Meine Länder

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Montag, 4. November 2024

Erst eng, dann viel Platz

... - so war die Sitzsituation auf meinen Heimflügen gestern Morgen, denn von Dubai nach Istanbul saß ich ziemlich eingequetscht, während ich mir von Istanbul nach Zürich eine freie Sitzreihe für micha allein erkämpfte.

Der Check-in bei AJet war seeeeehr langwierig, erst klappte die Technik nicht, dann brauchte jeder vor mir ewig. Als ich endlich dran war, fragte ich nach, wo das Problem gewesen war, dass ich nicht online einchecken konnte - die Tante murmelte was von "Kontrolle" und keine Ahnung, aber das ist halt totaler Unfug. Ich verstehe ja, wenn die Fluggesellschaften gerade bei One-Way-Flügen kontrollieren müssen, dass der Fluggast ins Zielland auch einreisen darf, nur kann man das klüger machen als es Condor und Ajet jetzt auf den beiden Flügen gemacht haben; Lateinamerika dient mir hier als wunderbares Beispiel: Da wurde ich mit meinen Begleitungen regelmäßig ausgerufen, aber eben erst am Gate, um noch irgendwelche Nachweise zu erbringen. Auf diese Weise konnten wir praktisch immer online einchecken, aber gleichzeitig den Check-in entlasten, und trotzdem lief die Fluggesellschaft keine Gefahr, auf den Kosten für unseren Rücktransport sitzen zu bleiben, falls wir die Dokumente nicht dabei hätten ... So soll es sein, dann hätte ich mir in Dubai nämlich die Einreise ersparen, mich schon ans Gate setzen und das Boarding verschlafe ..., äh, nein, schlafend bis zum Boarding warten können ...

So musste ich wieder ausreisen (da klappte das Smartgate jetzt halbwegs vernünftig) und nochmal durch die Sicherheitskontrolle, bevor ich - ich hatte ja am Ende doch noch viel Zeit - beim Restaurant zum Goldenen Adler nachts um 3 Uhr mein Frühstück einnahm; die Preise dort waren vergleichbar mit McDonald's in deutschen Bahnhöfen, während die anderen Flughafengaststätten - soweit sie überhaupt offen waren - für meinen noch Bangladesch gewohnten Geldbeutel völlig überteuert waren.

Das Boarding ging dann recht zügig, allerdings saß ich auf dem Mittelsitz, und mein Rucksack stand in den engen Sitzreihen auch einigermaßen im Weg herum, sodass ich meine Beine nicht vernünftig ausstrecken konnte. Ein bisschen gepennt habe ich trotzdem, auch wenn es ziemlich warm war, aber der Typ neben mir hatte noch einen Anorak an - unglaublich!

Nach fünfeinhalb Stunden Flug kamen wir nicht ganz pünktlich in Istanbul an, und dort war es wunderbar kühl. Herrlich!

Wenigstens gab es funktionierendes Internet am Flughafen, und so konnte ich mir die Bordkarte für den Istanbul-Zürich-Flug (die ich ja schon früh hatte online bekommen können) auch herunterladen. Erkannt wurde sie im Zugang zur Transfer-Sicherheitskontrolle trotzdem nicht, aber der Typ ließ mich auch so durch. Nun war ich doch früher als gedacht im überhitzten und völlig überlaufenen Flughafen (insbesondere die Busgates da unten die Treppe runter sind immer furchtbar), stellte mich in die Nähe der Raucherecke (da war es schön kühl) und stieg dann in den letzten Bus ein, sodass ich als Allerletzter boardete.

Ich hätte auf dem Gangplatz gesessen mit zwei Nebenleuten, aber zwei Reihen vorher war jede Menge frei. Ich fragte den Flugbegleiter, ob ich mich da hinsetzen könne, er meinte, sobald das Boarding abgeschlossen sei, käme er auf mich zu (ich war mir zwar sicher, dass wir der letzte Bus gewesen waren, aber er konnte das nicht wissen, wie mir später auffiel), sodass ich mich eine Minute auf meinen Gangplatz setzte - dann kam er zu mir und meinte, ich könne mich umsetzen.

Jetzt hatte ich also eine Dreierbank für mich allein, das war wunderbar, auch wenn ich nicht gut schlafen konnte, auch weil die drei Schweizerinnen hinter mir sich - zwar leise, aber doch vernehmbar, nichts zu meckern von meiner Seite, aber pennen konnte ich halt doch nicht - unterhielten. Sei's drum, ich hatte die Augen trotzdem öfter zu, guckte auf die Wolkendecke und später auf die Alpen und spielte auf dem Handy herum.

Wir landeten früher als geplant, mussten aber noch ein bisschen auf dem Rollfeld warten, die Fahrt vom Satelliten zur Einreise ging schnell, die Einreise am Automaten noch schneller (kein Wunder, wenn die Franzosen ihre Finger nicht im Spiel haben ...) und meine Ma kam dann auch sehr zügig angetuckert, um ihren Sohn wieder in die Arme zu schließen.

So ging es durch die kühle Nordschweiz in den kühlen Schwarzwald (herrlich!). Noch herrlicher war die Dusche, und auch sehr schön war der gemütliche Abend in der örtlichen Gastronomie, zumal auch noch die Nachbarn unverhofft zu uns stießen. Das war ein wunderbarer Abschluss einer wunderbaren Reise!

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Ich war, wenn ich ehrlich bin, in den Tagen vor der Tour nicht mehr ganz sicher gewesen, ob sich die Reise lohnen würde, der weite Flug, die wenige Zeit am Zielort, das war ja schon alles ein bisschen gedrängt, das wusste ich vorher. Nach der Reise, und insbesondere nach dem Freitag, der einer dieser Tage war, für die reist, kann ich sagen: Diese Reise hat sich gelohnt!

War es toll? Es war vor allen Dingen wahnsinnig interessant. Klar, die Fliegerei mit fast 17.000 Kilometern und gut 20 Flugstunden war auch anstrengend, aber schon die unterschiedliche Fluggastklientel zwischen den Condor-Touristen und den mit flydubai heimreisenden Bangladeschern fand ich spannend. In Dubai habe ich nicht viel gesehen, aber das war mir schon vorher klar.

Ich war überrascht, wie problemlos die Einreise in Bangladesch klappte (mein Visum war das 185., das an dem Tag ausgestellt wurde). Ich war gespannt, wie die Abholung und der Transfer ins Hotel wäre - die Abholung klappte absolut auf Anhieb, die Hitze war selbst am Abend noch brutal, und die Fahrt ins Hotel war eine Erfahrung - ich meine, ich bin ja schon in Indien unterwegs gewesen und in Syrien selbst gefahren, aber Bangladesch und speziell Dhaka war noch einmal eine andere Nummer. So wie dort fahren nicht mal die Inder!

Was ich von Anfang beeindruckend und sehr angenehm fand, war, wie freundlich die Bangladescher sind, selbst die Gauner sind freundlich! Und ja, natürlich, da ist viel Neugier dabei, die ist manchmal auch ein bisschen ungezügelt, aber es ist doch besser, wenn die Menschen freundlich und neugierig sind als unfreundlich und abweisend, oder?

Mein Hotel war bestens, insbesondere, wenn man sich den Preis anschaut, aber selbst wenn ich das Doppelte hätte zahlen müssen, wäre das locker noch völlig okay gewesen. Der Chef (glaube ich) hatte das mit meiner Abholung (die ich bar bezahlen sollte, das Hotel an sich ging natürlich per Kreditkarte) gedeichselt und erkundigte sich in den kommenden Tagen immer wieder, ob alles in Ordnung sei, der Head of Protocol (der anderswo einfach Concierge heißt) war auch sehr bemüht, das war alles wunderbar.

Das Highlight der ganzen Reise war aber - natürlich - der Tag in Old Dhaka mitsamt Spaziergang durch die Dörfer in Süd-Dhaka (oder südlich von Dhaka?). Dass ich da arg viel Urvertrauen in die Menschheit hatte? Mag sein, aber andererseits hatte ich bei den beiden Helden wirklich nie ein schlechtes Bauchgefühl, und das Ganze war so dermaßen hochinteressant, dass ich mir selbst auf die Löffel hauen würde, wenn ich mir das hätte entgehen lassen. Da kamen die Erlebnisse in so rascher Folge, dass ich das alles nicht mehr zusammenkriege, aber die Bootsfahrt, der Schiffsfriedhof, das Cricketspielen, die vielen, vielen Kinder (auch Mädchen), die mir Patschepfötchen hinhielten und mich begrüßten, die Gänge durch die manchmal sehr beengten Gässchen, die Einblicke ins Leben in diesem nun weiß Gott nicht wohlhabenden Gegenden, das trotz allem nicht feindselige Zusammenleben von Muslimen und Hindus, natürlich die Märkte mit ihren Fisch- und Fleisch- und Gemüseständen, ja, die Müllberge und die extrem wacklige Brücke über das vollgemüllte Flussbett, die mich begaffenden Kinder, ja mei, auch die abschließende "Verhandlung" mit den beiden Ganoven, das war alles unglaublich spannend, aber natürlich auch vorher das Missverständnis mit dem Tuktuk-Fahrer, die ersten Selfies mit neugierigen Bangladeschern im Lalbagh-Fort, das Erlernen, wie man sich in Dhaka im öffentlichen Raum fortbewegt, der "Water ATM", und nachher der Wachmann, der sich für mich vordrängelte, der Besuch des Pink Palace selbst, die Heimfahrt im Tuktuk und auch das leckere Abendessen im Hotelrestaurant, der Freitag war so pickepackevoll, das war so großartig, wenn schon kurz verreisen, dann so!

Am Samstag habe ich es dann ruhiger angehen lassen und mir die, sagen wir, moderneren Teile Dhakas angeschaut, natürlich mit der Metro (dem Eisschrank!), aber auch dem Parlament. In Central Dhaka sind die Straßen wesentlich breiter, da gibt es auch mal den einen oder anderen hübschen Park, das Gewusel ist immer noch vorhanden, aber nicht mehr so konzentriert wie in der Altstadt. So richtig leben würde ich in Dhaka, glaube ich, trotzdem nicht wollen, nicht einmal wegen des Mülls oder der Armut, sondern weil es halt einfach so schwül-heiß ist, selbst zu dieser Zeit des Jahres, die als Herbst gilt. Ich habe in den zwei Tagen fünfmal geduscht, weil ich so brutal geschwitzt habe (und natürlich habe ich viel zu wenig getrunken), solches Klima geht mal, aber auf Dauer? Ich weiß nicht ...

Dass Bangladesch, obwohl wirtschaftlich aufstrebend, in den nächsten Jahren kein Ziel des Massentourismus werden wird, ist, glaube ich, auch aus meinem Bericht deutlich geworden. Natürlich gibt es in Bangladesch eine Menge zu sehen, und auch wenn ich in Dhaka für die zwei Tage, die ich Zeit hatte, wirklich viel gesehen zu haben glaube, habe ich natürlich nur an der Oberfläche gekratzt. Die Armut, der Müll auf den Straßen, die Märkte, da muss man schon ein bisschen schlucken manchmal, da habe ich mich wieder einmal an 2009 erinnert, als ich das erste Mal - in Delhi - Vergleichbares gesehen habe und abends mit Tränen in den Augen im Bett lag und am liebsten am folgenden Tag wieder nach Hause geflogen wäre. Das habe ich damals - glücklicherweise - nicht gemacht, aber ich verstehe jeden, der sich von Dhaka in den ersten Tagen überfordert fühlen würde.

Spannend war's, interessant war's, ja, schön war's, und die Freundlichkeit der Menschen hat mich sehr beeindruckt. Cox's Bazaar irgendwann mal? Wieso nicht?!

Kontrast in Dhaka - auf der Schnellstraße zum Flughafen

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