Meine Länder

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Samstag, 25. Juli 2020

Durch das Telefon hindurch gewürgt

... hat meine Mutter mich gestern Abend, als ich ihr von meiner neuesten Schnapsidee erzählt hatte, die ich eigentlich heute und morgen hätte umsetzen wollen, nämlich eine Tour zum deutsch-österreichisch-tschechischen Dreiländereck. Ich hatte schon ein Hotel im Auge und einen Parkplatz zum Loswandern, damit ich nicht so steil den Berg hoch muss, aber irgendetwas hielt mich davon ab, schon in der Pause im Büro das Hotel zu buchen.

Das war besser so, denn die Würgemale, die ich - Müttern ist alles zuzutrauen, einschließlich spukhafter Fernwirkung - an meinem Hals spüre, hätten sonst noch tiefer eingeschnitten. Nun befolgt halt ein guter Sohn manchmal den Rat seiner Mutter (meine Ma fällt gerade lachend vom Stuhl), also habe ich von dieser Tour an diesem Wochenende Abstand genommen.

Nichtsdestotrotz werde ich das voraussichtlich im Oktober - aber es wäre nicht das erste Mal, dass mich der Hafer vorher sticht, siehe gestern Abend - in Angriff nehmen, mal sehen, ob ich das dann allein machen will oder nicht und ob ich im zweiten Fall dann einen Mitstreiter (bzw. für solche Spinnereien erfahrungsgemäß eher eine Mitstreiterin) finden werde.

Ich fahre dann an einem schönen Samstag Morgen hier los, fünfeinhalb Stunden zum Parkplatz am Dreisesselhaus. Von dort gibt es kleine Wanderung (3-4 Kilometer) zum Dreiländereck und danach geht es - auf dem Grenzpfad zwischen Deutschland und Tschechien - zurück, ehe ich dann irgendwo in der Nähe in einem schönen Hotel Quartier nehme. Am Sonntag soll es nach gutem Frühstück dann zurück nach Wiesbaden gehen. Notfalls kann man die Tour sogar so machen, dass man am Samstag Nachmittag erst fährt und am Sonntag Morgen an den Grenzstein latscht - das ist also, wie der werte Leser merkt, schon mehr oder weniger ausgegoren ...

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Stattdessen entschied ich mich heute, mein Knie einem Belastungstest im Taunus anstatt im Bayerischen Wald zu unterziehen: Ich fuhr zum Parkplatz zwischen den beiden Feldbergen. Ja, auch im Taunus gibt es Feldberge, und zwar gleich zwei, die folgerichtig "Kleiner Feldberg" und "Großer Feldberg" genannt werden.

Über die Größe dieses Feldberges lässt sich trefflich streiten, denn der ist mit so ungefähr 879 m weniger hoch als der Lindenbuck, der Hausberg meines Heimatortes.

Ich fuhr also - nach dem Frühstück - eine halbe Stunde aus der Wiesbadener Innenstadt auf mir großteils unbekannten Straßen (es ist ja nicht so, dass ich hier nicht schon seit bald acht Jahren wohnen würde ...) in Richtung des Passes am Roten Kreuz und fuhr schließlich auf einen - ausreichend dimensionierten - Parkplatz.

Ich wollte erst auf den Gipfel des Kleinen und dann auf den Gipfel des Großen Feldberges, aber da meine Ausrüstung furchtbar vorbereitet war (keine Wanderschuhe, nicht eingeschmiert, kein Stock, kein Wasser), ist es kein Wunder, dass ich auch informationstechnisch nicht auf der Höhe war: Auf dem Gipfel des Kleinen Feldbergs ist ein Observatorium, und das kommst du nicht so einfach hin ...

Ich machte aus der Not eine Tugend und lief mich auf dem ca. 1,5 Kilometer langen, ebenen Weg um den Berg herum erst einmal vernünftig ein, sodass ich mich nach Abschluss der Umrundung auch anfing zu trauen, über die Wurzelpfade zu marschieren. Vorneweg: Mein Knie hat ganz gut mitgemacht, ein bisschen zwickt es noch, und ich habe mir auch eine blöde Schonhaltung angewöhnt, die ich noch ablegen muss, aber insgesamt bin ich zufrieden ...

Sehr zufrieden war ich, als mir auf dem Wurzelpfad zurück zum Parkplatz auf einmal ein Grenzstein begegnete. Ich musste gerade ein bisschen suchen, welche Gebiete der Grenzstein abgrenzte, aber aus dem Radwappen auf der einen Seite lässt sich Kur-Mainz ablesen und auf der anderen Seite wird das der springende Löwe von Nassau sein. An der Stelle scheint sich tatsächlich noch heute die Grenze zwischen den Gemeinden Glashütten und Königstein zu befinden, sodass das gewissermaßen ein noch gültiger Grenzstein ist, auch wenn kommunale Grenzsteine natürlich nicht ganz so spannend sind wie internationale ...

Ich ließ den Parkplatz, auf dem mein Auto stand, links liegen und marschierte den Anstieg zum Großen Feldberg hoch. Auch hier sah ich etliche Grenzsteine, auch wenn diese kleiner waren und ich das "BP" auf diesen nicht zuordnen konnte. Auf dem Gipfel war durchaus etwas los, ich klatschte das Gipfelkreuz ab, kaufte mir für teuer Geld eine dringend benötigte Flasche Wasser und lief dann auf der anderen Seite des Gipfels zum Brunhildisfelsen, in dessen Umgebung man einen schönen Ausblick in Richtung Westen hat ...

Es folgte noch ein kurzes Stück durch den Wald (ich genoss es, mal wieder die Waldluft zu atmen) und nach 5,34 Kilometern Spaziergang landete ich wieder an meinem Auto. Das war die erste getrackte Wanderung seit Nack-Balm am 25. Juni - ich war also genau einen Monat mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt ...

Das war schön heute.

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In vier Wochen kommen drei Kolleginnen in den Schwarzwald - wir hatten in der Corona-Zeit mal herumgeblödelt, dass sie mich doch mal "besuchen" kommen könnten. Öhm, ja, und jetzt wollen sie das wirklich in die Tat umsetzen. Mal gucken, welches Programm wir machen, aber die Wutachschlucht ist fast schon sicher, und wir gucken mal, ob wir den Rheinfall, St. Blasien und die Teufelsküche bei Stühlingen in zweieinhalb Tage hineingefummelt bekommen. Das wird auch interessant ...

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Fotos (den Limes und das Römerkastell habe ich gar nicht erkundet, weil das heute eher mal Test fürs Knie sein sollte und ich es nicht übertreiben wollte, aber das sollte man sich schonmal angucken, fürchte ich ...):


Im Wald auf dem Weg zwischen beiden Feldbergen

Auf naussauischer Seite

Aufstieg zum Gipfel

Gipfelkreuz

Blick nach Westen ...

... in der Nähe des Brunhildisfelsens

Schöner Baum beim Abstieg

Könnte Richtung Südwesten sein ...

 

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