Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Freitag, 31. Dezember 2021

Kein verlorenes Jahr

 ... war das Jahr 2021, auch wenn ich zum ersten Mal seit dem Jahr 2007 nicht außerhalb Europas im Sinne des Europarates war.

Nicht nur hinsichtlich der wichtigen Dinge im Leben, nämlich zum Beispiel meines beruflichen Werdegangs, war der Wechsel von Wiesbaden nach Hannover ein guter Schritt, nein, ich habe auch in Europa Ecken besucht und kennengelernt, von denen ich bis dahin nicht viel wusste.

Das gilt nicht nur für die 2021 weiterhin unternommenen Wanderungen (auch wenn die Wanderrate spürbar abgenommen hat, sind es am Ende des Jahres 2021 doch mehr als 1.572 Kilometer seit dem 5. April 2020 und allein im Jahr 2021 immerhin 522 Kilometer gewesen) am Hoch- und Oberrhein entlang, sondern auch für solche Ecken wie die schwedischen Schären auf dem Weg nach Åland und natürlich die rumänischen Karpaten. Ohne Christians Beharren wäre ich da wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, dorthin zu fahren, und das wäre ein Fehler gewesen.

Die Bahncard 100 besitze ich seit dem 26. Februar 2021, erst als Probeversion und inzwischen als Vollversion, und ich finde es immer noch wahnsinnig schön, mich einfach so in den Zug (oder hier unten im Schwarzwald auch in den Bus) zu setzen und einfach in der Gegend herumzufahren. Meine erste Tour ging nach Norddeich, aber gerade in Hamburg und Berlin war ich gefühlt jedes zweites Wochenende, in Berlin an einem Wochenende sogar zweimal.

Mit der Bahncard 100 kam ich in die Schweiz (der Badische Bahnhof in Basel ist ja Tarifpunkt der Bahn und somit gut erreichbar), nach Tschechien und nach Polen. Nach Dänemark wäre ich fast gekommen, wenn der Bus nicht die Haltestelle in Dänemark aus Coronagründen ignorieren würde, sodass ich laufen musste. Nach Österreich ins Kleine Walsertal wäre ich auch (kostenlos) gekommen, wenn der Busfahrer die Regeln kennen würde - und Salzburg steht definitiv noch aus. Nach Kehl bin ich auch gefahren und dann kurz über die Brücke nach Frankreich, und für die paar Meter von der deutschen Grenze nach Venlo zum schönen Nachmittag mit dem Ex-Kollegen musste ich auch kein Vermögen ausgeben. Es ist einfach schick, diese Karte zu haben und sich über Flexpreise und Fahrkarten (fast) keine Gedanken mehr machen zu müssen.

Mit Jessi und Christian war ich auch dieses Jahr viel unterwegs, auch wenn wir nicht einmal geflogen zusammen irgendwohin geflogen sind im Jahr 2021. Dennoch, die Ausfahren nach Luxemburg, nach Rotterdam und zum Rheinzusammenfluss, nach Rumänien, Moldawien und in die Ukraine, auf die Schneekoppe und natürlich zum Dreiländereck Österreich/Slowakei/Ungarn waren auch dieses Jahr hochinteressante Reise mit den beiden.

Geflogen bin ich 2021 dann aber doch auch, erst nach Stockholm im Juli, dann nach Istanbul im September und schließlich nach Skopje im Dezember, wenig, klar, aber immerhin, und ich hoffe, dass die (Flug-)Reisen, die für 2022 schon gebucht sind, auch wirklich alle so klappen.

Die erste größere (und spontane) Reise dieses Jahr führte mit meiner Mutter nach Slowenien, ins das wunderschöne Städtchen Piran, und auch wenn die Fahrt - so wie die Ukraine-Fahrt - ziemlich anstrengend war, hat sich das gelohnt, schon allein, um mal wieder im Meer zu schwimmen.

Stockholm und Åland waren im Juli auch eine wunderbare Tour, Stockholm selbst ist sehr schön, die Fahrt mit der Fähre fast noch schöner, und auf Åland war ich dann auch noch einmal im Meer schwimmen, das war richtig, richtig schön ...

Auch im Sommer wurden viele Grenzsteine an der deutsch-schweizerischen Grenze begutachtet und dokumentiert, aber das Ziel des Sommers und die letzte größere Tour vor der Saison war dann Istanbul. Immer noch bin ich sehr beeindruckt, wie mein Ü70-Rudel hinter mir hergetrabt ist, auch wenn die Damen natürlich wussten, wie sie mich dazu kriegen, auch mal langsamer zu machen (kleiner Tipp - mit Frühschoppen fängt man Blog-Autoren ...). Vor lauter Schreck zermalmte ich dann fast ein Auto, aber sowohl das Auto als auch mein Knie haben das überlebt ...

Und so anstrengend die Ukraine-Tour war, weil wir halt in kurzer Zeit viel sehen wollen, so vernünftig habe meine Mutter und ich das in Skopje und Prishtina gemacht: Wir haben sicher nicht so viel von diesen aufstrebenden Hauptstädten gesehen, wie man vielleicht hätte sehen können, aber wir haben uns halt auch ein kleines bisschen erholt, das war völlig in Ordnung so.

Alles in allem waren das 23 besuchte Ländern (allerdings kein neues), aber Åland ist zumindest ein neuer Eintrag (gewissermaßen außer Konkurrenz) in meiner Liste, und das deutsch-luxemburgische Kondominium habe ich auch zum ersten Mal bewusst miterlebt.

Dass ich mit Jessi und Christian alle sechs deutschen Exklaven besucht habe, hätte ich fast vergessen, aber das war doch auch etwas Schönes, auch wenn die beiden mich - glaube ich, zum wiederholten Male - für verrückt erklärt haben, welche Freude ich für solche Exklaven entwickeln kann ...

Heute Abend geht es also zum Wiizemersteg, und dann sind für Ende Januar (Lissabon), Mitte Februar (Istanbul) und Ostern (Färöer) drei Flugreisen für 2022 schon gebucht. Ich hoffe, dass Omikron uns keinen Strich durch die Rechnung(en) macht, aber auch wenn ich befürchte, dass wir noch das hebräische Alphabet anfangen, wenn wir bei Omega ankommen, so hoffe ich doch, dass wir dieses Jahr mit Impfungen und allem wieder viel von dem machen können, was wir machen wollen ...

Mit meiner Mutter wird es über ihren Geburtstag im März hoffentlich das erste Mal wieder an einen Ort außerhalb Europas gehen, ob das nun Ecuador oder die Dominikanische Republik oder ganz was anderes ist, werden wir sehen, aber so ein paar Strandtage in exotischeren Gefilden wären sicher nicht schlecht.

Kein verlorenes Jahr also, dieses 2021, aber doch die Hoffnung auf ein besseres 2022 - in diesem Sinne: guten Rutsch!

Montag, 27. Dezember 2021

So langsam lerne ich es vielleicht

 ..., wie man Reisen planen sollte, gerade wenn auch ein bisschen Erholung dabei sein soll: Man sollte diese Reisen wohl so planen, dass auch ein bisschen Erholung dabei ist. Und das hat auf dieser Reise sehr gut geklappt, auch wenn ich nicht sicher bin, ob mein Chef mein Verständnis von "Erholung" teilt ...

Diese paar Stunden im Spa, mit Sauna und Dampfbad (was bei uns ja noch gar nicht geht, in Nordmazedonien aber völlig wurscht war), mit ein bisschen Planschen im am ersten Tag 32 Grad warmen, am zweiten Tag 27 Grad lauwarmen Wasser, mit ein bisschen Lesen und dem Liegen auf den beheizten Liegen, das war richtig schön ...

Ja, natürlich, wir hätten von Skopje mehr sehen können, wenn wir beide Tage Hardcore-City-Sightseeing gemacht hätten, klar. Aber wir sind am ersten Tag durch Skopje marschiert, als gäbe es kein Morgen, durch die Altstadt, vorbei an dieser Unzahl von Statuen, da unterwegs zunächst am und dann über den Vardar, dass wir einen - wie ich finde - ganz akzeptablen Eindruck dieser weißen Stadt Skopje bekommen haben.

Dass wir danach ein bisschen Spa gemacht haben, das wir uns beide in einem anstrengenden Winter verdient hatten, das muss dann eben auch einfach sein, denn daheim nehme ich mir die Zeit dann auch wieder nicht (abgesehen davon, dass ich in Deutschland nicht ohne zusätzliche Kosten in eine Sauna komme).

Der zweite Tag, die Ausfahrt nach Prishtina, war auch sehr gemütlich, auch wenn ich zugebe, dass es vielleicht nicht jeder gemütlich oder gar erholsam findet, in einem altersschwachen Midi-Bus zweimal zwei Stunden über den Balkan zu düsen, an den Grenzen aus- und wieder ein- und wieder aus- und wieder einzusteigen, aber da wir Zeit hatten und absolut keinen Stress (weil da alle Naselang ein Bus zu fahren scheint), war das auch ein wirklich erholsamer Tag. Und gelohnt hat sich die Ausfahrt definitiv, allein schon, um zu sehen, wie sich dieses kleine Ländchen verändert hat, seit meine Ma und ich 2008 und ich 2014 dort waren. Von der kosovarischen Autobahn bin ich auch mit zwei Tagen Abstand (ja, es sind nur zwei Tage!) völlig hin und weg, und von der Bautätigkeit in der Stadt ebenso.

Wenn man den Rückflug weglässt, und auch da eigentlich nur die Rennerei in Wien, dann war das ein wunderbarer, sehr erholsamer Urlaub, wobei man da auch die zwei Abendessen herausrechnen muss, denn die waren weder erholsam noch entspannend, aber dafür sehr lecker ...

Das Skopski Merak steht seit wenigen Minuten auf meiner Liste der Restaurantempfehlungen, weil das Essen so lecker war, weil die Ober so freundlich waren, weil die Atmosphäre so gut war, weil die Touristenquote so niedrig war, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis außerordentlich war, weil es einfach toll war.

Eine Hotelempfehlungsliste gibt es noch keine (und ich habe keine Ahnung, weshalb), vielleicht mache ich die noch auf, und ob unser Hotel in Skopje da drauf kommt, weiß ich noch nicht so ganz genau: Die haben nichts falsch gemacht, und für den Preis ist auch ein Fünf-Sterne-Hotel, das in Deutschland vielleicht eher vier Sterne gekriegt hätte, völlig und total in Ordnung gewesen (und das Spa war ebenfalls völlig in Ordnung), aber so etwas ganz Besonderes war es andererseits irgendwie auch wieder nicht. Damit man mich nicht falsch versteht: Wenn ich wieder einmal nach Skopje reise, kann es sehr gut sein, dass ich wieder dort absteige, aber euphorische Begeisterung - wie etwas für das Skopski Merak in der Kategorie "Gastronomie" - empfinde ich mit einem Tag Abstand nicht ...

Zum ersten Mal seit 13 Jahren (damals nach Istanbul mitten in der Nacht) bin ich mal wieder ab Hannover geflogen - der Flughafen hat lange Wege, aber ist ansonsten gut zu navigieren, und man ist auch in einer Dreiviertelstunde von der Haustür am Flughafen, so wie ich es von Wiesbaden zum Frankfurter Flughafen kenne. Klar, die Verbindungsauswahl ist deutlich bescheidener, aber andererseits komme ich von Hannover aus an fast alle großen europäischen Drehkreuze, das kann schon eine gute Flughafen-Reisender-Beziehung werden ...

Der Flughafen in Skopje war fast schon süß, mit seinen sechs Gates und dem Kiosk, der noch weit vor der Einsteigezeit schließt - so viel Platz wie meine Mutter und ich da gestern hatten, hatte ich an einem Flughafen selten ...

Und Wien, naja, Wien halt - schleicht's eich!

Dem Auswärtigen Amt sollte man auch nicht immer glauben, denn außer bei der Ein- und Ausreise (dort aber wurde immer jedenfalls nachgefragt, ob wir einen Impfpass hätten, und geprüft wurde er auch - manchmal) wollte kein Mensch, weder im Hotel noch in den Gaststätten noch sonstwo unsere Impfzertifikate sehen. Die Ober trugen - sowohl in Nordmazedonien wie im Kosovo - relativ strikt ihre Masken (wobei die schon öfter mal von der Nase rutschten ...), ansonsten war die Masketragedichte im Freien so wie bei uns, vielleicht sogar noch ein bisschen höher, in der Gastronomie und den Hotels aber deutlich geringer. Mal sehen, was ich so in fünf Jahren denke, wenn ich diese Zeilen lese ...

Das also war der Weihnachtsausflug 2021, der elfte in zwölf Jahren, und es war wieder einmal schön, Weihnachten ganz woanders zu erleben, denn weder an Heiligabend noch am 1. Feiertag hat man viel gemerkt in dem orthodox-christlichen bzw. muslimischen Süden des Westbalkans.

Am Freitag Abend geht es zum Wiizemersteg zum Silvesterfeiern, und vielleicht machen wir an Neujahr eine kleine Ausfahrt über das neue Stück der A 98 bei Rheinfelden. Dann ist man schon fast in der Schweiz und schon fast in Frankreich, da könnte man ja mal gucken, wohin einen die Spazierfahrt sonst so führt ...

Sonntag, 26. Dezember 2021

"Two G plus" und Gerenne im Chaos

Och Kinners, ich bin zweimal in Wien am Flughafen umgestiegen, und jedes Mal war es ein einziges Chaos, aber heute haben die Österreicher sich selbst übertroffen ...

Meine Mutter schmiss mich so kurz vor acht aus dem Bett, auch diese Nacht hatte ich Unfug geträumt, nämlich dass ich mit brutal schlecht gefälschten vatikanischen Ausweisen aus Israel ausreisen will. Was genau meine Truppe verbrochen hatte, weiß ich nicht mehr, aber allein für die Passfälschungen hätte man uns massakrieren müssen ...

Das Frühstück war wieder sehr lecker, diesmal auch mit den Sachen vom zweiten Tisch, den ich am ersten Tag übersehen hatte, danach ging es ins Zimmer, meine Mutter las und ich ging noch einmal ins Spa.

Ein Saunagang der ziemlich warmen Sorte (ich ließ die Eieruhr komplett ablaufen und war dann wirklich gut nassgeschwitzt) wurde von einem Schwimm im Pool gefolgt, danach nahm ich noch ein Dampfbad und nochmal einen Schwimm, aber dann war die Stunde, eineinhalb, die ich mir so vorgenommen hatte, auch schon um, sodass ich nochmal aufs Zimmer ging, mit meiner Ma gemeinsam Stubendurchgang machte und wir uns zum Check-out begaben.

Der für 11.30 Uhr gebuchte Taxifahrer hatte nachgefragt, ob er auch schon um 11.10 Uhr ankommen dürfte, durfte er, und es stellte sich heraus, dass es der gleiche Fahrer war, der uns schon vorgestern Nacht zum Hotel kutschiert hatte.

Wir waren jetzt natürlich viel zu früh am Flughafen, die Einlasskontrolle (nur mit Impfpass!) war natürlich völlig für die Füße, weil du da mit irgendeinem QR-Code durchgewunken wirst, und dann mussten wir ein bisschen warten, weil unser Check-in noch nicht offen hatte.

Zweieinhalb Stunden vor Abflug machte der Check-in klammheimlich auf, ich erlickerte dies, ging strammen Schrittes zu meiner abseits wartenden und lesenden Mutter, gabelte dieselbe auf, und so checkten wir als Sequence No. 2 und 3 des heutigen Tages nach Wien ein.

Die Impfpässe streckte ich der Dame zwar hin, aber sie hatte das offenbar nicht im Computer vermerkt, was in Wien noch zu (leichten) Scherereien führte. Wir gingen durch die Ausreisekontrolle und die Sicherheitskontrolle, bei meiner Mutter piepte es wie üblich (höhö), und dann waren wir viiiiiiel zu früh im Abflugbereich.

Wir begaben uns zu einem etwas abseits gelegenen Kiosk, bekamen dort zwar auch kein Fassbier, auch dafür Dosenbier, aber nach dem zweiten Dosenbier schloss der Kiosk (vermutlich wegen Reichtums), sodass wir nun (noch) mit Bier, aber ohne Nachschub dasaßen. Zu allem Überfluss hatte unser Flieger auch noch Verspätung, also aßen wir noch eine Kleinigkeit bei Burger King und bewegten uns dann gemächlich zum Gate, als der Flieger gerade im Landeanflug war.

Die Check-in-Dame, die alles in allem offenbar relativ unfähig war, hatte uns zwar zwei Fensterplätze zugewiesen, allerdings auch mir eine Sitznachbarin, was im nicht gähnend, aber doch ziemlich leeren Flieger ziemlich unnötig war. Demnächst nehme ich bei Austrian auch ein Saunahandtuch mit, damit ich die Saunatemperaturen, die die da im Flieger aufbieten, auch richtig genießen kann. Wie? Will keiner sehen? Dann soll die Austrian mal vernünftige Klimaanlagen einbauen!

Im Landeanflug auf Wien erklärte uns die Flugbegleiterin sehr geduldig die 2G+-Regeln, übersetzte die aber auf Englisch natürlich (?!) auch als "two G plus". Wofür die "G" im Englischen stehen sollen (gey-impft or gey-naysen?), erschließt sich mir nicht so ganz, aber was soll's, die Ösis machen ja doch was sie wollen.

Jetzt fing aber das Chaos in Wien erst richtig an. Wir reisten ein und bekamen - da wir sowieso nur umstiegen - einen "Kontrolliert"-Zettel in die Hand gedrückt. Mit dem begaben wir uns in Richtung, öhm, ja, wir mussten zu den F-Gates, aber irgendwie führen alle Wege am Wiener Flughafen zum "Ausgang nach Wien". Jetzt stand da eine wahnsinnige Schlange, das Militär war auch unterwegs, an den Seiten drängelten sich allerlei Menschen vorbei, und irgendwann nahm meine Mutter das Heft in die Hand und lief auch an allen vorbei.

Es stellte sich heraus, dass die, die da standen, noch auf ihren "Kontrolliert"-Zettel warteten, während die, die ihn schon hatten, wohl wirklich überholen durften, aber das sagte einem natürlich keine alte Wildsau - ganz, ganz, ganz schlecht in Wien, richtig, richtig schlecht ...

Nachdem wir durch die verwinkelten Gassen zur Sicherheitskontrolle gekommen waren (die ging wenigstens leidlich schnell, außer, dass es bei meiner Mutter piepte, höhö), marschierten wir die ewig langen Wege am Wiener Flughafen wieder zurück, nur um an einem noch nicht geöffneten Gate anzukommen. Unser Flieger schien Verspätung gehabt zu haben ...

Beim Boarding wurden wir dann zurückgepfiffen, weil die Dame in Skopje unseren Impfnachweis ja nicht im System hinterlegt hatte; nachdem die freundliche (wirklich) Austrian-Tante das nachgeholt hatten, durften wir boarden - und wurden im gleichen Flieger begrüßt, mit dem wir gerade angekommen waren ... Das hätten wir einfacher haben können (natürlich nicht wirklich, aber trotzdem ...).

Der Flieger war etwas voller, aber gefühlt etwas kühler, der Flug über Tschechien und Dresden ging recht fix, wir erwischten die angepeilte Bahn, auch weil in Deutschland kein Mensch irgendetwas kontrollierte, ich schmiss meine Ma am Schünemannplatz raus, brachte noch das Gepäck in die Wohnung, ehe wir uns in einer türkischen Kneipe an ebendiesem Schünemannplatz trafen und dort - wirklich! - sehr lecker zu Abend aßen.

Jetzt sind wir gesund und munter und wieder einmal pappsatt in meiner Bude, jetzt geht es ins Bett, morgen wir gearbeitet und dann der Zug nach Freiburg okkupiert, in Neustadt werden wir abgeholt und übermorgen habe ich frei. Juchhe ...

Fotos heute nur vom Spa in Skopje:




 

Samstag, 25. Dezember 2021

Die Zahnpasta aus der Hölle

 ... ist das größte Problem, was wir bisher hier gehabt haben, denn meine Mutter hatte eine weiß-schwarze (!) Zahnpasta gekauft, und als wir die beide jeweils das erste Mal auf die Zahnbürste gedrückt haben, dachten wir uns beide: "Was ist das denn?!" Die Zähne sauber macht die natürlich (hoffentlich) auch, und entsprechend geht es uns sehr gut ...

Obwohl wir gestern schwer atmend und vergleichsweise früh ins Bett gekommen waren, schlief ich wieder bis kurz vor neun und hätte wahrscheinlich länger geschlafen, wenn meine Mutter mich nicht geweckt hätte. Ich hatte allen möglichen sagenhaften Unsinn geträumt, war einerseits aus einer unterirdischen Sauna auf einem Schweizer Feldweg aufgetaucht und andererseits aus einem Krankenhaus mit Lkws geflüchtet, ohne von Sicherheitskameras aufgezeichnet zu werden, aber sonst ging es mir gut.

Frühstück gab's natürlich trotzdem, und wenn man die Augen aufsperrt und in die Ecke des Raumes guckt, dann sieht man dort auch Salami und Schinken und Käse und Spiegelei und Rührei und (sehr gute!) geschmorte Champignons stehen, die ich gestern - wirklich und ernsthaft - einfach übersehen hatte ... Alles da also, auch die Salami ...

Wir ließen uns von der Rezeption ein Taxi bestellen, das uns für 2,50 Euro zum Busbahnhof fuhr, denn natürlich wollten wir heute ins Kosovo. Naja, der Weg war das Ziel, weil wir gestern in den paar Stunden schon ganz schön in der Gegend herumgelatscht waren und dementsprechend mal ein paar Stunden im Bus sitzend die Landschaft genießen wollten.

Ich hatte gesehen, dass um 10.10 Uhr ein Bus fuhr, um 10.06 Uhr betraten wir den Busbahnhof, kauften - "you have two minutes", überhaupt sprechen die hier alle ein bisschen Englisch - kurz vor knapp unsere Fahrkarten und liefen dann schnellen Schrittes zum Bus.

Es handelte sich um einen mittelgroßen Bus, in dem wir noch zwei Plätzchen fanden, dann ging es - nachdem wir uns mit Name und Passnummer in die Liste des Chauffeurs eingetragen hatten - auch schon los.

Es ging auf die Ausfallstraße aus Skopje heraus, danach überquerten wir die Ringautobahn und fuhren auf einer noch nicht ausgebauten Straße in Richtung Grenze. An der Grenze stand ein (großer) Bus vor uns, was den Fahrer zu mehreren Seufzern bewegte, aber am Ende war das alles gar nicht schlimm. Du steigst hier aus dem Bus aus, latscht zur Grenzkontrolle, darfst dann ein paar Schritte weitergehen und sobald alle abgefertigt sind, fährt auch der Bus diese paar Meter weiter und alle steigen ein. Ganz einfach, kein Problem, wunderbar ...

Bei der Einreise ins Kosovo bekamen wir sogar einen Stempel (der musste erst angefordert werden, weil die bei Bussen anscheinend nicht mit Drittausländern rechnen ...), der Grenzer fragte auch nur, ob wir eine Coronaimpfung hätten, auf unser "ja" war dann alles gut ...

Wir waren kaum im Kosovo, da ging es auf die Autobahn, und ich war völlig geflasht. Das ist nicht nur eine richtige Autobahn, sondern die ist architektonisch sogar richtig beeindruckend, mit ganz vielen Brückenbauwerken, und da wir wieder tolles Wetter hatten, waren auch die Ausblicke auf die Landschaft sehr, sehr schick (leider waren die Fenster des Busses nicht geputzt, sodass die Bilder nicht richtig was geworden sind ...).

Auch Prishtina selbst, das meine Mutter zuletzt 2008 und ich zuletzt 2014 gesehen hatte, wächst und wächst, das war fast unheimlich zu sehen, wie dieses Balkanstädtchen, das es 2008 noch war, so langsam (naja, eher so schnell) zu einer richtigen Hauptstadt heranwächst.

Am Busbahnhof stiegen wir aus, ich lud im WLAN noch eine Karte herunter, dann ließen wir uns von einem Taxi für - relativ - viel Geld zur Mutter-Teresa-Kathedrale fahren. Der Weihnachtsgottesdienst war wohl gerade vorbei, denn die Kirche war offen, aber leer, sodass wir uns kurz umschauten, uns dann aber zügig aufmachten in Richtung Stadtzentrum.

Auf der Promenade war ich 2014 mit meinem Studienkollegen schon unterwegs gewesen, aber heute war das ein Mittelding zwischen Einkaufsstraße und Weihnachtsmarkt, sodass wir da einmal hoch und einmal herunterliefen, bis wir eine schöne Bierkneipe fanden, in der wir - leider relativ warmes - Bier bekamen.

Wir hatten ja unser Ziel erreicht und waren ein bisschen über den Balkan gefahren, sodass wir uns also aufmachten zurück zum Busbahnhof (der Taxifahrer rief einen akzeptablen Preis auf, der also immer noch zu hoch war ...), kauften zehn Minuten vor Abfahrt die Fahrkarten und fuhren mit dem gleichen Bus zurück nach Skopje, mit dem wir schon gekommen waren.

Unterwegs fielen uns noch auf kosovarischer Autobahn beiden die Äuglein zu, aber als wir an der Grenze ankamen, wurden wir beide wach. Die Ausreise aus dem Kosovo und die Einreise nach Nordmazedonien war wiederum kein Problem, wir bekamen leider weder einen kosovarischen Ausreise- noch einen mazedonischen Einreisestempel, aber sei's drum, und sehr bald waren wir wieder in Skopje angekommen.

Unser Taxifahrer sprach Deutsch, was wir aber erst feststellten, als sein Handy, das uns zu der Kneipe von gestern lotsen sollte, auf Deutsch mit ihm sprach, woraufhin er uns erzählte, dass er einige Jahre in Karlsruhe gelebt hatte, dann aber lange Zeit in Schweden gewesen sei - und tatsächlich hörte man einen schwedischen Akzent in seinem Deutsch.

Unsere Stammkneipe wies uns zunächst ab, weil sie voll war, wir sollten in einer halben Stunde noch einmal anrufen. Wir standen also fünf Minuten unschlüssig vor dem Lokal herum, weil wir nicht sicher waren, ob wir uns etwas anderes suchen oder nur einen Aperitif trinken gehen, da kam der sehr freundliche Chef vom Dienst heraus und meinte, es würde gerade ein Zweiertisch frei werden.

Nun kamen wir also - im Raucherbereich, aber das war uns egal - zum Sitzen, das Ding war wieder proppenvoll, und entschieden uns, heute nur einen Salat als Vorspeise zu nehmen. Der war lecker, meine Ma bestellte eine dicke Schweinerippe aus dem Ofen als Hauptgang, ich aß wieder einen leckeren Eintopf, dessen Namen ich jetzt googeln müsste, danach gab es einen Rakija und einen Espresso und für mich noch einen Palatschinke mit Nutella.

Heute hatten wir es nicht soooo übertrieben mit dem Essen, sodass wir einigermaßen aufrecht nach Hause laufen konnten, aber auch heute verschmähten wir die schon gestern nicht angesteuerte Absackerkneipe.

Nun ist es wieder zu früher Stunde, dass wir im Bett sind, aber morgen geht es ja schon um 11.30 Uhr zum Flughafen, und ich würde gerne frühstücken und noch ins Spa, da müssen wir gucken, wie wir das hintereinanderbringen, aber das wird schon klappen ...

Das war eine richtig schöne Ausfahrt heute, ich war zum dritten Mal insgesamt im Kosovo, zumindest einen Stempel habe ich auf dieser Reise herausschlagen können, und sowohl Skopje als auch Prishtina sind definitiv eine Reise wert.

Corona gibt es hier nicht so richtig, auch wenn im Bus etwa die Hälfte der Leute Maske trug, aber in den Gaststätten trägt außer den Kellnern keiner so einen Schnutenpulli, hoffen wir, dass wir es mit unseren Masken und dem Booster alles gut überstehen.

Joa, das war ein richtig schöner Kurzurlaub, morgen geht es dann über Wien wieder zurück nach Hannover, uns geht es gut ...

Frohe Weihnachten, und ein paar Bilder gibt es auch heute:

Unterwegs im Kosovo

Blick von der Autobahn auf die Berge

Mutter-Teresa-Kathedrale mit Statue vom Vater der Republik, Ibrahim Rugova

In der Mutter-Teresa-Kathedrale

Die Antwort ist "ja"


Freitag, 24. Dezember 2021

Eine sehr vernünftige Mischung

 ... haben wir heute gemacht: erst ein bisschen Sightseeing im Alten Basar von Skopje, dann ein bisschen Entspannung und Erholung im Spa unseres Hotels. So soll es sein, so war es gut ... Nur die Völlerei heute Abend hätte nicht unbedingt sein müssen, aber hey, es ist Heiligabend!

Selbst meine Mutter war erst kurz vor acht Uhr wach, was höchst selten passiert, und ich wurde gegen neun Uhr aus dem Bett geschmissen, denn nur bis zehn Uhr gab es Frühstück.

Das Frühstück hier ist lecker, aber ein bisschen gewöhnungsbedürftig, denn es gibt jetzt nicht so die Klassiker wie Salami oder so, sondern durchaus dezidiert mazedonisches Essen, was - unnötig zu betonen - sehr lecker ist. Burek mit Hackfleischfüllung, also dieses Blätterteiggebäck, war sehr, sehr lecker, wurde heute mehrfach und wird morgen mehrfach verzehrt werden, dazu gab es diverse Saucen, das war sehr lecker, und ich war gut satt. Meine Ma bekam natürlich ihren Kaffee, ich sogar kalte Schokolade, man höre und staune, alles bestens.

Auch bestens war der Blick von unserem Frühstückstisch aufs Tal des Vardar, und ich verließ zwischendurch mal den Frühstücksbereich, um Fotos vom Fluss zu schießen (dass ich dabei die US-Botschaft aufs fotografische Korn nahm, ist halt so ...).

Es war heute Morgen kalt, aber wunderbarer Sonnenschein, sodass wir uns kurz fertigmachten und dann zum kleinen Spaziergang entlang des Vardar in Richtung Stadt aufbrachen.

Über die Flusspromenade ging es mit Blick auf die Festung von Skopje und viele Prachtbauten, an vielen Brücken und Stegen über den Fluss vorbei, bis wir an der Steinbrücke ankamen, einem der Wahrzeichen von Skopje. Die Brücke verbindet die Altstadt mit der modernen Innenstadt und ist von vielen großen und kleinen Skulpturen und Statuen gesäumt, von Alexander dem Großen bis in die heutige Zeit.

Von der Steinbrücke ging es, vorbei an einem großen Springbrunnen, in Richtung des Alten Basars, und dort ließen wir uns einfach treiben. Am (relativ) frühen Morgen war noch wenig los, aber so langsam füllte sich der Basar, und wenn es nur Männer waren, die auf dem Weg zum freitäglichen Mittagsgebet waren. Der Basar ist sehr schick, sehr gepflegt, erinnerte uns an Istanbul und Sarajevo mit seinen vielen Gold- und Silbergeschäften, mit Brautmoden, mit Essensläden, doch das war ein schöner Spaziergang.

Am Ende des Basars kamen wir in den untouristischeren Basarteil, aber weil dort kaum einer Maske trug (viele tragen gar keine Maske, einige immer, wir machen es großteils wie in Deutschland) und das Ganze jetzt auch nicht so interessant aussah, kehrten wir um und liefen durch eine andere Basarstraße zurück zur Steinbrücke.

Wir überquerten wieder den Vardar, liefen noch ein bisschen durch die moderne Innenstadt, ehe wir am Vardar entlang wieder in Richtung Hotel spazierten und dabei ein paar Mal Station machten, weil das Pflastertreten nicht ganz so erholsam für die Füße ist.

Trotz des wunderbaren Wetters legten wir uns im Hotel erstmal eine Runde flach aus Bett, ehe wir ins Spa aufbrachen.

Herrlich! Für das Spa gilt "klein, aber fein", es gibt es kleines Schwimmbeckenchen, ein Dampfbad und eine Sauna, ich besuchte erst das Dampfbad, ging ein bisschen baden, ließ mich dann - auf den beheizten Liegen lesend - trocknen, ging in die Sauna, machte mir einen einigermaßen ordentlichen Aufguss, ging wieder baden, verabschiedete meine Mutter ins Zimmer, las noch ein bisschen, ging nochmal in die Sauna (jetzt hatte da ein Mazedonier ordentlich Feuer gemacht, das kam nicht ganz an Christians Aufguss in Budapest heran, aber fast, zumal ich direkt gegenüber des Ofens saß) und verzog mich, nachdem ich mir den Eimer kaltes Wasser auf den Kopf entleert hatte und später ein wenig abgetrocknet war, zurück aufs Zimmer ...

Es war schon dunkel, als wir das Hotel verließen, ein bisschen durch Skopje wanderten und in einer zuvor ausgesuchten, schönen Kneipe mit mazedonischen Spezialitäten zum Sitzen kamen. Wir wurden in den Nichtraucherbereich (der war schön leer ...) gebeten und bestellten ein Skopsko-Bier (wir hatten heute Mittag im Basar schon eins zum Frühschoppen getrunken ...). Danach gab es den auf dem Balkan unvermeidlichen Schopska-Salat und Pastrmajlija, ein Teigschiffchen mit Auflage, die bei uns Hühnchengeschnetzeltes war (wer georgische Chatschapuri kennt, weiß ungefähr, was ich meine). Zum Hauptgericht aß meine Mutter einen reichlich bestückten Schaschlikspieß, während ich Tava aß, eine Art Eintopf, der bei mir mit Bacon und Schweine- und Rindfleischstückchen gemacht war, dazu Pilze, Zwiebel, ein ganzes Stück Butter, ein bisschen Brot dazu, das war auch richtig, richtig lecker ...

Wir hatten den Schaschlik schon nicht ganz geschafft, aber ein Rakija, also ein mazedonischer Schnaps, passte definitiv rein, und danach war - scheinbar - auch noch Platz für einen Palatschinke ...

Oh Mann, meine Mutter und ich verließen schweratmend das Etablissement (wir hatten mit ordentlichem Trinkgeld 55 Euro für das Zwei-Mann-Gelage gezahlt) und liefen auch an der eigentlich anvisierten Absackerkneipe vorbei, weil wir nicht mehr konnten. Naja, Heiligabend wird halt gerne übertrieben ...

Heiligabend merkte man hier kaum, nur beim Frühstück wurden die üblichen Pop-Weihnachtslieder im Hintergrund gespielt, so haben wir uns das im überwiegend orthodoxen und dann noch ein bisschen muslimischen Nordmazedonien vorgestellt, alles gut ...

Morgen schauen wir mal, ob wir spontan ins Kosovo fahren oder ob wir uns hier noch ein bisschen umgucken - es ist nicht auszuschließen, dass wir auch morgen noch einmal das Spa aufsuchen, denn diese Mischung aus Besichtigung und Badengehen ist sehr schön ...

Fotos gibt's heute massig:

Auf der Steinbrücke mit Blick auf die Berge

Im Alten Basar

Stadion und Hotel

Justinian und Steinbrücke

Steinbrücke

Festung

Alexander, glauben wir, in der modernen Innenstadt

Skulptur im Vardar

Im Basar

Auch im Basar

Flusspromenade in Richtung Stadt

Schwurbler gibt's hier auch ...

Und wieder, so glauben wir, Alexander der Große

Müde

 ... sind wir, schon jetzt, da ich im Flieger von Wien nach Skopje diese Zeilen vorschreibe, denn die vergangene Nacht war kurz und die jetzt kommende wird auch nicht arg viel länger ...

Die Fahrt mit Bus und Bahn gestern Abend verlief ziemlich reibungslos, nur die Personen im Gleis zwischen Offenburg und Karlsruhe hätten nicht sein müssen. Die daraus resultierende Verspätung bauten wir zwar sukzessive wieder ab, die Stadtbahn in Hannover verpassten wir trotzdem. Das war allerdings nicht zu schlimm, denn eine Viertelstunde später fuhr noch eine, alles okay.

Weniger okay war, dass der Getränkeautomat da unten an der Stadtbahn eine Flasche auswarf, die leckte. So produzierte ich also eine ganze Tröpfchenlandschaft auf dem Boden, aber da konnte ich nun wirklich nichts für.

Um 1 Uhr war ich ungefähr im Bett, meine Mutter kruschtelte noch ein bisschen herum, aber vor 2 Uhr schlief keiner von uns, sodass der Wecker um 7 Uhr ziemlich grausam war.

Auf der Arbeit erledigte ich einige Dinge, machte dann aber recht früh Schluss und fuhr in meine Bude. Wir hatten gerade die frühere Bahn verpasst, also machten wir ganz in Ruhe und fuhren eine halbe Stunde mit der Stadtbahn zwei Stationen zur S-Bahn-Station, an der wir zum Flughafen umstiegen.

Der Hannoveraner Flughafen hat, öhm, ziemlich lange Wege, was besonders dann auffällt, wenn - wie heute Abend - kaum etwas los ist.

Der Check-in ging recht schnell, auch wenn die Check-in-Dame erst noch irgendeine Sperre aus unserer Buchung löschen lassen musste - kein Wunder, dass ich gestern auf der Zugfahrt geflucht hatte, weil ich weder die Dokumentenprüfung vornehmen lassen noch uns einchecken konnte. Saftladen, da bei Austrian ...

Nach der Sicherheitskontrolle, die sich zog, weil nur eine Spur offen war, setzten wir uns - natürlich mit 2G-Nachweis - in die Flughafenkneipe und blieben dort sitzen, bis unser Flug fast schon aufgerufen wurde. Wir verspeisten dort Brezeln und Focaccia (beides war sehr lecker) und vielleicht auch noch ein zweites Bier. Maximal!

Dann ging es schon in den nicht übervollen Flieger nach Wien, und auch wenn wir beim Abflug etwas Verspätung hatten, kamen wir fast pünktlich in Österreich an. Wir hatten nicht Unmengen, aber doch ausreichend Zeit, zumal wir nur ausreisen mussten, was wir an der elektronischen Passkontrolle erledigten, nachdem wir daran gedacht hatten, dass man zur biometrischen Passkontrolle wahrscheinlich die Maske herunternehmen sollte ...

Der Flieger jetzt nach Skopje ist anscheinend voll, aber da das jeweils nur Hüpfer von eineinviertel Stunden Flugzeit ist und wir in 2x2-Belegung fliegen, lässt sich das alles gut aushalten.

In Skopje werden wir von einem Taxiservice abgeholt, und im Hotel wird es ohne große Verzögerung ins Bett gehen, denke ich.

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Jepp, wir kamen überpünktlich an, die Einreise ging sehr fix, auch wenn es - wenn ich das auf die Schnelle richtig gesehen habe - keinen Stempel im Pass gab. Die Abholung war auch da, und es ging auf ziemlich leeren Straßen hier in Skopje ins Hotel.

Der Check-in ging fix, die Rezeptionistin sah uns, glaube ich, an, dass wir schnellstens in Bett wollten, und jetzt haben wir unser großes Zimmer mit Blick auf das Stadion (das ist jetzt nicht Wembley oder die Allianz-Arena) bezogen und gehen ins Bett.

Fotos gibt es heute keine, dafür hoffentlich morgen ...

Sonntag, 19. Dezember 2021

Vom Busfahrer gelobt

 ... wurde ich, als ich am Donnerstag einen kleinen Spaziergang machen wollte, aus dem ein etwas größerer wurde: Ich war das Adlerwegle hochgestiefelt und dann auf dem Philosophenweg in Richtung Galgenbuck unterwegs, als ich mich entschied, in Richtung Tiefental und hinunter zur Haltestelle Lotenbachklamm zu spazieren. Ich musste mich ein bisschen beeilen, weil ich den letzten Bus um 20.07 Uhr erwischen wollte, was aber nicht so einfach war, denn der Weg vom Galgenbuck in Richtung Tiefental ist erst schlecht und dann gar nicht geräumt.

Erst als ich auf der Verbindungsstraße zwischen Boll, Tiefental und der Bundessstraße 315 ankam, war geräumt, sodass ich schnell vorankam und gut zehn Minuten vor Eintreffen des Busses an der Haltestelle stand. Als der Bus angerauscht kam, signalisierte ich mit der Taschenlampe meines Handys, dass da jemand steht - und der Busfahrer fand das richtig gut, weil er ja selbst weiß, wie gern der Bus da durchrauscht ... Und wer rechnet um 20 Uhr im Winter schon damit, dass da noch ein Wanderer an der Lotenbachklamm steht?

Überhaupt bin ich in den letzten Wochen nicht komplett untätig gewesen, sondern habe - nach arbeitsreichen Arbeitstagen - den einen oder anderen Spaziergang gemacht. Meist hielten die Busfahrer es für einen schlechten Scherz, dass da am Abzweig Schluchsee oder gar an der Ziegelhütte jemand aus- oder einsteigen wollte, aber ich konnte sie jeweils aufklären, dass ich das ernst meine.

Ab und zu war ich im Japanischen Garten, ab und zu um den Galgenbuck herum unterwegs, war binnen weniger Tage öfter am Grab meines Vaters als im Dreivierteljahr vorher, einmal fuhr ich mit dem Bus nach Neustadt und gleich wieder zurück, nur um am Abzweig Schluchsee auszusteigen und den Rest nach Hause zu laufen, und an einem Abend, an dem ich früh Feierabend machte, fuhr ich bis zum Abzweig Schluchsee und stapfte von dort im Dunkeln in den (schneebedeckten) Wald auf der Steinahalde.

Ich lief die alte Steinasäger Straße herunter, und auf einmal fiel mir auf, wie ruhig es war - nur ein Bächlein, das in die Steina münden dürfte, plätschere, sonst hörte ich - nichts ... Das war schön ...

Gestern aber stand die erste getrackte "richtige" Wanderung seit drei Wochen an - und mein Knöchel meckerte. Meckern kann der Knöchel viel, also fuhr ich - ich war wohl aus dem Bett gefallen - um 8.40 Uhr mit dem Bus nach Neustadt, von dort mit der S-Bahn nach Freiburg und mit dem Regionalexpress nach Weil am Rhein - und hatte in allen drei Verkehrsmitteln einen USB- bzw. Stromanschluss, um mein Handy aufzuladen: So soll es sein! (Auf dem Heimweg war das leider nicht mehr so durchgehend ...)

Im Schwarzwald war das Wetter traumhaft, in Freiburg neblig, und als ich in Weil am Rhein ankam, war es dort noch sehr bewölkt, aber es sah so aus, als ob es aufklaren würde (was es am Ende auch tat). Ich marschierte in Richtung Straßenbahngleise, überquerte auf dem Gehweg die Bahngleise und wanderte dann durch Weil am Rhein hindurch. Nach ein, zwei Kilometern hatte ich mich eingelaufen und mein Knöchel meckerte nicht mehr - ich lief über die Dreiländerbrücke und war zum ersten Mal seit Anfang August wieder in Frankreich.

Ich lief in Richtung des und dann über den Place Abbatucci, bog rechts ab und lief durch Wohn- und später Industrieviertel in Richtung des Kreisverkehrs, der mich wieder auf die Straße nach Deutschland bringen sollte. Die Franzosen haben das da mit Fuß- und Radfahrwegen ziemlich gut gemacht, sodass ich unfallfrei auch auf dem Gebiet von Village-Neuf, meiner dritten französischen Gemeinde, die ich auf Schwarzwaldwandertour erreichte, ankam. Über die Palmrainbrücke ging es zurück nach Deutschland und dann am Hafengelände von Weil am Rhein auf nicht so richtig interessanter Strecke weiter.

Interessant wurde die Strecke erst, als ich zum Rhein abbiegen konnte (vorher war im Hafengebiet immer "Betreten verboten" gewesen, menno) und dann am gefühlt Tiefwasser führenden Strom entlanglaufen konnte.

Bald schon kam das Stauwehr Märkt, und nachdem ich schon an einigen Kraftwerkswehren die deutsch-schweizerische Grenze überwandert hatte, überquerte ich nun erstmals die deutsch-französische Grenze wandernd auf einem solchen Stauwehr. Ich lief aber nur wenige Meter nach Frankreich hinein und drehte dann wieder um, denn die Brückendichte am Oberrhein ist bestenfalls mäßig, sodass ich - wenn ich jetzt in Frankreich weitergelaufen wäre - nicht mehr gut zurück nach Deutschland gekommen wäre.

Und so lief ich, die Rheinkilometersteine zählend (Grenzsteine gibt's da leider keine ...), von Rheinkilometer 175 (das war der erste Stein, den ich fand) bis hoch zum Rheinkilometer 183. Bei der Kandermündung merkte ich zu spät, dass da eine Furt ist (mindestens 30 Zentimeter Wassertiefe) und kletterte dann den steilen Abhang hoch zur Brücke über das Flüsschen hoch, wobei mir ein Radfahrer interessiert zuschaute ...

Danach ging es - mit gar nicht einmal so beeindruckenden Panoramen, was aber auch daran liegen mag, dass der Himmel wieder zuzog - weiter am Rhein entlang. Der "Rückhalteraum Weil-Breisach" sieht - wenn da kein Rhein zurückgehalten wird - ziemlich trostlos aus, aber ich hatte das Ziel Kleinkems vor Augen. Gestern ging es mir unterwegs ziemlich gut (auch wenn ich viel zu wenig trank), sodass ich zwischenzeitlich überlegte, ob ich noch eine Bahnstation weiterlaufe, nach Rheinweiler, aber dann hätte ich meinen relativ schnellen Schritt halten müssen, und selbst dann wäre es knapp geworden.

Kurz vor Kleinkems erreichte ich den westlichsten Ort meiner Schwarzwaldwanderungen und wollte bald darauf eigentlich entlang der Autobahnauffahrt Efringen-Kirchen in Richtung Kleimkems marschieren. Als ich aber da ankam, sah ich, dass es keinen Gehweg gab und ich also (legal, weil noch vor dem Autobahnschild!) an der Straße hätte entlanglaufen müssen. Das war mir jetzt zu gefährlich, sodass ich einen kleinen Umweg machte und noch ein wenig am Rhein entlanglief. Dabei kam ich an einen noch westlicheren Punkt (insgesamt habe ich meinen westlichsten Punkt von 7° 32' ö. L. auf 7° 31' ö. L. verbessert, großartig, gell?), wurde dort von bellenden Hunden vom Weg gejagt (nein, ich wollte wirklich dort nach Kleinkems abbiegen) und schleppte mich dann in Kleinkems noch einen steilen Anstieg hinauf, weil die Bahntrasse nicht auf der Rheinebene, sondern ein bisschen höher angelegt ist.

Mir war ein bisschen kühl, sodass ich noch eine Station in Richtung Basel fuhr, dann in Istein mich aber beeilen musste, weil die Bahnsteige dort (wie in Kleinkems) ein bisschen zueinander versetzt sind, erwischte aber die Regionalbahn nach Freiburg noch gut, stieg in Freiburg wieder in meine S-Bahn und dann in Neustadt wieder in den Bus nach Bonndorf, wo ich gegen 18.15 Uhr ankam.

Zu der Zeit brüllte mein Knöchel allerdings schon vor Schmerz, und das wurde am Abend nicht besser. Heute werde ich definitiv nicht wandern gehen, sondern meinen Knöchel schonen (und das bei dem Traumwetter da draußen!), aber ich will ja fit sein, wenn es nächste Woche nach Hannover und nach Wien und nach Skopje geht.

Am Mittwoch Abend fahren meine Mutter und ich nach Hannover, am Donnerstag Abend geht es mit Austrian Airlines über Wien nach Skopje, wo wir am Freitag Morgen um 0.15 Uhr ankommen. Wir haben den 24. und den 25. sowie den Morgen des 26. Dezember, um uns in Skopje umzuschauen, ehe es dann schon wieder nach Wien und Hannover geht. Am Abend des 27. Dezember geht es dann mit dem Zug wieder in den Schwarzwald, am 28. Dezember habe ich einen Tag Urlaub, und dann naht ja auch schon Silvester mit großen Schritten.

Nordmazedonien ist seit heute kein Hochrisikogebiet mehr, Österreich dafür schon, aber da wir nur umsteigen, sollte das kein großes Problem sein. Ich gucke in den nächsten Tagen mal, dass ich mich trotzdem einreiseanmelde, soweit das unproblematisch möglich ist, selbst wenn wir das streng genommen (in Österreich als Transitreisende und in Deutschland, weil wir keinen Aufenthalt - Transit zählt nicht - in einem Hochrisikogebiet hatten) womöglich nicht müssten.

Meine Drittimpfung habe ich jedenfalls seit dem 3. Dezember, meine Ma war schon am 29. November dran mit dem Booster, auch da sind wir so gut geschützt wie es eben geht, und die Inzidenzzahlen in Nordmazedonien sind deutlich tiefer als in Deutschland. Wird schon werden ...

Fotos? Okay:

Symbolbild Dämmerungswanderung um Bonndorf in den letzten Tagen

Place Abbatucci in Huningue

Auf dem Weg zum Palmrainbrücke

Blick von der Palmrainbrücke auf Weil, Basel und Huningue

Stauwehr Märkt ...

... mit Grenzübergang ...

... und Grenze (so mag ich das)

Blick vom Stauwehr stromabwärts

Rheinkilometer 13/183 (früher fing die Zählung wohl an der Grenze in Basel an)

Montag, 29. November 2021

Im Baseler Knast spielen sie Tischtennis

Das war eine meiner wesentlichen Erkenntnisse bei der Wanderung gestern, als ich von Riehen in Richtung Basel lief. Dabei marschierte ich an den Grenzsteinen etwas nördlich der Wiese entlang, und weil die Baseler ihren Knast direkt an der deutschen Grenze gebaut haben, lief ich eben auch am Gefängnis vorbei und konnte aus der Ferne den Häftlingen (oder waren es die Aufseher?) im dritten Stock beim Tischtennisspielen zusehen.

Nachdem wir am Freitag einen neuen Fernseher für meine Mutter gekauft hatten, baute ich den alten Fernseher am Sonntag ab. Am Montag brachten wir ihn hoch zum Wertstoffhof, und von dort startete ich einen nächtlichen Spaziergang (den ich nicht trackte) in Richtung Friedhof.

Der Bonndorfer Friedhof ist im Dunkeln - wie wahrscheinlich fast jeder Friedhof - ein bisschen unheimlich, sodass ich nach kurzem Abstecher zum Grab meines Vaters über den Hof in Außer Ort in Richtung Ziegelhof spazierte. Dort hatte ich den Bus in Richtung Bonndorf deutlich verpasst, sodass ich mich entschied, den Gegenbus bis Holzschlag zu nehmen und dort umzusteigen.

Ich tat gut daran, dem Busfahrer mit meiner Handy-Taschenlampe zu winken, denn als der Bus - nach starker Bremsung - zum Stillstand kam, meinte der Fahrer, dass er schon "ewig" Bus fahre, aber dort sei noch keiner eingestiegen. Gut, damit ist die Existenz der Haltestelle auf absehbare Zeit gesichert ...

In Holzschlag stieg ich aus, wechselte die Straßenseite, wartete auf den Gegenbus und kam wie erwartet in Bonndorf am Rathaus an.

Am nächsten Abend machte ich einen kleinen Spaziergang in Richtung Schwarzwaldhotel, von dort in Richtung evangelische Kirche und dann nach Hause - fast wäre ich nach Ebnet gefahren, aber irgendwie hatte ich keine rechte Lust und machte mir einen gemütlichen Abend.

Am Samstag fuhr ich mit meiner Mutter nochmal nach Tiengen, weil sie dort ein bisschen einkaufen wollte. Auf dem Weg fuhren wir die neue Ortsumfahrung von Lauchringen, was ich besonders schick fand, danach fuhren wir im großen Bogen von Erzingen über Weisweil - an Grenzsteinen vorbei - zurück nach Erzingen und dann erst nach Tiengen.

Nach dem Einkauf fuhren wir in Eggingen ab, dann aber über Wunderklingen nach Hallau (fantastische Ausblicke!) und dann über Schleitheim zurück nach Deutschland. Am Zoll wurde ein Zürcher Fahrzeug hochgenommen, sodass der Zoll uns auf der Gegenfahrbahn weiterschickte - manchmal ist es gut, ein lokales Kennzeichen zu haben ...

Nach einem weiteren kurzen Abstecher in die Schweiz am Wiizemersteg fuhren wir aber endlich nach Hause.

Gestern schließlich fuhr ich mit dem 10.40-Uhr-Bus nach Neustadt, dann nach Freiburg, danach nach Basel zum Badischen Bahnhof und von dort zum Haltepunkt Riehen auf der Wiesentalbahn.

Das Wetter in Bonndorf war gut gewesen, in Basel und in Riehen gab es dann Schneeregen - na super!

Ich kämpfte mit meiner Kapuze, als ich in Richtung Wiese lief, bevor ich den Fluss überquerte und in der Nähe der Grenze, am Schluss direkt an Grenzsteinen entlang, bis zum Baseler Gefängnis lief. Von dort ging es unter Eisenbahn- und Straßenverbindungen, später über die Wiese und durch das rechtsrheinische Basel in Richtung der Dreirosenbrücke. Diese überquerte ich, hatte endlich die beiden Riehen-Wanderungen mit meinem Wandernetz verknüpft und lief an den Rheinkreuzfahrtschiffen vorbei in Richtung der Johanniterbrücke.

Von dort ging es schnellen Schrittes und (fast) immer geradeaus zum Badischen Bahnhof, wo ich dem deutschen Honorarkonsulat einen (kurzen) Besuch abstattete. Ich hatte sogar ein wenig Zeit, um mir noch einen Molketrunk zu kaufen, zumal mein Zug nach Freiburg Verspätung hatte.

Die Verspätung wuchs immer mehr, sodass ich in Freiburg den Zug verpasste, den ich hätte erwischen müssen, um in Neustadt den Bus nach Bonndorf zu erwischen, also fuhr ich nach Seebrugg, von dort zurück nach Titisee, von dort nach Neustadt und aß noch einen Döner, ehe ich - geradeso - den Bus nach Bonndorf erwischte.

Alles keine wahnsinnig beeindruckenden Touren, aber doch eine spaziergang- und wanderreiche Woche, so soll es sein ...

Da spielen sie ...

Honorarkonsulat der Bundesrepublik am Badischen Bahnhof

Ein der ältesten Grenzsteine

Baseler Verkehrsarchitektur

Über die Wiese

Sonntag, 21. November 2021

Abbruch nach 62 Grenzsteinen

Immerhin war's ein neuer Grenzstein-Rekord, glaube ich, aber dafür, dass ich gestern 20 Kilometer mit weit über 100 Grenzsteinen erobern wollte, war ich dann fast beschämt, als ich durch Bettingen und Riehen schlich, um möglichst schnell zu einer Bahnstation zu kommen, von wo aus ich dann ohne Aufpreis wieder nach Hause tuckern durfte ...

Der Tag begann schon einmal mit einem kapitalen Fehlstart, denn um kurz nach sechs Uhr stand meine Mutter an meinem Bett und dachte, ich hätte verschlafen. Nur hatte ich gesagt, dass ich nicht den 6.40-Uhr-Bus nehmen will, sondern erst den um 8.40 Uhr. Folgerichtig stand ich um kurz vor 8 Uhr auf, duschte und marschierte dann zum Rathaus.

Ich fuhr nach Neustadt, stieg dort in die Bahn, stieg aber in Titisee wieder aus, frühstückte ein Salamibrötchen und setzte mich dann in die Buslinie 7300, die von Titisee bis nach Zell im Wiesental fuhr, dabei eineinhalb Stunden unterwegs war und auf dem Feldberg Station machte. Das ist eine richtig schöne Buslinie, gerade wenn man da von Bärental hoch zum Feldberg fährt, und auch talwärts ist der Blick ins Wiesental keineswegs zu verachten.

Nach drei Stunden unterwegs stieg ich in Zell im Wiesental in die Baseler S6 der SBB um und fuhr bis zur letzten Station in Deutschland, Lörrach-Stetten. Dort stieg ich aus, wollte aber nicht noch 20 Minuten auf den Bus warten, sondern lief von dort los in Richtung Grenze.

Auf dem Grenzweg begegnete mir der erste Grenzstein (Nr. 45 Basel-Baden), und an der Grenzstein lief entlang an Schweizer Kleingärten bis hinauf zu einem Feld. Auch hier standen die Grenzsteine zum Teil auf den Feldern, ich suchte - und fand - den Waldpfad entlang der Grenzsteine und marschierte - durch Gestrüpp - bis hinauf zur 50, an der die Grenze einen scharfen Knick macht.

Zwischen der 50 und der 51 begegnete mir eine Gruppe von Schweizer Grenzsteinforschern (komische Menschen, die gucken sich Grenzsteine an ...), die ich aber überholte und dann über einen meist wunderbaren Weg, gelegentlich aber auch über Stock und Stein in diesem "Eiserne Hand" genannten Gebiet bis zum Grenzstein Nr. 63 gelangte. Hier befindet sich der nördlichste Punkt des Kantons Basel-Stadt - und wenige Meter später war ich auch am östlichsten Punkt des Kantons, denn dieser wird vom Grenzstein Nr. 64 gebildet.

Der Kanton Basel-Stadt besteht keineswegs nur aus der Stadt Basel, vielmehr sind bei der Teilung des Kantons Basel auch die Gemeinden Riehen und Bettingen mit zum Kanton Basel-Stadt übergegangen. Während - wenn ich das richtig verstehe - die Stadt Basel vom Kanton Basel-Stadt im Wesentlichen mitregiert wird, haben Riehen und Bettingen "normale" Gemeindestrukturen und in dem Rahmen auch ihre Selbstverwaltung.

Am Grenzstein Nr. 64 befindet sich aber auch der Grenzpunkt zwischen Lörrach und der (deutschen) Gemeinde Inzlingen, sodass ich da am Drei-Gemeinden-Eck auch meine dritte Gemeinde des heutigen Tages sah.

Auf der Südseite der Eisernen Hand, die wie ein Finger Schweizer Gebiets nach Deutschland hineinragt, ging es - diesmal mehr über Stock und Stein - vorbei an wieder etlichen Grenzsteinen bis zum Maienbühlhof.

Von hier ging es auf deutschem Gebiet - ich musste am Ende ein bisschen klettern - in Richtung des Grenzsteins 77, der mitten auf einer Kuhweide anguckte. Der grimmige Blick des Bullen ließ mich erst den falschen Weg einschlagen, doch ich bemerkte meinen Fehler und kam am Ende durchs Gebüsch an der Zollstation zwischen Riehen und Inzlingen heraus.

Von dort hing es hinunter zum Aubach und dann wieder eine steile Treppe hinauf. Ich keuchte und schnaufte, hatte manchmal meinen Anorak an, manchmal entblößte ich auch nur mein Kurzarmhemd, und ich keuchte weiter den Berg hinauf, bis ich beim Grenzstein 84 auf eine ebenere Strecke kam.

Ich lief noch bis zur Nr. 85, sah, dass der Weg steil abwärts ging, wusste, dass kurz darauf wieder ein steiler Anstieg kam, mir taten die Gräten weh, die Tracking-App drohte aufgrund des schwächelnden Handy-Akkus auch demnächst auszufallen, ich hatte auch keine rechte Lust mehr und außerdem unterwegs viel zu wenig getrunken, sodass ich umdrehte und - nicht so richtig wissend, wo ich hinwollte - bis nach Bettingen lief, nur um dort wieder nach Nordwesten in Richtung S-Bahn-Haltepunkt Riehen zu marschieren (das hätte ich vom Abbruchpunkt aus auch kürzer haben können, aber dann hätte ich weniger Weg durch den schönen Wald gehabt ...). (In Wirklichkeit hatte ich ein paar Minuten den Plan gehabt, nur abzukürzen und dann irgendwann die Grenzsteinkette wieder aufzugreifen, aber von dem Plan nahm ich dann irgendwann zügig Abstand ...)

In Riehen fiel dann die Tracking-App wirklich aus, zu allem Überfluss hatte ich auch noch keine Verbindung zu meinem bisherigen Wandernetz hergestellt (das will ich vielleicht kommenden Samstag nachholen, heute war ich zu kaputt), und ich war wirklich froh, in Riehen absitzen zu können.

Die S-Bahn, die ich hätte erwischen müssen, um noch um 18.14 Uhr in Bonndorf anzukommen, hatte ich knapp verpasst (ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich die erwischen könnte, sonst hätte ich die letzten Körner verbrannt und mich ein bisschen beeilt), also wartete ich in Riehen, wartete in Basel (und kaufte mir dort zwei Flaschen des bekanntesten Schweizer Molketrunkes), wartete in Freiburg und musste in Neustadt dann zügig laufen, um zum Bus zu kommen.

Ich habe meine Bahncard 100 neuerdings in der Hülle meines Handys und hielt sie dem Busfahrer hin. Doch der meinte "andersherum!" - ich guckte auf die Hülle, da war die Bahncard richtig, aber er wollte das Handy-Display sehen, das er in der Tat nicht sehen konnte. Ich protestierte schwach, dann sah er die Bahncard, meinte "Oh, die 100", ich grinste und lief in den Bus hinein ...

In Bonndorf schleppte ich mich aus dem Bus und nach Hause, verschwand unter der Dusche und leckte dann vor dem Rechner meine Wunden ... Heute habe ich das Haus nicht verlassen, und das wird auch so bleiben.

Blick auf Basel

Grenzstein 77 mit aggressiv guckendem Rindviech

Grenzstein mit Baselstab

Unterwegs in der Eisernen Hand

Badische Seite eines Grenzsteines

Baseler Seite eines Grenzsteines

Badenian/Swiss Summer

Mein Griffel auf dem nördlichsten Punkt des Kantons Basel-Stadt

Blick zurück auf den Grenzstein

Blick auf den Baseler Fernsehturm

Sonntag, 7. November 2021

Gelohnt hat es sich

... heute definitiv, den steilen und eisigen Anstieg von Muggenbrunn hoch nach Todtnauberg in Angriff zu nehmen, denn beim Abstieg runter nach Todtnau kam ich am im Schwarzwald weltberühmten Todtnauer Wasserfall vorbei - und war begeistert ...

Die Busverbindung ab Bonndorf ist sonntags immer so'n bisschen mistig, denn der erste Bus fährt um 10.40 Uhr. Also schnappte ich mir das Auto meiner Ma und fuhr nach Seebrugg. Dort erwischte ich den Zug in Richtung Freiburg um kurz nach halb zehn noch recht problemlos, obwohl ich ein bisschen getrödelt hatte und dann mit exakt 100 in Richtung Schluchsee jagte.

In Kirchzarten stieg ich aus und fuhr - mit Heerscharen anderer Wanderer - hoch zum Notschrei, denn ich hier konnte ich die Verbindung mit meinem bisherigen Wandernetz herstellen. Die Bahncard 100 wurde - immerhin! - problemlos anerkannt, und so ging es von knapp unter 400 Metern hoch auf 1.120 Meter zum Notschrei.

Man hätte auf die Idee kommen können, dass es im November in den Höhenlagen des Schwarzwaldes schon Schnee geben könnte, aber ich bin ja nicht man, und also kam ich nicht auf diese Idee. Entsprechend überrascht war ich, als es bei der Anfahrt auf Hofsgrund zunehmend weiß am Straßenrand und auf den Feldern wurde, und als wir oberhalb von Hofsgrund waren, war die Schneedecke schon durchgehend - und der Blick auf den Feldberg bei diesem wunderbaren Wetter in dieser Zeit fantastisch ...

Am Notschrei stieg ich also in den Schnee aus, überquerte die Straße und den großen Parkplatz und verschwand auf einem schneebedeckten und nicht ganz unglatten Weg in Richtung Muggenbrunn. Kurz hinter der Talstation des Wasenliftes stiefelte ich erstmals den Berg hoch, gelangte aber bald auf einen ebenen Pfad in Richtung Muggenbrunn.

In Sichtweise dieses Ortsteils von Todtnau ging es den Berg hinunter, aber ich wusste, dass ich den Berg auf der anderen Seite des Bachtales wieder hoch müsste - und diese andere Seite des Bachtales lag im Schatten und war schneebedeckt. Boah, war das eine Plackerei, die gut 100 Höhenmeter auf der zwar vereisten, aber glücklicherweise schneebedeckten und daher etwas griffigeren Rampe zu überwinden.

Als ich oben auf einem etwas flacheren Stück ankam, jubelte ich hörbar auf, die verbleibenden 50 Höhenmeter waren dann auch gut zu überwinden, wobei ich das Schlussstück abkürzte, weil da auf 1.150 Metern schon richtig Schnee lag ...

Es ging ins Tal hinunter (!) nach Todtnauberg und quasi auf der direttissima in Richtung Wasserfall.

Naja, was soll ich sagen? "Ich bin ein Idiot"? Da werden die meisten Leser wieder nur mit den Augen rollen, aber tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, mal an diesem Wasserfall gewesen sein. Und ja, ich bereue das ...

Das Ganze fängt semi-spektakulär mit den ersten beiden nicht gaaaaanz so hohen Stufen an, bevor die dritte Stufe schon sehr schick anzusehen und vor allem schon ein richtiger Wasserfall ist. Die eine Dame, die da Fotos machte, war sehr andächtig, blockierte aber die Brücke - zum Glück bemerkte sie das nach endlicher Zeit und ließ mich durch.

Der Blick von der Brücke über die letzte, 60 Meter (!) hohe Stufe ins Stubenbachtal ist dann endgültig fantastisch, und wenn man die vielen, vielen Stufen (mir kam ein Vater entgegen, der seinen Sohn da hochtrug, der wird heute Abend auch wissen, was er geleistet hat ...) nach unten gelaufen ist, dann ist der Blick auf diesen Wasserfall auch sehr, sehr beeindruckend.

Ich lief weiter über den Genießerpfad durch den Wald, hatte noch einen tollen Blick auf Todtnau und stolperte dann die vielen Kehren nach Todtnau hinunter. In Todtnau hielt ich mich nicht lange auf, denn ich hatte noch ein bisschen Kraft in den Beinen und marschierte weiter durch das Wiesental. An Schlechtnau und Geschwend lief ich vorbei und hatte Utzenfeld als Ziel, das nicht nur eine neue Gemeinde wurde (die erste seit Juli, als ich in und um Basel einige neue Gemeinden erlaufen hatte), sondern auch Ausgangspunkt für die nächste Schnapsidee.

Ursprünglich hatte ich vor, mit dem Bus über den Feldberg bis nach Bärental zurückzufahren und dann in die S-Bahn nach Seebrugg einzusteigen. Nun entschied ich mich, mit dem Bus nach Zell im Wiesental zu fahren, von dort mit der SBB-S-Bahn zum Badischen Bahnhof in Basel, dort einen Molketrunk zu kaufen und schließlich mich nach Tiengen kutschieren zu lassen, um von dort mit dem Bus nach Seebrugg zu fahren.

Also stieg ich nicht in den Bus in Richtung Feldberg ein, sondern in den Gegenbus, erreichte Zell und den Badischen Bahnhof unbeschadet, kaufte eine Rivella und sah, dass der Zug in Richtung Tiengen schon eine Minute Verspätung hatte. Da ich in Tiengen nur drei Minuten zum Umsteigen hatte und ungern etwas riskieren wollte, der ICE nach Freiburg aber auch bald abfuhr und ich von Freiburg auch gut nach Seebrugg hochkommen würde, entschied ich mich in Basel um und okkupierte einen Platz im ICE.

Der ICE lud schon auf dem Weg nach Freiburg Verspätung auf, aber ich hatte ausreichend Puffer, sodass ich gut in die S-Bahn nach Seebrugg kam. Schon im Dunkeln lenkte ich das Auto zurück nach Bonndorf und freute mich dann doch sehr auf die Dusche und das Abendessen - schön war's heute ...

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Gestern gab es meiner Ersatzoma wieder sehr leckeres Lamm, und da Neuseeland so bald - fürchte ich - noch nichts werden wird, gönnten Uli und ich uns für den Februar eine kurze Ersatzbefriedigung: Es geht am 11. Februar mittags von Stuttgart nach Sabiha Gökçen und von dort wahrscheinlich mit dem Bus nach Kadiköy. Vielleicht machen wir noch eine Fährfahrt, vielleicht auch nicht, denn ich habe uns ein Hotel in Kadiköy, also auf der asiatischen Seite, gebucht - und ich hoffe, dass die Straße vor dem Hamsi bis dahin saniert ist und der Hamsi daher offen hat ...

Den Samstag werden wir gemütlich in Istanbul verbringen, bevor es am Sonntag leider schon wieder relativ früh zurück nach Stuttgart geht. Die Flüge (und das Hotel) waren aber so günstig, dass man dafür ein bisschen schnuppern kann, das passt dann ...

Und ich komme das x-te Kalenderjahr in Folge wieder nach Istanbul - juchhe!

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Fotos von heute will ich keinem vorenthalten:

Großer Wasserfall

Blick auf Todtnauberg

Auf 1.150 Metern

Kleine Stufe

Im Wiesental

Blick auf Todtnau

Hinter Hofsgrund, Blick aus dem Bus auf den Feldberg

Kurz vor Todtnauberg

Blick ins Stubenbachtal