... habe ich heute überstanden, das gehört echt zu den übelsten, die ich je erlebt habe - aber jetzt geht es mir gut. Ich sitze trocken und gesättigt und maximal ein bisschen bedüdelt (zur Feier meines Überlebens!) in meiner Bude und freue mich schon fast wieder aufs Abendessen (auch wenn das Mittagessen auch wieder sehr lecker war).
Heute Nacht gab es keinen Stromausfall, sodass es in meiner Bude fast ein bisschen kühl wurde (obwohl ich die Klimaanlage noch um zwei Grad hochgestellt hatte), aber ich will mich nicht beklagen. Um 7 Uhr war ich wach, kurz darauf kam der junge Hausherr und holte meine Teller vom gestrigen Frühstück ab. Gegen 8 Uhr gab es Frühstück, das passte mir heute gut in den Kram. Nach dem Frühstück machte ich mich fertig und lief an den Strand. Aus einer Laune heraus schaute ich, wie weit es zu den Lobé-Wasserfällen wäre, um doch noch ein bisschen Landeskunde zu machen - Google Maps zeigte über die Straße eine knappe Dreiviertelstunde an, ich hoffte, dass es am Strand entlang nicht wesentlich weiter (und anstrengender) wäre.
Ich brach also auf, umrundete das Kap, das ich gestern schon kurz überschritten hatte und lief weiter. An dem längeren Strandabschnitt waren Fischer am Werk, danach war keine Menschenseele unterwegs - und es war vielleicht 9.30 Uhr, bestes Wetter, unglaublich!
Am Ende des Strandes häuften ein paar Männer Sand auf, den die später (auf meinem Rückweg) per Schubkarre abtransportierten. Danach kam ich an ein Hindernis, bestehend aus Felsen. Ich versuchte zunächst, auf den Felsen umherzuklettern, als mir ein gegenläufiger Strandwanderer begreiflich machte, dass es einfacher wäre, wenn ich die Abkürzung über den Trampelpfad nähme. Ich kletterte da also mit meinen Flipflops hoch (und auf dem Rückweg wieder runter, auweia!), kam auf eine einfacher zu bewandernde Felsstrecke und kam bald darauf wieder an einen Strand. Dort war mehr los, aber immer noch für die Lage und das Wetter und das Meer wenig, und als ich das Ende dieses Strandes erreicht hatte, hatte ich schon einen wunderbaren Blick auf die Lobé-Wasserfälle.
Ich durchquerte eine Nebenarm des Flusses bei einer Furt (da darf ich nie daran denken, was da in dem Wasser drin sein mag an ... Zeugs), machte Fotos vom Wasserfall und lief im Strandbogen auf diesen zu. Direkt am Wasserfall ist ein kleines Lokal, der Monsieur hatte schon offen, also setzte ich mich direkten Blickes auf diese absolute Sehenswürdigkeit an einen Tisch und zahlte für ein Bier (Frühschoppen! Deutsches Kulturgut!) und eine Ein-Liter-Flasche Cola den Wucherpreis von 4,50 Euro (3.000 Franc). In meinem Hotelrestaurant hätte ich höchstens 2.800 Franc, also 4,20 Euro, gezahlt - Saftladen!
Nein, im Ernst, ich genoss den Blick so dermaßen, beobachtete ein paar Männer beim Wäschewaschen, ein paar Touristen in den Piroges beim Zufahren auf den Wasserfall (keine Ahnung, was die gezahlt haben, aber sehr viel beeindruckender als mein Kneipenplatz kann das echt nicht gewesen sein), verließ das Lokal und wanderte zurück, weil mir kein Moto, das ich ansonsten genommen hätte, in die Arme fuhr.
Hätte ich doch nur ein Moto gesucht! Auch auf dem Rückweg begegnete ich vielen freundlichen Menschen, wieder schraubten die Kameruner die Komplexität ihres Französisch herunter, plötzlich verstand ich einigermaßen, was sie von mir wollten (ich habe gestern schon einen Anschiss von "meinen" beiden Deutschen bekommen, weil ich gesagt hatte, dass ich schlecht Französisch spräche, aber am Ende doch ein Bier und mein Essen einigermaßen auf Französisch bestellte), lehnte aber trotzdem dankend ab ...
Ich war gerade an dem längeren der beiden Strände, der der Heimat am nächsten war, als sich wie aus dem Nichts ein Hund zu mir gesellte. Ich wusste nicht so richtig, was er wollte, aber der hatte einfach Angst - denn da hinten war ein Gewitter deutlich sicht- und hörbar im Anmarsch. Monsieur Wauz lief mir ständig in den Weg, dass ich einmal fast über ihn drüberfiel, und auf einmal setzte ein Regenguss ein, wie ich ihn noch selten und unter freiem Himmel noch nie erlebt habe. Binnen Sekunden war ich bätschnass, ich hatte echt Sorge um mein Handy, weil mein Hemd vorne und hinten durchnässt war und von oben weiter Wasser duschartig nachkam, es brachte überhaupt nichts, sich unter Bäume zu stellen, weil der Regen so herniederprasselte, dass er alles Blätterwerk durchdrang.
Ich überlegte vor und zurück, entschied mich aber dann ob des näherkommenden Gewitters (der zeitliche Unterschied zwischen Blitz und Donner waren etwa fünf Sekunden, also war das Gewitter in knapp unter zwei Kilometer Entfernung), möglichst schnell meine Bude oder mein Stammlokal aufzusuchen.
Das Gewitter kam schnell näher, ich war nicht sicher, ob die Wege in meine Bude schon überschwemmt waren, also lief ich schnellen Schrittes und komplett exponiert über den Strand und fiel - nass, als hätte ich in voller Montur gebadet - in das Hotelrestaurant ein. Selbst die Kameruner schauten überrascht, wo ich jetzt noch herkam, denn es hatte jetzt schon mehrere Minuten in Strömen geregnet.
Der Regen wurde - unfassbarerweise - noch stärker, zweimal krachte es gefühlt direkt über uns, beim zweiten Mal zuckten selbst die Kameruner zusammen, weil der Donner praktisch unmittelbar auf den Blitz folgte, und ich trank erstmal ein Bierchen. Ich bestellte das gleiche Essen wie gestern Abend, die Garnelen à la kribienne, auch heute waren die total lecker, und ich hatte gerade das zweite Bier vor mir stehen, als drei deutsche Panzer anrollten. Dabei handelte sich nicht um die Bundeswehr, sondern um Zivilisten, die mit Vehikeln einparkten, die ich noch selten gesehen habe: Ein Meter vom Unterboden des Gefährts bis zum Boden, für die Dinger brauchst du fast sicher einen Lkw-Führerschein, kugelsicher sind die bestimmt auch, und den Nil kriegt man damit womöglich ebenfalls durchfahren. Unfassbar, diese Dinger, unfassbar.
Ich brach jetzt aber auf, ging unvorsichtigerweise nochmal schwimmen, mir war jetzt aber fast kühl in den nassen Klamotten, das Wasser war auch nicht so brutal warm - ja, ich, Autor dieses Blogs, habe in Zentralafrika gefroren. Darfste auch keinem erzählen, der mich kennt ...
Jetzt sitze ich erstmal gemütlich in meiner Bude, die Klimaanlage blieb zunächst aus, ist jetzt aber, da ich das nasse Hemd abgeworfen habe, wieder an, ein bisschen aufgeräumt ist schon, den Rest mache ich gleich oder morgen früh.
Mein Plan ist, dass ich um kurz nach zehn Uhr auschecke morgen und mich von dem teuren Taxi wieder zu Transcam fahren lasse. Irgendwann wird da auch ein Bus nach Yaoundé fahren, den nehme ich dann, (wieder) VIP und diesmal mit rechtzeitigem Einsteigen, und vom Transcam-Terminal in Yaoundé nehme ich dann ein Yango zu meinem Hotel - wird schon alles gutgehen, denke ich.
Mit Kamerun habe ich mich auf alle Fälle in den letzten Tagen sehr gut arrangiert, das ist schon alles okay so, alles ein bisschen anders als daheim, aber klappen tut es dann irgendwie doch. Die Menschen sind und bleiben sehr freundlich, und das Essen ist echt sehr, sehr lecker ...
Die Frage mit dem Strom und dem Wasser konnten meine beiden Handwerker gestern übrigens aufklären: Hier scheint es so zu sein, dass das Wasser aus einem Tiefbrunnen in die Tanks auf dem Dach hochgepumpt wird, und es dann mit Schwerkraft und ggf. Wasserdruckpumpe in die Wasserhähne und Duschköpfe gespeist wird (auf den Komoren war das noch anders, da war zwar Strom da, aber trotzdem kein Wasser, und es fuhren ständig Wassertanks in der Gegend herum) - wieder ein bisschen schlauer geworden ...
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Nach ein bisschen Herumschrauben am Rechner begab ich mich zum letzten Mal in die Gaststätte des Strandhotels, meine beiden Handwerker saßen schon da, die Frau des einen und die neue Freundin des anderen samt Sohn ebenfalls, und ich wurde erst einmal bedauert, weil ich mich heute Abend dagegen entschied, noch ein Bierchen mitzutrinken. Ich entschied für eine leckere Orangenlimonade, und auch heute Abend war das ein wunderbarer Tagesausklang. Essen wollte ich auch nichts mehr, mir geht es aber dank der Orangenlimonade gut (davon habe ich dann am Ende auch ein bisschen viel erwischt, aber den perfekten Punkt zum Aufhören zu finden, war auch nicht ganz einfach).
Unter großem Hallo (bzw. Wehklagen) verließ ich die Runde, ging nach Hause und duschte. Jetzt sitze ich schon auf dem Bettchen, schreibe diese Zeilen noch zu Ende und bin dann gespannt, wie das morgen funktioniert. Aber dass ich nach Yaoundé komme, daran habe ich keinen größeren Zweifel ...
Fotos dann hoffentlich endlich morgen in Yaoundé!