Meine Länder

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Donnerstag, 31. Dezember 2020

Was für ein Jahr

Normalerweise ergehe ich mich an dieser Stelle über die vielen wunderbaren Reisen, die ich im auslaufenden Jahr gemacht habe, über neue besuchte Länder, neue Erfahrungen, interessantes (und abgründiges) Essen ... Dieses Jahr ... ist es eigentlich gar nicht so anders, auch wenn ich kein einziges neues Land bereist habe, erstmals seit 2007, aber neue Erfahrungen habe ich definitiv gemacht und meine Mutter hat durchaus immer interessantes, meist sehr leckeres, aber gelegentlich auch abgründiges Essen gekocht, seitdem ich am 14. März zu ihr in den Schwarzwald geflohen bin ... (Nein, nicht wirklich, aber das Scherzle musste ich jetzt machen ... "Scherzle", ohje, ich bin eindeutig schon wieder zu lange im alemannischen Sprachraum ...)

Das Jahr 2020 hatte so gut begonnen, in Saudi-Arabien, mit Buchungen von Hotels in Neuseeland, mit Kurzreisen nach Catania, Istanbul und Irland, und als ich am 14. März in den Schwarzwald fuhr, als die Firma, in der ich arbeite, die Büros mehr oder weniger schloss, dachte ich, ich bliebe vielleicht zwei Wochen, bis der Spuk vorüber sei. Ich packte sogar meine Wanderschuhe ein, weil ich am Wochenende darauf zu Freunden nach Kaiserslautern fahren wollte, und eine Wanderung war fest eingeplant.

Das war nun auf alle Fälle nicht die letzte Reise, die wegen Corona ins Wasser fiel, denn Ende März wurde nach und nach jede der gebuchten Reisen, auf die Isle of Man, nach Neuseeland, Fidschi und Samoa, nach Thailand und Myanmar, storniert, und die geplante Reise im Juni nach Tadschikistan und vielleicht Usbekistan löste sich ebenso in Luft auf, bevor sie überhaupt gebucht war ...

Was nun, sprach Zeus, und im Gegensatz zu diesem sprang ich nicht in den Orkus, als ich dann im Mai endlich Urlaub hatte (nach einem seeeehr anstrengenden Winter), sondern ich fing an, die Wanderei, die ich am 5. April mit einem Spaziergang zu den Roggenbacher Schlössern angefangen hatte, zunehmend zu professionalisieren. Die Wanderschuhe hatte ich ja zum Glück im Schwarzwald, sodass ich im April 172 und im Mai gar 265 Kilometer wanderte.

Niemals, das hatte ich schon ab und zu erwähnt hier, hätte ich gedacht, dass ich freiwillig einen Schritt mehr laufen würde als unbedingt notwendig, aber ich fing an, den Schwarzwald auf Schusters Rappen zu erkunden, und das war auf gar keinen Fall so laaaaaaaangweilig, wie ich mir das immer vorgestellt hatte.

Ja, die erste Wanderung über 15 Kilometer zeigte mir meine Grenzen auf, als ich in Achdorf weniger ankam als ankroch, und nicht nur der Schnitzerwirt meinte, dass "der nie wieder wandert", aber von wegen, lieber Thomas, es ging weiter, immer weiter ...

Am 10. Mai war ich erstmals wieder ganz nah an der Schweiz (manche bösen Zungen unterstellen mir, ich wäre links herum um den Grenzstein gelaufen, hätte also die Schweiz illegal betreten, aber, pah, sowas würde ich doch niemalsnie machen), als ich auf dem Grenzweg am Randen entlanglief.

Ich wartete viel lieber auf den 15. Juni, als die europäischen Staaten sich wieder daran erinnerten, dass wir eine Schicksalsgemeinschaft sind und Grenzschließungen einfach ganz großer Mist, denn am 15. Juni um 0 Uhr stand ich auf dem Wiizemersteg und betrat erstmals wieder die Schweiz. Nach ein paar Stunden Schlaf ging es dann mit meiner Mutter um den Bodensee, nach Österreich, nach Liechtenstein und noch einmal in die Schweiz.

Im verhältnismäßig coronafreien Sommer ging es zum Stilfserjoch und nach Monaco, im Spätsommer nach Süditalien, das war alles richtig, richtig schön, und wenn ich nicht im Ausland war, wanderte ich eifrig durch den Schwarzwald - das Mamataxi (ohne meine Fahrten alleine) hat dieses Jahr deutlich über 4.000 Kilometer abgerissen, als ich weit in die Schweiz hinein und am Bodensee vorbei, ein Stück nach Österreich bis nach Liechtenstein hineinwanderte, und auch auf der westlichen Route betrat ich in Chalampé kurz französisches Gebiet.

Auf einer der Schwarzwaldwanderungen Ende November/Anfang Dezember erreichte ich die 1.000 Kilometer ("niemalsnie", das hatte ich erwähnt, hätte ich gedacht, dass ich das schaffe), und auch wenn das mit dem Besuch in der Schweiz an Weihnachten bzw. an Silvester an den Quarantäne- bzw. Ausgangssperreregelungen, die ich diesbezüglich nicht so ganz richtig nachvollziehen kann, scheiterte, war 2020 ein irgendwo reiseintensives Jahr.

Klar, das war eher "slow travel", per pedes oder im Auto und nicht im Flugzeug, und natürlich freue ich mich wie eine Wildsau auf neue Länder 2021, wenn ich endlich geimpft bin und die Länder wieder öffnen, aber zumindest finanziell konnte ich mich dieses Jahr ein bisschen gesundstoßen, nachdem ich dem Schuldturm schrittweise, aber bedrohlich nahegekommen war ...

Gestern und heute waren meine Mutter und ich in Wiesbaden und haben meine Wohnung dort ein wenig entrümpelt, denn ich starte ja im März in ein neues Lebensabenteuer in Hannover, aber ich hoffe sehr, dass ich nach Abschluss der Probezeit dann durchstarten kann: Neuseeland, Fidschi und Samoa, die Isle of Man wollten nachgeholt werden, die Färöer und Hongkong/Macau machen mich gerade so richtig an und Gabun klingt auch cool - es gibt so viel zu entdecken auf dieser Welt, wenn es nicht 2021 wird, dann wird es 2022, 2023, 2024 ...

Mal sehen, was 2021 so bringt, aber von meinem Arbeitsplatz habe ich in den letzten Tagen zwei - wie ich finde - recht hübsche Bilder vom Bonndorfer Schloss gemacht, die ich dem werten Leser nicht vorenthalten will:

Am Abend des 28. Dezember

Am 29. Dezember

Guten Rutsch allen Lesern, und auf ein gesundes 2021!

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