Meine Länder

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Sonntag, 4. September 2022

Joa, Deutschland halt

Die Geschichte des heutigen Tages ist eigentlich recht schnell erzählt: Der Wecker um 5 Uhr war grausam und wurde deshalb um 5.15 Uhr und 5.30 Uhr noch einmal bemüht, es ging unter die (wunderbare) Dusche, der Koffer wurde final gepackt (das heißt, mit Gewalt geschlossen), der Rucksack gepackt, um 6.15 Uhr verließ ich das Zimmer, checkte aus, mein Fahrer war schon da, und schon waren wir unterwegs.

Die Stadt war am Sonntagmorgen wieder ziemlich leer, sodass wir sehr gut vorankamen und gegen 7.15 Uhr am Flughafen waren. Am Flughafen war zwar die Hölle los, aber das waren alles Leute, die mit dem Check-in noch nicht dran waren; als ich mich durch die Meute gekämpft hatte, war die Frankfurt-Schlange sehr leer. Ich konnte nach wenigen Minuten Wartezeit einchecken, ging schon durch die Sicherheits- und Passkontrolle (Erstere sehr schnell, Zweitere eher nicht so ...) und war schon um 7.45 Uhr oder so, also zweieinhalb Stunden vor Abflug im Gate-Bereich.

Dort suchte - und fand - ich eine der wenigen Steckdosen, steckte meinen Rechner dort ein und surfte (kostenfrei) im Internet. Zwischendurch entdeckte ich noch einen MIAT-Flieger mit BVB-Lackierung (die mongolische Fluggesellschaft und Borussia Dortmund haben eine strategische Partnerschaft für den asiatischen Markt) und einen mongolischen Grenzpfosten (wären mir die Mongolen nicht schon vorher sehr sympathisch gewesen, wären sie es spätestens nach dem gestrigen und heutigen Tag mit den ausgestellten Grenzpfosten gewesen ...).

Ich boardete als einer der Letzten, aber der Flieger war recht voll und eine recht unruhige Dame saß neben mir, aber ich guckte eine weitere Serienstaffel fast zu Ende, sodass die mich nicht so arg störte. Diesmal flogen wir über Russland, und ich hatte durchaus gute Blicke auf ... das müsste der Jenissei gewesen sein, später flogen wir direkt über Moskau (leider war da nicht gut zu sehen) und danach über die kurische Nehrung.

Mit ein bisschen Verspätung landeten wir in Frankfurt, die Einreise ging sehr schnell, die Kofferausgabe leider nicht (aber immer noch schneller als die ursprüngliche Anzeige von einer halben Stunde Wartezeit, unfassbar!), dadurch verpasste ich den früheren ICE und fuhr deswegen mit der S-Bahn zum Frankfurter Hauptbahnhof, wo ich in einen suizidbedingten Ersatz-ICE einstieg und jetzt unterwegs nach Hannover bin, wo ich kurz nach 18.30 Uhr ankommen sollte.

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Selten war ich auf ein Land so gespannt gewesen wie auf die Mongolei, selten hat mich ein Land so fasziniert, was auch daran liegen mag, dass ich diese geführte Tour mitgemacht habe (normalerweise mache ich so etwas ja eher nicht, weil ich alles selbst organisieren will). Diese Einblicke in die Nomadenkultur hätte ich aber ohne die Tour, glaube ich, nicht bekommen, weil einfach die Sprachbarriere mit den Nomaden kaum überwindbar gewesen wäre. Insbesondere hätte ich jetzt auf Anhieb nicht gewusst, wie ich diese Übernachtung in meiner Gastgeberfamilie der ersten Nacht hätte buchen sollen. Mal gucken, es kann aber durchaus sein, dass ich die prinzipielle Organisation meiner Reiserei in Zukunft behutsam anpasse und öfter mal so ein paar geführte Tage einstreue.

Die Tage in Ulan Bator waren sehr spannend, obwohl - oder gerade weil - die mongolische Hauptstadt eine mehr oder weniger normale Millionenstadt ist. Die Menschen (und zwar Weiblein wie Männlein) dort sitzen abends im Pub (oder im Brauhaus), trinken ein Bierchen oder auch mal Wodka, surfen dabei mit ihren Smartphones im Internet und machen sich eine gemütliche Zeit. Sie gehen in kleine oder große Supermärkte einkaufen, in denen es südkoreanische, japanische, europäische und amerikanische Markenprodukte gibt, der eine oder andere wird sicher auch zu Burger King oder KFC gehen (McDonald's habe ich tatsächlich nicht gesehen, aber kann auch sein, dass ich die übersehen habe), und im Bus wird mit Chipkarten gezahlt (was es für den Touristen halt dann ein bisschen schwierig macht, "spontan" mal Bus zu fahren ...).

Natürlich gibt es in Ulan Bator auch wichtige Sehenswürdigkeiten, vom Gandan- und Tschoidschin-Lama-Kloster und vom Winterpalast habe ich berichtet, vom Dschingis-Platz und vom Nationalmuseum auch, aber was mich eben an Ulan Bator wirklich umgehauen hat, war, wie westlich sich das dort alles anfühlt.

Ganz anders kann es aussehen, wenn du aus der Stadt herausfährst - von der atemberaubenden Landschaft habe ich schon ausgiebig geschwärmt, auch weil ich nicht mit diesem Abwechslungsreichtum gerechnet hätte: Steppe ja, klar, aber viel grüner als in meiner Vorstellung, die Halbwüste war sehr spannend und der Tereldsch-Nationalpark mit seinem riesigen Baumbestand sowieso.

Diese Ungleichzeitigkeit der Nomaden mit ihrer einerseits uralten Kultur, dem Tierdung auf der Wiese, wo man geht und steht, die urtümlichen Öfen in den ebenso urtümlichen Jurten, andererseits aber eben auch den Solaranlagen, den Satellitenschüsseln, den Basketballkörben neben der Jurte und den Handys am Ohr, das war lustig und unglaublich zugleich.

Überall aber hatte ich das Gefühl, dass die Menschen im Aufbruch sind, Ulan Bator fühlt sich sehr jung an, woran die Vielzahl von Hochschulen und Studenten sicher Anteil haben wird, aber auch auf dem Land merkst du, dass die Menschen zwar ihre Traditionen hochhalten, aber eben auch mit der Zeit gehen wollen: Der Internetzugang auch außerhalb Ulan Bators war superschnell, und die touristischeren Jurtencamps modernisieren und professionalisieren sich ganz offensichtlich. Natürlich geht es auch mal ein paar Tage ohne Dusche und auch mal mit Plumpsklo, aber die geschäftstüchtigen Mongolen haben schon erkannt, dass die meisten Touristen zwar stilecht in einer Jurte übernachten wollen, aber eine Dusche und eine Toilette, möglichst an der Jurte dran (gibt es!), und eine Fußbodenheizung halt schon zu schätzen wissen.

Eine Woche Mongolei reicht natürlich nicht aus, um das ganze Land zu erkunden, aber andererseits waren die vier Tage auf Tour nicht soooo anstrengend, wie es vielleicht den Eindruck machte, und gestern habe ich einen ziemlich faulen Tag gemacht. Urlaub war es deshalb wirklich (auch den Rückflug fand ich nicht so wahnsinnig anstrengend, auch wenn man sich immer wieder klarmachen muss, dass der Flug in die Mongolei länger dauert als der nach New York), aber eine weitere Woche mehr hätte dazu geführt, dass man mal ins Altai-Gebirge oder in die Gobi hätte fliegen können.

Doch heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, (fast) keine Frage ... (Jetzt habe ich gar nicht mit "Es war toll" angefangen, naja, bisschen überraschen muss man den Leser ja auch!)

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Fotos von heute:
Autobahn zum Flughafen

Grenzpfosten am Flughafen

Blick auf (wahrscheinlich) den Jenissei

Blick auf die kurische Nehrung

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