Meine Länder

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Sonntag, 15. November 2020

Ein kleinen Schlenker

 ... bin ich heute gelaufen, und für jeden, der getippt hat, dass ich das gemacht habe, um einen zusätzlichen Landkreis mitzunehmen, zitiere ich Christoph Waltz in Inglourious Basterds: "Das ist ein Bingo."

Ich war sehr unsicher, ob ich meinem Fuß, der nicht meckerte und nicht schrie, aber ein bisschen grummelte, einen freien Sonntag gönnen sollte, aber nach einem Blick in die Wettervorhersage für heute (schön, leicht bewölkt) und nächstes Wochende (Schneeregen) entschied ich mich - unter der Dusche! - dafür, heute noch ein bisschen wandern zu gehen ...

Ich fuhr über Hammereisenbach nach Triberg und wollte mein Auto in der Nähe meines letzten Zielpunktes abstellen. Die Triberger Parkplatzgebühren gestalten haben, soviel Pressefreiheit muss sein, allen Ernstes den Arsch offen: Ich wollte für ca. sechs Stunden parken und musste dafür neun Euro (in Worten: neun) abdrücken - das ist ja teurer als in der Schweiz! Also, Triberg möglichst meiden und ggf. mit dem Bus hineinfahren (oder wandern, hihi ...). (Wie? Ich habe gestern sechs Euro gespart, wenn man das gegenrechnet, ist man nur noch bei drei Euro? Pah!)

Der heutige Routenplaner hatte auch keinen guten Tag gehabt, denn die ersten drei Kilometer sahen einen Aufstieg mit 250 Höhenmetern ... Boah, so ein Trottel! (Apropos, auf dem Hinweg waren Großstädter vor mir, die sind gefahren, als ob sie den Führerschein im Lotto gewonnen hätten, mit 20 in der Stadt und 60 auf der - nicht gaaaaanz breiten - Landstraße.)

Es ging berghoch, ich entschied mich, den direkten Weg über eine Treppe zu gehen als außenherum, furchtbar steil, aber es ging weiter, immer weiter, auf Schonacher Gebiet, immer weiter, die zwei Herrschaften vor mir schnappten mir die Erholbank weg, also, weiter, immer weiter, durch den Wald, übers offene Feld (natürlich, trotz manchmal kühlen Windes, im Kurzarmhemd). mit schönen Blicken auf den Schwarzwald, wieder durch den Wald, bis ich direkt an einem Windrad vorbeikam.

Wow, so ein Ding ist schon richtig wahnsinnig hoch, unglaublich. Lustig ist hingegen das Warnschild, man sollte Abstand halten, weil es Eiswurf geben könnte - na super, wie soll man da Abstand halten? Soll man durch den Wald robben - der Weg jedenfalls führt direkt unterhalb des Windrades vorbei ...

Fast wäre ich im Nordwesten von Schonach in bewohntes Gebiet gestolpert, aber gerade noch rechtzeitig bog ich nach rechts ab, es ging in eine Senke (heute waren viele Mountainbiker unterwegs, denen machte das richtig Spaß), aber am Ende natürlich wieder hoch ...

Noch ein paar Höhenmeter waren zu überwinden, dann war ich am Silberberg auf knapp über 1.000 Meter angekommen und hatte den höchsten Punkt der heutigen Wanderung erreicht.

Ab hier ging es größtenteils abwärts, und erstmals seit langer Zeit taten mir die Füße wieder relativ früh weh ... Bange machen gilt aber nicht, also lief ich - heute waren viele Strecken auf dem Westweg des Schwarzwaldvereins, einige auch auf dem Europäischen Fernwanderweg E1 - teilweise steil den Berg hinunter, bog ein paar Mal abrupt ab, kam am sehr schön gelegenen Erwin-Schweizer-Heim vorbei, ehe ich wieder in den Wald abbog.

Noch ein paar Meter ging es runter, dann überquerte ich - nicht zu identifizieren, wo genau - die Grenze zwischen dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Landkreis Emmendingen - mein achter Landkreis in Deutschland, juchhe ...

Ich verpasste (diesmal war wirklich die Software des Routenplaners schuld) den Abzweig und musste daher einen noch etwas steileren Weg durch die Walachei heraufkraxeln. Der Routenplaner hatte wirklich einen schlechten Tag, denn wenige Meter musste ich vom guten Schotterweg wieder in die Walachei abbiegen, ich wollte ja in den Ortenaukreis.

Über viele Äste und Baumstämme ging es - einmal mit Kompasshilfe - über einen Wirtschaftsweg, ehe ich - über Äste stolpernd - im Ortenaukreis ankam. Danach wurde es schnell besser, denn ab hier waren eigentlich alle Wege und Pfade ganz gut (auch wenn viel feuchtes Laub auf den Wegen lag, aber das ging überraschend gut ...).

Ich kam an der "Schönen Aussicht" vorbei, lief ein bisschen auf der Straße durch den Wald, aber ab dann wurde es richtig, richtig steil - immerhin abwärts, aber trotzdem richtig steil. Innerhalb von fünf Kilometern bis hinunter nach Hornberg (ja, das vom Hornberger Schießen) baute ich 550 Höhenmeter ab, die Füße schmerzten, ich musste sehr auf den Weg achten, einmal war mein Weg verschwunden, sodass ich noch einen Umweg laufen musste, aber so langsam sehnte ich mir Hornberg herbei.

Auf den letzten Pfadmetern - ich sah schon das Schloss Hornberg - wurde der Weg dann doch von den feuchten Blättern ziemlich rutschig, aber dann hatte ich festen (Asphalt-)Boden unter den Füßen. Ich lief - nein, ich schleppte mich (oooooooooh, genau, danke schön!) - am Freilichttheater vorbei, dann noch Meter durchs Örtchen, überquerte die Gutach (die hier fließt in die Kinzig und ist daher eine andere als die im Südschwarzwald, die zur Wutach wird) in Hornberg und entschied mich, nur zur Bushaltestelle Post zu gehen (so muss ich bei der nächsten Etappe eben von da starten anstatt vom Bahnhof, aber ich wollte jetzt jeden unnötigen Meter vermeiden).

Ich hatte noch eine Dreiviertelstunde Zeit, bis mein Bus kam, zum Glück gab es ein Bänkchen in der Nähe der Bushaltestelle, da setzte ich mich hin, kaufte mir online meine Fahrkarte, hatte ein bisschen Sorge, als der Bus nicht ganz pünktlich kam, atmete auf, als er kam, und musste grinsen, denn ich war der einzige Fahrgast ...

Es ging eine Viertelstunde nach Triberg, die letzten Meter zum Parkplatz schaffe ich auch noch, und dann ging es über die B 500 nach Hause (die Strecke ist weniger schön als die über Hammereisenbach, finde ich ...).

Boah, Kinners, so fertig wie heute war ich schon lange nicht mehr, ich muss wirklich lernen, nicht am Anfang der Tour gleich so heftige Anstiege einzubauen. Aber sei's drum, ich habe den nördlichen Arm meiner Wanderkarte bis 48° 12' nördlicher Breite verlängert ... Mal sehen, wo das alles enden wird.

Fotos habe ich heute auch, selbst wenn es keine so ganz spektakulären Aufnahmen sind:

Blick auf Schonach, in der Bildmitte die Sprungschanze

Windrad

Im Schwarzwald I

Im Schwarzwald II

Erwin-Schweizer-Heim

Blick auf Schloss Hornberg

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