Meine Länder

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Länder in hellgrün sind fest geplant,
Länder in orange sind in vorläufiger Planung für die nächsten zwölf Monate.

Dienstag, 31. Oktober 2023

Überbürokratisierung hoch drei

 ... haben sie am Flughafen von Marrakesch, und ich frage mich wirklich, wieso die Marokkaner es den Touristen so schwer machen, mit einem vernünftigen Gefühl ihr Land zu verlassen. Das war ja damals, als ich in der Westsahara war, schon alles eine einzige Katastrophe, aber die Tatsache, dass der Flughafen von Marrakesch eigentlich (eigentlich!) hochmodern ist, macht das alles nur noch schlimmer. Ryanair ist - wie sollte es anders sein - auch ein kleines bisschen schuld daran, aber so richtig ganz viel können sie nicht für den Mist ...

Ich schlief nicht wirklich gut, denn wenn diese an sich wunderbare Struktur eines Riad eines nicht kann, dann Geräusche aus dem Innenhof dämpfen. Den Leuten, die da unten beim Abendessen saßen, kann ich keinen Vorwurf machen, die waren gar nicht übertrieben laut, aber ich habe sie halt nur zu gut gehört. Als ich dann endlich eingeschlafen war, wachte ich gefühlt jede Stunde auf, wahrscheinlich hatte mein Hirn Sorge, wie einst in Südkorea zu verschlafen. Um 3.15 Uhr ging der Wecker, um 4 Uhr kam der Transfer zu Café de France, ein paar Meter von meiner Unterkunft entfernt, dort, wo ich gestern Mittag einen Minztee nach dem anderen getrunken hatte.

Vorher aber hatte ich schon einchecken wollen, und der einzige Vorwurf, den ich Ryanair machen kann, ist, dass sie - erst - jetzt (!) darauf aufmerksam machten, dass man seine Bordkarte ausgedruckt haben müsse. Das war jetzt mitten in der Nacht ein bisschen schwierig, zumal sie in Israel (wo das in Wirklichkeit nicht notwendig war!) noch eine E-Mail vorausgeschickt hatten ...

Der Transfer klappte problemlos, diese Vor-Sicherheitskontrolle beim Einlass in den Flughafen ist - es tut mir leid - jedes Mal eine Einladung für jeden Terroristen, der Böses will, genau dort anzusetzen, weil da die Leute richtig schön gedrängt in Reih und Glied stehen, das ist und bleibt ziemlich bescheuert.

An der Information wurde ich zum Check-in geschickt, dort stand ich ewig an, immer wieder wurden Leute vorgezogen, als ich endlich dran war, wurde mir ein Zettel gegeben ("You will not be charged" - "Sie müssen nichts bezahlen"), auf den ich an ebender Information, an der ich eben gestanden hatte, irgendein Stempel als Bestätigung für ... irgendwas draufmusste. Danach wurde ich wieder zum Check-in geschickt, dort war es noch chaotischer als vorher, wieder drängelten sich irgendwelche Trottel vor, dann war ich endlich dran und bekam einen handgeschriebenen Zettel als Bordkarte (!!!!).

Liebe Leute, das ist kein Feld-Wald-und-Wiesen-Flughafen (eigentlich!), das ist architektonisch ein hochmoderner Flughafen, infrastrukturell (eigentlich!) auch, es gibt alles, aber wirklich alles, was man braucht, um da völlig problemlos durchzulaufen, inklusive elektronischer Bordkartenkontrollen, aber nein, man kann nicht mit elektronischen Bordkarten boarden, sondern kriegt einen handgeschriebenen Zettel - es ist unfassbar.

Ab der Sicherheitskontrolle ist der Flughafen völlig überheizt, die spinnen doch alle, nach der Passkontrolle muss man nochmal seinen Pass vorzeigen, damit ein Typ nochmal schauen kann, ob du einen Stempel im Pass hast - das ist alles nicht komplett sinnlos, aber könnte alles so dermaßen viel schneller gehen, es ist wirklich schade, und wenn die das nicht schleunigst besser machen, wird es bei der WM 2030 eine einzige Katastrophe. Gianni Infantino und seine Bande merken das alles natürlich nicht, weil die VVVIP-Behandlung kriegen, aber bei den normalen Menschen würde der Andrang bei einer WM den ganzen Flughafen zum Zusammenbrechen bringen, und das alles, obwohl es einfach nicht nötig ist, weil der Flughafen das eigentlich besser könnte.

Lohn der ganzen Mühe war ein Fensterplatz in Reihe 4 mit unbesetztem Mittelplatz, sodass sowohl die Frau auf dem Gangplatz mit ihren Duty-free-Einkäufen als auch ich uns wunderbar bequem ausbreiten konnten, heute hat sich das Warten mit dem Einchecken dann alles in allem doch gelohnt, auch wenn ich keine halbe Stunde vor Boardingbeginn am Gate war aufgrund der ganzen Rennerei.

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Wir kamen vorfristig am Hahn an, ich lief auch zügig den (langen) Weg in Richtung Einreisekontrolle (durch die wunderbare kühle Hunsrückluft), die Einreise ging auch dermaßen schnell, dass ich durch den Zoll war, bevor der Zoll bereit war (und die Zöllner sich beim Anblick des durch den Zollbereich marschierenden Blogautors gegenseitig anpflaumten, dass sie zu spät dran waren, aber ich war unschuldig, von mir wollte keiner etwas), doch den 10.30-Uhr-Bus sah ich nur noch vom Busbahnhof fahren ... Schade - mit dem hatte ich nicht gerechnet, aber wenn man ihn dann doch nur knapp verpasst, ist das schon etwas bedauerlich ...

Jetzt hatte ich aber gut zwei Stunden Zeit, brunchte erst einmal bei McDonald's, wie immer deliziös, lud mir noch die zweite Episode meiner neuesten Serie ("Bodies") herunter und stiefelte dann eine gute Stunde vor Abfahrt zum Busbahnhof, weil ich die kalte Luft genießen wollte.

Der Busfahrer wusste mit meiner Bahncard 100 mit Deutschlandticket etwas anzufangen, so soll es sein, und ich fuhr - der erste Zug fiel schon einmal aus - nicht bis zum Koblenzer Hauptbahnhof, sondern zum Bahnhof Stadtmitte, an dem ich mit Mühe die Gleise fand, weil die etwas versteckt liegen ...

Ich stieg in den Regionalexpress nach Wesel, sprang zwischendurch in einem Anfall von Komplettidiotie in Remagen aus dem Zug, weil ich in einen IC nach Emden einsteigen wollte, der eventuell noch in Köln, Düsseldorf oder Duisburg Anschluss an meinen ICE nach Hannover bieten würde (naja, so idiotisch war es doch nicht, weil der Regionalexpress die Anschlüsse meilenweit verfehlte, während ich in Düsseldorf bei der Einfahrt meines ICs den Anschluss noch abfahren sah ...).

Der Schaffner war auch nur semi-hilfreich (nachdem er meine "Clubkarte" zutreffend identifiziert hatte ...), weil ich die Verbindungen schon auch selbst heraussuchen konnte, aber ich wollte wissen, ob der Anschluss vielleicht wartet, das wusste er aber auch nicht ...

Nun sitze ich im Zug von Duisburg nach Hannover, heute Abend geht es wahrscheinlich noch zum Georgier, aber davon berichte ich ein anderes Mal.

Das war - als allererstes Fazit - eine ganz wunderbare Reise in zwei höchst unterschiedliche, aber sehr schöne Städte. Bergamo hat mir sehr gut gefallen, ganz besonders die Oberstadt und die Kulinarik, aber Letzteres wird man in Italien ja unter normalen Umständen erwarten dürfen. Die Menschen waren sehr freundlich, auch die Ober (das wird man in Italien ja nun nicht ohne Weiteres erwarten dürfen), doch, Bergamo wird hiermit formal meine Wiederkehr angekündigt, zumal der Flug vom Hahn spottbillig war.

Apropos Flug vom Hahn: Die An- und Abreise ist, egal ob aus Hannover, aus dem Schwarzwald oder aus Kaiserslautern, mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine halbe Weltreise; ich wäre selbst bei funktionierenden Anschlüssen ungefähr sieben Stunden unterwegs gewesen, und zwar ab Abfahrt des nur alle zwei Stunden fahrenden Busses. Nun verstehe ich einerseits, dass die linksgrün bewegte rheinland-pfälzische Landesregierung nicht den (schnellen) ÖPNV zu einem klimaverpestenden Flughafen subventionieren will, aber so fahren halt die Reisenden in der Regel mit dem klimaverpestenden Auto zum Flughafen, sodass auch keinem wirklich geholfen ist ...

Marrakesch hat mir - ich war ja letztmals vor 15 Jahren dort gewesen - sehr, sehr gut gefallen (mit Ausnahme des Katastrophenflughafens natürlich), die touristische Innenstadt war - jedenfalls im Vergleich zu meiner Erinnerung - sehr sauber, ja, man wird überall angequatscht, aber das war nicht so aggressiv wie in Ägypten (vielleicht bin ich auch abgehärteter geworden, ich weiß es nicht, aber es ging mir nicht so auf den - Entschuldigung - Sack, und das schaffen ja Verkäufer durchaus relativ schnell bei mir). Vor 15 Jahren hatte ich mich nicht getraut, auf der Djemaa el-Fna zu essen, das verstehe ich nach der Erfahrung gestern Abend nun wirklich überhaupt nicht mehr, denn das Essen war nicht nur sehr lecker, sondern auch - und ja, ich habe mich in Marrakesch mehrfach formal übers Ohr hauen lassen, allen voran am ersten Abend, aber das ist für mich inzwischen bei meinem Nicht-mehr-Studenten-Gehalt auch nicht mehr so schmerzhaft wie früher - bezahlbar, gerade auf dem Platz. Allein die Schnecken haben, glaube ich, den Wunsch meiner Mutter bestärkt, dann doch mal nach Marrakesch zu reisen. (Und dass inzwischen gefühlt fast jeder Englisch spricht, ist natürlich ganz grandios. Wenn ihr jetzt noch die Flughafenabfertigung auf internationalen Standard bringt, bin ich wirklich, wirklich glücklich, liebe Marokkaner!) 

Als Foto gibt es heute nur den mir vor der (laaaangen) Nase wegfahrenden Bus am Hahn ...

Montag, 30. Oktober 2023

Erdbebenschäden

... hat es heute Nacht keine gegeben, auch wenn das Erdbeben der Stärke 4,3, dessen Epizentrum 78 Kilometer südwestlich von Marrakesch lag, mein Bett ein bisschen hat wackeln lassen; die Folgen des Erdbebens vom 8. September kann man allerdings in der Stadt durchaus an der einen oder anderen Stelle erkennen.

Ich bin heute Morgen natürlich zum Frühstück, so verfressen war ich dann doch, und es war definitiv kein Fehler, denn die Teigwaren mit Marmelade und Honig waren sehr lecker; ich trank auch Kaffee, denn nach dem späten Zubettgehen und dem kleinen Schreck in der Nacht hatte ich nicht so unglaublich lange geschlafen, selbst wenn ich erst um 9 Uhr aufstand.

Ich verließ mein Riad, mein schönes Hotelchen mit Innenhof, und lief in Richtung des Hauptplatzes von Marrakesch, der Djemaa el-Fna. So wahnsinnig viel los war dort heute Morgen noch nicht, also machte ich - nachdem ich erfolgreich Geld abgehoben hatte; ich fürchte, es ist mal wieder viel zu viel, aber ich komme ja bestimmt mal wieder nach Marokko - einen größeren Spaziergang durch die Souks, ließ mich treiben (wunderbar!), verlief mich, drehte irgendwann um, ließ mich immer noch nicht von Fahrrädern, Motorrädern und ganzen Lastenmotorrädern umfahren, die sich eifrig durch die verwinkelten Gassen der Souks drängen, kaufte auch nichts ein, lief an der Koutoubia-Moschee vorbei, setzte mich dort auf die Bank, hatte nun ein Dürstchen und platzierte mich - nach einiger Überlegung - auf der Terrasse des Café de France.

Dort verzehrte ich Minztee und Wasser (jaha, wirklich!) und beobachtete das Treiben auf der Djemaa el-Fna: Ein Straßenmusiker machte durchaus erträgliche Musik, Unmengen von Touristen fuhren, liefen, trabten und spazierten vorbei (auch die Österreicher aus dem Flieger gestern, überhaupt muss Österreich leer sein, so viele von denen sind hier!), aber natürlich - welche Überraschung! - auch viele Marokkaner, die Polizei und die Sicherheitsbehörden waren unterwegs, Sonnenbrillenverkäufer (da frage ich mich immer, wer von so einem Typen eine Sonnenbrille kauft), Schuhputzer, Taschentuchverkäufer, das pralle Leben also, das pralle Leben ...

Nach zwei Stunden Sitzen und Urlauben brach ich auf, lief jetzt in Richtung Süden durch andere Gassen, der Souk hier war ein bisschen weniger voll (aber keines leer!) und hatte so als loses Ziel die Slat-Al-Azama-Synagoge ins Auge gefasst. Die eine Eingangstür war zu, aber die Polizei wies uns den Weg, den einen Euro Eintritt verschmerzte ich, dann war ich in der kleinen, aber feinen Synagoge, die wohl eines von zwei noch in Gebrauch befindlichen Gotteshäusern der 200 Mann starken jüdischen Gemeinde von Marrakesch ist. Der blau-weiße Innenhof hätte meiner Mutter gefallen, doch, das war durchaus schön dort, vor allem, weil es irgendwie untouristisch wirkte, obwohl in fünf Sprachen (unter anderem auf Deutsch) Prospekte auslagen.

Ich marschierte nun weiter, kam wieder auf den kleinen Platz südlich der Djemaa el-Fna, aß dort - es war jetzt schon 15 Uhr - einen kleinen Nachmittagssnack von sechs Fleischspießchen, trank wieder Wasser und Minztee und machte mich nach vollbrachtem Mittagessen kurz auf in die Bude.

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Kurz, lang, ganz egal, es war jedenfalls noch hell, als ich mich wieder anzog und in Richtung der Djemaa el-Fna (das sind ja nur zwei, drei Minuten, erst durch zwei enge Gässchen, dann durch eine etwas breitere Straße, dann bin ich da) tigerte. Die Essensstände waren schon aufgebaut, ich lief erst einmal eine Runde, wurde von einem halben Dutzend (wenn's langt) "Begrüßer" angesprochen, in ihr Etablissement zu kommen. "Maybe later" konnte jeder, "vielleicht später" hat auch noch der eine oder andere verstanden, dann war ich einmal rum ...

Ich hatte heute Nachmittag im Reiseführer noch etwas von Schnecken gesehen, und siehe da, ein paar Stände mit Schnecken gab es. Ich steuerte den Stand an, an dem am meisten Kunden saßen (alles Einheimische), bestellte - zum Probieren - eine kleine Portion, nahm mir einen Zahnstocher und fummelte die Schnecken aus dem Gehäuse heraus. Keine Ahnung, ob ich das à la marocaine gemacht habe, aber auf alle Fälle waren die Schnecken ganz himmlisch - unglaublich lecker! Die Marokkaner nehmen mir führten sich das Schälchen suppenartig auch zum Mund, also machte ich das nach, und selbst die Sauce war grandios.

Ich überlegte, ob ich zum Nachtisch nochmal dorthin gehe, ging noch einmal eine Runde, einer der "Begrüßer" meinte, bei ihm sei es "besser als bei Edeka" und "besser als bei Lidl", "alter Falter", da musste ich so lachen, dass ich mich bei ihm hinsetzte ...

Ich bestellte Couscous mit Fleisch, das war lecker, als Vorspeise schwatzte man mir Aubergine, Paprika und noch zwei Kleinigkeiten auf, die alle superlecker waren, dazu verzehrte ich eine (kalte!) Cola - und am Schluss zahlte ich keine zehn Euro dafür ...

Nun überlegte ich hin und her, ob ich noch ein Bier trinken gehe oder nochmal Schnecken futtere oder gleich ins Bett gehe - und ich habe mich, Wunder über Wunder, gegen ein Bierchen - und gegen die Schnecken - entschieden, weil ich einfach satt, sitt und nach einem durchaus laufintensiven Tag auch einfach durch bin; außerdem klingt der Wecker schon um 3.15 Uhr, denn um 4 Uhr werde ich abgeholt. Um 6.45 Uhr geht der Flieger, um 10.30 Uhr bin ich in Deutschland ...

So, gute Nacht, bisschen früh, ich weiß, aber hochverdient ...

Koutoubia-Moschee gestern Abend

Blick hinauf im Innenhof beim Frühstück

Frühstück

Djemaa el-Fna

Jetzt bei Tag

Kutschen

Jaha, der Saft war lecker!

Synagoge

Innenhof der Synagoge

Mittagessen

Vorspeise beim Abendessen

Erzeuger der Vorspeise

Hauptgericht (mit zweiter Vorspeise ...)

Ort des Geschehens

Schon ein bisschen dunkler ...

When in Bergamo do as the bergamaschi do

... also lief ich dann am Ende auch bei Rot über die Straße, wenn kein Auto kam ...

Die Nacht war gut, die Stunde länger Schlaf war wunderbar, der Wecker um 8 Uhr tat gar nicht so weh, mir ging es wunderbar. Ich sprang unter die Dusche (abnehmbarer Duschkopf, wunderbarer Wasserdruck, herrlich), packte meine sieben Sachen, gab die in die Gepäckaufbewahrung im Hotel - und weg war ich.

Die Busanbindung meines Hotels ist nicht ganz so grandios, daher lief ich - wie gestern Abend - ein ganzes Stück, diesmal in Richtung der Viale Roma. Ich lief über die Ampel, erhaschte einen wunderbaren Blick von der Oberstadt (nicht "Hochstadt", wie ich in einem Anflug von Beklopptheit an die Heimat schrieb), entschied mich, dass ich in einen der Busse einsteigen könnte, die zum Funikular, zur Standseilbahn hoch in die Oberstadt, fuhren, und stieg an der entsprechenden Bushaltestelle aus.

Die Schlange war groß, aber ich war zuversichtlich, dass ich unter den ersten 50 wäre, die laut Anzeige Platz hatten. Ich lief durch das Drehkreuz, das nicht wirklich gesperrt ist (man muss schon selbst die Fahrkarte entwerten, wenn man denn - anders als ich - eine zu entwertende Fahrkarte hat; na warte - also, ich hatte schon eine Fahrkarte, aber die musste ich nicht entwerten), während der Fahrer/Schaffner was von "grupo" murmelte ...

Am Ende war ich wohl irrtümlich mit einer (riesigen) Gruppe durchgerauscht, aber das hatte ich wirklich nicht verstanden, ehe es zu spät war und ich schon praktisch im Funikular. Die Fahrt hatte - jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt - spektakuläre Ausblicke auf die Unterstadt, und in der Oberstadt lief ich querstadtein in Richtung Piazza Vecchia, und schon auf dem Weg kam ich durch wunderschöne Altstadtgässchen und an einem alten Waschbrunnen vorbei - schick ...

Der Palazzo Nuovo ist ebenso schön anzugucken wie der hier Campanone genannte Stadtturm; in die Kathedrale ging ich nicht hinein, zum einen, weil Sonntag ist, und zum anderen, weil ich sehr ungern Eintritt für Gotteshäuser zahle, achso, und zudem war ich in der Kapelle nebenan drin gewesen, in der der einzige Jammer ist, dass man nicht fotografieren darf, denn die ist schon spektakulär ...

Ich lief durch eine enge Gasse (die aber etliche Autos nicht davon abhielt, da auch durchzufahren) in Richtung Piazza della Cittadella, kam an etlichen schönen Lokalen vorbei (aber es war erst 10 Uhr oder so, da konnte und wollte ich noch nicht einfallen), lief über die etwas schmucklose Piazza und landete schließlich beim zweiten Funikular der Stadt, hoch zum San Vigilio.

Da war deutlich weniger Andrang, aber meine Tageskarte galt auch hier, und als wir oben ankamen, war der Ausblick auf die nun unter uns liegende Oberstadt wunderbar. Das Wetter spielte nur so semi mit, es war meist trocken, aber eben auch bewölkt, aber Ende Oktober kann man halt nicht strahlenden Sonnenschein erwarten ...

Am Castello di San Vigilio kann man in einem Turm eine Treppe hochsteigen (das ist nicht beschildert, ich sah zum Glück eine Gruppe vor mir im Turm verschwinden), und wenn man dort oben ankommt, hat man einen wunderschönen Rundumblick auf die Stadt und die Berge - ebenfalls, mir gehen die Adjektive aus, großartig ...

Wer es bis jetzt nicht verstanden hat, dem sei gesagt: Bergamo ist richtig, richtig schön, und auch wenn ich nur auf einer Stippvisite unterwegs war, kann ich sagen, dass Brescia (wo ich ja vor 14 Jahren schon begeistert war) und Bergamo zurecht zusammen italienische Kulturhauptstadt sind ...

Ich lief nun den steilen Hang hinunter in die Oberstadt, lief wieder durch die enge Gasse, die sich nun noch weiter gefüllt hatte (viele Menschen und auch sehr, sehr viele Hunde, das ist in Bergamo richtig auffällig), es war elf, halb zwölf, immer noch ein bisschen früh, aber ich verzog mich wieder auf die Piazza Vecchia, guckte mich da ein bisschen um, und entschied mich dann - mit Mühe - für eine der beiden ins Auge gefassten Kneipen.

Dort verspeiste ich Aufschnitt bergamaschi mit Schinken und Salami, saß neben einer kolumbianisch-deutschen Familie, verspeiste dann als Hauptspeise Kaninchen mit Polenta taragna (Polenta mit Käse), wobei mich die Polenta ganz besonders begeisterte, und gönnte mir dann noch einen fast himmlisch zu nennenden Schokoladenkuchen.

Nun brach ich auf, lief einen anderen Weg zum Funikular, fuhr wieder runter (oben kaum Menschen, unten riesiger Andrang), fuhr - diesmal klappte das - einigermaßen in die Nähe des Hotels und holte dort mein Zeug. Ich stiefelte - mit viel Puffer - zurück zum Bahnhof, und dort fing die Katastrophe an: Da waren Menschenmassen, die auf den Flughafenbus warteten, sodass ich in den ersten Bus nicht wirklich reinkam - Wahnsinn! Zwanzig Minuten später kam der nächste Bus, der Busfahrer deutete mit der international bekannten Halsabschneider-Geste den Einweisern schon an, dass auch der Bus voll war, da war es mir dann zu blöd und ich entschied mich, dem Bus entgegenzulaufen.

Der nächste Bus erwischte mich gerade zwischen Baum und Borke, war aber auch voll, aber den nächsten Bus, um kurz vor 15 Uhr, erwischte ich dann. Auch hier musste ich erst stehen, bekam aber dann - ironischerweise am Bahnhof, wo etliche ausstiegen und erst dann neue Menschen einstiegen - einen Platz, weil eine mittelalterliche Frau den nicht haben wollte. Da hatte sie dann halt Pech ...

Ich checkte unterwegs noch ein, bekam den einzigen noch verfügbaren Mittelplatz verdonnert (seufz) und lief dann nach Ankunft am Flughafen zur Sicherheitskontrolle. Die dauerte ein wenig, aber nicht übermäßig lang, dann lief ich durch das Labyrinth des Flughafens hier. Also, ganz ehrlich, hier haben sie es echt übertrieben: Man läuft, bis man zur Ausreisekontrolle kommt, praktisch einmal im Kreis, weil die Planer den Hals nicht voll gekriegt haben und noch immer mehr Geschäfte dazwischengepackt haben - das ist so wirklich nicht nötig ...

Die Ausreisekontrolle ging am Automaten fix, und nun geht es gleich zum Boarding. Der Taxifahrer in Marrakesch hat mir schon eine WhatsApp mit seiner Nummer und dem Treffpunkt geschickt, das lässt sich schonmal gut an ...

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Der Flug war recht gut, ich hatte nur vergessen, meine Handys frühzeitig genug aufzuladen bzw. hatte keine Steckdose mehr gefunden, aber ich schaffte mit Energiesparmodus und Gedöns, die Handys am Leben zu erhalten. Eine österreichische Mathematik-Lehrerin korrigierte neben mir ihre Klassenarbeit der linearen Algebra (zwei Gleichungen mit zwei Unbekannten), ich hörte Musik und las ein bisschen.

Die Einreise am hochmodernen Flughafen hier in Marrakesch ging leidlich schnell, auch wenn ich nie verstehen werde, wieso die Marokkaner von einem den Beruf wissen wollen, zumal mein Grenzer mit meiner Antwort "Mathematiker" sowieso nicht viel anfangen konnte ...

Mein Fahrdienstleiter war auch schon da und verteilte mich mit meiner Paar aus Manchester auf die Busse, nach einer mittleren Stadtrundfahrt schmiss mich der Fahrer zehn Gehminuten vom Hotel entfernt raus - das war aber völlig in Ordnung so, denn da, wo mein Hotel ist, kommt man mit dem Auto wirklich nicht (gut) hin ... (Mal sehen, wie das beim Heimweg wird, dafür hatte ich ja gestern auch noch das Taxi gebucht ...)

Der Fahrer erklärte mir noch, dass Marokko ab nächsten Jahr auf Englisch als Hauptverkehrssprache umstellen will; das erklärt, wieso hier inzwischen fast jeder ganz akzeptables Englisch spricht.

Der Check-in im schönen, etwas abgewohnten, aber völlig akzeptablen Riad ging fix (nachdem ich den Eingang gefunden hatte, Google Maps ist super, aber man muss natürlich auch an der richtigen Stelle abbiegen ...), ich war schnell wieder draußen (es war jetzt schon 22 Uhr) ... Meine Versuche, Geld abzuheben, schlugen allesamt fehl, da muss ich morgen nachbessern, aber das hielt mich nicht ab, einen kleinen Spaziergang über die Djemaa el-Fna, den zentralen Platz Marrakeschs, zu machen - was da alles verkauft wird, von Gewürzen bis - neuerdings - Videoaufzeichnungen des marokkanischen Siegeszuges bei der letzten Männer-WM, geht fast auf keine Kuhhaut.

Ich fiel in eine Terrassenbar ein, bei der ich mit Karte zahlen konnte und auch noch etwas zu essen bekam; die Hühnchen-Tajine war okay, vor allem mit der Zitrone und den Oliven, aber die Leber können sie sich definitiv schenken, und auch sonst war ich wahrscheinlich ein bisschen zu verfressen, denn Hühnchen auseinandernehmen mag ich ja doch nicht sooooo gern ...

Bier gibt es hier inzwischen auch problemloser als vor 15 Jahren (auch mit Happy Hour, selbst wenn ich am Ende die Preisbildung nicht mehr verstanden habe, weil ich müde war), überhaupt ist Marrakesch gefühlt wahnsinnig modern geworden: Der Taxifahrer hörte Katy Perry, die eine Motorradfahrerin vor uns hatte westliche Klamotten mitsamt dazu passender Mütze auf, die Straßen sind perfekt asphaltiert, das ist sehr, sehr schön hier ...

Mal gucken, ob ich morgen zum Frühstück gehe, es ist ja doch schon wieder spät jetzt, aber morgen mache ich einen ganz gemütlichen Tag mit Spaziergang über die Djemaa el-Fna, ein bisschen Tee trinken, einfach Marokko genießen - das wird schön ...

Fotos gibt es heute von Bergamo und morgen von Marrakesch:

Funikular

In der Oberstadt

Waschanlage

Palazzo Nuovo

Auf der Piazza Vecchia

Campanone

Da habe ich nicht gegessen

Zweiter Funikular

Blick auf die Oberstadt

Castello di San Vigilio

Bergamo-Aufschnitt

Kaninchen mit Käse-Polenta

Samstag, 28. Oktober 2023

Die Nacht war kurz, aber erholsam

..., denn wenn es auf Reisen geht, geht es mir in aller Regel gut ...

Der Wecker klingelte um halb sieben, ich hüpfte wie ein Reh, das der Jäger knapp verfehlt hat, durch die Gegend, ging duschen und packte meine sieben Sachen. Die Stadtbahn kam fast pünktlich, ich holte mir noch kurz etwas zu trinken (daran tat ich gut!), der IC war recht leer - und ich saß im Fahrradabteil an einem einreihigen Tisch, das war sehr praktisch. Die Fußball- und Darts-Fans, die unterwegs ins Ruhrgebiet waren, waren im Großen und Ganzen auch sehr sozialverträglich, sodass ich ohne Schlägerei in Dortmund ankam.

Ich wäre fast in die Unterführung gelaufen, bis ich merkte, dass sich Gleis 11 und Gleis 16 den gleichen Bahnsteig teilen (!), und ich muss von Gleis 16 zu Gleis 11. Der Schweizer Eurocity war verspätet (auch wenn ich mir fast sicher bin, dass die Deutsche Bahn daran schuld ist), sodass ich in Koblenz den Bus in Richtung Flughafen verpasst hätte, wenn ich nicht einen zweistündigen Puffer eingebaut hätte.

Den Puffer verpulverte ich jetzt, indem ich mit dem Bus ins Stadtzentrum fuhr, mir noch einen Kopfhörer kaufte (meiner hatte einen Wackelkontakt und wurde in Hannover zurückgelassen) und danach strammen Schritts zum Deutschen Eck marschierte. Da machte ich ein paar Fotos vom Zusammenfluss von Mosel und Rhein und vom Kaiser und wackelte dann zurück zur Bushaltestelle, um zum Hauptbahnhof zu fahren ...

Dort verspeiste ich erst einmal ein Pizzateilchen als Mittagessen und schaute dann, wie ich zur Bushaltestelle "Hauptbahnhof West" komme, denn dort wollte ich den Bus zum Flughafen Hahn erwischen. Das erwies sich als veritabler Fußmarsch, und ich bin nicht sicher, ob die acht Minuten Umsteigezeit, die die Bahn da veranschlagt, ausreichend sind - ich hatte aber glücklicherweise dann doch noch genug Puffer, sodass ich eine gute halbe Stunde vor Abfahrt an der richtigen Haltestellte ankam.

Das Deutschlandticket der BC100 wurde beim Einsteigen selbstverständlich anerkannt (das ist ja leider nicht so selbstverständlich in solchen Regionalbussen), der Italiener nach mir hatte offenbar die falsche Fahrkarte, durfte aber nach einiger Diskussion doch mitfahren, und nach eineinhalb Stunden kamen der Busfahrer, der Italiener und ich als Einzige am Hahn an - den Rest hatten wir unterwegs aussteigen sehen ...

Mir war nicht klar, dass es am Hahn zwei Boardingbereiche gibt, also latschte ich selbstbewusst zum falschen (zu dem, den ich halt kannte), wurde aber rechtzeitig und freundlich zurückgepfiffen (danke!) und zum richtigen Bereich geschickt. Der war noch nicht offen, öffnete aber zeitnah, sodass ich schnell durch die Kontrolle kam - für den Geschmack der Oberaufseherin zu schnell, denn ich wollte - um die Schlange zu beschleunigen -, als ich dran war, von der nächsten - geschlossenen - Schleuse eine Wanne nehmen, wurde hier ziemlich unfreundlich angeschissen (wieso stehen die Dinger da, wenn man sie nicht benutzen soll, ihr Helden?!), war dementsprechend angefressen, aber das legte sich schnell, denn ich erwischte den einzigen Sitzplatz mit Stromanschluss im ganzen Boardingbereich. Das war auch dringend nötig, denn meine Handys und mein Rechner waren definitiv nicht mehr vollgeladen ... (Jaha, ich weiß, dass es Powerbanks gibt, mir doch egal!)

Der Abflug verzögert sich ein bisschen, sodass ich jetzt den bisherigen Tagesverlauf schon einmal aufgeschrieben haben, aber heute Abend in Bergamo ergänze ich den natürlich. Mal gucken, welche der drei Kneipen in Hotelnähe, die ich mir ausgeguckt habe, ich am Ende mit meiner Anwesenheit beehre - jedenfalls freue ich mich schon sehr aufs Abendessen ...

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Der Abflug verzögerte sich noch ein bisschen, und erst hatte ich ein bisschen Mitleid mit dem armen Mann am Fenster, der so breit wie ich und noch ein bisschen länger (weniger kurz?) als ich war, neben den ich mich auf meinen Mittelplatz verzog. Ich bin fast sicher, dass das Flugzeug ständig ein bisschen nach rechts zog, denn wir beide machten gefühlt die Hälfte der Masse der Passagiergruppe aus ...

Das Mitleid verzog sich aber dann recht schnell, denn der Typ schnarchte, stöhnte, hustete und machte und tat, sodass sowohl die Frau vor ihm als auch ich froh waren, als wir nach einem ereignislosen Flug eine Stunde nach dem Start schließlich landeten. Wir fuhren mit dem Bus ein paar Meter zum Terminal, ich stürmte durch die Gepäckausgabe, verlief mich, weil die Beschilderung nicht optimal ist (weil die auf Bildschirmen ist und daher nicht dauerhaft anzeigt, wo es zu den Bussen geht). Vor lauter Verlaufen und Am-Automaten-auf-die-anderen-Warten fuhr mir der Bus vor der Nase weg, aber als ich endlich mein 24-Stunden-Ticket in Händen hatte, kam schon der nächste Bus ...

Der "Express"-Bus fuhr auf ganz komischen Schleichwegen, aber kam schließlich am Bahnhof von Bergamo an. Dort war die Hölle los, Jugendliche über Jugendliche, sodass ich mich diesmal achtsam (man weiß ja nie) in Richtung Hotel in Bewegung setzte. Der Check-in klappte problemlos, ich blieb nur sehr kurz auf dem Zimmer und marschierte gleich in Richtung der drei ausgeguckten Kneipen.

Ich lief zur am weitesten entfernten, teuersten und am besten bewerteten, bekam um kurz vor neun gerade so noch einen Tisch und begann mein Ein-Mann-Gelage: Dem Sprudel folgte Bier, dazu gab es Casoncelli bergamesca, eine Art Ravioli, die für Bergamo und die Lombardei typisch ist, mit Speck und Salbei obendrüber, das Ganze in einer wunderbaren Buttersauce - traumhaft gut, auch wenn die Portion typisch italienisch eher klein war.

Es musste ja noch Platz für die secondo piatto sein, und das war Tagliata, also tranchiertes Steak, mit Pilzen und Ofenkartoffeln. Auch das Fleisch war butterbutterzart, ganz wunderbar, ganz grandios ...

Tiramisù und ein Grappa (ja, ich, Grappa, schmeckte furchtbar, wie immer) und ein Espresso wurden als Nachtisch verspeist, dann zahlte ich einen mittleren zweistelligen Eurobetrag, wackelte heim und guckte noch die letzten Minuten des Rugby-WM-Finales im Zimmer ...

Das Abendessen war richtig, richtig schön Urlaub - ganz toll, ganz großartig, aber jetzt freue ich mich aufs Bett! Und morgen wird Bergamo erkundet, zumindest ein bisschen ...

Gute Nacht!

Casoncelli

Tagliata

Freitag, 27. Oktober 2023

Ein paar Kurztrips

... habe ich in den letzten zwei Wochen gemacht, und ein etwas längerer Kurztrip fängt gewissermaßen heute schon so halb und morgen dann so richtig an ...

Am Dienstag letzter Woche überkam mich das Bedürfnis (geschwollener ging's echt nicht mehr ...), noch einen kurzen Spaziergang zu machen und dabei idealerweise eine Staatsgrenze zu überqueren. Also fuhr ich mit dem Bus um kurz nach 17 Uhr in Richtung Weizen und machte mich über den Wiizemersteg auf in Richtung Stühlingen. Für die gut vier Kilometer hatte ich etwas über eine Stunde Zeit, denn der letzte Bus aus Stühlingen fuhr gegen halb sieben.

Außer einem Traktorfahrer, der sein Feld beackerte, begegnete mir kein Mensch, ich lief auf mir teilweise bekannten, teilweise sogar tatsächlich noch unbekannten Pfaden direkt an der Wutach, dem Grenzfluss, entlang und überquerte im Schleitheimer Ortsteil Oberwiesen die schweizerisch-deutsche Grenze ... Ich war so schnell gelaufen (und schwitzte wie ein Biber), dass ich dem Bus sogar noch eine Station entgegenlaufen konnte und erstmals an der katholischen Kirche in Stühlingen in den Bus einstieg. Die erfolgreiche kleine Wanderung wurde in der nahegelegenden Gastronomie zelebriert, war ja klar ...

Letzten Samstag ging es dann recht früh in Richtung Niederrhein, denn vor das Cousinentreffen hatten die Götter das Einkaufen in Venlo in den Niederlanden gesetzt. Schon kurz hinter Freiburg gerieten wir in den ersten Stau, weil vier Schweizer Autos ineinandergefahren waren, und auch insgesamt war recht viel Verkehr, wir überquerten die deutsch-niederländische Grenze auf der Autobahn (das hatten wir an der Stelle auch noch nicht oft gemacht ...) und gingen im gerappelt vollen Venlo einkaufen.

Nachdem das erfolgreich gewesen war (unter anderem hatten wir teuren Aal erstanden, der in den Folgetagen verspeist wurde), fuhren wir in den Heimatort meiner Mutter und trafen uns dort mit ihren Cousinen und teilweise deren Kindern. Das war ein wunderbarer Abend mit gutem Essen und König-Pilsener, der Sonntagmorgen war sogar erträglich, sodass wir nach sehr gutem Frühstück schon einigermaßen zeitig wieder aufbrachen.

Nun hatte ich zwar erst am Vortrag eine Staatsgrenze überquert, aber da wir doch recht gut durchkamen, überzeugte ich meine Mutter, dass wir ein kurzes Stück über die französische Autobahn fahren - gesagt, getan, in Lauterbourg ging es über die Grenze auf die elsässische A35, und kurz vor Achern ging es über die Grenze. Wir waren zu lange ohne Pause (und ohne Getränke) gefahren, sodass die Proviantaufnahme mit Füßevertreten sehr gut ankam. Danach ging es aber stehenden Fußes weiter in den Schwarzwald und auch dort in die örtliche Gastronomie.

Am Mittwoch machte ich noch meinen berühmt-berüchtigten Spaziergang vom Abzweig Schluchsee zurück in die Stadt (örtliche Gastronomie, jaha) und jetzt bin ich auf dem Weg nach Hannover.

Ich werde nur mein größeres Gepäck in meine Bude werfen (und mich für ein paar Stunden ins Bett), ehe es morgen früh schon wieder mit Straßenbahn (zum Hauptbahnhof in Hannover), Zug (nach Düsseldorf und von dort weiter nach Koblenz) und Bus (zum Flughafen Hahn) in Richtung mittelgroße weite Welt geht.

Ich sollte um spätestens 15.32 Uhr am Hahn ankommen (wenn ich nicht gut schlafen kann, schon um 7.20 Uhr die Bahn nehme und alle Anschlüsse klappen sollten, könnte es schon 13.32 Uhr werden), mein Flieger geht um 17.40 Uhr und um 18.55 Uhr sollte ich schon in Bergamo landen. Dann geht es mit dem Bus in die Stadt zum Bahnhof, von dort zu Fuß ins Hotel und hoffentlich zeitnah in eine Kneipe, die das Finale der Rugby-WM zeigt.

Übermorgen gucke ich mir dann Bergamo an, fahre am mittleren Nachmittag zum Flughafen, reise aus dem Schengenraum aus, fliege um 17.25 Uhr nach Marrakesch und sollte dort um 20.45 Uhr landen. Ich habe mir schon einen Transport zum Flughafen organisiert, für den ich nicht in den Schuldturm komme, und dann freue ich mich auf einen entspannten Montag mit Minztee auf der Djemaa el-Fna.

Am Dienstag geht es in aller Herrgottsfrühe um 6.45 Uhr zurück zum Hahn; dort komme ich um 10.30 Uhr an, verpasse den nur alle zwei Stunden fahrenden Bus und starte dann also gegen 12.27 Uhr ins Abenteuer Rückfahrt über Koblenz und Köln nach Hannover. Auch der Dienstagabend dürfte in der örtlichen, hier aber Hannoveraner Gastronomie enden ...

Fotos von der Schweiz-Wanderung gibt es, von den Niederlanden und Frankreich aber nicht:

Blick auf die Wutach bei Sonnenuntergang

Da drüben ist Deutschland

Das Viech ist mitten auf der Grenze


Sonntag, 15. Oktober 2023

Ostern im Kaukasus und im Baltikum

Das ist das Ergebnis der heutigen Abendsession in der Disziplin "Reiseplanung". Nachdem wir gestern - während Jessi und Christian nach ihrem Maribor-Ausflug in ihrer Zagreber Stammkneipe saßen - noch über Ecuador und Hongkong/Taiwan/Philippinen gesprochen hatten, waren wir heute näher an der Heimat unterwegs.

Ich hatte nach Flügen nach Tiflis in Georgien oder Eriwan in Armenien geschaut, und guck mal da: Da war ein Lufthansa-Flug von Frankfurt direkt nach Eriwan. "Ganz billig" ist anders, aber das Ganze war bezahlbar, und zu dem Paket gehörte eigentlich ein Aegean-Airlines-Flug über Athen.

Nun guckte ich aber getrennt nach Hin- und Rückflug und fand einen Rückflug von Tiflis über Riga nach Frankfurt mit einem längeren Aufenthalt in Riga.

So, und jetzt fliegen wir am Gründonnerstag Abend von Frankfurt direkt - mit der Lufthansa (!) - nach Eriwan und am Ostermontag morgens von Tiflis von Riga und am Dienstag ebenfalls morgens von Riga nach Frankfurt zurück.

Von Eriwan nach Tiflis fahren wir mit der Marschrutka, und zwar am Samstag, und in Riga haben wir uns für Ostermontag ein Auto gemietet, mit dem wir - nach aktueller Planung - erst zur litauischen Grenze fahren, diese überqueren, umdrehen, zur estnischen Grenze fahren, diese überqueren, wieder umdrehen und danach nach Riga zurückfahren.

Alles ziemlich verrückt, aber halt vier neue Länder für Jessi und Christian, für mich springt nichts Neues dabei heraus, aber das ist über Ostern halt zunehmend schwierig, weil es keine wirklich günstigen Flüge mehr in Länder gibt, in denen ich noch nicht war (und in denen ich nicht Angst habe, erschossen zu werden - wie zum Beispiel Libyen) - und wenigstens kriege ich in Tiflis hoffentlich ein paar Chinkali zu essen ...

In Armenien haben wir leider nicht so wahnsinnig viel Zeit, aber für die Hauptsehenswürdigkeiten Eriwans wird es hoffentlich reichen, und vielleicht kommen wir auch noch nach Etschmiadsin oder so ... Ganz ausschließen will ich im Moment auch nicht, dass wir uns auch in Eriwan ein Auto mieten, damit das Maximum aus der kurzen Zeit herausholen ...

Am Samstag geht es dann nach Tiflis, und da mieten wir uns - glaube ich - kein Auto, denn in Tiflis gibt es genug zu sehen, am Samstag und auch am Sonntag. Mit Christian an der Seite traue ich mich vielleicht auch mal in ein georgisches Thermalbad, aber das gucken wir mal ...

Wenn uns der Hafer sticht, fahren wir auch zum Saatse Boot in Estland, wo man auf einem kurzen Stück Straße zweimal russisches Gebiet durchquert; auf russischem Territorium darfst du das Auto nicht anhalten, und da durchlaufen darf man auch nicht ...

Dort zum Saatse Boot müssten wir aber insgesamt - mit Litauen und so - mindestens zehn Stunden (hin und zurück) unterwegs sein, das ist wahrscheinlich ein bisschen viel ...

So fahren wir wahrscheinlich erst nach Litauen und dann - am Rigaischen Meerbusen entlang - nach Estland, bevor wir in Riga in der Altstadt irgendwo zu Abend essen werden.

Am Dienstag muss ich dann einen Tag Urlaub nehmen, aber in Estland und Litauen war ich seit dann mehr als 13 Jahren nicht mehr, da wird es Zeit ...

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Am Freitag Abend nach Feierabend bin ich mal wieder kurz zum Wiizemersteg gefahren und habe mich - es war noch einmal spätsommerlich warm - einfach auf Schweizer Seite auf eine Bank gesetzt. Herrlich!

Auf der Bank in der Schweiz

Der Wiizemersteg

Sonntag, 8. Oktober 2023

Einen Azubi-Kahnfahrer

... hatten wir heute im Spreewald, aber der machte seine Sache gut, zumal der Ausbilder quasi als Fahrgast mit im Kahn saß - und sehr viele interessante Informationen preisgab.

Das Aufstehen heute Morgen ging recht gut, auch weil ich gestern früh ins Bett gegangen war, und so erwischte ich sogar eine Bahn vor der eigentlich geplanten. Die gewonnene Zeit nutzte ich wieder zum Frühstück, und wider Erwarten fuhr der ICE nach Berlin heute fast pünktlich ab und kam - Wunder gibt es immer wieder - pünktlich in Berlin Ostbahnhof an.

Jessi und Christian warteten schon am Gleis für die Weiterfahrt nach Lübbenau, und wir fanden im Zug auch ein schönes Viererabteil. So fuhren wir durch die brandenburgische Landschaft, bis wir in Lübbenau (Spreewald) ausstiegen und die viertelstündige Wanderung zum Kahnhafen in Angriff nahmen.

Wir okkupierten den gerade angekommenen Kahn, der sich binnen zehn, fünfzehn Minuten füllte, sodass wir gegen 12.15 Uhr auf Tour gingen. Den ersten Zwischenhalt machten wir am Gurkenstand, dort wurden Schmalzbrote und Gurken vertilgt, dann ging es durch die malerischen Fließe des Oberspreewaldes in Richtung Lehde. Dort machten wir - die Zeit verflog - eine vierzigminütige Pause - bei der Bestellung des heimischen Bieres konnte ich mir keine Minute den Namen des Bieres merken ...

Pünktlich um 14 Uhr fuhren wir wieder zurück nach Lübbenau, tranken noch einen Gurkenschnaps (pfui Deibel) und erwischten gerade noch die frühe Bahn zurück nach Berlin.

Vom Ostbahnhof fuhren wir mit dem Bus und fielen bei einem - unglaublich leckeren - Italiener in Friedrichshain ein. Beim Versuch, eine Absackerkneipe zu finden, hatten wir ein bisschen Pech, die erste angepeilte Kneipe hatte heute zu, die zweite war eine Raucherkneipe und sprach uns nicht richtig an, die dritte machte erst um 18 Uhr auf (es war kurz vor 18 Uhr), aber sah insgesamt recht einladend aus, sodass wir eine Viertelstunde in der Gegend herumstanden und dann in der Kneipe des sympathischen Österreichers einkehrten.

Ich konsumierte ein Rothaus-Pils, aber dann war bei uns allen dreien der Ofen aus; wir brachen auf, ich fand meine Bushaltestelle nur unter großen Mühen, sitze jetzt aber im ICE nach Hannover und bin glücklich.

Das Wochenende war nicht ganz unanstrengend, aber wunderbar - sehr, sehr schön ... Jessi und Christian fliegen morgen zurück nach Luxemburg, und ich werde bei der Arbeit aufschlagen müssen ...

Fotos vom Spreewald gibbet natürlich auch:

Im Kahnhafen in Lübbenau

Spreewald

Abzweigung

Malerisch I

Malerisch II

Maximal 50 km/h!

Unser Kahn beim Einparken

Kneipe unterwegs

Samstag, 7. Oktober 2023

Spontan nach Magdeburg

... durchgestartet sind wir heute nach dem Spaziergang durch den Park Sanssouci in Potsdam, denn nachdem wir gestern Berlin als neuntes gemeinsam bereistes Bundesland geschossen hatten und heute dann Brandenburg als zehntes, dachten wir, dass wir auch die elf noch klar machen könnten ...

Erst einmal kam ich heute Morgen aber - natürlich - eine Dreiviertelstunde zu spät; die Dreiviertelstunde Verspätung, mit der mein Zug in Hannover ankam, nutzte ich zum Frühstück, und nach meiner Ankunft in Berlin-Spandau (Jessi und Christian waren zum Zeitvertrieb mit der Ring-S-Bahn gefahren ...) ging es schnurstracks in Richtung Potsdam.

Am Bahnhof Sanssouci stiegen wir aus und spazierten vorbei am Neuen Palais zum (durchaus einen neuen Anstrich benötigenden) Belvedere. Von dort ging es an der Orangerie vorbei zum Schloss Sanssouci, die Treppen hinunter und dann zum Mittagessen von der Salatbar beim REWE.

Weil wir die Bahn in Richtung Sachsen-Anhalt knapp verpassen würden, fuhren wir nach der Ankunft am Potsdamer Hauptbahnhof ein Stückchen in Richtung Berlin, stiegen am Wannsee aus, guckten uns selbigen kurz an und stiegen in den Regionalexpress nach Magdeburg.

Da der Magdeburger Hauptbahnhof renoviert wird, mussten wir in Neustadt aussteigen, fuhren mit der Straßenbahn in die Stadt und aßen bei einem Asiaten sehr lecker. Ein letzter Absacker im Brauhaus folgte, bevor wir zum Bahnhof Neustadt zurückfuhren und uns dort trennten.

Jessi und Christian sitzen im Regionalexpress nach Frankfurt an der Oder, der auch am Ostbahnhof hält, und ich sitze im IC nach Hannover und komme heute mal halbwegs früh ins Bett ...

Ein schöner Tag war's, mit unerwarteter Abendessenstätte, aber mit Deutschlandticket kann man so spontane Sachen halt mal machen ...

Morgen geht es dann in Richtung Spreewald, da bin ich auch schon sehr gespannt!

Neues Palais

Belvedere

Zur Orangerie

Bei der Orangerie

Orangerie (nicht Alhambra!)

Sorglos

... bei dem Blick

... und zurück

Mit Fontäne