Heute bin ich früh aus dem - jetzt wollte ich gerade "Büro" schreiben, aus, aus, weg, schnell weg mit dem Gedanken! So, nochmal: Heute bin ich früh aus dem Hotel raus, nicht ohne meinen Pass für die Registrierung abzugeben, die hier im Sudan zusätzlich zu Visum und Einreisestempel (und Reisegenehmigung, wenn man aus der Hauptstadt rauswill) noch einmal nötig ist. Theoretisch muss man das selbst machen, aber die allermeisten Hotels scheinen die Vornahme der Registrierung als Service anzubieten, und das erscheint auch sinnvoll, wenn man bedenkt, was so manche Reiseführer über das bürokratische Feuerwerk berichten, das die Registrierungsbehörden da für den Registrierungswilligen so abbrennen. Wer den Asterix-Film gesehen hat, mit dem "Haus, das Verrückte macht" auf der Suche nach dem Passierschein A 38, der weiß, wieso ich die Überschrift gewählt habe, zumal ich die Wirren des Visumerhalts noch nicht komplett verdrängt habe.
So, nach diesem Sermon muss ich erst einmal - wieder einmal - um Entschuldigung bitten: Der gestrige Eintrag strotzte nicht nur so vor fehlenden und fehlplatzierten Wörtern, sondern zog allen Ernstes Parallelen zwischen einem Sufi-Ritual und der Bonndorfer Fasnacht. Zum Glück bin ich heute nur beim Aussteigen gegen die Tür des Anjads gerannt, da gibt es vielleicht diesmal nicht so viele Auswüchse dieser Größenordnung ...
Um 9 Uhr war ich also aus dem Hotel draußen, stellte mich an die Straße und erwischte einen ziemlich ehrlichen Amjad-Fahrer ("Amjad", nicht "Anjad", wie ich bisher schrieb), sodass ich mit seinem ersten Preisvorschlag von fünf Euro für die Fahrt von hier, Khartum-südlich des Flughafens, zum Souk Omdurman in, wer hätte das gedacht, Omdurman einverstanden war - der Typ gestern Abend wollte für die kürzere Strecke anfangs zehn Euro haben, sodass ich da Notwendigkeit sah, ihn herunterzuhandeln, aber bei dem alten Mann war das heute nicht nötig.
Unterwegs saß noch ein Bettler am Straßenrand, und weil man hier im Sudan beim besten Willen nicht mehr mit dem (sonst von mir bevorzugten) Argument kommen kann, man müsse nicht betteln, weil es einen Sozialstaat gebe, gab ich dem Taxifahrer einen Schein und bat ihn, dem Bettler diesen zu geben. Kinder werden weiterhin nix von mir kriegen (versucht wird es trotzdem), aber mit 2,50 € kommt der Typ über die nächsten zwei Tage.
Der Souk Omdurman ist von all den Souks, die ich bisher gesehen habe, einer von denen, die der Otto-Normal-Westler-Vorstellung eines arabischen Souks am nächsten kommen (nur die aufdringlichen Händler fehlen, denn die Händler hier sind sehr zurückhaltend und grüßen allenfalls schüchtern mit einem "welcome"). Die Häuser sind braun vom Staub, die Straßen sind staubig, überall fahren komische Gefährte (vom Tuktuk bis zum uralten Mercedes) durch die Gegend, Männer in Kaftanen, verschleierte Frauen (die allermeisten übrigens nur mit Kopftuch, nur gelegentlich sieht man einen Nikab, wo nur der Augenschlitz freibleibt, und sehr selten sieht man eine unverschleierte Frau oder gar eine in Jeans), Kinder jagen durch die Gegend (oder laufen, Tassen klappernd und Tee von A nach B tragend, durch den Souk), es wird alles verkauft von vermeintlichem Goldschmuck über halbe Rinderhälften (bei der Metzgereiabteilung sollte man das Einatmen unterlassen, jedenfalls durch die Nase) und Autozubehör bis hin zu Obst und Büchern über englische Grammatik. Bei einem der Buchhändler erstand ich ein (ins Englische übersetztes) Buch eines sudanesischen Autors, das ich irgendwann in den nächsten Tagen (und im Zweifel auf dem Heimflug) lesen werde ...
Ich lief einmal um den Block, aß dann am einen Stand ein Falafel (25 Cent) und am anderen ein Schawarma (75 Cent), auch wenn ich nicht sicher war, ob mir das gut bekommt (nach mehreren Stunden jetzt geht es mir immer noch gut, obwohl ich bei den Soßen mutig war), und hielt mich ansonsten mit Wasser, Cola und Gummibärensaft hydriert ...
Nach zwei, drei Stunden hochinteressanten Bummels (ich sitze gerade hier am Pool und muss alle paar Minuten die Tastatur von dem ganz, ganz feinen Sand befreien, der hier überall herumfliegt ...) ließ ich mich zum Khartumer Souk Arabi fahren, der mich aber deutlich weniger beeindruckt hat.
Nunja, der sehr anstrengende (und zu wenig wasserreiche) Tag gestern forderte seinen Tribut, und ich entschied mich, dass ein paar Stunden hier am Hotelpool auch schön wären, zumal morgen sicherlich noch einmal ein anstrengender Tag kommen wird ... Also nahm ich wieder ein Amjad und war um 13 Uhr im Hotel. Das Ganze nennt man ja schließlich "Urlaub"!
Meinen Füßen tat es außerordentlich gut, aus den Socken und den Schuhen zu kommen und in Flipflops durch die Gegend zu latschen, und in der Badehose am Pool zu sitzen ist bei diesen Temperaturen (39° C heute) deutlich weniger schweißtreibend als mit der langen Jeans (außerhalb des Hotels trage ich natürlich, wie jeder hier, lange Hosen, weil kurze Hosen als Unterhosen wahrgenommen werden).
Zwischendurch war ich kurz im sehr angenehm temperierten Pool, aber gleich werde ich mich nochmal anziehen und mein Abendessen in einem angeblich ziemlich guten Lokal in der Nähe des Flughafens einnehmen (und dann was Orientalisches essen).
Als ich da so im Pool lag, kam der Verwalter kurz runter und legte mir meinen Pass mitsamt Registrierung (die Sudanesen brauchen fast eine komplette Doppelseite für ihre Dokumente im Pass - und dass der Einreisestempel deutlich "A 38" anzeigt, spricht eine klare Sprache ...). Ebenfalls gab er mir mein Travel & Photo Permit, das ich für die Ausfahrt morgen benötige (in Khartum und den beiden angrenzenden Städten nicht, aber überall außerhalb schon) und zu der ich um 7 Uhr abgeholt werde. (Das ganze Herumgepermitte habe ich gleich noch ein paar Mal kopiert, weil man die ab und zu abgeben muss unterwegs ... Überhaupt ist hier im Guesthouse irgendwie alles Selbstbedienung, vom Trinken und Essen im Kühlschrank angefangen - scheint zu klappen ...)
Das Travel & Photo Permit sieht vor, dass ich militärische Anlagen und Brücken, aber auch Gaswerke nicht fotografieren darf. So weit, so nachvollziehbar. Ebenfalls nicht fotografieren soll ich Slums, Bettler und andere "defaming subjects", also Objekte, die dem Ruf des Landes schaden könnten. Naja, das ist natürlich alles eine Definitionsfrage, aber ich werde versuchen (und habe versucht), dem Geist der Anordnung Folge zu leisten ...
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So, eben war ich nochmal kurz duschen (ich gehe hier mindestens zweimal am Tag kurz duschen) - Hemden habe ich genügend dabei, Unterhemden viel zu viele (weil die hier sogar mir zu heiß sind), Unterhosen langen auch, Socken muss ich ein bisschen sparen - heute Abend gehe ich mit frischem Hemd und frischer Jeans (die ich dann auch auf dem Rückflug anziehe) zum Abendessen ...
So, nach diesem Sermon muss ich erst einmal - wieder einmal - um Entschuldigung bitten: Der gestrige Eintrag strotzte nicht nur so vor fehlenden und fehlplatzierten Wörtern, sondern zog allen Ernstes Parallelen zwischen einem Sufi-Ritual und der Bonndorfer Fasnacht. Zum Glück bin ich heute nur beim Aussteigen gegen die Tür des Anjads gerannt, da gibt es vielleicht diesmal nicht so viele Auswüchse dieser Größenordnung ...
Um 9 Uhr war ich also aus dem Hotel draußen, stellte mich an die Straße und erwischte einen ziemlich ehrlichen Amjad-Fahrer ("Amjad", nicht "Anjad", wie ich bisher schrieb), sodass ich mit seinem ersten Preisvorschlag von fünf Euro für die Fahrt von hier, Khartum-südlich des Flughafens, zum Souk Omdurman in, wer hätte das gedacht, Omdurman einverstanden war - der Typ gestern Abend wollte für die kürzere Strecke anfangs zehn Euro haben, sodass ich da Notwendigkeit sah, ihn herunterzuhandeln, aber bei dem alten Mann war das heute nicht nötig.
Unterwegs saß noch ein Bettler am Straßenrand, und weil man hier im Sudan beim besten Willen nicht mehr mit dem (sonst von mir bevorzugten) Argument kommen kann, man müsse nicht betteln, weil es einen Sozialstaat gebe, gab ich dem Taxifahrer einen Schein und bat ihn, dem Bettler diesen zu geben. Kinder werden weiterhin nix von mir kriegen (versucht wird es trotzdem), aber mit 2,50 € kommt der Typ über die nächsten zwei Tage.
Der Souk Omdurman ist von all den Souks, die ich bisher gesehen habe, einer von denen, die der Otto-Normal-Westler-Vorstellung eines arabischen Souks am nächsten kommen (nur die aufdringlichen Händler fehlen, denn die Händler hier sind sehr zurückhaltend und grüßen allenfalls schüchtern mit einem "welcome"). Die Häuser sind braun vom Staub, die Straßen sind staubig, überall fahren komische Gefährte (vom Tuktuk bis zum uralten Mercedes) durch die Gegend, Männer in Kaftanen, verschleierte Frauen (die allermeisten übrigens nur mit Kopftuch, nur gelegentlich sieht man einen Nikab, wo nur der Augenschlitz freibleibt, und sehr selten sieht man eine unverschleierte Frau oder gar eine in Jeans), Kinder jagen durch die Gegend (oder laufen, Tassen klappernd und Tee von A nach B tragend, durch den Souk), es wird alles verkauft von vermeintlichem Goldschmuck über halbe Rinderhälften (bei der Metzgereiabteilung sollte man das Einatmen unterlassen, jedenfalls durch die Nase) und Autozubehör bis hin zu Obst und Büchern über englische Grammatik. Bei einem der Buchhändler erstand ich ein (ins Englische übersetztes) Buch eines sudanesischen Autors, das ich irgendwann in den nächsten Tagen (und im Zweifel auf dem Heimflug) lesen werde ...
Ich lief einmal um den Block, aß dann am einen Stand ein Falafel (25 Cent) und am anderen ein Schawarma (75 Cent), auch wenn ich nicht sicher war, ob mir das gut bekommt (nach mehreren Stunden jetzt geht es mir immer noch gut, obwohl ich bei den Soßen mutig war), und hielt mich ansonsten mit Wasser, Cola und Gummibärensaft hydriert ...
Nach zwei, drei Stunden hochinteressanten Bummels (ich sitze gerade hier am Pool und muss alle paar Minuten die Tastatur von dem ganz, ganz feinen Sand befreien, der hier überall herumfliegt ...) ließ ich mich zum Khartumer Souk Arabi fahren, der mich aber deutlich weniger beeindruckt hat.
Nunja, der sehr anstrengende (und zu wenig wasserreiche) Tag gestern forderte seinen Tribut, und ich entschied mich, dass ein paar Stunden hier am Hotelpool auch schön wären, zumal morgen sicherlich noch einmal ein anstrengender Tag kommen wird ... Also nahm ich wieder ein Amjad und war um 13 Uhr im Hotel. Das Ganze nennt man ja schließlich "Urlaub"!
Meinen Füßen tat es außerordentlich gut, aus den Socken und den Schuhen zu kommen und in Flipflops durch die Gegend zu latschen, und in der Badehose am Pool zu sitzen ist bei diesen Temperaturen (39° C heute) deutlich weniger schweißtreibend als mit der langen Jeans (außerhalb des Hotels trage ich natürlich, wie jeder hier, lange Hosen, weil kurze Hosen als Unterhosen wahrgenommen werden).
Zwischendurch war ich kurz im sehr angenehm temperierten Pool, aber gleich werde ich mich nochmal anziehen und mein Abendessen in einem angeblich ziemlich guten Lokal in der Nähe des Flughafens einnehmen (und dann was Orientalisches essen).
Als ich da so im Pool lag, kam der Verwalter kurz runter und legte mir meinen Pass mitsamt Registrierung (die Sudanesen brauchen fast eine komplette Doppelseite für ihre Dokumente im Pass - und dass der Einreisestempel deutlich "A 38" anzeigt, spricht eine klare Sprache ...). Ebenfalls gab er mir mein Travel & Photo Permit, das ich für die Ausfahrt morgen benötige (in Khartum und den beiden angrenzenden Städten nicht, aber überall außerhalb schon) und zu der ich um 7 Uhr abgeholt werde. (Das ganze Herumgepermitte habe ich gleich noch ein paar Mal kopiert, weil man die ab und zu abgeben muss unterwegs ... Überhaupt ist hier im Guesthouse irgendwie alles Selbstbedienung, vom Trinken und Essen im Kühlschrank angefangen - scheint zu klappen ...)
Das Travel & Photo Permit sieht vor, dass ich militärische Anlagen und Brücken, aber auch Gaswerke nicht fotografieren darf. So weit, so nachvollziehbar. Ebenfalls nicht fotografieren soll ich Slums, Bettler und andere "defaming subjects", also Objekte, die dem Ruf des Landes schaden könnten. Naja, das ist natürlich alles eine Definitionsfrage, aber ich werde versuchen (und habe versucht), dem Geist der Anordnung Folge zu leisten ...
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So, eben war ich nochmal kurz duschen (ich gehe hier mindestens zweimal am Tag kurz duschen) - Hemden habe ich genügend dabei, Unterhemden viel zu viele (weil die hier sogar mir zu heiß sind), Unterhosen langen auch, Socken muss ich ein bisschen sparen - heute Abend gehe ich mit frischem Hemd und frischer Jeans (die ich dann auch auf dem Rückflug anziehe) zum Abendessen ...
Im Souk Omdurman (sorry, unscharf) |
Souk Omdurman |
Moschee in der Innenstadt von Khartum |
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