Meine Länder

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Sonntag, 18. Juli 2021

Alle neune

Juchhe, ich mag mir endlich mal eine Artikelüberschrift gemerkt, die mir durch den Kopf geschossen ist, und das, obwohl ich den Blogeintrag erst mit einem Tag Verspätung schreibe ... Gestern war ich soooo kaputt ...

Nachdem ich am Freitag Abend noch aus dem Schwarzwald nach Hannover gefahren war, stellte ich mir für gestern Morgen den Morgen - grässlich, sowas, am Wochenende, aber ich wollte ja das Kunststück vollbringen, erstmals in einem Kalenderjahr alle neune Nachbarländer der Bundesrepublik Deutschland zu besuchen. Nachdem ich am 13. März Österreich, am 14. März die Schweiz, am 23. Mai in Luxemburg und Belgien, am 13. Juni die Niederlande, am 20. Juni Frankreich und am 27. Juni Tschechien und Polen besucht hatte, stand gestern Dänemark auf dem Programm ...

Ich fuhr also um kurz vor acht mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof in Hannover und stieg in den ICE nach Hamburg. Eigentlich sollte ich in Hamburg-Dammtor umsteigen, aber am Hauptbahnhof stand der Regionalexpress nach Flensburg noch am Gleis gegenüber, sodass ich kurz abwog, schon am Hauptbahnhof aus dem Zug stieg und in den Regionalexpress einstieg.

Das war eine gute Entscheidung, denn der Regionalexpress fuhr vor dem ICE weiter zum Dammtor, sodass ich den RE nicht mehr gekriegt hätte ...

Es ging übers flache Land, aber auf einmal kam eine unnatürliche Steigung, denn es ging über die Rendsburger Hochbrücke. Ich saß leider auf der falschen Seite des Zuges (soviel Auswahl hatte es nicht gegeben an Sitzplätzen), aber konnte trotzdem - nach einem tollen Blick auf den Nord-Ostsee-Kanal, den die Brücke quert - einen kurzen Blick auf die Hochbrücke selbst werfen ... Das Ding sieht schon ziemlich cool aus, und vor allem die Schleife, die der Zug fahren muss, damit er auf der richtigen Höhe im Rendsburger Bahnhof ankommt, ist eine interessante Konstruktion ...

Gegen 11.40 Uhr kam ich in Flensburg am Bahnhof an und hatte die Buslinie 1, die nach Krusau in Dänemark fahren sollte, gerade verpasst (fahrplanmäßig), also wartete ich zwanzig Minuten, bis um eins vor zwölf der nächste Bus fuhr. Am Flensburger Hafen vorbei ging es, am Ostseebad vorbei, über Wassersleben (mit Strand, an dem ich später baden wollte) zur Kupfermühle. Plötzlich war da ein Stau kurz vor der Grenze, aber anstatt sich ordentlich in den Stau zu stellen, drehte der Bus plötzlich um und fuhr in Richtung Flensburg, machte aber an der Station "Kupfermühle Grenze" Halt.

Ich ging nach vorne. Halb stellte ich fest, dass, halb fragte ich, wieso der Bus nicht nach Dänemark führe. Die Fahrerin war ein bisschen belustigt und meinte, dass sie schon seit zwei Jahren nicht mehr nach Dänemark führen. Öhm, ja, dann könnte man das ja zumindest in den Online-Fahrplänen oder an den Bushaltestellen oder - vor allem - am Bus kenntlich machen, denn der zeigte brav "Krusau, DK" als Reiseziel an ...

Nun denn, mir blieb nichts anderes übrig, als auszusteigen, die Straße zu überqueren und auf dem Rad-/Fußgängerweg in Richtung Dänemark zu marschieren. Um 12.33 Uhr überquerte ich die Grenze (mit Grenzstein, auf dem "D" für "Dänemark" und "DR" für "Deutsches Reich" steht). An der Grenzkontrollstelle suchte ich Augenkontakt zu dem einen Grenzer, der zwei arme Leutchen gerade die Einreise verweigerte. Der war aber eben beschäftigt, sodass mein Blick auf den Grenzer schweifte, der die Autos kontrollierte - der zeigte Daumen hoch, ich zeigte Daumen hoch, und schon war ich auch ganz offiziell in Dänemark eingereist.

Möglicherweise hat der Typ gedacht, ich wär Däne oder Schleswig-Holsteiner, denn für die Bewohner des Grenzlandes ist kein Test (bzw. Impfung) vorgeschrieben, wahrscheinlich hat er aber einfach gedacht, dass von einem Wanderer keine so große epidemiologische Gefahr ausgehen wird - den Impfpass hatte ich aber natürlich dabei, schließlich galt ich seit gestern ganz offiziell als doppelt geimpft ...

Ich hüpfte vor Freude ein bisschen in der Gegend herum, bog aber gleich nach rechts in die Nebenstraße ab, die recht bald in einen (schönen) Wanderweg überging. Insgesamt war ich auf der gesamten Tour kaum 500 Meter von der Grenze entfernt, aber ich war definitiv in Dänemark ...

Ich stand auf dem Grenzbrückchen über das Flüsschen Krusau (das hier dänisch war, aber zwei Meter weiter zu einem zeitweise rein deutschen Fluss wurde, bevor die Krusau dann auf dem letzten Stück Grenzfluss ist), als das erste Mal ein Polizeiauto an mir vorbeifuhr ... Ich hatte schon fast den Impfpass im Anschlag, aber die fuhren einfach weiter - so ganz verstehe ich den Sinn dahinter jetzt nicht, dass sie da patrouillieren, aber dann nicht kontrollieren, aber sei's drum, vielleicht werden nur die verfolgt, die panisch vor der Polizei wegrennen ...

Ich lief ein Stück des Gendarmenstieges entlang, der einst der Weg der dänischen Grenzer war, auch wenn der erste Wegweiser direkt in ein Brennnesselfeld zu führen schien. Das war aber nur der Vorwegweiser gewesen, sodass es ein paar Meter weiter auf einem guten Weg weiterging.

Plötzlich stand ich vor einem Tor im Zaun (überhaupt haben die Dänen da entlang der Grenze ganz schön viele Zäune, tsts), aber zum Glück konnte ich das öffnen und ungehindert weiterlaufen, wenige Meter von der Grenze entfernt. Ich sah noch einen Grenzstein (D/DR, immer noch sehr ungewohnt ...), dann einen schönen Rastplatz (mitsamt einem Stapel Feuerholz zum Grillen, sehr praktischer Service ...) und kam schon bald - ziemlich unvermittelt (und nachdem nochmal ein Polizeiauto an mir vorbeigefahren war, als ich gerade an der Tür im Zaun nach Deutschland stand ...) - an die Flensburger Förde.

Wow, das ist schon schick, wenn du dann aus dem Wald kommst und an der Ostsee stehst. Ich überlegte, ob ich gleich an dem kleinen Steinsträndchen auf dänischer Seite ins Wasser springe, denn der Strand in Wassersleben schien recht voll, als ich im Bus dran vorbeifuhr, ließ es aber dann sein und strebte dem Grenzübergang Schusterkaste entgegen.

Der Grenzübergang Schusterkate ist der östlichste Grenzübergang zwischen Deutschland und Dänemark und die einzige (!) Grenzbrücke zwischen den beiden Ländern. Hier ist alles, was das Grenzsteinmonster sich wünschen kann: Grenzsteine an beiden Brückenköpfen, eine genaue Grenzmarkierung auf der Brücke und im Wasser neben der Brücke, in den Nationalfarben gefärbte Seile auf dem Brückengeländer - hier war ich glücklich, hier wollte ich sein ... Herrlich!!

Aber auch die schönste Zeit auf einer Grenzbrücke geht irgendwann vorüber, sodass ich weiterlief und nach einigen hundert Metern - vorbei an einem außen komplett (und nur) auf Dänisch beschriebenen Supermarkt - am Strand in Wassersleben, das zur Gemeinde Harrislee gehört, ankam.

Ich Intelligenzbestie hatte alle Badehosen fein säuberlich im Schwarzwald im Schrank, aber keine einzige in Hannover, und natürlich hatte ich, weil ich dachte, ich hätte welche in Hannover, keine Badenhosen aus dem Schwarzwald mitgenommen. Nun denn, da musste ich eben improvisieren und hatte also eine vernünftige schwarze Unterhose (ohne sichtbaren "Schiesser"-Schriftzug ...) als Badehosenersatz an ...

Ich legte direkt unterhalb des DLRG-Standes ab und watete ins (flache) Wasser ... Es war herrlich, sooooooooo herrlich ... Die Wassertemperatur  war sicher nicht Badewanne, aber deutlich wärmer als befürchtet, sodass das sicher nicht der limitierende Faktor sein würde für die Zeit, die ich im Wasser bleibe ...

Nachdem ich in brusttiefes Wasser gekommen war und gemütlich planschen konnte (der Boden war ein bisschen schlickig, aber das war nicht schlimm), war alles bestens: Ich guckte ein paar Jungs beim Wasser-Football-Spielen zu und genoss es, in der Ostsee zu baden - soooooo schön ...

Wenn ich allein unterwegs bin und schwimmen gehe, habe ich immer ein bisschen Schiss, dass mir jemand meine Badeklamotten klaut (wie weiland dem Herrn Gauland ...), sodass ich öfter einen Blick auf meinen Rucksack warf (aber wenn einer den geklaut hätte, hätte ich ja auch nichts machen können) ...

Nach der Erfrischung ging ich aus dem Wasser, duschte mich kurz am Strand ab (sehr vorbildlich, dass da eine Dusche ist, vielen Dank!), trocknete mich mit dem - klug, wie ich bin, mitgebrachten - Handtuch ab, zog mir dann auch eine - klug, wie ich bin, mitgebrachte - trockene Unterhose an, lief barfuß auf die Strandpromenade und zog mir dann auch Socken und Schuhe wieder an ...

Den einen Bus zurück in die Stadt verpasste ich knapp, entschied mich dann doch dagegen, am Strand ein Flens zu trinken (weil die Schlange am Kiosk so lang war), und fuhr zwanzig Minuten später mit dem nächsten Bus zum Schifffahrtsmuseum.

Selbiges ließ ich aber links liegen, denn ich wollte zu Bens Fischhütte am Hafen. Als ich da anfang, war schon eine längere Schlange, aber da die Google-Bewertung bei fast sensationellen 4,8 von 5 Punkt liegt, gönnte ich mir die Anstellzeit ...

Ich bestellte ein - vielbesungenes - Backfrischbrötchen und - ich hatte kaum gefrühstückt und jetzt war es schon 14 Uhr - ein Krabbenbrötchen sowie - latürnich! - ein Flens. Ja, 15 Euro sind nicht wenig Geld, aber da sind 7,50 Euro fürs Krabbenbrötchen dabei, und auch wenn das nicht soooo üppig belegt war wie das 11 Euro teure Krabbenbrötchen in Hamburg, war auch diese Portion ordentlich.

Ich setzte mich direkt neben die Hütte, trank gemütlich mein Bierchen (seit Ende Mai darf man in Flensburg wieder in der Öffentlichkeit Alkohol konsumieren) und verdrückte mein Backfrischbrötchen und dann mein Krabbenbrötchen, ohne von Möwen belästigt zu werden ... Das Krabbenbrötchenpapier weichte allerdings durch, sodass mir die Soßenbrühe auf Hemd und Hose tropfte, aber das war grad egal, die würden eh in die Wäsche kommen ...

Nun machte ich mich auf zum Bus, verpasste den Bus zum Bahnhof mal wieder knapp, lief ein Stück weiter in Richtung Fördebrücke  - und begegnete einem Irish Pub. Nun hatte ich schon lange kein Guinness mehr getrunken und wollte mich dem Genuss hingeben, auch wenn das in einer Druckbetankung enden würde, wollte ich den geplanten Zug zurück nehmen.

Die Bedienung war sehr freundlich, hielt mich aber - glaube ich - für einen Mitarbeiter des Ordnungsamtes, denn sie kontrollierte nicht nur meinen Impfpass (obwohl ich draußen saß und gar keinen Nachweis gebraucht hätte), sondern auch, dass ich mich wirklich bei Luca angemeldet hatte, aber wenigstens tat sie das erst, nachdem sie das Guinness vor mich hingestellt hatte.

Das Guinness wurde verzehrt, ich erwischte noch den ursprünglich anvisierten Bus, kaufte noch Getränk im Bahnhofsshop und fuhr dann zurück in Richtung Hamburg. Im Zug fielen mir die Augen zu, ich zwang mich dazu, zumindest bis Rendsburg halbwegs wach zu blieben, was mir gelang, sodass ich noch ein paar Fotos von Brücke und Nord-Ostsee-Kanal machen konnte, aber danach war ich im Halbschlaf unterwegs ...

Diesmal stieg ich - aus ähnlichen Gründen wie auf dem Hinweg am Hauptbahnhof - schon am Dammtor aus, aber diesmal war es unnötig, weil der ICE in Richtung Basel eh Verspätung hatte ... So konnte ich mir aber wenigstens einen guten Sitzplatz sichern, und auf der Fahrt nach Hannover war ich dann doch wieder hellwach.

In Hannover fiel ich in die Straßenbahn und daheim - nachdem ich nochmal geduscht hatte - um kurz vor neun ins Bett. Richtig gut geschlafen habe ich nicht, wahrscheinlich wieder viel zu viele schöne Eindrücke, aber heute fühlte ich mich dann doch irgendwie ausgeschlafen.

Jetzt sitze ich im Zug zurück in den Schwarzwald und komme planmäßig um 16.14 Uhr in Bonndorf an, mal gucken, ob das klappt ...

Und am Donnerstag geht es nach Stockholm - das wird hoffentlich auch gut ...

Erster Grenzstein des gestrigen Tages

Krusau, Blick aus Dänemark auf Deutschland

Im dänischen Wald I


Im dänischen Wald II

Zaun im dänischen Wald

Auf Seite des Deutschen Reiches, auweia

Flensburger Förde

Grenzübergang Schusterkate mit dänischem Grenzstein

Grenzmarkierungen auf der Brücke und im Wasser

... und auf der Brücke (unten auf der silbernen Plakette und die Flaggenseile)

Deutscher Grenzstein

Strand Wassersleben

Flensburger Hafen

Blick auf die Rendsburger Hochbrücke

Blick auf den Nord-Ostsee-Kanal

Hamburg, Binnenalster

Elbe und Ericusspitze (da wohnt der "Spiegel")

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