Meine Länder

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Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
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Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Sonntag, 31. Oktober 2021

Auf dem Teppich bleiben

 ... sollte man auf der Burg Hohenzollern, und zwar auf dem roten - das war uns natürlich nur recht und angemessen. Ein kleines Scharmützel entwickelte sich, als Christian einen der Aufseher dort auf diese Regel hinwies, worauf dieser - korrekterweise - entgegnete, dass sich seine Fußspitzen in der Luft und keinesfalls außerhalb des roten Teppichs befanden ... So macht sich sich Freunde ...

Die Fahrt nach Kaiserslautern klappte vorzüglich, auch wenn die Umsteigezeiten sehr lang waren (das wir früher - meine Mutter lachte sich über meine Verwendung des Wortes "früher" für "vor ein paar Monaten" fast schlapp ... - anders!) und ich keinen Bus mehr bis zur Haltestelle vor der Tür von Jessi und Christian bekam. Also entschied ich mich fürs Taxi, stellte fest, dass ich nach der Taxifahrt immer noch keinen Antrag auf Privatinsolvenz stellen musste, und gab mich dem unglaublich zarten Ibérico-Schwein hin, dass die beiden mir kredenzten.

Dass dazu ein Gin Tonic verspeist wurde, versteht sich von selbst.

Am nächsten Morgen ging es - mitsamt einem kompletten Fleischkäslaib, ins Handtuch eingewickelt, auf dass er noch warm bliebe - auf die Tour in Richtung Hechingen. Mein Vorschlag, dass wir uns am Samstag gleich dort - fast "in der Nähe" von Bonndorf - trafen, war abgelehnt worden (Ibérico und so), also saß ich wie in den Rumänien-Ukraine-Zeiten hinten im Auto und navigierte gelegentlich.

Es war alles ein bisschen knapp zeitlich, auch weil wir dem Missverständnis aufgesessen waren, dass unsere Führung um 14 Uhr anfangen würde. Es gab aber gar keine Führung (außer ggf. durch eine Handy-App), und der Einlass war laut unserem Ticket für die Zeit von 14 Uhr bis 15 Uhr, sodass wir dann doch am Parkplatz noch ein Fleischkäsebrötchen (ja, das schmeckt mit süßem Senf auch sehr lecker!) inhalieren konnten, ehe wir mit dem Shuttlebus hoch zur Burg fuhren.

Die Einlasskontrolle prüfte Ticket und 3G-Nachweis, dann ging es über die spiralförmige Einfahrt hoch zum Schlosseingang. Unterwegs hatte man schon großartige Blicke auf das Umland, und besonders angetan war ich natürlich vom preußischen Hoheitsschild.

Der eine oder andere Leser wird sich jetzt fragen, was der Autor mal wieder geraucht hat, weil es da unten im Südwesten doch allenfalls Badener (Badener, nicht anders!) und Schwaben (gelegentlich auch "Sauschwoobe" genannt, auch schon hier im Blog, aber das war ja damals ein ganz besonders spezielles Exemplar) gibt, aber keine "Saupreiß'n", oder?

Die Antwort ist natürlich "doch", denn die Hohenzollernschen Lande waren bis 1945 Bestandteil des preußischen Staates, und so hieß eines der drei Länder, in 1952 die Baden-Württemberg aufgingen, auch Württemberg-Hohenzollern.

Nun, die Burg, die im 19. Jahrhundert als dritte Burg an dieser Stelle gebaut wurde, ist nicht nur wegen des Ausblicks auf die südwestliche Schwäbische Alb hübsch, sondern auch wegen der durchaus interessanten Repräsentationssäle, der ehemaligen Wohnräume und auch der beiden Kirchen dort oben.

Sehr interessant fand ich auch die Schatzkammer, aber auch in dieser darf man - wie in den Repräsentationssälen und den ehemaligen Wohnräumen nicht fotografieren, weil das - Zitat der Aufseherin, und von denen gibt es da viele - "Privatbesitz" sei. Dieses Argument wiederum finde ich - sagen wir - problematisch, denn die Wilhelms und Friedrichs und wie sie alle hießen bekamen ja die ganzen Orden und trugen die Krone ja nicht in ihrer Eigenschaft als Privatpersonen, sondern als Repräsentanten des preußischen bzw. deutschen Staates. Dass da die Hohenzollern-Sippschaft daher kommen und diese Symbole des Staates in den eigenen Sack stecken konnte, ist für mich wirklich nicht nachvollziehbar, aber war wahrscheinlich der Preis für die einigermaßen friedliche innenpolitische Entwicklung im unmittelbaren Anschluss an den Ersten Weltkrieg. (Achso, in dem Zusammenhang, die 22 Euro, die man als Eintritt an die Hohenzollern-Sippschaft abdrückt, sind natürlich auch im oberen Preissegment für so 'ne Burg ...)

Nun sei es aber, wie es sei, auch die Kasematten sind sehr interessant (und vor allem nicht so geleckt wie die übrigen Bereiche der Burg), zumal man da auch noch ein bisschen die Fundamente von datt Janze sehen kann - doch, sehr ansehnlich ...

Wir waren jetzt aber auf der Bastei herausgekommen (noch tollere Ausblicke auf die Alb!), latschten noch einmal hoch, gingen in die zweite Kirche und zogen von dannen. Wir waren nur eine gute Stunde in der Burg gewesen, aber angesichts der Fülle der Sehenswürdigkeiten kam mir die Zeit viel länger vor - doch, doch, das kann man durchaus mal machen.

Wir latschten jetzt zu Fuß - teils auf der Straße - hinunter zum Parkplatz, verspeisten noch ein Fleischkäsebrötchen und traten den Heimweg an. In Kaiserslautern gab es Toast Hawaii (aber nicht mit Scheibletten und so Gedöns, sondern mit richtigem Käse) und irgendwann nach spannenden Diskussionen ging es ins Bett.

Heute Morgen wurde gegammelt und dann noch - latürnich! - ein kurzer Ausflug in unser 30. gemeinsames Land gebucht: Am 28. Januar geht es für das Wochenende nach Lissabon, da war ich schon zweieinhalb Jahre nicht mehr, das wird mal wieder Zeit ... Das wird auch schön, glaube ich ...

Fotos von der Burg Hohenzollern wollen die Leser sehen? Kriegen sie:

Burghof

Aufgang

Ausblick

Kapelle

Preußischer Gummiadler mit Burg

Spirale

Blick zurück

Sonntag, 24. Oktober 2021

Ein bisschen peinlich

 ... ist es ja schon, dass ich heute das erste Mal seit zwei, wahrscheinlich eher fast drei Jahrzehnten in der Altstadt von Schaffhausen war, obwohl dieses schöne Städtchen keine Stunde Autofahrt von meinem Heimatort entfernt liegt ...

Nachdem meine Mutter und ich heute noch ihre Steuererklärung gemacht hatten, holte ich - da ich gerade den Bus verpasst hatte und das auch sonst eine ziemliche Odyssee geworden wäre - das Auto und fuhr nach Erzingen. Dort parkte ich und trottete auf das gegenüberliegende Gleis, wo schon eine S-Bahn stand.

Dort stieg ich ein, wir fuhren los und prompt kam die Schaffnerin. Ich zeigte meine Bahncard 100 vor, von der ich schon ziemlich sicher war, dass das alles seine Ordnung hat, war aber beruhigt, als sie das auch so sah. Der Blick auf die sanften Hügel nördlich und südlich der Bahnstrecke war wunderbar, den Rheinfall sah ich auch ganz kurz, dann waren wir schon in Schaffhausen angekommen.

Ich stieg aus und lief durch die Altstadt (einen Fotoblick auf den Munot habe ich nicht finden können, aber das war wahrscheinlich nicht das letzte Mal, dass ich in Schaffhausen war ...). Bald landete ich am Rhein und konnte feststellen, dass ich hier auf einer der ersten Etappen in Richtung Liechtenstein nach der Grenzöffnung schon gewesen war. Damals war Hochsommer gewesen, jetzt war immer noch sehr gutes Wetter - ich fand es warm, aber die Leute da an der Rheinpromenade zeigten mir in meinem Kurzarmhemd womöglich das eine oder andere Mal (hinter meinem Rücken!) den Vogel ...

Das (deutsche) Ortseingangsschild von Büsingen steht ziemlich eindeutig noch auf Schweizer Boden und sollte daher keine Wirksamkeit hinsichtlich der Geschwindigkeitsbeschränkung entfalten dürfen, mir war's wurscht, denn ich war am Grenzstein 123 angekommen. Von hier lief ich vorbei an der Nummer 122 mitten auf der Straße (in die Schweizer Straße "Im Stemmerli" kommt man nur über deutsches Gebiet), den Berg hoch zur 120, dann auf der (deutschen) Straße entlang an Schweizer Grundstücken bis zur 116, von dort einen Schlenker über eine deutsche Straße, über die der Schaffhauser Bus fährt, die 114 im Boden übersah ich fast, lief am Acker entlang, sah den Bus die Grenze queren und passierte alle Grenzsteine bis zur 106 in kurzem Abstand.

Die 105 bis 101 standen teilweise im Acker, sodass ich sie nur aus der Ferne betrachten konnte, aber an der 100 bis zur 94 lief ich wieder direkt dran vorbei, auch wenn das teilweise im Wald war und ich über den einen oder anderen Baum klettern musste (die Menschen, die mir noch auf einem Feldweg begegnet waren, als ich feinsäuberlich jeden Grenzstein dokumentierte, werden sich auch gefragt haben, wo ich denn entlaufen bin ...). Nach der 94 musste ich aber aufgeben und lief auf Schweizer Gebiet auf einem Waldweg.

Die 90 fand ich noch mitten im Wald, musste aber dann wieder umdrehen, weil direkt auf der Grenzlinie viele Bäume umgekippt waren und den Weg blockierten. Ich lief ein Stück auf Schweizer Gebiet, dann auf deutsches Gebiet hinein und lief an einer Weggabelung wieder in Richtung Schweiz ...

Bei der 84 kam ich wieder auf den Grenzsteinweg, der jetzt auch ganz gut zu begehen war, jedenfalls bis zur Nummer 81, denn jetzt ging es auf sehr kurzem Stück sehr steil nach unten. Wenn ich hier ausgerutscht und ins Rollen gekommen wäre, hätte das nicht gut geendet, also tastete ich wie auf Eiern den Abhang herunter, bis ich an der Nummer 79 Abschied von den Grenzsteinen nahm und auf bekanntem Terrain zur Bahnhof in Herblingen lief.

Meinen Zug nach Schaffhausen hatte ich gerade verpasst, 25 Minuten später kam der nächste, in Schaffhausen musste ich noch einmal eine Viertelstunde warten, landete dann aber gut in Erzingen und fuhr mit dem Auto wieder heim.

38 Grenzsteine waren das heute - juchhe!! (Achso, die Blicke auf die bunten Wälder am Rhein waren toll, und auch von der Anhöhe sah das alles sehr schick aus ...)

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Auf der Karte oben befindet sich ein orangener Klecks in Südamerika: Dieser symbolisiert Ecuador, denn meine Mutter und ich schleichen schon seit Monaten um einen Besuch in Ecuador (Quito, Guayaquil, Galápagos-Inseln) herum. Am Freitag Abend hätte ich fast schon gebucht, doch meine Mutter legte aus diversen Gründen ihr Veto ein ... Mal gucken, wann wir buchen, das Ob ist eigentlich keine wirkliche Frage ...

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Fotos von der Westgrenze Büsingens:

Grenzüberschreitendes Basketballspiel (Korb und Hecke schweizerisch, Straße deutsch)

Mülleimer, Baumabfälle, Grenzstein

Rhein und Eisenbahnbrücke in Schaffhausen

Grenzsteinpanorama

Sieben Grenzsteine auf einen Streich (aber man sieht die nicht alle gut ...)

Blick zurück auf Rhein und Schaffhausen

Grenzüberschreitender Bus

Grenzstein 142 mitten auf der Straße

22 % Gefälle am Ende der Tour

Brunnen in Schaffhausen

Donnerstag, 21. Oktober 2021

Ein sehr exotisches Ziel

... haben Nina und ich am letzten Wochenende erkundet, nämlich die mir bisher völlig unbekannte Landeshauptstadt Niedersachsens ... Auweia, das war wirklich allerhöchste Zeit, ich Banause ...

Mitte der letzten Woche fuhr ich aus dem Schwarzwald zurück nach Hannover und arbeitete, bis ich am Freitag Abend den Besuch am Hannoveraner Hauptbahnhof in Empfang nehmen konnte. Nachdem wir das Gepäck in meiner Bude abgestellt hatten, machten wir noch einen kleinen Rundgang durch die Ricklinger Teiche, bevor der Abend mit Spare Ribs und Cola-Alt in meiner neuen Stammkneipe (?), dem "Rix" in Ricklingen, beschlossen wurde ...

Der Samstag stand ganz im Zeichen der Altstadt, die wir von Süden aufrollten: Wir fuhren ein paar Stationen mit der Bahn bis zum Allerweg und überquerten die Ihme (ja, das ist ein Fluss, der durch Hannover fließt) und beguckten uns dann den Schützenplatz, auf dem noch ein Jahrmarkt aufgebaut war.

Von dort ging es - vorbei am Maschsee und über den Maschpark mit tollem Blick aufs Neue Rathaus - in Richtung des Rathauses. In der Kuppelhalle des Rathauses gibt es vier Modelle der Stadt Hannover, eines aus dem 17. Jahrhundert, eines von heute und zwei weitere von unmittelbar vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Gerade die Gegenüberstellung der Modelle von 1939 und 1945 war, nun, wie soll ich sagen, sehr eindrücklich, weil gefühlt kein Haus in der Innenstadt den Krieg unbeschadet überstanden hat ...

Die Aegidienkirche, die seit dem Zweiten Weltkrieg als Ruine ein Mahnmal ist (und ein irgendwie merkwürdig schönes noch dazu), wurde mitgenommen, ehe wir - mit ersten kurzen Abstecher durch die Markthalle - in Richtung der Marktkirche liefen. Ein Spaziergang entlang der Leine (schöne Fachwerkhäuser!) folgte, es ging zur Kreuzkirche und von dort zum Kröpcke.

Mir taten die Füße schon weh, und ich hatte ein Hüngerchen (Wie? Wann ich das nicht habe? Na warte!), also entschieden wir uns, die Markthalle mal einem Härtetest zu unterziehen ... Beim Fischstand bestellten wir Scholle und Tintenfisch, beides war lecker, und ich trank einen Weißwein zum Fisch ...

Die Markthalle ist der Wahnsinn, nicht nur, weil es da drin kein Corona mehr zu geben scheint, sondern auch, weil da ein Fresstempel nach dem anderen ist, zwischendurch gibt es tatsächlich noch den einen oder anderen Gemüsestand, aber sonst wird getrunken und gegessen, was das Zeug hält. Meine Mutter wird mich verprügeln, dass sie erst bei ihrem nächsten Besuch dorthin mitnehme, weil man das schon viel früher hätte haben können ...

Der Bierstand am einen Eingang sah gemütlich aus, und wir setzten uns dorthin. Ein Bierchen wurde geschlürft, dann setzte sich ein älteres Ehepaar zu uns wie in alten Zeiten, es wurde, öhm, eine maximal einstellige Zahl weiterer Biere getrunken, ehe wir kurz vor Schließung der Markthalle selbige verließen.

Allein, wir kamen nicht sehr weit, denn es stellte sich uns ein fußballzeigendes Irish Pub in den Weg, sodass uns nichts übrig blieb, als dort einzufallen (2G, richtig schön, mal wieder ohne Maske durch ein Pub gehen zu können!) und Bundesliga zu gucken. So langsam machten sich die Biere bemerkbar, also musste ich gegen Spielende noch einen Flammkuchen verspeisen, ist doch klar!

Die Völlerei war noch nicht zu Ende, denn obwohl wir noch - Nina hatte sich eine Tageskarte für die Stadtbahn gekauft - zu meiner Arbeitsstätte fuhren, ging es dann natürlich zum Abendessen ... Zwei Kolleginnen hatten mir unabhängig voneinander ein griechisches Lokal empfohlen, und zu diesem fuhren wir ein ganzes Stück mit der Stadtbahn nach Bemerode raus.

Mitten in einem Wohngebiet ist da ein kleines Stück Griechenland, naja, okay, eher ein großes Stück, denn das Restaurant ist einerseits riesig, aber andererseits trotzdem unglaublich gemütlich. Wir Bekloppten bestellten natürlich Vorspeise und Hauptgericht, ich hatte ja vor mindestens zwei Stunden noch einen Flammkuchen verspeist ... Aber es klang halt alles so gut, und es schmeckte alles so gut, aber bevor ich platzte, musste ich einen nicht unbeträchtlichen Teil des Essens leider zurückgehen lassen, und das will etwas heißen bei mir ... Ins "Rembetiko" gehe ich aber noch einmal, und dann kommt das auch in meine Empfehlungsliste, denke ich ...

Der Heimweg wurde bewältigt, und nach diesem lauf-, essens- und bierreichen Tag fiel ich ohne Verzögerung ins Bettchen ...

Auch am Sonntag Morgen hatte Nina freundlicherweise ein Salamibrötchen geholt, und mit dieser wunderbaren Stärkung ging es in Richtung der Herrenhäuser Gärten. Eine Zwischenstation machten wir allerdings an der Leibniz-Universität, denn dessen Hauptgebäude ist nicht nur das ehemalige Welfenschloss und damit sehr ansehnlich, sondern da steht auch eine Skulptur mit den Niedersachsenross davor, und beides wollten wir uns anschauen ...

Beim Weg außenherum in Richtung Welfengarten merkten wir, dass da in den 1970er-Jahren die eine oder andere Bausünde an dem wunderbaren Welfenschloss verbrochen wurde, denn da ist teilweise übelster Zweckbau entstanden - furchtbar! Gar nicht furchtbar sind der Welfengarten und der über die Straße erreichbare Georgengarten mit der fantastischen Herrenhäuser Allee ...

Dieser Herrenhäuser Allee folgten wir - wir wurden von keiner Boccia-Kugel getroffen, obwohl es einmal knapp war, da spielten Dutzende am Sonntag Morgen - bis zum Herrenhäuser Schloss und kauften uns eine große Eintrittskarte, mit der wir erst einmal in den Großen Garten spazierten ...

"Groß" ist überhaupt kein Eindruck, das ist der helle Wahnsinn. Ich bin nun weiß Gott kein Gartenfanatiker, aber da hat es sogar mir gefallen, und im Sommer muss das noch einmal wahnsinniger sein, wenn da alles blüht ... Mir als Mathematiker gefällt halt die ganze Symmetrie in den Gartenanlagen, das ist sehr schick (auch wenn laut Museum da bewusst kleine Ungenauigkeiten eingebaut wurden ...).

Vom Balkon der Kaskade, einem der wenigen im Krieg unversehrt gebliebenen Originalbauten, hat man einen etwas erhöhten Blick auf den Großen Garten und kann dieses riesige Areal noch ein bisschen besser überblicken. Nach diesem kleinen Abstecher liefen wir auf die Glockenfontäne und danach auf die große Fontäne zu, besuchten die Sondergärten, liefen einmal um die große Fontäne herum, ich hatte mich gewissermaßen verirrt, aber Nina hielt mich in der Spur, und über das Theater und den - enttäuschenden - Irrgarten ging es zurück ins Schloss, denn dort ist eine Ausstellung zu den Welfenkönigen und der Geschichte des Großen Gartens.

Hier wiederum merkt man, dass Corona noch da ist, weil man in einem Einbahnstraßenverkehr geleitet wird, der den ganzen museumsdidaktischen Aufbau des Ganzen konterkariert, weil zusammenhängende Teile auseinandergerissen und nach einem thematisch völlig anderen Bereich noch einmal durchlaufen werden, aber sei's drum, die Füße hätten mir so oder so wehgetan.

Wir entschieden uns, unser Mittagessen in der Altstadt einzunehmen, und nachdem das afrikanische Restaurant noch geschlossen und das arabische zu laut war, entschieden wir uns für japanische Ramensuppe. Klugerweise bastelte ich mir aus der Serviette ein Lätzchen, sodass mein Hemd die Suppe unbeschadet überlebte und ich nicht wie ein kleines Kind bekleckert den restlichen Tag durch Hannover laufen musste ...

Es ging zurück zu den Herrenhäuser Gärten, denn den Berggarten hatten wir noch nicht gesehen. Abgesehen vom katastrophal organisierten Einlass ist dieser Berggarten inzwischen so eine Art botanischer Garten geworden, was mir - biologisch begabt, wie ich ... nicht (!) ... bin - nicht so richtig entgegenkam, aber so zum Angucken ist das dann doch ganz schön.

So richtig angetan hatte es uns allerdings ein alter Baum, der mal zwischenzeitlich umgekippt war und dessen Äste teilweise durch den Boden hindurchverliefen. Sehr schön, auch den Berggarten kann man sich durchaus mal angucken ...

Jetzt war ich aber definitiv fertig, sodass wir zum gemütlichen Teil übergingen und ins Irish Pub gingen, denn es gab wieder Bundesliga zu gucken ... Als wir ankamen, führten die doofen Bayern schon haushoch, sodass wir bald nach Abpfiff aufbrachen in Richtung eines angeblich georgischen Lokals.

Nun, als wir da - hoch im Norden von Hannover - ankamen, war das so eine Sportplatzgaststätte, die zudem noch nach geschlossener Gesellschaft aussah, sodass wir schnellstens wieder Reißaus nahmen und zurückfuhren. Ich hatte - nach endlicher Suche - als Plan B ein venezolanisches Lokal in Linden herausgesucht, dort fielen wir ein (Linden gucke ich mir auch mal so an, da gibt's etliche Kneipen ...) und aßen - natürlich - wieder lecker und viel zu viel ...

Die Kochbananen zur Vorspeise (mit Thunfischcreme, pulled chicken und Bohnenpampe - ja, genau die, die ich in Mittelamerika so lieben gelernt habe) waren ein bisschen arg fest gebacken, aber der Maisfladen (Arepa), der in Dönerform mit ähnlicher Füllung serviert wurde, war lecker und seeeeeeehr sättigend.

Nina verzehrte einen Mocktail, ich einen Cocktail, und dann machten wir uns wieder auf in meine Bude, schließlich musste ich am Montag wieder arbeiten, während sie wieder zurück nach Wiesbaden fuhr.

Gestern Abend war ich mit einem Kollegen was trinken, und endlich konnte ich mit den ganzen Örtlichkeiten in der Altstadt was anfangen - es war wirklich allerhöchste Eisenbahn, Hannover mal halbwegs vernünftig zu erkunden ...

Joa, und nun sitze ich im Zug in den Schwarzwald, in dem ich die nächsten zwei oder drei Wochen verbringen werde, das wird sicher auch schön ...

Große Fontäne

Kuppelhalle im Neuen Rathaus

Ricklinger Teich

Gartentheater

Leineschloss, Sitz des niedersächsischen Landtages

Kaskade

Blick auf Glocken- und große Fontäne

Grotte von Niki de Saint Phalle

Altes Rathaus

Neues Rathaus

Herrenhäuser Allee

Der Baum ist umgekippt

Fackelträger am Maschsee

Aegidienkirche

Marktkirche

Leibniz-Universität

Niedersachsenross vor der Uni

Sonntag, 10. Oktober 2021

Vom gesunden Menschenverstand

 ... reden die Politiker gerne, wenn es darum geht, dass Polizisten und Zöllner mehr oder weniger willkürlich Entscheidungen treffen. Ich war da schon immer skeptisch, weil ich gerade bei Fußballspielen ab und zu mal mit Polizisten zu tun hatte, bei denen man sehr großzügig sein musste, um ihnen einen gesunden Menschenverstand (oder auch nur Menschenverstand) zuzusprechen.

So ein besonderes Prachtexemplar eines kriminalistisch hochbegabten Zöllners erwischte ich bei meiner heutigen Wanderung, die - wen überrascht das noch? - an etlichen Grenzsteinen vorbeiführte.

Ich hatte vor, dem Grenzverlauf durch die relativ große Grenzübergangsstelle in Gottmadingen zu folgen (was vielleicht keine so clevere Idee war), aber da ist ziemlich viel eingezäunt und auch da, wo die Grenze verläuft, sah ich auf Anhieb keine Grenzsteine. Nun stand ich dabei allerdings ein oder zwei Minuten in der Gegend herum und versuchte zu eruieren, ob irgendwo im Boden noch Grenzmarkierungen oder so etwas wären. Diese Zeit, die ich herumstand, machte mich in den Augen des hochbegabten Kriminalisten verdächtig ...

Er hielt mich - stets korrekt im Ton und keineswegs unfreundlich - an, fragte, wo ich herkomme und hinwolle, was ich gemacht hätte (Grenzsteine gucken, sehr verdächtig!), und meinte feststellen zu müssen, dass ich mich ja hier gar nicht auskenne. Jetzt antwortete ich doch einigermaßen entgeistert, dass ich halt Karten dabeihätte. Natürlich ging die ganze Filzerei zu Ende, ohne dass der Zöllner Schmuggelgut fand, aber ein bisschen frage ich mich halt schon, wie bescheuert ich hätte sein müssen, um - wenn ich tatsächlich etwas hätte schmuggeln wollen - anstelle der gefühlt 137 unüberwachten Wanderwege ausgerechnet den Straßenübergang zu wählen und mich dann auch noch so "verdächtig" zu verhalten ...

Heute Morgen schlief ich erst einmal aus (ich war ja gestern gemütlich in den Schwarzwald gefahren und dann waren wir sehr gemütlich im "Kranz" versackt) und verpasste dazu den Bus um 10.40 Uhr, mit dem ich sonstwohin hätte fahren können (naja, nein, eigentlich nur bis Neustadt, aber von dort halt quasi in die weite Welt ...). Jedenfalls entschied ich mich dann unter der Dusche, in Richtung Schweiz zu fahren. Ich holte das Auto meiner Mutter und fuhr nach Rötenbach, wo ich den Zug erwischte, in den ich in Neustadt hätte steigen können.

Über Donaueschingen und Singen fuhr ich in die Schweiz hinein und stieg - als einziger Fahrgast - in Herblingen aus. Von dort lief ich Richtung der nordwestlichen Ecke der Enklave Büsingen. An der Straße entlang (die Straße liegt geradeso auf Schweizer Gebiet) marschierte ich die Grenzsteine ab, bis ich zu einer Abzweigung kam, wo die Straße links schweizerisch ist und die abbiegende Straße deutsch ... Ich finde sowas ja immer wieder lustig ...

Weiter ging es, einmal hätte ich durch den Wald und durchs Gebüsch gemusst, da lief ich dann zurück zur Straße, von der ich nach einiger Zeit abbog und dann um ein Feld herum lief. Das Feld war schweizerisch, das Gebiet bis zum Wald auch, aber ich lief die Abkürzung und nicht direkt an den Grenzsteinen entlang.

Wege direkt an den Grenzsteinen entlang wechselten sich mit Situationen ab, in denen ich nicht quer durchs (noch nicht abgeerntete) Feld latschten wollte ... Irgendwann verließ ich dann aber die Enklavengrenze und wanderte in Richtung der Grenze zwischen der Schweiz und dem deutschen Mutterland.

Dabei kam ich durch den Regionalen Naturpark Schaffhausen, erreichte dann aber wieder eine Straße, an der ich einige hundert Meter entlanglief, bis die Straße einen Schlenker von der Grenze wegmachte, während ich über den Feldweg weiterlief.

Den steilen Weg durch den Wald hinunter direkt zur Grenze wollte ich nicht gehen, also lief ich außenherum, geriet in die Zollkontrolle und traute mich dann nicht mehr so richtig, im Bereich des Grenzübergangs durch die Gegend zu latschen, sodass ich durch den westlichen Teil von Bietingen lief, die Bundesstraße unterquerte und zu dem Punkt lief, an dem der Grenzstein zwischen den beiden Gleissträngen der Eisenbahnlinie zu liegen scheint.

Ich verließ kurzzeitig Deutschland, erreichte ganz kurzzeitig wieder deutsches Gebiet, ehe ich die Gleise unterquerte, aber dann beim besten Willen keinen Grenzstein entdeckte. Nun hatte ich genug und lief auf dem mehr oder weniger schnellsten Weg (und unter Mitnahme eines weiteren aus der Nähe betrachteten Grenzsteines) zum Bahnhof in Bietingen.

Als ich da ankam, fuhr gerade ein Zug ein, den ich gar nicht auf der Rechnung hatte, ich sprang in diesen, aber das brachte mir nicht viel, weil ich in Singen bzw. in Engen dann doch auf den Zug warten musste, den ich von vorneherein angepeilt hatte. Ein letztes Mal stieg ich in Donaueschingen, bevor wir pünktlich - mit einer Gruppe sehr pubertierender Mädchen und Jungs im Zug - in Rötenbach ankamen und ich mit dem Auto heimfahren konnte.

Jetzt gucke ich Football und freue mich darüber, dass ich die 1.500 Kilometer seit dem 5. April 2020 nach etwas mehr als eineinhalb Jahren geknackt habe, genauer gesagt sind es 1.511,29 Kilometer, von denen 1.437,19 km im Schwarzwald erreicht wurden ... Ob die 1.500 Schwarzwald-Kilometer bis Jahresende noch schaffe, muss ich mal gucken ...

Alter Grenzstein von 1839

Links: Schweizer Straße mit Schweizer Schildern, rechts: deutsche Straße mit deutschen Schildern

Schöne Grenzsteinkette

Definitiv ein Kandidat für eine Grenzbereinigung

Blick auf die Eisenbahnlinie Singen-Schaffhausen

Ganz einfach: Wald deutsch, Feld schweizerisch

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Im Zickzack durch Europa

 ... fliegen Nina und ich über Ostern 2022, denn es geht auf die Färöer. Die Färöer waren schon seit einigen Jahren auf unser Agenda, irgendwie klappte es nicht richtig, aber heute haben wir - spontan, wie es unser Markenzeichen ist - Nägel mit Köpfen gemacht.

Und so fahre ich am Gründonnerstag nach Wiesbaden, übernachte bei ihr, ehe wir am Karfreitag um 7 Uhr mit KLM (mit denen ich erstmals fliege!) von Frankfurt nach Amsterdam fliegen. Von dort geht es nach Kopenhagen und von dort schließlich - mit der färöischen Fluggesellschaft Atlantic Airways - nach Sorvagur auf den Färöern, wo wir um 13.40 Uhr ankommen.

An Ostermontag geht es um 10.25 Uhr über Billund (Legoland soll dort sein, habe ich mir sagen lassen ...) und Amsterdam wieder zurück nach Frankfurt. In Frankfurt kommen wir so gegen 18.40 Uhr an, sodass ich möglicherweise sogar noch in den Schwarzwald oder nach Hannover käme, aber ich denke, das entscheide ich dann spontan.

Ein bisschen arg spontan war die Flugbucherei vielleicht dann doch, denn wir haben die Rechnung ohne die Busfahrpläne gemacht - die Färinger sind offenbar ein wenig arg österlich unterwegs, sodass an Karfreitag und Ostersonntag keine Busse fahren. Wir behelfen uns jetzt so, dass ich eben noch ein (teures) Mietauto gebucht habe, denn so sind wir richtig flexibel und können in dem Untersee-Kreisverkehr, den wir uns natürlich anschauen werden, auch zwei oder drei Runden drehen oder so ... (Und wenn da an Ostern kein Mensch unterwegs ist, kann man vielleicht sogar mal stehen bleiben oder so; wir werden sehen ...)

Beim Hotel haben wir dagegen - jedenfalls für färöische Verhältnisse, so glaube ich - ein richtiges Schnäppchen gemacht, denn wir wohnen im Hilton Garden Inn für einen sehr bezahlbaren Preis (wiederum "sehr bezahlbar" für skandinavische Verhältnisse) und haben für einen geringen Aufpreis sogar Meerblick ...

Die Färöer sind ein autonomes Gebiet, das zum Königreich Dänemark gehört (so wie Grönland), sodass sie zwar für meine Länderliste keine neue Nummer sind, aufgrund ihrer Autonomie aber gesondert aufgelistet werden. Und außerdem sind die Färöer das letzte Gebiet, das ich besuche, dessen Fußballverband Mitglieder der UEFA ist .... Ich bin so gespannt!

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Heute habe ich mal wieder einen ziemlich bekloppten Feierabendausflug gemacht: Ich fuhr nach Feierabend nach Lüneburg, kam dort aber erst im Dunkeln an, machte also einen kleinen Stadtspaziergang bei Nacht, merkte dann, dass ich mir die Stadt definitiv nochmal im Hellen anschauen sollte, merkte ferner, dass ich noch Hunger auf ein Fischbrötchen hatte und fuhr dann kurzentschlossen nach Hamburg.

An den Landungsbrücken in St. Pauli marschierte ich wieder zur Brücke 10, die angeblich bis 22 Uhr offen haben sollte, sie hatte auch noch auf, und so verspeiste ich dort zwei Brötchen mit Bismarckhering und ein Astra, wie es sich gehört ....

Jetzt sitze ich im ICE zurück nach Hannover ...

Lüneburg I

Lüneburg II

Rathaus von Lüneburg

Dienstag, 5. Oktober 2021

Eine Eintagsfliege weniger

 ... werde ich kurz nach Mitternacht an Heiligabend in meiner Länderliste habe, denn bisher war ich nur an einem einzigen Tag, nämlich dem 8. März 2004, in dem Land, das damals noch Mazedonien hieß. Die übrigen Länder, an denen ich nur an einem einzigen Tag war, sind - für den Fall, dass es überhaupt irgendjemanden interessiert - Andorra (30. Oktober 2001), Libanon (22. Dezember 2009), Lesotho (13. Juni 2010), Transnistrien (19. Dezember 2010), Paraguay (20. Juni 2014), Botswana (8. September 2016) und Ghana (18. März 2017), wobei ich in Ghana seither zweimal ohne Einreise umgestiegen bin.

Jetzt fliegen meine Mutter und ich also am 23. Dezember mit der Abendmaschine von Hannover nach Wien und mit knapper Umsteigezeit von Wien nach Skopje. In Skopje kommen wir planmäßig um 0.10 Uhr an Heiligabend an. Ich habe uns - man gönnt sich ja sonst nix - ein Fünf-Sterne-Hotel mit Spa gebucht, damit wir auch bei schlechtem Wetter Freude an Weihnachten haben ...

Sollte uns der Hafer stechen (und wann tut er das nicht, fragt sich mancher Leser), könnte man auch einen kleinen Ausflug nach Albanien oder ins nahegelegene Kosovo oder ins fast genauso nahegelegene Serbien machen, wir werden sehen ...

Am 26. Dezember jedenfalls geht es zu einer sehr angenehmen Zeit zurück, nämlich gegen 15 Uhr, und wir landen um 19 Uhr in Hannover, nachdem wir wieder in Wien umgestiegen sind. Diese sehr praktischen Flugzeiten, die es uns erlauben, aus dem Weihnachtswochenende wirklich die meiste Zeit herauszuholen, und der unglaublich gute Preis (wir fliegen mit Austrian für unter 130 Euro pro Person) sorgten dafür, dass ich wenige Stunden nach Finden dieses Angebots dieses auch buchen musste, sonst hätte ich mir ja einen Loch in den Bauch geärgert ... (Wie, man ärgert sich ein Loch anderswo hin? Das hier ist doch ein Familienblog, höhö ...).

Meine Mutter wird dann wahrscheinlich am 19. Dezember zu mir hochfahren, und dann fahren wir zusammen an Silvester in den Schwarzwald, diese Zugfahrten - und den Transfer vom Flughafen zum Hotel - muss ich noch buchen, aber Rom ist ja auch nicht an einem Tag erbaut worden ...

Somit wird - nach dem coronabedingten Ausrutscher 2020 - auch 2021 wieder Weihnachten im Ausland gefeiert, und es macht mir immer wieder Spaß, die Städte aufzuzählen, in denen wir seit 2010 Heiligabend verbracht haben:

  • Vilnius, Litauen (2010)
  • Kalavasos, Zypern (2011)
  • Brüssel, Belgien (2012)
  • St. Malo, Frankreich (2013)
  • Algier, Algerien (2014)
  • Marseille, Frankreich (2015)
  • Belfast, Nordirland, Vereinigtes Königreich (2016)
  • Sarajevo, Bosnien-Herzegowina (2017)
  • Tunis, Tunesien (2018)
  • London, England, Vereinigtes Königreich (2019)
  • Bonndorf im Schwarzwald, Deutschland (2020)
  • Skopje, Nordmazedonien (2021)

Sonntag, 3. Oktober 2021

Lars Klingbeil und Volker Wissing

 ... sind es am Ende geworden, kein Olaf Scholz und kein Christian Lindner, aber der spontane Ausflug nach Berlin hat sich doch gelohnt. Also, "spontan" in dem Sinne, dass ich zum zweiten Mal an diesem Wochenende in Berlin gelandet bin ...

Was faselt der denn da wieder? Der wollte doch nach Hamburg, oder?

Jepp, wollte er, doch auf dem Weg nach Hamburg kam er (ohje, jetzt spreche ich schon in der dritten Person von mir, Lothar Matthäus lässt grüßen ...) auf die Idee, dass er nach Krabbenbrötchen & Co. nach Berlin durchstarten könnte.

Erstmal aber fuhr ich mit der S-Bahn nach St. Pauli zu den Landungsbrücken und marschierte zur Brücke 10 ganz hinten, weil dort der Fischbrötchenstand meiner Wahl war. Im Vergleich zum März, als ich mit meiner Mutter hier war und tote Hose herrschte, war gestern die Hölle los: In Hamburg gibt's kein Corona mehr, jedenfalls nicht auf den Landungsbrücken ...

Wie immer regte ich mich über Menschen auf, die in aller Seelenruhe über die Landungsbrücken schlenderten und sich mir dabei vorsätzlich in den Weg stellten - ich will doch noch nach Berlin, Mann ey!

An der Brücke 10 war eine lange Schlange, aber das heißt doch, dass es gut ist, oder? Ich stellte mich an, wartete, wartete und bestellte dann ein Astra und ein Krabbenbrötchen. Das Ganze schleppte ich hoch auf das Oberdeck und setzte mich da an einen Hochtisch. Das Krabbenbrötchen war ein Hochgenuss, das Astra auch, und weil ich noch nicht genug hatte, nahm ich noch ein Weg-Matjesbrötchen mit ... Das, Freunde der Sonne, war absolut fantastisch!

Ich fuhr mit der Fähre 62 (proppenvoll!) nach Finkenwerder, stieg dort in die Buslinie 150 nach Altona (wieder ging es durch den Elbtunnel, das finde ich sooooooo toll, vor allem, wenn der Bus einen Audi rechts überholt ...) und fuhr von Altona dann nach Berlin ...

Ziemlich genau um 20 Uhr kam ich in Berlin an, machte meine übliche Runde am Kanzleramt und am Bundestag vorbei zum Brandenburger Tor, dann zum Holocaust-Mahnmal (im Dunkeln ist das wirklich unheimlich ...) und schließlich durch die Wilhelmstraße zu Unter den Linden. Einem Blick aufs hellerleuchtete Brandenburger Tor folgte der Abstieg in die U-Bahn, denn ich wollte zum Roten Rathaus und "Mutter Hoppe", wo meine Ersatzoma Legenden zufolge schon als Telefonistin eingesprungen war ...

Nun, der Ober war überraschend freundlich, das Bier und die Fassbrause war gut, der "Latschen" Kalbfleisch war so solala, aber die Berliner Apfelküchle (sic, "-küchle") waren wirklich lecker. Da unten im Keller war's mir aber viel zu warm, sodass ich gegen 22 Uhr Reißaus nahm. Was tun mit dem angefangenen Abend in Berlin? Den "frühen" Zug gegen 22 Uhr hatte ich verpasst, also musste ich ohnehin den späten Zug kurz nach Mitternacht nehmen und hatte noch locker zwei Stunden Zeit.

Ich erinnerte mich, dass es eine interessante Story zur ehemaligen Berliner Exklave Steinstücken gibt und dass im Zuge der Grenzbereinigung im Kalten Krieg eine Situation geschaffen wurde, von der mir in der Welt keine vergleichbare bekannt ist: Um die Exklave Steinstücken mit dem Berliner "Mutterland" zu verbinden, wurde eine Straße von DDR-Gebiet zu Berliner Gebiet (anschließend begrenzte die Berliner Mauer diese Straße zu beiden Seiten). In dem Zusammenhang wurde eine Brücke über eine Bahnstrecke zum Politikum - man einigte sich schließlich darauf, dass die Brücke selbst und der Luftraum darüber zu Berlin fällt, während die Gleise unten, der Boden darunter und der Luftraum zwischen Gleisen und Brücken bei der DDR (und damit nach der Wende bei Brandenburg bleibt).

Ein- und derselbe Punkt auf einer Karte kann hier also zu Brandenburg oder zu Berlin gehören, abhängig davon, auf welcher Höhe er liegt - so eine horizontale Grenzziehung kenne ich sonst nirgends.

Also fuhr ich mit der S-Bahn zum Griebnitzsee, lief über Gebiet der Uni Potsdam dorthin (erschreckte einige Menschen mit meiner Anwesenheit) und vollführte dann den Ententanz des Honigkuchenpferdes, also ich auf der Stahnsdorfer Brücke stand - also auf Berliner Gebiet - und wusste, dass unter mir (!) brandenburgisches Gebiet ist. Ich, ein Spinner? I wo!

Ich lief über die zu Berlin gehörige Verbindungsstraße, lief ein Stück in den Wald hinein, war wieder in Brandenburg, lief zurück, war wieder in Berlin, lief über die Brücke wieder nach Brandenburg und stieg schließlich in die S-Bahn zum Hauptbahnhof in Potsdam ein, weil ich genauso gut dort in den ICE steigen konnte.

Der ICE hatte allerdings 40 Minuten Verspätung, sodass ich noch später als ohnehin gedacht wieder in Hannover war, ich wunderte mich allerdings, wieviel in Hannover am Sonntag Morgen um 4 Uhr (!) noch los ist, fuhr mit der Straßenbahn heim und fiel ins Bett.

Zehn Stunden später hatte ich ausgeschlafen, ging ins Bad und stellte fest, dass ich - wenn ich mich jetzt beeile - noch zur Pressekonferenz nach den Sondierungsgesprächen zwischen SPD und FDP in Berlin sein könnte. Ich duschte also schnell (ja, ich kann auch schnell duschen, Mutter!) und ging zur Straßenbahn.

Auch heute hatten alle Züge Verspätung, also entschied ich mich für den (späteren) ICE, der aber trotzdem vor dem IC ankam, sprang in Berlin in die Straßenbahn und fuhr schon an einer Traube von Journalisten vorbei, als ich am Nordbahnhof ausstieg.

Ich war ein bisschen spät dran, hatte aber Glück, weil die Politiker sich auch verspäteten. Als die beiden Generalsekretäre dann aus einer anderen Richtung als der erwarteten kamen, stand ich den ganzen Fotografen im Weg, sodass ich schnell aus selbigem lief.

Joa, und dann guckte ich den beiden bei ihrer Pressekonferenz zu, verfolgte Herrn Klingbeil dann noch zurück zum Besprechungsort, fuhr dann aber zurück zum Hauptbahnhof und sitze jetzt im ICE nach Berlin im Bordrestaurant, weil der Zug gerammelt voll war ...

Das war ein tolles Wochenende und trotzdem ein ziemlich entspannendes, das war echt schick ...

Und weil im Zug sitze und der in umgekehrter Wagenreihung fährt, halt heute die Fotos auch mal wieder in umgekehrter Reihung ... 

 

Volker Wissing

... und Lars Klingbeil

Wartende Journalisten

Stahnsdorfer Brücke (saugeil!)

Alex

So'n Tor

So'n Tag

So'n Amt

So'n Hafen

So'ne Wolken

So'n Hamburger Mittagssnack