Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 27. Juni 2021

Das Handtuch als wichtigstes Werkzeug

 ... hat Douglas Adams in seiner berühmten fünfbändigen Trilogie "Per Anhalter durch die Galaxis" verewigt, und so ging es mir gestern in der Sächsischen Schweiz ebenfalls, denn ohne das Handtuch, das Jessi und Christian standardmäßig im Auto haben und mit dem ich mir Rübe und (vor allem) Arme bedecken konnten, wäre diese exponierten Körperteile noch krebsfarbiger als sie es ohnehin sind - dass die beiden mit dem Cabrio kommen und sie dann noch bei Sonne offen fahren wollen, kann ja keiner ahnen ...

Am Freitag Nachmittag kam ich ungefähr so los wie erwartet, sodass ich noch einen Test am Hauptbahnhof machen konnte und dann in meinen IC in Richtung Dresden einsteigen konnte. Die Freunde aus Kaiserslautern und ich lieferten uns ein Wettrennen, in dem ich vom Start weg ins Hintertreffen geriet, weil unser Zug erst mit Verspätung losfuhr und dann noch - spielende Kinder im Gleis - einen Umweg über Hildesheim einlegen musste.

Eine halbe Stunde Verspätung war die Folge, die konnte im Kopfbahnhof in Leipzig auf 20 Minuten verkürzt werden, aber die blieben es auch bei Dresden-Neustadt. In Dresden-Neustadt stieg ich aus und lief zur Straßenbahn, die pünktlich kam. Zwischendurch war ich unsicher, ob Jessis Aussage, dass sie auf mich warteten, sich womöglich auf eine Abholung vom Bahnhof bezog, denn als ich am Bahnhof ankam, standen sie laut WhatsApp-Lokalisierung ganz in der Nähe.

Mein Gefühl für die Absprache diktierte mir aber, dass ich mit der Straßenbahn zum Hotel fahre, das war ganz richtig so, und am Ende kamen die beiden fast zur gleichen Zeit aus der Tiefgarage zum Check-in wie ich von der Straßenbahn zum Hotel. Der Check-in-Mensch brauchte den Voucher ausgedruckt, was in unserer digitalisierten Welt ... achso, stimmt, wir sind in Deutschland ... Jedenfalls schickte ich ihm den Voucher per Mail, der ward ausgedruckt, und alle waren zufrieden.

Nach kurzem Zwischenstopp im Zimmer (sehr schön) ging es gegen 21.30 Uhr zur Stadterkundung. Wir bekamen noch einen Tisch in einem italienischen Restaurant direkt an der Frauenkirche, die beiden überließen nicht nachvollziehbarerweise mir den besten Platz am Tisch, nämlich den mit Blick auf die Kirche, und es wurden Pizzen und Pasta verspeist und dazu ausschließlich Apfelschorle konsumiert ...

Danach ging es noch in eine weitere Kneipe zum Apfelschorle-Konsum (höhö, Mocktails, höhö, wurden auch getrunken) und ganz am Ende fielen wir noch in die Hotelbar ein - wir, übertreiben? Niemals!

Wir Helden der Steinzeit wollten früh raus und hatten deswegen für 7 Uhr das Frühstück bestellt ... Ich stand zwar physisch um 6.30 Uhr unter der Dusche, aber so richtig wach war ich da noch nicht, und die letzte Apfelschorle war auch schlecht gewesen. Mannometer ... Das Rührei und die Salamibrötchen waren hilfreich, aber am allerhilfreichsten waren die Cola und die Fanta, die ich im Kiosk neben dem Hotel kaufte und in meinem Mund zu Spezi veredelte - sooooo lecker und soooooo gut!

Ziel der ganzen Aktion war ja eigentlich die Sächsische Schweiz, und hier vor allem die Bastei, und dorthin fuhren wir nun - im offenen Cabrio, mit Jessi auf dem Notsitz (danke!). Bis Pirna ging es auf der Autobahn, danach über - gut beschilderte - Straßen weiter zum Parkplatz ganz in der Nähe der Bastei.

Wir waren ziemlich früh dran, konnten problemlos parken und liefen dann - ich mit Handtuch bewaffnet - in Richtung Hotel und an diesem vorbei zur Aussichtsplattform. Diese war aber gesperrt, was einen Möchtegern-Komiker dort zu allerlei außerordentlich unlustigen Sprüchen verleitete (wir trafen den Clown später nochmal ...), was uns aber nicht aufhielt, ein paar Meter bergab in Richtung Basteibrücke zu laufen ...

Einen kurzen Abstecher auf den Ferdinandstein machten wir aber vorher, und es war unbezahlbar, dass wir so früh da waren, denn wir waren da oben fast allein. "Fast allein" war aber perfekt, weil Christian das Pärchen, das auch noch oben war, anquatschte, ob sie ein Foto machen würden, von uns und von der Basteibrücke. Joa, und nun haben Jessi und Christian ein Foto, das mich mit Handtuch-Stola zeigt ...

Wir liefen über die Basteibrücke, machten Fotos von den bizarren Formen des Elbsandsteingebirges, von den grünen Wäldern, von der scheinbar träge dahinfließenden Elbe - es war herrlich ...

Am anderen Ende der Basteibrücke ist ein kleiner Felsparcours mit Stahltreppen und Stahlbrücken aufgebaut, von denen man einen weiteren wunderbaren Blick auf die Felsstrukturen und den Wald und die Mönchsfigur auf dem einen Felsen hat. Wenn man da Höhenangst hat, muss man sich da schon ein bisschen überwinden, so scheint es mir, aber es lohnt sich definitiv!

Wir liefen auf Anraten eines entgegenkommenden Wanderers noch zu einem weiteren Aussichtspunkt auf die Elbe (toll!) und wanderten dann zurück zum Auto ... Ich hatte noch Nachwehen vom Arbeit zuvor, hatte am Morgen zu wenig getrunken, war verschwitzt und schon jetzt fertig - das fing ja gut an ...

Wir fuhren über teilweise kleine Sträßchen nach Rathen auf der anderen Seite der Elbe (da es keine nahegelegene Brücke gibt, ist das ein halbstündiger Ritt) und machten dort einen kleinen Spaziergang an der Elbe entlang mitsamt Blick auf die Bastei von unten. Jetzt war es später Vormittag, wir wanderten über einen zuvor verschmähten Weg am Elbufer entlang zurück zum Parkplatz und dann zurück in Richtung Dresden.

Kurz vor Dresden fing es an zu regnen, sodass wir das Cabriodach schlossen und anstatt ins Parkhaus der Semperoper das Auto dann doch ins (teurere) Hotelparkhaus stellten. Kurzes Frischmachen folgte, bevor einen kleinen Spaziergang zum Zwinger (da wird gerade sehr viel renoviert, schön ist es trotzdem ...), auf den Theaterplatz mit der Semperoper, vorbei an der Hofkirche und mit einem ersten Blick auf den Fürstenzug, über die Brühl'sche Terrasse und - unter Verzehr einer Thüringer Bratwurst - zur Frauenkirche, über den Neumarkt zurück zur Kreuzkirche, wo unser Hotel war.

Naja, was soll ich denn sagen - Dresden ist immer wieder toll, aber beim Anblick der Frauenkirche läuft es mir immer noch - und ich habe sie jetzt schon öfter in voller Pracht gesehen - jedes Mal kalt den Rücken runter, selbst wenn es ein sehr warmer und sonniger Tag wie gestern ist ...

Nun war die Zeit gekommen, eine Kleinigkeit im Altmarktkeller zu essen, und ich hatte mich schon auf der Anreise dafür entschieden, hier das Würzfleisch zu probieren, eine Spezialität der Thüringer und sächsischen Küche, Ragout fin (oder auch "Ragu fäng") überbacken mit lecker Käse, da druff Worcester-Sauce, das schmeckt normalerweise ganz lecker, und so war es auch dort.

Ich hatte unterwegs Jessi und Christian gebeten, mich zu schlagen, wenn ich ein Bier trinken wollte, aber nach einem Ginger Ale wurde es mir dann doch zu bunt, sodass ich noch ein Radeberger trank und trotzdem nicht geschlagen wurde ... Keine Absprachen, auf die man sich verlassen kann, hier, sachma!

Nun ging es abermals in Richtung Frauenkirche, aber auf direktem Wege an dieser vorbei, um die Synagoge herum und über die Carolabrücke in die Dresdner Neustadt. Ziel des Ganzen war allerdings nur, Fotos vom Ensemble der Altstadt zu machen, und dabei waren wir recht erfolgreich (ich weiß gar nicht, ob meine Bilder so toll sind, muss ich gleich beim Hochladen gucken, aber Christian hat schöne gemacht) ...

Am Königsufer sind Tribünen aufgebaut, wir wurden fast von Radfahrern umgefahren, erreichten aber - ich war jetzt rot im Gesicht und fertig mit den Nerven - die Augustusbrücke und überquerten diese zusammen mit hunderten anderen Menschen (davor hatten wir - aus der Ferne - den Goldenen Reiter in Augenschein genommen). Jetzt ging es am Fürstenzug vorbei, den Aufstieg auf die Frauenkirche verpassten wir knapp aufgrund der Schließung, in den Hauptraum der Frauenkirche kam man wegen Proben nicht rein - schade, aber nur ein weiterer Grund, mal wieder nach Dresden zu kommen.

Jetzt gab ich auf und erbat mir erstmal Zeit zum Duschen, um den ganzen Schweiß vom Körper zu kriegen, die Haut ein wenig zu kühlen und - vor allem - mich ein bisschen zu erfrischen ... Glücklicherweise hatte ich ein Extra-Unterhemd eingepackt, das ich jetzt der Nutzung zuführen konnte.

Jessi und Christian waren bei einem Vietnamesen gelandet (also quasi auch "local cuisine" in Ostdeutschland), und hier wurde Pho verdrückt, die klassische vietnamesische Sauce. Ich trank - zu Christians Entsetzen - Avocado-Lassi (also Avocado mit Trinkjoghurt) und damit kein "Salatdressing", wie Christian spöttisch meinte, aber tat mir gut.

Aufgrund der Nachfrage dort taten wir den Wirtsleuten den Gefallen, bald nach dem Essen umzuziehen und zogen also auf den Altmarkt. Dort fand ich etwas, was ich toll finde: Man kann online über einen QR-Code bestellen. Jetzt sollte man annehmen, dass die Auslieferung der Bestellungen dann schneller geht, aber das Gegenteil war der Fall, sodass Christian bei Anlieferung des bestellten Weizenbieres gleich noch eins bestellte.

Jetzt kam aber der Mann mit dem Hammer, ich verabschiedete mich und ging ins Bett: Das war ein toller Tag, aber ich hatte einen Sonnenstich, weil ich viel zu wenig getrunken und zu wenig geschlafen hatte, und konnte einfach nicht mehr ... (Im Bett guckte ich das Österreich-Spiel bis zum bitteren Ende, was mir auch nicht mehr Schlaf einbrachte ...)

So, liebe Leserin, lieber Leser, nicht erschrecken: Du hast etwas mehr als die Hälfte geschafft. Nicht erschrecken, hab ich gesagt!

Heute Morgen war ich trotz allem vor dem Wecker wach, ließ den Wecker aber klingeln, snooze, klingeln, snooze, klingeln, stand auf und ging duschen. Ich war vor den beiden beim Frühstück und genoss erstmal den Stremellachs und danach ein bisschen Rührei und Multivitaminsaft und - vor allem - Wasser ...

Nach dem Frühstück machten wir - auch weil meine Straßenbahn für sinnvolle Zugerreichung erst eineinhalb Stunden später fuhr - noch einen letzten Spaziergang zur Frauenkirche, checkten dann ganz final aus, und die beiden fuhren ab, während ich zur Straßenbahn marschierte.

Ursprünglich hatte ich heute ja vor, nach Taubenheim (Spree) zu fahren und von dort durch den (tschechischen) Fugauer Zipfel nach Neusalza-Spremberg zu wandern. Jetzt hatte ich die Möglichkeit, mit einem Zwischenzug zu fahren, indem ich den Eilzug nach Ebersbach nehme und dann zurückfahre nach Neusalza-Spremberg.

Zu allem Glück würde ich dann nicht nur einmal durch den Zipfel hindurchwandern, sondern zusätzlich auch noch zweimal hindurchfahren - umso besser ...

Also fuhr ich mit der Straßenbahn zum Dresdner Hauptbahnhof und dann mit dem Eilzug nach Ebersbach. Um 10.27 Uhr erreichten wir tschechisches Gebiet, um 10.28 Uhr schon wieder deutsches Gebiet - das ging wirklich fix, das ist ja nur ein Kilometer Zugstrecke durch den Fugauer Zipfel. Um 10.33 Uhr oder so waren wir in Ebersbach, ich stieg um (musste mich ein bisschen beeilen) und war dann gegen 10.45 Uhr in Neusalza-Sprembach.

Joa, ich lief erstmal an den Gleisen entlang, bog dann aber relativ zügig in den Wald ab ... Ich lief über Feldwege, überquerte ein, zwei Bächlein und landete schließlich auf der Grenzstraße. Das musste ja richtig sein. Es ging ein bisschen bergab und bergauf, der komische Wanderer wurde beäugt, und plötzlich stand ich vor zwei Findlingen. Diese markierten das Ende der deutschen Straße, und unmittelbar danach standen ... Trommelwirbel ... Grenzsteine! Juchhe!!

Insgesamt fünf Grenzsteine konnte ich an dieser Stelle erkennen, und um 11.14 Uhr überquerte ich die Grenze. Ich hatte die Strecke gründlich unterschätzt, denn ich hatte gehofft, ich würde den Zug in Taubenheim um 11.07 Uhr erwischen, aber um 11.07 Uhr war ich noch in Deutschland diesseits des Fugauer Zipfels ... Es wurde also der 13.07-Uhr-Zug anvisiert ...

Ich kam am Oberfugauer Kreuz auf eine kleine Anhöhe und stellte fest, dass ich zu weit gelaufen war - eigentlich wollte ich nämlich über ein kleines Brückchen über die Spree und dann an den Grenzsteinen entlanglaufen. Hm. Ich lief zurück, suchte den Weg, fand ihn nicht, lief in den Wald, fand immer noch keinen Weg (und durch die Brennnesseln wollte ich nicht laufen), die Schuhe wurden nass, ich drehte um und machte schließlich doch wieder am Oberfugauer Kreuz Rast.

Von dort lief über den gemähten, von Obstbäumen gesäumten Weg in Richtung Friedhof. Und die Obstbäume haben eine Relevanz: Der Ort Fugau (tschechisch Fukov) wurde 1788 gegründet und - ein paar Jahre, nachdem Krieg und Vertreibung den wohl sudetendeutschen Ort entvölkert hatten - 1960 dem Erdboben gleichgemacht. Einzig der Friedhof blieb erhalten, verwitterte aber über die Jahre und wurde erst in den letzten Jahren wieder einigermaßen hergerichtet. Es war hochinteressant zu sehen, wie so ein ganzer Ort verschwinden kann - und das ist ein für mich beeindruckenderes Mahnmal als jedes physisch dort ausgestellte Denkmal es könnte.

Ich hatte jetzt noch ein bisschen Zeit, sodass ich doch ein Stück zurücklief hinunter zur Spree. Die Strecke war nicht so lang wie gedacht, und dieser Ort ist schon allein deswegen interessant, weil hier die einzigen wenigen hundert Meter sind, an denen die Spree nicht vollständig innerhalb Deutschlands verläuft - ein paar hundert Meter ist sie hier sogar ein vollständig auf tschechischem Gebiet liegender Fluss. Der Abstand zu den nächsten Grenzsteinen war nicht groß, vielleicht 25 Meter, aber ich blieb hier in Tschechien, auch wenn ich einen der beiden Grenzsteinen genau begutachtete ...

Zurück, Marsch, Marsch, wieder vorbei am Friedhof und es ging auf einen richtigen Feldweg mit teilweise mannshohem Gras. Ein Trampelpfad war aber vorhanden, sodass das nicht beschwerlich war, und auch hier stand in der Nähe der Grenze ein tschechisches "Achtung! Grenze!"-Schild, auch wenn das im Schengen-Raum natürlich keine Rolle mehr spielt.

Ein paar Meter weiter lagen wieder zwei Findlinge auf dem Weg, und im ersten Moment dachte ich, dass hier die Grenze sei, und suchte die Grenzsteine. Diese waren aber ein paar Meter weiter, und ich musste lachen: Ganz in der Nähe des (deutschen) Hauses standen - aber auf tschechischer Seite - ein Fußballtor, und ich dachte daran, wie die Kinder des Hauses ganz unbeschwert unzählige Male am Tag die Staatsgrenze überqueren, um vom Haus zu ihrem Fußballtor und zurück zu kommen - so etwas ist doch herrlich im vereinten Europa?!

Ich begutachtete den Grenzverlauf sehr genau, stellte fest, dass die Schaukel so auf deutscher Seite an die Grenze gebaut war, dass man mit kräftigem Einsatz vielleicht tschechischen Luftraum erreichen konnte, deckte auf, dass die Bewohner des deutschen Hauses ihren Schuppen zwar in Deutschland, das Hochbeet aber großteils - und ganz gewiss illegal - auf tschechischer Seite stehen hatten - und überquerte um 12.20 Uhr die Grenze ...

Der Rest des Weges war machbar, und ich war eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges am Bahnhof. Die Bahnhofskneipe war - zumindest auf der Terrasse - voll, aber zwei, später drei Knirpse verkauften Holunder-Eistee für 50 Cent den Becher. Ich hatte Durst und kauften denen einen Becher ab, leerte diesen und nahm eine zweite Runde. Jetzt hatte ich aber nur ein Zwei-Euro-Stück, was der Schlingel vollumfänglich einsacken wollte - so nicht, Freundchen, aber 50 Cent Trinkgeld gab es dann trotzdem von mir für die Story ...

Der Zughalt in Taubenheim ist nur auf Aufforderung, also stellte ich mich um 13.05 Uhr an die Bahnstrecke und streckte meinen Arm zum Zeichen aus, dass ich gerne mitfahren würde. Das ist immer so eine Gratwanderung zwischen Gesehenwerden und Sich-total-zum-Brot-Machen, aber der Zug hielt, ich stieg ein und noch einmal ging es (13.08 Uhr bis 13.09 Uhr) durch tschechisches Territorium.

In Zittau stieg ich um in die Ostdeutsche Eisenbahn in Richtung Cottbus, denn ich wollte ja noch Polen besuchen, und dieser Zug hält in Krzewina Zgorzelecka, dem Bahnhof, der für die Bewohner des deutschen Ortes Ostritz den Anschluss an die (Bahn-)Welt bedeutet.

Um 14.14 Uhr überquerten wir die Neiße und waren also in Polen, nur um 14.15 Uhr, also eine Minute später, für handgestoppte 18 Sekunden noch einmal ca. 200 Meter über deutsches Gebiet zu fahren (Ententanz im Zug, zum Glück hat mich keiner gesehen, dieses 18-Sekunden-Sperenzchen fand ich sooooo geil, das glaubt mir keiner ...). Dann blieben wir in Polen, und die paar Minuten Fahrt entlang der Neiße waren wirklich schön ...

In Krzewina Zgorzelecka stieg ich aus und musste - wieder - lachen, denn man geht wirklich nur 50 Meter bis zur Grenzbrücke und ist dann sofort in Deutschland ... Ich hatte jetzt eine Stunde Zeit, lief zur Ostritzer Marktplatz, kriegte dort kein Bier und entschied mich - inzwischen hatte ich genug vom Tag -, zurück zum Bahnhof zu laufen und da ein bisschen im Schatten zu chillen.

Auf der Grenzbrücke standen zwei polnische Jugendliche und guckten auf die Neiße, ich tat es ihnen - auf deutscher Seite - nach und überquerte, als ich genug gesehen hatte, die Grenze, nicht ohne ein Foto vom polnischen Grenzpfosten zu machen.

Sowohl auf deutscher als auch auf polnischer Seite sind viele Graffitis zu sehen, und zwei davon auf polnischer Seite fand ich interessant - da steht "POLEN!!! Über alles" und "hitler = wichser & FOTZE". Klare Aussprache scheint hier gepflegt zu werden, aber was mich wirklich interessieren würde, ist, ob Polen oder Deutsche diese Graffitis gesprayt haben ... Die beiden Jugendlichen bekamen mit, dass ich fotografierte und der eine gab mir zu verstehen, dass sie die Graffitis nicht gut fänden (oder gab er mir zu verstehen, dass er es nicht gut fand, dass ich die fotografiere?) ...

Sei's drum, ich chillte im Zug, schlief ein paar Mal fast ein, wechselte in Cottbus und in Berlin den Zug, aß noch die übliche Bahnhofs-Currywurst in Berlin und bin jetzt gleich in Hannover.

Das war sehr, sehr schön - ich bin Jessi und Christian sehr dankbar, dass sie mich mitgenommen haben in die Sächsische Schweiz, weil ich dort wirklich noch nie war und richtig beeindruckt bin. Dresden war wie immer toll, und die kleine Wanderung durch Tschechien und der Abstecher nach Polen war auch schick. Anstrengend war's auch, ja, aber: Es war toll ...

Der Blogeintrag ist damit wohl vollendet, die Fotos lade ich erst zu Hause hoch, sodass ich schon in Hannover sein werde, wenn der Blog online geht.

Fotos heute in umgekehrter Reihenfolge, offenbar, weil ich so viel Bahn gefahren bin - keine Ahnung, was ich falsch gemacht habe ...

 

Graffiti in Polen

Polnischer Grenzpfosten

Deutscher Grenzpfosten

Neiße

Beim Schaukeln erreichen Sie tschechischen Luftraum

Spree in Tschechien

Friedhof in Fugau (einer von zwei noch existenten Grabsteinen)

Friedhof in Fugau

Drei deutsch-tschechische Grenzsteine in Reihe geschaltet

Frauenkirche, Dresden

Fürstenzug

Königlich Sächsische Staatsoper (nicht "Semperoper" sagen, sonst killt mich mein Opa posthum)

Im Zwinger

Bastei von unten

Elbe II

Elbe I

Mönch

Achso, auch nochmal die Elbe

Bastei, Elbe

Blick von der Basteibrücke II

Blick von der Basteibrücke I

Basteibrücke

Montag, 21. Juni 2021

Nicht über die Europabrücke

 ... zwischen Kehl und Straßburg bin ich gestern gelaufen, sondern die unmittelbar nördlich von dieser Straßenbrücke gelegene Straßenbahn-Fußgänger-Querung namens Beatus-Rhenanus-Brücke ... Die "Grüße von der anderen Seite der Europabrücke", die ich per WhatsApp absetzte, waren ja trotzdem nicht falsch, denn ich war ja auf der französischen Seite des Rheins gelandet.

Ich hatte die Woche über in Hannover gearbeitet, und wenn ich aus dem Büro lief, bekam ich angesichts der Hitze regelmäßig einen Schlag, sodass ich mich - auch angesichts der Europameisterschaft - nicht für spontane Ausflüge nach Hamburg oder Berlin entschied.

Dafür fuhr ich am Samstag Mittag nach halbwegs gemütlichem Ausschlafen zum Hauptbahnhof, ließ mich testen, regte mich fürchterlich auf, weil das Testzentrum seine Termine nicht einzuhalten in der Lage war und ich deswegen den Zug verpasst, fuhr dann einen Zug später und kam nach gemütlicher Fahrt in Frankfurt an.

Ich lief zügigen Schrittes zur S-Bahn, nur um unterwegs festzustellen, dass die S-Bahn wegen der maroden Salzbachtalbrücke nicht bis zum Wiesbadener Hauptbahnhof durchfuhr, sondern nur bis Biebrich. Dort wollte ich in den städtischen Bus umsteigen, der kam aber nicht, sodass ich - aber eben erst im zweiten Versuch - in den Schienenersatzverkehr einstieg. Saftladen, alle miteinander ...

Vom Hauptbahnhof fuhr ich dann aber noch zwei Stationen zur Adelheidstraße und landete schließlich im Sherry. Wieder war es sehr schön, wieder musste ich ein bisschen ungemütlich sein, weil ich natürlich das Deutschland-Spiel gucken wollte.

Wir kamen pünktlich bei Nina im Wohnzimmer zum Sitzen, ließen uns vom Ventilator ein bisschen abkühlen, bejubelten den deutschen Sieg (naja, ich bejubelte den deutschen Sieg) und guckten dann noch das Abend-Spiel ...

Das war ein richtig schöner, aber richtig, richtig heißer Tag, und dementsprechend schlief ich nicht wirklich gut.

Gestern Morgen verhockten wir natürlich beim Frühstück, ich kündigte meiner Gastgeberin meine baldige Wiederkehr an und fuhr dann mit dem Bus nach Mainz rüber (gleich zwei City-Tickets auf einmal erschlagen, es wird ...). Mit Umstiegen in Mannheim und Offenburg ging es nach Kehl (ich wollte das Italien-Spiel am Abend gucken und deswegen dann doch bald in den Schwarzwald, also entschied ich mich dagegen, zweimal 2,80 Euro zu zahlen, um noch bis Straßburg fahren zu dürfen, und stieg noch in Deutschland aus). Dort marschierte ich über die Pont Beatus Rhenanus, freute mir ein Loch in den Bauch, dass ich in meinem 10. Land dieses Jahr war, lief wieder über den Rhein nach Kehl und fuhr über Offenburg und Freiburg nach Seebrugg.

Dort warteten meine Ersatzoma und meine Ma auf mich, weil ich so pünktlich zum Anpfiff in Bonndorf sein konnte. Der Abend endete - natürlich - in einer Bonndorfer Gaststätte, diesmal war es der Kranz, aber ging zu vernünftiger Zeit nach Hause, denn diese Hitze hatte mich fertig gemacht ...

Jetzt fahre ich wahrscheinlich am Donnerstag Abend zurück nach Hannover, denn am Freitag soll es nach Dresden gehen, und das ist von Hannover aus besser händelbar als vom Schwarzwald her. Am Sonntag Abend lande ich nach einer Rundtour durch Tschechien und Polen und Brandenburg wieder in Hannover, gedenke aber, am Montag nach der Arbeit wieder in den Schwarzwald zu fahren (meine Mutter wird mich in Freiburg abholen).

Und dann gucken wir mal, was im Juli und August noch so geht an den Wochenenden ...


Eisenbahnbrücke, Rhein, Beatus-Rhenanus-Brücke aus Frankreich

Montag, 14. Juni 2021

Frank Rijkaard

 ... ist natürlich unweigerlich irgendwann Gesprächsthema, wenn ein Niederländer und ein Deutscher während eines großen Fußballturniers miteinander einen trinken gehen - und so war es auch gestern, auch wenn wir beide - lachend - nicht sicher waren, ob wir gemeinsam ein eventuelles EM-Finale Niederlande - Deutschland anschauen sollten ...

Der Abend in Wiesbaden am Samstag Abend war sehr schön, auch weil Andrea zwei Freunde von ihr herbeordert hatte, weil sie noch arbeiten musste. Allein das Gesicht des Barkeepers, als er mich - erstmals nach einem Dreivierteljahr - sah, war die Anreise schon wert - das Steak konnte auch was, und die - öhm - ≥ 1 Guinness waren ebenfalls sehr lecker, auch wenn sie aus der Dose kamen ...

Leider musste ich ein bisschen ungemütlich sein, weil ich den Zug um kurz nach 19 Uhr zwingend erwischen musste, sonst wäre ich erst gestern Morgen um kurz vor sechs Uhr in Hannover eingetrudelt.

So fuhr mein ICE über Köln (!) und Dortmund (!!) nach Hannover, hier kam ich um kurz vor 1 Uhr an und fiel ins Bett, nachdem ich mal wieder ordentlich durchgelüftet hatte ...

Das Durchlüften sorgte aber natürlich dafür, dass das Fenster offen war, und so wachte ich - nach kurzer Nacht - trotz allem scheinbar erholt auf. Ich stand auf, ging ins Bad und fuhr zum Bahnhof, um mich nochmal testen zu lassen, um für den Fall, in den Niederlanden wider Erwarten doch einen Test zu brauchen.

Um 8.56 Uhr stieg ich in den ICE nach Köln (und für diesen ICE, oder vielmehr "ICE", wurde das Wort "Holzklasse" erfunden - das war entweder ein Uralt-ICE oder aber ein IC, kein Strom, aber dafür WLAN, das war mal eine surreale Erfahrung), musste aber in Duisburg und Viersen umsteigen. In Viersen sah man Corona-Aktionismus der Deutschen Bahn in voller Aktion: Auf dem Bahnhof zieht es wie Hechtsuppe, zudem war um jeden einzelnen Fahrgast drei Meter Platz, aber die Bahn hatte auf dem Bahnhof Security abgestellt, die Leute zum Maskentragen aufforderte - draußen, bei genug Lüftung. Dass in den Zügen niemand jemals durch den Zug gelaufen kam, um dort in einem geschlossenen Raum, wo es sehr viel sinnvoller ist, Maske zu tragen, zu prüfen, ob alle brav waren, brauche ich nicht extra erwähnen. Achso, und dann setzten sich drei Jugendliche auf die Bahnsteigkante und ließen die Füße in den Gleisbereich baumeln - da kam keine Security, sondern der Zugführer des entgegenkommenden Zuges ließ mal ganz laut die Hupe ertönen ...

Um 12.53 Uhr überquerte ich die deutsch-niederländische Grenze (aus deutscher Sicht sind die Niederlande Risikogebiet, das ist aber kein Problem, da mein Aufenthalt unter 24 Stunden war; aus niederländischer Sicht ist Deutschland seit dem 10. Juni kein Risikogebiet mehr), wenige Minuten später war ich in Venlo. Der Ex-Kollege kam, wie es sich für einen Niederländer gehört, angeradelt und am Ende landeten wir wieder im "De Klep".

Oh Mann, er trank Pils, ich trank Alt, dazu gab es Bitterballen und so eine Art Bierwurst, und das Gespräch ging über meinen früheren Arbeitgeber, über Fußball, über Corona, über Gott und die Welt, es war ein richtig, richtig, richtig schöner Nachmittag ...

Gegen 17.30 Uhr hatten wir beide - ziemlich gleichzeitig - genug Bier getrunken, sodass wir aufbrachen (achso - nicht mal die Ober trugen Maske). Der Kollesch brachte mich noch zum Bahnhof, ich kaufte ein bisschen Proviant (einschließlich Rivella, und das in den Niederlanden!) und schaffte es, in Viersen und Duisburg wieder erfolgreich umzusteigen.

Auch wenn ich früh daheim war, war ich ein bisschen fertig von dem Wochenende, der Döner, den ich noch als Stärkung kaufte, war nicht wirklich dazu angetan, dass es mir besser ging, da konnten auch die zwei (!) Ayran, die ich kaufte, nicht viel helfen - ich fiel ins Bett und schlief wie ein Stein ...

Köln am Samstag Abend

ICE in Holzoptik

Samstag, 12. Juni 2021

Planänderungen

 ... gibt es derzeit einige, weil die Nachbarstaaten zunehmend ihre Grenzen öffnen.

Daher werde ich mich morgen in Venlo mit dem Ex-Kollegen treffen, den ich zuletzt Ende Februar 2020 kurz vor Beginn der Coronamaßnahmen ebendort getroffen habe. Wir hoffen, dass wir damit jetzt so langsam das Ende der Coronazeit einläuten können, auch wenn man nie weiß, was sich in den nächsten drei Tagen so ergibt in dieser verrückten Zeit.

Im Moment bin ich unterwegs nach Wiesbaden, wo ich in meine alte Stammkneipe einfallen werde, nachdem ich heute Morgen noch mitgeholfen habe, das Freibad in Bonndorf zu eröffnen (schön war's!). Gegen Abend geht es dann nach Hannover, sodass das endlich mal wieder ein zugfahrreiches Wochenende werden wird ...

Nächstes Wochenende soll es, sofern ich nicht völlig überraschend doch noch eine EM-Karte abstauben kann, nach Wiesbaden gehen, und dann wird richtig im Sherry gefeiert (nicht nur zwei Stunden wie heute ...). Ursprünglich war der Plan, dass ich dann am Sonntag zurück in den Schwarzwald fahre und dabei noch einen kurzen Abstecher über die französische Grenze machen (bis Kehl fahren und dann zu Fuß oder bis Straßburg mit dem Zug, mal sehen ...).

Nun will ich aber andererseits am darauffolgenden Wochenende mit Freunden nach Dresden, und da komme ich am Freitag Abend deutlich besser von Hannover hin als von Bonndorf. Vielleicht fahre ich also am nächsten Sonntag dann aus Straßburg wieder zurück nach Hannover, vielleicht fahre ich unter der Woche wieder hoch nach Hannover, das muss ich noch ausbaldowern.

In jedem Fall wird mich meine Abreise aus Dresden am Sonntag, dem 27. Juni, nicht auf direktem Wege nach Hannover (oder in den Schwarzwald) führen, sondern ich plane, noch den kleinen Abstecher durch diesen tschechischen Zipfel auf der Bahnstrecke Dresden-Zittau und die polnische Strecke auf der Bahnstrecke Zittau-Görlitz zu machen. Da brauche ich halt jeweils einen Test, und den werde ich dann hoffentlich am Sonntag Morgen in Dresden machen können.

Achso, mit Lindau habe ich jetzt in vier Bundesländern (Niedersachsen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern) mindestens einen Schnelltest machen lassen. Vielleicht kriege ich da auch noch die 16 Bundesländer voll, mal gucken ...

Und vorgestern hatte ich noch das Bedürfnis, an einen meiner Lieblingsplätze, auf den Wiizemer Steg zu fahren. Ich ließ mich mit dem Bus durch Wellendingen und Wittlekofen, durch Brunnadern und Dillendorf, durch Schwaningen und Weizen fahren, um schließlich beim Sto in Weizen auszusteigen und zum Steg zu spazieren.

Einreisen in die Schweiz durfte ich natürlich nicht, jedenfalls nicht ohne Quarantäne und Einreiseanmeldung und Gedöns, weil ich vor weniger als zehn Tagen in Slowenien gewesen war, aber bis zur Grenze durfte ich natürlich laufen und die trüben Wassermassen der Wutach bewundern. Medizinische Ausnahmegründe (wie zum Beispiel, dass mir schwindlig wird und ich einen Ausfallschritt in die Schweiz machen mu... wie, hab ich schon zu oft erläutert?) hätten die kurzfristige Einreise trotzdem erlaubt, aber mir geht's ja gut und ich bin topfit ...

Jetzt warte ich sehnsüchtig darauf, mal zehn Tage nicht in einem (für Schweizer) Risikogebiet gewesen zu sein, damit ich in Ruhe die Wyhlen-Basel-Huninge-Weil-Wanderung, die ich mir noch vorgenommen habe, machen kann, das könnte irgendwann ja noch was werden ...

Wir werden sehen, wie sich die nächsten Monate entwickeln.

Montag, 7. Juni 2021

Sechs Minuten nach Ende der Quarantäne

... waren wir im Schnitzer: Jede gute Reise endet im Schnitzer, und so war es auch gestern. Jede gute Reise endet im Schnitzer, und deswegen gibt es den Blogeintrag von gestern eben erst heute. Jede gute Reise endet im Schnitzer, aber davor hatten die Deutschen die Einreiseanmeldung gesetzt. Jede gute Re... jetzt ist aber mal gut!

Nun, Piran machte es uns einfach, Abschied zu nehmen, denn das Wetter wechselte im Minutentakt zwischen Niesel und richtigem Regen - da wir aber sowieso nass werden würden, entschieden wir uns, kurz nach Sonnenaufgang gegen 5.30 Uhr noch einmal einen Abschiedsschwimm im Mittelmeer zu machen. Das Wasser war recht wellig, meine Mutter schrammte sich beim Ausstieg auf der untersten Stufe noch ein bisschen das Knie auf (als Frau machte sie aber natürlich nicht so ein Tamtam wie ich, als ich mir vorgestern den Zeh aufgeratscht hatte), aber trotzdem war es sooooooooooooo schön, noch ein allerletztes Mal für diese Woche (höhö) im Meer zu schwimmen.

Wir machten uns fertig und trugen die verbleibenden Gepäckstücke durch die Pfützenlandschaft der Piraner Altstadt, aber dafür kam unser Bus pünktlich. Ich zog mich im Parkhaus nochmal um (sorry an die Wachleute für diese Bilder auf den Überwachungskameras!), dann fuhren wir aus dem Parkhaus, parkten mitten auf der Straße außerhalb des Anwohnerparkbereichs (selbst der Bus kam aber an uns vorbei, das ist im Süden halt schon so, dass die Auto fahren können), und ich sprintete - mit einem kaputten Regenschirm, der wurde in Lindau entsorgt - zum Tourismusbüro (die hatten, glaube ich, extra für uns so früh aufgemacht - hvala!) ...

Auf den letzten Metern zurück zum Auto tappte ich noch in eine Pfütze und hatte jetzt doch nasse Füße (was ich bis dahin hatte vermeiden können), aber das war jetzt grad wurscht.

Um 7.21 Uhr fuhren wir los, und es ging die ersten paar hundert Kilometer auf der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg. Zunächst führten kleine Sträßchen, darunter eine wunderschöne Allee, die selbst im Regen noch sehr hübsch anzusehen war, dann die Schnellstraße und schließlich die Autobahn nach Ljubljana. Von dort ging es weiter in Richtung Karawankentunnel, und bei der Einreise nach Österreich stand der einzige - einigermaßen interessierte - Grenzer auf der ganzen Rückreise, aber selbst der winkte die ganzen Deutschen (viele, viele Deutsche waren unterwegs) nur durch, ohne auch nur irgendetwas zu fragen ... (Achja, die Slowenen stehen kurz vor der Grenze und gucken vor allem, ob man seine Vignette ordnungsgemäß auf dem Auto hat ...)

Diesmal fuhren wir aber in Richtung Salzburg und dabei durch den Katschberg- und den Tauerntunnel. Kurz vor Salzburg (ich wollte nicht das Stück Autobahn durch Deutschland fahren, weil ich den deutschen und speziell den bayrischen Grenzern, die hier Europa mit ihren Kontrollen kaputtmachen, nicht begegnen will ...) bogen wir auf die Landstraße ab, und das Unglück nahm seinen Lauf.

Ich hatte mir als Zwischenziel St. Johann eingeprägt, aber natürlich nicht, ob das St. Johann in Tirol oder St. Johann im Pongau sein sollte. Nun, am Ende fuhren wir durch beide durch, aber St. Johann im Pongau war ein kleiner Umweg, und meine Mutter war am Ende auf sich sauer, weil sie die Hinweisschilder nach Innsbruck nicht mehr sah - aber ich glaube, da haben die Österreicher einfach nur schlecht beschildert und nicht meine Mutter einen Fehler gemacht ...

Nun, wenigstens hatten wir Glück, weil die ganzen Autos, die auf der Straße unterwegs waren, in die Gegenrichtung fuhren, sodass wir einigermaßen schnell vorankamen - auf der Autobahn wäre es trotzdem schneller gewesen, aber so kamen wir wenigstens mal durch Hochfilzen, das ich bis dahin irgendwie immer in Südtirol verortet hatte ...

Auf der Autobahn bis Innsbruck war die maximale Geschwindigkeit 100, die aber nur ein einsames rotes deutsches Auto einigermaßen einhielt und dementsprechend ständig überholt wurde, aber den Österreichern traue ich - ähnlich wie den Schweizern - zu, dass sie ihre Geschwindigkeitskameras so konfiguriert haben, dass die nur bei deutschen Kennzeichen auslösen ...

Nach Innsbruck wurde die Straße in Richtung Vorarlberg dann wieder leerer, im Arlbergtunnel erreichten wir das vierte österreichische Bundesland des Tages (Kärnten, Salzburg, Tirol, Vorarlberg), aber jetzt begann erst das eigentliche Abenteuer ...

Da ich den deutschen Grenzern ja möglichst entgehen wollte, fuhren wir an der letzten österreichischen Autobahnausfahrt ab und dann über Dorfstraßen in Richtung Unterhochsteg, dem ersten Dorf hinter der deutschen Grenze. Hier stand kein Grenzer, sodass wir ungehindert zum Bahnhof in Lindau-Reutin fahren konnten. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt in Quarantäne, aber die Quarantäne darf zum Besuch eines Schnelltests unterbrochen werden, und den strebten wir ja an.

Beim Bayrischen Roten Kreuz gingen wir versehentlich erst zum Hintereingang rein, wurden aber zum Vordereingang geschickt, und mit dem Probenabstrich lief alles reibungslos, auch wenn für mich erstmals Rachen- und Nasenabstrich gemacht wurde. Nachdem wir also fertig waren, setzten wir unsere Heimreise auf dem schnellsten Weg fort, und dieser führte uns (ehrlich, fragt Google!) wieder zurück nach Österreich und in die Schweiz.

Es ging noch einmal durch den Pfändertunnel (auf der Autobahn kontrollierten die Österreicher hier übrigens nicht ...), dann durch landschaftlich sehr schöne Auen (auf denen nur Österreicher und Deutsche mit Navigationsgerät fuhren ...) in Richtung Lustenau, über den Neuen Rhein nach Höchst und über den Alten Rhein hinüber nach St. Margrethen in der Schweiz. Hier war ich schon einmal entlanggewandert, der Schweizer Grenzer war völlig uninteressiert, obwohl wir in der Schweiz eigentlich quarantänepflichtig gewesen wären, wenn wir denn nicht nur auf der Durchreise gewesen wären. Das hat der Grenzer natürlich binnen Millisekunden alles sofort eruiert und sein Desinteresse nur vorgegaukelt ...

Von St. Margrethen fand das Auto seinen Heimweg fast von selbst, denn es ging wieder über St. Gallen und Schaffhausen zurück (durch vier Schweizer Kantone: St. Gallen, Thurgau, Zürich, Schaffhausen, gestern war Graf-Zahl-Tag ...). In Stühlingen stand niemand an der Grenze, und kaum waren wir in Deutschland, verabredeten wir uns mit meiner Ersatzoma im Schnitzer, denn wir hatten keinen Telefonanruf vom Testzentrum erhalten, sodass wir davon ausgehen konnten, dass die Tests negativ waren.

So war es dann auch, wir luden noch in Quarantäne das Auto aus, ich lud die negativen Testergebnisse auf das Einreiseanmeldungsportal hoch, und um Punkt 18.50 Uhr waren wir wieder frei, unserer Wege zu gehen. Der negative Test aus Lindau fungierte - praktischerweise - auch als Eintrittskarte in die Kneipe, und der Abend war wieder ein schöner ...

Heute Morgen wurde ich von den Kollegen gefragt, wie lange wir denn unterwegs gewesen wären, und auf meine Antwort - zirka zehn Stunden pro Strecke - rollten sie mit den Augen. Aber das Weg ist das Ziel, Leute, besonders wenn ich mit meiner Ma unterwegs bin, denn Roadtrips sind immer was Schönes ...

--

Heute bekam ich eine E-Mail von Flightright, dass - mehr als zwei Jahre nach der Spitzbergen-Reise - SAS uns unsere Flugverspätungsentschädigung bezahlt. Das war ja eine rechtlich etwas knifflige Angelegenheit, weil die Flugverspätung damals aufgrund eines Streiks stattgefunden hatte, aber der EuGH hat anscheinend im März geurteilt, dass SAS trotzdem zahlen muss, weil sie ja - vereinfacht gesagt - dem Druck der Gewerkschaften hätten nachgeben und so den Streik verhindern können. So sind das pro Person 400 Euro, sodass nach Abzug der Provision von Flightright immer noch 265 Euro pro Person übrig bleiben - damit ist der Flug dann nachträglich fast komplett bezahlt ... Passt.

Ausbeute des Roadtrips (Schweizer Vignette [oben] war schon dran) ...

Samstag, 5. Juni 2021

Fisch-Frühstück, gefolgt von Fisch-Linner

Heute war ein schöner, fauler, schwimm- und fischreicher Tag - so richtig schön Urlaub, und trotzdem oder gerade deswegen bin ich platt ...

Wir waren einigermaßen früh wach, gingen schwimmen (so schön!) und machten einen kleinen Spaziergang in Richtung Hauptplatz. Wir kamen am Markt vorbei und setzten uns, nachdem die avisierte Fischkneipe noch nicht offen hatte, in eine Gaststätte direkt am Tartini-Platz. Wir tranken zunächst Kaffee und Kakao, sahen dann, dass jemand schon einen Burger bestellte, und entschieden uns daraufhin, heute ein Fischfrühstück zu uns zu nehmen. Es wurden gefüllte und frittierte Tintenfische bestellt, dazu - wie sollte es anders sein? - eine Hopfenkaltschale, und das Essen (mit viel Knoblauch) und Trinken wurde ordnungsgemäß verzehrt.

So gegen 11 Uhr waren wir fertig und marschierten wieder heim in die Bude. Wir faulenzten ein bisschen herum, ich brachte zwischenzeitlich schonmal Gepäck ins Auto, damit wir morgen nicht so viel auf einmal haben, kam zurück, wir gingen nochmal schwimmen und machten uns dann ausgehfertig. Wir hatten heute irgendwie Phasenverschiebungen in unserem Zeitplan, denn als wir gegen 15 Uhr die Bude verließen, waren wir gerade in der Zeit zwischen Mittag- und Abendessen angelangt, also in der Linner-Zeit (Lunch + Dinner = Linner, verstehste, wa?).

Endlich bekamen wir im Fritolin einen Platz, bestellten auch hier Bier und dazu einen Oktopus-Salat und eine Fischplatte "Fritolin". Alle Fischplatten hier in Piran waren toll, aber im Fritolin war Preis und Leistung ganz besonders hervorragend, denn auf der Fischplatte waren genau die Sachen, die wir lieben - Tintenfische und kleine Pikarel-Fischchen - und der Preis war mit 24 Euro sehr akzeptabel ... Sooooooo lecker ...

Irgendwie war uns aber nicht mehr nach Bier, sodass wir weiterzogen, noch ein sehr leckeres Eis verspeisten und in unmittelbarer Nähe unseres Apartments uns noch einen Gin Tonic gönnten, während wir aufs Meer guckten und Leute begutachteten ...

Joa, jetzt ist es halb sieben, meine Mutter ist schon im Bett, und ich bin es auch gleich ...

Morgen geht es also wieder heim, es war sooooooooo schön, und Piran wird hiermit formell die Wiederkehr angedroht.

Hafen von Piran

Fischplatte "Fritolin" und Oktopussalat

Freitag, 4. Juni 2021

Drei Länder gesehen

 ... haben meine Mutter und ich heute Morgen, und alles, was wir dafür tun mussten, war, von "unserem" kleinen Betonponton (das ist ein Widerspruch in sich, oder?) ein bisschen raus aufs Meer in Richtung Boje zu schwimmen, denn von dort konnte man nicht nur Slowenien und Italien sehen (das geht auf der nördlichen Seite der Piraner Halbinsel eigentlich von überall), sondern auch einen Teil kroatischen Staatsgebiets auf der Südseite der Piraner Bucht ... Juchhe!

Meine Mutter und ich schliefen wie zwei nebeneinander gefallene Steine, denn der gestrige Tag war sehr spannend, aber eben doch etwas anstrengend gewesen, und die Bierchen in der Kneipe werden ihr Übrigens dazugetan haben. Dementsprechend wachte meine Mutter erst um kurz nach 7 Uhr auf (sie!), und irgendwann waren wir beide in Badebekleidung angetreten, um den Morgenschwimm vorzunehmen.

Herrrrrrrrrlich! Das Wasser war heute ein bisschen tief, sodass der Einstieg (und vor allem später der Ausstieg) nicht so ganz einfach war, aber das kriegten wir hin, sodass wir - ziemlich ordentlich abgetrieben von unserem Betonponton - in Richtung der Boje schwammen. Die wurde abgeschlagen, dann ging es zurück, und weil meine Mutter von meinen Ausstiegsversuche an der Pontontreppe an untaugliche Versuche eines Walrosses zur Landung erinnert wurde, stieg sie an einer der anderen Treppen aus ...

Wir ließen uns ein wenig von der Sonne abtrocknen, lasen ein bisschen, unterhielten uns ein bisschen und fielen dann die in die nächstbeste Kneipe ein, um unseren Frühschoppen zu nehmen. Ich versuchte, auf Slowenisch Bier zu bestellen, sprach aber mehr Kroatisch als Slowenisch, wurde von der Bedienung trotzdem nicht verprügelt, sondern auf Englisch angesprochen, und war dann so peinlich berührt, dass ich nach dem Verzehr der beiden Biere noch einmal auf Slowenisch bestellen musste. Die Bestätigung erfolgte wiederum auf Englisch, und ich gab auf ...

Jetzt hatten wir nicht so wahnsinnig viel gefrühstückt (und ich zu allem Überfluss meiner Mutter gedankenlos auch noch die letzte Brotschnitte weggefuttert hatte), sodass die beiden Bier durchaus Wirkungstreffer landen konnten. Wir entschieden uns also, uns nachträglich ein bisschen Unterlage zu genehmigen und kamen auf der anderen Seite der Halbinsel (mit Blick auf Kroatien, aber kaum auf Italien) zum Sitzen.

Hier bestellten wir Wein (und viel Wasser), dazu als Vorspeise Oktopussalat (sehr lecker) und als Hauptgericht eine Fischplatte. Diese Fischplatte, meine Damen und Herren, war großartig: Dort enthalten waren Scampi und Tintenfisch, dazu kamen zwei große Fische und ein - bereits mehr oder weniger - filetierter Knurrhahn (vielleicht ...). Achso, und Kartoffeln und Mangold waren auch druff, und ich merkte wieder, wie gut mir Mangold schmeckt. Also alles sehr, sehr, sehr lecker, und preislich völlig im Rahmen, gerade für die Größe des Tellers - ich musste die Weitwinkelkamera bemühen, um den Fischteller komplett fotografieren zu können ...

Joa, jetzt waren wir aber satt und sitt, schleppten uns in die Bude, meine Mutter schlief eine Runde, ich schraubte am Rechner herum, und jetzt waren wir eben noch mal - jetzt war Flut und der Ein- und Ausstieg ziemlich unproblematisch - schwimmen ... Sooooooooooooo schön ...

Auf das Abendessen verzichten wir heute wegen satt, sind aber recht zuversichtlich, morgen nochmal ein bisschen Fischli zu vertilgen, ehe es dann am Sonntag heimgeht. Ich habe eben schonmal die (deutsche) Einreiseanmeldung ausgefüllt, da sollte dann also alles glattgehen ...

Piran gefällt uns sehr gut, die Stadt ist so wunderschön verwinkelt, mit engen Gässchen, tollen Blicken, guten Lokalen, da machen wir jetzt wirklich ein bisschen Urlaub ohne das ganz große Sightseeing.

Blick auf Strandpromenade

Blick auf unseren Betonponton

Lecker Fisch ...

Donnerstag, 3. Juni 2021

Und getrödelt hat sie auch noch ...

Verkehrte Welt war heute Morgen angesagt, denn als meine Mutter aufstand, fand sie ihren Sohn nicht vor. Sie brüllflüsterte zwar in mein Schlafzimmer, ob ich da sei, verifizierte dies aber nicht - dementsprechend erschrocken war sie, als ich plötzlich um kurz nach 4 Uhr durch die Wohnungstür hineinkam, weil ich schon das Auto geholt und teilweise eingeladen hatte ...

Normalerweise ist meine Mutter ja gefühlt drei Stunden vor mir wach und fertig, ehe sie mich weckt, aber heute war das mal andersherum, und das war sowohl für meine Mutter als auch für mich höchst ungewohnt ...

Ich war gestern sehr früh ins Bett gegangen und scharrte dementsprechend mit den Hufen, sodass meine Mutter sich diesmal so unter Druck fühlte wie ich mich sonst. Schlussendlich fuhren wir um 5.14 Uhr in Bonndorf ab und reisten um 5.29 Uhr in die Schweiz ein, ohne von irgendjemandem behelligt zu werden.

Als Bestrafung für die Trödelei meiner Mutter hatte ich mir ausbedungen, dass wir durch Liechtenstein fahren, und dort kamen wir - nachdem wir in Schaffhausen auf die Autobahn in Richtung St. Gallen und weiter in Richtung Chur gefahren waren - um 7.09 Uhr an - damit war das dritte Land auf der heutigen Tour geritzt.

Man merkte richtig, dass in der Schweiz heute wohl kein Feiertag war, denn die Autobahn insbesondere in Richtung Zürich war schon zu früher Stunde recht voll, aber in Liechtenstein war - wahrscheinlich aufgrund der frühen Stunde - noch ziemlich tote Hose. Sei es, wie es sei, es ging weiter nach Österreich, und dort kamen wir um 7.20 Uhr, also nach elf Minuten in Liechtenstein, an.

Auch an dieser Grenze kontrollierte kein Mensch irgendwelche Einreisegenehmigungen oder Impfpässe, und wir wurden ein wenig übermütig, weil bis hierher die Straßen unglaublich leer waren. Das galt fast bis Innsbruck (Grenzübertritt Vorarlberg-Tirol um 8.07 Uhr im Arlbergtunnel), aber als wir auf die Brenner-Autobahn fuhren, merkten wir, dass halb Deutschland und ganz Österreich auf dem Weg nach Süden war, und da die Österreicher und die Italiener ihre Autobahnbauarbeiten intelligenterweise mitten in die Hochsaison legen, war gefühlt von Innsbruck bis Brixen Stau angesagt - furchtbar.

Um 10.02 Uhr reisten wir über den Brenner in Italien ein, nachdem ich unsere Einreiseanmeldung nochmal korrigieren musste, weil ich ein erfundenes Autokennzeichen anstatt des korrekten angegeben hatte - Held, ich ... Die Einreiseanmeldung sehen wollte weder ein nationalstaatlich italienischer noch ein regional Südtiroler Mensch, aber Hauptsache, wir hatten Bürokratie fabriziert ...

Nachdem wir in Brixen von der Autobahn abgefahren waren und uns auf die Landstraße in Richtung Bruneck und Toblach begeben hatten, wurde es auch nicht wirklich besser. Die ganze Zeit, bis fast nach Spittal hatte ich einen VW aus Sankt Johann im Getriebe sitzen (der überholte mich im Tunnel, als die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 30 lag, ich, öhm, maximal unwesentlich über 30 fuhr (das Doppelte wäre noch unwesentlich in Italien ...), mit ungefähr dem Drei- bis Vierfachen der erlaubten Geschwindigkeit, und am Ende musste er sich in Österreich doch wieder hinter mir einreihen ...), aber noch schlimmer waren die acht Milliarden Baustellen, die die Südtiroler ebenfalls in die Hochsaison geplant hatten - schleicht's eich ...

Schön war die Fahrt durch die Dolomiten aber auf alle Fälle, ich machte auch einen ganz kurzen Zwischenstopp, weil ich zumindest von einem Berg ein Foto haben wollte und meine Mutter ihre liebe Müh und Not mit der Bedienung meines Handys hatte ...

In Osttirol, also in Österreich, reisten wir um 12.54 Uhr wieder ein, also nach fast drei Stunden in Italien, und erstmals gerieten wir in eine Polizeikontrolle. Der Polizist fragte uns, wo wir jetzt herkämen, ich antwortete, dass wir eigentlich aus Deutschland losgefahren wären, er fragte, ob wir in Italien Aufenthalt gehabt hätten, wir verneinten wahrheitsgemäß, und das war's schon ... Keine Nachfrage nach der Einreisegenehmigung, die die Österreicher grundsätzlich verlangen (wir hätten keine gebraucht, weil wir auf der Durchreise waren), keine Nachfrage nach irgendwelchen Impfpässen, der Typ war froh, dass wir die richtigen Antworten gegeben haben, damit er uns schnell durchlassen konnte ...

Wenn ich mir vorstelle, wie die Gastwirte in Bonndorf teilweise Schiss vor irgendwelchen Kontrollen haben, dann können die Leute in Italien, Österreich und Slowenien bestimmt nicht nachvollziehen, weil das hier irgendwie keinen interessiert, was in den Verordnungen geschrieben steht ...

Wir fuhren also - ewig auf der Landstraße - weiter durch Österreich (Einreise Kärnten 13.37 Uhr), bis wir bei Spittal an der Drau auf die Autobahn kamen. Wir tankten noch in Österreich und kauften eine slowenische Vignette, fuhren weiter, machten kurz Halt, weil meine Mutter ihre Geldbörse - glücklicherweise im Auto - verlegt hatte, fanden die Geldbörse und überquerten um 15.15 Uhr - im Karawankentunnel - die österreichisch-slowenische Grenze ...

Damit waren wir in unserem sechsten Land heute angekommen, und auch wenn die Slowenen Vorbereitungen getroffen hatten, um irgendwelche Gesundheitskontrollen zu machen, sahen wir davon genau gar nichts mehr - soviel, liebes Auswärtiges Amt, zu "Grenzkontrollen finden statt."

Wir rollten über die slowenische Autobahn, fuhren an Ljubljana vorbei und kamen gegen 17.15 Uhr in Piran an.

Hier allerdings entwickelte sich mal wieder ein ernsthafter Disput zwischen Mutter und Sohn: Die Einfahrt ist die Stadt Piran ist ausschließlich den abonnenti vorbehalten, und dazu zählte ich uns nicht. Da aber die Parkplätze ansonsten arg rar waren, forderte meine Mutter mich wiederholt auf, in diesen abonnenti-Bereich einzufahren, wogegen ich mich wehrte. Am Ende hielt ich an einer Schranke an, sie stieg aus, fragte irgendwelche Leute, ich fuhr eine Runde, sie kam wieder ins Auto und meinte, wir sollten in den abonnenti-Bereich reinfahren, hätten die Leute gesagt. Grrrrrrr!

Also fuhr ich dort hinein, die Selbstschussanlagen lösten nicht aus, ich parkte auf einem abonnenti-Parkplatz in zweiter Reihe und ging zur Tourist-Information, um den Schlüssel zu holen.

Der Typ war tiefenentspannt, meinte, wir hätten alles richtig gemacht, hier ist der Zettel, damit ihr wieder aus dem abonnenti-Bereich rauskommt, ohne was zahlen zu müssen, fahrt aber erst da hinten zu dem Parkplatz weit im abonnenti-Bereich, parkt da in zweiter oder dritter Reihe, parkt ruhig die Leute zu, macht aber - wichtig! - die Warnblinkanlage an, bringt euer Gepäck in die Bude und fahrt dann aus dem abonennti-Bereich raus und in die offizielle Besuchertiefgarage ein ...

Achso, und die Impfpässe hielt ich ihm zwar vor die Nase, die waren ihm aber wurscht, solange wir einen Wisch unterschrieben, dass wir geimpft seien - geprüft hat das keine alte Sau ... Unfassbar ...

Ich watschelte also zurück ans Auto meiner Mutter, erläuterte ihr zähneknirschend, dass sie mit allem Recht gehabt hätte, fuhr zu dem Parkplatz, parkte in zweiter Reihe, brachte unser Gepäck (schwitzend wie eine Sau) in unser Apartment, kam wieder zurück und fuhr dann mit ihr in die Garage.

Von dort fuhr ein Gratis-Shuttlebus zum Marktplatz der Stadt, und von dort liefen wir dann ein paar Minuten zu unserer Unterkunft.

Während meine Mutter das Apartment häuslich einrichtete (und sich über die fehlenden Schränke ärgerte - mir wäre das gar nicht aufgefallen, weil ich eh meist aus dem Koffer lebe, und für drei Tage sowieso), nahm ich den äußerst beschwerlichen, zwanzig Meter langen Weg zur Badestelle auf mich. Ich entblätterte meinen Adoniskörper (bis auf die Badehose natürlich!) und stieg über die veralgte, aber sonst gut begehbare Treppe ins Mittelmeer ...

Ein Wort: Sooooo herrlich ...

Ich schwamm und planschte und entschied mich dann, (erfolglos) zu versuchen, meine Mutter auch ins Meer zu beordern. Nach dem Misserfolg ging ich weinend unter die Dusche und machte mich ausgehfertig. Wieder trödelte meine Mutter (höhö), sodass wir erst kurz nach halb acht aus dem Haus kamen ...

Wir liefen ein wenig die Promenade entlang, wo alle schönen Tische schon belegt waren, wir liefen dann auf den einen Altstadtplatz, aber auch da waren alle Tische schon belegt, sodass wir schließlich in einer bis dahin recht leeren (aber trotzdem nicht sooooo schlecht bewerteten) Kneipe landeten. Der Ober sprach Deutsch, es gab sehr leeres Schwertfisch-Carpaccio zur Vorspeise und danach Scampi, mit Schinken und Käse gefüllten Tintenfisch und Sardinen, und alles in allem waren mit mit Bier und Palatschinke und Espresso am Schluss ziemlich zufrieden.

Wir wackelten nach Hause und werden die nächsten beiden Tage hier in Slowenien sowas von genießen, das wird soooooo schön ...

Das war heute ein anstrengender, aber unglaublich lohnender Tag (nicht nur wegen der sechs besuchten Länder heute!) - jetzt kommen ein paar Fotos:

In den Dolomiten

Marktplatz in Piran

Blick aus unserer Haustür

Meer

Abendessen heute

Mittwoch, 2. Juni 2021

Ans Meer

 ... fahren wir morgen, das wird sooooooo schön, hoffe ich ...

Mein Chef hatte mich am Freitag auf eine Idee gebracht: Auch wenn ich in Hannover meinen Arbeitsplatz und daher an Fronleichnam nicht frei habe, könne man ja Urlaub nehmen, am Donnerstag und am Freitag, dem vermeintlichen Brückentag danach. Ich überlegte ein wenig hin und her, und am Montag Morgen fragte ich meine Mutter, ob wir am Donnerstag nach Slowenien fahren.

Zu meiner Überraschung antwortete sie wie aus der Pistole geschossen mit "ja", und jetzt fahren wir morgen - Kompromisse muss man schließen im Leben - gegen Sonnenaufgang um 5.30 Uhr los in Richtung Slowenien.

Möglich macht das Ganze, dass sowohl meine seit gestern doppelgeimpfte Mutter als auch ich, der ich vor mehr als drei Wochen erstmals geimpft wurde, in Österreich und Slowenien bereits als geimpft zählen. Dadurch müssen wir für Österreich und insbesondere für Slowenien keinen Test nachweisen - alles bestens.

Wir werden also morgen - wahrscheinlich über Schaffhausen und St. Gallen - in Richtung Österreich fahren, eventuell ein Stück durch Italien abkürzen und dann in Piran eintrudeln. Dort müssen wir uns den Schlüssel fürs Zimmer abholen, das Auto im Parkhaus parken, mit dem Shuttlebus in die Stadt fahren (Piran selbst ist quasi autofrei) und dann zu Fuß in unser Apartment marschieren ... Werden wir schon hinkriegen ...

Unser Zimmer ist direkt an der Betonplatte, die für die Piraner der Strand ist, aber mit so einem festen Einstieg ins Meer (das Wasser soll so 20 bis 22 Grad haben um diese Zeit des Jahres, nicht, dass meine Mutter sich von der Temperatur vom Schwimmen abbringen lassen würde, solange das Wasser in flüssiger Form vorhanden ist) haben wir auf Malta schon sehr, sehr gute Erfahrungen gemacht. Vielleicht klappt es morgen schon mit dem Schwimmengehen, ansonsten wir das auf Freitag verschoben, wo es sonnige 26 Grad haben soll ... Juchhe!

Ich war jetzt schon fast ein Dreivierteljahr nicht mehr im Meer (am Meer schon, aber da oben in Travemünde hätte man keinen Hund ins Wasser geschickt, nicht mal einen Seehund, so kalt war's da ...) - es wird also höchste Zeit, und in Slowenien war ich schon seit 2009 nicht mehr, auch da wird es allerhöchste Zeit.

Ich habe uns eben für Italien (und für Südtirol, die wollen noch was Gesondertes) angemeldet, damit wir durch Südtirol durchfahren können. Für Österreich brauchen wir - da wir nur durchreisen, wenn auch zweimal - keine Einreiseanmeldung, für die Schweiz (und wenn wir verrückt sind, für Liechtenstein) brauchen wir keine Einreiseanmeldung, weil wir mit dem Auto unterwegs sind (mein Belgien-Luxemburg-Trip ist ab heute, Mitternacht, nach Schweizer Recht verjährt, sodass ich da keiner Beschränkung mehr unterliege), und für Slowenien scheint man überhaupt gar nie was zu brauchen, aber vielleicht kontrolliert da wirklich einer an der Grenze, mal gucken ...

Für den Heimweg wird es dann etwas komplizierter, nicht in Österreich und Italien, wohl aber in der Schweiz und in Deutschland. Da Slowenien für die Schweizer, jedenfalls im Moment, als Risikogebiet zählt, müssten wir da normalerweise in Quarantäne, aber da wir auf alle Fälle nur durchreisen werden, gilt eine Ausnahmeregelung in der Schweizer Vorschrift, die uns von allen Anmelde-, Test- und Quarantänepflichten befreit.

In Deutschland müssen wir in Quarantäne, können diese aber nach Vorliegen eines negativen Schnelltests (und Upload auf die digitale Einreiseanmeldung) sofort abbrechen. Daher werden wir am Sonntag wahrscheinlich in Lindau noch einen Test machen (zum Test darf die Quarantäne unterbrochen werden), auf dem schnellsten uns möglichen Weg zum Auto zurückkehren, das Testergebnis abwarten  und hochladen und dann die Quarantäne (hoffentlich) noch im Auto abbrechen ... Dann fahren wir wahrscheinlich durch die Schweiz nach Hause und gehen nach geglückter Rückkehr in eine Bonndorfer Gaststätte (den Test haben wir ja dann aus Lindau ...).

Oh Mann, in fünf Jahren werde ich diese Bürokratie-Ungetüme, die die einzelnen Länder da aufgebaut haben, hoffentlich nur noch absurd finden ... obwohl, absurd finde ich sie teilweise heute schon ...

Heute geht es früh ins Bett (denke ich ...), denn morgen geht es frühüüh auf den Roadtrip - weite Welt (mehr oder weniger, eher weniger ...), wir kommen!