Meine Länder

Meine Länder
Länder in dunkelgrün wurden bereits besucht,
Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Samstag, 9. Januar 2021

Als Tourist einen Schritt weiter

..., dann hätte ich in die Quarantäne gemusst, denn ich stand direkt am Grenzstein Nr. 1 Baden-Zürich und damit unmittelbar an der Grenze zur Schweiz. Die baden-württembergische Landesregierung hat in ihrer unermesslichen Weisheit dekretiert, dass man, wenn man als Tourist den Grenzstein passiert, einem so großen Risiko einer Corona-Infektion ausgesetzt ist (anders ist es natürlich, wenn man beruflich den gleichen Grenzstein passiert), dass man dann in Quarantäne muss, sobald man wieder nach Baden-Württemberg zurückkehrt.

Ich weiß nicht genau, was gewesen wäre, wenn ich am Grenzstein einen Schwächeanfall erlitten und zur Vermeidung eines Sturzes einen Ausfallschritt in die Schweiz gemacht hätte - ich würde sagen, das wäre dann ein medizinisch notwendiger Grund gewesen, in die Schweiz einzureisen, sodass ich von der Quarantäne verschont geblieben wäre.

Aber glücklicherweise muss ich mir darüber keine Gedanken machen, weil ich keinen Schwächeanfall am Grenzstein erlitten habe und daher auch nicht in die Schweiz eingereist bin. Alles bestens, lieber Leser. Wirklich!

Einen Schwächeanfall anderer Art hat allerdings das Auto meiner Mutter heute am Buckel in Wittlekofen erlitten - ich wollte meiner Ma den Anstieg zeigen, den ich mich auf der Bettmaringen-Wanderung mühsam hinaufgequält hatte. Als wir am Fuß des Berges ankamen, sahen wir, dass da - offenbar bewusst - nie geräumt wird. Draufgängerisch, wie es meine Art ist, startete ich trotzdem den Berg hoch, das Auto mühte sich, wurde immer langsamer, ich Depp schaltete dann auch noch in den ersten Gang zurück, und am Ende steckten wir fest ... Na super ...

Bergauf ging nichts mehr, da waren wir uns einig, also drehte ich - mit Müh und Not - auf der Straße, was wider Erwarten funktionierte, und wir rollten den Berg wieder runter. "So klein mit Hut", sagt man da wohl, aber zum Glück hat uns keiner gesehen, als wir wieder unten am Fuße des Berges ankamen.

Okay, fuhren wir halt die normale geräumte Strecke über die obere Alp. Wir fuhren durch den Klettgauer Ortsteil Bühl, dort nach mehrfachem Verfahren auf die Straße nach Stetten, und dort irgendwo in der Walachei sollte meine Mutter mich am Ende der Wanderung auflesen. (Am Ende entschied ich mich anders, weil ich nach 15 Kilometern keine Lust mehr auf den relativ steilen Anstieg da hoch hatte ...)

Sie schmiss mich schließlich an dem Radweg kurz nach der Gemeindegrenze zwischen Küssaberg und Hohentengen am Hochrhein raus, an dem ich vor ewigen Zeiten nach der Grenzüberquerung am Kraftwerk Reckingen erstmals Hohentenger Boden betreten hatte.

Von da ging es direkt am Rhein entlang, auf teilweise rutschigem Untergrund, sodass ich ab und zu schauen musste, dass ich nicht unfreiwillig im Wasser lande. Das Wetter war heute alles andere als neblig, obwohl Nebel und Bewölkung angesagt war - vielmehr war ziemlich viel Sonnenschein, so viel, dass ich fast ein bisschen Sonnenbrand auf den Ohren habe ...

Ich machte ein paar Bilder vom malerischen Rhein, wurde vom Steinlebach-Wasserfällele beglückt, lief an der Burg Rotwasserstelz vorbei und an der Grenzbrücke nach Kaiserstuhl, passierte den großen Campingplatz in Hohentengen und genoss es einfach nur, im Wald und am Rhein zu sein, kaum eine Menschenseele (und wenn, dick eingepackt, während ich einen Teil der Strecke nur im - langärmligen - Hemd unterwegs war ...).

Das Wehr in Eglisau ließ ich rechts liegen, nachdem ich den einzigen richtig üblen Anstieg des heutigen Weges gemeistert hatte, danach ging es mehr oder weniger eben weiter. Ich kürzte ab an einer Stelle, an der der Rhein eine Kurve macht, und lief einfach geradeaus, wurde von diversen Radfahrern, die zwischen Deutschland und der Schweiz unterwegs waren, überhaupt - und landete schließlich an einem weiteren Grenzstein Nr. 1, dem zwischen Baden und Kanton Zürich.

So richtig gut erkennbar ist die Grenze (glücklicherweise) nicht, aber mein Grenzsteinadlerauge sah natürlich den Grenzstein, sodass ich nicht etwa versehentlich in die Schweiz übertrat. Würde ich ja nie tun.

Am Grenzstein 1 kehrte ich um, ging ein paar hundert Meter zurück und bog rechts ab. Auf dem Weg ging es an einem Steinbruch (auf deutscher Seite) vorbei, ein Reiterin begegnete mir, doch da ich bisher erst einen Grenzstein gesehen hatte, bog ich rechts ab in Richtung Grenze. Der Landbach bildet hier die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz, und am Ufer des schmalen Bächleins stehen daher Grenzsteine. Ich verließ nach einigen hundert Metern die Grenze, lief durch das Örtchen Günzgen hindurch (von dem ich noch nie gehört hatte), guckte mir einen weiteren Grenzstein zwischen Günzgen/Hohentengen und Wasterkingen in der Schweiz an, erlitt auch an dem Grenzstein keinen Schwächeanfall und lief dann über Feldwege (meine Wanderstiefel waren heute richtig matschig) zur Straße, an der ich meine herbeitelefonierte Mutter erwartete. Die kam wenige Minuten später, blieb einfach auf der Straße stehen (da fahren nicht so viele Autos), ich stieg ein, und wir fuhren zurück. Beim Dönermann wurde verspätetes Mittagessen geholt und zuhause verzehrt, sehr lecker war's ...

Das war eine richtig schöne, aber überraschend anstrengende Wanderung, Rhein, Grenzsteine, was will man mehr? Den Hochrhein in Deutschland bin ich jetzt - bis auf kleine Ausnahmen - abgelaufen, mal sehen, ob die anderen Stücke und vor allem die noch fehlenden Abschnitte in der Schweiz irgendwann noch abwandere, aber ich habe ja Zeit ...

Am Rhein in Hohentengen

Hohentengen am Hochrhein

Kein See, sondern der Rhein

Rheinkilometer 86

Steinlebach

Kaiserstuhl (Schweiz), coronaverseucht

Grenzstein Nr. 1 (Baden-Zürich)

Grenzstein Nr. 14 (Baden-Zürich)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen