Meine Länder

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Samstag, 30. Januar 2021

Im Grenzbereich

 ... war ich heute in mehrfacher Hinsicht unterwegs, staatsrechtlich, schneetechnisch und hinsichtlich der Standfestigkeit meiner Person, aber ich habe es gesund und einigermaßen munter zum Auto meiner Mutter geschafft, das mich kurz hinter Riedheim und kurz vor der Schweizer Grenze bei Thayngen aufgabelte ...

Ich fuhr heute erst recht spät mit meinem Auto zum inzwischen allseits bekannten Parkplatz an der Grenze zwischen dem Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Landkreis Konstanz zwischen Kommingen und Tengen. Dort stellte ich den Wagen ab und lief erstmal einen steilen Hang hinunter (zum Glück war das eine Asphaltstraße, auch wenn noch etliche Schneereste darauf waren, was das Ganze schon zur ersten etwas wackligen Angelegenheit machte), bis ich nach Talheim kam. Dort sah man die Bäche von Tauwasser sich schon eifrig vereinigen, sodass so mancher dieser Bäche über die Ufer getreten war - aber das war an diesem usseligen Tag mit fast ununterbrochen Nieselregen nichts Ungewöhnliches.

Daher entschied ich mich, auf der Kreisstraße zu bleiben und matschige Wege (ich schickte einer guten Freundin ein Bild eines Hangs mit dem wortspielerischen Satz "There will be mud.", "Es wird Schlamm werden.", in Anspielung zum Film "There Will Be Blood", "Es wird Blut fließen", und bin immer noch stolz auf diesen Geistesblitz, höhö) möglichst zu meiden.

Gleich bei der ersten Möglichkeit wurde ich mir untreu, wobei ich da einigermaßen unschuldig bin, weil das Sträßchen zunächst nur Schnee auf Asphalt war. Das Sträßchen ging über in Schnee, und weil ich der auf der Karte eingezeichneten Treppe nicht traute, wollte ich querfeldein gehen. Rums, da lag einer, nämlich ich ... Meine Hose hatte nach gerade einmal drei Kilometern schon deutliche Matschspuren, aber ich war unverletzt und blieb jetzt doch einige Zeit auf asphaltierten Straßen.

Es ging hinunter zur Mittleren Mühle, in dem ein "soziales und ökologisches Wohn- und Lebensprojekt" stattfindet, und drei der Projektler befreiten das Dach der Mühle gerade vom Schnee, auf dass es keine Dachlawine geben möge. Während sie die Leiter ein bisschen umstellten, ging ich vorbei - freundliches Völkchen da unten in der Abgeschiedenheit.

Es ging weiter in Richtung Büßlingen, doch ich kürzte - unter Inkaufnahme etlicher Höhenmeter - ab, sodass ich nicht so weit laufen musste. Ich bin nicht sicher, ob das eine kluge Entscheidung war, aber jedenfalls kam ich jetzt von oben nach Büßlingen hinein. Am Schlössli und am Kreisverkehr vorbei ging es in Richtung Grenzstein, und siehe da, die Nr. 784 wurde begrüßt ...

Ich dokumentierte Grenzstein und bog dann - natürlich auf deutscher Seite bleibend - ab hoch zum Kanonenbuckel, der wahrscheinlich so heißt, weil das schweizerische Hofen so nahe ist, dass man mit Kanonen von da oben wohl getroffen hätte ...

Ich lief den Buckel immer weiter hoch, bis die Straße von Asphalt in Schotter überging und ich - hinter einer kleinen Kuppe - zum nächsten Grenzstein kam. Der (nun wieder) asphaltierte Weg hätte durch die Schweiz geführt, also lief ich über Feldwege, die teilweise schon sehr nass waren, blieb aber selbstverständlich auf deutschem Gebiet. Bei dem Grenzstein, der nicht nur Deutschland und die Schweiz, sondern auch die deutschen Gebiet Tengen (mit dem Ortsteil Büßlingen) und Hilzingen (mit dem Ortsteil Schlatt am Randen) trennte, legte es mich fast wieder hin, aber dann kam ich in einen Wald mit vernünftiger Wegbeschaffenheit ...

Ich lief durch Schlatt hindurch und bog vor dem nächsten Grenzstein nach links ab - so ging ich an drei Grenzsteinen vorbei, machte dann einen kleinen Bogen auf deutschem Gebiet (die Grenzsteinkette lief über Felder, die waren noch matschiger als sonstwas, und über Felder gehe ich ohnehin nicht), kam aber an einem (schweizerischen) Hof, um den herum die Grenze geht, wieder zu selbiger.

Es folgte ein kleiner Umweg an einem überschwemmten Feld vorbei, wieder bog ich am Grenzstein links ab und lief auf gerade so deutschem Gebiet über Schotterwege. Zu meiner Rechten fing wenige Meter höher die Schneegrenze an, und auf diese Schneegrenze latschte ich wenige Minuten später zu, weil ich über den Höhenweg (der auch gerade so deutsch ist) zum vereinbarten Treffpunkt gelangen wollte.

Joa, da kam mir Tauwasser entgegen, aber Schnee lag auch noch, der war zum Teil leicht angefroren, in jedem Fall aber glitschig,mehr als einmal rutschte ich, konnte mich aber jedes Mal auf den Beinen halten. Zwei Grenzsteine übersah ich vor Erschöpfung fast, bei der Nr. 892 verabschiedete ich mich von den Grenzsteinen und lief wenige Minuten später meiner praktisch zeitgleich angekommenen Mutter in die Arme.

Ich wechselte Socken und Schuhe, denn ich war richtig durchnässt (das war mir gar nicht so richtig aufgefallen ...), dann ging es mit kurzem Zwischenstopp bei meinem Auto zurück nach Bonndorf und unverzüglich unter die warme Dusche - herrlich!

Das war heute eine allenfalls von der Grenzsteinausbeute her spektakuläre Wanderung, bei Nieselregen sieht die Landschaft halt insgesamt nicht so toll aus wie bei strahlendem Sonnenschein. Ich bin dem Ziel, den Kanton Schaffhausen fast komplett zu umrunden, deutlich nähergekommen (noch eine größere Etappe fehlt, denke ich), 15 Kilometer waren es auch (fast), aber jetzt bin ich einfach fertig und gehe wahrscheinlich bald ins Bett ...

Fotos:

Bäche, die in Bäche fließen

There will be mud (nochmal, höhö)

Jaha, auch Schlamm ...

Grenzstein Nr. 784, ...

Nr. 793 ...

... und Nr. 886

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