Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Donnerstag, 31. Dezember 2020

Was für ein Jahr

Normalerweise ergehe ich mich an dieser Stelle über die vielen wunderbaren Reisen, die ich im auslaufenden Jahr gemacht habe, über neue besuchte Länder, neue Erfahrungen, interessantes (und abgründiges) Essen ... Dieses Jahr ... ist es eigentlich gar nicht so anders, auch wenn ich kein einziges neues Land bereist habe, erstmals seit 2007, aber neue Erfahrungen habe ich definitiv gemacht und meine Mutter hat durchaus immer interessantes, meist sehr leckeres, aber gelegentlich auch abgründiges Essen gekocht, seitdem ich am 14. März zu ihr in den Schwarzwald geflohen bin ... (Nein, nicht wirklich, aber das Scherzle musste ich jetzt machen ... "Scherzle", ohje, ich bin eindeutig schon wieder zu lange im alemannischen Sprachraum ...)

Das Jahr 2020 hatte so gut begonnen, in Saudi-Arabien, mit Buchungen von Hotels in Neuseeland, mit Kurzreisen nach Catania, Istanbul und Irland, und als ich am 14. März in den Schwarzwald fuhr, als die Firma, in der ich arbeite, die Büros mehr oder weniger schloss, dachte ich, ich bliebe vielleicht zwei Wochen, bis der Spuk vorüber sei. Ich packte sogar meine Wanderschuhe ein, weil ich am Wochenende darauf zu Freunden nach Kaiserslautern fahren wollte, und eine Wanderung war fest eingeplant.

Das war nun auf alle Fälle nicht die letzte Reise, die wegen Corona ins Wasser fiel, denn Ende März wurde nach und nach jede der gebuchten Reisen, auf die Isle of Man, nach Neuseeland, Fidschi und Samoa, nach Thailand und Myanmar, storniert, und die geplante Reise im Juni nach Tadschikistan und vielleicht Usbekistan löste sich ebenso in Luft auf, bevor sie überhaupt gebucht war ...

Was nun, sprach Zeus, und im Gegensatz zu diesem sprang ich nicht in den Orkus, als ich dann im Mai endlich Urlaub hatte (nach einem seeeehr anstrengenden Winter), sondern ich fing an, die Wanderei, die ich am 5. April mit einem Spaziergang zu den Roggenbacher Schlössern angefangen hatte, zunehmend zu professionalisieren. Die Wanderschuhe hatte ich ja zum Glück im Schwarzwald, sodass ich im April 172 und im Mai gar 265 Kilometer wanderte.

Niemals, das hatte ich schon ab und zu erwähnt hier, hätte ich gedacht, dass ich freiwillig einen Schritt mehr laufen würde als unbedingt notwendig, aber ich fing an, den Schwarzwald auf Schusters Rappen zu erkunden, und das war auf gar keinen Fall so laaaaaaaangweilig, wie ich mir das immer vorgestellt hatte.

Ja, die erste Wanderung über 15 Kilometer zeigte mir meine Grenzen auf, als ich in Achdorf weniger ankam als ankroch, und nicht nur der Schnitzerwirt meinte, dass "der nie wieder wandert", aber von wegen, lieber Thomas, es ging weiter, immer weiter ...

Am 10. Mai war ich erstmals wieder ganz nah an der Schweiz (manche bösen Zungen unterstellen mir, ich wäre links herum um den Grenzstein gelaufen, hätte also die Schweiz illegal betreten, aber, pah, sowas würde ich doch niemalsnie machen), als ich auf dem Grenzweg am Randen entlanglief.

Ich wartete viel lieber auf den 15. Juni, als die europäischen Staaten sich wieder daran erinnerten, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft sind und Grenzschließungen einfach ganz großer Mist, denn am 15. Juni um 0 Uhr stand ich auf dem Wiizemersteg und betrat erstmals wieder die Schweiz. Nach ein paar Stunden Schlaf ging es dann mit meiner Mutter um den Bodensee, nach Österreich, nach Liechtenstein und noch einmal in die Schweiz.

Im verhältnismäßig coronafreien Sommer ging es zum Stilfserjoch und nach Monaco, im Spätsommer nach Süditalien, das war alles richtig, richtig schön, und wenn ich nicht im Ausland war, wanderte ich eifrig durch den Schwarzwald - das Mamataxi (ohne meine Fahrten alleine) hat dieses Jahr deutlich über 4.000 Kilometer abgerissen, als ich weit in die Schweiz hinein und am Bodensee vorbei, ein Stück nach Österreich bis nach Liechtenstein hineinwanderte, und auch auf der westlichen Route betrat ich in Chalampé kurz französisches Gebiet.

Auf einer der Schwarzwaldwanderungen Ende November/Anfang Dezember erreichte ich die 1.000 Kilometer ("niemalsnie", das hatte ich erwähnt, hätte ich gedacht, dass ich das schaffe), und auch wenn das mit dem Besuch in der Schweiz an Weihnachten bzw. an Silvester an den Quarantäne- bzw. Ausgangssperreregelungen, die ich diesbezüglich nicht so ganz richtig nachvollziehen kann, scheiterte, war 2020 ein irgendwo reiseintensives Jahr.

Klar, das war eher "slow travel", per pedes oder im Auto und nicht im Flugzeug, und natürlich freue ich mich wie eine Wildsau auf neue Länder 2021, wenn ich endlich geimpft bin und die Länder wieder öffnen, aber zumindest finanziell konnte ich mich dieses Jahr ein bisschen gesundstoßen, nachdem ich dem Schuldturm schrittweise, aber bedrohlich nahegekommen war ...

Gestern und heute waren meine Mutter und ich in Wiesbaden und haben meine Wohnung dort ein wenig entrümpelt, denn ich starte ja im März in ein neues Lebensabenteuer in Hannover, aber ich hoffe sehr, dass ich nach Abschluss der Probezeit dann durchstarten kann: Neuseeland, Fidschi und Samoa, die Isle of Man wollten nachgeholt werden, die Färöer und Hongkong/Macau machen mich gerade so richtig an und Gabun klingt auch cool - es gibt so viel zu entdecken auf dieser Welt, wenn es nicht 2021 wird, dann wird es 2022, 2023, 2024 ...

Mal sehen, was 2021 so bringt, aber von meinem Arbeitsplatz habe ich in den letzten Tagen zwei - wie ich finde - recht hübsche Bilder vom Bonndorfer Schloss gemacht, die ich dem werten Leser nicht vorenthalten will:

Am Abend des 28. Dezember

Am 29. Dezember

Guten Rutsch allen Lesern, und auf ein gesundes 2021!

Freitag, 25. Dezember 2020

"Laudato si"

 ... war heute, passend zum 1. Weihnachtsfeiertag, mein Ohrwurm - den ganzen Tag über ... Furchtbar!

Ganz und gar nicht furchtbar war die heutige Wanderung, erstmals seit dem Samstag vor zwei Wochen konnte ich heute mal wieder raus, ohne arbeiten zu müssen und ohne zu arbeiten (der kurze Luftholenspaziergang letzte Woche Donnerstag wurde zwar getrackt, war mit 3,45 km aber eigentlich gegen meine Wanderregeln, aber was soll's?), und ich hatte die Wahl zwischen "Nordroute verlängern" und "Rheinroute verlängern".

Ich entschied mich, weil ich doch ausschlafen wollte (und außerdem meine arme Mutter wieder einmal zum Abholen einspannte), gegen die zweistündige Fahrt in Richtung Nordschwarzwald und fuhr stattdessen nach Murg am Hochrhein.

Dort stellte ich das Auto auf dem Friedhofsparkplatz ab (nachdem ich mich zweimal bei der Streckenführung vertan hatte ...), lief zur Bushaltestelle, an der ich am 31. Oktober in den Bus zurück nach Laufenburg eingestiegen war, machte meine "Strecke verbunden"-Armbewegung und lief dann durch Murger Innenstadt, wobei die Wanderung durch Straßenbauarbeiten ziemlich erschwert wurde.

Sei's drum, nach endlicher Zeit landete ich am Rhein und lief auf dem Rheindamm in Richtung Basel. Nach kurzer Zeit bog ich auf den Fischereipfad ab, der direkt am Rhein entlangführt (bei Hochwasser soll man den nicht begehen, sowas auch ...) und stiefelte da weiter, bis ich kurz vor der Grenze zwischen Murg und Bad Säckingen auf die Straße hochmusste, weil auf dem fortgesetzten Fischereipfad Absturzgefahr bestünde.

Nun denn, es waren etliche andere Leute unterwegs, die mich - ich hatte zwischenzeitlich mal wieder meine dicke Jacke ausgezogen - in meinem Kurzarmhemd zwischen entgeistert und belustigt anschauten - direkt am Rhein ging es eigentlich mit dem Wind, aber da oben auf dem Sträßchen pfiff der Wind ein bisschen mehr, sodass ich meine Jacke einigermaßen zügig wieder anzog.

In Obersäckingen lief ich wieder auf den Rheinuferweg und kam am Rheinkraftwerk Säckingen vorbei. Dort wäre ich normalerweise über die Grenze und an der Holzbrücke wieder zurück nach Deutschland, aber da die baden-württembergische Landesregierung der Ansicht ist, dass man sich beim Spaziergang in der Schweiz mit größerer Wahrscheinlichkeit mit dem Coronavirus ansteckt als beim Spaziergang in Deutschland, verkniff ich mir den Grenzübertritt, weil ich keine zehn Tage in Quarantäne will, wenn es nicht unbedingt sein muss ...

Ich unterquerte die Holzbrücke und lief bald durch eine eher parkähnliche Landschaft am Rhein entlang, das war so richtig entspannend (wenn da nicht ständig "Laudato si" im Kopf herumgeschwirrt hätte), und hier kamen mir auch kaum andere Menschen in die Quere.

Die Fähre zwischen Mumpf und Bad Säckingen ist nur bis Anfang September in Betrieb, aber die könnte ich auch nochmal nehmen, irgendwann, in besseren Zeiten, also lief ich weiter am Rheinufer entlang.

Unterwegs kam die Sonne (wider Erwarten) heraus, sodass ich sogar ein paar schöne Fotos machen konnte (die Monsieur Fotospezialist in Kaiserslautern zum Teil noch ein bisschen bearbeitet hat), vom Rhein zur einen und vom schneebedeckten Schwarzwald zur anderen Seite ... Das war richtig, richtig schön!

Ich kam nach Wehr und überquerte die Wehra (Bad Säckingen und Wehr waren zwei Gemeinden des Landkreises Waldshut, die mir noch fehlten, jetzt fehlen noch fünf von den 32), hielt mich aber dort nicht lange auf (dafür sorgten schon die Gänse, die an der Brücke Wache hielten), sondern lief weiter, überquerte den Lachengraben und war damit im Landkreis Lörrach und der Gemeinde Schwörstadt angekommen. Ich lief ein wenig durchs Städtchen und stellte mich dann an der Kirche an der Bundesstraße auf, auf dass meine inzwischen längst alarmierte Mutter mich abholen komme.

Wir hatten das gut abgepasst, sie kam fünf Minuten später, wir fuhren zurück nach Murg, holten mein Auto und fuhren dann getrennt, aber hintereinander über die B500 (da war Schnee neben und teilweise auf der Straße, weiße Weihnacht und so ...) am Schluchsee vorbei zurück nach Bonndorf.

Knapp 17 Kilometer, die Füße tun gar nicht mal so weh, die 1.050 Kilometer insgesamt sind überschritten, morgen wird nicht gewandert und am Sonntag wahrscheinlich auch nicht, Mitte nächster Woche soll es mal nach Wiesbaden gehen, aber Neujahr könnte man nochmal unterwegs sein ... Mal schauen.


Die Murg in Murg

Der Rhein

Gallusturm in Bad Säckingen

Holzbrücke in Bad Säckingen
Blick auf Rhein und Mumpf

Blick auf Schwarzwald unter dunklen Wolken

Unterwegs am Rhein

Mündung der Wehra in den Rhein



Sonntag, 13. Dezember 2020

"Scrapyard Movie"

 ... schrieb die Kollegin über meine Bilder und damit war sie ein Opfer der Autokorrektur. Sie wollte eigentlich "Scary Movie" schreiben und auf eine Horrorfilmpersiflage anspielen, aber "Schrottplatz-Film" passte durchaus auch zur Qualität meiner Nachtaufnahmen ...

Vorgestern Abend machte ich gegen 19 Uhr Schluss und lief - im Dunkeln und im Schnee - eine kleine Abendrunde durch die Allmendstraße, dort hinten - jetzt war es endgültig stockduster - ins Feld, bis zur Wellendinger Kapelle und dann am Waldrand zurück in Richtung Bonndorf, nur um noch einen kurzen Abstecher durch den Wald in Richtung Sportplatz zu machen. Von dort ging es durch die Waldallee zurück.

So fangen Horrorfilme an, denn die Straße war zugeschneit, aber ich hatte wenigstens meine Handytaschenlampe dabei (die gar nicht mal so schlecht war). und die fiel nicht mal aus. So richtig angenehm war das aber auch nicht zu laufen, weil ich im Schnee oft wegrutschte, aber es war herrlich, die frische Luft zu atmen.

Das kurze Stück durch den Wald in Richtung Sportplatz war auch toll, aber am Ende war ich froh, wieder in der Zivilisation gelandet zu sein. Um 20.30 Uhr war ich am letzten Tag, an dem ich das vor dem "harten Lockdown" und der Ausgangsbeschränkung ab 20 Uhr durfte, zu Hause.

Gestern dann machte ich doch schon nach drei Stunden Schluss und lief noch einmal in Richtung Allmendstraße. Diesmal bog ich relativ früh nach rechts in den Wald ab, und bei Tag im Wald auf Schnee - das ist anstrengend und sorgt für nasse Füße, aber ist trotzdem sooo, sooo schön ...

Kurz vor dem Wellendinger Sportplatz kam ich aus dem Wald, und hier war es so neblig, dass ich praktisch ein White-out hatte: Ich sah nicht bzw. kaum, wo der schneebedeckte Boden aufhörte und der neblige Horizont begann, aber ich hatte wenigstens die Straße zur Orientierung.

Ich lief an der Fuchsberghütte vorbei, an der ich als Kind jeden zweiten Geburtstag gefeiert hatte, aber auch seit zwei Jahrzehnten (mindestens!) nicht mehr war. Ich wusste gar nicht, dass da hinten ein Weg weitergeht, und, naja, so richtig fand ich den Weg auch nicht. Ich orientierte mich an meiner Handyapp und einzelnen Bäumen sowie einer alten geloipten Spur, sodass ich einigermaßen unbeschadet am Waldrand ankam (ich muss mal im Frühjahr gucken, wo da der Weg gewesen wäre ...).

Es ging weiter durch den Wald, auf rutschigen Schotterwegen, bis ich auf die Verlängerung der Wellendinger Grimmstraße kam, die nach Wittlekofen führt. Da war Asphalt und geräumt, das war dann schön zu laufen ...

Ich latschte durch Wittlekofen (was ich so gefühlt auch seit Jahrzehnten nicht mehr gemacht habe, Durchfahren - das hatte ein paar Mal in diesem Jahr stattgefunden - und dortiger Etappenstart zählt nicht) und dann eine - ungeräumte, aber öffentliche - Straße einen ziemlich brutalen Anstieg hoch, der durch die Matschmassen noch brutaler wurde ...

Ich bog scharf rechts ab ins Feld, ging über eine Berg-und-Tal-Piste, erreichte Stühlinger Gebiet (bis dahin war ich immer auf Bonndorfer Gebiet unterwegs gewesen) und lief in Richtung Golfplatz.

Dort stand ein Schild, dass man das Golfplatzgebiet betrete (mir war gar nicht so richtig klar gewesen, dass die das einfach so zulassen) und sich vor Bällen in Acht nehmen solle, aber bei 15 Zentimeter Schnee war natürlich kein Spielbetrieb (obwohl eine Lochfahne tatsächlich einsam im Nebel stand).

Bei einer Blitzschutzhütte bog ich scharf rechts ab, es folgte eine etwas hügelige Strecke, bevor ich - nach Verlassen des Golfplatzgeländes - so langsam in Richtung Bettmaringen abstieg.

Dort kam ich am Brunnen im Unterdorf an, und zwei Minuten später kam die Kavallerie in Form meiner Mutter angetuckert. Durchs Steinatal ging es heim, und zuhause ärgerte ich mich ein kleines bisschen, dass die Uhr 1.029,99 km anzeigt - die zehn Meter hätte ich auch noch laufen können ...

Heute war ich dann stinkendfaul, nachdem meine Mutter und ich uns mit Freunden, die uns heute besuchen wollten, geeinigt hatten, dass wir ausnahmsweise vernünftig sind und uns in diesen Zeiten nicht treffen, sondern das Treffen auf die Zeit nach dem Impfen verschieben - das ist ja hoffentlich absehbar ...

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Und weil das absehbar war, fange ich so langsam wieder an, nach potenziellen Reisezielen für die zweite Jahreshälfte 2021 zu suchen. Am 1. März fange ich ja in Hannover an zu arbeiten, und dann müsste ich nach der Probezeit so ungefähr ab September auch Urlaub in größerem Umfang kriegen können, was dann hoffentlich mit der Zeit zusammenfällt, in der zumindest reisetechnisch vieles ist wie vor Corona.

Mal gucken, ob Neuseeland schon klappt und ob dafür Zeit ist, die Isle of Man wartet auch, und Thailand/Myanmar könnte man trotz allem mit den dann Ex-Kollegen ins Auge fassen. Und daneben gibt es ja Tadschikistan und Turkmenistan, die Mongolei, Åland und die Färöer ... Und die Lüneburger Heide ist zum Wandern auch vor der Tür ...

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Fotos im Schnee:

Ortsausgang Bonndorf im Dunkeln

Spuren im Schnee

Unterwegs im Wald

Whiteout (fast, rechts Wald)

Vor Wittlekofen

Das ist die Sonne, nicht der Mond

Einsame Flagge auf dem verschneiten Golfplatz

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Eine kleine Nachtwanderung

... über den Galgenbuck in Bonndorf sorgte für die Vollendung der 1.000 Kilometer im Schwarzwald.

Ich brauchte heute einmal mal wieder den Kopf frei, sodass ich schon kurz vor 18 Uhr Feierabend machte und nochmal aus dem Haus ging. Über die Mühlenstraße ging es in die Bahnhofstraße und dann in Richtung Bahnbrücke. Ich unterquerte dort die Bundesstraße und ging über ein Stück des Galgenbucks zurück in Richtung Friedhof.

Ich war völlig überrascht, dass selbst diese kleinen Sträßchen, die teils sogar nur Anliegerstraßen sind, tadellos geräumt sind, denn der Schnee ist schon ein paar Zentimeter hoch bei geschlossener Schneedecke.

Ein Friedhof im Dunkeln ist immer ein etwas gruseliger Ort, aber ein Foto machte ich natürlich (auch wenn ich den Friedhof nicht betrat) ...

Es ging über die Joggingstrecke, bei der ich mich im März schwer verletzt hatte (mein Ranzen war die schnellen Durchwalkungen nicht gewohnt und hat ziemlich schnell gestreikt), aber diesmal in Wandertempo, und dann ab in Richtung des Hofs an der Wacht. Diesen Weg bin ich jedenfalls dieses Jahr, aber auch sonst, glaube ich, noch nie gelaufen, in der herrlichen kalten Luft heute Abend war das richtig schön ...

Über den Philosophenweg und die Bergstraße ging es zurück nach downtown Bonndorf, nicht ohne ein Bild der violett angestrahlten katholischen Kirche gemacht zu haben.

Das waren 5,27 km, also eine sehr kurze Wanderung, aber das reichte, um die Uhr im Schwarzwald auf 1001,45 km und insgesamt auf 1011,15 km zu stellen. Woohoo!

Zwischen dem 24. Dezember und dem 3. Januar muss ich nur zwei Tage arbeiten, da werde ich - wenn das Wetter halbwegs mitspielt - hoffentlich noch die eine oder andere Wanderung machen können.

Schlosskapelle

Friedhof im Dunkel (es war deutlich dunkler als es scheint)

Bonndorf Catholic Church

Sonntag, 6. Dezember 2020

Im Kreis herum

 ... führe ich normalerweise meine Reisebegleitung einmal pro Reise, aber heute war ich erstens allein und zweitens absichtlich auf einem Rundkurs unterwegs ...

Die Wettervorhersage für heute war insgesamt nicht so richtig wanderfreundlich, sodass ich auf die glorreiche Idee kam, einfach mal das Baden-Württemberg-Ticket für seinen Zweck zu nutzen und durch (Süd-)Baden-Württemberg (jaha, und die Nordschweiz) zu fahren ...

Ich war gestern früh im Bett und daher heute Morgen einigermaßen früh fit, sodass ich - im Schneegestöber - das Auto holte und nach Rötenbach (Baden) fuhr. Uiuiui, einmal rutschte ich ganz schön, obwohl ich für meine Verhältnisse übervorsichtig fuhr, aber ich kam ganz gut in Rötenbach an. Ich dachte, ich hätte auf Google Maps eine Unterführung vom "Parkplatz" zum Bahnhof gesehen, aber da hatte ich mich wohl getäuscht, sodass ich mein Auto umparkte und auf die "richtige" Seite stellte. Keine Ahnung, ob ich da offiziell stehen durfte, aber am Sonntag war es jedem egal ...

Ich stieg in die Breisgau-S-Bahn Nr. 10 ein, die in Titisee zur S1 nach Freiburg wurde, ohne dass ich umsteigen musste. Die Ansagen, die das automatische System macht, waren grob falsch (da hatte jemand die falsche Linie eingegeben), aber das war nur ein wenig belustigend - beeindruckend war die verschneite Schwarzwaldlandschaft, das war richtig, richtig schön ...

In Freiburg frühstückte ich ein Fleischkäsebrötchen, dann ging es in die Regionalbahn in Richtung Basel Badischer Bahnhof. Ich fuhr durch Ortschaften, die ich bewusst noch nie wahrgenommen hatte, aber das ist kein großes Wunder, denn auf der Oberrheinstrecke südlich von Freiburg bin ich zu allen Zeiten sehr selten unterwegs gewesen.

Hinter Weil am Rhein überquerte ich die Staatsgrenze zur Schweiz, aber die Zollgrenze überquerte ich erst, als ich am Badischen Bahnhof aus dem Gleisbereich heraus ins eigentliche Bahnhofsgebäude lief. Wie das? Nun, der Badische Bahnhof gehört zum deutschen bzw. EU-Zollgebiet, und so sind hier auch die (deutschen) Zoll- und Bundespolizeibehörden - auf schweizerischem Gebiet - hoheitlich tätig.

Ich spazierte (mit vier Kilometern hätte ich das fast für meine Wanderliste takten können) durch die Kleinbaseler (rechtsrheinische) Altstadt, überquerte den Rhein auf der Mittleren Brücke (hier ist die Grenze zwischen Hochrhein und Oberrhein), lief zum Münsterplatz und schaute dann, dass ich zum Bahnhof Basel SBB komme.

Dort sprang ich wenige Minuten vor Abfahrt in die Wiesentalbahn, die mit Stopp in Basel Bad Bf in Richtung Lörrach und Zell im Wiesental fährt. Die Wiesentalbahn verläuft zwischen Basel und Riehen offensichtlich auf Schweizer Gebiet, die Trasse wird aber von der (deutschen) Bahn betrieben. Lustigerweise fährt auf dieser von der deutschen Bahn betriebenen Trasse in der Schweiz Zuggerät ... der schweizerischen SBB - entscheiden können die sich auch nicht so richtig, wer hier zuständig ist ...

Ich wollte mit diesem Abstecher ein bisschen Zeit verbrauchen, weil ich den frühen Zug nicht mehr erwischt hätte und auf den späten Zug eine ganze Stunde hätte warten müssen. Trotzdem stieg ich kurz hinter der deutschen Grenze in Lörrach (noch vor dem Hauptbahnhof) aus, wechselte das Gleis und fuhr nach Basel Bad Bf zurück (sonst wäre es knapp geworden, den Gegenzug zu erwischen).

Eigentlich wollte ich im deutschen Zollgebiet bleiben, aber ich lief doch ins Hauptgebäude (und damit in Schweizer Zollgebiet) hinein, weil ich mir im Geschäft dort eine Flasche Rivella kaufen wollte. Natürlich stellte ich mich beim Bezahlen an der Selbstbedienungskasse so dappig an, dass die Verkäuferin mir den Unterschriftsbeleg herauslassen musste ...

Nach dieser peinlichen Episode setzte ich mich in den bereits bereitstehenden Interregio-Express, mit dem ich nach Radolfzell (und von dort weiter nach Konstanz) fahren wollte. Es ging - "Express" trifft es wirklich - über Rheinfelden, Bad Säckingen und Waldshut nach Schaffhausen (also in den zweiten Schweizer Kanton des heutigen Tages) und dort ohne Aussteigen weiter nach Singen.

Ich stieg dann doch in Singen um, weil mein Zug in Singen Verspätung auflud und der Zug, in den ich in Radolfzell einsteigen wollte, sowieso von Singen kam. Nun denn, am Bodensee entlang ging es bis Konstanz, und dort stieg ich aus ...

Es regnete, sodass es ungemütlich war, ich lief ein bisschen durch die Altstadt, bog dann nach Süden ab, lief ein paar Meter über die Grenze nach Kreuzlingen (Kanton Thurgau), kehrte um und setzte mich mit dem Burger einer amerikanischen Fastfood-Kette an den Bahnhof ...

In der Dämmerung und später im Dunkeln ging es von Konstanz nach Donaueschingen und dann im ersten relativ vollen Zug des Tages zurück nach Rötenbach.

Pünktlich zu meiner Ankunft fing es wieder an zu schneien, sodass ich wieder gaaaanz vorsichtig durch das Wutachtal zurückfuhr.

Das war eine richtig schöne Rundreise, ich war in drei Schweizer Kantonen (Basel-Stadt, Schaffhausen, Thurgau) und sieben deutschen Kreisen (Breisgau-Hochschwarzwald, Freiburg, Lörrach, Waldshut, Konstanz, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar), überquerte wahrscheinlich achtmal im Zug und noch zweimal zu Fuß die Grenze - das hat richtig, richtig Spaß gemacht. ("Wahrscheinlich achtmal", weil es zwischen Schaffhausen und Singen ein kleines Stückchen gibt, wo man auf dem südlichen der beiden Gleise wenige Meter auf deutsches Gebiet kommt, bevor man wieder in die Schweiz kommt ... Google Maps behauptet, dass es ziemlich genau fünf Meter seien - auf dem Stück sah ich auch den einzigen Grenzstein des heutigen Tages, den ich aus dem Zug sah - in Konstanz/Kreuzlingen sah ich nochmal ein paar, als ich zu Fuß unterwegs war.)

Kann man mal wiederholen, durchaus auch bald ...

Am Bahnhof in Rötenbach

Unterwegs im weißen Schwarzwald

Zollrechtliche Einreise in die Schweiz

Rhein und Mittlere Brücke

Basler Münster (ja, Bild ist schepps, ich weiß)

Schweizerische Selbstironie in Basel

Blick auf den Rhein und das schweizerische Laufenburg

Grenze zu Kreuzlingen (Thurgau)

Den Grenzstein hatten wir schonmal ...

Sonntag, 29. November 2020

Aus dem Bett gefallen

 ... bin ich heute glücklicherweise nur im übertragenen Sinn, aber jedenfalls war ich um 5.50 Uhr auf dem Weg zum Bahnhof in Donaueschingen. Hallo? Hallo? Kann mal bitte jemand nach dem treuen Leser gucken, der da hinten gerade einen Lachanfall bekommen hat? Wie? Alles gut? Okay, danke! Naja, gegen 4 Uhr war ich wach, weil ich gestern Abend nach einem Aufenthalt in der Schweiz ..., sagen wir, sehr früh im Bett war: Die Tagesschau habe ich jedenfalls nicht mehr geschafft.

In Donaueschingen kaufte ich mir wieder ein Baden-Württemberg-Ticket und fuhr die knappe Stunde im Dunkeln nach Hausach. Dort stieg ich um in den Gegenzug nach Wolfach, denn hier war ich ja letzten Samstag ans Ziel meiner Wanderung gelangt. In der Morgendämmerung kam ich in Wolfach an und lief von hier an eigentlich immer in Richtung Norden - mit (fast) jedem Schritt erreichte ich also immer wieder den jeweils nördlichsten Punkt meiner Reise ... (Am Ende landete ich bei 48° 25' n. B.)

Ich lief durch den Torbogen des fürstenbergischen Schlosses in die wunderschön restaurierte Altstadt von Wolfach, bog aber gegenüber des Rathauses in Richtung Kinzig ab. Ich überquerte die Kinzig, lief ein Stück an der Wolf (oder Wolfach) entlang und überquerte dieselbe schon auf Oberwolfacher Gebiet.

Oberwolfach ist durch das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach zumindest unter dem kleinen Völkchen der Mathematiker weltberühmt - ich erinnere mich gerne an meinen alten Mathematiklehrer, der mit Begeisterung von Oberwolfach erzählte ...

Ich lief ein paar Kilometer an der Wolf entlang, überquerte diese kurz vor bzw. in Oberwolfach-Walke zweimal, ging dann am Rathaus vorbei und machte mich auf, den Spinnerberg zu erklimmen. Keine Ahnung, ob das eine Anspielung auf die Mathematiker ist (wahrscheinlich nicht, denn es ist die falsche Seite der Wolf), jedenfalls passte es ...

Ich hatte mich glücklicherweise sechs Kilometer oder so eingelaufen, sodass die plötzliche Steilheit erträglicher war ... Auf den ersten sechs Kilometern hatte ich meine dicke Jacke mal an-, mal ausgezogen gehabt, sodass im zweiten Fall mein Kurzarmhemd zum Vorschein kam und ich von den Passanten da hinten zum Spinnerberg geschickt wurde ... Nun, am Spinnerberg war es dann endgültig vorbei mit Jacke, die wurde - unter Mühen - im Rucksack verstaut, dann ging es aufwärts ...

Ich zählte immer bis 150, dann müsste ich 100 Meter und durchschnittlich zehn Höhenmeter erklommen haben, aber ich zählte nicht, wie oft ich bis 150 zählte ...

Ich machte drei Kreuze, als ich nach 200 Höhenmetern auf dem ersten Plateau ankam, wo ich zwar nur einen schmalen Pfad beging, aber es ging wenigstens halbwegs eben voran ...

Die kommenden Anstiege waren zwar steil, aber auch vergleichsweise kurz, sodass ich zwar immer weiter im Kurzarmhemd laufen konnte/musste, aber es ging von der Anstrengung her (geschnauft hab ich schon, keine Sorge, gerade nach dem vielen guten Essen gestern!) ...

Unterhalb des Hasenhauses pfiff der Wind, aber ich entschied mich, die blanken Arme im Wind zu lassen (die waren schon ein bisschen rot angelaufen, und ein bisschen Taubheitsgefühle in den Händen hatte ich auch schon, aber hey, "Indianer kennt kein Schmerz", oder ist das schon politically incorrect?). Nach dem unmittelbar anschließenden scharfen Anstieg (auf dem Weg etwas weiter unten lief ein Mann mit Hund, der mich wahrscheinlich in meinem Hemdchen auch für verrückt erklärte, obwohl ich nicht einmal mehr im Spinnerberg war ...) kam ich in den Wald, begegnete dort vergleichsweise vielen Menschen, die mich alle angrinsten (das mag auch an meiner "Will you shut up, man?"-Kappe liegen ...), und zog mir nun, da ich keinen so steilen Anstieg mehr vor mir hatte (und weil ich mir kalt war ...), auch meinen Kapuzenpulli über ...

Ich war ganz gut in der Zeit (ich hatte ein bisschen Zeitdruck, weil ich um 12.48 Uhr den Zug in Bad Peterstal erreichen wollte), als ich an der Mooshütte vorbei auf die Haaghütte zulief, von der es dann z. T. relativ steil hinunter nach Bad Peterstal gehen sollte.

Ich hatte allerdings die Rechnung ohne Baumfällarbeiten gemacht, deretwegen der Wanderweg gesperrt war. Was nun, sprach Zeus? Von unten kamen zwei Mountainbiker über den gesperrten Weg, meinten, dass da heute - am Sonntag - nichts los sei, aber ich strebe natürlich in meinem Leben immer danach, keine Ordnungswidrigkeit zu begehen, und eine solche wäre das Belaufen des gesperrten Weges ...

Jedenfalls kam ich nach einem - öhm - kleinen Umweg am unteren Ende der gesperrten Strecke heraus, da waren heute wirklich keine Arbeiten sicht- oder hörbar gewesen, und ging weiter meines Weges ...  Die Strafe für die gute Tat (höhö) folgte auf dem Fuße, denn ich lief an einer Gabelung den falschen Zweig. (Da fällt mir Yogi Berra, einer der größten Baseballer aller Zeiten, ein, der gerne mal absurd-weise Sprüche absonderte wie "Wenn du an eine Weggabelung kommst, nimm sie!")

Ich merkte das Malheur noch einigermaßen frühzeitig, musste nur noch einmal einen erträglichen Anstieg hoch, und dann ging es teilweise steil abwärts. Ich guckte, dass ich mich auf den manchmal grasigen Abschnitten nicht hinlege, was mir mittels sehr langsamem Laufen gelang, auf einer Wiese lag noch Reif, an den Weinbergen ging es brutal runter, aber irgendwann war ich in Bad Peterstal angekommen und hatte glücklicherweise nur noch einen kurzen Weg zum Bahnhof.

Trotz Streckensperrung und allem war ich zwanzig Minuten vor Zugabfahrt da, aber in den zwanzig Minuten fror ich trotz Jacke und Pulli wie ein Schneidermeister. Herrje, selbst im Zug zog ich - ich! - irgendwann die anfangs ausgezogene Jacke wieder an, so richtig intelligent war es wahrscheinlich nicht, Ende November drei Stunden ohne Jacke und Pullover durch den Schwarzwald zu wandern, aber hey, dafür wandert man doch den Spinnerberg hoch!

Apropos Spinner (ich bin immer wieder stolz auf meine gelungenen Überleitungen): Am Ende des heutigen Tages stehen 1.005,88 km auf der Uhr (davon 996,18 km im Schwarzwald, der Rest im Taunus und im Wandergebiet Pfälzerwald/Vogesen) - der Megameter ist vollendet (und der für den Schwarzwald kommt noch). Niemals, niemals, niemals hätte ich gedacht, dass ich - in gerade einmal einem Dreivierteljahr! - eintausend Kilometer wandern könnte, vor allem nicht freiwillig ... Aber Spaß gemacht hat es durchaus, auch wenn es so saukalt nicht immer sein muss ...

Auf dem Rückweg stieg ich nicht in Offenburg, sondern erst in Hausach um - so konnte ich ein mittelprächtiges Beziehungsdrama miterleben: Eine (sehr junge) Frau kam in Offenburg in den Zug, wenige Minuten später ihr Freund, der auf sie einredete. Irgendwann ging er in den anderen Waggonteil, was sie nutzte, um auszubüxen - er rief ihr auf dem Bahnsteig hinterher, dass er genug davon habe, und kam wieder in den Zug. Dann rief er jemanden an und beorderte diesen Jemand zum Bahnhof in Gaggenau ("Nein, es gibt keine Schlägerei. Ich will nur unter vier Augen mit dir sprechen. Wenn ich nicht allein komme, soll Gott mein Leben ficken!" Dass diese jungen Leute so gottesfürchtig sind ...) - mir fehlte ganz eindeutig Popcorn ...

Mit der Schwarzwaldbahn ging es nach Donaueschingen, mit dem Auto zurück nach Bonndorf, das Essen kam aus dem Schnitzer (mal wieder sehr, sehr lecker) und jetzt wird gleich Football geguckt.

Ein schöner, kalter, anstrengender Wandertag war das heute, aber so früh werde ich wahrscheinlich nicht wieder freiwillig aufstehen ...

Fotos (das Wetter war heute Morgen nicht so toll, es wurde erst gegen Nachmittag, als ich schon auf dem Heimweg im Zug war, deutlich besser):

Fürstenbergisches Schloss in Wolfach

Altstadt Wolfach

Rathaus Wolfach

Kinzigbrücke

Die Wolf

Da guckste, gell?

Erstes Etappenziel

Blick auf den Schwarzwald

Da oben ist Reif auf den Bäumen, es ist kühl ...

Kurz vor Schluss in Bad Peterstal wurde das Wetter besser

Samstag, 21. November 2020

Ein verhäfelter Tag

 ... war das in mancherlei Hinsicht, aber am Ende wurde (wird?) alles gut ...

Völlig verhäfelt war die natürlich die grammatikalische Konstruktion der Überschrift des letzten Blogeintrages, aber den lasse ich jetzt so als Mahnmal meiner Unfähigkeit ...

Heute Morgen musste ich erstmals diesen Winter am Auto kratzen - ich war um 6 Uhr aus dem Bett gefallen, ging nochmal kurz ins Bett, aber entschied mich dann doch, um kurz vor 8 Uhr aus dem Haus zu gehen, um um 8.40 Uhr den Zug in Donaueschingen zu erwischen.

Ich nahm auf dem Penny-Parkplatz dort erstmal den Bordstein mit (Auto lebt noch), fuhr noch eine Runde und stellte das Auto auf dem angrenzenden öffentlichen Parkplatz ab, der direkt am Bahnhof ist.

Ich kaufte mein Baden-Württemberg-Tagesticket und setzte mich noch ein bisschen nach draußen in die Kälte, bis der Zug kam. Im Zug war es dann schön warm, und die Fahrt auf der Strecke der Schwarzwaldbahn ist richtig, richtig hübsch - du fährst enge Kurven wie auf der Sauschwänzlebahn und hast tolle Panoramaausblicke auf den mittleren Schwarzwald - echt empfehlenswert!

In Hornberg (ich muss immer aufpassen, dass ich nicht "Praktiker" schreibe, höhö) stieg ich aus und lief erstmal den Berg runter, weil ich ja noch die Verbindung zu meiner letzten Wanderung herstellen musste ... Hornberg ist ein schönes Städtchen, das muss man sagen, und heute war wohl Feuerwehrübung, weil wirklich viel Feuerwehrleute auf der Straße waren ...

Ich überquerte die Gutach ein zweites Mal und lief den - hier noch erträglichen - Anstieg hoch. Mein Fuß hatte die letzte Woche gemuckt, und ich wollte ihn überstimmen, aber wenn an der Bushaltestelle an der Klinik in Hornberg ein Bus und nicht nur ein Rufbus gekommen wäre (den ich natürlich nicht rechtzeitig bestellt hatte), wäre ich wieder nach Hornberg zum Bahnhof gefahren und hätte ein bisschen Zugrundfahrt durch Baden-Württemberg gemacht (die Züge sind seeeehr leer, da kann man problemlos Abstand halten). So entschied ich mich nach zwei Kilometern, die restlichen 17 Kilometer durchzuziehen, was ich aber alsbald bereute, denn jetzt fing es an, steil zu werden ...

Es standen acht Kehren und auf dem Programm, aber am schlimmsten waren die Abschnitte vor der ersten und nach der letzten Kehre - dazwischen ging's eigentlich, auch weil es meist sehr schöne, aber schmale Waldpfade waren ... Bis zur ersten Kehre ging es den Schondelgrund hoch, und auf dem Abschnitt zog ich meinen Pullover aus, auch wenn es nur die Temperatur nur knapp über dem Gefrierpunkt lag ...

Das übelste Stück war nach der letzten Kehre, denn da ging es fast einen Kilometer steil bergauf, aber oben erwartete mich erst einer meiner neuen großen Freunde - ein Windrad - und danach ein sehr schöner Ausblick auf den Schwarzwald. Die letzten Meter schaffte ich auch noch und wanderte an einem Mann vorbei, der im Baum hing und Reisig aus diesem sägte ...

Kaum war ich auf der Höhe angelangt (ein zweites Windrad stand da in der Gegend herum), öffnete sich die Landschaft (und pfiff der Wind über die Hochebene), sodass ich mir erstmal fix mein Pullöverchen wieder anzog.

Ich lief ein Stück auf der Grenze der Gemeinden Hornberg und Wolfach an der Straße an etlichen Höfen vorbei, bis ich schließlich an den Waldhäusern (da wohnt man schon idyllisch, aber halt doch arg weit ab vom Schuss) wieder in den Wald einbog ... Mein Fuß hatte sich inzwischen eingelaufen, sodass ich zuversichtlicher wurde, die Strecke zu schaffen, auch wenn ich noch ab und zu (erfolglos) nach einer erreichbaren Notausstiegs-Bushaltestelle linste ...

Am Kohlplatz erreichte ich schließlich den Landkreis Rottweil und damit den letzten mir noch fehlenden Kreis des Regierungsbezirks Freiburg. Ich hielt mich nicht lange (eine Minute?) und nicht tief (vielleicht zehn Meter in den Landkreis hinein) dort auf, sondern wanderte weiter in Richtung Wolfach, denn inzwischen hatte ich in etwa die Hälfte der Strecke erreicht.

Jetzt ging es endgültig abwärts, auf guten Schotterwegen, bis ich am "Hinteren Wirtshaus" auf die Kreisstraße kam. Ich versäumte es (wahrscheinlich), Gebiet der Gemeinde Schiltach zu betreten (sehr ärgerlich), und lief an der Straße entlang. Unterwegs hätte ich auf einen Wanderweg abbiegen müssen, aber das hätte mehr Weg und deutlich mehr Höhenmeter bedeutet, sodass ich auf der Straße blieb.

Am Scherenberg bog ich von der Straße auf einen Pfad ab ... Plötzlich (naja, ich sah das schon aus ein bisschen Entfernung, aber trotzdem) stand da ein Rindviech mit drei Kälbern auf meinem Pfad. Öhm ... Glücklicherweise konnte ich auf die Alm ausweichen (traumhafter Blick!), aber zwei der Kälber sahen mich kommen und liefen vom Wanderweg auch auf die Alm zurück. Na super! Ich nahm Blickkontakt zur Mutterkuh auf (keine Ahnung, ob das clever war) und sprach beruhigend auf die Viecher ein. Ich war heilfroh, als ich vorbei war und wieder auf den Pfad wechseln konnte. Ich begegnete zwei Wandererpaaren, die das Schauspiel mit angeschaut hatten und nun ihrerseits um die Tiere herum gehen wollten ...

Ein weiterer leichter Anstieg folgte, dann ging es auf laubigen Pfaden abwärts. Ich kam durch den Weiler Horben, wo sich auch Fuchs und Hase "gute Nacht" sagen, und lief auf dem Neuen Jakobsweg zum Kirchlein St. Jakob. Am Pfarrhaus steht ein Schild, das besagt, dass dort Bruder Otto wohne, aber den besuchte ich nicht, denn ich wollte den Zug um 14.40 Uhr erwischen ...

Bruder Otto hatte wohl einen direkten Draht zum lieben Gott, denn kurze Zeit später gab mein Handy mit der Wanderapp (erstmals überhaupt auf einer Tour) den Geist auf, sodass ich die heutige Tour am Ende schätzen musste ...

Weiter, immer weiter ging es bergab, noch um den Reutherberg herum (schöne Blicke auf Wolfach), bis ich schließlich - gerade noch vor dem Schließen der Bahnschranke - die Bahngleise überquerte. Wenige Meter später war ich am Bahnhof, zwanzig Minuten zu früh, aber was soll's ...

Meine Füße taten (und tun) zwar weh, aber dafür, dass ich nach zwei Kilometern fast ausgestiegen wäre, geht es mir sehr gut. Mal gucken, was der Fuß morgen sagt (wenn er noch mit mir spricht ...).

Ich musste in Hausach umsteigen, stellte aber fest, dass ich genauso gut noch im warmen Zug bis Haslach fahren könnte, weil ich an beiden Orten in den Gegenzug nach Donaueschingen einsteigen konnte. Das tat ich, beobachtete in Haslach noch die Drohnen neben dem Polizeiposten und fuhr dann mit dem (leeren) Regionalexpress zurück nach Donaueschingen.

Das Auto stand noch da, und ich kam - noch im Hellen - zurück nach Bonndorf.

Schön war's heute, frisch bis kalt, aber schlussendlich war es eine richtig gute Wanderung.

Über 986 Kilometer insgesamt, über 976 Kilometer im Schwarzwald, mal gucken, ob ich morgen die 1.000 Kilometer insgesamt vollmache oder mir einen Sonntag Ruhe gönne ...

Am Bahnhof in Donaueschingen

Unterwegs mit der Schwarzwaldbahn

Rathaus Hornberg

Hornberger Bahn-Viadukt

Steiler Waldweg

Ausblick

Da reicht gerade mal das Weitwinkelobjektiv ...

Blick auf die Hochebene

Blick auf den Schwarzwald

Raureif und Blick auf den Schwarzwald

Sonntag, 15. November 2020

Ein kleinen Schlenker

 ... bin ich heute gelaufen, und für jeden, der getippt hat, dass ich das gemacht habe, um einen zusätzlichen Landkreis mitzunehmen, zitiere ich Christoph Waltz in Inglourious Basterds: "Das ist ein Bingo."

Ich war sehr unsicher, ob ich meinem Fuß, der nicht meckerte und nicht schrie, aber ein bisschen grummelte, einen freien Sonntag gönnen sollte, aber nach einem Blick in die Wettervorhersage für heute (schön, leicht bewölkt) und nächstes Wochende (Schneeregen) entschied ich mich - unter der Dusche! - dafür, heute noch ein bisschen wandern zu gehen ...

Ich fuhr über Hammereisenbach nach Triberg und wollte mein Auto in der Nähe meines letzten Zielpunktes abstellen. Die Triberger Parkplatzgebühren gestalten haben, soviel Pressefreiheit muss sein, allen Ernstes den Arsch offen: Ich wollte für ca. sechs Stunden parken und musste dafür neun Euro (in Worten: neun) abdrücken - das ist ja teurer als in der Schweiz! Also, Triberg möglichst meiden und ggf. mit dem Bus hineinfahren (oder wandern, hihi ...). (Wie? Ich habe gestern sechs Euro gespart, wenn man das gegenrechnet, ist man nur noch bei drei Euro? Pah!)

Der heutige Routenplaner hatte auch keinen guten Tag gehabt, denn die ersten drei Kilometer sahen einen Aufstieg mit 250 Höhenmetern ... Boah, so ein Trottel! (Apropos, auf dem Hinweg waren Großstädter vor mir, die sind gefahren, als ob sie den Führerschein im Lotto gewonnen hätten, mit 20 in der Stadt und 60 auf der - nicht gaaaaanz breiten - Landstraße.)

Es ging berghoch, ich entschied mich, den direkten Weg über eine Treppe zu gehen als außenherum, furchtbar steil, aber es ging weiter, immer weiter, auf Schonacher Gebiet, immer weiter, die zwei Herrschaften vor mir schnappten mir die Erholbank weg, also, weiter, immer weiter, durch den Wald, übers offene Feld (natürlich, trotz manchmal kühlen Windes, im Kurzarmhemd). mit schönen Blicken auf den Schwarzwald, wieder durch den Wald, bis ich direkt an einem Windrad vorbeikam.

Wow, so ein Ding ist schon richtig wahnsinnig hoch, unglaublich. Lustig ist hingegen das Warnschild, man sollte Abstand halten, weil es Eiswurf geben könnte - na super, wie soll man da Abstand halten? Soll man durch den Wald robben - der Weg jedenfalls führt direkt unterhalb des Windrades vorbei ...

Fast wäre ich im Nordwesten von Schonach in bewohntes Gebiet gestolpert, aber gerade noch rechtzeitig bog ich nach rechts ab, es ging in eine Senke (heute waren viele Mountainbiker unterwegs, denen machte das richtig Spaß), aber am Ende natürlich wieder hoch ...

Noch ein paar Höhenmeter waren zu überwinden, dann war ich am Silberberg auf knapp über 1.000 Meter angekommen und hatte den höchsten Punkt der heutigen Wanderung erreicht.

Ab hier ging es größtenteils abwärts, und erstmals seit langer Zeit taten mir die Füße wieder relativ früh weh ... Bange machen gilt aber nicht, also lief ich - heute waren viele Strecken auf dem Westweg des Schwarzwaldvereins, einige auch auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 - teilweise steil den Berg hinunter, bog ein paar Mal abrupt ab, kam am sehr schön gelegenen Erwin-Schweizer-Heim vorbei, ehe ich wieder in den Wald abbog.

Noch ein paar Meter ging es runter, dann überquerte ich - nicht zu identifizieren, wo genau - die Grenze zwischen dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Landkreis Emmendingen - mein achter Landkreis in Deutschland, juchhe ...

Ich verpasste (diesmal war wirklich die Software des Routenplaners schuld) den Abzweig und musste daher einen noch etwas steileren Weg durch die Walachei heraufkraxeln. Der Routenplaner hatte wirklich einen schlechten Tag, denn wenige Meter musste ich vom guten Schotterweg wieder in die Walachei abbiegen, ich wollte ja in den Ortenaukreis.

Über viele Äste und Baumstämme ging es - einmal mit Kompasshilfe - über einen Wirtschaftsweg, ehe ich - über Äste stolpernd - im Ortenaukreis ankam. Danach wurde es schnell besser, denn ab hier waren eigentlich alle Wege und Pfade ganz gut (auch wenn viel feuchtes Laub auf den Wegen lag, aber das ging überraschend gut ...).

Ich kam an der "Schönen Aussicht" vorbei, lief ein bisschen auf der Straße durch den Wald, aber ab dann wurde es richtig, richtig steil - immerhin abwärts, aber trotzdem richtig steil. Innerhalb von fünf Kilometern bis hinunter nach Hornberg (ja, das vom Hornberger Schießen) baute ich 550 Höhenmeter ab, die Füße schmerzten, ich musste sehr auf den Weg achten, einmal war mein Weg verschwunden, sodass ich noch einen Umweg laufen musste, aber so langsam sehnte ich mir Hornberg herbei.

Auf den letzten Pfadmetern - ich sah schon das Schloss Hornberg - wurde der Weg dann doch von den feuchten Blättern ziemlich rutschig, aber dann hatte ich festen (Asphalt-)Boden unter den Füßen. Ich lief - nein, ich schleppte mich (oooooooooh, genau, danke schön!) - am Freilichttheater vorbei, dann noch Meter durchs Örtchen, überquerte die Gutach (die hier fließt in die Kinzig und ist daher eine andere als die im Südschwarzwald, die zur Wutach wird) in Hornberg und entschied mich, nur zur Bushaltestelle Post zu gehen (so muss ich bei der nächsten Etappe eben von da starten anstatt vom Bahnhof, aber ich wollte jetzt jeden unnötigen Meter vermeiden).

Ich hatte noch eine Dreiviertelstunde Zeit, bis mein Bus kam, zum Glück gab es ein Bänkchen in der Nähe der Bushaltestelle, da setzte ich mich hin, kaufte mir online meine Fahrkarte, hatte ein bisschen Sorge, als der Bus nicht ganz pünktlich kam, atmete auf, als er kam, und musste grinsen, denn ich war der einzige Fahrgast ...

Es ging eine Viertelstunde nach Triberg, die letzten Meter zum Parkplatz schaffe ich auch noch, und dann ging es über die B 500 nach Hause (die Strecke ist weniger schön als die über Hammereisenbach, finde ich ...).

Boah, Kinners, so fertig wie heute war ich schon lange nicht mehr, ich muss wirklich lernen, nicht am Anfang der Tour gleich so heftige Anstiege einzubauen. Aber sei's drum, ich habe den nördlichen Arm meiner Wanderkarte bis 48° 12' nördlicher Breite verlängert ... Mal sehen, wo das alles enden wird.

Fotos habe ich heute auch, selbst wenn es keine so ganz spektakulären Aufnahmen sind:

Blick auf Schonach, in der Bildmitte die Sprungschanze

Windrad

Im Schwarzwald I

Im Schwarzwald II

Erwin-Schweizer-Heim

Blick auf Schloss Hornberg