... haben sie am Flughafen von Marrakesch, und ich frage mich wirklich, wieso die Marokkaner es den Touristen so schwer machen, mit einem vernünftigen Gefühl ihr Land zu verlassen. Das war ja damals, als ich in der Westsahara war, schon alles eine einzige Katastrophe, aber die Tatsache, dass der Flughafen von Marrakesch eigentlich (eigentlich!) hochmodern ist, macht das alles nur noch schlimmer. Ryanair ist - wie sollte es anders sein - auch ein kleines bisschen schuld daran, aber so richtig ganz viel können sie nicht für den Mist ...
Ich schlief nicht wirklich gut, denn wenn diese an sich wunderbare Struktur eines Riad eines nicht kann, dann Geräusche aus dem Innenhof dämpfen. Den Leuten, die da unten beim Abendessen saßen, kann ich keinen Vorwurf machen, die waren gar nicht übertrieben laut, aber ich habe sie halt nur zu gut gehört. Als ich dann endlich eingeschlafen war, wachte ich gefühlt jede Stunde auf, wahrscheinlich hatte mein Hirn Sorge, wie einst in Südkorea zu verschlafen. Um 3.15 Uhr ging der Wecker, um 4 Uhr kam der Transfer zu Café de France, ein paar Meter von meiner Unterkunft entfernt, dort, wo ich gestern Mittag einen Minztee nach dem anderen getrunken hatte.
Vorher aber hatte ich schon einchecken wollen, und der einzige Vorwurf, den ich Ryanair machen kann, ist, dass sie - erst - jetzt (!) darauf aufmerksam machten, dass man seine Bordkarte ausgedruckt haben müsse. Das war jetzt mitten in der Nacht ein bisschen schwierig, zumal sie in Israel (wo das in Wirklichkeit nicht notwendig war!) noch eine E-Mail vorausgeschickt hatten ...
Der Transfer klappte problemlos, diese Vor-Sicherheitskontrolle beim Einlass in den Flughafen ist - es tut mir leid - jedes Mal eine Einladung für jeden Terroristen, der Böses will, genau dort anzusetzen, weil da die Leute richtig schön gedrängt in Reih und Glied stehen, das ist und bleibt ziemlich bescheuert.
An der Information wurde ich zum Check-in geschickt, dort stand ich ewig an, immer wieder wurden Leute vorgezogen, als ich endlich dran war, wurde mir ein Zettel gegeben ("You will not be charged" - "Sie müssen nichts bezahlen"), auf den ich an ebender Information, an der ich eben gestanden hatte, irgendein Stempel als Bestätigung für ... irgendwas draufmusste. Danach wurde ich wieder zum Check-in geschickt, dort war es noch chaotischer als vorher, wieder drängelten sich irgendwelche Trottel vor, dann war ich endlich dran und bekam einen handgeschriebenen Zettel als Bordkarte (!!!!).
Liebe Leute, das ist kein Feld-Wald-und-Wiesen-Flughafen (eigentlich!), das ist architektonisch ein hochmoderner Flughafen, infrastrukturell (eigentlich!) auch, es gibt alles, aber wirklich alles, was man braucht, um da völlig problemlos durchzulaufen, inklusive elektronischer Bordkartenkontrollen, aber nein, man kann nicht mit elektronischen Bordkarten boarden, sondern kriegt einen handgeschriebenen Zettel - es ist unfassbar.
Ab der Sicherheitskontrolle ist der Flughafen völlig überheizt, die spinnen doch alle, nach der Passkontrolle muss man nochmal seinen Pass vorzeigen, damit ein Typ nochmal schauen kann, ob du einen Stempel im Pass hast - das ist alles nicht komplett sinnlos, aber könnte alles so dermaßen viel schneller gehen, es ist wirklich schade, und wenn die das nicht schleunigst besser machen, wird es bei der WM 2030 eine einzige Katastrophe. Gianni Infantino und seine Bande merken das alles natürlich nicht, weil die VVVIP-Behandlung kriegen, aber bei den normalen Menschen würde der Andrang bei einer WM den ganzen Flughafen zum Zusammenbrechen bringen, und das alles, obwohl es einfach nicht nötig ist, weil der Flughafen das eigentlich besser könnte.
Lohn der ganzen Mühe war ein Fensterplatz in Reihe 4 mit unbesetztem Mittelplatz, sodass sowohl die Frau auf dem Gangplatz mit ihren Duty-free-Einkäufen als auch ich uns wunderbar bequem ausbreiten konnten, heute hat sich das Warten mit dem Einchecken dann alles in allem doch gelohnt, auch wenn ich keine halbe Stunde vor Boardingbeginn am Gate war aufgrund der ganzen Rennerei.
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Wir kamen vorfristig am Hahn an, ich lief auch zügig den (langen) Weg in Richtung Einreisekontrolle (durch die wunderbare kühle Hunsrückluft), die Einreise ging auch dermaßen schnell, dass ich durch den Zoll war, bevor der Zoll bereit war (und die Zöllner sich beim Anblick des durch den Zollbereich marschierenden Blogautors gegenseitig anpflaumten, dass sie zu spät dran waren, aber ich war unschuldig, von mir wollte keiner etwas), doch den 10.30-Uhr-Bus sah ich nur noch vom Busbahnhof fahren ... Schade - mit dem hatte ich nicht gerechnet, aber wenn man ihn dann doch nur knapp verpasst, ist das schon etwas bedauerlich ...
Jetzt hatte ich aber gut zwei Stunden Zeit, brunchte erst einmal bei McDonald's, wie immer deliziös, lud mir noch die zweite Episode meiner neuesten Serie ("Bodies") herunter und stiefelte dann eine gute Stunde vor Abfahrt zum Busbahnhof, weil ich die kalte Luft genießen wollte.
Der Busfahrer wusste mit meiner Bahncard 100 mit Deutschlandticket etwas anzufangen, so soll es sein, und ich fuhr - der erste Zug fiel schon einmal aus - nicht bis zum Koblenzer Hauptbahnhof, sondern zum Bahnhof Stadtmitte, an dem ich mit Mühe die Gleise fand, weil die etwas versteckt liegen ...
Ich stieg in den Regionalexpress nach Wesel, sprang zwischendurch in einem Anfall von Komplettidiotie in Remagen aus dem Zug, weil ich in einen IC nach Emden einsteigen wollte, der eventuell noch in Köln, Düsseldorf oder Duisburg Anschluss an meinen ICE nach Hannover bieten würde (naja, so idiotisch war es doch nicht, weil der Regionalexpress die Anschlüsse meilenweit verfehlte, während ich in Düsseldorf bei der Einfahrt meines ICs den Anschluss noch abfahren sah ...).
Der Schaffner war auch nur semi-hilfreich (nachdem er meine "Clubkarte" zutreffend identifiziert hatte ...), weil ich die Verbindungen schon auch selbst heraussuchen konnte, aber ich wollte wissen, ob der Anschluss vielleicht wartet, das wusste er aber auch nicht ...
Nun sitze ich im Zug von Duisburg nach Hannover, heute Abend geht es wahrscheinlich noch zum Georgier, aber davon berichte ich ein anderes Mal.
Das war - als allererstes Fazit - eine ganz wunderbare Reise in zwei höchst unterschiedliche, aber sehr schöne Städte. Bergamo hat mir sehr gut gefallen, ganz besonders die Oberstadt und die Kulinarik, aber Letzteres wird man in Italien ja unter normalen Umständen erwarten dürfen. Die Menschen waren sehr freundlich, auch die Ober (das wird man in Italien ja nun nicht ohne Weiteres erwarten dürfen), doch, Bergamo wird hiermit formal meine Wiederkehr angekündigt, zumal der Flug vom Hahn spottbillig war.
Apropos Flug vom Hahn: Die An- und Abreise ist, egal ob aus Hannover, aus dem Schwarzwald oder aus Kaiserslautern, mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine halbe Weltreise; ich wäre selbst bei funktionierenden Anschlüssen ungefähr sieben Stunden unterwegs gewesen, und zwar ab Abfahrt des nur alle zwei Stunden fahrenden Busses. Nun verstehe ich einerseits, dass die linksgrün bewegte rheinland-pfälzische Landesregierung nicht den (schnellen) ÖPNV zu einem klimaverpestenden Flughafen subventionieren will, aber so fahren halt die Reisenden in der Regel mit dem klimaverpestenden Auto zum Flughafen, sodass auch keinem wirklich geholfen ist ...
Marrakesch hat mir - ich war ja letztmals vor 15 Jahren dort gewesen - sehr, sehr gut gefallen (mit Ausnahme des Katastrophenflughafens natürlich), die touristische Innenstadt war - jedenfalls im Vergleich zu meiner Erinnerung - sehr sauber, ja, man wird überall angequatscht, aber das war nicht so aggressiv wie in Ägypten (vielleicht bin ich auch abgehärteter geworden, ich weiß es nicht, aber es ging mir nicht so auf den - Entschuldigung - Sack, und das schaffen ja Verkäufer durchaus relativ schnell bei mir). Vor 15 Jahren hatte ich mich nicht getraut, auf der Djemaa el-Fna zu essen, das verstehe ich nach der Erfahrung gestern Abend nun wirklich überhaupt nicht mehr, denn das Essen war nicht nur sehr lecker, sondern auch - und ja, ich habe mich in Marrakesch mehrfach formal übers Ohr hauen lassen, allen voran am ersten Abend, aber das ist für mich inzwischen bei meinem Nicht-mehr-Studenten-Gehalt auch nicht mehr so schmerzhaft wie früher - bezahlbar, gerade auf dem Platz. Allein die Schnecken haben, glaube ich, den Wunsch meiner Mutter bestärkt, dann doch mal nach Marrakesch zu reisen. (Und dass inzwischen gefühlt fast jeder Englisch spricht, ist natürlich ganz grandios. Wenn ihr jetzt noch die Flughafenabfertigung auf internationalen Standard bringt, bin ich wirklich, wirklich glücklich, liebe Marokkaner!)
Als Foto gibt es heute nur den mir vor der (laaaangen) Nase wegfahrenden Bus am Hahn ...