Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 28. August 2022

Fast ein bisschen enttäuscht

... war ich heute Morgen, denn so richtig Abenteuer war das so überhaupt nicht, als ich in der Mongolei ankam und ins Hotel kutschiert wurde. Naja, bei der Kofferausgabe war das alles ein bisschen unkonventionell, und das richtige Zimmer im Hotel bekam ich erst im dritten Anlauf, aber so insgesamt fühle ich mich hier wechselweise wie auf den Färöern (Landschaft vom Flughafen in die Stadt) oder wie in einer (westlich orientierten) osteuropäischen Metropole (vielleicht wie in Sofia, wegen der kyrillischen Schrift). Die Kommunikation erfolgt auf Englisch oder mit Händen und Füßen ziemlich gut (außer bei der Bierbestellung, später mehr), gelegentlich werfe ich eine meiner gelernten mongolischen Phrasen ein (wobei ich die Aussprache ziemlich sicher brutal verhunze), dann passt das alles schon.

Aber fangen wir mal - wo kämen wir denn sonst hin in einem ordentlichen deutschen Blog-Eintrag?! - am Anfang an.

Selten fand ich einen Nachtflug (bei dem ich zudem durchgemacht habe) so entspannend wie diesen. Der Flieger war zwar eine alte AirAsiaX-Maschine ohne Unterhaltungsprogramm und mit ziemlich engen Sitzen, dafür war hinten (wo ich saß) noch jede Menge Platz, sodass ich mich auf einem Zweierplatz ausbreiten konnte (ich stellte sogar die Lehne zurück, was ich sonst nie mache, weil zunächst keiner hinter mir saß, und der, der sich dann da hinsetzte, als ich meine Lehne schon hinten hatte, hat sich dieses Los selbst ausgewählt). Ich guckte eine Serie zu Ende, da waren auch schon mal sechs Stunden rum, das Essen - ein Hackfleischklops zum Abendessen und ein Käse-Sandwich zum Frühstück - war definitiv sehr gut zu ertragen, nur meine Karten-App wollte mir nicht so richtig anzeigen, wo wir lang fliegen (ich sah später, dass wir die Südroute über das Schwarze Meer und Kasachstan geflogen sind und nicht die Nordroute über Russland). Achso, und kaum jemand trug Maske (außer den Flugbegleitern, aber denen war's wurscht).

Wir landeten in Ulan Bator mit nur ein paar Minuten Verspätung, obwohl wir über eine Stunde verspätet gestarten waren, aber das wurde durch die sehr schnelle Einreise und den schnellen Zoll nach der Gepäckausgabe ausgeglichen. Nur die Gepäckausgabe selbst war verwirrend: Nicht nur, dass das Gepäck an zwei (benachbarten) Gepäckbändern ausgegebe wurde, nein, zwei Packer räumten das Gepäck während des ersten Umlaufs ab, sodass es nicht nur eine, sondern gleich drei Stellen gab, wo ich gucken musste, dass ich mein Gepäck finde. Mein schwarzer Koffer kam recht spät, aber er kam, und ich war gerade aus dem Zoll draußen, als ich auch schon das Schild meines Fahrers mit meinem Namen erblickte.

Der Geldautomat (ich musste bar zahlen) funktionierte auch auf Anhieb, und schon da fühlte ich mich in der Mongolei irgendwie wohl. Es regnete zwar in Strömen, als wir zum Auto liefen, aber die Fahrt auf der - jedenfalls für den regnerischen Sonntagmorgen - völlig überdimensionierten Autobahn in die Stadt war trotzdem schön. Aufgrund der hügeligen, grünen Landschaft (viel grüner als ich mir die Mongolei vorgestellt hatte) fühlte ich mich wirklich an die Färöer erinnert, und auch die Fahrt durch die zunächst kaum besiedelte Gegend fühlte sich wie auf den Atlantikinseln an, auf denen ich an Ostern mit Nina war (dreispurige Autobahnen gab es da aber nicht).

Bei der Einfahrt nach Ulan Bator wechseln sich moderne Gebäude, sowjetische Plattenbauten und wenig attraktive Industrieanlagen im Blickfeld ab, der Verkehr heute Morgen war (wie auch mein Fahrer sagte) vergleichsweise mild, sodass wir nach einer guten Stunde Fahrt (auf der Autobahn darf man oft nur 80 fahren, und das war bei dem Aquaplaning, was wir teilweise hatten, auch gut so) an meinem Hotel ankamen.

Der Check-in ging fix, dann bekam ich meine Schüsselkarte, ging aufs Zimmer und ..., öhm ... die Betten waren nicht gemacht, im Badezimmer lagen alle Handtücher auf dem Boden. Ich wusch mir mal kurz die Hände und war schon wieder auf dem Weg zur Rezeption, als mir die Rezeptionistin schon entgegenkam und vielmals um Entschuldigung bat. Nicht Zimmer 503 sei meines, sondern 502, sie habe einen Fehler gemacht. Allein, 502 war wohl auch nicht fertig. Nun sollte ich warten, sie ging und kam wieder, jetzt wohne ich in der 404 in einem Ballsaal von Hotelzimmer, und irgendwie hat die Madame das Malheur sehr charmant wegmoderiert, auch wenn es ihr sichtlich peinlich war.

Da ich also schon um 8.30 Uhr aufs Zimmer konnte, nahm ich die Duschmöglichkeit (abnehmbarer Duschkopf, akzeptabler Wasserdruck, herrlich) mit größter Freude wahr, bevor ich noch ein bisschen herumtrödelte und dann so gegen 10.30 Uhr das Zimmer verließ.

Ich wollte zum Friedensboulevard, der Hauptstraße Ulan Bators, aber eigentlich wollte ich erst einmal etwas essen. Ich ging also aus dem Hotel heraus, über die Straße, über einen Gemüsewochenmarkt, an einer Mall vorbei (Malls gibt's hier viele), über die etwas größere Straße mit einem schönen Grünstreifen, in dem ein kleines Tempelchen steht, und kaufte mir in einem Minimarkt erst einmal Cola, Fanta und Wasser. Cola und Fanta wurden mundintern zu Spezi umfunktioniert, dann war ich wieder hydriert und konnte weiterlaufen.

Das Staatskaufhaus ist heute ein gehobenes Einkaufszentrum, und über der Straße war wieder so ein Markt (da stehen zig Pavillons in der Gegend herum, wo etwas verkauft wird), auf diesem waren es Schulartikel. In der Ferne sah ich das blaue UFO-förmige Gebäude des Zirkus' (den muss ich mir nochmal genauer anschauen), doch ich drehte mich wieder um und machte, was ich gerne im Ausland mache: Ich ging in eine ortsübliche Fastfood-Kette.

Diese hier heißt Khaan Buuz und bietet diverse Gerichte (es gibt zum Glück an der Kasse auch eine Speisekarte zum Zeigen, und davor ein großes Plakat mit Bildern von den Gerichten), aber ich wollte das namengebende Buuz probieren: gekochte Teigtaschen mit Hammelfleischfüllung. Also bestellte ich fünf davon, und zum Trinken wollte ich eigentlich Tee haben, entschied mich aber dann, wie die Leute vor mir so einen Saft mit - wie ich feststellte - Rosinen drin zu bestellen.

Der Saft war lecker, das Buuz sehr lecker, auch wenn ich erstmal gucken wollte, wie die Einheimischen das essen. Am Ende ist das anscheinend ziemlich wurscht, also pickte ich die (großen) Dinger mit der Gabel auf und biss immer wieder ein Stückchen ab. Doch, das esse ich wieder, zumal die jedenfalls in der Kette auch nicht wirklich böckelten.

Weiter ging's, an der Peace Avenue entlang, vorbei an unzähligen koreanischen Gasthäusern, bis ich zum Dschingis-Platz kam. Auch hier standen etliche dieser weißen Pavillons herum, aber das Beeindruckende hier ist zunächst, wie riesig (und leer) dieser Platz eigentlich ist, aber auch das Staatshaus selbst (mit großer Dschingis-Khan-Statue) und, wenn man sich umdreht, der Blick auf das moderne Ulan Bator mit dem ikonischen Blue-Sky-Gebäude und einigen anderen Hochhäusern, zeigt, dass Ulan Bator keineswegs ein Steppendorf ist, sondern eine - ich sage das jetzt wirklich so - (ost)europäisch anmutende Hauptstadt.

Ich setzte mich ein bisschen auf eine Bank, wurde ein paar Mal von Bilderverkäufern angesprochen ("Hey, my friend, how are you?"), genoss es, mal wieder zu sitzen und beobachtete eine junge Frau, die gerade ihr Examen gemacht hatte, wie sie mit ihrer Familie vor der Dschingis-Khan-Statue Fotos machte - herzlichen Glückwunsch!

Ich lief weiter, lief einem Fahrradfahrer unbeabsichtigt im Weg herum (sorry), beobachtete, dass die allermeisten Mongolen hier in der Stadt keine Maske tragen, aber es auch Kandidaten gibt, die selbst auf dem riesigen Platz und keinem Menschen im Umkreis von dreißig Metern tapfer mit dem Ding im Gesicht durch die Gegend laufen.

Ich hatte ein Ziel im Auge, und wer mich nur ein bisschen kennt, weiß, dass ich sehr gerne die deutsche Botschaft aufsuche (solange ich es freiwillig tue und nicht muss, weil mir etwa ein Malheur passiert wäre). Die fand ich recht schnell, machte ein Selfie vom Honigkuchenpferd - und entschied mich dann, im Dschingis-Bierclub ein Bier zu trinken.

Joa, ich war anfangs der einzige Gast in diesem "deutschen" Brauhaus, da hängen diverse (deutsche) Bierplakate an der Wand, keine Bedienung spricht Englisch, aber ein Bier werde ich ja wohl noch bestellen können! Ich zeigte auf den halben Liter Dunkelbier, die Bedienung nickte - und brachte eine Maß.

Boah, Kinners, so viel kann ich doch nicht trinken! Ich schrieb eifrig mit Freunden in Deutschland WhatsApps und trank das (leckere!) Bier, und als ich so ans Ende kam, dachte ich, dass ich noch eins (aber diesmal wirklich nur ein halbes!) trinken könnte. (Zwischenzeitlich kamen andere Gäste, und ich hasse es, wenn Leute über Lautsprecher telefonieren, aber die machten das in einer Seelenruhe ...) Ich guckte extra, was "halb" auf Mongolisch heißt, sagte das der Bedienung, sie nickte - und brachte wieder eine Maß. Oh Mann!

Jetzt darf man Bier ja nicht verkommen lassen, also opferte ich mich, merkte aber schnell, dass ich definitiv etwas zu essen brauchte, und bestellte das einzige mongolische Essen auf der Karte (es hätte schon Schweinshaxe, Gordon Bleu [sic!], Bratwurst oder Rösti gegeben ....), nämlich Chuuschuur. Dabei handelt es sich um (angeblich in Hammelfett) frittierte Teigtaschen mit - richtig! - Hammelfleischfüllung, und fünf von diesen Dingen bekam ich - mit ein bisschen Rotkrautsalat, der auch sehr lecker war.

Die Teigtaschen schmeckten jetzt etwas böckeliger, aber schmeckten immer noch gut, und nach dieser Stärkung zahlte ich dann, ehe die Bedienungen mir noch eine dritte Maß hinstellten. Das Zahlen mit der Kreditkarte funktionierte, aber wirklich nur mit der Karte - dass ich mit meinem Handy bezahlen wollte, kam den Herrschaften komisch vor, obwohl auf dem Gerät die Symbole fürs kontaktfreie Bezahlen drauf sind. Nun denn, ein bisschen Trinkgeld gab's auch, dann lief ich in Richtung Hotel.

Ich lief noch einmal am Hotel vorbei in einen der kleinen Minimärkte, die es hier an jeder Straßenecke gibt, kaufte Wasser und Fanta und landete dann so gegen 16.30 Uhr im Hotel. Ich wollte mich eigentlich nur kurz aufs Bett legen, aber dann kam der Mann mit dem Hammer, und jetzt bin ich eben um halb neun aufgewacht.

Blog schreiben wollte ich schon noch, aber nach vollbrachter Tat werde ich jetzt richtig ins Bett gehen. Ich bin schon gespannt auf den morgigen Tag, da werde ich Ulan Bator weiter erkunden.

Fotos gibt's natürlich auch:

Dinosaurier-Museum, früher wohl das Lenin-Museum

Staatskaufhaus

Buuz mit Rosinensaft

Kleine Grünanlage mit Tempelchen

Blue Sky

Regierungsgebäude mit ...

... Dschingis Khan

Blick auf das moderne Ulan Bator vom Dschingis-Platz aus

Mit Reiterstandbild

Chuuschuur

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen