... sollte man auf der Burg Hohenzollern, und zwar auf dem roten - das war uns natürlich nur recht und angemessen. Ein kleines Scharmützel entwickelte sich, als Christian einen der Aufseher dort auf diese Regel hinwies, worauf dieser - korrekterweise - entgegnete, dass sich seine Fußspitzen in der Luft und keinesfalls außerhalb des roten Teppichs befanden ... So macht sich sich Freunde ...
Die Fahrt nach Kaiserslautern klappte vorzüglich, auch wenn die Umsteigezeiten sehr lang waren (das wir früher - meine Mutter lachte sich über meine Verwendung des Wortes "früher" für "vor ein paar Monaten" fast schlapp ... - anders!) und ich keinen Bus mehr bis zur Haltestelle vor der Tür von Jessi und Christian bekam. Also entschied ich mich fürs Taxi, stellte fest, dass ich nach der Taxifahrt immer noch keinen Antrag auf Privatinsolvenz stellen musste, und gab mich dem unglaublich zarten Ibérico-Schwein hin, dass die beiden mir kredenzten.
Dass dazu ein Gin Tonic verspeist wurde, versteht sich von selbst.
Am nächsten Morgen ging es - mitsamt einem kompletten Fleischkäslaib, ins Handtuch eingewickelt, auf dass er noch warm bliebe - auf die Tour in Richtung Hechingen. Mein Vorschlag, dass wir uns am Samstag gleich dort - fast "in der Nähe" von Bonndorf - trafen, war abgelehnt worden (Ibérico und so), also saß ich wie in den Rumänien-Ukraine-Zeiten hinten im Auto und navigierte gelegentlich.
Es war alles ein bisschen knapp zeitlich, auch weil wir dem Missverständnis aufgesessen waren, dass unsere Führung um 14 Uhr anfangen würde. Es gab aber gar keine Führung (außer ggf. durch eine Handy-App), und der Einlass war laut unserem Ticket für die Zeit von 14 Uhr bis 15 Uhr, sodass wir dann doch am Parkplatz noch ein Fleischkäsebrötchen (ja, das schmeckt mit süßem Senf auch sehr lecker!) inhalieren konnten, ehe wir mit dem Shuttlebus hoch zur Burg fuhren.
Die Einlasskontrolle prüfte Ticket und 3G-Nachweis, dann ging es über die spiralförmige Einfahrt hoch zum Schlosseingang. Unterwegs hatte man schon großartige Blicke auf das Umland, und besonders angetan war ich natürlich vom preußischen Hoheitsschild.
Der eine oder andere Leser wird sich jetzt fragen, was der Autor mal wieder geraucht hat, weil es da unten im Südwesten doch allenfalls Badener (Badener, nicht anders!) und Schwaben (gelegentlich auch "Sauschwoobe" genannt, auch schon hier im Blog, aber das war ja damals ein ganz besonders spezielles Exemplar) gibt, aber keine "Saupreiß'n", oder?
Die Antwort ist natürlich "doch", denn die Hohenzollernschen Lande waren bis 1945 Bestandteil des preußischen Staates, und so hieß eines der drei Länder, in 1952 die Baden-Württemberg aufgingen, auch Württemberg-Hohenzollern.
Nun, die Burg, die im 19. Jahrhundert als dritte Burg an dieser Stelle gebaut wurde, ist nicht nur wegen des Ausblicks auf die südwestliche Schwäbische Alb hübsch, sondern auch wegen der durchaus interessanten Repräsentationssäle, der ehemaligen Wohnräume und auch der beiden Kirchen dort oben.
Sehr interessant fand ich auch die Schatzkammer, aber auch in dieser darf man - wie in den Repräsentationssälen und den ehemaligen Wohnräumen nicht fotografieren, weil das - Zitat der Aufseherin, und von denen gibt es da viele - "Privatbesitz" sei. Dieses Argument wiederum finde ich - sagen wir - problematisch, denn die Wilhelms und Friedrichs und wie sie alle hießen bekamen ja die ganzen Orden und trugen die Krone ja nicht in ihrer Eigenschaft als Privatpersonen, sondern als Repräsentanten des preußischen bzw. deutschen Staates. Dass da die Hohenzollern-Sippschaft daher kommen und diese Symbole des Staates in den eigenen Sack stecken konnte, ist für mich wirklich nicht nachvollziehbar, aber war wahrscheinlich der Preis für die einigermaßen friedliche innenpolitische Entwicklung im unmittelbaren Anschluss an den Ersten Weltkrieg. (Achso, in dem Zusammenhang, die 22 Euro, die man als Eintritt an die Hohenzollern-Sippschaft abdrückt, sind natürlich auch im oberen Preissegment für so 'ne Burg ...)
Nun sei es aber, wie es sei, auch die Kasematten sind sehr interessant (und vor allem nicht so geleckt wie die übrigen Bereiche der Burg), zumal man da auch noch ein bisschen die Fundamente von datt Janze sehen kann - doch, sehr ansehnlich ...
Wir waren jetzt aber auf der Bastei herausgekommen (noch tollere Ausblicke auf die Alb!), latschten noch einmal hoch, gingen in die zweite Kirche und zogen von dannen. Wir waren nur eine gute Stunde in der Burg gewesen, aber angesichts der Fülle der Sehenswürdigkeiten kam mir die Zeit viel länger vor - doch, doch, das kann man durchaus mal machen.
Wir latschten jetzt zu Fuß - teils auf der Straße - hinunter zum Parkplatz, verspeisten noch ein Fleischkäsebrötchen und traten den Heimweg an. In Kaiserslautern gab es Toast Hawaii (aber nicht mit Scheibletten und so Gedöns, sondern mit richtigem Käse) und irgendwann nach spannenden Diskussionen ging es ins Bett.
Heute Morgen wurde gegammelt und dann noch - latürnich! - ein kurzer Ausflug in unser 30. gemeinsames Land gebucht: Am 28. Januar geht es für das Wochenende nach Lissabon, da war ich schon zweieinhalb Jahre nicht mehr, das wird mal wieder Zeit ... Das wird auch schön, glaube ich ...
Fotos von der Burg Hohenzollern wollen die Leser sehen? Kriegen sie:
Burghof |
Aufgang |
Ausblick |
Kapelle |
Preußischer Gummiadler mit Burg |
Spirale |
Blick zurück |