Meine Länder

Meine Länder
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Donnerstag, 3. Juni 2021

Und getrödelt hat sie auch noch ...

Verkehrte Welt war heute Morgen angesagt, denn als meine Mutter aufstand, fand sie ihren Sohn nicht vor. Sie brüllflüsterte zwar in mein Schlafzimmer, ob ich da sei, verifizierte dies aber nicht - dementsprechend erschrocken war sie, als ich plötzlich um kurz nach 4 Uhr durch die Wohnungstür hineinkam, weil ich schon das Auto geholt und teilweise eingeladen hatte ...

Normalerweise ist meine Mutter ja gefühlt drei Stunden vor mir wach und fertig, ehe sie mich weckt, aber heute war das mal andersherum, und das war sowohl für meine Mutter als auch für mich höchst ungewohnt ...

Ich war gestern sehr früh ins Bett gegangen und scharrte dementsprechend mit den Hufen, sodass meine Mutter sich diesmal so unter Druck fühlte wie ich mich sonst. Schlussendlich fuhren wir um 5.14 Uhr in Bonndorf ab und reisten um 5.29 Uhr in die Schweiz ein, ohne von irgendjemandem behelligt zu werden.

Als Bestrafung für die Trödelei meiner Mutter hatte ich mir ausbedungen, dass wir durch Liechtenstein fahren, und dort kamen wir - nachdem wir in Schaffhausen auf die Autobahn in Richtung St. Gallen und weiter in Richtung Chur gefahren waren - um 7.09 Uhr an - damit war das dritte Land auf der heutigen Tour geritzt.

Man merkte richtig, dass in der Schweiz heute wohl kein Feiertag war, denn die Autobahn insbesondere in Richtung Zürich war schon zu früher Stunde recht voll, aber in Liechtenstein war - wahrscheinlich aufgrund der frühen Stunde - noch ziemlich tote Hose. Sei es, wie es sei, es ging weiter nach Österreich, und dort kamen wir um 7.20 Uhr, also nach elf Minuten in Liechtenstein, an.

Auch an dieser Grenze kontrollierte kein Mensch irgendwelche Einreisegenehmigungen oder Impfpässe, und wir wurden ein wenig übermütig, weil bis hierher die Straßen unglaublich leer waren. Das galt fast bis Innsbruck (Grenzübertritt Vorarlberg-Tirol um 8.07 Uhr im Arlbergtunnel), aber als wir auf die Brenner-Autobahn fuhren, merkten wir, dass halb Deutschland und ganz Österreich auf dem Weg nach Süden war, und da die Österreicher und die Italiener ihre Autobahnbauarbeiten intelligenterweise mitten in die Hochsaison legen, war gefühlt von Innsbruck bis Brixen Stau angesagt - furchtbar.

Um 10.02 Uhr reisten wir über den Brenner in Italien ein, nachdem ich unsere Einreiseanmeldung nochmal korrigieren musste, weil ich ein erfundenes Autokennzeichen anstatt des korrekten angegeben hatte - Held, ich ... Die Einreiseanmeldung sehen wollte weder ein nationalstaatlich italienischer noch ein regional Südtiroler Mensch, aber Hauptsache, wir hatten Bürokratie fabriziert ...

Nachdem wir in Brixen von der Autobahn abgefahren waren und uns auf die Landstraße in Richtung Bruneck und Toblach begeben hatten, wurde es auch nicht wirklich besser. Die ganze Zeit, bis fast nach Spittal hatte ich einen VW aus Sankt Johann im Getriebe sitzen (der überholte mich im Tunnel, als die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 30 lag, ich, öhm, maximal unwesentlich über 30 fuhr (das Doppelte wäre noch unwesentlich in Italien ...), mit ungefähr dem Drei- bis Vierfachen der erlaubten Geschwindigkeit, und am Ende musste er sich in Österreich doch wieder hinter mir einreihen ...), aber noch schlimmer waren die acht Milliarden Baustellen, die die Südtiroler ebenfalls in die Hochsaison geplant hatten - schleicht's eich ...

Schön war die Fahrt durch die Dolomiten aber auf alle Fälle, ich machte auch einen ganz kurzen Zwischenstopp, weil ich zumindest von einem Berg ein Foto haben wollte und meine Mutter ihre liebe Müh und Not mit der Bedienung meines Handys hatte ...

In Osttirol, also in Österreich, reisten wir um 12.54 Uhr wieder ein, also nach fast drei Stunden in Italien, und erstmals gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Der Polizist fragte uns, wo wir jetzt herkämen, ich antwortete, dass wir eigentlich aus Deutschland losgefahren wären, er fragte, ob wir in Italien Aufenthalt gehabt hätten, wir verneinten wahrheitsgemäß, und das war's schon ... Keine Nachfrage nach der Einreisegenehmigung, die die Österreicher grundsätzlich verlangen (wir hätten keine gebraucht, weil wir auf der Durchreise waren), keine Nachfrage nach irgendwelchen Impfpässen, der Typ war froh, dass wir die richtigen Antworten gegeben haben, damit er uns schnell durchlassen konnte ...

Wenn ich mir vorstelle, wie die Gastwirte in Bonndorf teilweise Schiss vor irgendwelchen Kontrollen haben, dann können die Leute in Italien, Österreich und Slowenien bestimmt nicht nachvollziehen, weil das hier irgendwie keinen interessiert, was in den Verordnungen geschrieben steht ...

Wir fuhren also - ewig auf der Landstraße - weiter durch Österreich (Einreise Kärnten 13.37 Uhr), bis wir bei Spittal an der Drau auf die Autobahn kamen. Wir tankten noch in Österreich und kauften eine slowenische Vignette, fuhren weiter, machten kurz Halt, weil meine Mutter ihre Geldbörse - glücklicherweise im Auto - verlegt hatte, fanden die Geldbörse und überquerten um 15.15 Uhr - im Karawankentunnel - die österreichisch-slowenische Grenze ...

Damit waren wir in unserem sechsten Land heute angekommen, und auch wenn die Slowenen Vorbereitungen getroffen hatten, um irgendwelche Gesundheitskontrollen zu machen, sahen wir davon genau gar nichts mehr - soviel, liebes Auswärtiges Amt, zu "Grenzkontrollen finden statt."

Wir rollten über die slowenische Autobahn, fuhren an Ljubljana vorbei und kamen gegen 17.15 Uhr in Piran an.

Hier allerdings entwickelte sich mal wieder ein ernsthafter Disput zwischen Mutter und Sohn: Die Einfahrt ist die Stadt Piran ist ausschließlich den abonnenti vorbehalten, und dazu zählte ich uns nicht. Da aber die Parkplätze ansonsten arg rar waren, forderte meine Mutter mich wiederholt auf, in diesen abonnenti-Bereich einzufahren, wogegen ich mich wehrte. Am Ende hielt ich an einer Schranke an, sie stieg aus, fragte irgendwelche Leute, ich fuhr eine Runde, sie kam wieder ins Auto und meinte, wir sollten in den abonnenti-Bereich reinfahren, hätten die Leute gesagt. Grrrrrrr!

Also fuhr ich dort hinein, die Selbstschussanlagen lösten nicht aus, ich parkte auf einem abonnenti-Parkplatz in zweiter Reihe und ging zur Tourist-Information, um den Schlüssel zu holen.

Der Typ war tiefenentspannt, meinte, wir hätten alles richtig gemacht, hier ist der Zettel, damit ihr wieder aus dem abonnenti-Bereich rauskommt, ohne was zahlen zu müssen, fahrt aber erst da hinten zu dem Parkplatz weit im abonnenti-Bereich, parkt da in zweiter oder dritter Reihe, parkt ruhig die Leute zu, macht aber - wichtig! - die Warnblinkanlage an, bringt euer Gepäck in die Bude und fahrt dann aus dem abonennti-Bereich raus und in die offizielle Besuchertiefgarage ein ...

Achso, und die Impfpässe hielt ich ihm zwar vor die Nase, die waren ihm aber wurscht, solange wir einen Wisch unterschrieben, dass wir geimpft seien - geprüft hat das keine alte Sau ... Unfassbar ...

Ich watschelte also zurück ans Auto meiner Mutter, erläuterte ihr zähneknirschend, dass sie mit allem Recht gehabt hätte, fuhr zu dem Parkplatz, parkte in zweiter Reihe, brachte unser Gepäck (schwitzend wie eine Sau) in unser Apartment, kam wieder zurück und fuhr dann mit ihr in die Garage.

Von dort fuhr ein Gratis-Shuttlebus zum Marktplatz der Stadt, und von dort liefen wir dann ein paar Minuten zu unserer Unterkunft.

Während meine Mutter das Apartment häuslich einrichtete (und sich über die fehlenden Schränke ärgerte - mir wäre das gar nicht aufgefallen, weil ich eh meist aus dem Koffer lebe, und für drei Tage sowieso), nahm ich den äußerst beschwerlichen, zwanzig Meter langen Weg zur Badestelle auf mich. Ich entblätterte meinen Adoniskörper (bis auf die Badehose natürlich!) und stieg über die veralgte, aber sonst gut begehbare Treppe ins Mittelmeer ...

Ein Wort: Sooooo herrlich ...

Ich schwamm und planschte und entschied mich dann, (erfolglos) zu versuchen, meine Mutter auch ins Meer zu beordern. Nach dem Misserfolg ging ich weinend unter die Dusche und machte mich ausgehfertig. Wieder trödelte meine Mutter (höhö), sodass wir erst kurz nach halb acht aus dem Haus kamen ...

Wir liefen ein wenig die Promenade entlang, wo alle schönen Tische schon belegt waren, wir liefen dann auf den einen Altstadtplatz, aber auch da waren alle Tische schon belegt, sodass wir schließlich in einer bis dahin recht leeren (aber trotzdem nicht sooooo schlecht bewerteten) Kneipe landeten. Der Ober sprach Deutsch, es gab sehr leeres Schwertfisch-Carpaccio zur Vorspeise und danach Scampi, mit Schinken und Käse gefüllten Tintenfisch und Sardinen, und alles in allem waren mit mit Bier und Palatschinke und Espresso am Schluss ziemlich zufrieden.

Wir wackelten nach Hause und werden die nächsten beiden Tage hier in Slowenien sowas von genießen, das wird soooooo schön ...

Das war heute ein anstrengender, aber unglaublich lohnender Tag (nicht nur wegen der sechs besuchten Länder heute!) - jetzt kommen ein paar Fotos:

In den Dolomiten

Marktplatz in Piran

Blick aus unserer Haustür

Meer

Abendessen heute

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