Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Freitag, 16. Juni 2017

Warum nicht gleich so?

Heute war ein wunderbarer Tag, und auch wenn die Abchasen heute vieles dafür getan haben, dass ich mich hier wohlfühle, sind die Aktionen von gestern damit noch nicht vergessen, damit das klar ist!

In der Nacht gab es ein Donnerwetter, das sich gewaschen hatte, wieder einmal mit Starkregen und allem Drum und Dran - die Klimaanlage hier im Zimmer funktioniert nicht, jedenfalls nicht so, wie Klimaanlagen normalerweise funktionieren (nämlich, dass sie anspringen, wenn man auf "On" drückt), also ließ ich das Fenster auf, um ein bisschen kühle Seeluft hereinzulassen - naja, und wenn es dann blitzt und donnert, dann hört man das halt.

Ich war gegen 6 Uhr war, sodass es nicht schlimm war, dass ich vergessen hatte, den Wecker auszuschalten, denn ich war halbwegs ausgeschlafen und hatte gar nicht mal sooo schlecht gepennt.

Ich machte mich in Ruhe fertig, verzichtete spontan auf das Frühstück und spazierte stattdessen an der Strandpromenade entlang in Richtung eines angeblich recht schönen Strandes.

Die Strandpromenade ist einige Kilometer lang und durchaus schön, mit vielen Bänken (auch im Schatten), Spielplätzen, kleinen Kneipchen und vielen Tourveranstaltern, die aber natürlich nur Russisch sprechen. Der Strand sieht mehr oder weniger einladend aus, für mich Westler ist halt ein Sandstrand schon deutlich attraktiver als der Kies(elstein)strand, der hier die Norm ist. Das Meer sah dort, wo die beiden Flüsse noch nicht so viel Sediment hingetragen hatten, auch ganz akzeptabel auch, selbst wenn das natürlich kein Südsee-Traumstrand hier ist.

Ich lief und lief, irgendwann war die Promenade zwischenzeitlich zu Ende, ich lief weiter neben und auf der Straße, bis irgendwann aufgrund des Starkregens die Straße dermaßen überflutet war, dass ich da trockenen Fußes nicht mehr durchgekommen wäre ...

Ich drehte also um, ging wieder zur eben begangenen Strandpromenade und guckte mir ein Plätzchen aus, an dem ich mal meinen Zeh ins Wasser strecken sollte. Es gibt hier an den Strandabschnitten viele behelfs-, aber zweckmäßige Duschkabinchen, in denen man sich auch umziehen kann - das ist immer wieder sehr praktisch.

Ich wackelte (meine Füße sind das Barfußgehen auf Kieselsteinen definitiv nicht gewohnt) in Richtung Wasser, das kalt, aber nicht zu kalt war, und das von der Sauberkeit her auch, naja, nicht zum sofortigen Hautausschlag führen sollte (das heißt nicht, dass ich mir nicht einen hübschen - leichten - Sonnenbrand abgeholt hätte ...). Joa, und dann war ich im Wasser, das Schwarze Meer war heute ganz schön wellig, das hat durchaus Spaß gemacht im kühlen Nass - scheee ..

Ich duschte mich kurz ab, ließ mich lufttrocknen und zog mich wieder an, ehe ich mich noch ein paar Minuten in Flipflops auf eine Bank setzte und den Ausblick auf die tiefgrüne Berglandschaft genoss, die sich hier zu allen Seiten hin kurz hinter dem Strand auftürmt - das kann hier ein richtig schönes Plätzchen Erde sein (die Russen, die hier in Scharen einfallen, sind ja auch nicht alle doof) ...

Ich lief zurück und entschied mich, das Restaurant Apra zu versuchen, das hier auf dem einen Steg (der nicht so baufällig ist) ganz draußen liegt. Die Inneneinrichtung ist kühl-modern, man hat einen tollen Ausblick aufs Meer (noch toller, wenn es nicht so schlammig-braun ist) und auf die Berge, es kommt westliche Musik (einschließlich eines mir völlig unbekannten deutschsprachigen Liedes), das Bier ist trinkbar, das Essen gut essbar (ich war diesmal klüger als gestern und bestellte zu meinem - teuren, aber leckeren - Fisch eine Beilage und eine Soße dazu), nur leider haben sie kein WLAN, aber das kommt auch nochmal irgendwann ...

Ich zahlte am Ende 20 Euro, was angesichts der Lage sehr vertretbar ist, und suchte mir - schwerer als gedacht - ein Taxi, denn ich wollte nach Nowy Afon, nach Neu-Athos, einem Kloster in einem gleichnamigen Ort zwanzig Minuten oder so von hier entfernt.

Mein Taxifahrer, ein etwas brummiger, älterer Herr in einem Automobil mit russischem Kennzeichen, trieb sein Autochen über die - meist wunderbare - Bergstraße (überhaupt sind die Hauptstraßen hier in aller Regel sehr gut, das gilt für Abchasien wie für Georgien, auf den Nebenstraßen wird's dann aber gelegentlich sofort kriminell), vorbei an zwei Kriegsdenkmälern und dann die - schlechte - Straße hinauf zum Kloster.

Er bot an zu warten und mich nachher zurückzufahren (den gleichen Vorschlag wollte ich ihm unterbreiten, weil das eine Win-Win-Situation war - er musste nicht leer zurück und ich musste kein neues Taxi suchen).

Das Kloster sieht von außen schonmal toll, in diesen schönen warmen Ocker- und Rottönen, und innen kommt man in einen Hof, der hauptsächlich von der Kirche des Klosters in Anspruch genommen wird.

Die Frauen trugen alle Kopftuch (manche durchaus modisch, andere naja ...) und Rock (das konnte man sich am Eingang alles ausleihen) und auch mancher Mann mit kurzen Hosen wurde zu einem Rock verdonnert, das sah gelegentlich lustig aus.

Die Kirche selbst ist der absolute Wahnsinn. Ich bin ja sowieso ein großer Freund der buntbemalten orthodoxen Kirchen, aber die hier konnte es mit allen orthodoxen Kirchen, die ich so schon gesehen habe, ohne Probleme aufnehmen. Die Fotos (am Ende des Textes - am Ende, habe ich gesagt, erst wird hier weitergelesen!) zeigen das besser als ich es beschreiben könnte - das ist einfach toll. Und wenn die Abchasen und die Georgier nicht ihren politischen Streit hätten, wäre das Teil selbstverständlichst schon lange auch offiziell Weltkulturerbe. Grandios!

Ich kam aus der Klosteranlage wieder raus, da kam auch schon mein Taxifahrer angetuckert. Seine Englischkenntnisse beschränkten sich auf "Good?", wo ich wild nickend und "da, da, da" sagend bestätigte. Wir fuhren wieder die schlechte Straße runter, und er fuhr einen anderen Weg als wir gekommen waren - den Grund sah ich auch gleich, denn er fuhr mich zu einem schönen Kirchlein und einem durchaus ansehnlichen Wasserfall, sodass ich natürlich auch gleich ausstieg und mir das aus der Nähe anschaute.

Den Schlepper, die da allerlei Nippes verkaufen wollten, konnte ich wahrheitsgemäß verklickern, dass ich sie nicht verstand, und der Wasserfall ist durchaus sehenswert, wenn auch natürlich kein Weltnaturerbe ...

Spätestens als mir mein Fahrer von seinem (unanbrochenen) Getränk anbot und bei meiner - höflichen - Ablehnung ein wenig knurrte, woraufhin ich doch zwei Schlucke nahm, reifte in mir der Plan, ihn am Ende unserer heutigen Reise (für die er, was ich normalerweise nicht mache bei vorher vereinbarten Taxipreisen, auch ein Trinkgeld bekam) zu fragen, ob er mich morgen auch zur Grenze fahren will.

Als wir in Suchumi am Hotel waren, besprachen wir mit Händen und Füßen den morgigen Schlachtplan, und so wird er mich morgen um 9 Uhr hier am Hotel abholen und mich die eineinhalb Stunden (in dem Gefährt braucht er so lange) zur Grenze am Ingur bringen. Geld habe ich jetzt ja genug, das muss ich ja irgendwie unter die Leute bringen ...

Um 18 oder 19 Uhr (das muss ich noch herausfinden, weil es da widersprüchliche Angaben gibt), fährt mein Bus in Sugdidi ab, das sollte doch reichen - hoffe ich ...

Achso, vor dem Hotel hängen die Flaggen der Länder, die Abchasien diplomatisch anerkannt haben, also Russland, Nicaragua, Venezuela und Nauru (dazu Südossetien natürlich); Vanuatu und Tuvalu haben sie hängen lassen, obwohl die ihre Anerkennung nach ein paar Jahren wieder zurückgezogen hatten - sähe sonst ja auch ein bisschen trostlos aus, wenn die Fahnenmasten leer blieben ... Und außer so Flaggenfetischisten wie mir merkt das ja vielleicht auch keiner ...

Jetzt gehe ich nochmal duschen, ehe ich mich ins Suchumer Nachtleben werfe - allzu sehr werfen werde ich mich aber nicht, denn morgen sollte ich ja dann doch fit sein, wenn es binnen 28 Stunden oder so aus Abchasien über Georgien und die Türkei wieder zurück nach Deutschland geht ...

Ich denke, ich kann morgen am Flughafen in Tiflis dann nochmal posten - wird aber 22, 23 Uhr deutscher Zeit, fürs Frühstück am Sonntag reicht's aber, denke ich ...

Fotos mit einer etwas verdrehten Reihenfolge - sorry:

Strandpromenade

Neu-Athos

Neu-Athos

Hauptkirche in Neu-Athos

Innenraum der Kirche

Das Kloster

Blick aufs Meer
Innenraum der Kirche
Detail im Innenraum

Hübsches Wasserfällele
Korrektur am 17. Juni: Dass das mit "dass" und "das" eigentlich nicht so schwer ist, heißt noch lange nicht, dass man sich im Eifer des Gefechts nicht mal  vertippt. Das habe ich korrigiert ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen