich habe nur wirkliche Spucke gesehen, bin dann aber schnell weitergegangen). Meine Ma stand dort, entriegelte die Tür, und so ging es zurück nach Deutschland.
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Heute Morgen schließlich stand meine Ma an meinem Bett und weckte mich, und so richtig krank bin ich nicht, aber ich hatte das dringende Gefühl, ich würde richtig krank, wenn ich heute noch zur Geburtstagsfeier einer guten Freundin gefahren wäre. Dieser sagte ich daher schweren Herzens ab und merke schon, dass mir das "freie" Wochenende sehr guttut.
Ich schlief dann noch weiter bis 11 Uhr, wir frühstückten, dann ging ich nochmal ins Bett und bin jetzt zu den Fußballspielen wieder aufgestanden.
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Nebenher buchte ich noch meinen Inlandsflug in Tansania, sodass die Augustreise jetzt zumindest in ihren ersten Tag ziemlich fix ist:
Am 4. August lande ich nachmittags in Bujumbura und fahre in mein - noch zu buchendes - Hotel. In Bujumbura bleibe ich nur zwei Nächte, weil das sonst mit dem Inlandsflug in Tansania weniger bequem und die Anzahl der Strandtage in Malawi zu klein geworden wäre.
Am 6. August also - ein bisschen Durchschlagen muss schon sein - schaue ich, dass von Bujumbura einmal in Nord-Süd-Richtung durch Burundi und über die burundisch-tansanische Grenze komme. Bald hinter der Grenze kommt Kigoma, eine 230.000-Einwohner-Stadt im Nordwesten Tansanias, und dort habe ich zwei hübsche Hotels im Auge (wobei eines der deutliche Favorit ist).
Am 7. August schließlich fliege ich von Kigoma nach Daressalam, habe dort ein paar Stunden Aufenthalt und dann weiter nach Mbeya im Südwesten von Tansania. Dort komme ich im Dunkeln an, werde also versuchen, eine Abholung durch ein Hotel zu kriegen, um dann am 8. August in Richtung malawische Grenze aufzubrechen.
Ab malawischer Grenze ist meine Planung noch nicht so weit gereift, jedenfalls will ich vom 15. auf den 16. August entweder in Lilongwe oder in der Nähe übernachten, um dann gemütlich am 16. August zurückzufliegen. 110 Kilometer direkt östlich von Lilongwe am Malawisee gibt es ein sehr schönes, aber auch teures Hotel - vielleicht gönne ich mir da die letzten Tagen was ... So vier Nächte in Nkhata Bay und drei Nächte da in Senga Bay, das könnte schon okay sein ... Aber darüber berichte ich sicherlich auch in den nächsten Tagen ...
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Die Fahrt hoch zur Zugspitze am 20. Juli haben wir jetzt auch gebucht; das wird gut, hoffe ich ...
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In Hannover habe ich kurz vor meiner Fahrt in den Schwarzwald am Donnerstag noch Poutine gegessen, und zwar in einer Kette, die "Canadian Streetfood" anbietet. Poutine ist ein Gericht aus Québec, das nach anfänglicher Ablehnung inzwischen als (ein) kanadisches Nationalgericht gilt. Es besteht in der Basis aus Pommes, Schmelzkäse (oder auch oft Mozzarella) und Bratensauce, Verfeinerungen aller Art sind zulässig. Das war lecker, und das nächste Mal probiere ich das auch mal mit Verfeinerung nach Istanbuler Art oder so ... (Und nein, ich habe keine zwei Portionen bestellt, sondern nur eine große. Dabei ging etwas schief, sodass ich zwei kleine Portionen bekommen habe, als Ersatz ...)
Bilder so durcheinander wie die SBB heute Nacht, höhöhö ...
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Stadion in St. Gallen |
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Schüblig |
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Jubel (trotz Gwinn) |
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Spielszene |
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Hymnen |
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Stadionpanorama |
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