Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Samstag, 20. Juli 2024

In Polen ausgestiegen und sofort zurück in den Zug gestolpert

 ... bin ich heute. Ich wollte halt den Zugbegleiterinnen der Ostdeutschen Eisenbahn nicht noch mehr Fragezeichen in die Augen schreiben, wieso ich da in Krzewina Zgorzelecka kurz aus der Bahn steige, nur um eine Sekunde später wieder einzusteigen, nachdem ich polnischen Boden betreten hatte; dabei unterschätzte ich aber den Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnsteig, stand tatsächlich kurz auf polnischem Boden, stolperte aber dann mehr zurück in den Zug als dass ich wieder eingestiegen wäre, und grinste mir erstmal eins, als ich mich wieder auf meinen alten Platz geschleppt hatte. Hatte sowieso keiner gesehen, glaube ich, was mir sehr recht war ...

Ich hatte mich gestern Abend noch spontan dafür entschieden, schon am Freitag Abend in Richtung Berlin/Polen/Tschechien aufzubrechen, weil dann die Chance bestand, dass ich noch zu nicht ganz nachtschlafender Stunde im Schwarzwald ankäme. Ganz bis nach Hause komme ich dank der Deutschen Bahn natürlich nicht, aber zumindest bin ich - wenn jetzt nicht noch alles kaputtgeht - gegen 23 Uhr daheim, nachdem das Mamataxi mich um 22.30 Uhr in Neustadt abgeholt hat.

Ich ging mit einem Kollegen und einem Kumpel von ihm bei einem ziemlich guten (und ziemlich günstigen) Inder in der Hannoveraner Südstadt essen, dazu und danach am Kiosk tranken wir das eine oder andere Bier, und am Schluss musste ich mich ein bisschen beeilen, um die Stadtbahn zum Hauptbahnhof zu kriegen.

Das klappte aber alles, ich kaufte noch etwas zu trinken ein, dann stieg ich in den ICE. Die Bahn hat offenbar ihren Schaffnerinnen und Schaffner neue Anweisungen gegeben, um die Kundschaft maximal zu nerven, weil die Schaffner-Neulinge jetzt immer alle die Ausweise sehen wollen. Das ist aus mindestens zwei Gründen völlig schwachsinnig - erstens hat die Bahn erst vor kurzem die Fotos von den Bahncards heruntergenommen, die jetzt jedem diesen Aufwand ersparen würden, vor allem aber (zweitens): An wen wollen sie denn, wenn man keinen Ausweis dabei hatte (und dementsprechend weder Namen noch Adresse nachweisen kann), die Fahrpreisnacherhebung schicken? Dass die Schaffner ernsthaft jedes Mal die Bundespolizei holen wollen, halte ich nämlich für noch unwahrscheinlicher als alles andere ... Aber Hauptsache mal die Kundschaft nerven, alles super, Deutsche Bahn! (Und die Schaffnerin und der Schaffner, die ich gestern und heute gefragt habe, haben das auch mehr oder weniger eingesehen und zugegeben, dass das völliger Quark ist ...)

Nun denn, ich kam in Berlin an, fuhr bis zum Hauptbahnhof, stieg dort in den Nachtbus (!) um, die zur Köllnischen Heide fuhr, dort stieg ich in die S-Bahn nach Königs Wusterhausen. Der Plan war, mit dem Schienenersatzverkehr möglichst umständlich (aber warm und sicher) nach Lübbenau und von dort mit zwei kurzen Zug-Hüpfern über Calau nach Cottbus zu kommen, denn auf drei Stunden Aufenthalt mitten in der Nacht war ich nicht so scharf.

Ich war noch nicht ganz in Königs Wusterhausen, als ich sah, dass die kleine Bahn von Lübbenau nach Calau gestrichen war - super! Glücklicherweise war der Regionalexpress von Königs Wusterhausen nach Cottbus verspätet, sodass ich dann doch in den einstieg und mich auf drei Stunden nächtliches Cottbus einstimmte.

In Cottbus stieg ich erstmal in die falsche Richtung in den Nachtbus ein (das war tatsächlich so beabsichtigt, weil der eine Runde fährt und damit auch der Nachtbus war, der zwanzig Minuten in Richtung Altstadt fuhr). Dadurch sah ich einige der nicht gaaaanz so spannenden Stadtteile von Cottbus, ehe ich an der Stadthalle ausstieg und bei schon einsetzender Dämmerung in Richtung des Altmarkts wanderte.

Der Altmarkt in Cottbus, das muss ich sagen, hat mich sehr beeindruckt, richtig viele wunderschön renovierte Gebäudefassaden, eine Fußgängerzone mit Straßenbahn, ein schönes Kirchlein, und das alles in der Morgendämmerung - da war sehr schick!

Ich fuhr mit der ersten Straßenbahn des Tages auch wieder in die falsche Richtung, stieg an der Wendestation aber aus und fünf Minuten später wieder ein. Als ich am Bahnhof ankam, wollte der Fahrer von der Fahrradfahrerin ihre Fahrradkarte sehen, worauf die ihm unterstellte, das würde er nur "bei Deutschen machen, aber bei arabischen Menschen trauen Sie sich das nicht". Jo, da war eine erkennbare Muslima in die Bahn eingestiegen gewesen, aber die hatte mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie ich eine gültige Fahrkarte, denn wir nicht fahrradfahrende Fahrgäste waren ihm völlig wurscht. (Da war wohl beim Einsteigen schon was vorgefallen zwischen dem Fahrer und ihr, aber so saublöden Rassismus muss man dem Fahrer trotzdem nicht unterstellen …)

Der Zug aus Forst kam, ich bestätigte einem ukrainisch- oder russischsprachigen älteren Paar, dass der Zug nach Görlitz führe, und wurde dann von den - wie immer sehr freundlichen - Schaffnerinnen der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft (ODEG) kontrolliert. "Guten Morgen", nix mit Ausweisvorzeigen, auch ein Getränk wurde einem angeboten, so mag ich das …

Nach der Überquerung der Neiße waren wir in Polen, das Neißetal da zwischen Hagenwerder und Zittau ist wirklich sehr schön idyllisch, in Krzewina Zgorzelecka stand ich auf polnischem Boden (morgens um halb acht), dann ging es nochmal 20,44 Sekunden (handgestoppt!) durch Deutschland, ehe wir nach ein paar weiteren Minuten wieder endgültig für heute auf deutsches Territorium gelangten.

In Zittau stieg ich gemütlich die Bahn nach Dresden um, die ich aber in Ebersberg (Sachsen) schon wieder verließ, denn ich wollte ja einen kleinen Spaziergang zur tschechischen Grenze machten. Das tat ich auch, aber ich Illigenzbestie (das war jetzt kein Tippfehler!) hatte meinen Hut in Hannover offenbar neben den Rucksack geworfen, sodass ich mit meiner Rübe ein bisschen aufpassen musste. Ich hielt mich jeweils im Schatten, das scheint einigermaßen gutgegangen zu sein.

Ich machte ernsthafte Bilder von mir vor den beiden Grenzplaketten und vom Grenzstein, war vielleicht zehn, fünfzehn Meter tief in Tschechien und ging dann wieder zurück in Richtung Bahnhof. In Ebersberg kaufte ich mir nichts zu essen, sondern erledigte das erst in Dresden-Neustadt, wo ich mir am - ich glaube - gleichen Stand wie immer auch wie immer das Schnitzelbrötchen reinpfiff.

Die anschließende IC-Fahrt nach Leipzig war unproblematisch, dort aß ich eine Thüringer Bratwurst, die dafür, dass ich in Sachsen war, gar nicht so verkehrt schmeckte, auch wenn Banausin von Verkäuferin ernsthaft fragte, ob ich Senf oder Ketchup haben wollte, tststs …

Ich wollte eigentlich den durchgehenden ICE von Leipzig nach Freiburg nehmen, aber der war so dermaßen gerammelt voll, dass ich durch den hintersten Wagen durchging (normalerweise ist der vergleichsweise leer) und gleich wieder ausstieg.

Ich nahm einen Zug später, bei dem ich in Mainz umsteigen musste (und dann das Mamataxi anfordern würde müssen). Der Zug wurde nämlich als mittelvoll angezeigt, wäre er auch gewesen, wenn nicht der zweite Zugteil gefehlt hätte. (Und die Schaffnerin wusste nicht einmal, wieso!!!) Jetzt saß ich im Bahn-Bonus-Abteil, wo ich gerade noch einen Platz bekommen hatte, enger als in einer Sardinenbüchse, schlief zwischendurch wohl mal eineinhalb Stunden ein und sah, nachdem ich wieder aufgewacht war, dass ich den Anschluss in Mainz aufgrund seiner Verspätung zwar kriegen würde, dafür aber den Anschluss in Freiburg nicht … Auch Mist!

Noch größerer Mist war, dass es zwischenzeitlich so aussah, als ob ich einen planmäßig noch früheren, aber natürlich auch verspäteten Zug in Mainz kriegen könnte, nur um kurz vor Ankunft in Mainz zu sehen, dass der "plötzlich" zehn Minuten Verspätung aufgeholt hatte. Wollt ihr mich denn alle veräppeln, sachma?

Jetzt war mir alles wurscht, ich ging erstmal ins Pub, stellte mir ein Pint und dann noch ein Half-Pint Guinness rein (slainte!) und trippelte dann ganz gemütlich zurück zum Bahnhof. Der ICE war einigermaßen unüberfüllt, sodass ich noch ein bisschen entspannt im ICE-WLAN surfen konnte, aber in Karlsruhe standen wir fast zehn Minuten, sodass ich den Anschluss in Freiburg vergessen konnte. Sind die Leute echt zu blöd zum Einsteigen?!

Am Ende verpasste ich die S-Bahn in den Schwarzwald um sieben, acht Minuten, überbrückte die verbleibenden 52-53 Minuten noch erfolgreich und sitze nunmehr im Zug nach Hause.

Ich bin verschwitzt wie ein Biber und stinke wahrscheinlich wie eine Sau, meine Rübe ist nicht verbrannt, aber ein bisschen angerötet, Zähne geputzt habe ich wenigstens heute Morgen (immerhin!), aber das war trotzdem (oder gerade deswegen?!) eine völlig verrückte (klar, aber erwartet der Leser von mir?) und wunderbare Deutschland-Rundfahrt …

Polen und Tschechien sind das 30. und 31. besuchte Land in diesem Jahr, polnischen Boden habe ich grob geschätzt eine Sekunde, tschechischen Boden vielleicht zehn Minuten betreten gehabt, aber beides ist - im Schengenraum - komplett ausreichend. Von den Nachbarländern fehlen dieses Jahr noch Dänemark und Luxemburg, aber die kriegen wir auch noch verarztet (ist ja schon alles mehr oder weniger geplant) ...

Cottbus, Altmarkt

Cottbus, Kirche

Über die Neiße nach Polen

Deutsch-tschechischer Grenzstein

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen