Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Mittwoch, 29. März 2023

Ordentlich anziehen

... solle ich mich, sagte meine Mutter mir als erste Amtshandlung, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich jetzt endlich die Karibikreise gebucht habe, um die ich seit ein paar Tagen herumgeschlichen war. Ihr steckte nämlich die neulich ausgegrabene Geschichte aus Belize in den Knochen, in der ich erzählt hatte, wie ich mit schwarz-gelb gestreifter Hose, grün-blau kariertem Hemd und roter Birne durch Caye Caulker vagabundiert war. Diese Schande solle ich ihr auf der Reise also nicht machen ... Mal sehen, wie das klappt.

Der am Sonntag nach halbwegs bezahlbare Flug nach Port of Spain war am Montag, als ich dann endlich buchen wollte, auf einmal 100 Euro teurer, also schaute ich nach Alternativen und fand eine: Nun fliege ich einen Tag früher, am Freitag, dem 12. Mai, opfere also einen Urlaubstag mehr, komme aber dafür - wenn alles klappt - halt auch schon am Freitag in der Karibik an; bei der Verbindung, die ich ursprünglich im Auge gehabt hatte, wäre ich erst am Samstag geflogen, hätte aber in Amsterdam übernachten müssen und wäre dann erst am Sonntag Abend angekommen.

Nun also lautet die konsolidierte Reiseroute (ich habe am Montag den Hauptflug, gestern den Nebenflug und gestern und heute die Hotels gebucht):

Am 11. Mai fahre ich am Abend aus Hannover nach Wiesbaden und übernachte bei einer Ex-Kollegin, bei der ich mich mal wieder selbst eingeladen habe (danke für die Aufnahme!).

Am nächsten Morgen geht es sehr früh zum Frankfurter Flughafen, denn um 7 Uhr geht mein Flieger nach Amsterdam, dort komme ich um 8.10 Uhr und habe knapp eineinhalb Stunden zum Ausreisen aus dem Schengen-Raum. Um 9.35 Uhr geht der Flieger von Amsterdam in Richtung Sint Maarten.

Sint Maarten ist eines der vier landen, die das Königreich der Niederlande ausmachen, denn das Königreich besteht aus den (europäischen) Niederlanden und den mehr oder weniger eigenständigen Karibik-Inseln Aruba, Curaçao und Sint Maarten, während drei kleinere Karibik-Inseln (Bonaire, Saba und Sint Eustatius) formal zu den (vermeintlich europäischen) Niederlanden gehören, dort aber einen besonderen Status haben.

Sint Maarten ist also auch kein Bestandteil des Schengen-Raumes, und überhaupt halte ich mich dort nicht so arg lange auf, denn nach eineinhalb Stunden Aufenthalt (ich weiß noch nicht, ob ich im Flugzeug sitzen bleiben kann oder nochmal durch so eine pro-forma-Sicherheitskontrolle muss) geht um 14.05 Uhr weiter, ehe ich um 15.40 Uhr (21.40 Uhr deutscher Zeit) in Port of Spain auf der Insel Trinidad lande.

Die Republik Trinidad und Tobago wird mein 149. Land, und vom Flughafen geht es mit dem Taxi oder Hotelshuttle nach Port of Spain in die Stadt. Dort habe ich mir in der Nähe des Stadtzentrums ein (hoffentlich) schönes Hotel gebucht und werde am späten Nachmittag auf Erkundungstour durch die Hauptstadt von Trinidad und Tobago gehen.

Am nächsten Morgen aber geht es schon sehr früh wieder weiter, da wird mir der Jetlag ausnahmsweise hoffentlich mal helfen, damit ich so gegen 5 Uhr das Taxi zum Flughafen nehme, denn um 7.30 Uhr geht der Flieger nach Grenada. Der Flug dauert nur 40 Minuten, aber er führt mich in mein 150. Land.

Lustigerweise (das war nicht wirklich so vorherzusehen) werden damit - wenn alles glatt geht - nicht nur das 50. und 100. Land (Kanada und Australien), sondern auch das 150. Land Staaten sein, in denen derjenige Mensch Staatsoberhaupt ist, der auch im Vereinigten Königreich die Krone aufhat.

Von diesen Commonwealth Realms, also unabhängigen Staaten, in denen Charles III. König ist, gibt es seit der Republikanisierung von Barbados vor zwei Jahren noch deren 15, und Grenada wird mein siebtes Commonwealth Realm (nach dem Vereinigten Königreich, Kanada, den Bahamas, Australien, Belize und Jamaika).

In Grenada habe ich mir ein sehr gut bewertetes Hotel an der Südostküste gebucht, da werde ich ein paar hoffentlich erholsame Tage am Strand verbringen, auch wenn ich bestimmt mal eine Inselrundfahrt anstreben werde ...

Am 17. Mai, das müsste der Mittwoch sein, geht es um 10.45 Uhr von Grenada nach Bridgetown in Barbados; dort habe ich fast sechs Stunden Aufenthalt, das müsste zum Einreisen in mein 151. Land reichen. Ich habe mir auch schon eine schöne Fressmeile südwestlich des Flughafens ausgeguckt, zu der ich mich mit dem Taxi kutschieren lassen werde.

Zu verfressen darf ich aber nicht sein, denn um 17.35 Uhr geht der Flieger von Bridgetown nach Tobago. Dort komme ich um 18.30 Uhr an und werde mich zu meiner Unterkunft, diesmal wieder im Südwesten der Insel, bringen lassen. An der Bucht gibt es ein Hotel mit Meerblick und ein angeblich sehr gutes tobagoisches Restaurant, da werde ich es mir weiter gutgehen lassen ...

Voraussichtlich am 19. Mai (das habe ich noch nicht final gebucht) geht es dann morgens oder mittags mit der Fähre (damit ich auch mal wieder in der Karibik Bötchen fahre) von Scarborough in Tobago nach Port of Spain zurück. Dort habe ich noch einmal ein paar Stunden (je nachdem, wie viel Puffer ich mir lasse), bevor es zurück zum Flughafen geht.

Um 22.30 Uhr geht der Caribbean-Flieger nach Paramaribo in Suriname. Dort komme ich am 20. Mai um 1.10 Uhr an; ich habe hier in Südamerika 15 Stunden Aufenthalt, sodass ich mit ziemlicher Sicherheit einreisen werden. Ich habe mir jedenfalls schon ein Hotel in der Innenstadt gebucht. Viel schlafen werde ich wahrscheinlich nicht, um das Sonnenlicht maximal auszunutzen und mir zumindest einen ersten Eindruck der surinamischen Hauptstadt zu verschaffen.

Mittags geht es schon wieder zum Flughafen, und dort steige ich um 16.25 Uhr in den KLM-Flieger nach Amsterdam; der landet am 21. Mai, dem Sonntag, um 6.10 Uhr in Amsterdam. Ich habe mir ein bisschen Puffer gelassen, sodass mein Anschluss nach Frankfurt erst um 9.50 Uhr geht und ich um 11 Uhr in Frankfurt lande. Von dort geht es dann vermutlich in den Schwarzwald, aber das gucken wir mal ...

Bis auf die Fähre Tobago-Trinidad, die Transfers und das Einreisegedöns (in Suriname muss ich entweder ein Eintrittsgeld bezahlen oder ein Transitvisum beantragen, beides geht aber elektronisch) ist jetzt alles gebucht, das ist schon einmal schön, und eine Vier-neue-Länder-Reise habe ich schon länger nicht mehr gemacht, zuletzt müsste das die Guinea-nach-Angola-Reise gewesen sein.

Ach, das wird herrlich, erst nächste Woche Usbekistan und Tadschikistan, dann Sofia und Israel Ende April, danach ein paar Tage in Dänemark am Meer und schließlich die Karibik-Tour ...

Sonntag, 26. März 2023

Im Uhrzeigersinn durch Zentralasien

... reisen wir jetzt, durch Usbekistan und Tadschikistan, aber Duschanbe lassen wir aus - das ist, kurz zusammengefasst, das Ergebnis das Planungssitzung von Jessi, Christian und mir für die Usbekistan-Tadschikistan-Reise, die in gerade einmal zehn Tagen beginnt ...

Dass wir am 6. April von Frankfurt nach Riga reisen, am 7. April noch ein paar Stunden zum Sightseeing in Riga haben und dann am Nachmittag weiter nach Taschkent reisen, wo wir am (späteren) Abend ankommen, war klar, und das Hotel in Riga hatten wir - für den Hin- und Rückweg jeweils - schon gebucht.

Wir haben uns jetzt dafür entschieden, Taschkent gleich am 8. April, dem Ostersamstag, wieder zu verlassen und die knapp drei Stunden Fahrt (plus Grenzübertritt) nach Chudschand anzutreten (wie immer verwende ich die deutsche Transliteration, in diesem Fall von Хуҷанд, das im Englischen als Khujand geschrieben wird).

Dort haben wir zwei Übernachtungen gebucht, standesgemäß im Grand Hotel, und könnten den einen Tag dazu nutzen, auch einen kleinen Ausflug nach Kirgisistan zu machen, die Grenze ist keine Stunde entfernt. Das Auswärtige Amt rät allerdings von der Reise ins Grenzgebiet ab, da warten wir mal ab, wie die Situation on the ground aussieht und was unser Hotelmanager dazu sagt ...

Am 10. April, dem Ostermontag, geht es dann auf die Königsetappe der Reise von Chudschand durch die Ausläufer des Pamir und am Fluss Serafschan entlang vier bis fünf Stunden (mal gucken, ob das stimmt) bis nach Pandschakent. Dort gibt es Weltkulturerbestätten, die wir uns vielleicht einmal anschauen. (Wir lassen Duschanbe aus, weil ich irgendwie nach den Google-Bildern architektonisch von Chudschand - und von Samarkand sowieso - mehr überzeugt bin; vielleicht liege ich da daneben, aber dann kann man Duschanbe immer noch auf dem Weg nach Turkmenistan oder Afghanistan, hust, mitnehmen ...)

Am 11. April geht es dann zurück nach Usbekistan, und wir schauen uns Samarkand an; das führen wir am 12. April fort, fahren dann aber am Abend mit dem Zug zurück nach Taschkent. 2017 klappte das mit der Online-Buchung noch nicht richtig, gestern funktionierte das ganz hervorragend (nur waren die Plätze schon knapp ...).

Am 13. April haben wir noch ein bisschen Zeit in Taschkent, vielleicht machen wir da aber auch einen kleinen Abstecher nach Kasachstan, damit wir auch in diesem Land zusammen waren (für Jessi und Christian würde das natürlich der erste Besuch werden).

Schließlich geht es am 14. April morgens von Taschkent nach Riga, dort kommen wir mittags an, haben den Nachmittag dort und fliegen dann am 15. April, dem Samstag, morgens von Riga nach Frankfurt. Von dort fahren wir nach Wiesbaden zu unseren Autos und treten von dort die Heimreise an.

Wir freuen uns alle vier schon sehr auf die Tour, das wird abenteuerlich, aber auch ziemlich sicher eine ziemlich coole Reise.

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Auf der Karte oben haben sich einige Veränderungen in den orangenen Bereichen ergeben:

In der Karibik ist ganz schön viel orange geworden, weil meine Mutter und ich uns - nach den Schwärmereien von Jessi und Christian, die ja neulich in der Karibik unterwegs waren - schon sehr mit dem Gedanken vertraut gemacht haben, nächstes Jahr eine Karibik-Kreuzfahrt zu machen. Wenn wir uns in Usbekistan und Tadschikistan nicht allzu arg gegenseitig auf den Senkel gehen, könnte das auch zusammen mit Jessi und Christian passieren, aber da müssen wir auch erstmal schauen, wie das zeitlich  mit den beruflich unaufschiebbaren Anwesenheiten zusammenpasst. Aber das baldowern wir schon aus ...

Jedenfalls würde diese Kreuzfahrt mit der Mein Schiff uns nicht nur in die Dominikanische Republik führen, sondern auch nach Barbados, Dominica, St. Vincent und die Grenadinen, Antigua und Barbuda, St. Kitts und Nevis und nach St. Lucia führen. Sechs neue Länder wären das, und dazu die Britischen Jungferninseln, das französische Überseedépartement Martinique und das niederländische Land Sint Maarten, wo man auf der Insel dann auch ins französische Überseegebiet Saint Martin käme.

Eine recht ergiebige Reise wäre das also für die Länderliste, sodass die Chance nicht gering ist, dass wir das dann machen ...

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Auf der Karte sind aber auch Trinidad und Tobago, Grenada und Suriname orange, und das kommt (unter anderem) daher, dass meine Studienfreundin und ich dieses Jahr für Malawi nicht zusammenkommen, auch weil ich keine zweieinhalb Wochen frei machen kann diesen Mai, aus beruflichen Gründen.

Eine Woche im Mai ginge aber, aber das wäre uns zu kurz, sodass wir mehr oder weniger gemeinschaftlich die Malawi-Reise aufgeschoben haben.

Für die Woche über Christi Himmelfahrt war ich um Dschibuti und Somaliland herumschlawenzelt, aber Somaliland ist mir vielleicht doch ein bisschen zu heiß (im übertragenen und im wörtlichen Sinne, im Mai), sodass ich davon jetzt erstmal wieder Abstand genommen habe.

Zwei der ostkaribischen Inselstaaten sind in der oben beschriebenen Kreuzfahrt aber nicht enthalten, und nach Trinidad und Tobago kommt man über Amsterdam zu halbwegs bezahlbaren Flugpreisen (über Sint Maarten). Von Trinidad nach Grenada und zurück ist es auch noch einigermaßen im Rahmen (mit möglichem Umstieg auf Barbados), und auf dem avisierten Heimflug würde ich 15 Stunden Zwischenhalt in Paramaribo, in Suriname, machen können, das wären dann vier neue Länder (auch wenn Barbados dann auf der Kreuzfahrt nicht mehr neu wäre) ...

Meine Mutter ist verdächtigerweise bereit, diese Tour emotional von Anfang zu unterstützen (sie bremst mich ja normalerweise immer ein bisschen), sodass es nicht auszuschließen ist, dass ich morgen Abend schon diesbezüglich Vollzug melden kann ... Gucken wir mal ...

Dienstag, 21. März 2023

Dass der Euro im Vereinigten Königreich nicht gilt

..., wissen wir durchaus, aber die - ansonsten ja herzensliebe - Bedienung in Em's Kitchen in Edinburgh meinte, uns das noch erklären zu müssen. Das Ganze kam daher, dass wir - da wir ansonsten alles mit der Kreditkarte bezahlten und die fünf Pfund Bargeld, die wir dabeigehabt hatten, am Vortag schon als Trinkgeld ebendort verballert hatten - jetzt kein britisches Bargeld mehr hatten (per Kreditkarte kann man dort in einem Anfall von Deutschigkeit kein Trinkgeld geben) und das Trinkgeld halt in Euro geben wollten. Wir mussten die Herrschaften quasi überreden, dass das auch echtes Geld ist und man in einer Bank durchaus Geld in die in Schottland (noch, höhö) vorherrschende Währung namens Pfund umwechseln kann. Normalerweise wären wir da dann halt ohne Gabe von Trinkgeld herausgestiefelt, aber wir fühlten uns dort so wohl, dass wir diese Überzeugungsarbeit bereitwillig leisteten.

Zuvor waren wir zu nachtschlafender Zeit aufgestanden, um pünktlich um 8 Uhr auf der Matte zu stehen. Wir frühstückten - wie am Tag zuvor - Eier Benedict und ein extra großes schottisches Frühstück und ließen uns nach der Trinkgeldaktion mit dem Uber zur Straßenbahnhaltestelle fahren. Ich hatte mich um eine Stunde verrechnet, sodass wir viel zu früh am Flughafen waren (nachdem wir unterwegs kontrolliert worden waren und ein Elektrorollstuhlfahrer sein Gefährt noch gegen eine Haltestelle in der Straßenbahn gesetzt hatte ...).

Die Sicherheitskontrolle brachten wir schnell hinter uns und setzten uns dann in den Wartebereich. Ich wollte zwei Flaschen zu trinken holen, kaufte drei Flaschen (weil das billiger war als zwei Flaschen!?!), dann begaben wir uns zum Gate und boardeten mit ziemlicher Verspätung.

Nach dem ereignislosen Flug landeten wir in Basel, ließen uns Zeit bei der Einreise - das war fast zu viel Zeit, weil die französische elektronische Einreise waaaaaaahnsinnig langsam ist -, erwischten aber den Bus zum Schweizer und die Straßenbahn zum Badischen Bahnhof. Dort kaufte ich Fahrkarten und Rivella, dann ging es mit dem Zug nach Erzingen und mit dem Auto nach Bonndorf und zu Fuß in den Schnitzer - dementsprechend also der Blogeintrag von gestern erst heute ...

Edinburgh hat uns beiden sehr, sehr gut gefallen, auch weil wir es uns haben sehr gutgehen lassen (und dementsprechend Geld ausgegeben haben, eieiei ...). Meine Ma fand es sehr schön, dass Edinburgh praktisch keine Hochhäuser hat und daher nicht so riesig wirkt.

Wir haben gar nicht so viel richtiges Sightseeing gemacht, obwohl, doch, wir haben zwei Stadtrundfahrten mitgemacht, aber wir haben sehr viel schottische Lebensart erlebt, sei es in den Kneipen (das ist für uns ja immer ein wahres Opfer, uns in dieses Getümmel zu stürzen und mit hoher Selbstverachtung ein kleines Glas Bier herunterzuwürgen, aber was tut man nicht alles für den kulturellen Erkenntnisgewinn), sei es beim Rugby (gucke mir gerade nochmal die Hymnendarbietungen an, Wahnsinn - wie hatte ich schon geschrieben? - trotzdem!) ...

Ach, Schottland ist einfach immer schön!

Sonntag, 19. März 2023

Einen Lappen mitnehmen

... wird meine Mutter demnächst, wenn wir wieder in Edinburgh sind und in die Kneipe in der Nähe des Ocean Terminals gehen, in der wir heute sehr gemütlich saßen und fast versackt wären, denn während das Trinken (schottisches Cider, Lager und Stout) und Essen (eine großartige Platte an Fischkleinigkeiten und danach gebratener Kipper) fantastisch waren, war meine Ma ein wenig ungehalten, dass der Tisch nicht abgewischt worden war. Erst nachdem sie mir hoch und heilig versprochen hatte, dass sie die Bedienung nicht zur Sau macht, durfte sie ihr - mit meinem Segen - mitteilen, dass sie es doch ganz schön fände, wenn unser Tisch mal abgewischt würde. Wurde er dann auch. Halleluja! (Schuld waren wir außerdem ein bisschen selbst, weil wir den Tisch gleich nach dem Abgang der Vorgängerpartie okkupiert hatten, sodass niemand eine Chance hatte, den Tisch abzuwischen, bevor wir da waren ...)

Mitten in der Nacht gratulierte ich, als wir beide gleichzeitig wach waren, meiner Frau Mutter zum Geburtstag, dann hatte ich bis gegen 7 Uhr meine Ruhe, denn sie war - nicht ohne das zu betonen - im Bad gewesen, ohne in der Gegend herumzukruschteln. Brav!

Wir brachen auf und liefen - Geburtstag und so - in Richtung der von mir anvisierten Frühstückskneipe. Dort bekamen wir auch einen Tisch, die Bedienung gratulierte meiner Ma zum (hiesigen) Muttertag und ich machte den Fehler, ihr zu verraten, dass meine Ma zudem heute Geburtstag hat. Der Kaffee (für sie) und der Tee (für mich) kamen, und als das Essen (Eier Benedict für meine Mutter, ein XL Scottish breakfast für mich) angeliefert wurde, war da auch ein Geburtstagspfannkuchen dabei. Die ganze Gaststätte sang "Happy birthday", es war unsagbar peinlich, aber irgendwie auch total lieb.

Das Essen war ganz hervorragend, und als am Nebentisch ein Pärchen zum Sitzen kam, stellte ich nach intensivem Lauschen fest, dass sie mit unserer Bedienung Ungarisch sprachen. Wir zahlten und ich strunzte mit meinen Ungarisch-Kenntnissen, indem ich grammatikalisch einigermaßen korrekt auf Ungarisch in unser beider Namen für den wunderbaren Morgen dankte. Die Bedienung fiel fast vom Glauben ab, dass da jemand (wenige Brocken) Ungarisch spricht, und freute sich, dass wir morgen wieder kommen wollen. War nämlich echt toll dort.

Völlig gesättigt liefen wir die paar hundert Meter hinunter zum Holyrood Palace, entschieden uns dagegen, den schottischen Sitz des Königs zu erkunden, und versuchten, eine Fahrkarte für die drei Sightseeing-Busse zu erwerben. Das ging katastrophal schief, weil die Seite von jemandem wie mir, der keine Ahnung vom Programmieren hat, programmiert wurde, sodass wir die Fahrkarte im Bus kaufen wollten. Der - sehr freundliche - Fahrer hatte auch keine Ahnung, wie das funktioniert, sodass wir eine Station so mitfuhren, bis jemand dem Fahrer erklärt hatte, wie er für uns Tickets rauslässt. Freunde der Sonne, wenn ihr wollt, dass die Leute alle online buchen, sollte die Online-Buchung bitteschön auch funktionieren, Gottfriedstutz!

Nun jedenfalls fuhren wir eine ganze Runde mit dem einen Touristenbus, vorbei am Arthur's Seat, dem Hausberg von Edinburgh, am Gebäude der schottischen Regierung, am St Andrew's Square entlang und durch die enge und verwinkelte Altstadt. Vom Schloss aus ging es wieder hinunter in Richtung Parlament, und dort stiegen wir aus. Wir machten noch ein bisschen Shopping, brachten die Einkäufe ins nahegelegene Hotel und stiegen dann in der Nähe des Parlaments in den Bus ein, der uns - vorbei am Botanischen Garten und mit einem schönen Blick auf den Firth of Forth - zum Ocean Terminal brachte.

Auf die Besichtigung der königlichen Jacht "Britannia" verzichteten wir und liefen stattdessen - meine Mutter streikte fast, weil wir heute deutlich zu wenig getrunken hatten - zu der von mir ins Auge gefassten Kneipe. Dort ließen wir es uns gutgehen, bis wir uns fast beeilen mussten, um zum letzten Touristenbus des Tages zu gelangen, aber das klappte noch.

Am Parlament stiegen wir - wieder - aus, liefen - wieder - erst einmal in die Bude, machten uns dann aber auf, um im Pub von gestern noch einen Absacker zu trinken. Naja, es wurde eine Runde Bier, dann eine Runde Whisky (schmeckte mir wieder nicht so richtig), dann noch - zur Bekämpfung des Bieres - eine Portion frittierter Schwarzwurst mit pochiertem Ei obendruff und zum Abschluss noch ein Bier.

Am Ende wackelten wir glücklich und zufrieden ins Hotel und sind jetzt bettfertig. Ein herrlicher Tag, Mutter glücklich, dann Sohn auch glücklich ...

Zwei Dinge noch zu gestern: Unter den 67.144 Zuschauern des Spiels gestern waren etliche (etliche!) schottische Männer in Kilts - das scheint da nicht unüblich zu sein, dass man in schottischer Kluft zu den Spielen der schottischen Nationalmannschaft geht. Durchaus interessant.

Fotos:

Ei Benedict von meiner Ma (mit Geburtstagspancake)

Scottish Breakfast (XL)

Schottisches Parlament

Holyrood Palace

Burns Monument

Blick auf den Arthur's Seat

Firth of Forth

In der Nähe unseres Hotels in der Altstadt, Weltkulturerbe

Samstag, 18. März 2023

Gänsehaut

... hatte ich heute bei Flower of Scotland, der schottischen Quasi-Nationalhymne, zumindest nach dem Verständnis des schottischen Rugby-Verbandes. Ich hatte mich schon sehr auf die Darbietung gefreut, weil ich wusste, dass das sehr schön sein würde, und schon bei den Dudelsack-Spielern, die die erste Strophe spielten, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Vollends durch den Wind war ich dann aber, als die Dudelsack-Musik aufhörte und das ganze Stadion die dritte (sprich: die zweite gesungene) Strophe a cappella intonierte. Wahnsinn, wirklich Wahnsinn! (Und auch die Italiener, die zahlreich und laut hörbar im Stadion waren, hatten ihre Hymne bereits in beeindruckender Weise zelebiert. Ja, ich kann auch gestelzt schreiben ...)

Meine Mutter hatte offenbar vergessen, den Wecker für heute Morgen auszuschalten, deswegen ging das Ding wohl los. Ich hörte den Wecker allerdings nicht (oder zumindest kann ich mich nicht bewusst daran erinnern), aber wach war ich dann trotzdem relativ früh. Wir frühstückten gut mit Cornflakes und Orangenmarmelade, weil meine Mutter die ganzen Vorbereitungen liebenswürdigerweise übernahm, während ich duschen war, aber morgen soll die die Vorbereitungen nicht machen, und ich sollte sie auch nicht machen, sonst müssen wir die Küche renovieren lassen. Also gehen wir morgen - der Einfachheit halber - frühstücken ... Auf die 30 Pfund kommt es bei dem teuren Urlaub hier auch nicht mehr an.

Wir verließen einigermaßen früh unser Aparthotel und liefen die High Street hoch, ehe wir an der North Bridge in Richtung der Neustadt liefen. Wir liefen auf der Princes Street in Richtung Scott Monument, liefen an diesem vorbei und hatten dann einen wahnsinnig schönen Blick auf das Edinburgh Castle.

Nach einem kurzen Abstecher in die Rose Street (dorthin sollten wir nachher wieder zurückkommen) verließ ich nun meine Ma, hoffte, dass sie nicht verschüttgeht, und fuhr mit der (vollen) Straßenbahn in Richtung Stadion, nicht ohne uns beiden vorher jeweils eine Tageskarte für Bus und Bahn gekauft zu haben.

Meine Ma vergnügte sich in der Schottischen Nationalgalerie und erkundete die Princes Street Gardens unterhalb des Schlosses (und war mit beiden Stationen sehr zufrieden), während ich direkt nach der Ankunft am Stadion das Stadiongelände betrat. Ich kaufte mir, es war schon fast 11 Uhr, ein Guinness für teuer Geld (andere Stouts haben ich hier tatsächlich noch keine gesehen, schade ...), danach einen Burger vom schottischen Rind mit Black Pudding, also Blutwurst, obendruff und trank dazu das schottische nicht-alkoholische Nationalgetränk Irn Bru.

Ich verfolgte die Ankunft des schottischen Teambusses und ging dann auf meinen Platz am Ende des Malfeldes. Dort verfolgte ich, wie die Schotten Einwürfe übten, indem der Hakler den Ball einem Typen auf einer Leiter zuwarf - sah lustig aus ...

Kurz vor dem Spiel kamen die Hymnen (immer noch Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke), und das Spiel war auch ganz gut. In jedem Fall war es spannend, weil Schottland zwar in den Schlussminuten noch führte, aber Italien nur einen (erhöhten) Versuch zum Sieg brauchte und nah am schottischen Malfeld war. Die 80 Minuten waren schon abgelaufen, da eroberten die Schotten noch einmal den Ball und liefen ihn - obwohl sie das Spiel auch mit einem einfachen Kick ins Aus siegreich hätten beenden können - noch einmal ins Malfeld. Da flog beinahe das Stadiondach weg ...

Insgesamt war ich sehr dankbar, dass die im Stadion immer auf den Videowänden immer anzeigen, wieso der Schiri jetzt einen Straftritt angezeigt hat, denn so regelfest bin ich - obwohl ich das selbst mal gespielt habe - nicht, dass ich das immer sehe. Für acht Pfund hätte ich mir auch das Schiri-Radio holen können und mithören, was die Schiris untereinander besprechen - das ist natürlich auch eine coole Sache, so ist man wirklich hautnah dabei. Auch das könnte man im Fußball einführen, wie so vieles ...

Nach dem Spiel verließ ich einigermaßen zügig das Stadion, der Einlass zur Straßenbahn ist so ziemlich vorbildlich geregelt (Schlangestehen können die Briten halt wirklich, ohne Sarkasmus), und als wir die Princes Street entlangfuhren, sah ich meine Ma schon auf einer Bank sitzen.

Sie guckte ziemlich böse in die Weltgeschichte, sodass ich Schlimmes ahnte, aber als ich mich neben sie setzte, war alles bestens - sie war halt einfach in der Galerie und im Park eine ganze Menge gelaufen und schon ein bisschen erschöpft.

Wir liefen dementsprechend auch nicht weit bis in die nächste Kneipe, und als wir da reinkamen, gefiel uns das beiden sehr gut (mir war es ein bisschen warm, aber ich überlebte es): ein Pub, ziemlich dunkel getäfelt, einigermaßen voll, viel Krimskrams an den Wänden, sehr, sehr gemütlich, auch wenn wir - nachdem ein Pärchen gerade im Aufbruch war und wir wenigstens Sitzplätze bekamen - auf Hockerchen saßen. Meine Ma tauschte kurzerhand Hocker und Stuhl des Nebentisches, somit ging es ihr gut ...

Wir tranken erstmal Cider und Stout, bestellten dann - die Speisekarte befand sich in einem Comicbuch - als Vorspeise Haggis-Bonbons und dann zweimal Fish & Chips, das Essen kamen alles gleichzeitig, aber das war nicht schlimm, meine Ma verweigerte sich den Haggis-Bonbons, um den riesigen Fisch aufgegessen zu kriegen, also nahm ich die Bonbons als Beilage und war am Ende definitiv auch satt. Herrlich!

Nach Hause wollten wir nicht laufen, also nahmen wir den Bus, fuhren - absichtlich - ein bisschen zu weit und stiegen dann in den Bus in Richtung Parlament ein, denn wir wohnen in unmittelbarer Nähe des Parlaments. Ich stieg also ein, hielt dem Fahrer meine Tageskarte hin, ging nach hinten und wurde vom Fahrer zurückgeordert - ich solle bezahlen. Ich hielt ihm nochmal meine Tageskarte hin, er behauptete dreist, ich hätte sie ihm nicht gezeigt, ich betonte, dass ich sie ihm gezeigt hatte, und dann ging ich wieder zu meiner Mutter, nicht ohne ihr - auf Deutsch, aber für den ganzen Bus verständlich -mitzuteilen, was ich von der Vollgranate da vorne halte. Hoffentlich macht der wenigstens beim Busfahren die Augen auf ...

Wir machten noch einen ganz kurzen Abstecher zum Parlamentsgebäude, bevor wir - entgegen der Drohung gestern Abend - noch in der einen Kneipe in unmittelbarer Nähe des Hotels einen Absacker tranken. Das Irland-England-Spiel guckten wir, bis es praktisch entschieden war, dann mussten wir auch unseren Tisch räumte, weil der - das war angezeigt, daher völlig in Ordnung - reserviert war, und jetzt ist meine Ma um viertel vor acht schon im Bett, und ich gehe auch gleich in selbiges.

Das war - mal wieder - ein wunderbarer, großartiger, aber natürlich auch ein bisschen anstrengender Tag - morgen darf meine Ma entscheiden, was wir machen, wie, öhm, wie immer halt ...

Fotos gibt's heute auch welche:

Scott Momument

Edinburgh Castle

Murrayfield Stadium

Ankunft des schottischen Busses

Einwurftraining mit Leiter

Italien im Angriff

Eingang zum Schottischen Parlament

Freitag, 17. März 2023

20.40 Uhr ist das neue 21.30 Uhr

... und das ist ein bisschen schade, denn der erste Eindruck von Edinburgh war - wenn auch im Dunkeln - ein guter, aber wenn die Kneipen behaupten, dass sie bis 21 Uhr oder 21.30 Uhr die Küche offen hätten (das ist ja sowieso schon ein recht früher Küchenschluss, aber das müssen die Wirte wissen) und dann um 20.40 Uhr schon alle Küchen dicht sind, dann wissen wir wenigstens, in welche Kneipen wir in den nächsten Tag unsere Pfund jedenfalls nicht bringen werden ... Ärgerlich! Jetzt sitzen wir mit Orangensaft und Keksen im - wunderbaren - Apartment, das ich hier für teuer Geld angemietet habe, gehen wahrscheinlich früh ins Bett und freuen uns dann auf zwei Tage in Edinburgh, in denen wir hoffentlich nicht verhungern werden.

Der Tag hatte einigermaßen gut angefangen, ich hatte gut geschlafen, wir waren früh fertig und waren schnell auf dem Weg nach Erzingen, wo wir das Auto abstellten. Der Interregio-Express kam pünktlich, sodass wir planmäßig am Badischen Bahnhof in Basel ankamen. Dort konnte ich auch unsere Fahrkarten für die Schweizer Bahn- und Busverbindung kaufen, ehe es mit der S-Bahn zum Bahnhof SBB und mit dem Bus zum Flughafen ging.

Das Frühstück/Mittagessen in der Lounge wurde mit Crémant eröffnet, dann gab es elsässischen Schinken mit Rösti und am Schluss noch Gin Tonic. Die Ausreisekontrolle ging nur manuell, nicht elektronisch, werde ich so schnell nicht verstehen, aber wir kamen völlig pünktlich zum Gate, mussten dort noch eine Weile warten und konnten dann pünktlich nach Bristol starten.

Nach eineinhalb Stunden Flug kamen wir in England an, ich mokierte mich über Paare, die dermaßen breitbeinig die Gänge entlanglaufen, dass man sie nicht überholen kann und am liebsten umrennen möchte (tat das aber natürlich nicht), reisten am Automaten ein (die Briten machen die Spuren immer auf) und begaben uns zügig zur nächsten Sicherheitskontrolle. Wir hatten kurz überlegt, ob wir in die Stadt fahren, ließen das aber sein, weil wir doch nur ein, eineinhalb Stunden gehabt hätten, und da bin ich dann immer ein wenig ängstlich, dass mit dem Rückweg alles klappt.

Die Sicherheitskontrolle war so leer, dass wir unsere üblichen Prozesse nicht durchgehen konnten und uns an der Kontrolle anstellten wie Höhlenmenschen, aber am Ende kamen wir erfolgreich durch die Kontrolle und peilten das Flughafenpub an.

Meine Ma probierte sich fröhlich durch die Cider-Auswahl durch, während ich beim Guinness blieb, und am Ende hatten wir ein Hüngerchen und aßen eine (leckere) Portion Pommes. Teuer war das alles, auch für einen Flughafen, aber man lebt nur einmal ...

Das Boarding für den Flug nach Edinburgh war chaotisch, aber am Ende kamen wir im richtigen Flieger an und landeten schon im Dunkeln in der schottischen Hauptstadt. Das Uber vom Flughafen in die Stadt war mir zu teuer, also fuhren wir erst mit der Straßenbahn bis zum Hauptbahnhof und nahmen uns dann ein Uber, das war dann deutlich günstiger.

Der Fahrer brachte uns gut zum Hotel, obwohl er es nicht kannte, der Check-in klappte, und in unserem riesigen Apartment gibt es allerlei Frühstücksutensilien, sodass wir morgen den ersten Hunger gewiss erfolgreich bekämpfen können (was nicht heißt, dass ich nicht vielleicht zum Mittagessen ein Full Scottish Breakfast nehmen würde).

Joa, die Suche nach einer Speisegaststätte war ein Schlag ins Wasser, aber so kommen wir wenigstens mal früh ins Bett. 

Für morgen habe ich mir gestern Morgen in einer Wahnsinnsaktion noch eine Karte für das Six-Nations-Spiel Schottland gegen Italien gekauft, zu einer Partie der (inoffiziellen) Rugby-Europameisterschaft wollte ich schon immer mal, und jetzt klappt das - wunderbar!

Meine Ma wird derweil ein bisschen durch Edinburgh bummeln, und dann finden wir uns nach dem Spiel hoffentlich gut wieder ...

Fotos gibt's heute keine, weil wir vornehmlich im Flieger und dann in der Flughafenkneipe und danach im dunklen Edinburgh waren, aber ich vermute stark, dass es morgen welche geben wird.

Samstag, 11. März 2023

Drei-Länder-Hand mit Kroketten, Fritten und Sturz

"Schweißtreibend" habe ich beim besten Willen nicht mehr in die Überschrift gepackt gekriegt ...

Ich war irgendwie sehr früh wach heute Morgen, obwohl die letzten Abende und auch der gestrige in Restaurants und Gaststätten verbracht wurden; aber gestern Abend kam ich gar nicht so spät ins Bett, nachdem ich durch einen veritablen Schneesturm aus dem Rix nach Hause gegangen war. Das befreundete Pärchen, mit dem ich unterwegs war, musste gar ein Taxi nehmen, weil die Busse aufgrund des Wetters ausfielen ... (Und, ja, diesmal waren es mehr als die fünf Millimeter Schnee, die normalerweise nördlich des Mains verlässlich zu Verkehrschaos führen.)

Die Stadtbahn um 7.20 Uhr verpasste ich trotzdem knapp, sodass ich unter Verwendung der nächstfolgenden Bahn noch einige Zeit am Hauptbahnhof hatte, die ich zum Frühstücken nutzte. Dann setzte ich mich in den ICE nach Köln, fuhr zunächst durch verschneite norddeutsche Landschaften, dann durch grünere westdeutsche, und in Köln erwischte ich noch unerwartet den früheren Regionalexpress, sodass ich den ausgebuchten ICE ICE sein lassen konnte.

In Aachen nahm ich den Bus zur Grenze, wäre klüger eine Station früher ausgestiegen, denn den Anstieg musste ich sowieso wieder hochstiefeln, aber das fiel mir zu spät auf. Ich überquerte zunächst die deutsch-niederländische Grenze, lief dann den Anstieg hoch, wobei ich an der schönen (und großen) Vaalser Kirche vorbeikam, lief wieder auf deutsches Gebiet und wanderte dann einen veritablen Berg (den Vaalserberg) hinauf, was durch matschige Wege und ungeeignetes Schuhwerk noch verkompliziert wurde.

Teilweise war das ein wirklich verflucht steiler (und schweißtreibender!) Weg, der zunächst vollständig auf deutschem Gebiet verlief, ab und zu ging es durchs Gebüsch, aber am Ende landete ich auf dem Bergkamm und sah nicht nur den modernen, sondern auch den alten Aachener Reichs-Grenzstein ...

Gerade so auf niederländischem Gebiet lief ich auf einem matschigen Weg zum nächsten Grenzstein, machte dann kehrt, denn der Weg wurde noch matschiger und außerdem ging es noch einmal bergab, das wollte ich möglichst vermeiden. Also lief ich auf der Straße bzw. dem angrenzenden Fahrradweg, bis ich nach einem Panoramarestaurant wieder auf den Grenzsteinweg kam.

Direkt gegenüber eines Grenzsteins hatte jemand (auf niederländischem Gebiet) eine Schnitzeljagdanweisung hinterlegt (mit deutschsprachigem Hinweis, den bitte liegen zu lassen), dabei ist doch das Grenzsteinhechten schon Schnitzeljagd genug, Mann!

Der Weg endete am höchsten Punkt der europäischen Niederlande auf 322,5 Metern, und der Aufstieg hatte sich damit und dem wenige Meter weiter befindlichen Dreiländereck (Belgien-Deutschland-Niederlande) schon gelohnt. Ich machte, nachdem ich an der Reihe war (vor mir wurden Stofftiergeschwister in verschiedenen Ländern fotografiert, herzig ...), ein Bild von meiner Hand in drei Ländern gleichzeitig, dann gönnte ich mir - wie damals mit Nina - am belgischen Kiosk ein belgisches Menü: Bier, Fritten und eine Fleischkrokette. An der Krokette verbrannte ich mir - wie zu erwarten war - den Gaumen, aber lecker war das Zeug irgendwie schon ...

Weiter ging die Wanderung entlang der deutsch-belgischen Grenze, auch hier ging es durch den Wald, aber einigermaßen ebenerdig. Die einzige Ausnahme war der Abstieg (auf belgischer Seite) hin zu einer (deutschen) Wiese, die nach Belgien hineinragt. Auf der Wiese rutschte ich zwei-, dreimal fast aus, ehe - nun wieder an der Grenzsteinlinie, aber auf deutschem Gebiet wandernd - den Berg wieder hinaufmusste.

Ich wurde ständig überholt, weil ich immer wieder anhielt, ... (Wie? Um zu verschnaufen?! Na warte! Nein, vielmehr:) um die Grenzsteine fotografisch zu dokumentieren. Irgendwann bog die Grenze rechts ins Gebüsch ab, ich also hinterher. Zunächst verlief ich mich ein bisschen, kam dann aber (wieder) auf den rechten (Grenz-)Weg, auch wenn der nun wieder richtig durchs Gebüsch führte.

Einer der letzten Grenzsteine, die ich heute besuchte, hatte Nachwuchs bekommen, denn da stand ein kleiner (Grenz-?)Stein direkt daneben ...

Ich sinnierte wahrscheinlich noch über die Fortpflanzung von Grenzsteinen nach, denn kurz vor dem finalen Grenzübertritt des heutigen Tages bog ich - plangemäß - vom Waldweg ab - und lag plötzlich schildkrötenartig auf dem Rücken ...

Einen Teil des Aufpralls fing mein Rucksack ab, und schnell war ich wieder aufgestanden. Alle Knochen und alle Gerätschaften waren heile (müsste mein vierter Wandersturz gewesen sein, der erste im Ausland ...), aber mein Anorak war beidseitig ein bisschen mit Matsch beschmiert, meine Jeans und mein Hemd, da musste ich erstmal schauen ...

Ich lief - frei von weiteren Unfällen - nach Deutschland und hinunter zur Bushaltestelle in der Siedlung Preuswald. Ein Bus fuhr mir direkt vor der Nase weg, aber den wollte ich gar nicht erwischen, sodass ich mir im Wartehäuschen erst einmal das Hemd auszog (keine Sorge, ich trage ja immer ein Unterhemd drunter ...), feststellte, dass das unrettbar schmutzig war, es auszog und nutzte, meinen Anorak und meine Hose ein bisschen vom gröbsten Schmutz zu beseitigen.

Eine junge Frau kam an die Bushaltestelle und wurde erstmal angequatscht, dass sie mal bitte an meiner Hinterseite herunterschauen solle, ob ich so in einen Bus einsteigen könne. Sie bejahte das (sonst hätte ich echt ein Problem gehabt ...) und wunderte sich bestimmt auch gar nicht über den komischen Typ, der sie bittet, ihm auf das Hinterteil zu gucken (sie fragte sehr freundlich, ob ich mir wehgetan hätte - hatte ich nicht ...).

Ich stieg in den Bus ein, stieg an der Haltestelle Misereor um und hatte am Aachener Hauptbahnhof noch gut Zeit, um in den - nicht leeren - Regionalexpress nach Köln einzusteigen. Dort hatte ich mehr als eine halbe Stunde zum Umsteigen, sodass ich den Kölner Dom aufsuchte, nachdem ich die Menschenmassen auf der Domplatte umkurvt hatte und am liebsten wieder unzählige Menschen verprügeln wollte, weil die mitten im Weg stehen bleiben oder so aufreizend langsam laufen oder mit drei Mann nebeneinander und am besten alles gleichzeitig, aber ich konnte mich zurückhalten und seufzte hörbar, als ich endlich in einer Bank im Kölner Dom saß.

Die Akustik, fiel mir auf, ist insofern hervorragend, als dass sich der Kölner Dom gerade nicht wie eine Bahnhofshalle anhört, obwohl da viele Menschen drin waren und auch nicht gerade leise sprachen. Nach zehn, fünfzehn Minuten Verschnaufen lief ich wieder zurück zum Kölner Hauptbahnhof und wartete auf den ICE, der natürlich nicht - wie im Wagenreihungsplan vorgesehen - im Abschnitt E zum Halten kam, sodass 20, 30 Menschen dem Zug hinterherwetzen mussten ... Bahn!

Ich sitze jetzt - im Anorak, weil ich meinem Mitmenschen mich nur im T-Shirt nicht zumuten kann - gemütlich im ICE nach Hannover und werde so gegen 20.30 Uhr am Hauptbahnhof ankommen. So gegen 21 Uhr müsste ich zuhause sein und werde mich dann erst einmal von Schweiß und Tränen (zum Glück kein Blut) befreien - und Tränen auch nur deswegen, weil ich heute meinen Griffel mal wieder gleichzeitig in drei Ländern hatte, Tränen des Glücks, verstehste?

Morgen geht es in den Schwarzwald, aber nächste Woche reise ich auch eine ganze Menge, diesmal sogar beruflich, bevor es schließlich am Freitag nach Bristol und dann nach Edinburgh geht - für die Flüge habe ich gestern eingecheckt.

Fotos von heute gibt es auch:

Kirche in Vaals

Erster Grenzstein des Tages

Rechts der moderne, links der frühneuzeitliche Grenzstein

Jaha, hab ich gelassen

Höchster Punkt der europäischen Niederlande

Dreiländereck

Drei-Länder-Griffel

Belgisches Menü

Grenzstein mit Nachwuchs

Kölner Dom von innen ...

... und von außen

Montag, 6. März 2023

Ein Schollenfilet mit Nordseekrabben und Bratkartoffeln

... habe ich mir eben in Bremerhaven gewünscht, und es gab schon verrücktere Feierabendausflüge, seit ich in Hannover bin. Ich machte heute einigermaßen pünktlich Schluss und fuhr mit der Stadtbahn zum Hauptbahnhof, von dort mit dem ICE nach Bremen und von dort mit dem Regionalexpress nach Bremerhaven. Dort erwischte ich gerade noch einen Bus in Richtung Fischereihafen und stieg dort aus.

Das sah alles ein bisschen verlassen aus, aber als ich den richtigen Zugang gefunden habe, sah ich, dass da noch Licht brannte. Einige Geschäfte/Esslokale waren - um kurz vor 20 Uhr! - schon zu, aber meine angestrebte Kneipe hatte noch auf, und ich bekam tatsächlich noch etwas zu essen.

Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Fischerfrühstück (Krabben, Rührei, Bratkartoffeln) und eben dem Schollenfilet und entschied mich schlussendlich für Letzteres. Mit so großem Genuss habe ich selten Fisch gegessen (und ich habe oft und gerne Fisch gegessen in meinem Leben), das war einfach sooooooo lecker - dementsprechend wurde der Kneipe die baldige Wiederkehr angekündigt.

Jetzt sitze ich im Regionalexpress zurück nach Hannover, wie auf der Hinfahrt zeigt die Anzeige als Datum das Jahr 2003 (!), aber ich bin zuversichtlich, dass mir die Reise durch ein Wurmloch auch heute erspart bleibt ... (Obwohl, wieso "erspart"? Wäre bestimmt lustig ...)

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In den Tagen seit dem letzten Blogeintrag ist nicht sooo wahnsinnig viel passiert: Nachdem ich am 21. Februar zurück in den Schwarzwald gefahren war, war ich am 25. Februar bei Freunden in Stuttgart. Bei einem kleinen Verdauungsspaziergang nach leckerem Brunch guckten wir uns den Bismarckturm - mit durchaus hübscher Aussicht auf den Stuttgarter Kessel - an, ehe es zum weiteren Genuss von Crémant wieder zurück zu den Freunden ging. Ich fuhr an dem Abend noch zurück in den Schwarzwald und wurde von meiner Ma liebenswerterweise (nach einer mittelprächtigen Odyssee über Karlsruhe und Freiburg) um kurz vor zwei Uhr abgeholt, damit ich am Sonntag in meinem eigenen (Schwarzwälder) Bett aufwachen konnte ... Schön war der Ausflug trotzdem, und zwar sehr!

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Am 27. Februar, dem Montag, nutzte ich dann mal wieder die Bahncard 100, um zum Wiizemersteg zu fahren, damit ich den Zwei-Wochen-Rhythmus mit einem erneuten Grenzübertritt in die Schweiz wieder starten konnte. Aus einem ähnlichen Grund musste meine Ma am Freitag - unbedingt in Stühlingen - Waschmittel einkaufen, und auf dem Weg in das Städtchen an der Schweizer Grenze machten wir einen kleinen Abstecher über Schleitheim und Hallau in die Schweiz. Den Abzweig nach Hausen verpasste ich, sodass wir in Wunderklingen über die Grenze fuhren - und ich dort den Grenzstein endlich sah, der meinen Augen zuvor immer verborgen geblieben war. Check!

Am Samstag schließlich war so wunderbares Wetter, dass ich - obwohl ich einen Koffer dabei hatte - über Neustadt nach Titisee anreiste und den Bus über den Feldberg nach Zell im Wiesental nahm. Dort hatte ich - nach schönen Ausblicken auf den teilweise noch verschneiten Schwarzwald, aber ohne schöne Bilder, weil das alles im Busfenster spiegelte - Anschluss auf die Basel-S-Bahn nach Basel SBB hatte. Ich blieb in der S-Bahn sitzen, fuhr zurück zum Badischen Bahnhof, kaufte mir noch zwei (!) Rivella und nahm dann meinen Platz im leeren ICE nach Hannover ein. Fünf Stunden später kam ich in meine Bude und fiel ins Bett - das war ein sehr entspannte Fahrt!

Grund für die Reise war eigentlich, dass ich gestern mit zwei Kollegen zum Handballspiel der Hannoveraner Recken gegen den ASV Hamm-Westfalen wollte. Das klappte auch alles, die Stimmung unter den 5.500 Zuschauern war recht gut (auch wenn man den Kindertag nicht so richtig hörte, die Klatschpappen waren lauter), aber Hannover gewann weniger deutlich als vom Tabellenstand her erwartbar. Trotz allem aber war das ein guter Einstand ins Hannoveraner Handball-Fantum ...

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In zwei Wochen um die Zeit sind meine Mutter und ich schon wieder aus Schottland zurück, und die Zentralasientour muss ich auch mal so langsam richtig anplanen, denn in einem Monat geht es schon los!

Im Moment tendiere ich dazu, am Samstag schon von Taschkent nach Chudschand zu fahren, dort vielleicht nach Kirgisistan auszubüxen, am Sonntag die lange Strecke nach Duschanbe zu machen, am Dienstag nach Samarkand zu fahren und am Mittwoch Abend zurück nach Taschkent zu fahren, damit man am Donnerstag vielleicht noch nach Kasachstan könnte (oder sich in Taschkent umschauen), bevor es am Freitag dann wieder nach Riga und am Samstag zurück nach Frankfurt geht. Das aber muss ich noch genauer mit Jessi und Christian auskäsen, aber das machen wir nach deren Rückkehr aus der Karibik. (Wie, ich neidisch? Nie!)

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Bismarckturm in Stuttgart

Blick auf Stuttgart

Wahrscheinlich das meistfotografierte Motiv dieses Blogs

Blick vom Bonndorfer Friedhof auf den Sonnenuntergang

Blick aus dem Bus auf den Feldberg

Am Feldberg

Am Fischereihafen in Bremerhaven I

Am Fischereihafen in Bremerhaven II