Meine Länder

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Dienstag, 13. Juni 2017

Südsee in Istanbul

Jetzt hätte ich fast eine Umdichtung des Bonndorfer Pflumeschluckerliedes hier online gestellt, die sich auf das Fährefahren in Istanbul bezieht, aber das hätte mir in meiner Heimat Hohn und Spott eingebracht, und außerhalb hätte es kein Mensch verstanden - deswegen lasse ich es bleiben ...

Ich hatte schon einen richtigen Mist geträumt, als ich aus dem Schlaf hochschreckte - aber es war erst 20.30 Uhr gestern Abend, ich war erst eine Stunde zuvor ins Bett gegangen. Nix da mit fast das Taxi verpasst, ich legte mich in Ruhe noch einmal schlafen.

Um 23.30 Uhr klingelte der Wecker, und das hieß jetzt wirklich Aufstehen. Bääh, furchtbar ...

Ich machte mich fertig, vergaß, glaube ich nichts, checkte aus (ich zahlte in irakischen Dinar, weil ich zu viel abgehoben hatte, und in Euro und bekam Wechselgeld in Dollar, ob das Hotel mich oder sich selbst beschissen hat, weiß ich nicht genau, ist aber auch egal, es geht um ein paar Euro, passt schon).

Das Hoteltaxi zum Flughafen kam etwas verspätet, aber das war kein Problem, weil ich genug Zeit hatte. Die Anfahrt zum Flughafen war problemlos, an der Einfahrt zum Flughafen gab es dann einen vermeintlich scharfen Checkpoint (mit Aussteigen und Pro-forma-Abtastung, die aber eben wirklich nur pro forma ist) - sowas können sie dann auch sein lassen, entweder richtig oder gar nicht.

Ähnlich ging es im Flughafengebäude weiter, nach dem Zufallsprinzip wurden Leute durch die Vorkontrolle geschickt oder nicht, mein Handgepäck wollten sie durchsuchen, weil ich so etwas Verbotenes wie einen Kugelschreiber im Gepäck hatte - liebe Kurden, wenn ihr die Leute richtig kontrolliert, einverstanden, aber so einen Mist zu veranstalten, das ist einfach schwachsinnig und sorgt dafür, dass mancher Reiseblogger, der sonst wenig an eurem Autonomiegebiet auszusetzen hatte, jetzt zum Schluss nochmal was Unschönes schreiben muss. Schade.

Der Check-in selbst ging dann ohne Probleme, auch wenn sie mein Gepäck gleich bis Tiflis durchchecken, was mich kurzzeitig in Betriebsamkeit verfallen ließ, damit ich meine Kontaktlinsenflüssigkeit und -behälter raushole. Dem Check-in-Typen nickte ich zu, als er fragte, ob das "medicine" (Medizin) wäre, sonst hätte es hier womöglich wieder völlig unnötig Scherereien gegeben ...

Die grob geschätzt fünfzehnköpfige Familie vor mich konnte sich an der Passkontrolle nun überhaupt nicht auskäsen, sodass, als sie dann alle im Weg rumstanden, der Grenzer und ich uns anguckten und ich zu ihm vorging - schnell war ich ausgereist aus dem Irak.

Die eigentliche Handgepäckkontrolle kam danch, und ceterum censeo: Es sind schon mehr Menschen an den Bakterien gestorben, die sie sich einfangen, wenn sie barfuß oder in Socken über alte Teppiche laufen müssen (weil die Schuhe ausgezogen werden sollen), als durch irgendwelche Schuhbomber. Diesen Schwachsinn, liebe Kurden, müsst ihr den Amis wirklich nicht nachmachen.

Nun saß ich im Abflugbereich und hatte seit dem Frühstück am Vortag nichts gegessen, da sprang mir ein Angebot ins Auge: eine große "kurdische Pizza" mit einem Softdrink und Wasser für 13 Euro - das lasse ich mir am Flughafen gefallen ... Naja, jedenfalls grundsätzlich - die Pizza kam aus dem Vor-Sicherheitsbereich eingeflogen, ich habe schon bessere gegessen in meinem Leben, ziemlich viele sogar, aber ich war wenigstens satt (und hatte eine Flasche Wasser abgestaubt ...).

Weil die Sitzplätze am Gate begrenzt waren, setzte ich mich ans Nebengate, vergaß dort fast mein Handy in der Steckdose, eilte nochmal zurück und ging dann als einer der Letzten an Bord - die Maschine war voll, und obwohl sie mit Verspätung gelandet war, kamen wir fast pünktlich weg.

Nach eindreiviertel Stunden Flug landeten wir schon im Hellen in Ankara, der Flieger wurde schlagartig leer und nach kurzem Aufenthalt flogen wir mit einem Fünftel der Passagiere weiter nach Istanbul. Hier kamen wir deutlich vor Plan an und ich eilte zur Passkontrolle. Leider war kurz vorher eine Maschine aus Teheran angekommen, und das Ganze zog sich - natürlich stand ich in der Schlange, in der eine irakische oder syrische Familie Scherereien mit dem Grenzer hatte, sodass ich nach ziemlicher Verzögerung erst eingereist war ...

Ich gab mein Handgepäck in die Gepäckaufbewahrung (diese 3,75 € waren eine seeeehr lohnende Investition), verließ das Flughafengebäude und setzte mich in den ersten Bus (naja, eigentlich in den zweiten, aber der erste Bus war mir schon viel zu voll). Auf ging es durch den Berufsverkehr vom Flughafen in Richtung Kadiköy, wo wir nach gut eineinhalb Stunden Fahrt ankamen.

Ich marschierte auf die Fähre nach Eminönü und fuhr also von Asien nach Europa. Das Wasser heute war so wunderbar türkis, wie ich es mir in der Südsee vorstelle, fantastisch schön - abgesehen davon, dass ich die ganze Zeit aus dem Grinsen nicht herauskam, weil ich halt wieder in Istanbul war ...

Ich stieg in die Straßenbahn, fuhr hoch nach Sultanahmet, machte bei traumhaftem Wetter ein paar Fotos von Hagia Sophia und Blauer Moschee, gönnte mir einen Frühschoppen und fuhr danach die paar Stationen in Richtung Großen Basar. Ich machte einen kurzen Abstecher hinein, ging zur Süleymaniye und genoss den Blick auf Bosporus und Bosporus-Brücke (nicht zu lange, denn meine Sonnencreme war ja im Koffer - mehr als 100 ml -, sodass ich aufpassen musste).

Die Metro fand ich, fuhr über das Goldene Horn bis zum Taksimplatz, herunter mit dem Füniküler nach Kabataș - dort fand ich die Fähranlagestelle nicht, lief eine Straßenbahnstation weiter und fuhr nach Karaköy; dann stieg ich halt hier auf die Fähre.

Ich guckte im Hamsi Pub, ob die offen haben (hatten sie), und setzte mich hin - vom Ramadan merkt man hier wirklich nicht sehr viel. Eine ausreichend große Anzahl von Einheimischen rennt mit Wasserflaschen und Kleinigkeiten zum Essen in der Gegend herum, dass ich da kein schlechtes Gewissen hatte. Ich aß einen Oktopus-Salat (war okay) und einen gegrillten Fisch, der - wie immer beim Hamsi - sehr, sehr lecker war und mit 6,50 € auch preislich durchaus in sehr akzeptablem Rahmen lag ...

Ich fuhr nochmal rüber nach Europa, guckte mich nochmal im Ägyptischen Basar um (kaufte aber nix), fuhr wieder nach Asien, dichtete dabei mein Lied, und um das zu vervollständigen, fuhr ich nochmal nach Europa und zurück nach Asien. Ich stieg immer ordnungsgemäß aus und wieder ein, weil man sich die Fahrt für so circa 40 Cent ja durchaus leisten kann, auch wenn ich immer noch nicht sicher bin, ob das irgendjemand kontrolliert, ob da alle aussteigen oder nicht.

Ach Leute, sooooooo schön, da über den Bospurus zu fahren, mit Blick auf Blaue Moschee, Hagia Sophia, Topkapı, Galata-Turm, Goldenes Horn - und dann noch mit dem türkisen Wasser, das war nochmal schöner als ohnehin schon, unglaublich, dass das noch geht ... Achso, Möwen füttern wollte ich eigentlich mit einem Simit (diesem runden Teigteilchen), aber die Möwen wollten bei der Hitze wohl nicht fliegen - naja, haben sie Pech gehabt ...

Meine Rübe wurde jetzt zunehmend rot, sodass ich mich entschied, zum Flughafen zurückzufahren. Ich hatte bei der letzten Fährfahrt den Fehler gemacht, nicht die Toilette aufzusuchen (um die ganze Flüssigkeit loszuwerden), und in Kadiköy gab es keine öffentliche Toilette. Den Bus fand ich gerade nicht, also fuhr ich mit der Metro, in der Hoffnung, dass es dort Toiletten gab - gab es aber in Kadiköy nicht. Ich stieg trotzdem ein (die Metro in Asien ist relativ neu und soll in absehbarer Zeit dann wohl auch hier zum asiatischen Flughafen fahren) und fuhr bis Pendik, wo ich erstens eine Toilette fand (selten war ich bereiter, 25 Cent Toiletteneintritt zu zahlen) und dann in den Bus zum Flughafen umstieg.

So, nun sitze ich hier in der Lounge, in eineinhalb Stunden geht mein Flieger, aber das Gate werden sie erst in diesen Minuten anschreiben ...

Istanbul, es war wie immer toll, und in fünf Tagen bin ich wieder hier - zwar nur für sechs Stunden, aber das reicht hoffentlich für einmal Fähre fahren ...

Blaue Moschee

Blick von der Süleymaniye

Istanbul-Panorama hinter türkischem Wasser

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