Nachdem ich - stundenlang - Blog geschrieben und mit den Fotos gekämpft hatte, machte ich noch einen kleinen Spaziergang in Richtung State Department House und kaufte - das Kaufhaus hätte in jede deutsche Großstadt gepasst - ein paar (wenige) Souvenirs, darunter die obligatorische Mütze mit lokalem Motiv, hier dem Staatssymbol Soyombo, für mich.
Danach stiefelte ich weiter in Richtung Zirkus, denn dort in der Nähe sollte eine schöne Bierbeiz sein. Ohja, schön war sie, auch hier machten sie ein ziemlich auf deutsch bzw. bayrisch, und auch eine Karte bekam ich schnell. Ich bestellte ein Bier (die Bedienung sprach kein Englisch) per Zeigen und signalisierte, dass ich zur Essensauswahl noch etwas Zeit bräuchte.
Ein paar Minuten später war ich fertig mit der Auswahl und klappte die Speisekarte zu, als eine andere Bedienung kam und die Karte entgegennahm. Ich nahm gerade Anlauf zum Bestellen, da war die Dame schon wieder am nächsten Tisch. Öhm, ich hab doch Hunger!
Ich trank mein Bier und bestellte noch einmal - wieder mit Handzeichen - bei "meiner" Kellnerin die Karte, die kam auch, aber ich konnte kein Bier bestellen, weil auch die wieder fluchtartig meinen Tisch verließ.
Als ich dann endlich ausgewählt hatte und ihr ein Zeichen gab, kam sie, ich zeigte ihr alles, was ich wollte, das schien zu klappen (sie kam nachher noch mal und signalisierte mir, dass die Lammkeulen aus wären, daher entschied ich mich dann für das Lammsteak).
Freude der Sonne, das Essen dort war fantastisch, das muss ich schon sagen - auch wenn Vorspeise und Hauptgericht gemeinsam kamen, aber sowohl der Salat mit Rindfleischpattys als auch das Lammsteak schmeckten vorzüglich und waren vor allem - nicht unbedingt üblich für die Mongolei - auch sehr ansprechend gewürzt.
Nach dem Essen wurden abgeräumt, und ich signalisierte durch Anzeige der Höhe eines Bierglases mit beiden Zeigefingern, dass ich ein drittes Bier möchte. Die Bedienung nickte freundlich - und nichts passierte. Nach zehn Minuten rief ich sie noch einmal, sagte "pivo", was wohl auch im Mongolischen Bier bedeutet, sie nickte wieder freundlich - und nichts passierte. Wieder wartete ich zehn Minuten, bis ich sie - jetzt doch ein wenig gereizter - nochmal rief (sie kam ja immer brav an den Tisch) und noch einmal "pivo", "beer" und alle möglichen Sprachen anwandte. Jetzt mischte sich der Mongole vom Nebentisch ein, der ein wenig Englisch sprach und fragte, ob er helfen könne. Ich erläuterte ihm, dass ich einigermaßen verzweifelt sei, weil ich doch nur das gleiche Bier wie vorher habe wolle. Er erklärte der Bedienung das, und dann bekam ich - endlich - das Bier.
Dafür, dass der Kollesch in den USA im College gewesen sein will, sprach er jetzt nicht so wirklich bombastisches Englisch, aber ich war ihm sehr dankbar für seine Unterstützung.
Das Ende des Lieds war, dass jetzt zwei Bier quasi gleichzeitig kamen ...
Freunde, Freunde, am Ende sollte ich ein Bier mehr zahlen als konsumiert, aber das wurde dann einigermaßen zügig zurückgebucht, aber Trinkgeld gab es eben keines mehr.
Damit man mich nicht falsch versteht: Ich kann hier in der Mongolei nicht erwarten, dass die Bedienung Englisch (oder gar Deutsch) versteht, aber wenn ich etwas zeige und sie nickt, dann signalisiert das doch überall in der Welt, dass sie verstanden hat, was ich will. Und wenn sie es nicht versteht, muss sie halt jemanden holen oder Google Translate bemühen (das traute ich mich nicht, weil Google Translate "Bier" mit "Schar airag" übersetzte - und am Ende kriege ich noch fermentierte Stutenmilch vorgesetzt ...), denn als es am Ende ans Zahlen ging, da konnte sie das Übersetzungsprogramm bedienen ... Sachen gibt's!
Den Weg heim fand ich unbeschadet, ging ins Bett und schlief heute Morgen erst einmal in Ruhe aus.
Danach frühstückte ich hier im Hotel ganz entspannt und lief (in meinem Kiez kenne ich mich inzwischen fast aus) in Richtung Nationalmuseum. Die drei Euro Eintritt lohnen sich durchaus, auch wenn ich viele Ausstellungsstücke so oder ähnlich schon in Karakorum gesehen hatte. Ganz besonders angetan hatte es mir natürlich die Replika des Grenzsteins, den die Mongolen am östlichsten, westlichsten, nördlichsten und südlichsten Punkt des Landes aufgestellt haben - wenn es den als Miniatur im Souvenirshop gegeben hätte, hätte ich den mitgenommen, gab's aber leider nicht ...
Ich träumte noch ein bisschen auf dem Dschingis-Platz herum und marschierte dann zu einem Irish Pub. Dort trank ich lecker dunkles Chinggis-Bier und aß einen - fantastischen - Doppel-Lammspieß. Aber auch hier hatte ich die Karte bekommen, ausgewählt, zugeklappt und dann vergeblich darum gewartet, dass der Ober an den Tisch kam und meine Bestellung aufnahm. Wahrscheinlich muss man hier wirklich aktiv rufen, auch wenn ich das nicht so richtig verstehe - ein Gast, der in ein Restaurant geht und auf dem Trockenen sitzt, was soll der denn groß wollen außer Bestellen? Hm, alles schräg ...
Ich ging jedenfalls entspannt nach Hause, kaufte unterwegs noch ein Frühstück für morgen (oder Mitternachtssnack für heute Nacht) und sah beim CU (ich habe gefühlt alle Läden dieser Kette in der Stadt durch) ein Fläschchen Airag stehen. Da konnte ich nicht widerstehen und nahm das auch mit.
Ich trank den Airag im Hotelzimmer und muss gestehen, in der Atmosphäre der Nomadenjurten schmeckt das Zeug besser ...
Jetzt sitze ich auf dem Bett, habe schon den Koffer gepackt (naja, alles in den Koffer geschmissen ...), gehe gleich noch Zähne putzen und dann früh ins Bett, denn morgen um 5 Uhr klingelt der Wecker, damit ich pünktlich um 6.30 Uhr zum Flughafen gebracht werden kann.
Ein Fazit gibt es morgen aus dem Zug von Frankfurt nach Hannover, aber ich habe wenig Zweifel, dass es mit "Es war toll" anfängt und die Drohung beinhalten wird, bald wieder in dieses wunderbare Land zu kommen.
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