... war das heute, und das lag vor allem an den Menschen, die ich heute getroffen habe. (Und der Strandspaziergang war auch toll!)
Ich schlief nicht ganz aus, denn ich hatte den Wecker gestellt und meiner Madame noch in der Nacht geantwortet, dass ich gerne um 9.30 Uhr auschecken würde. Die Kommunikation über WhatsApp ist hier in Kamerun allumfassend, aber dazu gleich mehr.
Vorher aber wollte ich den Versuch starten, noch meine SIM-Karte irgendwie für die mobilen Daten freigeschaltet zu kriegen. Ich bestellte ein Yango, das mich für nicht einmal einen Euro in die Nähe des Ortes fuhr, an dem ich gestern die SIM-Karte gekauft hatte; dort war ein Laden, über dem vom Markennamen "blue" nur noch das "e" hing - total einladender Eindruck. Ich stand davor, tippte mein Sätzchen in den Google Translator ein und marschierte danach in das ... Amt?!
Eine Madame stand - die Frauen tragen da alle wunderschöne "Uniformen", blau-weiße Kleider, die kamerunischen Kleider sind eh toll, das hatte ich schon bei meiner kamerunischen Kollegin gesehen - da am Tresen und begrüßte mich. Ich zeigte ihr mein Handy, sie sprach mich auf Französisch an, merkte aber schnell, dass ich mit Englisch glücklicher wäre. Sie bat mich in ihr Büro, das aber gerade geputzt wurde. Nach vollendetem Putzen setzten wir uns in ihr Kabuff. Ich erläuterte mein Problem, sie schaute sich meinen Status an, wirbelte an meinem Handy herum - und, buff, hatte ich mobile Daten - herrlich, wunderbar, toll!
Das, werte Leserinnen und Leser, war aber nur der technische Teil, denn Madame (ich habe leider ihren Namen nicht erfragt) und ich kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass ihre Eltern zwar aus dem französischsprachigen Teil Kameruns stammen, sie aber im englischsprachigen Teil aufgewachsen war und daher fast besser Englisch als Französisch sprach (perfekt für mich!). Wir erzählten über Gott und die Welt, sie (die wie 25 aussah!) sagte mir, sie habe fünf Kinder und sei 46 (unfassbar!!!!!!), wir sprachen über - die Leserin und der Leser mögen es glauben oder nicht - übers Stottern und über die deutsche Kolonialgeschichte in Kamerun. Sie sagte mir, dass sie sauer auf die Deutschen sei - und ich stellte mich auf Schauergeschichten aus der Kolonialzeit ein, denn die Deutschen waren ja weiß Gott auch kein Gutmenschen in dieser Zeit. Nein, nein, sie war sauer uns Deutsche, weil wir sie nach dem Ersten Weltkrieg im Stich gelassen und den Franzosen überlassen hätten! Da war ich erst einmal baff, das könnt ihr mir glauben!
Das war ein mindestens halbstündiges Gespräch, obwohl die "Arbeit" nach zwei Minuten erledigt war, und es war so wunderbar - das war die freundliche Person Nr. 1
Nun hatte ich zwar mobiles Netz, aber entschied mich, doch die paar Schritte zum Hotel zu Fuß zu gehen, denn ich wollte noch Rasierer im Carrefour kaufen. Das tat ich, entschied mich - unklugerweise, aber nicht so dramatisch schlimm - dagegen, nochmal Geld abzuheben, weil ich nicht unbedingt mit einem kamerunischen Monatslohn in der Hosentasche durch die Gegend laufen wollte (eigentlich gibt es keinen Grund zur Sorge, die Menschen hier waren bisher immer alle lieb bis zumindest neutral, aber trotzdem ...), und lief zurück zum Hotel.
Madame kam, checkte mich aus, wir fuhren mit dem Fahrstuhl runter und ich rief ein Yango. Bisher habe ich es erst einmal erlebt, dass ein Yango kam, ohne dass der Fahrer mich angerufen hätte - Freunde, ich gebe euch Abhol- und Zielort an, ich spreche kaum Französisch, ich höre euch schon rein akustisch in dem Lärm auf den Straßen nicht, was soll das? Der erste Fahrer versetzte mich komplett, der zweite rief mich auch an, kam aber trotz meines Anrufablehnens an Land und brachte mich zu Transcam, der einzigen mir bekannten Busgesellschaft, die täglich zahlreiche Busse von Douala nach Kribi im Angebot hat.
Ich stieg aus und stand ein wenig verlegen in der Gegend rum, bis mich ein Angestellter in das unscheinbare (und etwas heruntergekommene) Gebäude führte. Dort kaufte ich meine VIP-Fahrkarte für sechs Euro (den 10-Uhr-Bus hatte ich verpasst, aber der nächste sollte um 11 Uhr fahren) und setzte mich auf Anweisung ins Wartezimmer.
Auftritt freundlicher Mensch Nr. 2: Ich saß vielleicht eine Viertelstunde (der Ventilator wurde angestellt, ohne Schutzkäfig, oh weh, oh weh), da kam ein Mann mit ein bisschen Gepäck herein. Er sprach mich an, auf Französisch, merkte schnell, dass ich mit Englisch glücklicher wäre, fragte, wo ich herkomme und auf meine Antwort "Germany" meinte er trocken: "Dann können wir auch Deutsch sprechen." Wieder war ich baff.
Sylvain, so stellte sich heraus, lebt und arbeitet in Villingen-Schwenningen, keine Stunde Autofahrt von meinem Heimatort entfernt, und sprach entsprechend fast perfekt Deutsch. Unfassbar, schon wieder. Wir unterhielten uns über Kamerun und die deutsche Regierungsbildung, er hatte vor zwanzig Jahren auch mal kurz in den Konzern gearbeitet, in dem ich jetzt mein täglich Brot verdiene, die Welt ist wirklich, wirklich klein. Unglaublich.
Mein Bus hatte Verspätung, irgendwann so gegen 11.10 Uhr wurden wir aufgerufen. Sylvain hatte mir vorher erklärt, dass das Einsteigen über die Nummern erfolgt, die auf der Fahrkarte stehen - und ich hatte die niedrige Nummer 5, sodass ich als Fünfter hätte einsteigen und mir einen Sitzplatz wählen können. Nur leider war mir nicht klar, wie das mit dem Gepäckeinladen funktioniert, sodass ich viel zu spät am Kofferraum stand und dementsprechend zum Einlass zu spät kam. Irgendwo zwischen Nr. 15 und 16 durfte ich einsteigen, entschied mich dann auch noch falsch für die Rückbank, dann war es aber zu spät und ich musste ziemlich zusammengefaltet dort sitzen. Meine Sitznachbarin war glücklicherweise schmaler und sehr genügsam, denn ich drang mit meinem rechten Knie quasi dauerhaft in ihren Sitzraum ein, damit mein Beuger nicht vier Stunden lang dauerangespannt ist.
Das ging überraschend gut, auch wenn ich nur mein Köfferchen in den Kofferraum hatte packen können und sowohl meinen Rucksack als auch meine Tasche mit Wasser und Bananenchips auf meinem Schoß bzw. zwischen meinen Beinen hatte - dabei war es da eh schon eng ...
Wir fuhren zunächst gefühlt ewig aus Douala raus, aber dann durch wunderbar grüne Landschaften - die Straße, einspurig je Richtung, chargierte zwischen wunderbar glatt und Monsterschlagloch, zudem gab es in den Dörfern dazwischen auch noch üble Schwellen, sodass ich nicht nur Gefahr lief, eine Thrombose zu entwickeln, sondern auch, eine Gehirnerschütterung zu erleiden, denn mehr als einmal knallte mein Schädel an die Dachverkleidung - irgendwann kauerte ich mich dann zusammen, sobald wir über eine Schwelle fuhren, dann ging es. Hinter Edéa, nach dem Abbiegen von der Straße Douala-Yaoundé, wurde der Verkehr auch dünner, was gut so war, weil die Busfahrer die Lkws auf der Hauptstraße schon manchmal kriminell überholen - einmal hielt der Busfahrer voll auf ein entgegenkommendes Motorrad zu, bis der sich - selbstverständlich - dafür entschied, doch aufs Bankett zu fahren.
Nach ziemlich genau vier Stunden Fahrt - unterwegs hatte ich mit der Assistentin des Verwalters (oder so) geschrieben, zum Glück hatte ich mobile Daten! - kamen wir in Kribi an. Die Abholung klappte recht gut, mit Austausch von Bildern meiner Visage und des Kennzeichens, dann fuhren wir in einem schicken Auto zur Casa Germania.
Die hatte ich zwar nicht gebucht, aber hier in Kamerun firmiert die gleiche Unterkunft gerne einmal unter zwei oder drei Namen, und so scheint es auch hier zu sein. Mit Karte zahlen konnte ich meine Bude auch nicht, aber alles in allem sollte mein Geld reichen, bis ich wieder in Douala ankomme - Daumen drücken!
Mein Zimmer ist wunderbar, ich sehe hinter den ganzen Bäumen das Meer, der Wasserdruck aus dem abnehmbaren Duschkopf ist großartig, die Klimaanlage ist auch toll, das ist klasse hier.
Ich zog mich um, lief mit Handy, Schlüssel und Bargeld bewaffnet die 200, 300 Meter an den Strand und wurde erstmal von einem freundlichen Menschen mit nacktem Oberkörper begrüßt, ob ich nicht in seiner Strandkneipe ein Bier trinken wollte. Ich meinte, in einer "demi-heure" (halben Stunde, keine Ahnung, ob das korrektes Französisch ist) käme ich wieder, denn erstmal wollte ich den Strand anschauen - und der, liebe Leserinnen und Leser (und ich weiß, dass ich euch heute oft persönlich anschreibe), der konnte was ... Im Hintergrund sind zwar ein oder zwei Bohrtürme, und das Wasser ist ein wenig, nunja, bräunlich, aber ich denke mir nix dabei, denn sobald man mal drin ist, ist es herrlich. Ich hatte mir extra die Schultern noch eingeschmiert, aber die Kopfhaut vergessen, sodass ich nicht ewig im Wasser blieb.
Ich zog mich wieder an (der Wind trocknete mich ziemlich schnell) und lief zu "meiner" Strandkneipe. Zu essen bekam ich dort nix, also wurde ich zum Restaurant des angrenzenden Hotels verwiesen. Auch gut.
Ich stolperte herein und hörte schon Thüringer Dialekt - ich suchte mir zunächst einen anderen Platz, bestellte mir ein Bier und Ndolé (den Bitterspinat) mit Garnelen, aber dann überkam es mich doch, den Thüringer anzusprechen, als er gerade Servietten oder sowas holte. Ich wurde unverzüglich an deren Tisch beordert, und wir unterhielten uns über Lebensgeschichten (die beiden sind Handwerksmeister und machen hier ein bisschen was in der Pension der Frau des anderen Deutschen, eines Berliners) - und über Reisen. Insgesamt trete ich den beiden, glaube ich, nicht zu nahe, wenn ich sie nicht für Linksextremisten halte, aber freundliche Menschen Nr. 3 und 4 waren sie in jedem Fall. Das war das ein wunderbarer Abend, und ich vermute, wir sehen uns in den nächsten Tagen noch einmal wieder, dann auch mit kamerunischer Ehefrau bzw. Freundin.
Die beiden mussten dann aufbrechen, zum Essen daheim, während ich mir noch ein letztes Bierchen gönnte und ein Wasser für den Heimweg mitnahm - am Schluss zahlte ich für das Essen und drei große Biere 21 Euro, am Strand, alles bestens, alles gut, zumal das Essen lecker und heiß war!
Danach wackelte ich heim in meine Bude und habe nun diesen Blog geschrieben (und nebenher quaken die Frösche hier ...).
Achso, eins noch: Auf der Fahrt zum Mobilfunkbüro kam uns mitten in Douala ein komplett nackter Mann entgegen - keine Ahnung, was der da gemacht hat, aber das schien die Kameruner irgendwie nicht so wahnsinnig zu stören ...
Und ich fürchte, die Bilder klappen heute auch nicht, denn ich habe hier kein WLAN, und die Funkdatenverbindung ist wacklig ...
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