... haben Nina und ich am letzten Wochenende erkundet, nämlich die mir bisher völlig unbekannte Landeshauptstadt Niedersachsens ... Auweia, das war wirklich allerhöchste Zeit, ich Banause ...
Mitte der letzten Woche fuhr ich aus dem Schwarzwald zurück nach Hannover und arbeitete, bis ich am Freitag Abend den Besuch am Hannoveraner Hauptbahnhof in Empfang nehmen konnte. Nachdem wir das Gepäck in meiner Bude abgestellt hatten, machten wir noch einen kleinen Rundgang durch die Ricklinger Teiche, bevor der Abend mit Spare Ribs und Cola-Alt in meiner neuen Stammkneipe (?), dem "Rix" in Ricklingen, beschlossen wurde ...
Der Samstag stand ganz im Zeichen der Altstadt, die wir von Süden aufrollten: Wir fuhren ein paar Stationen mit der Bahn bis zum Allerweg und überquerten die Ihme (ja, das ist ein Fluss, der durch Hannover fließt) und beguckten uns dann den Schützenplatz, auf dem noch ein Jahrmarkt aufgebaut war.
Von dort ging es - vorbei am Maschsee und über den Maschpark mit tollem Blick aufs Neue Rathaus - in Richtung des Rathauses. In der Kuppelhalle des Rathauses gibt es vier Modelle der Stadt Hannover, eines aus dem 17. Jahrhundert, eines von heute und zwei weitere von unmittelbar vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Gerade die Gegenüberstellung der Modelle von 1939 und 1945 war, nun, wie soll ich sagen, sehr eindrücklich, weil gefühlt kein Haus in der Innenstadt den Krieg unbeschadet überstanden hat ...
Die Aegidienkirche, die seit dem Zweiten Weltkrieg als Ruine ein Mahnmal ist (und ein irgendwie merkwürdig schönes noch dazu), wurde mitgenommen, ehe wir - mit ersten kurzen Abstecher durch die Markthalle - in Richtung der Marktkirche liefen. Ein Spaziergang entlang der Leine (schöne Fachwerkhäuser!) folgte, es ging zur Kreuzkirche und von dort zum Kröpcke.
Mir taten die Füße schon weh, und ich hatte ein Hüngerchen (Wie? Wann ich das nicht habe? Na warte!), also entschieden wir uns, die Markthalle mal einem Härtetest zu unterziehen ... Beim Fischstand bestellten wir Scholle und Tintenfisch, beides war lecker, und ich trank einen Weißwein zum Fisch ...
Die Markthalle ist der Wahnsinn, nicht nur, weil es da drin kein Corona mehr zu geben scheint, sondern auch, weil da ein Fresstempel nach dem anderen ist, zwischendurch gibt es tatsächlich noch den einen oder anderen Gemüsestand, aber sonst wird getrunken und gegessen, was das Zeug hält. Meine Mutter wird mich verprügeln, dass sie erst bei ihrem nächsten Besuch dorthin mitnehme, weil man das schon viel früher hätte haben können ...
Der Bierstand am einen Eingang sah gemütlich aus, und wir setzten uns dorthin. Ein Bierchen wurde geschlürft, dann setzte sich ein älteres Ehepaar zu uns wie in alten Zeiten, es wurde, öhm, eine maximal einstellige Zahl weiterer Biere getrunken, ehe wir kurz vor Schließung der Markthalle selbige verließen.
Allein, wir kamen nicht sehr weit, denn es stellte sich uns ein fußballzeigendes Irish Pub in den Weg, sodass uns nichts übrig blieb, als dort einzufallen (2G, richtig schön, mal wieder ohne Maske durch ein Pub gehen zu können!) und Bundesliga zu gucken. So langsam machten sich die Biere bemerkbar, also musste ich gegen Spielende noch einen Flammkuchen verspeisen, ist doch klar!
Die Völlerei war noch nicht zu Ende, denn obwohl wir noch - Nina hatte sich eine Tageskarte für die Stadtbahn gekauft - zu meiner Arbeitsstätte fuhren, ging es dann natürlich zum Abendessen ... Zwei Kolleginnen hatten mir unabhängig voneinander ein griechisches Lokal empfohlen, und zu diesem fuhren wir ein ganzes Stück mit der Stadtbahn nach Bemerode raus.
Mitten in einem Wohngebiet ist da ein kleines Stück Griechenland, naja, okay, eher ein großes Stück, denn das Restaurant ist einerseits riesig, aber andererseits trotzdem unglaublich gemütlich. Wir Bekloppten bestellten natürlich Vorspeise und Hauptgericht, ich hatte ja vor mindestens zwei Stunden noch einen Flammkuchen verspeist ... Aber es klang halt alles so gut, und es schmeckte alles so gut, aber bevor ich platzte, musste ich einen nicht unbeträchtlichen Teil des Essens leider zurückgehen lassen, und das will etwas heißen bei mir ... Ins "Rembetiko" gehe ich aber noch einmal, und dann kommt das auch in meine Empfehlungsliste, denke ich ...
Der Heimweg wurde bewältigt, und nach diesem lauf-, essens- und bierreichen Tag fiel ich ohne Verzögerung ins Bettchen ...
Auch am Sonntag Morgen hatte Nina freundlicherweise ein Salamibrötchen geholt, und mit dieser wunderbaren Stärkung ging es in Richtung der Herrenhäuser Gärten. Eine Zwischenstation machten wir allerdings an der Leibniz-Universität, denn dessen Hauptgebäude ist nicht nur das ehemalige Welfenschloss und damit sehr ansehnlich, sondern da steht auch eine Skulptur mit den Niedersachsenross davor, und beides wollten wir uns anschauen ...
Beim Weg außenherum in Richtung Welfengarten merkten wir, dass da in den 1970er-Jahren die eine oder andere Bausünde an dem wunderbaren Welfenschloss verbrochen wurde, denn da ist teilweise übelster Zweckbau entstanden - furchtbar! Gar nicht furchtbar sind der Welfengarten und der über die Straße erreichbare Georgengarten mit der fantastischen Herrenhäuser Allee ...
Dieser Herrenhäuser Allee folgten wir - wir wurden von keiner Boccia-Kugel getroffen, obwohl es einmal knapp war, da spielten Dutzende am Sonntag Morgen - bis zum Herrenhäuser Schloss und kauften uns eine große Eintrittskarte, mit der wir erst einmal in den Großen Garten spazierten ...
"Groß" ist überhaupt kein Eindruck, das ist der helle Wahnsinn. Ich bin nun weiß Gott kein Gartenfanatiker, aber da hat es sogar mir gefallen, und im Sommer muss das noch einmal wahnsinniger sein, wenn da alles blüht ... Mir als Mathematiker gefällt halt die ganze Symmetrie in den Gartenanlagen, das ist sehr schick (auch wenn laut Museum da bewusst kleine Ungenauigkeiten eingebaut wurden ...).
Vom Balkon der Kaskade, einem der wenigen im Krieg unversehrt gebliebenen Originalbauten, hat man einen etwas erhöhten Blick auf den Großen Garten und kann dieses riesige Areal noch ein bisschen besser überblicken. Nach diesem kleinen Abstecher liefen wir auf die Glockenfontäne und danach auf die große Fontäne zu, besuchten die Sondergärten, liefen einmal um die große Fontäne herum, ich hatte mich gewissermaßen verirrt, aber Nina hielt mich in der Spur, und über das Theater und den - enttäuschenden - Irrgarten ging es zurück ins Schloss, denn dort ist eine Ausstellung zu den Welfenkönigen und der Geschichte des Großen Gartens.
Hier wiederum merkt man, dass Corona noch da ist, weil man in einem Einbahnstraßenverkehr geleitet wird, der den ganzen museumsdidaktischen Aufbau des Ganzen konterkariert, weil zusammenhängende Teile auseinandergerissen und nach einem thematisch völlig anderen Bereich noch einmal durchlaufen werden, aber sei's drum, die Füße hätten mir so oder so wehgetan.
Wir entschieden uns, unser Mittagessen in der Altstadt einzunehmen, und nachdem das afrikanische Restaurant noch geschlossen und das arabische zu laut war, entschieden wir uns für japanische Ramensuppe. Klugerweise bastelte ich mir aus der Serviette ein Lätzchen, sodass mein Hemd die Suppe unbeschadet überlebte und ich nicht wie ein kleines Kind bekleckert den restlichen Tag durch Hannover laufen musste ...
Es ging zurück zu den Herrenhäuser Gärten, denn den Berggarten hatten wir noch nicht gesehen. Abgesehen vom katastrophal organisierten Einlass ist dieser Berggarten inzwischen so eine Art botanischer Garten geworden, was mir - biologisch begabt, wie ich ... nicht (!) ... bin - nicht so richtig entgegenkam, aber so zum Angucken ist das dann doch ganz schön.
So richtig angetan hatte es uns allerdings ein alter Baum, der mal zwischenzeitlich umgekippt war und dessen Äste teilweise durch den Boden hindurchverliefen. Sehr schön, auch den Berggarten kann man sich durchaus mal angucken ...
Jetzt war ich aber definitiv fertig, sodass wir zum gemütlichen Teil übergingen und ins Irish Pub gingen, denn es gab wieder Bundesliga zu gucken ... Als wir ankamen, führten die doofen Bayern schon haushoch, sodass wir bald nach Abpfiff aufbrachen in Richtung eines angeblich georgischen Lokals.
Nun, als wir da - hoch im Norden von Hannover - ankamen, war das so eine Sportplatzgaststätte, die zudem noch nach geschlossener Gesellschaft aussah, sodass wir schnellstens wieder Reißaus nahmen und zurückfuhren. Ich hatte - nach endlicher Suche - als Plan B ein venezolanisches Lokal in Linden herausgesucht, dort fielen wir ein (Linden gucke ich mir auch mal so an, da gibt's etliche Kneipen ...) und aßen - natürlich - wieder lecker und viel zu viel ...
Die Kochbananen zur Vorspeise (mit Thunfischcreme, pulled chicken und Bohnenpampe - ja, genau die, die ich in Mittelamerika so lieben gelernt habe) waren ein bisschen arg fest gebacken, aber der Maisfladen (Arepa), der in Dönerform mit ähnlicher Füllung serviert wurde, war lecker und seeeeeeehr sättigend.
Nina verzehrte einen Mocktail, ich einen Cocktail, und dann machten wir uns wieder auf in meine Bude, schließlich musste ich am Montag wieder arbeiten, während sie wieder zurück nach Wiesbaden fuhr.
Gestern Abend war ich mit einem Kollegen was trinken, und endlich konnte ich mit den ganzen Örtlichkeiten in der Altstadt was anfangen - es war wirklich allerhöchste Eisenbahn, Hannover mal halbwegs vernünftig zu erkunden ...
Joa, und nun sitze ich im Zug in den Schwarzwald, in dem ich die nächsten zwei oder drei Wochen verbringen werde, das wird sicher auch schön ...
Große Fontäne |
Kuppelhalle im Neuen Rathaus |
Ricklinger Teich |
Gartentheater |
Leineschloss, Sitz des niedersächsischen Landtages |
Kaskade |
Blick auf Glocken- und große Fontäne |
Grotte von Niki de Saint Phalle |
Altes Rathaus |
Neues Rathaus |
Herrenhäuser Allee |
Der Baum ist umgekippt |
Fackelträger am Maschsee |
Aegidienkirche |
Marktkirche |
Leibniz-Universität |
Niedersachsenross vor der Uni |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen