Meine Länder

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Mittwoch, 22. April 2020

Im Rugbysport

... gibt es die Regel, dass die Spieler beim Einwurf in die Gasse andere Spieler nicht hochheben dürfen. Diese Regel wird ganz regelmäßig ignoriert, was zu dem schönen Bonmot führte, dass diese Regel mehr durch ihren Bruch als durch ihre Einhaltung geehrt würde ...

So ähnlich ist das auch mit meiner Wanderregel Nr. 1, die ich erst vorgestern zum Besten gegeben hatte, denn heute hatte ich Urlaub und lief eine Runde um den Schluchsee, der - wahrhaft überraschend - zur Gemeinde Schluchsee gehört, und zwar vollständig. Ich startete meine Wanderung also nicht auf Bonndorfer Gebiet (naja, schon, aber halt mit dem Auto, und das gildet nicht ...) und verstieß gegen Wanderregel Nr. 1, aber so isses jetzt halt ...

Gestern Abend brauchte ich dringend einen kleinen Kopf-frei-Spaziergang und lief über den Japanischen Garten in Richtung Wellendingen. Am Wegkreuz Staglegaß (das Google etwas übereifrig aufgrund der Corona-Situation als "vorübergehend geschlossen" deklarierte) bog ich wieder nach rechts in den Wald in Richtung Steinatal ab.

Anders als vor ein paar Wochen ging ich geradeaus (damals war ich mal rechts abgebogen) und landete schließlich an dem Spielplatz ("gesperrt!"), an dem meine Mutter mich neulich nach meiner Faulenfürst-Sommerau-Steinatal-Wanderung abgeholt hatte.

Im Steinatal ging die Sonne gerade unter, ich fluchte ein bisschen, weil mein Handy, auf dem mein Wander-EKG lief (also die App für die Kartenführung) just jetzt ein Update durchführte und mir damit die Streckenverfolgung ein bisschen kaputt machte. Ich erfreute mich aber an den zwei richtigen Hunden, die ihr Herrchen und Frauchen Gassi führten (speziell das Frauchen ...), und beendete meine Wanderung in der Nähe des Wanderparkplatzes für die Roggenbacher Schlösser, aber jenseits des Erlenbaches, der an dieser Stelle die Grenze zwischen Bonndorfer Gebiet und dem Gebiet der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf markierte. Dementsprechend hatte ich jetzt auch das Territorium der letzten an Bonndorf angrenzenden Gemeinde im Rahmen der Spaziertouren angekratzt. (Ja, der Typ fängt jetzt an, Gemeinden statt Länder zu zählen, irgendwas muss man ja sammeln ...)

Heute hatte ich Urlaub, und den nutzte ich also, um mich zu quälen. Ich bugsierte das Auto an den Bahnhof in Seebrugg, also an die südöstliche Ecke des Schluchsees, und startete dort meinen Rundgang.

Das ging schon nach wenigen Metern in die Hose, weil ich zwar schnell an dem Kran vorbeiwollte, der da Holzabfall auf den Sammelplatz hob, dabei aber übersah, dass ich in eine Sackgasse, nämlich auf die Terrasse des geschlossenen Ausflugslokals, lief ... Also zurück, marsch, marsch, und entlang der B 500 spazierte ich nach Schluchsee. Ich lief an den Bahngleisen der Dreiseenbahn entlang bis auf die Landzunge mit Aussichtspavillon, danach war aber der Weg entlang des Sees wegen Coronagefahr gesperrt (weil man keine 1,5 m Abstand einhalten könnte ...).

Ich lief einen Umweg, kam dann wieder auf den Seeweg (der an der Stelle aber auch nicht viel breiter war ...) und spazierte nach Aha.

In Aha musste ich mich entscheiden, ob ich den Rundgang abbreche und mit der Bahn zurück nach Seebrugg fahre oder ob ich durchziehe ... Ich entschied mich fürs Durchziehen, machte aber nach genau zehn Kilometern Halt. Davor hatte ich noch meiner virtuellen WhatsApp-Wanderkumpanin erläutert, dass, wer im Schwarzwald in Hinterpfuideibel wohnt, selbst für hiesige Verhältnisse ziemlich abgelegen lebt ...

Die Waldseite des Schluchsees bietet nicht so wunderschöne Panoramablicke auf den See (jedenfalls nicht solche, bei denen nicht Bäume - Wald! - die Sicht ein bisschen verdecken), dafür läuft man halt durch den Wald, und die gelegentliche Kombination aus Waldblick und Seeblick ist schon ziemlich schick ...

So langsam fingen die Füße an zu schmerzen, und in normalen Zeiten hätte ich sicherlich am Unterkrummenhof unterwegs ein flüssiges Hopfenvesper eingenommen, aber so lief ich halt - unterbrochen von einer zweiten Pause auf einer Bank mit nun allerdings wunderbarer Aussicht - in Richtung Staumauer weiter.

Selbige Staumauer, die dafür sorgt, dass die Wassermassen des Schluchsees nicht Richtung St. Blasien abhauen (als Schüler gab es Zeiten, wo man da auf dumme Gedanken kommen konnte), überquerte ich meines Wissens erstmals in meinem Leben laufenderweise (ich war da schon ein paar Mal drübergefahren ...), und danach überstand ich auch die letzten Meter entlang der B500 zum Bahnhof von Seebrugg.

Am Ende waren das über 17 Kilometer in knapp unter vier Stunden (Pause herausgerechnet). Wo die 278 Höhenmeter, die meine App anzeigt, herkommen sollen, erschließt sich mir nicht so ganz, denn der Weg war meistens ziemlich eben, aber die werden mitgenommen.

Das war eine richtig schöne Wanderung (das war wirklich eine Wanderung und kein Spaziergang mehr), aber mir tun die Gräten ganz schön weh ... Gelohnt hat es sich aber, und demnächst umrunde ich den Titisee (die Strecke ist aber deutlich kürzer ...).

Fotos von gestern und heute:

Zwischen Bonndorf und Wellendingen

Im Steinatal

Blick von Seebrugg auf den Schluchsee

Schluchsee hinter Schluchsee

Ausblick vom Aussichtspavillon auf der Landzunge

Von der Waldseite hinter Aha

Zwischen Unterkrummenhof und Staumauer

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