Aber langsam ...
Nach dem gemütlichen Aufstehen (also schlafen, Muezzin, gerade wieder eingeschlafen sein, Muezzin, schlafen, dann aufstehen) duschte ich heute erstmals warm ... Die Freude hielt nur wenige Minuten, aber es war eine große Freude. Frisch gewaschen, diesmal nicht extremst erfrischt, aber dafür einigermaßen rasiert, so konnte ich auf Tour gehen. Ich ging erstmal wieder an meinen Falafelstand und verspeiste zwei dieser Teile und suchte dann ein Taxi hoch zur Zitadelle. Das war schwerer als gedacht, aber nach einigem Suchen und Ansprechen von Taxifahrern fand ich einen. Kurz davor hatte ich noch Geld abgehoben, per EC-Karte ging das natürlich nicht, aber per Kreditkarte funktionierte es problemlos. Brave Bank!
Naja, die Zitadelle ist ganz schick, aber gestern nach Jerash fiel sie halt doch ein bisschen ab. Beeindruckend ist allerdings der Blick auf die verschiedenen Hügel von Amman, das ist toll. Besonders toll ist es, wenn am Ende des Rundgangs die Muezzine anfangen und die ganzen Gesänge von den Hügels zurückgeworfen und wieder verstärkt werden. Schickes Echo ...
Naja, den Rest vom Herkules-Tempel und vom alten Palastgelände kann man sich mal angucken.
Ich ließ erst einen dreisten Taxifahrer abblitzen und mich dann von einem vernünftigeren wieder zur Rainbow Street fahren. In meinem neuen Stammlokal trank ich ein Bier und eine Cola und verspeiste ein bisschen Hummus mit Fleisch und Brot, doch, war gut essbar. (Leider berechneten sie heute den Preis laut Speisekarte für das Bier, Happy Hour war wohl noch nicht ...)
Schließlich lief ich wieder den Berg runter und hüpfte erneut in ein Taxi, diesmal zum König-Abdullah-II.-Stadion. Schließlich wollte ich heute zum Fußball. Unterwegs sprangen noch drei Jungs ins Taxi ... Als wir am Stadion angekommen waren, sicherte mir der Taxifahrer noch eine Karte (ausverkauft, allerdings hatten die ganzen Schwarzhändler gut eingekauft ...) und gab den drei Jungs mit auf den Weg, auf mich aufzupassen. Im Gedränge vor der Sicherheitskontrolle verloren wir uns natürlich, und auch wenn sie nett waren, ich musste nicht zwingend meine Zeit mit denen verbringen. Die Sicherheitskontrolle überstand ich mit Ausländerbonus problemlos (samt Tragetasche mit Trinkflasche drin) und fand auch einen schönen Sitzplatz ganz oben in der Kurve.
Kurz vor dem Spiel fingen auf einmal ein paar Leute in der Kurve an zu beten, und es wurden immer mehr. Am Ende standen da bestimmt 40, 50 Leute und beteten. Etwas unsicher wurde ich erst, als eine zweite Truppe daneben eine Betrunde aufmachte. Die beteten aber in eine andere Richtung. Ich bemühte mein Handy, suchte Amman und Mekka und merkte, dass die zweiten wohl richtiger lagen. Während des Spiels ging mir dann auf, wohin die anderen gebetet haben dürften: anscheinend nach Jerusalem.
Als die Spieler dann reinkamen und die Nationalhymnen gespielt wurde, ärgerte ich mich, dass ich mein Handy nicht draußen hatte: Man erlebt das nicht mehr so oft, dass bei der Nationalhymne 18.000 Mann den Hitl..., äh, ich meine, den rechten Arm in die Luft strecken. Da blieb mir echt die Spucke weg.
Neben mir saß ein älterer, distinguierter wirkender Mensch, neben mich setzte sich ein Vater mit zwei Kindern. Während der ersten Halbzeit quatschte der Vater mich die ganze Zeit auf Arabisch voll (wahrscheinlich kommentierte er nur die Spielzüge in seiner Sprache, so wie ich lautstark auf Deutsch das Spiel begleitete).
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte machte Jordanien überraschend das 1:0 in einem schlechten Spiel, das vor allem von der Spannung lebte. Japan war schlecht, und Jordanien war weniger schlecht bzw. für seine Verhältnisse sogar halbwegs gut. Das Spiel hat mich mit den Jordaniern vollends versöhnt. Wenn ein Land zum Teil so grausam schlechte, aber so aufopferungsvoll kämpfende Fußballspieler hat, kann es so böse nicht sein ... Auch wenn mich der Papa nebendran beim Tor nicht unbedingt auf die Backe hätte küssen müssen ...
In der 2. Hälfte fiel das 2:0, und das Stadion explodierte. Die ersten wurden übermütig, denn mein ruhigerer Nachbar meinte relativ schnell "inschallah", wobei ich ihm selbst mit meinen sehr bescheidenen Arabisch-Kenntnissen nur zustimmen konnte. Es kam, wie es kommen musste: das 2:1 fiel, und zwei Minuten später gab es Elfmeter für Japan. Ich denke, es war einer. Ist aber auch wurscht, weil der Japaner den Ball so schoss, wie es der Torwart liebt, halbhoch halb in die Ecke. Gehalten. Jubel.
Die letzten 20 Minuten holte ich mein Handy mit der Stoppuhr raus und wurde zum vielgefragten Mann im Block. Als ich die Stoppuhr ausschalte, um das Video vom Schlusspfiff zu drehen, war ich keine Sekunde zu früh. Schluss, aus, 2:1, von wegen, Japan qualifiziert sich als Erste sportlich für die WM.
Ich verabschiedete mich per Handschlag von meinem linken Nebenmann, machte mich schnell auf und davon und erlebte erstmals, wie das mit Angebot und Nachfrage bei Taxen ist: Mein Preis fürs Taxi fiel etwas höher als üblich aus, aber wirklich nur etwas, zum Glück ...
Nun bin ich hier im Zimmer, gehe gleich ins Bett, denn morgen stehe ich wohl mit dem Muezzin um 4 Uhr auf. Ich soll um 6 Uhr am Busbahnhof sein, um 6.30 Uhr geht mein Bus nach Petra. Es hätte ruhig ein etwas späterer sein dürfen, aber einen etwas späteren Bus gibt es leider nicht. Naja, mal sehen, wie ich das dann morgen handhabe: gleich nach Petra und dafür am dritten Tag zum Wadi Rum, oder erstmal erholen, oder drei Tage Petra. Ich weiß es noch nicht, aber ich werde berichten.
Nach dem gemütlichen Aufstehen (also schlafen, Muezzin, gerade wieder eingeschlafen sein, Muezzin, schlafen, dann aufstehen) duschte ich heute erstmals warm ... Die Freude hielt nur wenige Minuten, aber es war eine große Freude. Frisch gewaschen, diesmal nicht extremst erfrischt, aber dafür einigermaßen rasiert, so konnte ich auf Tour gehen. Ich ging erstmal wieder an meinen Falafelstand und verspeiste zwei dieser Teile und suchte dann ein Taxi hoch zur Zitadelle. Das war schwerer als gedacht, aber nach einigem Suchen und Ansprechen von Taxifahrern fand ich einen. Kurz davor hatte ich noch Geld abgehoben, per EC-Karte ging das natürlich nicht, aber per Kreditkarte funktionierte es problemlos. Brave Bank!
Herkules-Tempel in Amman |
Naja, den Rest vom Herkules-Tempel und vom alten Palastgelände kann man sich mal angucken.
Ausblick auf Amman von der Zitadelle |
Schließlich lief ich wieder den Berg runter und hüpfte erneut in ein Taxi, diesmal zum König-Abdullah-II.-Stadion. Schließlich wollte ich heute zum Fußball. Unterwegs sprangen noch drei Jungs ins Taxi ... Als wir am Stadion angekommen waren, sicherte mir der Taxifahrer noch eine Karte (ausverkauft, allerdings hatten die ganzen Schwarzhändler gut eingekauft ...) und gab den drei Jungs mit auf den Weg, auf mich aufzupassen. Im Gedränge vor der Sicherheitskontrolle verloren wir uns natürlich, und auch wenn sie nett waren, ich musste nicht zwingend meine Zeit mit denen verbringen. Die Sicherheitskontrolle überstand ich mit Ausländerbonus problemlos (samt Tragetasche mit Trinkflasche drin) und fand auch einen schönen Sitzplatz ganz oben in der Kurve.
Kurz vor dem Spiel fingen auf einmal ein paar Leute in der Kurve an zu beten, und es wurden immer mehr. Am Ende standen da bestimmt 40, 50 Leute und beteten. Etwas unsicher wurde ich erst, als eine zweite Truppe daneben eine Betrunde aufmachte. Die beteten aber in eine andere Richtung. Ich bemühte mein Handy, suchte Amman und Mekka und merkte, dass die zweiten wohl richtiger lagen. Während des Spiels ging mir dann auf, wohin die anderen gebetet haben dürften: anscheinend nach Jerusalem.
Als die Spieler dann reinkamen und die Nationalhymnen gespielt wurde, ärgerte ich mich, dass ich mein Handy nicht draußen hatte: Man erlebt das nicht mehr so oft, dass bei der Nationalhymne 18.000 Mann den Hitl..., äh, ich meine, den rechten Arm in die Luft strecken. Da blieb mir echt die Spucke weg.
Neben mir saß ein älterer, distinguierter wirkender Mensch, neben mich setzte sich ein Vater mit zwei Kindern. Während der ersten Halbzeit quatschte der Vater mich die ganze Zeit auf Arabisch voll (wahrscheinlich kommentierte er nur die Spielzüge in seiner Sprache, so wie ich lautstark auf Deutsch das Spiel begleitete).
In der Nachspielzeit der ersten Hälfte machte Jordanien überraschend das 1:0 in einem schlechten Spiel, das vor allem von der Spannung lebte. Japan war schlecht, und Jordanien war weniger schlecht bzw. für seine Verhältnisse sogar halbwegs gut. Das Spiel hat mich mit den Jordaniern vollends versöhnt. Wenn ein Land zum Teil so grausam schlechte, aber so aufopferungsvoll kämpfende Fußballspieler hat, kann es so böse nicht sein ... Auch wenn mich der Papa nebendran beim Tor nicht unbedingt auf die Backe hätte küssen müssen ...
Hymnen |
Die letzten 20 Minuten holte ich mein Handy mit der Stoppuhr raus und wurde zum vielgefragten Mann im Block. Als ich die Stoppuhr ausschalte, um das Video vom Schlusspfiff zu drehen, war ich keine Sekunde zu früh. Schluss, aus, 2:1, von wegen, Japan qualifiziert sich als Erste sportlich für die WM.
Ich verabschiedete mich per Handschlag von meinem linken Nebenmann, machte mich schnell auf und davon und erlebte erstmals, wie das mit Angebot und Nachfrage bei Taxen ist: Mein Preis fürs Taxi fiel etwas höher als üblich aus, aber wirklich nur etwas, zum Glück ...
Nun bin ich hier im Zimmer, gehe gleich ins Bett, denn morgen stehe ich wohl mit dem Muezzin um 4 Uhr auf. Ich soll um 6 Uhr am Busbahnhof sein, um 6.30 Uhr geht mein Bus nach Petra. Es hätte ruhig ein etwas späterer sein dürfen, aber einen etwas späteren Bus gibt es leider nicht. Naja, mal sehen, wie ich das dann morgen handhabe: gleich nach Petra und dafür am dritten Tag zum Wadi Rum, oder erstmal erholen, oder drei Tage Petra. Ich weiß es noch nicht, aber ich werde berichten.
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