Meine Länder

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Montag, 10. Februar 2025

"At least dougle-digits!"

Das ("zumindest zweistellig") sagte ich zur der portugiesisch-englischen Familie hinter mir, nachdem ein deutscher Spieler in der Schlussminute noch einen katastrophalen Fehlpass Portugals vor deren eigenem Malfeld abgefangen und zum zweiten deutschen Versuch in ebendieses Malfeld getragen hatte. Dadurch stand es 56:12, und der deutsche Erhöhungstritt war erfolgreich, sodass der Endstand dann 56:14 lautete. Das war aber alles schon lange wurscht, die letzten zehn Minuten des Spiels plätscherten nur so dahin, ein- oder zweihundert Kinder hingen schon an den Zäunen und wollten - ebenso wie die Erwachsenen - die WM-Qualifikation Portugals feiern. Nach dem offiziellen Schlusspfiff des irischen Schiris (der in der ersten Halbzeit jede Menge portugiesischer Vorbälle nicht gepfiffen hatte, aber am Schiri lag es wirklich nicht) wurde das Spielfeld, nunja, gestürmt - grober Jubel, wunderbare Stimmung.

Im Stadion waren gestern - zumindest im Vergleich zu Bukarest - spürbar mehr Deutsche, auch wenn sich die Zahl wahrscheinlich auch eher im zweistelligen Bereich bewegte, double-digits halt. Ich war mit dem Bus vom Hieronymitenkloster hoch zum Stadion gefahren, hatte noch bei den sehr freundlichen Betreibern einer Stadionkneipe ein Bier getrunken (ein paar Engländer waren auch da und ob der Bierpreise - 3 Euro für ein großes Bier - hocherfreut), dann ging ich ins Stadion, wo ich meinen Platz aber sowas von nicht fand. Am Ende war das wahrscheinlich irgendwie freie Platzwahl, sei's drum, ich hatte meinen Sitz und gab den auch nicht mehr her.

Die erste Halbzeit war eine portugiesische Demonstration, nach 40 Minuten stand es 35:0, das war derb und völlig verdient. Der erste deutsche Versuch folgte auf einen sehr schnell ausgeführten Straftritt, da konnten die Deutschen einmal die Portugiesen überraschen. Ansonsten ist noch ein bisschen was zu tun, denn auch wenn die WM noch nicht ganz abgeschrieben ist, es wird schwer - 2031 ist die WM in den USA, mal gucken, ob es da was wird mit weiteren vier Jahren Entwicklung, aber insgesamt macht das deutsche Rugby jetzt nicht unbedingt riesige Fortschritte im Moment.

Am nächsten Sonntag geht es zum dritten Gruppenspiel gegen Belgien nach Kassel. Als Sieger dieses Spiels wäre Deutschland Gruppendritter und hätte ich der Platzierungsrunde wohl zunächst Heimrecht gegen die Niederlande oder die Schweiz; gewönne Deutschland in der Platzierungsrunde sowohl das Halbfinale als auch das Finale in der Platzierungsrunde, ginge es in ein Interkontinentalturnier um den letzten WM-Platz ... Das ist alles kompliziert, mal sehen, ob das überhaupt zum Tragen kommt - aber ja, ich überlege schon, ob ich zumindest das erste Platzierungsrundenspiel irgendwo anschauen kann - in Deutschland sowieso, aber auch die Niederlande und schon gar nicht die Schweiz sind so arg weit weg ...

Erst einmal habe ich gestern aber seeeeehr lange geschlafen, das war wohl nötig. Ich machte mich ganz gemütlich fertig und wanderte dann ebenfalls ganz gemütlich zu meiner U-Bahn-Station. Dort kaufte ich mir eine Tageskarte mit Fährfahrt nach Cacilhas und schaute, dass ich zum Cais do Sodré komme, um ebendiese Fähre zu erwischen.

Das klappte vorzüglich, ich kaufte noch etwas zu trinken, die Fähre ließ auch nicht lange auf sich warten und schon fuhren wir - mit Blick auf die Brücke und die Christusstatue, wenn auch durch schmutzige Scheiben - in Richtung Süden.

Ich hatte mir ein Lokal in einem Gässchen ausgeschaut, und als ich dort ankam, verstand ich nicht, wie ich diese Gasse hatte übersehen können: eine Kneipe nach der anderen, mit sehr guten, guten, teils schlechten Bewertungen, aber verdursten konnte man da wirklich nicht!

Am südlichsten Punkt dieses Jahr drehte ich um, denn in der angestrebten Kneipe war alles leer, während gegenüber beide Kneipen voll waren. Ich entschied mich aber trotzdem, in die angestrebte Kneipe zu gehen, und das war ein sehr, sehr gute Entscheidung.

Hier aß ich also Pulpo/Polvo/Oktopus, und der war absolut perfekt gebraten, sodass die Saugnäpfe schön knusprig und das Fleisch bissfest war - herrlich, auch mit der Karottencreme, die es dazu gab. Ich trank ein Weinchen dazu, wurde von meinem Bruder dafür gelobt und brach dann nach einer guten Stunde oder so auf, wieder zurück nach Lissabon nördlich des Tejo.

Nun fuhr ich mit der Straßenbahn in Richtung Belém, stieg am Hieronymitenkloster aus, machte dort ein paar Fotos und begab mich dann zum Stadion.

Nach dem Spiel ging es - viele waren mit dem Auto da, sodass die Busse unten vom Kloster nicht überfüllt waren - zurück zum Cais do Sodré und von dort mit der U-Bahn zum Hotel und ins Bett.

Wenig Schlaf folgte, denn den Super Bowl wollte ich schon gerne sehen, ich war echt beeindruckend von Philadelphia, das muss ich sagen. Nach dem Spiel kuschelte ich nochmal zehn Minuten, dann stand ich um 3.35 Uhr und ging ins Bad.

Um kurz vor 4 Uhr checkte ich aus, bestellte mir ein Bolt für 3,34 Euro (nachts, zum Flughafen!) und kam mit diesem äußerst entspannt am Flughafen an. Dort war schon ein bisschen was los, der Einweiser zur Sicherheitskontrolle machte sich unfassbar wichtig, die Kontrolle - nachdem man den Tagesmarsch durch die Serpentinen bewältigt hatte - ging recht schnell, und so war ich am Ende viel zu früh im völlig überhitzten Flughafengebäude.

Ein Frühstück bei McDonald's folgte (sonst war nix auf), dann ging es ans Gate und entspannt an Bord. Meine Nebensitzer kamen leider doch noch, aber ich schaute einen Film und eine erste Serienepisode, bevor wir überpünktlich in Zürich landeten. Der Zoll wollte nix, ich wäre versehentlich einer Angestellten fast in den Personalaufzug gefolgt, aber am Ende erreichte ich meine Mutter, die mich auch heute wieder liebenswürdigerweise abholte.

Zügig ging es zurück nach Deutschland und im Schwarzwald sogleich an den Schreibtisch, denn einen Urlaubstag wollte ich nicht aufwenden.

Gleich geht es zur Feier der guten Wiederkehr in die lokale Gastronomie zwei Häuser weiter und dann sehr bald ins Bett, denn der Mann mit dem Hammer hat mich so langsam zur Fahndung ausgeschrieben.

Oktopus, hmmm

Tejo, Brücke, Christus



Platzsturm nach WM-Qualifikation (für Portugal ...)

Rugby-Action: Einwurf

Hymnen wurden noch von klassischer Kapelle gespielt

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