... hat es heute Nacht keine gegeben, auch wenn das Erdbeben der Stärke 4,3, dessen Epizentrum 78 Kilometer südwestlich von Marrakesch lag, mein Bett ein bisschen hat wackeln lassen; die Folgen des Erdbebens vom 8. September kann man allerdings in der Stadt durchaus an der einen oder anderen Stelle erkennen.
Ich bin heute Morgen natürlich zum Frühstück, so verfressen war ich dann doch, und es war definitiv kein Fehler, denn die Teigwaren mit Marmelade und Honig waren sehr lecker; ich trank auch Kaffee, denn nach dem späten Zubettgehen und dem kleinen Schreck in der Nacht hatte ich nicht so unglaublich lange geschlafen, selbst wenn ich erst um 9 Uhr aufstand.
Ich verließ mein Riad, mein schönes Hotelchen mit Innenhof, und lief in Richtung des Hauptplatzes von Marrakesch, der Djemaa el-Fna. So wahnsinnig viel los war dort heute Morgen noch nicht, also machte ich - nachdem ich erfolgreich Geld abgehoben hatte; ich fürchte, es ist mal wieder viel zu viel, aber ich komme ja bestimmt mal wieder nach Marokko - einen größeren Spaziergang durch die Souks, ließ mich treiben (wunderbar!), verlief mich, drehte irgendwann um, ließ mich immer noch nicht von Fahrrädern, Motorrädern und ganzen Lastenmotorrädern umfahren, die sich eifrig durch die verwinkelten Gassen der Souks drängen, kaufte auch nichts ein, lief an der Koutoubia-Moschee vorbei, setzte mich dort auf die Bank, hatte nun ein Dürstchen und platzierte mich - nach einiger Überlegung - auf der Terrasse des Café de France.
Dort verzehrte ich Minztee und Wasser (jaha, wirklich!) und beobachtete das Treiben auf der Djemaa el-Fna: Ein Straßenmusiker machte durchaus erträgliche Musik, Unmengen von Touristen fuhren, liefen, trabten und spazierten vorbei (auch die Österreicher aus dem Flieger gestern, überhaupt muss Österreich leer sein, so viele von denen sind hier!), aber natürlich - welche Überraschung! - auch viele Marokkaner, die Polizei und die Sicherheitsbehörden waren unterwegs, Sonnenbrillenverkäufer (da frage ich mich immer, wer von so einem Typen eine Sonnenbrille kauft), Schuhputzer, Taschentuchverkäufer, das pralle Leben also, das pralle Leben ...
Nach zwei Stunden Sitzen und Urlauben brach ich auf, lief jetzt in Richtung Süden durch andere Gassen, der Souk hier war ein bisschen weniger voll (aber keines leer!) und hatte so als loses Ziel die Slat-Al-Azama-Synagoge ins Auge gefasst. Die eine Eingangstür war zu, aber die Polizei wies uns den Weg, den einen Euro Eintritt verschmerzte ich, dann war ich in der kleinen, aber feinen Synagoge, die wohl eines von zwei noch in Gebrauch befindlichen Gotteshäusern der 200 Mann starken jüdischen Gemeinde von Marrakesch ist. Der blau-weiße Innenhof hätte meiner Mutter gefallen, doch, das war durchaus schön dort, vor allem, weil es irgendwie untouristisch wirkte, obwohl in fünf Sprachen (unter anderem auf Deutsch) Prospekte auslagen.
Ich marschierte nun weiter, kam wieder auf den kleinen Platz südlich der Djemaa el-Fna, aß dort - es war jetzt schon 15 Uhr - einen kleinen Nachmittagssnack von sechs Fleischspießchen, trank wieder Wasser und Minztee und machte mich nach vollbrachtem Mittagessen kurz auf in die Bude.
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Kurz, lang, ganz egal, es war jedenfalls noch hell, als ich mich wieder anzog und in Richtung der Djemaa el-Fna (das sind ja nur zwei, drei Minuten, erst durch zwei enge Gässchen, dann durch eine etwas breitere Straße, dann bin ich da) tigerte. Die Essensstände waren schon aufgebaut, ich lief erst einmal eine Runde, wurde von einem halben Dutzend (wenn's langt) "Begrüßer" angesprochen, in ihr Etablissement zu kommen. "Maybe later" konnte jeder, "vielleicht später" hat auch noch der eine oder andere verstanden, dann war ich einmal rum ...
Ich hatte heute Nachmittag im Reiseführer noch etwas von Schnecken gesehen, und siehe da, ein paar Stände mit Schnecken gab es. Ich steuerte den Stand an, an dem am meisten Kunden saßen (alles Einheimische), bestellte - zum Probieren - eine kleine Portion, nahm mir einen Zahnstocher und fummelte die Schnecken aus dem Gehäuse heraus. Keine Ahnung, ob ich das à la marocaine gemacht habe, aber auf alle Fälle waren die Schnecken ganz himmlisch - unglaublich lecker! Die Marokkaner nehmen mir führten sich das Schälchen suppenartig auch zum Mund, also machte ich das nach, und selbst die Sauce war grandios.
Ich überlegte, ob ich zum Nachtisch nochmal dorthin gehe, ging noch einmal eine Runde, einer der "Begrüßer" meinte, bei ihm sei es "besser als bei Edeka" und "besser als bei Lidl", "alter Falter", da musste ich so lachen, dass ich mich bei ihm hinsetzte ...
Ich bestellte Couscous mit Fleisch, das war lecker, als Vorspeise schwatzte man mir Aubergine, Paprika und noch zwei Kleinigkeiten auf, die alle superlecker waren, dazu verzehrte ich eine (kalte!) Cola - und am Schluss zahlte ich keine zehn Euro dafür ...
Nun überlegte ich hin und her, ob ich noch ein Bier trinken gehe oder nochmal Schnecken futtere oder gleich ins Bett gehe - und ich habe mich, Wunder über Wunder, gegen ein Bierchen - und gegen die Schnecken - entschieden, weil ich einfach satt, sitt und nach einem durchaus laufintensiven Tag auch einfach durch bin; außerdem klingt der Wecker schon um 3.15 Uhr, denn um 4 Uhr werde ich abgeholt. Um 6.45 Uhr geht der Flieger, um 10.30 Uhr bin ich in Deutschland ...
So, gute Nacht, bisschen früh, ich weiß, aber hochverdient ...
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Koutoubia-Moschee gestern Abend |
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Blick hinauf im Innenhof beim Frühstück |
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Frühstück |
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Djemaa el-Fna |
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Jetzt bei Tag |
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Kutschen |
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Jaha, der Saft war lecker! |
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Synagoge |
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Innenhof der Synagoge |
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Mittagessen |
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Vorspeise beim Abendessen |
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Erzeuger der Vorspeise |
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Hauptgericht (mit zweiter Vorspeise ...) |
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Ort des Geschehens |
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Schon ein bisschen dunkler ... |
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