Meine Länder

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Montag, 29. August 2022

Eine Tempel-und-Palast-Wanderung

... war das heute, denn ich habe sicherlich zehn, elf Kilometer in Ulan Bator zurückgelegt, um erst den Gandan-Klosterkomplex, dann den Winter- und Sommerpalast des Bogd Khan und schließlich das Tschoidschin-Lama-Tempel-Museum zu besuchen.

Erst einmal aber schlief ich ... naja, zwar nicht aus, aber dafür, dass ich den Wecker auf 7 Uhr oder so gestellt hatte, stand ich erst um 9 Uhr auf, weil ich den Wecker x-mal weiter stellte. Das war ja in Deutschland erst 1 bzw. 3 Uhr, sodass mein Körper sich weigerte, sich früher aus dem Bette zu erheben.
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Ich duschte, zog mich an und ging frühstücken. Die Bedienungen unten mussten sich auch erst einmal auskäsen, wer mich nach "Coffee or tea" fragen durfte, während ich schon am kleinen, aber feinen Buffet stand. Ich aß Spiegelei mit Wurst (es gab sogar Weißwurst!), ein bisschen Gemüse, ganz akzeptables Brot und Sandwiches. Dazu trank ich neben dem Tee Orangensaft, das war alles ganz in Ordnung.

Danach brach ich auf und lief zunächst in Richtung Westen. Ich überquerte eine größere Straße und landete dann auf dem Weg zum Gandan-Klosterkomplex in einer Wohngegend, in der die Straßen schon nicht mehr asphaltiert waren. Trotzdem sorgte ich für kein besonderes Aufsehen, die Menschen wussten wohl, wo ich hinwollte. Kurz vor dem Klosterkomplex kaufte ich mir in einem kleinen Laden noch etwas zu trinken, dann betrat ich - durch ein Seitentor, ich weiß gar nicht, ob ich da als Tourist offiziell durchdurfte, aber das kann ich ja nicht ahnen! -  diesen kleinen Stadtteil.

Ich lief ein bisschen verloren in der Gegend herum, durch eine kleinere Klosteranlage, auf der ich auf dem Rückweg viele Mönche sah, verließ diese Anlage wieder und nahm Kurs auf das Gebäude, das in der englischen Wikivoyage ausgestellt war und dort - ich transkribiere jetzt auf Deutsch - Megdschid-Dschanraisig-Tempel heißt.

Ich ließ erstmal zwei Franzosen den Vortritt, um zu gucken, ob die hochkant wieder rausgeflogen kommen, das war aber nicht der Fall, sodass ich ihnen nacheiferte. Ein Mönch wollte meine Eintrittskarte sehen, die ich nicht hatte (Seiteneingang und so), also drückte ich ihm meine 4.000 Tögrög (etwas über einen Euro) ab. "Photo", also die Fotografiererlaubnis für weitere 7.000 Tögrög (etwas über zwei Euro), wollte ich zunächst nicht.

Ich trat also ein, und war völlig beeindruckt, da steht ein 10 bis 15 Meter hoher Buddha in diesem doch relativ unscheinbaren Tempelchen, davor ein Altar, daneben eine Begtse-Figur, wobei Begtse ein wohl aus dem mongolischen Mythologie stammender Beschützer von Buddha und des Buddhismus ist. Dazu gab es diese Gebetsmühlen, in rauen Mengen. Ich war so begeistert, dass ich den Mönch noch einmal aufsuchte und meine Fotografiererlaubnis erwarb - ich glaube, das wäre im strengen Sinn nicht notwendig gewesen, aber wegen zwei Euro, die sicherlich zur Förderung des Klosters eingesetzt werden (hust!), mache ich mir keinen Kopf.

Ich fotografierte nun also eifrig die Statuen und Gebetsmühlen und den Tempel insgesamt, verließ selbigen wieder und setzte mich vor lauter Glückseligkeit erst einmal auf eine Bank.

Nach einem kurzen (fotografischen) Trip durch den zuerst erkundeten Komplex und eben kurzen Blick zur großen Halle (die ich architektonisch aber jetzt nicht so spannend fand) verließ ich - immer noch ohne offizielle Eintrittskarte - den Gesamtkomplex auch wieder.

Plötzlich war ich wieder mitten im (lauten) Stadtgeschehen von Ulan Bator und ich stellte erst dort richtig fest, wie ruhig es im Tempelkomplex gewesen war.

Nun marschierte ich - ich wich einer Horde Tauben aus - an der Straßenseite in Richtung Eisenbahnbrücke, an einigen Stellen war der Gehweg von den Regenfällen der letzten Tage überflutet, sodass man Umwege und zum Teil über Backsteininseln laufen musste, aber so richtig nasse Füße habe ich nicht bekommen. Ich überquerte die Eisenbahnbrücke (hier verläuft unter anderem die transmongolische Eisenbahn), nachdem ich über Stock und Stein gewandert war, überquerte kurz darauf ein kleines Flüsschen und lief dann nach einem Linksschwenk an einer der größeren Promenaden Ulan Bators entlang.

Unterwegs kaufte ich - mit Kreditkarte - für 40 Cent eine Flasche Wasser (Freunde, ich kann für 40 Cent in der Mongolei - in der Mongolei! - eine Flasche Wasser mit Kreditkarte bezahlen, und ihr wollt mir erzählen, dass das in Deutschland ein Problem ist? Ernsthaft?!) und kam durch einen schönen Park in Richtung des Winterpalastes der Bogd Khan.

Zunächst dachte ich, dass geschlossen ist, aber ich lief um das Ding herum und fand den Eingang, musste 8.000 Tögrög (2,50 Euro) für den Eintritt ausgeben, sparte mir die Innenraum-Fotografiererlaubnis für 25.000 (!) Tögrög (ca. 8 Euro) und ging erst einmal in den Wintertempel hinein.

Die Ausstellung dort mit Gewändern, der Kutsche der Herrscher über die Mongolei Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts, dessen Sammlung exotischer ausgestopfter Tiere und historischer Karten (um nur einige zu nennen) fand ich durchaus interessant, aber jetzt nicht atemberaubend.

Allerdings wanderte ich danach noch ein wenig über die Außenanlage herum (dort durfte ich fotografieren), ging in diverse Tempel mit sehr spannenden Ausstellungsstücken (etwa den Seidenstickerbuddhas) und machte etliche Fotos vom Tor zum Palast.

Irgendwie war es jetzt auch schon 14 Uhr, ich wanderte wieder zurück in Richtung Stadt, die Gaststätten unterwegs gefielen mir nicht so richtig, also lief ich in Richtung des dritten Ziels des heutigen Tages, dem Tschoidschin-Lama-Tempel-Museum.

Dabei überquerte ich wieder die Eisenbahnschienen, und es fiel mir auf, dass ganz viele Graffiti an den Brücken auf Englisch oder jedenfalls in lateinischen Buchstaben geschrieben sind. Überhaupt ist hier vieles auf Englisch angeschrieben, selbst die offiziellen Gebäude haben unter der mongolischen Bezeichnung praktisch immer eine englische Übersetzung stehen. Wer hier etwas auf sich hält, bezeichnet seinen Laden (zumindest auch) auf Englisch. Würde mich nicht wundern, wenn die Mongolen bald auf die lateinische Schrift umstellen würden ...

Ich überquerte todesmutig eine der Hauptstraßen und kam durch Gassen zum Tempelmuseum. Wieder dachte ich, dass geschlossen sei, wieder wurde ich eines Besseren belehrt. Wieder drückte ich 8.000 Tögrög Eintritt ab, wieder betrat ich die Anlage und war beeindruckt.

Der Haupttempel war zunächst geschlossen, sodass ich erst einen Nebentempel erkundete. Dort sprach mich die junge Aufseherin an, wieso mir in meinem Kurzarmhemd nicht kalt sei - dabei dachte ich, die Mongolen seien härtere Temperaturen als diese sommerlichen elf Grad gewöhnt. Ich musste grinsen, erläuterte ihr, dass ich schon ein paar Kilometer durch die Stadt gewandert sei, aber so richtig glauben konnte sie mir das nicht.

Nichtsdestotrotz funkte sie die Hauptaufseherin an, auf dass sie den Haupttempel aufschlösse. Wow, da durfte ich wieder nicht fotografieren ohne Fotografiererlaubnis, aber das war schon auch beeindruckend, mit den vielen (Pappmaschee)-Figuren vom Herrn des Todes (und seiner Gemahlin), auch Begtse durfte nicht fehlen, das war schon schick, auch wenn ich vom Buddhismus natürlich nicht die Riesenahnung habe.

Ein weiterer Tempel mit Werken des "Michelangelo der Mongolei" namens Dsanabadsar wurde besichtigt (meine erste Aufseherin sagte noch sehr charmant zu mir, dass sie mit der für diesen Tempel zuständigen Aufseherin eben über mich und mein Kurzarmhemd gesprochen hätte ...), und das kann ich alles gar nicht beschreiben, das muss man sich selbst angucken, wozu ich Ulan Bator wärmstens empfehlen kann!

Jetzt war aber Feierabend, und praktischerweise befand sich in unmittelbar Nähe des Tempelmuseums ein nach dem Tempelmuseum benanntes Restaurant. Ich war der einzige Nichtmongole in diesem preislich gehobeneren Etablissement (am Ende zahlte ich keine 40 Euro!) und wollte mal schauen, wie die hier ein Lammsteak zubereiten.

Es war nicht ganz so lecker wie bei meiner Ersatzoma, aber fast - und vor allem böckelte das praktisch gar nicht. Ich war kurz davor, mit dem Ober Streit anzufangen, weil er mir Rind statt Lamm präsentiert hätte, aber an ein, zwei Stücken merkte ich doch ganz leichtes Lammaroma, sodass ich doch glaubte, dass das das Bestellte war. Dazu wurde Bier (diesmal Chinggis-Pils) und zwischenzeitlich ein mongolischer Wodka (50 ml für zwei Euro) verdrückt, am Ende gab's noch einen Lava Cake, dann war aber endgültig Schickt im Schacht und ich wanderte nach Hause.

Jetzt habe ich mich ein bisschen von den Strapazen erholt, und ich wollte mir eigentlich noch kurz eine Karaoke-Bar hier angucken, aber morgen werde ich wahrscheinlich schon um 9 Uhr abgeholt, sodass ich das jetzt sein lasse und auf Freitag verschiebe, wenn ich vom Trip zurückkomme.

Morgen geht es also auf große Tour durch die Zentralmongolei, ich bin sehr gespannt. Bis Freitag Nachmittag (deutscher Zeit) bin ich unterwegs, sodass bis dahin ein Blackout herrschen dürfte (wobei ich nach den Erfahrungen der letzten beiden Tage nicht völlig überrascht wäre, wenn es in den Ger-Camps auch WLAN und Strom gäbe ...), aber spätestens Freitag Abend werde ich wieder berichten. Bis dahin: over and out.

Die Fotos von heute sind ein bisschen durcheinander gewürfelt ...

Begtse

Kleine Buddhastatue

Altar (und Buddhafüße)

Regale kleiner Buddhastatuen

Gebetsmühlen

Gandan-Kloster

Kleineres Kloster im Gandan-Komplex

Kleineres Kloster

Zugangstor zum Gandan-Kloster-Komplex

So sieht Ulan Bator halt auch aus

Großer Buddha im Gandan-Komplex

Bogd-Khan-Palast-Gelände

Schildmauer im Bogd-Khan-Palast

Bogd-Khan-Palast-Gelände (Tor)

Skulptur in der Nähe des Palastgebäudes

Transmongolische Eisenbahn(schienen)

Tschoidschin-Lama-Kloster

Bogd-Khan-Winterpalast

Tschoidschin-Lama-Tempel

Lammsteak zum Abendessen


Sonntag, 28. August 2022

Fast ein bisschen enttäuscht

... war ich heute Morgen, denn so richtig Abenteuer war das so überhaupt nicht, als ich in der Mongolei ankam und ins Hotel kutschiert wurde. Naja, bei der Kofferausgabe war das alles ein bisschen unkonventionell, und das richtige Zimmer im Hotel bekam ich erst im dritten Anlauf, aber so insgesamt fühle ich mich hier wechselweise wie auf den Färöern (Landschaft vom Flughafen in die Stadt) oder wie in einer (westlich orientierten) osteuropäischen Metropole (vielleicht wie in Sofia, wegen der kyrillischen Schrift). Die Kommunikation erfolgt auf Englisch oder mit Händen und Füßen ziemlich gut (außer bei der Bierbestellung, später mehr), gelegentlich werfe ich eine meiner gelernten mongolischen Phrasen ein (wobei ich die Aussprache ziemlich sicher brutal verhunze), dann passt das alles schon.

Aber fangen wir mal - wo kämen wir denn sonst hin in einem ordentlichen deutschen Blog-Eintrag?! - am Anfang an.

Selten fand ich einen Nachtflug (bei dem ich zudem durchgemacht habe) so entspannend wie diesen. Der Flieger war zwar eine alte AirAsiaX-Maschine ohne Unterhaltungsprogramm und mit ziemlich engen Sitzen, dafür war hinten (wo ich saß) noch jede Menge Platz, sodass ich mich auf einem Zweierplatz ausbreiten konnte (ich stellte sogar die Lehne zurück, was ich sonst nie mache, weil zunächst keiner hinter mir saß, und der, der sich dann da hinsetzte, als ich meine Lehne schon hinten hatte, hat sich dieses Los selbst ausgewählt). Ich guckte eine Serie zu Ende, da waren auch schon mal sechs Stunden rum, das Essen - ein Hackfleischklops zum Abendessen und ein Käse-Sandwich zum Frühstück - war definitiv sehr gut zu ertragen, nur meine Karten-App wollte mir nicht so richtig anzeigen, wo wir lang fliegen (ich sah später, dass wir die Südroute über das Schwarze Meer und Kasachstan geflogen sind und nicht die Nordroute über Russland). Achso, und kaum jemand trug Maske (außer den Flugbegleitern, aber denen war's wurscht).

Wir landeten in Ulan Bator mit nur ein paar Minuten Verspätung, obwohl wir über eine Stunde verspätet gestarten waren, aber das wurde durch die sehr schnelle Einreise und den schnellen Zoll nach der Gepäckausgabe ausgeglichen. Nur die Gepäckausgabe selbst war verwirrend: Nicht nur, dass das Gepäck an zwei (benachbarten) Gepäckbändern ausgegebe wurde, nein, zwei Packer räumten das Gepäck während des ersten Umlaufs ab, sodass es nicht nur eine, sondern gleich drei Stellen gab, wo ich gucken musste, dass ich mein Gepäck finde. Mein schwarzer Koffer kam recht spät, aber er kam, und ich war gerade aus dem Zoll draußen, als ich auch schon das Schild meines Fahrers mit meinem Namen erblickte.

Der Geldautomat (ich musste bar zahlen) funktionierte auch auf Anhieb, und schon da fühlte ich mich in der Mongolei irgendwie wohl. Es regnete zwar in Strömen, als wir zum Auto liefen, aber die Fahrt auf der - jedenfalls für den regnerischen Sonntagmorgen - völlig überdimensionierten Autobahn in die Stadt war trotzdem schön. Aufgrund der hügeligen, grünen Landschaft (viel grüner als ich mir die Mongolei vorgestellt hatte) fühlte ich mich wirklich an die Färöer erinnert, und auch die Fahrt durch die zunächst kaum besiedelte Gegend fühlte sich wie auf den Atlantikinseln an, auf denen ich an Ostern mit Nina war (dreispurige Autobahnen gab es da aber nicht).

Bei der Einfahrt nach Ulan Bator wechseln sich moderne Gebäude, sowjetische Plattenbauten und wenig attraktive Industrieanlagen im Blickfeld ab, der Verkehr heute Morgen war (wie auch mein Fahrer sagte) vergleichsweise mild, sodass wir nach einer guten Stunde Fahrt (auf der Autobahn darf man oft nur 80 fahren, und das war bei dem Aquaplaning, was wir teilweise hatten, auch gut so) an meinem Hotel ankamen.

Der Check-in ging fix, dann bekam ich meine Schüsselkarte, ging aufs Zimmer und ..., öhm ... die Betten waren nicht gemacht, im Badezimmer lagen alle Handtücher auf dem Boden. Ich wusch mir mal kurz die Hände und war schon wieder auf dem Weg zur Rezeption, als mir die Rezeptionistin schon entgegenkam und vielmals um Entschuldigung bat. Nicht Zimmer 503 sei meines, sondern 502, sie habe einen Fehler gemacht. Allein, 502 war wohl auch nicht fertig. Nun sollte ich warten, sie ging und kam wieder, jetzt wohne ich in der 404 in einem Ballsaal von Hotelzimmer, und irgendwie hat die Madame das Malheur sehr charmant wegmoderiert, auch wenn es ihr sichtlich peinlich war.

Da ich also schon um 8.30 Uhr aufs Zimmer konnte, nahm ich die Duschmöglichkeit (abnehmbarer Duschkopf, akzeptabler Wasserdruck, herrlich) mit größter Freude wahr, bevor ich noch ein bisschen herumtrödelte und dann so gegen 10.30 Uhr das Zimmer verließ.

Ich wollte zum Friedensboulevard, der Hauptstraße Ulan Bators, aber eigentlich wollte ich erst einmal etwas essen. Ich ging also aus dem Hotel heraus, über die Straße, über einen Gemüsewochenmarkt, an einer Mall vorbei (Malls gibt's hier viele), über die etwas größere Straße mit einem schönen Grünstreifen, in dem ein kleines Tempelchen steht, und kaufte mir in einem Minimarkt erst einmal Cola, Fanta und Wasser. Cola und Fanta wurden mundintern zu Spezi umfunktioniert, dann war ich wieder hydriert und konnte weiterlaufen.

Das Staatskaufhaus ist heute ein gehobenes Einkaufszentrum, und über der Straße war wieder so ein Markt (da stehen zig Pavillons in der Gegend herum, wo etwas verkauft wird), auf diesem waren es Schulartikel. In der Ferne sah ich das blaue UFO-förmige Gebäude des Zirkus' (den muss ich mir nochmal genauer anschauen), doch ich drehte mich wieder um und machte, was ich gerne im Ausland mache: Ich ging in eine ortsübliche Fastfood-Kette.

Diese hier heißt Khaan Buuz und bietet diverse Gerichte (es gibt zum Glück an der Kasse auch eine Speisekarte zum Zeigen, und davor ein großes Plakat mit Bildern von den Gerichten), aber ich wollte das namengebende Buuz probieren: gekochte Teigtaschen mit Hammelfleischfüllung. Also bestellte ich fünf davon, und zum Trinken wollte ich eigentlich Tee haben, entschied mich aber dann, wie die Leute vor mir so einen Saft mit - wie ich feststellte - Rosinen drin zu bestellen.

Der Saft war lecker, das Buuz sehr lecker, auch wenn ich erstmal gucken wollte, wie die Einheimischen das essen. Am Ende ist das anscheinend ziemlich wurscht, also pickte ich die (großen) Dinger mit der Gabel auf und biss immer wieder ein Stückchen ab. Doch, das esse ich wieder, zumal die jedenfalls in der Kette auch nicht wirklich böckelten.

Weiter ging's, an der Peace Avenue entlang, vorbei an unzähligen koreanischen Gasthäusern, bis ich zum Dschingis-Platz kam. Auch hier standen etliche dieser weißen Pavillons herum, aber das Beeindruckende hier ist zunächst, wie riesig (und leer) dieser Platz eigentlich ist, aber auch das Staatshaus selbst (mit großer Dschingis-Khan-Statue) und, wenn man sich umdreht, der Blick auf das moderne Ulan Bator mit dem ikonischen Blue-Sky-Gebäude und einigen anderen Hochhäusern, zeigt, dass Ulan Bator keineswegs ein Steppendorf ist, sondern eine - ich sage das jetzt wirklich so - (ost)europäisch anmutende Hauptstadt.

Ich setzte mich ein bisschen auf eine Bank, wurde ein paar Mal von Bilderverkäufern angesprochen ("Hey, my friend, how are you?"), genoss es, mal wieder zu sitzen und beobachtete eine junge Frau, die gerade ihr Examen gemacht hatte, wie sie mit ihrer Familie vor der Dschingis-Khan-Statue Fotos machte - herzlichen Glückwunsch!

Ich lief weiter, lief einem Fahrradfahrer unbeabsichtigt im Weg herum (sorry), beobachtete, dass die allermeisten Mongolen hier in der Stadt keine Maske tragen, aber es auch Kandidaten gibt, die selbst auf dem riesigen Platz und keinem Menschen im Umkreis von dreißig Metern tapfer mit dem Ding im Gesicht durch die Gegend laufen.

Ich hatte ein Ziel im Auge, und wer mich nur ein bisschen kennt, weiß, dass ich sehr gerne die deutsche Botschaft aufsuche (solange ich es freiwillig tue und nicht muss, weil mir etwa ein Malheur passiert wäre). Die fand ich recht schnell, machte ein Selfie vom Honigkuchenpferd - und entschied mich dann, im Dschingis-Bierclub ein Bier zu trinken.

Joa, ich war anfangs der einzige Gast in diesem "deutschen" Brauhaus, da hängen diverse (deutsche) Bierplakate an der Wand, keine Bedienung spricht Englisch, aber ein Bier werde ich ja wohl noch bestellen können! Ich zeigte auf den halben Liter Dunkelbier, die Bedienung nickte - und brachte eine Maß.

Boah, Kinners, so viel kann ich doch nicht trinken! Ich schrieb eifrig mit Freunden in Deutschland WhatsApps und trank das (leckere!) Bier, und als ich so ans Ende kam, dachte ich, dass ich noch eins (aber diesmal wirklich nur ein halbes!) trinken könnte. (Zwischenzeitlich kamen andere Gäste, und ich hasse es, wenn Leute über Lautsprecher telefonieren, aber die machten das in einer Seelenruhe ...) Ich guckte extra, was "halb" auf Mongolisch heißt, sagte das der Bedienung, sie nickte - und brachte wieder eine Maß. Oh Mann!

Jetzt darf man Bier ja nicht verkommen lassen, also opferte ich mich, merkte aber schnell, dass ich definitiv etwas zu essen brauchte, und bestellte das einzige mongolische Essen auf der Karte (es hätte schon Schweinshaxe, Gordon Bleu [sic!], Bratwurst oder Rösti gegeben ....), nämlich Chuuschuur. Dabei handelt es sich um (angeblich in Hammelfett) frittierte Teigtaschen mit - richtig! - Hammelfleischfüllung, und fünf von diesen Dingen bekam ich - mit ein bisschen Rotkrautsalat, der auch sehr lecker war.

Die Teigtaschen schmeckten jetzt etwas böckeliger, aber schmeckten immer noch gut, und nach dieser Stärkung zahlte ich dann, ehe die Bedienungen mir noch eine dritte Maß hinstellten. Das Zahlen mit der Kreditkarte funktionierte, aber wirklich nur mit der Karte - dass ich mit meinem Handy bezahlen wollte, kam den Herrschaften komisch vor, obwohl auf dem Gerät die Symbole fürs kontaktfreie Bezahlen drauf sind. Nun denn, ein bisschen Trinkgeld gab's auch, dann lief ich in Richtung Hotel.

Ich lief noch einmal am Hotel vorbei in einen der kleinen Minimärkte, die es hier an jeder Straßenecke gibt, kaufte Wasser und Fanta und landete dann so gegen 16.30 Uhr im Hotel. Ich wollte mich eigentlich nur kurz aufs Bett legen, aber dann kam der Mann mit dem Hammer, und jetzt bin ich eben um halb neun aufgewacht.

Blog schreiben wollte ich schon noch, aber nach vollbrachter Tat werde ich jetzt richtig ins Bett gehen. Ich bin schon gespannt auf den morgigen Tag, da werde ich Ulan Bator weiter erkunden.

Fotos gibt's natürlich auch:

Dinosaurier-Museum, früher wohl das Lenin-Museum

Staatskaufhaus

Buuz mit Rosinensaft

Kleine Grünanlage mit Tempelchen

Blue Sky

Regierungsgebäude mit ...

... Dschingis Khan

Blick auf das moderne Ulan Bator vom Dschingis-Platz aus

Mit Reiterstandbild

Chuuschuur

Samstag, 27. August 2022

Ein Taxi in der Mongolei per WhatsApp

... gebucht habe ich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, und ich bin ja schon bei diesem Internet immer so beeindruckt, was da alles möglich ist, aber das finde ich nochmal eine Umdrehung interessanter, weil man halt so unmittelbar mit Menschen auf einem anderen Kontinent Kontakt aufnimmt, und das klappt sogar noch!

Jedenfalls werde ich morgen früh mongolischer Zeit (in der Nacht deutscher Zeit) vom neuen Flughafen Dschingis Khan (der alte Flughafen hieß auch so, was zu Verwirrungen, jedenfalls bei mir, geführt hat) abgeholt und die knapp 50 Kilometer ins Hotel kutschiert. Das dauert wohl so ungefähr eine Stunde, sagt Google, und dann bin ich mal gespannt, ob ich womöglich schon ins Zimmer kann, auch wenn ich erst so gegen 8.30 Uhr oder so dort aufschlagen werden. (Planmäßige Landung ist um 6.30 Uhr, bis ich eingereist bin und den Koffer habe, wird es so gegen 7.30 Uhr sein, dann könnte es mit 8.30 Uhr klappen.)

Im Moment sitze ich im Zug zum Flughafen, ich habe mir zwei Stunden Extra-Puffer eingebaut, man weiß ja nie bei der Bahn, aber im Moment sieht es so aus, als ob ich am Flughafen dann massig (wirklich massig) Zeit hätte. Die Zeit werde ich nutzen, um in aller Ruhe zu frühstücken, danach werde ich mein Gepäck off-droppen (eingecheckt habe ich nämlich schon, mal sehen, ob auf dem Flug dann noch immer so viel Platz um mich herum sein wird wie auf dem Sitzplan beim Check-in) und zum ersten Mal seit ... naja, okay, seit März, als wir in die Dominikanische Republik sind, am Frankfurter Flughafen aus dem Schengenraum ausreisen.

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Nachdem ich aus dem - oh Wunder - praktisch pünktlichen Zug ausgestiegen war und die Schlange zur Rolltreppe überstanden hatte, sah ich auf der Zwischenebene die Bahn-Lounge. Die hatte ich - mangels Zeit - bisher noch nicht genutzt, obwohl ich natürlich Anspruch auf die Nutzung habe ... Ich stelle mich beim Check-in ein bisschen dappig an, zumal ich den Typen auch falsch verstand: Ich habe mich für dieses Bahn-Bonus-System nicht so richtig angemeldet und verstand ihn so, dass ich das jetzt tun müsste, obwohl er sogar selbst von einer Übergangsfrist sprach und so. Naja, jedenfalls wollte ich schon wieder abhauen, als er meinte, ich könnte doch mit der Karte rein. Nun denn, jetzt sitze ich hier bei meiner Spezi, überlege, ob ich zum Frühstück doch in eine andere Lounge gehe (denn Essen gibt es hier keines) und wann ich dann zum Terminal 2 zwecks Check-in fahre.

Eigentlich will ich ja einchecken, dann zurück zum Terminal 1, an den C-Gates ausreisen und durch den CD-Riegel wandern, bis ich zu meinem Gate komme.

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Joa, wenn das mit dem Einchecken so einfach gewesen wäre: Ich unterstützte - nachdem ich in der anderen Lounge noch gut mit Wiener Würstchen (und ohne Bier, obwohl es mich anmachte zum Frühschoppen) gefrühstückt hatte - noch eine Freiburgerin, die nach Tunesien wollte und sich so gar nicht am (großen) Frankfurter Flughafen auskannte und stellte mich dann gegen 12 Uhr in die Check-in-Schlange.

Eine so langsame Schlange beim Check-in habe ich noch nie erlebt, aber das lag wohl nicht nur an der Unfähigkeit der Check-in-Menschen, sondern auch daran, dass gefühlt jeder zweite Passagier noch irgendwelche Gebühren am Service-Schalter zahlen musste. Meine Gepäckabgabe (um kurz nach 13.30 Uhr, ich hatte also gute eineinhalb Stunden in der bekloppten Schlange gestanden) ging sehr schnell, auch wenn ich fragte, ob mein Gepäck sicher noch an Bord käme - ich solle mir keine Sorgen machen, sagte die Dame. Jepp, genau deswegen mache ich mir Sorgen.

Es war also nix mit CD-Riegel und Gedöns, dafür ging die Ausreise am Automaten sehr schnell, auch wenn ich nie die Menschen verstehen werde, die direkt vor der Bordkartenkontrolle auf andere Reisende warten. Die Sicherheitskontrolle, die an den Non-Schengen-Gates von D und E unmittelbar vor dem Gate ist, ging ebenfalls fix - und bei einer sehr freundlichen Dame und einem etwas schrägen, aber trotzdem freundlichen Herrn (schönen Feierabend!), und jetzt sitze ich - eigentlich sollte das Boarding seit einer Viertelstunde laufen und wir in einer halben abfliegen - hier am Gate und schreibe noch den Blog für heute zu Ende.

Ulaanbaatar (wie die Mongolen sagen), Ulan Bator (wie die Russen sagen): Ich komme!

Sonntag, 21. August 2022

Schwarzer Stein, Sauschwänzlebahn, Schluchtensteig

Das jetzt bitte dreimal schnell hintereinander sagen!

Höhö, kleines Witzle g'risse - na klasse, das war ja mal ein völlig ungelungener Einstieg in den heutigen Blogeintrag, aber so fertig war ich nach kaum 12 Kilometern selten - ich bin die letzten Wochen einfach zu wenig unterwegs gewesen, sodass das heute wirklich anstrengend war, obwohl das Wetter perfekt zum Wandern war: nicht zu heiß, aber keineswegs kalt, trocken, blauer Himmel.

Dementsprechend blies ich kurz vor knapp auch das Frühstück mit meiner Mutter ab und ließ mich vom Mamataxi zum Wanderparkplatz am Buchener Stumpen fahren, an dem ich nun auch schon ein paar Mal vorbeigekommen bin. Sie fuhr wieder zurück, ich setzte mich zum Schwarzen Stein, dem nördlichsten Punkt der Schweiz, in Bewegung und erreichte diesen nach ein paar Minuten.

Hier, am Grenzstein 593, und später am Grenzstein 589 begab ich mich vielleicht einen Meter tief auf Schweizer Territorium, ansonsten war ich in Deutschland unterwegs - aber natürlich ist die Einreise in die Schweiz auf meiner Liste vermerkt.

An diesem Punkt wurden vor Jahrhunderten diejenigen Glücklichen, die aus dem Kanton Schaffhausen ausgewiesen wurden, physisch über die Grenze gestoßen, und dieser Punkt heißt - selbst auf den offiziellen Schweizer Karten - eben "Schwarze Staa", also Schwarzer Stein.

An den Grenzsteinen 592 und 591 vorbei (die 590 verpasste ich im Gebüsch ...) kam ich zum Grenzstein 589 und verließ hier den Grenzverlauf. Ein Stück blieb ich noch auf der Strecke, die ich einst an noch viel mehr Grenzsteinen entlanggelaufen war (aber auf der ich natürlich niemalsnie linksherum - also auf Schweizer Seite - an den Grenzsteinen vorbeihechtete ...), aber dann bog ich nach rechts ab in Richtung Epfenhofen.

Hier ging es mal mehr, mal weniger steil bergab, bis ich an der Trasse der Sauschwänzlebahn herauskam und diese erstmals unterquerte. Die Sauschwänzlebahn wurde eigentlich mal als strategische Umgehungsbahn errichtet, weil sie die Schweiz umgeht, was insbesondere deswegen wichtig war, weil die Schweiz die militärische Nutzung der Hochrheinbahn (die durch Schaffhausen und Basel verläuft) im Staatsvertrag Ende des 19. Jahrhunderts untersagt hatte. Über die Umgehungsbahn konnte militärisches Gerät auf deutschem Gebiet ins - damals deutsche - Elsass geschafft werden, ohne die Schweiz zu berühren (die Umfahrung Basels wurde durch die inzwischen komplett stillgelegte Wehratalbahn bewirkt).

Da das Gelände zwischen Wutach und Randen aber, nun, sagen wir, hügelig, ist und militärisches Gerät schwer, die Strecke also keine zu großen Steigungen haben durfte, bauten die Ingenieure eine Bahn mit diversen Kehren (zum Teil unterirdisch), die auf der Karte dann geringelt aussah wie der Schwanz einer Sau - die Sauschwänzlebahn eben. Inzwischen verkehrt hier auf dem Mittelabschnitt nur noch ein Museumszug (mit dem ich noch nie gefahren bin), aber der schien nah, denn auf dem Weg, den ich lief, brachten sich gerade zwei Hobby-Fotografen in Stellung.

Ich näherte mich an, bat um Entschuldigung, weil ich vorbeiwollte, wurde sehr bereitwillig vorbeigelassen, nicht ich hätte um Entschuldigung zu bitten, sondern sie, alles sehr freundlich, und ich bekam die Information, dass der Zug in etwa einer halben Stunde am Bahnhof in Epfenhofen abfahren soll.

Nun, die halbe Stunde nutzte ich, um nach Epfenhofen-City (höhö) abzusteigen, unter dem Viadukt hindurchzulaufen und dann den steilen Weg hoch zum Bahnhof wieder auf mich zu nehmen. Ich unterquerte die Bahnstrecke (vor der Kehre) in einem kleinen Tunnel und stieg einen steilen Berg hoch, wobei ich das Viadukt der Bahnstrecke (nach der Kehre) ebenfalls unterquerte.

Ich kam noch ein paar Meter hoch, bevor ich - 10 bis 15 Minuten vor Ankunft des Zuges - Pause machte, meine Schokoladenbrote (Stärkung und so!) verspeiste und dann Fotos vom Viadukt mit und ohne Zug machte.

Joa, die Museumsbahn fuhr früher mal mit so einer alten Dampflok, inzwischen sieht die Lok fast modern aus, sodass das museal nicht so ganz richtig was hermachte (fand ich), aber der Zug auf dem Viadukt war schon ganz hübsch anzugucken.

Das schwerste Stück des Weges kam jetzt aber erst, denn ich musste den Berg hoch, bisschen kreuz und quer durchs Gebüsch über die Westflanke, bis ich auf ungefähr 750 Metern wieder auf halbwegs ebene Strecke kam. Nach dem Vier-Bahnen-Blick (hab irgendwie nicht alle gesehen) ging es bei Blumberg-Zollhaus erst etwas runter und dann (aua!) wieder ein paar Höhenmeter rauf, bis ich in Blumberg durch Wohngebiete latschte in Richtung Stadthalle und dann Schleifenbach-Wasserfall.

Blumberg gefiel mir jetzt irgendwie nicht so richtig gut, aber, naja, ich lief halt nicht durch die Innenstadt, sondern durch Wohngebiete, da sieht wahrscheinlich kein Örtchen so wahnsinnig fantastisch aus (wobei ein Haus da in der Bergmannstraße, oder wo das war, richtig, richtig verkommen aussah, das habe ich in Deutschland selten gesehen ...).

Jedenfalls lief ich aus dem Städtchen heraus und war gefühlt im Wald, denn es ging - es hatte in den letzten Tagen geregnet, und so ganz abgetrocknet war der steile Pfad abwärts noch nicht - über glitschige Steine und Wurzeln hinunter zum Schleifenbach-Wasserfall.

Diese Strecke gehört zum Schluchtensteig, dem Sechs-Etappen-Wanderweg von Stühlingen nach Wehr, dessen Königsetappe selbstverständlich die Wutachschlucht ist. So ganz abgelaufen habe ich den Schluchtensteig noch nicht, gerade nicht in seinen westlichen Teilen, aber die eine oder andere Teiletappe habe ich da durchaus schon abgearbeitet. Schön, anstrengend, richtiges Wandern ...

Ich überlebte den Abstieg zum Aussichtspunkt, und, ja, das ist halt ein Wasserfall von gar nicht mal so wenigen Metern Höhe, aber die Niagara-Fälle sind es halt auch nicht ... Das eigentlich Beeindruckende an dem ganzen Ding ist ja auch die Acht-Meter-Leiter/-Treppe hinunter zur Brücke über den Schleifenbach.

Vor mir war ein Ehepaar, und sie traute sich da nicht so richtig runter. Also durfte ich vorangehen, ich überlebte den Abstieg (und die beiden auch, denn die kamen dann hinter mir her), überquerte den Schleifenbach und stiefelte auf der anderen Bachseite wieder den Berg hoch.

Nun, nach gut zehn Kilometern, merkte ich die Strecke und war über jeden flachen oder leicht bergab v verlaufenden Streckenabschnitt dankbar, fluchte, als es kurz den Berg hochging, und in Achdorf war ich kurz davor, meine Ma mich unterwegs abfangen zu lassen, da ich die Verbindung zu meinen bisherigen Touren schon längst hergestellt hatte.

Ich kämpfte aber eifrig weiter bis zur Scheffellinde (man erinnere sich an den Schnitzer-Wirt, der nach meiner ersten Wanderung mit Endpunkt Scheffellinde sicher war: "Der wandert nie wieder!"), wo schon meine Ma wartete und mich über Ewattingen nach Hause kutschierte. Die Dusche war sooooooo schön ...

Dieses Jahr war das nicht so richtig ergiebig mit der Wanderei, ich bin jetzt bei 127 Kilometern dieses Jahr - andererseits fehlen noch ganze 120 Meter zu den 1.700 Kilometer seit 2020, vielleicht schaffe ich die 1.750 Kilometer noch dieses Jahr, das wäre ja schon etwas ...

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Meine Ma und ich schlawenzeln weiter um die diesjährige Weihnachtstour herum. Im Moment ist Tirana, Albanien der ganz heiße Favorit, aber das kann sich - gerade in Corona-Zeiten - halt auch wieder ändern. Noch ist nichts gebucht, aber das kann bei uns ja ganz schnell gehen, und dann hätte die liebe Seele Ruh.

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Fotos von heute:

Griffel auf dem nördlichsten Punkt der Schweiz (Schweiz links)

Grüsse aus der Schweiz

Unter der Sauschwänzlebahn I

Unter der Sauschwänzlebahn II

Da ist sie vorbei ...

Vier-Bahnen-Blick (wer findet die dritte und vierte?)

Leiter zur Brücke über den Schleifenbach

Schleifenbach-Wasserfall

Leiter von der Brücke

Sonntag, 14. August 2022

Vom Fall-Down Paddleboard in den Edersee gefallen

... bin ich gestern zweimal, aber als "Standup Paddleboarding" konnte ich Bewegungslegastheniker diese Fortbewegungsart beim besten Willen nicht bezeichnen, denn beim ersten Versuch, aus dem knienden Zustand aufzustehen, hielt ich mich maximal eine Sekunde, beim zweiten Versuch vielleicht zwei Sekunden in der Vertikalen, bis ich wieder im (sehr wohltemperierten) Edersee landete.

Schön war's trotzdem, denn vorher war ich auch mal drangewesen, ein bisschen mit dem Elektrobötchen auf dem See herumzuschippern, und nachdem ich mich - ohne Widerstand kam ich auf das doofe Board nicht wieder druff - mit Festhalten am Boot aufs Board und dann wieder ins Boot gewuchtet hatte, genoss ich das kühle Gefühl auf der Haut, denn zum Sonnenschutz hatte ich T-Shirt und Mütze auf (und zum Sehen die Brille), und alles hatte die Landung(en) im See überlebt, war jetzt aber kühl nass. Juchhe!

Die Anreise an Waldeck war ausnahmsweise unfallfrei verlaufen (anders als die Rückreise, aber dazu gleich mehr), ich hatte am Freitag früh Schluss gemacht, und ich kam pünktlich in Kassel an (naja, pünktlich). Ich wurde schon erwartet, wir warteten noch auf die anderen Ex-Kollegen, die aus Wiesbaden anreisten, für die wurde noch ein Wegbier gekauft (naja, okay, für mich auch), und dann ging es durch wunderbare nordhessische Örtchen nach Waldeck.

Nach dem leckeren Abendessen, währenddessen selbstverständlich nur Mineralwasser (still) konsumiert wurde, ging es auf die Schlafstatt, und ich schlief zum zweiten Mal im Leben unter freiem Himmel. Anders als dereinst in Thüringen hatte ich eine richtige Matratze und ein (Daunen-)Bett, unter dem ich selbst bei sehr angenehmen Außentemperaturen schwitzte, aber sonst ziemlich gut schlief.

Nach dem Frühstück ging es an den (sehr niedrigen!) Edersee, und nach zwei Stunden Wassersport dann noch auf die Sommerrodelbahn - das war auch schon lange her, dass ich sowas mal gemacht hatte, aber Spaß machte es definitiv.

Der Einkauf fürs Grillen folgte, und zu der einen Wurst, die ich aß, wurde ich diesmal Mineralwasser mit Kohlensäure getrunken, denn wir wollten uns richtig dekadent fühlen ...

Zuvor wollte der Mann meiner Ex-Kollegin mit mir noch eine nordhessische Wurstspezialität kaufen fahren, aber leider hatten alle Läden, die diese Delikatesse verkauften, schon zu, sodass wir noch eine kurze Rundfahrt zur Talsperre und zum Edersee-Museum machten - hochinteressant!

Nach dem Grillen ging es wieder ins Bett unter freiem Himmel, und heute Morgen pennte ich richtig aus, auch weil die Leutchen sich extra auf die andere Seite des Hauses verzogen, damit sie mich nicht störten (danke!).

Irgendwie dauerte das Frühstück dann auch länger als gedacht, mein geplanter ICE fiel aus, wir peilten den nächsten an, der fiel auch aus, also tuckerte ich mit der Regionalbahn nach Kassel, wo ich noch einen ICE-Ersatz-IC erwischte, in dem aber weder WLAN noch Klimaanlagen funktionieren. So funktioniert das mit der Verkehrswende aber nicht, liebe Politiker!

So, wie ich schwitze, muss ich mich gleich in Hannover fast noch in einen der Ricklinger Teiche begeben, das werden wir noch sehen ...

Morgen treffe ich einen weiteren Ex-Kollegen, bevor ich wahrscheinlich am Dienstag wieder in den Schwarzwald fahre. Aber das ist noch nicht in Stein gemeißelt, mal gucken ... 

Eine von drei aufrechten (naja ...) Sekunden (mit freundlicher Genehmigung von SK)

Edersee vom Schloss Waldeck aus

Edertalsperre

Edersee, Marina und Schloss Waldeck


Donnerstag, 11. August 2022

So langsam mal Zeit

... wurde es, dass ich Hotels und meine Tour in der Mongolei buche, und eben gerade im Zug auf dem Weg von Freiburg nach Hannover habe ich Nägel mit Köpfen gemacht, schließlich bin ich in 16 Tagen schon auf dem Weg nach Ulan Bator. (Juchhe!)

Erst einmal buchte ich mir eine Tour über vier Tage (also drei Nächte), während der wir an Tag 1 zur Halbwüste Elsen Tasarkhai fahren (das soll, sagen die Touristiker, ein bisschen wie die Wüste Gobi aussehen, da gucken wir mal, aber die können mir halt viel erzählen ...), aber ich bin schon gespannt auf die 280 Kilometer Fahrt über Stock und Stein. Am zweiten Tag geht es in die alte Dschingis-Khan-Hauptstadt Karakorum und zum Ugii-See (das mit den Transkribierungen aus dem kyrillischen ins lateinische Alphabet ist bei mongolischen Namen noch mehr Verwirrspiel als ohnehin schon ...). Am dritten Tag geht es zum Terelj- und unterwegs zum Khustai-Nationalpark, in dem es Wildpferde geben soll. Am vierten Tag schließlich wird es mit kurzem Zwischenstopp an der Dschingis-Khan-Reiterstatue zurück nach Ulan Bator gehen. Irgendwann an diesen Tagen soll es auch Kamel- und Pferdereiten geben, die Viecher tun mir jetzt schon leid ...

Ich bin jedenfalls gespannt, wie das in den Ger-Camps ablaufen wird, wo ich wie penne, wie das mit Duschen und sonstigen sanitären Einrichtungen aussieht, aber ich bin zuversichtlich, dass ich das drei Nächte überleben werde ...

Ich wollte vorher und nachher im gleichen Hotel übernachten, damit ich einen Teil meines Gepäcks im Hotel lassen kann, habe aber (ich Hammel!) nicht geschaut, ob mein anvisiertes Hotel auch nachher noch frei ist, sodass ich für vorher gebucht hatte, aber für nachher nicht mehr buchen konnte ... Jetzt habe ich postwendend storniert und ein anderes Hotel - das vorher und nachher frei war - gebucht, und ich glaube, das ist keine schlechtere Wahl und preislich nicht teurer, weil im jetzt gebuchten Hotel auch Frühstück dabei ist, was im ersten nicht so gewesen wäre. Jedenfalls sieht das auf den Bildern nach einem ziemlichen (bezahlbaren!) Luxusschuppen aus, sodass ich mal hoffe, dass ich unter der dortigen Dusche (einen abnehmbaren Duschkopf gibt es den Bildern zufolge auch!) Schweiß, Staub und Tränen (hoffentlich kein Blut!) nach vier Tagen Steppe und Wüste werde abwaschen können.

Mal sehen, ob das mit der Abholung aus dem Hotel klappt, und was genau ich mitnehme auf die Steppentour, muss ich auch noch schauen, aber schlagartig gibt es einen doch ganz vernünftig aussehenden Mongolei-Plan. Juchhe! Wie? Hab ich schon geschrieben? Mir wurscht!

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Gestern war ich dann noch einmal wandern: Von Döggingen ging es über Bräunlingen nach Donaueschingen, ich überquerte dabei - bei strahlendem Sonnenschein - zunächst in Bräunlingen die Breg und dann in Donaueschingen die Brigach, die beiden Flüsse, die die Donau "z'wegbringen". Bräunlingen ist von meinem Heimatort aus irgendwie immer so ein bisschen im toten Winkel hinter der Wutachschlucht, aber ich muss sagen, das Städtchen fand ich sehr schick.

Ich war mit dem Auto nach Döggingen gefahren (da kommt man mit der BC 100 nicht gut hin, erstens weil die Busse nicht so häufig - und auch nicht so spät fahren -, zweitens aber, weil im Schwarzwald-Baar-Kreis meine BC 100 nicht mehr gilt und ich auch kein Neun-Euro-Ticket habe ...) und dort gerade losgelaufen, als mir auffiel, dass ich für die Rückfahrt von Donaueschingen nach Döggingen keine Maske dabei hatte.

Da ich aber zu noch angemessener Stunde durch Bräunlingen und vor allem Donaueschingen kommen würde, machte ich mir da - zurecht - keine großen Sorgen, ob ich noch irgendwo eine Maske gekauft kriege. Glücklich war, dass ich kaum Bargeld dabei hatte, weil ich sonst ein Bier im Bahnhof in Donaueschingen getrunken hätte, da ich völlig vergessen hatte, dass ich noch Auto fahren musste. Dementsprechend trank ich nach guter Ankunft in Bonndorf im Kranz ein Bier mehr. Passt scho!

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In den nächsten Wochen stehen - neben der Mongolei - noch ein paar kleinere Touren an. Dieses Wochenende bin ich am Edersee in Nordhessen mit Ex-Kollegen unterwegs, danach hatte ich ja eigentlich vorgehabt, nach Bad Schandau und Görlitz zu fahren, aber ich glaube, mir tut ein Wochenende ohne große Reiserei mal gut (außer, ich wandere die Grenzsteine in Basel weiter ab), sodass ich übernächstes Wochenende wohl im Schwarzwald sein werde.

Im September (also nach der Mongolei) steht das Treffen meiner Ma mit ihren Cousinen im Rheinland an, was wir sicherlich für einen kleinen Abstecher nach Venlo in die Niederlande nutzen werden, und vielleicht mache ich das Wochenende danach dann Bad Schandau, aber das schaue ich noch.

Jessi und Christian haben mir für Ende Oktober abgesagt, sodass ich mal gucken muss, wie ich das lange Wochenende (mit dem Reformationstag, der in Niedersachsen ja Feiertag ist) verarbeitet kriege - Italien und Vatikan stehen daher erstmal nicht mehr ganz oben auf der Hitliste.

Aber der werte Leser wird mir glauben, wenn ich sage, dass ich da schon was gebastelt kriegen werde ...

Fotos von der Baar-Wanderung:
Start- und Endpunkt Döggingen

Blick auf Bräunlingen

In Bräunlingen

Breg in Bräunlingen

Brigach in Donaueschingen

Mittwoch, 3. August 2022

Neun Menschen

... sind mir gestern Abend in der Wutachschlucht begegnet, das sind neun mehr als da zu der Zeit hingehören, vor allem, wenn ich angelatscht komme! Wanderer, die zu dieser Jahreszeit an einem Samstag oder Sonntag Mittag die Wutachschlucht durchwandern, würden sich wahrscheinlich manchmal freuen, wenn auf ein und derselben Brücke nur neun andere Leute wären (manche Brücke hat ein Maximum von zehn Personen, und als ich da drüber bin, hat das schon ganz schön gewackelt, da will ich fast nicht wissen, wie das bei zehn Leuten wäre!), aber ich bin halt von meiner Abendwanderung durch die Wutachschlucht letztes Jahr etwas anderes gewohnt.

Schön war es trotzdem, wenn ich auch merkte, dass ich ein bisschen aus der Übung bin, vielleicht war es auch einfach nur die Hitze, aber ich bin schon deutlich federnder durch die Gegend gewandert als gestern. Das Mamataxi wurde eingesetzt, weil mir der Bus um 18 Uhr ein bisschen spät war (eine gute Entscheidung!), sodass wir um 17.40 Uhr in Boll an meinem Lieblingseinstieg waren (das gestern gewanderte Stück Boll - Wutachmühle finde ich einfach am schönsten).

Um 17.42 Uhr stieg ich am dortigen Wanderparkplatz ein, und schon auf dem (steilen und kurvigen) Weg nach Bad Boll kamen mir vier Wanderer entgegen, die noch ein ganzes Stück bergauf vor sich hatten. Um 17.48 Uhr (6 Minuten) war ich an der Burgruine vorbei, und um 17.59 Uhr (17 Minuten) kam ich an der Kapelle in der Schlucht vorbei. Für die Nachwelt halte ich mal meine Abschnittszeiten fest, damit ein halbwegs geübter Wanderer sich daran orientieren kann - schneller geht das definitiv, aber langsamer durchaus auch ...

Der Weg war ziemlich trocken (anders als gewohnt), nur an wenigen Stellen war Matsch, und nur an einer einzigen musste das Schuhwerk tatsächlich durch ein bisschen feuchten Boden befördert werden, ansonsten konnte man das alles gut umgehen.

Um 18.10 Uhr (28 Minuten) kam ich an den Tannegg-Wasserfällen vorbei, und um 18.33 Uhr (51 Minuten) war ich nach steilem Aufstieg an dem wunderbaren Aussichtspunkt auf die Wutach in der Felsengalerie angekommen. Es ging wieder bergab, bis ich um 18.51 Uhr (1 Stunde, 9 Minuten) an der Schurhammer-Hütte war. Dort begegnete mir eine Mutter mit ihren zwei Kindern.

Es ging weiter über Stock und Stein (das war ich gar nicht mehr gewohnt) - um 19.15 Uhr (1 Stunde, 33 Minuten) kam ich am Amselfelsen an. Die Wutach war gestern nicht so richtig schön, sie stand sehr tief und war auch nicht so klar wie sonst häufig, sodass ich der Versuchung, meine Füße ins Wasser zu strecken, gut widerstehen konnte.

Um 19.27 Uhr (1 Stunde, 45 Minuten) überquerte ich die Wutach erstmals über den Rümmelesteg, und um 19.46 Uhr (2 Stunden, 4 Minuten) erneut über die wunderbare "Brücke in die Wand", wie ich sie nenne, weil man zunächst nicht sieht, dass es in dem ein Meter breiten Stück zwischen Brücke und Wand scharf nach links geht.

Kurz darauf, um 19.51 Uhr (2 Stunden, 9 Minuten) war ich am Wiedereintritt der Wutach und schon ein bisschen wacklig, sodass ich die dort angebrachten Stahlseile gerne nutzte, ehe ich in die Wutach kippe. Um 20.12 Uhr schließlich (2 Stunden, 30 Minuten) überquerte ich über die beiden Schwingbrücken dort (die wackeln wirklich bedenklich!) binnen weniger Sekunden zweimal die Wutach (und war mal wieder kurzzeitig auf Löffinger Gemarkung).

Das letzte Stück ist noch einmal anstrengend, aber um 20.42 Uhr (2 Stunden, 54 Minuten) lief ich mit nur wenig Verspätung an der Wutachmühle ein, und meine für 20.30 Uhr bestellte, aber mit "keine Panik, wenn ich eine Viertelstunde später noch nicht da bin" instruierte Mutter wartete ordnungsgemäß auf den - außerordentlich - verschwitzten Sohn.

Die kalt-warme Dusche war herrlich, und auch wenn mir die Füße wehtaten, genoss ich es, erstmals seit Wochen (und das trotz Schlossfest!) mal wieder schmerzfrei durch die Gegend gelaufen zu sein.

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Über das EM-Finale und insbesondere die Leistung des Videoassistenten breiten wir den Mantel des Schweigens (nicht jedoch über die Leistung der deutschen Mannschaft: großartig, so weitermachen nächstes Jahr bei der WM!), aber am 23. September gucke ich mir mal wieder ein Männerspiel im Stadion an: Es geht in Leipzig in der Nations League gegen Ungarn, und ich werde begleitet von einem ungarischen Vater und seinem deutsch-ungarischen Sohn, das wird was werden ...

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Bezüglich Mongolei muss ich so langsam mal in die Pötte kommen, da werde ich hoffentlich bald etwas berichten können.

Im Moment bin ich erstmal in Richtung Hannover unterwegs, nur um morgen Abend nach Kaiserslautern zu fahren. Meinen Urlaubstag am Freitag verbringe ich wahrscheinlich wieder einmal in der Sauna, und am Samstag geht es dann wieder in den Schwarzwald - die Bahncard 100 muss sich doch lohnen!

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Apropos Sauna: Vielleicht übernachte ich vom 20. auf den 21. August (oder sonst, wenn die Waldbrände gelöscht sind und der Katastrophenalarm zu Ende ist) in Bad Schandau und gehe dort ins Thermalbad. Wenn ich am Samstagmorgen sehr früh in Hannover losfahre, bin ich um 13 Uhr in Schöna, der letzten Haltestelle vor Tschechien. Von dort käme ich mit der Fähre auf die tschechische Seite nach Hřensko und von dort mit dem Wanderschiff nach Bad Schandau. Nach Einchecken im Hotel könnte ich dann noch ein paar Stündchen in die Therme, ehe ich am Sonntagmorgen nach einem guten Frühstück nach Görlitz führe, dort über die Grenze nach Polen wandern würde und schließlich wieder nach Hannover eierte. Wie? Wenn ich das so durchdacht habe, werde ich das schon machen? Kann schon sein ...

Fotos von der Wutachschlucht:

Burgruine Boll

Kirche in Bad Boll

Blick auf die Wutach

Tannegg-Wasserfall

Schurhammer-Hütte

Amselfelsen

Rümmelesteg

Brücke in die Wand

Wackelbrücke

Wiedereintritt