Meine Länder

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Samstag, 18. März 2023

Gänsehaut

... hatte ich heute bei Flower of Scotland, der schottischen Quasi-Nationalhymne, zumindest nach dem Verständnis des schottischen Rugby-Verbandes. Ich hatte mich schon sehr auf die Darbietung gefreut, weil ich wusste, dass das sehr schön sein würde, und schon bei den Dudelsack-Spielern, die die erste Strophe spielten, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Vollends durch den Wind war ich dann aber, als die Dudelsack-Musik aufhörte und das ganze Stadion die dritte (sprich: die zweite gesungene) Strophe a cappella intonierte. Wahnsinn, wirklich Wahnsinn! (Und auch die Italiener, die zahlreich und laut hörbar im Stadion waren, hatten ihre Hymne bereits in beeindruckender Weise zelebiert. Ja, ich kann auch gestelzt schreiben ...)

Meine Mutter hatte offenbar vergessen, den Wecker für heute Morgen auszuschalten, deswegen ging das Ding wohl los. Ich hörte den Wecker allerdings nicht (oder zumindest kann ich mich nicht bewusst daran erinnern), aber wach war ich dann trotzdem relativ früh. Wir frühstückten gut mit Cornflakes und Orangenmarmelade, weil meine Mutter die ganzen Vorbereitungen liebenswürdigerweise übernahm, während ich duschen war, aber morgen soll die die Vorbereitungen nicht machen, und ich sollte sie auch nicht machen, sonst müssen wir die Küche renovieren lassen. Also gehen wir morgen - der Einfachheit halber - frühstücken ... Auf die 30 Pfund kommt es bei dem teuren Urlaub hier auch nicht mehr an.

Wir verließen einigermaßen früh unser Aparthotel und liefen die High Street hoch, ehe wir an der North Bridge in Richtung der Neustadt liefen. Wir liefen auf der Princes Street in Richtung Scott Monument, liefen an diesem vorbei und hatten dann einen wahnsinnig schönen Blick auf das Edinburgh Castle.

Nach einem kurzen Abstecher in die Rose Street (dorthin sollten wir nachher wieder zurückkommen) verließ ich nun meine Ma, hoffte, dass sie nicht verschüttgeht, und fuhr mit der (vollen) Straßenbahn in Richtung Stadion, nicht ohne uns beiden vorher jeweils eine Tageskarte für Bus und Bahn gekauft zu haben.

Meine Ma vergnügte sich in der Schottischen Nationalgalerie und erkundete die Princes Street Gardens unterhalb des Schlosses (und war mit beiden Stationen sehr zufrieden), während ich direkt nach der Ankunft am Stadion das Stadiongelände betrat. Ich kaufte mir, es war schon fast 11 Uhr, ein Guinness für teuer Geld (andere Stouts haben ich hier tatsächlich noch keine gesehen, schade ...), danach einen Burger vom schottischen Rind mit Black Pudding, also Blutwurst, obendruff und trank dazu das schottische nicht-alkoholische Nationalgetränk Irn Bru.

Ich verfolgte die Ankunft des schottischen Teambusses und ging dann auf meinen Platz am Ende des Malfeldes. Dort verfolgte ich, wie die Schotten Einwürfe übten, indem der Hakler den Ball einem Typen auf einer Leiter zuwarf - sah lustig aus ...

Kurz vor dem Spiel kamen die Hymnen (immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke), und das Spiel war auch ganz gut. In jedem Fall war es spannend, weil Schottland zwar in den Schlussminuten noch führte, aber Italien nur einen (erhöhten) Versuch zum Sieg brauchte und nah am schottischen Malfeld war. Die 80 Minuten waren schon abgelaufen, da eroberten die Schotten noch einmal den Ball und liefen ihn - obwohl sie das Spiel auch mit einem einfachen Kick ins Aus siegreich hätten beenden können - noch einmal ins Malfeld. Da flog beinahe das Stadiondach weg ...

Insgesamt war ich sehr dankbar, dass die im Stadion immer auf den Videowänden immer anzeigen, wieso der Schiri jetzt einen Straftritt angezeigt hat, denn so regelfest bin ich - obwohl ich das selbst mal gespielt habe - nicht, dass ich das immer sehe. Für acht Pfund hätte ich mir auch das Schiri-Radio holen können und mithören, was die Schiris untereinander besprechen - das ist natürlich auch eine coole Sache, so ist man wirklich hautnah dabei. Auch das könnte man im Fußball einführen, wie so vieles ...

Nach dem Spiel verließ ich einigermaßen zügig das Stadion, der Einlass zur Straßenbahn ist so ziemlich vorbildlich geregelt (Schlangestehen können die Briten halt wirklich, ohne Sarkasmus), und als wir die Princes Street entlangfuhren, sah ich meine Ma schon auf einer Bank sitzen.

Sie guckte ziemlich böse in die Weltgeschichte, sodass ich Schlimmes ahnte, aber als ich mich neben sie setzte, war alles bestens - sie war halt einfach in der Galerie und im Park eine ganze Menge gelaufen und schon ein bisschen erschöpft.

Wir liefen dementsprechend auch nicht weit bis in die nächste Kneipe, und als wir da reinkamen, gefiel uns das beiden sehr gut (mir war es ein bisschen warm, aber ich überlebte es): ein Pub, ziemlich dunkel getäfelt, einigermaßen voll, viel Krimskrams an den Wänden, sehr, sehr gemütlich, auch wenn wir - nachdem ein Pärchen gerade im Aufbruch war und wir wenigstens Sitzplätze bekamen - auf Hockerchen saßen. Meine Ma tauschte kurzerhand Hocker und Stuhl des Nebentisches, somit ging es ihr gut ...

Wir tranken erstmal Cider und Stout, bestellten dann - die Speisekarte befand sich in einem Comicbuch - als Vorspeise Haggis-Bonbons und dann zweimal Fish & Chips, das Essen kamen alles gleichzeitig, aber das war nicht schlimm, meine Ma verweigerte sich den Haggis-Bonbons, um den riesigen Fisch aufgegessen zu kriegen, also nahm ich die Bonbons als Beilage und war am Ende definitiv auch satt. Herrlich!

Nach Hause wollten wir nicht laufen, also nahmen wir den Bus, fuhren - absichtlich - ein bisschen zu weit und stiegen dann in den Bus in Richtung Parlament ein, denn wir wohnen in unmittelbarer Nähe des Parlaments. Ich stieg also ein, hielt dem Fahrer meine Tageskarte hin, ging nach hinten und wurde vom Fahrer zurückgeordert - ich solle bezahlen. Ich hielt ihm nochmal meine Tageskarte hin, er behauptete dreist, ich hätte sie ihm nicht gezeigt, ich betonte, dass ich sie ihm gezeigt hatte, und dann ging ich wieder zu meiner Mutter, nicht ohne ihr - auf Deutsch, aber für den ganzen Bus verständlich -mitzuteilen, was ich von der Vollgranate da vorne halte. Hoffentlich macht der wenigstens beim Busfahren die Augen auf ...

Wir machten noch einen ganz kurzen Abstecher zum Parlamentsgebäude, bevor wir - entgegen der Drohung gestern Abend - noch in der einen Kneipe in unmittelbarer Nähe des Hotels einen Absacker tranken. Das Irland-England-Spiel guckten wir, bis es praktisch entschieden war, dann mussten wir auch unseren Tisch räumte, weil der - das war angezeigt, daher völlig in Ordnung - reserviert war, und jetzt ist meine Ma um viertel vor acht schon im Bett, und ich gehe auch gleich in selbiges.

Das war - mal wieder - ein wunderbarer, großartiger, aber natürlich auch ein bisschen anstrengender Tag - morgen darf meine Ma entscheiden, was wir machen, wie, öhm, wie immer halt ...

Fotos gibt's heute auch welche:

Scott Momument

Edinburgh Castle

Murrayfield Stadium

Ankunft des schottischen Busses

Einwurftraining mit Leiter

Italien im Angriff

Eingang zum Schottischen Parlament

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