Meine Länder

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Montag, 1. April 2024

Im Tagesbericht der lettischen Grenzpolizei

... werden wir heute garantiert auftauchen als die "bekloppten Ausländer, eine Frau und ein Mann in roten Jacken, ein Mann in einem blau-weiß-karierten Hemd", denn wir wurden sowohl an der südlichen Grenze (zu Litauen) als auch an der nördlichen (zu Estland) kritisch beäugt - das mag auch daran liegen, dass wir an der lettisch-litauischen Grenze voll in einen NATO-Konvoi gerieten ...

Das Aufstehen heute Morgen war grausam, aber nicht ganz so grausam wie erwartet - wir waren alle drei um 3 Uhr pünktlich bereit zur Abfahrt, nur hatte so'n Idiot (ich) nicht genau darauf geachtet, dass ich das Bolt auch direkt vor die Haustür bestelle, also kam es an die Hintertür der Unterkunft (die es nicht gab), sodass wir außenherum laufen mussten, um das Taxi zu erwischen.

Die Fahrt zum Flughafen war problemlos, der Weg zur Sicherheitskontrolle war eine Katastrophe, weil alle überall drängelten und auch kein Grenzer oder Sicherheitsmensch eingriff und den Zustrom regelte (außer für die Rolltreppe hoch, weil sonst die Leute wirklich übereinandergefallen wären). Sei's drum, nach endlicher Zeit waren wir durch Sicherheitskontrolle und Ausreise durch. Wir wurden zunächst zum falschen Gate geleitet, aber das wurde dann auch rechtzeitig korrigiert. Ausnahmsweise schauten wir, dass wir früh boarden, damit unser Handgepäck Platz im Gepäckfach finden möge (das klappte), dann ging der Flug leicht verspätet los.

Wir flogen - natürlich - nicht den direkten Weg über die Ukraine und auch nicht über Russland (Air Baltic ist lettisch, daher eine EU-Fluggesellschaft, sodass sie nicht über Russland fliegen darf), sondern ein ganzes Stück nach Westen über türkisches Gebiet, kürzten dann über den südwestlichen Zipfel des Schwarzen Meeres ab, flogen über Rumänien, die Slowakei und Polen, dann zwischen der Oblast Kaliningrad und Belarus hindurch und landeten schließlich - wieder leicht verspätet - in Riga.

Die Einreise am Automaten klappte gut, die Autoentleihe ebenfalls, und schon waren wir auf dem Weg in Richtung Bauska und litauische Grenze. So wirklich viel richtige Autobahn ist hier in Lettland eher nicht, aber die Landstraßen sind vernünftig ausgebaut, sodass man einigermaßen schnell vorankommt. Bauska sieht deutlich besser aus als vor 24 Jahren, als ich erst- und letztmals dort war, Lettland macht sich, definitiv.

Wir kamen gerade an die ehemalige Grenze, an der wir parken wollten, als sich belgische (!) Militärpolizei uns in den Weg stellte - denn offenbar war dort der Sammelpunkt für einen NATO-Konvoi. Wir fuhren in nächster Nähe an dem Konvoi vorbei und parkten noch in Lettland. Wir liefen - beäugt von lettischer Militär- und ordentlicher Polizei die paar Meter in Richtung Litauen, weil wir das Auto nicht nach Litauen mitnehmen durften, übersprangen die Grenze (dabei fielen mir Pass und Handy aus der Brusttasche ...), liefen ungefähr zwanzig Meter nach Litauen hinein und kehrten dann - unter den mindestens interessierten Augen litauischer Grenzer - wieder um und gingen zum Auto zurück.

Jetzt hatten wir das Problem, dass wir vom Parkplatz kommen mussten, möglichst in Lettland bleiben wollten, aber gleichzeitig nicht unter den Augen der lettischen Grenzpolizei über die Sperrfläche fahren wollten. Wir mussten also in Richtung Litauen abbiegen, der litauische Grenzer beguckte uns erneut argwöhnisch, Christian fragte, ob er über die durchgezogene Linie umkehren dürfte, der Grenzer fragte auf Deutsch: "Wieso nicht?" Christian sagte, dass wir Deutsche seien und uns an Regeln hielten, woraufhin der Litauer lachte und uns mehr oder weniger wegjagte. Der lettischen Grenzpolizei waren unsere Manöver auch völlig wurscht, und schon waren wir auf dem Weg zurück in Richtung Riga und Estland.

Es ging um Riga herum, zunächst über plattes Land, dann durch Kiefern- und Birkenwälder nach Norden, bis wir schließlich auf eine kleine Straße abbogen, die über die Grenze führte, in der Hoffnung, dass wir da nicht wieder lettischer Grenzpolizei begegneten.

Das ging komplett in die Hose, denn auch an unserer "kleinen" Grenze standen die Grenzer; wir parken unmittelbar vor der Grenze (da war ein kleiner Parkplatz), liefen zu Fuß die paar Meter hinüber nach Estland, bewegten uns ungefähr drei Meter nach Estland hinein, machten auch hier (wie schon in Litauen) Fotos von der Grenztafel und marschierten wieder zurück nach Lettland. Der Lette guckte uns an wie ein Auto, ließ uns aber gewähren, wir gingen noch ein Stück in Richtung der Mole, kehrten aber zügig um, und entgegen unserer Erwartungen hielt uns der lettische Grenzer dann auch nicht an, als wir wieder in Richtung Süden davonfuhren.

In gut zwei Stunden fuhren wir bis nach Riga in unser Hotel, checkten hier kurz ein und liefen dann über die Düna-Brücke bis in die Altstadt, wo wir im dritten Anlauf in der Kneipe landeten, in der wir letztes Jahr schon zwei Abende verbracht hatten. Es wurden Weißwein, Schwarzbier, Caesar's Salad, Rinderzunge, Pasta, Fish & Chips und Pelmeni verdrückt - und danach nahmen wir ein Bolt zurück ins Hotel.

Jetzt sitzen wir zum Abschlussabsacker im neunten Stock des Hotels und genießen den letzten Abend dieser anstrengenden, aber sehr schönen, spannenden und erkenntnisreichen Reise. Morgen früh geht es wieder zurück nach Frankfurt, Jessi und Christian fahren nach Kaiserslautern, ich in den Schwarzwald - und eine Rasur ist meinerseits dringend nötig.

Fazit folgt, morgen oder demnächst - jetzt erst noch einige wenige Fotos.

Rigaer Dom im Gegenlicht

Willkommen in Lettland 

Grenze nach Estland 

Grenze nach Litauen 

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