Meine Länder

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Donnerstag, 31. Oktober 2024

Plötzlich lag eine Frau im Gang

Der jungen Frau geht es (wieder) gut, aber es war ein ziemlich belämmerndes Gefühl, als ich aus meinem Halbschlaf aufschreckte, weil jemand gegen meinen Fuß trat. Ich wollte mich schon aufraffen, die Person anzumeckern, als die Frau sich schon von selbst im Gang längs machte - und dabei sehr unsanft und noch Stunden später sichtbar auf die Nase fiel. Ich bin den Flugbegleitern sehr dankbar, dass sie wussten, was zu tun ist, denn wir Passagiere saßen erstmal ziemlich starr um die Szenerie herum und machten allesamt genau gar nichts ...

Der Flugbegleiter tätschelte ihr ein paar Mal nicht ganz saft auf den Kopf oder ins Gesicht, dann kam die Frau wieder zu sich - das war wohl einfach ein Kreislaufkollaps gewesen, aber einer, der sich gewaschen hatte. Kurz vor der Landung sah ich sie - sie saß zwei oder drei Reihen schräg vor mir -, als sie sich im Handy-Selfie-Vorschaubild mal ihre Nase anschaute - da war ganz schön viel rot ... Aber sonst ging es ihr offenbar gut.

Am Gate in Berlin saß ein Mann, den ich von irgendwoher kannte - meine erste Eingebung "Boxer" erwies sich als richtig, als mir gerade eben im Bus in Dubai der Name des Sportlers einfiel: Arthur Abraham war das, der mit seiner Frau in die Emirate flog. Der war aber am Kollaps der jungen Frau unschuldig, glaube ich ...

Wir starteten um 23.07 Uhr in Berlin und landeten um 8.38 Uhr Ortszeit (6.38 Uhr deutscher Zeit) in Dubai. Ich entschied mich, doch mal kurz in die Stadt zu fahren, aber dazu musste ich einreisen: Als wir nach längerem Fußmarsch an die Einreisekontrolle kamen, wurden alle - jedenfalls verstanden das alle - Passagiere an die SmartGate-Kontrolle, also an die elektronische Einreise, geschickt. Erst kurz vor dem Gerät wurde den Erstlingen (ich war zwar schon in Dubai gewesen, aber das war 2013 und daher war ich nie für dieses Smartgate registriert) gesagt, dass sie doch durch die persönliche Einreisekontrolle müssten - das ist Mist, Freunde, das kann und muss man besser kommunizieren! (Und ich hatte doch keine Zeit!)

Am Fahrkartenautomaten vor mir trödelten die Herrschaften auch rum, aber dann war ich dran, kaufte für 1,50 Euro meine Fahrkarte und fuhr mit der Metro mit einmaligem Umsteigen zum Gold-Souk. Den Gold-Souk fand ich nicht, dafür aber den Creek, also den Meeresarm, an dem Dubai liegt - ich sah allerdings kein Wasser, weil ein Dhau am anderen lag und das ganze Areal auch abgesperrt war. Trotzdem machte ich schnell kehrt, denn ich musste zum Terminal 2, das etwas abgelegener ist (und insbesondere ohne Metrostation und nur mit dem Bus zu erreichen). Ich wusste nicht, wie schnell und gut und pünktlich ich das schaffe, außerdem war mir heiß (mit meinem Rucksack) und zudem hieß es, dass das Terminal nicht ganz so modern sei und längere Schlangen habe.

Die Wahrheit liegt natürlich auf dem Platz, auch dieses Terminal ist wunderbar, auch wenn es das vermeintliche Billigflieger-Terminal ist, aber vorher wollten mir zwei Leute vom Busunternehmen verklickern, dass ich meine Metro-Fahrkarte nur einmal und nicht im Bus benutzen könne. Freunde, ich hatte die drei Minuten vorher in der Metro aufgetoppt, das ging natürlich, und erst als der Busfahrer meine Karte gegen den Kartenleser hielt und der nicht meckerte, glaubten die beiden mir - mehr oder weniger ... Sachma, Leute, da muss ich euch eure Ticketstruktur beibringen, oder wie?

Die Fahrt zum Flughafen war wunderbar, ich sah mehr vom "richtigen", nicht so glitzernden Dubai, das mag ich ja insgesamt sehr, und hier in Dubai ganz besonders, das war nämlich 2013 auch schon sehr interessant, mit dem Bus zu fahren. Die Ausreise und Sicherheitskontrolle war gähnend leer, diesmal klappte die Smartgate-Ausreisekontrolle, die Anweiserin sprach sogar ein bisschen Deutsch ("Guten Morgen" und "Auf Wiedersehen"), sehr schön! (Und dass man Leute mit einem gefälschten deutschen Pass damit aus dem Konzept bringt und das Ganze damit auch eine Sicherheitsmaßnahme ist, braucht man ja gar nicht zu erwähnen ...)

Jetzt sitze ich hier nach einem leckeren, scharfen, teuren Asia-Hähnchen-Baguette und einer Cola (das kleine Bier kostet 10, das große 15 Euro, das war mir dann doch des Guten zu viel) und warte auf das Boarden - achso, die Steckdosen hier in der Kneipe gehen aber nicht, das ist ärgerlich, deswegen tippe ich schnell, bevor der Akku des Rechners schlappmacht ...

Den zweiten Teil des Blogs gibt es dann nach Ankunft in Dhaka, ich glaube, das mit dem Livebloggen mache ich jetzt ab und zu mal, das ist nämlich schön - und dann ist der erste Blogteil schon einmal für die Nachwelt gesichert, auch wenn ich verschüttgehe. Höhö ...

Ich war wirklich in Dubai und den Vereinigten Arabischen Emiraten

Wie, das sind gar keine Dhaus? Mir doch wurscht!

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Das Boarding klappte recht gut, auch wenn ich es immer hasse, wenn sie den Final Call machen, wenn noch 100 Man anstehen. Von den 100 Mann waren 90 Bangladescher, und von denen mussten 30 nachzahlen, weil ihr Handgepäck zu schwer war. Ich ließ es gar nicht darauf ankommen, grinste den Kontrolleur nur schief an mit meinem Rucksackchen und lief zu, ohne meinen Rucksack auf die Waage zu stellen - er grinste zurück, klappte ...

Am Gate wurde noch kontrolliert, ob ich auch ein Rückflugticket habe (weil ich nur dann ein Visum bei Anreise bekommen würde), das hatte ich natürlich dabei - sogar ausgedruckt, weil mehrfach irgendwo stand, dass man das ausgedruckt haben soll. Dann war alles in Ordnung und ich konnte boarden.

Auf meinem Fensterplatz saß einer, der am Gang sitzen sollte; ich überlegte hin und her, ob ich ihm den Fensterplatz überlassen sollte, zumal der Mittelplatz frei blieb, aber am Ende pennte ich, sodass sich die Sache zunächst erledigt hatte. Blöderweise kam die Purserin kurz darauf und drückte mir so einen Einreisezählzettel in die Hand, den füllte ich erstmal aus, dann schlief ich nicht mehr ...

Es ging über den Indischen Ozean und Indien, die Leute im Flieger - sowohl die Flugbegleiter als auch die Mitreisenden, auch wenn die ein bisschen unruhig waren für meine deutschen Augen - waren echt lieb, und um 20.31 Uhr Ortszeit erreichten wir bangladeschischen Luftraum. Unterwegs gab es übrigens - das hatte ich wohl so gebucht, was weiß denn ich  - für mich auch eine Mahlzeit, einen Murgh Kashmiri, Reis mit Hühnchen, überraschend lecker. Aber danach war ich dann so vollgefressen, dass ich heute Abend in Dhaka nichts mehr esse.

Wir landeten um 20.54 Uhr und wir standen noch nicht richtig - und natürlich waren die Anschnallzeichen noch an -, als der gesamte Flieger aufstand, naja, der gesamte Flieger außer mir. Die Köfferchen wurden schon herausgeholt, die Flugbegleiter versuchten gar nicht, die Bande zu mäßigen, aber dafür ging es dann, als die Türen geöffnet wurden, erstaunlich schnell, den Flieger zu räumen ...

Ich umkurvte viele Menschen, weil ich möglichst vorne in der Schlange fürs Visum sein wollte, aber bei der Einreise war gähnende Leere. Ein anderer Deutscher, der auch gestern Abend in Berlin eingecheckt hatte und also genauso flog wie ich, war etwas schneller bei den Polizisten, nachdem wir beide den dick und fett "Visa on arrival" beschrifteten Schalter übersehen hatten.

Ich ließ ihm dann auch den Vortritt, konnte aber dadurch schon vor ihm das Visum bezahlen, sodass ich am Ende mein Visum schon vor ihm hatte und auch nicht mehr in der Einreisekontrolle hätte stehen müssen, da hatte ich aber eh nur eine Minute "verschwendet". Der Zoll war auch harmlos, und dann war ich um 21.20 Uhr, nur 26 Minuten nach Landung - wie ich gerade sehe -, in mein 161. Land eingereist. Das ging wirklich gut los ...

Auch die Abholung funktionierte bestens, der Head of Protocol oder wie der sich schimpfte, stand schon am Ausgang, er erkannte mich auf Anhieb (so viele Westler kommen im Moment wohl nicht hierher ...), der Fahrer wurde gerufen und kam schnell, und dann ging es auf das Gewimmel, das sich Verkehr in Dhaka schimpft.

Eins vorweg: Der Fahrer fuhr wunderbar, der wird für die Rückfahrt wieder gebucht. Aber, Freunde der Sonne, da fahren Lkws, Autos, CNGs (Tuktuks), Fahrradrikschas, Motorräder kreuz und quer, wirklich kreuz und quer, durch die Gegend, es wird gehupt, was das Zeug hält, Fußgänger queren auch noch die Straße, ich bin ja wirklich Verkehr gewohnt, aber ich dachte einige Male: "Ach du Scheiße!" Unfälle gab's aber keine, und nach kurzer Zeit waren wir im Hotel ... (Achso, die Schnellstraße, auf der nur Autos fahren dürfen, ist ganz wunderbar! Aber danach kommt man wieder ins Getümmel, und ohje ...)

Hier ist eine Bullenhitze, halt noch schwüler als in Dubai, aber mein Zimmer, das völlig in Ordnung ist (und für das ich keine 30 Euro pro Nacht zahle!), ist schön kühl, es gibt einen abnehmbaren Duschkopf - was will ich denn mehr?

Meinen Fahrer sollte ich an der Rezeption in bar bezahlen, das reichte aber noch morgen, sagte der Rezeptionist, aber ich wollte das aus der Welt haben (und meinen guten Willen zeigen, weil ich ja einen Plan für Samstag hatte), also machte ich noch einen kleinen Spaziergang, um zu gucken, ob ich einen Geldautomaten finde.

"Ohje", denkt der Leser womöglich, wenn er ähnlich vorurteilsbehaftet ist wie der Autor, Geld abheben in einer zwar schon belebten, aber nicht der Hauptstraße, bei einer Feld-Wald-und-Wiesen-Bank in einem Schwellenland, "das wird nicht gutgehen". Pustekuchen, ich konnte für etwa 80 Euro Geld abheben, das klappte auf Anhieb, ich zahlte noch nicht einmal Gebühren - davon können sich die São Tomés und Príncipes und Türkeien (ist das der Plural von "Türkei"?) und Kroatiens und Albaniens der Welt sich mal eine gehörige Scheibe abschneiden.

Ansonsten ist es hier halt schon staubig, laut, hektisch, aber ich wusste ja einigermaßen, was auf mich zukommt, und irgendwie bin ich sehr, sehr angetan von Bangladesch, das muss ich sagen. Ja, klar, das wird auf absehbare Zeit vielleicht keine Stadt sein, in der man über Übertourismus jammert, aber die Menschen hier sind wirklich sehr, sehr freundlich - vielleicht etwas neugierig auf den verrückten Westler, der gerade in diesen etwas unruhigen Zeiten in ihr Land kommt, aber eben umso erfreuter, dass der eine oder andere kommt.

Ich zahlte meine Abholung beim Rezeptionisten, der war fast erschüttert, dass ich mich, um gleich zu bezahlen, im Dunkeln nach draußen gewagt hatte, aber ich wollte ja gerne den Fahrer für Samstag buchen, und da mein Flug erst um 18.50 Uhr geht und ich erst um 15 Uhr weg will vom Hotel, wollte ich auch gerne versuchen, einen Late Check-out herauszuschlagen, sodass ich um 14.30 Uhr noch duschen und dann frisch die Reise zum Flughafen antreten könnte.

Das war überhaupt kein Problem, er war fast ein bisschen beleidigt, als ich nach dem Preis fragte, jo, so ist das alles doch eine Win-win-Situation, der Fahrer kriegt steuerfrei sein Geld, der Rezeptionist seine fette Provision, und ich einen wunderbaren Transfer und das gute Gefühl, frisch geduscht zum Flughafen zu fahren ... (Ich habe natürlich für diese Aktion ein Hemd und ein Unterhemd zu wenig dabei, und meine Hose wird, wenn ich sie am Sonntag im Schwarzwald ausziehe, vor Dreck und Schweiß stehen, aber das ist halt der Preis, wenn man mit Rucksack eine Interkontinentalreise macht ... Und das heutige Hemd ziehe ich morgen - ohne Unterhemd - nochmal an, dann habe ich das auch wieder raus ...)

Jetzt sitze ich im Café des Hotels, trinke meinen zweiten Granatapfelsaft und freue mich gleich auf die Dusche, bevor ich ins Bett gehe ...

Das war natürlich eine nicht ganz unanstrengende Reise, aber ich muss wirklich sagen, ich bin bisher sehr positiv überrascht von Bangladesch ...

Morgen geht es nach Old Dhaka, mal sehen, ob im CNG/Tuktuk oder zu Fuß, schwitzen werde ich so oder so, wir werden sehen ...

Schnappschüsse aus dem Taxi I

Schnappschüsse aus dem Taxi II

Schnappschüsse aus dem Flieger I (Dubai)

Schnappschüsse aus dem Flieger II (Dubai)

Schnappschüsse aus dem Taxi III


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