... triffste keinen Falschen.
Normalerweise neige ich überhaupt nicht zu Gewalt, jedenfalls nicht gegen Menschen (meine Computertastatur kann ein Lied davon singen), aber heute war wirklich alles zu spät.
Der Morgen fing schon außerordentlich bescheiden an - mit Dauerregen. Von da an ging es nur noch bergab. Ich duschte und verließ das Zimmer um 7.30 Uhr - ich ließ Schlüssel und Geld im Zimmer liegen, weil ich um die Zeit niemanden wecken wollte. Wird schon gepasst haben.
Durch Nieselregen ging ich zunächst nochmal zur Bank, um 100 Dollar abzuheben (man weiß ja nie). Danach versuchte ich, diverse Taxis anzuhalten, aber keines hielt für mich. Also ging ich runter in Richtung Fluss und krallte mir einen Taxifahrer, der mich für 10 Lari (4 Euro oder so) die Viertelstunde zur Grenze fuhr.
Während wir so unterwegs waren, fing auf einmal der Himmel an, über uns zusammenzubrechen. Beim Teutates, das regnete wie aus Kübeln. Der Taxifahrer ließ mich an der Grenze raus, wollte mir noch den Koffer aus dem Kofferraum wuchten, aber ich ließ ihn sitzen, während ich mir mein Ganzkörperkondom, das meine Mutter mir in ihrer unendlichen Weisheit ins Gepäck geschummelt hatte, überzog - das Ding tat seine Wirkung ... In der ganzen Hektik ließ ich meine Amsterdam-Kappe im Taxi liegen, naja, wird sich irgendein Georgier über eine schicke Baseball-Kappe freuen, sei's drum ...
Ich lief eilig zur georgischen Polizeistation, um mich ordnungsgemäß abzumelden. Der Polizist sprach nur Georgisch und Russisch, aber bedeutete mir .- es war 8.15 Uhr oder so -, dass die Grenze erst um 10 Uhr öffnete. Das stand zwar in allen Online-Reiseführern anders, aber wer weiß, bei dem Sauwetter und keine Ahnung.
Stutzig machte mich, als gegen 8.30 Uhr der Strom der Abchasen einsetzte, die nach Georgien kamen, um dort einzukaufen, und noch stutziger machte mich, dass diverse Fußgänger, Pferdewagen und Autos sich immer wieder in Richtung Abchasien aufmachten.
Ich stand trotzdem da in der Gegend herum - wenigstens im Trockenen, auch wenn der Busunterstand immer voller wurde. Gegen 9 Uhr kam der bewegliche Verkaufswagen von dem nahegelegenen Einkaufszentrum und um diesen drängten sich dann alle, die bisher unter dem Unterstand gestanden hatten ...
Um 9.45 Uhr ging ich wieder zur Polizeistation, weil ich ja auch ein Weilchen über die Brücke bräuchte und fragte nach meinem Pass. Der Grenzer signalisierte mir, dass irgendwer irgendwen noch anrufen müsse und ich noch warten solle. Jetzt blieb ich dort stehen und fing an, die Leute zunehmend böse anzugucken - was anderes blieb mir kaum übrig ...
Nach knapp zwei Stunden, um 10 Uhr - jetzt müsste definitiv offen sein - fragte ich nochmal nach, wieder wurde ich vertröstet. Um viertel nach zehn kam dann plötzlich ein Zivilist an, blätterte in meinem Pass herum und fing an zu telefonieren. Der Grenzer, der die ganze Zeit neben mir stand, meinte dann zu mir "maximum ten minutes", nur um mir drei Sekunden später meinen Pass in die Hand zu drücken.
Dank- und grußlos machte ich - mit dem Pass in der Hand - auf dem Absatz kehrt und marschierte in Richtung Brücke.
Liebe Georgier, wenn ihr irgendjemandem weismachen wollt, dass Abchasien noch zu Georgien gehört, dann solltet ihr die Leute, die von einem Teil Georgiens in den anderen reisen wollen, nicht so völlig unnötig schikanieren - denn so wird man nicht einmal an den anderen Landgrenzen Georgiens behandelt, und ich bin ja nun weiß Gott schon aus der Türkei, aus Aserbaidschan und aus Armenien über Land nach Georgien eingereist.
Nein, natürlich wollen die Georgier es den Touristen vermiesen, ins böse Abchasien zu reisen, das mag ja taktisch klug sein, strategisch ist es einfach wenig intelligent, denn für mich wurde dadurch völlig klar, dass die Georgier Abchasien schon längst aufgegeben haben ...
Ich zerrte also meinen Koffer über die Brücke, die übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg von deutschen Kriegsgefangenen gebaut worden war, und versuchte dabei, möglichst vielen Hinterlassenschaften der Pferdewagen, die zwischen den beiden Grenzposten hin- und herpendeln, auszuweichen.
Um 10.30 Uhr kam ich in Abchasien an - und das ging gleich wieder gut los, wobei ich da nicht ganz unschuldig bin. Rechts der Straße standen ein paar Leute vor einem Kabuff, aber von links kamen Menschen, also ging ich dort hoch, wurde aber ziemlich schnell - weder besonders freundlich noch besonders unfreundlich - zurückgepfiffen - ich solle dort ins Kabuff kommen bzw. vor selbigem warten.
Das tat ich. Ich wartete und wartete und wartete, stand dort in meinem gelben Poncho in der Gegend herum und hatte offenbar einen ausreichend grimmigen Gesichtsausdruck, dass mir mehr als einmal ein Ausweis vor die Nase gehalten wurde, auf dass ich diesen kontrollieren möge. Da musste ich dann doch ab und zu grinsen.
Nach einer Stunde - inzwischen standen noch ein paar Georgier in der Gegend herum - wurde ich - am Fenster klopfend, dass ich doch jetzt bald mal kommen möge, durchgelassen. Was der Typ in der Stunde, die ich da herumstand, fabriziert hatte, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben.
Es regnete weiterhin in Strömen, als ich die paar Meter hoch lief und - wieder einmal - warten sollte, bis ich bei den Grenzern an der Reihe wäre. Ich sollte meinen Koffer aufmachen und der Soldat entblödete sich nicht, zu fragen, ob ich Drogen dabei hätte - ja, sicher, klar, du Intelligenzbestie, und dir binde ich das vor allem auf die Nase. Was soll der Scheiß eigentlich?
Kaum war ich dran, sollte ich wieder zurück und "five to ten minutes" warten. Leute, ihr wollt mich doch alle verarschen, oder? Ich meine, wenn ihr keine (westlichen) Touristen haben wollt, schreibt das doch einfach in eure tollen Konsularmerkbögen, die ihr im Internet verbreitet. Denn so, wie ihr hier den Leuten auf die Nerven geht, wird das nichts mit westlichen Touristen. Gut, in meinem Freundeskreis stehen wenige Menschen im Verdacht, ganz heiß darauf zu sein, mal nach Abchasien zu reisen, aber wenn sie mich eines Tages fragen, werde ich ihnen ganz entschieden davon abraten - und das war schon meine Meinung, ehe der ganze Dreck weiterging.
Ein anderer Grenzer/Soldat/Geheimdienstmensch/keine Ahnung holte mich ab und versuchte, ein Gespräch mit mir anzufangen - das Ganze scheiterte daran, dass er kaum Englisch und ich kaum Russisch sprach. Er schaffte es aber, auf irgendeine Karte mit arabischen Buchstaben zu zeigen und ein Stirnband anzudeuten - ob ich Terrorist sei. Zu der Zeit fand ich das Ganze noch lustig und verneinte lachend ...
Ein paar Minuten später kam ein anderer Typ rein, der einigermaßen Englisch sprach, und mir irgendwas vom Confederations Cup in Russland ausbreitete und dass sie nach gesuchten Personen suchen ...
Aha, jetzt war ich also wohl des Terrorismus verdächtig. Als er die Visa von Iran und Irak in meinem Pass entdeckte (und dabei Iran und Irak verwechselte, sehr professionell, keine Frage), war der Ofen endgültig aus. Was ich denn dort gemacht hätte, und im Sudan und so - meine Erläuterung, dass ich Tourist sei, die ich mit Fotos auf meinem Handy untermauerte, führte zu einem leichten Grinsen.
Auf dem Handy entdeckte er ein verdächtiges Bild - ah, you took a photograph of a checkpoint, also doch ein Spion - nein, das war nur ein Foto von einer Landebahn des Frankfurter Flughafens.
In der Folge schwankte er, ob ich nun Terrorist oder Spion sei, fragte nach meiner Arbeitsstätte, und als ich meinen Geldbeutel herausholte, sprach er triumphierend "money!". Ha, hab ich dich erwischt, du willst mich also bestechen! Nö, wollte ich nicht, ich zeigte ihm nur, wie dem Typen vorher, die Visitenkarte meiner Firma. Nix money, du Held.
Er telefonierte ("Iran", "Irak" verstand ich), wollte dann noch mein Gepäck angucken, woraufhin es mir dann doch zu bunt wurde, und ich ihm zu verstehen gab, dass das vollends bescheuert ist: Welcher Vollidiot von bösem Menschen hat denn im Gepäck irgendetwas versteckt, was ihn verdächtig macht??
Und überhaupt zeugt es von (un)gesundem Selbstvertrauen, wenn der Grenzer des weltpolitisch doch sehr bedeutungsvollen Abchasien der Ansicht ist, dass jemand extra aus dem Irak oder Iran oder Sudan oder sonstwo her nach Abchasien reist, um hier irgendetwas anzustellen. Für nicht weniger Selbstvertrauen spricht, dass der Abchasier meint, die Russen könnten jemanden, der beim Confederations Cup was anstellen will, nicht besser abfangen als er selbst. Manche Leute würden von Größenwahnsinn sprechen - das lasse ich jetzt mal so stehen ...
Nach zwei Stunden oder so wurde ich wieder in den Regen gejagt, wo ich weiterhin stehen bleiben sollte - wenigstens
hinter der Passkontrolle. Eine Stunde passierte nichts, außer dass Gianluca, ein in Berlin lebender Italiener, ankam und sein Verhör hinter sich brachte. Wir hatten uns kurz ausgetauscht, weil er natürlich gut Deutsch sprach, und er hatte während seines Verhörs dann gefragt, was mit mir sei - er versicherte mir anschließend, dass ich mir keine Sorgen machen müsste und "nur irgendwelche bürokratischen Sachen" noch zu bewerkstelligen sein. Ich dankte ihm für seinen ungebetenen Einsatz und wünschte ihm viel Glück.
Unterdessen verstärkte sich der Wolkenbruch noch weiter, sodass inzwischen fast die ganze Grenzstation unter Wasser stand. Nach drei Stunden Warten (nur an der abchasischen Einreise, die georgischen zwei Stunden sind da schon rausgerechnet) kam ein neuer Geheimdienst- oder Scheiß-der-Hund-was-drauf-aus-welchem-Verein-der-kommt-Typ und lud mich ins Büro der Pflanzenschutzbehörde (kein Witz!). Die erste Frage, ob das mein erster Besuch in Abchasien sei, bejahte ich: "It's my first time in Abkhazia - and my last time." ("Es ist mein erster Besuch in Abchasien - und mein letzter."), weil mir nun vollends die Hutschnur platzte. Er fragte, ob es ein Problem gebe, und ich zog erstmal zurück, weil ich meinen Standpunkt ausreichend klar gemacht hatte und nicht sofort die Verhaftung riskieren wollte - andererseits wäre es mir zu dem Zeitpunkt nicht mal so unrecht gewesen, wenn sie mich wieder zurückgeschickt hätten - dann hätte ich diesem Land nämlich nicht mein Geld in den Hals gesteckt, das ich hier an Visumgebühr und Hotel- und Lebenshaltungskosten ausgebe.
Als er die gleiche Litanei von Fragen wieder anfangen wollte, wurde ich patzig und sagte ihm, dass ich die gleichen Fragen schon beantwortet hätte. Aus irgendeinem Grund, von Vernunft will ich nicht sprechen, ließ er erstmal von mir ab und beorderte einen Grenzer (der Typ, der mit mir sprach, war in zivil), meinen Pass zu holen. Während die Grenzer nun meinen Pass suchten (meine Einreisegenehmigung ward übrigens nie mehr gesehen, dazu später mehr), versuchten sich die umstehenden Pflanzenschutzbeauftragten in Small Talk - einer war als Sowjetsoldat in Neustrelitz, was mir unter normalen Umständen eine freundliche Erwiderung abgerungen hätte. Aber hier war nichts mehr mit mir zu machen.
Als der Typ mit meinem Pass kam und "it's okay" meinte (zum Glück sagte er nicht "welcome to Abkhazia", sonst hätte ich wirklich für nichts mehr garantieren können), nahm ich den Pass, zog mein Ganzkörperkondom - wer lacht da hinten? - wieder über (das hatte ich in der Hitze des Pflanzenschutzbüros abgelegt) und marschierte - wieder dank- und grußlos - ab.
Bevor der sintflugartige Regen nun vollends alles unter Wasser setzte (und um den Zoll, die Pflanzenschutzbehörde, die Behörde für käferartige Kleintiere und den Zentralverband der abchasischen Kleingärtner nicht noch auf Ideen zu bringen), hüpfte ich in die Überschwemmung und war auf und davon (meine Füße waren bätschnass, aber das war mir sowas von egal).
Natürlich waren um 14.30 Uhr georgischer Zeit (13.30 Uhr abchasischer Zeit) und somit sechseinhalb Stunden nach meiner Ankunft am georgischen Teil der Grenze alle Direktmarschrutkas nach Suchumi schon weg. Ich überlegte gerade - es regnete wie aus Strömen, meine Füße waren nass und es wurde nicht besser - ob ich erst nach Gal fahre und mir dort eine Weiterfahrmöglichkeit suche, als neben mir ein noch weniger für den Regen ausgestatteter Taxifahrer stand, der mir seine Dienste anbot.
Wir rannten zurück zu seinem Auto, er wuchtete mein Gepäck ins Auto und ab ging die Fahrt (dass ich ihm seinen ganzen Wochenverdienst finanzierte, war mir am Ende wurscht, die 40 Euro - oder was das waren - war mir allein die schnelle Entfernung von dem Grenzposten wert).
Er hatte eindeutig zu viel laute Musik gehört, denn wenn der Typ mit dir (oder ins Telefon sprach), brüllte er, als ob wir in einer Großraumdisko wären - dabei lief nur das Radio.
Seine unbeholfenen Versuche, mit mir ins Gespräch zu kommen (mehrfach tatschte er mich von der Seite an, um mir etwas zu zeigen), gingen ins Leere, aber da ich ja wusste, was die erste Frage normalerweise ist ("Woher kommst du?"), packte ich meine gesamten Russisch-Kenntnisse aus, zeigte auf mich und sagte "Germanija".
Er zeigte auf das Lenkrad (Opel), schwärmte von "germanski maschina" und schimpfte, wenn ich das richtig verstand, auf die russischen Fabrikate. Das war der erste freundliche Abchasier, der mir begegnete (und ich glaube, er war nicht nur deswegen so freundlich, weil ich ihn finanziell sanierte ...).
Vorbei ging es - zwischenzeitlich kam sogar die Sonne raus - an vielen Denkmälern für den abchasisch-georgischen Krieg von 1992/93 und an noch mehr Kühen und dem gelegentlichen Schwein, die allesamt in der Ruhe neben oder auf der Straße standen (und ein paar Kühe lagen sogar auf der Straße) ... Lustig ...
In Suchumi lenkte ich den Typen dann mit dem Handy zu meinem Hotel; er verabschiedete sich mit Handschlag.
Die Reservierung in meinem Hotel hatte keinen Bestand, weil ich keine Vorauszahlung geleistet hatte (auf Englisch konnte mir das keiner erklären, wohin ich die überhaupt hätte zahlen sollen, wenn das technisch gegangen wäre - die Check-in-Tante sprach recht gutes Englisch, wieso sie die nicht herangelassen haben, ist mir unklar, aber sei's drum ...), aber ich könnte noch eine Suite für meine beiden Nächte hier haben.
Nun, wo kriegt man für 50 Euro die Nacht eine Suite - also nahm ich das, denn so nah am Meer wie hier in diesem Hotel kann man in Suchumi kaum wohnen. Als ich in mein Zimmer kam, stellte ich fest, dass das wirklich eine Suite ist - Wohnzimmer, Schlafzimmer und zwei Bäder ...
Da ich - wie erwartet - nicht mit Kreditkarte zahlen konnte, vereinbarten wir ("but please today") Barzahlung, sobald ich gewechselt hätte - nun war ich froh, doch noch die 100 Dollar abgehoben zu haben, denn der Geldautomat an der Bank akzeptierte meine Karte nicht, also wechselte ich die 100 Dollar.
Zwischenzeitlich suchte ich noch das Ministerium auf, das für die Visaerteilung zuständig ist - das konnte ja was werden, nach der Erfahrung des heutigen Morgens, und vor allem ohne die ausgedruckte Einladung, weil die in der Grenzstation bestimmt untergegangen und weggeschwemmt war und inzwischen wahrscheinlich schon im Inguri-Fluss in Richtung Schwarzes Meer unterwegs war.
Ich klopfte zart an - keine Antwort, ich klopfte stärker - kein Antwort, ich schlug fast die Tür ein (Scherz!) und betrat einfach den Raum, da saß der Konsularmensch und telefonierte. Er zeigte - nicht unfreundlich - auf den Stuhl vor sich und telefonierte zu Ende. Danach wollte er meinen Pass haben, fragte wie lange ich bleibe, sackte 400 Rubel ein (6 Euro) und ich erhielt mein Visum - nix da mit 10 Dollar und vor allem nix da mit in die Bank gehen, dort Geld einzahlen und danach wieder ins Ministerium zurückgehen. Dass die Visumerteilung so unbürokratisch geht, hätte ich nicht für möglich gehalten - schon gar nicht in Abchasien ...
Mit dem Einlegevisum im Pass ging ich zurück zum Hotel, zahlte - und hatte bis auf meine Kontaktlinsenflüssigkeit, die ich heute nicht erstehen konnte - jetzt den Rücken frei.
Ich suchte nach einem Restaurant fürs Abendessen, fasste zwei ins Auge, und machte mich jetzt erstmal noch die Suche nach etwas zu trinken - ich hatte den ganzen Tag noch nichts getrunken, weil ich auf das Frühstück verzichtet hatte und davon ausgegangen war, dass ich spätestens um 11 Uhr oder so schon in Suchumi sei ... Naja, typischer Fall von "denkste". Da ich nicht so unendlich viel Bargeld dabei hatte (Held, ich) und meine Geldautomat-Möglichkeiten zunächst unerreichbar schienen, verzichtete ich darauf, etwas aus der Minibar im Hotel zu nehmen (wobei 1,50 € für die Dose Cola auch bezahlbar sind ...).
Am Ende meiner Einkaufstour versuchte ich es nochmal bei der russichen Sberbank - und siehe da, es kam Geld aus dem Automaten. Juchhe, keine Geldsorgen mehr ...
Ich schaute mir - inzwischen war es etwa 17.30 Uhr (in Abchasien gilt die gleiche Zeit wie in Istanbul, während in Tiflis die gleiche wie in Moskau gilt) - die Fischkneipe auf einem Pier an, hatte mir aber vorher schon online die (nur abchasisch-/russischsprachige) Speisekarte der anderen Kneipe angeschaut und steuerte daher diese an.
In Russland (und dementsprechend wohl auch in Abchasien) bekommt man nur, was man bestellt - das ist ja an sich ein ganz vernünftiges Konzept, nur ist es schwierig, die Beilagen qualifiziert zu wählen, wenn man kaum Russisch kann. Ich bestellte also Meeresfrüchtesalat (der okay war) und gegrilltes Rindfleisch - es kam der Salat und gegrilltes Rindfleisch, aber Letzeres eben ohne Beilage. Es war essbar und durchaus nicht unwohlschmeckend, aber öfter esse ich das, glaube ich, nicht. Danach bestellte ich - es war die erste Mahlzeit des Tages - noch so eine Art Pizzabrot mit Ei und Käse, was wohl eine abchasische Spezialität ist, war auch ganz okay. Dazu trank ich drei abchasische Biere und zahlte am Ende 12 Euro, das lässt sich angehen.
Ich wackelte ins Hotel zurück und war gerade vor dem geschätzt neunzehnten Wolkenbruch am heutigen Tage im Zimmer.
Suchumi - wie sieht das hier aus? Suchumi ist eine der (wenigen) Städte, die ungefähr so aussehen, wie ich sie mir vorstellt habe: Man kann die guten, alten Zeiten des sowjetischen Seebades noch sehr deutlich erahnen, aber alles in allem ist hier doch vieles ziemlich abgewohnt - der Steg hinaus aufs Meer ist so baufällig, dass er gesperrt ist, der zweite Steg mit einem früher mal guten Restaurant sieht ziemlich heruntergekommen aus, den dritten Steg ziert ein auch schon sehr mitgenommenes schiffartiges Gebäude, während am Ende des Stegs das Fischrestaurant relativ modern aussieht.
Hier sind oft schicke, renovierte Häuser neben vielen noch unrenovierten Gebäuden, auch das Hotel nebenan - "Abkhazia" - wird gerade renoviert, während mein Hotel schon durchaus gut aussieht.
Morgen wollte ich ja einen Strandtag (am Kiesstrand) machen, aber ich fürchte, daraus wird nichts, weil hier von dem ganzen Regen ganz schön Hochwasser ist und zu allem Überfluss auch noch ein Fluss hier in der Nähe ins Meer mündet. Durch den Starkregen wird hier ziemlich viel Erde ausgespült und dann in den Fluss sowie in der Folge ins Meer transportiert, weshalb das Schwarze Meer hier gerade nicht nur ziemlich braun aussieht, sondern auch viel Zweige, Äste, Blätter und so weiter mit sich herumträgt - und in der Brühe muss ich nicht unbedingt schwimmen.
Ich werde sehen, wie ich den morgigen Tag herumbringe - und wenn es Essen und Trinken ist, soll's mir auch recht sein. Es ist aber auch möglich, dass ich Plan B auspacke und hier in das Kloster Neu-Athos fahre, das auf Fotos ganz schön aussieht. Morgen habe ich absolut keinen Plan, und das ist auch gut so, und was ich mache, wird sicher auch davon abhängen, wie das Wetter ist (leider soll's auch morgen regnen, mal sehen).
Joa, Land Nr. 120 ist mal wieder richtig Abenteuer gewesen, und Land Nr. 120 ist sicherlich eines, für das man mindestens zwölf Pferde braucht, um mich wieder hierherzukriegen, aber wenn immer alles wunderbar und glatt laufen würde, hätte ich ja nix zu erzählen ...
Gute Nacht aus Abchasien, bis morgen ...
|
Überschwemmung in Abchasien |
|
Mein Hotel |
|
Blick von meinem Balkon |
|
Strandpromenade von Suchumi |
|
Hübsches Café an der Strandpromenade |