... hasse ich ja wie die Pest, und wenn - wie an der Brücke über die Leiblach zwischen Lindau und Hörbranz - sowohl die "Staatsgrenze"-Plakette als auch der orangene Punkt auf der Straße (der an vielen deutsch-österreichischen Grenzübergängen die Grenze auf der Fahrbahn markiert) fehlen, dann muss das in diesem Blog höchstoffiziell gerügt werden, zumal die bis vor kurzer Zeit ausweislich Google Maps auch noch vorhanden waren ...
Nach dem intensiven Reisebuchungsabend gestern (und heute Nacht, ich ging erst um kurz nach 2 Uhr ins Bett) war die Nacht entsprechend kurz, denn ich wollte um 8.40 Uhr den Bus nehmen. Meine Ma und ich frühstückten noch, dann musste ich mich aber ein bisschen sputen, erwischte die Verbindung nach Neustadt aber problemlos.
Das heutige Ziel Österreich ist Teil der Serie "Alle deutschen Nachbarländer im laufenden Kalenderjahr", und nachdem ich bisher erst die Schweiz besucht hatte, wurde es Zeit für das zweite deutsche Nachbarland.
So voll wie heute war der Bus selten - ich hatte einen Sitzplatz, aber Leute standen (auch wenn noch der eine oder andere Platz frei gewesen wäre). In Neustadt kostete es mich ein wenig Überwindung, nicht nach Freiburg, sondern in die Gegenrichtung zu fahren, aber das schaffte ich. Die S-Bahn nach Donaueschingen hatte noch Steckdosen, danach war tote Hose mit Stromversorgung in den Zügen, was nicht ganz optimal war, da ich doch drei Gerätschaften nutzen wollte.
Sei es, wie es sei, ich stieg in Singen und Friedrichshafen um, bekam jeweils einen Sitzplatz, auch wenn das häufige Umsteigen mit dem ständigen Aus- und Einpacken der Gerätschaften ein wenig nervig war, aber die Zugverbindungen aus dem Schwarzwald in Richtung Bayern sind und bleiben einfach extrem unpraktisch.
In Lindau-Reutin stieg ich in den Bus in Richtung Oberhochsteg - das hatte ich mir kurzfristig noch so überlegt (eigentlich wollte ich zum Unterhochsteg) -, denn so bestand die (knappe) Möglichkeit, dass ich noch den Bus erwischen würde, der um 18.14 Uhr in Bonndorf ankommt. Der Bus fuhr durch Lindauer Wohnviertel, war ein paar Minuten zu spät am gewünschten Ausstiegspunkt, sodass ich zügigen Schrittes die ungefähr 500 Meter in Richtung Grenze lief.
Über diese Brücke waren meine Ma und ich wahrscheinlich damals auf der Rückfahrt aus Slowenien gekommen, als wir in Lindau beim Bayrischen Roten Kreuz einen Coronatest machen ließen, sodass mir die Gefilde nicht komplett unbekannt hätten vorkommen sollen (taten sie aber ...).
Ich schaute auf der einen Seite, ob irgendwo eine Grenzmarkierung war, sah keine, überquerte die Straße noch auf deutscher Seite, fand dort auch keine, also lief ich hinüber nach Hörbranz in Österreich, betrat österreichischen Boden, überquerte die Straße, lief zurück nach Deutschland, fand auch auf der anderen Gehwegseite (wo ich schon kurz geschaut hatte) weder Plakette noch ein Zeichen für die Grenze, ging noch einmal zurück nach Österreich und gab dann auf ...
Ich finde ja so Grenzsteine oder zumindest -plaketten offenkundig sehr schön, aber es kann kein Zweifel daran bestehen, dass ich in Österreich war, also war ich trotzdem glücklich ...
Ich gab über das Handy Lebenszeichen von mir, dann lief ich zurück zur Bushaltestelle. Der Bus kam mit einigen Minuten Verspätung, und die einzige wirklich knappe Verbindung war in Lindau ... Ich sprang nach der Ankunft am Bahnhof aus dem Bus, überquerte die Straße, ging schnellen Schrittes die Treppe zur Überführung hoch und am anderen Ende wieder runter, erwischte aber die Bahn ca. 45 Sekunden vor planmäßiger Abfahrt noch - und die fuhr sowieso verspätet los, alles gut ...
Ich stieg in Friedrichshafen und Singen um, wurde dort von einem Mann "gebeten", ihm beim Buchen einer Fahrkarte zu helfen, ich vertippte mich aber beim Eingeben seines Ziels Offenburg mehrfach (von der Seite auf den schlecht eingestellten Touchscreen, das ging nicht gut), worauf er mich anschauzte und ich zurückschnauzte und ihn stehen ließ - so ein Depp, also ehrlich!
Ich aß eine Kleinigkeit und stieg dann in den Zug nach Donaueschingen ein, dort stieg ich um in die S-Bahn nach Neustadt und konnte dort in den Bus einsteigen, nachdem "unser" Busfahrer und der Busfahrer, der die Haltestelle blockierte, sich fast gegenseitig an die Gurgel gegangen waren - aber insgesamt war "unser" Busfahrer ziemlich unentspannt ...
Um kurz nach 18 Uhr war ich in Bonndorf, stieg am Bahnhof aus, weil ich noch etwas einkaufen wollte, und lief dann die verbleibenden Meter zurück nach Hause.
Morgen habe ich nix vor, jedenfalls nichts, wofür ich das Haus verlassen müsste ...
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Bei der Lektüre des mitten in der Nacht geschriebenen Blogs fiel mir auf, dass ich nur im Schlusssatz erwähnt hatte, dass meine Ma nach Panama und Ecuador mitkommt - und aus dem Schlusssatz kann man auch die - korrekte - Schlussfolgerung ziehen, dass wir alleine unterwegs sind. Ich hatte nach der Ankunft in Bonndorf am Donnerstag Abend (meine Ma und ich versackten noch ein bisschen am Küchentisch) mit meiner Ma gesprochen (ja, wir sprechen miteinander, wenn wir versacken - Mannometer!) und sie spaßeshalber mal gefragt, ob sie nicht mitkommen will ...
Ich glaube inzwischen, am Gesicht meiner Mutter, wenn sie - automatisch - "nein" sagt, ablesen zu können, ob sie wirklich "nein" meint oder aber "eigentlich will ich doch 'Ja, ja, ja!' rufen, aber ich muss noch ein bisschen Pokerface beibehalten" - Memo an Mutter: Du hast kein gutes Pokerface ...
In der Nacht auf Freitag jedenfalls kam das "nein" so zögerlich, dass ich sie nur angrinste, sie sah mein Grinsen, grinste schief zurück, in dem Moment war das so gut wie gebongt, dass wir diese Tour machen - und keine 24 Stunden später war ja der Flug gebucht ...
So soll es sein!
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Jessi und Christian kommen auf diese Tour dementsprechend nicht mit, die wollen dieses Jahr (neben unseren, öhm, fünf noch ausstehenden gemeinsamen Reisen) noch ein bisschen in Europa sich umgucken, aber wir haben heute, als ich unterwegs war, uns noch weiter in die Feuerland-Reise reingequatscht ...
Der Samstag, 22. Februar 2025 wäre ein gutes Abflugdatum, weil wir dann ausreichend Zeit in Chile hätten, um nach Punta Arenas und auf die Fähre nach Puerto Williams zu kommen. Angeblich am letzten Sonntag jedes Monats bringt die chilenische Regierung Proviant nach Puerto Toro, den südlichsten Weiler Südamerikas (und möglicherweise, je nachdem, wie man die Containeransammlung in der Antarktis bezeichnen will, sogar der Welt), und die scheinen Touristen da kostenfrei mit hinzunehmen.
Mein bisher (global) südlichster Punkt war im Süden der neuseeländischen Südinsel bei 46° 41' südlicher Breite, Puerto Toro läge bei etwa 55° 5' südlicher Breite, also nochmal einen Quantensprung weiter südlich.
Selbst wenn das nicht klappen sollte, wäre Puerto Williams mit 54° 56' südlicher Breite oder - möglicherweise - ein Punkt auf der Fähre bei 54° 59' (Openstreetmap) oder gar bei 55° 15' (Google Maps) - so eindeutig scheint es nicht zu sein, welche Route die Fähre nimmt - sehr deutlich der südlichste Punkt meines Lebens - da werde ich es ertragen, dass ich in Chile und Argentinien schon war.
Argentinien natürlich, weil wir von Puerto Williams (Chile) nach Ushuaia (Argentinien) übersetzen wollen würden. Mal sehen, ob wir dann noch - neben den quasi obligatorischen Santiago und Buenos Aires - uns noch ein bisschen mehr im südlichen Südamerika umgucken (in Argentinien und auch in Uruguay soll es ja recht gute Steaks geben ...) ...
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Apropos Koordinaten: Im panamaischen Strandhotel werde ich wahrscheinlich den südlichsten Punkt erreichen, den ich auf dem nordamerikanischen Kontinent bisher erreicht habe, zwei Gradsekunden südlich des bisher südlichsten Punkt. Deutlich mehr als zwei Gradsekunden (nämlich mehr als fünf Grad) weiter westlich wird am Ende der Tour mein westlichster Punkt in Südamerika liegen, der war bisher in Medellín (Kolumbien) und wird jetzt bei Manta in Ecuador sein.
Achso, und das Rodizio-Lokal in Panama, von dem ich meiner Ma vorgeschwärmt habe, werden wir wahrscheinlich am Tag des Abfluges zurück nach Europa als Mittagessenlokal verwenden; dadurch, dass ich die Flüge so buchen musste, wie ich sie jetzt gebucht habe, haben wir keinen richtig schönen gemütlichen Abend in Panama-Stadt, aber auch das werden wir überleben ...
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Fotos von heute gibt es natürlich auch:
Blick aus dem Zug auf den Bodensee |
Österreich |
Blick zurück nach Deutschland und auf die Grenzbrücke |
Wieder zurück in Deutschland (angeblich ...) |
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