... ist es mir gestern in Bukarest ergangen, weil ich mich nicht zwischen den verschiedenen Esslokalen entscheiden konnte - und dann auch noch den Fehler machte, tiefer in Google-Rezensionen einzutauchen, in denen man ja
immer etwas findet, was nicht passt. Am Ende fand ich den City Grill mit einer freundlichen Bedienung, und zur Feier des Nicht-Verhungerns gönnte ich mir ein paar Getränke, in die - bestimmt durch Verunreinigungen, höhö - ein bisschen Ethanol (besser bekannt als Trinkalkohol) gekommen war, sodass ich gestern Abend zwar nicht aufs Abendessen, aber auf das Blogschreiben verzichtete. Heute Morgen bin ich umso fitter, weil ich schon früh ins Bett bin und hier auf dieser eigentlich nicht sehr rückenfreundlichen Schlafcouch unglaublich gut schlafe ...
Jo, unglaublich gut geschlafen, hatte ich auch die Nacht zuvor, denn als ich aufwachte, war es schon 10.30 Uhr oder so - ich hatte also so richtig gut ausgeschlafen, hervorragend ... Nicht ganz so hervorragend war natürlich, dass ich damit nicht mehr sooo wahnsinnig viel Zeit für Bukarest hatte, aber ich entschied mich, auch gestern einen gemütlichen Urlaubstag zu machen - ich war hier zum Rugby, der Samstag war nur Zugabe, und da wollte ich mir jetzt keinen großen Stress machen.
Ich machte mich also fertig, verließ meine Bude und lief nach Süden zur Piața Victoriei, zum Siegesplatz. Dabei kam ich unter anderem am Museum des rumänischen Bauern mit einer durchaus imposanten Fassade vorbei, aber noch mehr beeindruckte mich, wie sehr die Zeit hier stehengeblieben ist: Da ging eine Frau mit ihrem (angeketteten) "Haus-Dinosaurier" (!) spazieren. Keine Ahnung, ob das wirklich nur zur Belustigung der Kinder (das gelang definitiv) war oder ein, öhm, sehr außergewöhnlicher Kink, aber spannend anzusehen war es allemal (und nein, ich habe kein Foto gemacht!).
Vom Siegesplatz fuhr ich, mich mit der Kreditkarte einbuchend, mit der U-Bahn zur Station Izvor, denn das ist der Ausstieg für Palatul Parlamentului, den Google als "Palast des Volkes" übersetzt ... Dieses zweitgrößte Regierungsgebäude der Welt (nach dem Pentagon) ist in seiner brutalen Monumentalität immer noch sehr eindrücklich ...
Nun lief ich in Richtung Altstadt, kaufte mir eine Cola (ich hätte hier in Rumänien mit Ausnahme der Spende für die eine Kirche alles mit Kreditkarte zahlen können, und das machen auch die Alten hier ganz selbstverständlich!) und überquerte dann - unter Erreichen des südlichsten Punktes dieses Jahres - den Fluss Dâmbovița.
Die Häuser in und am Rande der Altstadt schwanken zwischen übel ramponiert und wunderbar saniert, aber wenn man in der Altstadt die richtige Gasse findet, ist das wunderbar - eine Kneipe an der anderen, die Schlepper gehen mir auch hier ein bisschen auf den Senkel, aber alles in allem ist das erträglich.
Zunächst schaute ich mir aber - von außen, der Zugang zum Inneren war irgendwie gesperrt - Kirche des heiligen Anton an, lief dann unter der Straße durch eine Unterführung zur Neuen St. Georgskirche mit wunderbaren Malereien innen und außen und danach zur Kirche des Klosters Stavropoleos, in dem ich schon 2004 mit meiner damaligen Reisebegleitung war. Immer noch ein absolutes Kleinod!
Ganz in der Nähe gingen wir damals essen, als Studenten in einem architektonisch herausragenden Lokal mit sehr freundlichen, aber seeeehr formal gekleideten Obern - das Ding war damals fast leer, gestern war es gerammelt voll, sodass ich nicht die halbe Stunde Wartezeit abwarten wollte und stattdessen noch einmal eine Runde ging. Auch in einer anderen (sehr touristischen, aber sehr gut bewerteten) Gaststätte kam ich nicht unter.
Nun stand ich da, konnte mich nicht entscheiden, ging dann in Richtung eines Pubs und sah eine kleine Gaststätte auf der Ecke, die zu allem Überfluss auch noch eine sehr gute Bewertung hatte. Also, rein in den City Grill, mit offenem Grill in der Mitte des Raums, sehr spannend.
Die sehr freundliche Bedienung (überhaupt sprechen hier wirklich viele Leute sehr gut Englisch!) brachte mir ein Bier, dann aß ich Sarmale, eine Art Kohlrouladen mit Polenta und Sauerkraut, das war sehr, sehr lecker, und zum Verdauen trank ich einen Vișinată, eine Art Sauerkirschlikör, wenn ich es richtig verstanden habe.
Das war richtig gut dort, auch da gehe ich nochmal hin, wenn ich in Bukarest bin.
Nun war ich ja zum Rugby hier, und vorgestern hatten die Six Nations, die inoffizielle Europameisterschaft, begonnen mit einem deutlichen 43:0-Sieg für Frankreich über Wales. Schottland spielte gestern gegen Italien, und auch wenn das eine Pub damit warb, dass sie alle Six-Nations-Spiele zeigen, zeigten sie das Spiel nicht - das merkte ich natürlich erst, nachdem ich schon ein Guinness bestellt hatte.
Ich war ein bisschen angesäuert, traf vor einer anderen Kneipe zwei Italiener, die das Spiel auch sehen wollten, aber in der Kneipe klappte das auch nicht, hatte mich schon damit abgefunden, Fußball zu gucken, als ich sah, dass eine andere Eckkneipe das Signal der BBC gehackt hatte. Dort konnte ich Rugby gucken (und die Bayern gegen Kiel, bevor sie auch da umstellten) und verfolgte einen knapperen schottischen Sieg als erwartet.
Nun war ich aber durch für den Tag und entschied mich, für das Irland-England-Spiel in meine Stammkneipe mehr oder weniger um die Ecke von meiner Bude zu fahren. Den Bus, der von der einen Kneipe fast direkt zur anderen Kneipe fuhr, fand ich, allein - ich bin nicht so ganz sicher, ob die Bezahlung geklappt hatte, obwohl bei den Haltestellen ausdrücklich stand, dass man auch da kontaktlos bezahlen könne.
Nach dem Aussteigen sah ich, dass keine Fahrt abgebucht war, also war ich zwar nicht schwarzgefahren (das würde ja Absicht voraussetzen, und die bestand wirklich nicht, bei Fahrtpreisen um einen Euro), hatte aber jedenfalls eine unbeabsichtigte Freifahrt ... Saftladen!
Auch in meiner Stammkneipe wurde ich freundlich, aber bestimmt mit dem Hinweis begrüßt, dass sie nur noch eine Stunde offen hätten, dann wäre geschlossene Gesellschaft, also trank ich noch ein Bier, ging ein kleines Abendessen einkaufen (Brot und sehr leckere Wurst, das war ja auch in Ungarn oft genug eine Mahlzeit gewesen) und begab mich in meine Bude.
Zu meiner Überraschung konnte ich den Sportsender hier auch gucken, sodass ich Irland-England zu Ende schaute und einen knappen irischen Sieg feiern konnte. Dann ging es ins Bett, aus dem ich vor einer knappen Stunde aufgestanden bin.
Jetzt gehe ich gleich duschen (in der Hoffnung, dass das mit dem warmen Wasser wieder funktioniert), und gegen 11 Uhr fahre ich dann zum Flughafen. Um 13.40 Uhr rumänischer Zeit (12.40 Uhr deutscher Zeit) geht der Flieger, um 15.20 Uhr lande ich in Basel, Helga und meine Ma holen mich ab, bringen mich nach Freiburg - und dann geht es dienstlich gleich wieder nach Essen.
Das ist ja fast Jetsetting hier ...
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Museum des rumänischen Bauern |
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Siegesplatz |
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Palast des Volkes von nah ... |
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... und fern |
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Offenkundig |
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Dâmbovița |
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Kneipenstraße in Bukarest I |
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Neue St. Georgskirche |
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Neue St. Georgskirche |
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Kneipenstraße in Bukarest II |
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Stavropoleos-Kloster |
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Sarmale |