... führe ich normalerweise meine Reisebegleitung einmal pro Reise, aber heute war ich erstens allein und zweitens absichtlich auf einem Rundkurs unterwegs ...
Die Wettervorhersage für heute war insgesamt nicht so richtig wanderfreundlich, sodass ich auf die glorreiche Idee kam, einfach mal das Baden-Württemberg-Ticket für seinen Zweck zu nutzen und durch (Süd-)Baden-Württemberg (jaha, und die Nordschweiz) zu fahren ...
Ich war gestern früh im Bett und daher heute Morgen einigermaßen früh fit, sodass ich - im Schneegestöber - das Auto holte und nach Rötenbach (Baden) fuhr. Uiuiui, einmal rutschte ich ganz schön, obwohl ich für meine Verhältnisse übervorsichtig fuhr, aber ich kam ganz gut in Rötenbach an. Ich dachte, ich hätte auf Google Maps eine Unterführung vom "Parkplatz" zum Bahnhof gesehen, aber da hatte ich mich wohl getäuscht, sodass ich mein Auto umparkte und auf die "richtige" Seite stellte. Keine Ahnung, ob ich da offiziell stehen durfte, aber am Sonntag war es jedem egal ...
Ich stieg in die Breisgau-S-Bahn Nr. 10 ein, die in Titisee zur S1 nach Freiburg wurde, ohne dass ich umsteigen musste. Die Ansagen, die das automatische System macht, waren grob falsch (da hatte jemand die falsche Linie eingegeben), aber das war nur ein wenig belustigend - beeindruckend war die verschneite Schwarzwaldlandschaft, das war richtig, richtig schön ...
In Freiburg frühstückte ich ein Fleischkäsebrötchen, dann ging es in die Regionalbahn in Richtung Basel Badischer Bahnhof. Ich fuhr durch Ortschaften, die ich bewusst noch nie wahrgenommen hatte, aber das ist kein großes Wunder, denn auf der Oberrheinstrecke südlich von Freiburg bin ich zu allen Zeiten sehr selten unterwegs gewesen.
Hinter Weil am Rhein überquerte ich die Staatsgrenze zur Schweiz, aber die Zollgrenze überquerte ich erst, als ich am Badischen Bahnhof aus dem Gleisbereich heraus ins eigentliche Bahnhofsgebäude lief. Wie das? Nun, der Badische Bahnhof gehört zum deutschen bzw. EU-Zollgebiet, und so sind hier auch die (deutschen) Zoll- und Bundespolizeibehörden - auf schweizerischem Gebiet - hoheitlich tätig.
Ich spazierte (mit vier Kilometern hätte ich das fast für meine Wanderliste takten können) durch die Kleinbaseler (rechtsrheinische) Altstadt, überquerte den Rhein auf der Mittleren Brücke (hier ist die Grenze zwischen Hochrhein und Oberrhein), lief zum Münsterplatz und schaute dann, dass ich zum Bahnhof Basel SBB komme.
Dort sprang ich wenige Minuten vor Abfahrt in die Wiesentalbahn, die mit Stopp in Basel Bad Bf in Richtung Lörrach und Zell im Wiesental fährt. Die Wiesentalbahn verläuft zwischen Basel und Riehen offensichtlich auf Schweizer Gebiet, die Trasse wird aber von der (deutschen) Bahn betrieben. Lustigerweise fährt auf dieser von der deutschen Bahn betriebenen Trasse in der Schweiz Zuggerät ... der schweizerischen SBB - entscheiden können die sich auch nicht so richtig, wer hier zuständig ist ...
Ich wollte mit diesem Abstecher ein bisschen Zeit verbrauchen, weil ich den frühen Zug nicht mehr erwischt hätte und auf den späten Zug eine ganze Stunde hätte warten müssen. Trotzdem stieg ich kurz hinter der deutschen Grenze in Lörrach (noch vor dem Hauptbahnhof) aus, wechselte das Gleis und fuhr nach Basel Bad Bf zurück (sonst wäre es knapp geworden, den Gegenzug zu erwischen).
Eigentlich wollte ich im deutschen Zollgebiet bleiben, aber ich lief doch ins Hauptgebäude (und damit in Schweizer Zollgebiet) hinein, weil ich mir im Geschäft dort eine Flasche Rivella kaufen wollte. Natürlich stellte ich mich beim Bezahlen an der Selbstbedienungskasse so dappig an, dass die Verkäuferin mir den Unterschriftsbeleg herauslassen musste ...
Nach dieser peinlichen Episode setzte ich mich in den bereits bereitstehenden Interregio-Express, mit dem ich nach Radolfzell (und von dort weiter nach Konstanz) fahren wollte. Es ging - "Express" trifft es wirklich - über Rheinfelden, Bad Säckingen und Waldshut nach Schaffhausen (also in den zweiten Schweizer Kanton des heutigen Tages) und dort ohne Aussteigen weiter nach Singen.
Ich stieg dann doch in Singen um, weil mein Zug in Singen Verspätung auflud und der Zug, in den ich in Radolfzell einsteigen wollte, sowieso von Singen kam. Nun denn, am Bodensee entlang ging es bis Konstanz, und dort stieg ich aus ...
Es regnete, sodass es ungemütlich war, ich lief ein bisschen durch die Altstadt, bog dann nach Süden ab, lief ein paar Meter über die Grenze nach Kreuzlingen (Kanton Thurgau), kehrte um und setzte mich mit dem Burger einer amerikanischen Fastfood-Kette an den Bahnhof ...
In der Dämmerung und später im Dunkeln ging es von Konstanz nach Donaueschingen und dann im ersten relativ vollen Zug des Tages zurück nach Rötenbach.
Pünktlich zu meiner Ankunft fing es wieder an zu schneien, sodass ich wieder gaaaanz vorsichtig durch das Wutachtal zurückfuhr.
Das war eine richtig schöne Rundreise, ich war in drei Schweizer Kantonen (Basel-Stadt, Schaffhausen, Thurgau) und sieben deutschen Kreisen (Breisgau-Hochschwarzwald, Freiburg, Lörrach, Waldshut, Konstanz, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar), überquerte wahrscheinlich achtmal im Zug und noch zweimal zu Fuß die Grenze - das hat richtig, richtig Spaß gemacht. ("Wahrscheinlich achtmal", weil es zwischen Schaffhausen und Singen ein kleines Stückchen gibt, wo man auf dem südlichen der beiden Gleise wenige Meter auf deutsches Gebiet kommt, bevor man wieder in die Schweiz kommt ... Google Maps behauptet, dass es ziemlich genau fünf Meter seien - auf dem Stück sah ich auch den einzigen Grenzstein des heutigen Tages, den ich aus dem Zug sah - in Konstanz/Kreuzlingen sah ich nochmal ein paar, als ich zu Fuß unterwegs war.)
Kann man mal wiederholen, durchaus auch bald ...
Am Bahnhof in Rötenbach |
Unterwegs im weißen Schwarzwald |
Zollrechtliche Einreise in die Schweiz |
Rhein und Mittlere Brücke |
Basler Münster (ja, Bild ist schepps, ich weiß) |
Schweizerische Selbstironie in Basel |
Blick auf den Rhein und das schweizerische Laufenburg |
Grenze zu Kreuzlingen (Thurgau) |
Den Grenzstein hatten wir schonmal ... |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen